die wirkung von licht auf wohlbefinden

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DIE WIRKUNG VON LICHT
AUF WOHLBEFINDEN, ARBEITSLEISTUNG UND
VISUELLE WAHRNEHMUNG
Referent:
Dr. Nino Wessolowski
Medical School Hamburg
Dr. Nino Wessolowski
Wirkung von Licht auf Wohlbefinden, Arbeitsleistung und
visuelle Wahrnehmung
Den vielseitigen Einfluss von Licht erleben wir selbst jeden Tag und reagieren mit unterschiedlichen
Verhaltensweisen darauf: Jeder kennt die große Aktivität und positive Stimmung, die von dem Licht an
Sommertagen ausgeht. Ebenso kennen wir die niedergeschlagene Stimmung und Antriebslosigkeit an dunklen,
regnerischen Herbsttagen. Zugleich ist uns auch die wohltuende und beruhigende Wirkung von Kaminfeuer und
Kerzen bekannt. Diese Wirkungen von Licht kennen wir alle aus unserem Alltag!
Licht wirkt sich auch auf die menschliche Arbeitsleistung im Büro aus. So führt Licht mit hoher
Beleuchtungsstärke in tageslichtweißer Farbe zu erhöhter Aufmerksamkeit. Mit solchem Licht kann
beispielsweise die Leistungsfähigkeit von Nachtschichtarbeitern erhöht und die Vigilanz, die
Daueraufmerksamkeit, gesteigert werden (Fleischer, 2001; Figuerio et al 2001; Boyce et al, 1997; Campbell,
1990). Auch die Leseleistung, die Aufmerksamkeit/Konzentration erfordert, kann deutlich gesteigert werden
(Barkmann, Wessolowski & Schulte-Markwort, 2012). Eigene Studien zeigen Konzentrationssteigerungen im
regulären Schulunterricht z.B. bei Leistungs- und Einzelarbeiten (siehe Abbildung 1) als auch im Einsatz in der
Kinder- und Jugendpsychiatrie (Auras, Barkmann, Niemeyer, Schulte-Markwort & Wessolowski, 2016).
18,0
17,0
Anzahl Fehler (gesamt)
16,0
16,3
16,4
15,0
14,0
13,7
13,0
IG
KG
12,0
11,0
10,0
9,0
9,0
8,0
1
2
Modul
Abbildung 1: Signifikante Veränderung der Fehleranzahl im d2-Konzentrationstest zwischen t1 (alle Klassen mit
Vergleichslicht) und t2 (1 Monat später, Interventionsgruppe mit Konzentrationslicht, Kontrollklasse mit Vergleichslicht).
2
(F=2.983, df=1, p=.044, η =.034)
Für face to face Kommunikation und Telefonate erweist sich dagegen Licht in warmweißer Farbe mit niedriger
Beleuchtungsstärke als vorteilhaft wie Studien aus der Büroarbeitswelt zeigen. Beispielsweise werden
Bewerbungsunterlagen imaginärer Angestellter unter solcher Beleuchtung positiver bewertet und die
Zusammenarbeit in Konfliktsituationen gelingt besser als bei anderer Beleuchtung (Fleischer 2001; Baron &
Rea, 1991; Kneez 1998). Mit Einsatz eines optischen Messverfahrens konnte in eigenen Studien ein Rückgang
von motorischer Unruhe in Regelschulen (siehe Abbildung 2; bzw. Wessolowski, Koenig, Barkmann & SchulteMarkwort, 2014) als auch bei der Anwendung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie nachgewiesen werden
(Auras, Barkmann, Schulte-Markwort & Wessolowski, 2016).
optische Messung motorische Unruhe
1800
1600
1437
1400
1280
1200
1205
1146
1176
1000
IG
800
KG
712
600
336
445
400
200
0
2,5min
5 min
7,5 min
10 min
Abbildung 2:Messung motorischer Unruhe: Interventionsgruppe mit Lichtprogramm „Beruhigen“ und Kontrollgruppe mit
Vergleichslicht (zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholungen, Gruppe x Zeit, n = 56, df = 3, F = 3.491, p = .018, η2
= .065)
Dies legt nahe, die Beleuchtung für die unterschiedlichen Lern- und Leistungssituationen zu optimieren und
einen dynamischen (veränderbaren) Ansatz bei der Beleuchtung zu verfolgen. Auf diese Weise können auch
individuelle Vorlieben und Bedürfnisse an die Beleuchtung besser berücksichtigt werden.
Abbildung 3 und 4: Dynamisches Licht im Klassenzimmer (links Lichtprogramm „Konzentriertes Arbeiten“, rechts
Lichtprogramm „Beruhigen“).
Nicht zuletzt ist auch die visuelle Wirkung von Licht bei der Raumplanung und Verwendung von Oberflächen und
Einrichtungsgegenständen zu berücksichtigen(vgl. Greule, 2016; Baer 2006): So sollten direkte und indirekte
Blendungen sowie das Phänomen der psychologischen Blendung vermieden werden, die Wirkung des Lichts auf
die Farbwiedergabe von Oberflächen und Gegenständen beachtet werden, sowie umgekehrt die Reflektionen
von Oberflächen und Gegenständen auf den Farbeindruck des Lichtes berücksichtigt werden. Beispielsweise
sorgen Holzoberflächen für einen warmen Farbeindruck des Lichts. Auch sollte eine gleichmäßige Ausleuchtung
aus Gründen der Sicherheit und wenig Adaptionsarbeit der Augen einerseits und anderseits Kontrasteffekte
kombiniert werden z.B. um den Blick mit einem Spot auf einen bestimmten Gegenstand zu richten, räumliche
Besonderheiten wie Fachwerk oder Säulen mit indirektem Licht hervorheben und generell einer zu eintönigen
Beleuchtung entgegen wirken.
Literaturempfehlungen
Greule, R. (2016). Licht und Beleuchtung im Medienbereich. München: Carl Hanser Verlag.
Baer, R. (2006). Grundlagen Beleuchtungstechnik. Berlin: Huss-Medien.
licht.de (2014). Licht.wissen 19: Wirkung von Licht auf den Menschen. Zugriff am 23.12.2016
www.licht.de/fileadmin/Publikationen_Downloads/1403_lw19_Wirkung_auf_Mensch_web.pdf
Rea, M. S. (2002). Light - much more than vision. Zugriff am 25.11.2009
www.lrc.rpi.edu/programs/lightHealth/pdf/moreThanVision.pdf9
Wessolowski, N. (2014). „Wirksamkeit von Dynamischem Licht im Schulunterricht“. Dissertation,
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg. Zugriff am 23.12.2016 ediss.sub.unihamburg.de/volltexte/2014/6759/pdf/Dissertation.pdf
Weitere Literaturquellen
Auras, M. I., Barkmann, C., Niemeyer, M., Schulte-Markwort, M., Wessolowski, N. (2016). Wirksamkeit von
variablem Licht in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie, 44(2), 148157.
Barkmann, C., Wessolowski, N., & Schulte-Markwort, M. (2012). Efficacy and Applicability of Dynamic Light in
Schools. Physiology & Behavior, 129(5), 565-581.
Baron, R. A. & Rea, M. S. (1991). Lighting to soothe the mood - Color and illuminance affect our moods. LD+A,
1991(December), 30-32.
Boyce, P., Beckstead, J. W., Eklund, N. H., Strobel, R. & Rea, M. S. (1997). Lighting the graveyard shift: The
influence of a daylight-simulating skylight on task performance and mood of night-shift workers. Lighting
Research and Technology, 29(3), 105-134.
Campbell, S. S. & Dawson, D. (1990). Enhancement of Nighttime Alertness and Performance with Bright Ambient
Light. Physiology & Behavior, 48, 317-320.
Figueiro, M. G., Rea, M. S., Boyce, P., White, R. & Kolberg, K. (2001). The effects of bright light on day and night
shift nurses' performance and well-being in the NICU. Neonatal Intens Care, 14(1), 29-32.
Fleischer, S. E. (2001). Die psychologische Wirkung veränderlicher Kunstlichtsituationen auf den Menschen. TU
Berlin, Berlin.
Knez, I. & Enmarker, I. (1998). Effects of Office Lighting on Mood and Cognitive Performance And A Gender Effect
in Work-xRelated Judgment. Environment and Behavior, 30(4), 553-567.
Wessolowski, N., Koenig, H., Schulte-Markwort, M., & Barkmann, C. (2014°). The Effect of Variable Light on the
Fidgetiness and Social Behavior of Pupils in School. Journal of Environmental Psychology, 39(2014), 101-108.
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