clinicus Oktober 2013

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Clinicus
Nachrichten aus dem Klinikum Freising für Ärzte
Thema dieser Ausgabe:
Operative Gynäkologie
Bis zu 70% der über
30-jährigen Frauen in
Deutschland sind von einem
Uterusmyom betroffen. Die Abteilung für
Gynäkologie und Geburtshilfe im Klinikum
Freising bietet verschiedene operativ-chirurgische
Therapiemöglichkeiten an. Abhängig vom Alter, dem
Wunsch der Patientin nach Organerhalt und den Kriterien
der Patientenzufriedenheit versuchen wir zusammen mit den
betroffenen Frauen die individuell optimale Entscheidung zu treffen. Für die
junge bzw. jüngere Patientin mit möglicherweise noch nicht abgeschlossener
Familienplanung oder bei Wunsch nach Organerhalt können im Klinikum Freising
Myome hysteroskopisch oder laparoskopisch entfernt werden; eine Laparotomie
bleibt die Ausnahme. Hauptindikation für eine Hysterektomie ist der Wunsch der
Patientin nach einer definitiven Behandlung bei abgeschlossener Familienplanung.
Die abdominale Hysterektomie ist mit einem höheren Maß an Morbidität (Blutverlust, postoperative Schmerzen, längerer Klinikaufenthalt, verlängerte Rekonvaleszenz) verbunden. Weitaus schonendere Verfahren sind die vaginale Hysterektomie
sowie die laparoskopischen OP-Verfahren.
In der gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung werden neben den üblichen vaginaloperativen Verfahren (bei Bedarf auch abdominaloperativ) zunehmend mehr die
laparoskopischen Verfahren durchgeführt. Zum Beispiel LASH, die laparoskopisch
assistierte suprazervikale Hysterektomie: hier wird im Rahmen der „SchlüssellochChirurgie“ der Gebärmutterkörper nach Entfernung vom Halteapparat im Abdomen
zerkleinert und so nach extraabdominal gebracht. Dabei bleibt der Gebärmutterhals erhalten. Bei der TLH, der totalen laparoskopischen Hysterektomie, wird ebenfalls im Rahmen der „Schlüsselloch-Chirurgie“die Gebärmutter samt Gebärmutterhals nach Lösung aus dem Halteapparat vaginal entfernt. Die benötigte Öffnung
in der Vagina wird schließlich laparoskopisch mit mehreren Nähten verschlossen.
Diese beiden aufgezeigten laparoskopischen OP-Methoden zur Entfernung der
24. Ausgabe | Oktober 2013
Uterus myomatosus
Gebärmutter bieten im Vergleich zu den herkömmlichen Hysterektomie-Verfahren mehrere Vorteile: eine kürzere OP-Zeit, in der Regel deutlich weniger
Blutverlust, postoperativ deutlich weniger Schmerzen, dadurch rasche Mobilisierung der Patientin, eine enorme Verkürzung der Aufenthaltsdauer im Klinikum und eine deutlich reduzierte postoperative Rekonvaleszenz im Vergleich
zur herkömmlichen Hysterektomie.
Intraoperative Komplikationen wie Blasen- oder Ureterläsion und starke, damit
gegebenenfalls transfusionspflichtige Blutungen sind seltener als bei einer
Laparotomie. Besonders ältere Frauen, Nullipara und adipöse Patientinnen wie
auch voroperierte Frauen profitieren von dieser minimal-invasiven Chirurgie.
Versucht man, die zwei laparoskopischen OP-Methoden zur Entfernung der
Gebärmutter zu vergleichen, so ist laut Literatur bei der LASH die geringere
Komplikationsrate zu verzeichnen. Aber es gibt auch Nachteile bei der LASH –
und zwar persistierende zyklische Blutungen (5 – 15%) und spätere Zervixpathologien (2-5%). Weder in Hinblick auf die Dyspareunie noch auf die sexuelle Zufriedenheit nach der Operation ist laut Literatur die subtotale Hysterektomie von Vorteil.
Im Klinikum Freising führen wir die oben genannten OP-Verfahren regelmässig durch. Unsere Patientinnen können wir danach rasch, hoch zufrieden und
erleichtert aus unserer stationären Behandlung entlassen.
Dr. Jürgen Krause, leitender Oberarzt
Laparoskopische Hysterektomie –
Standardeingriff oder Wagnis?
Patientin lässt sich im Klinikum Freising
die Gebärmutter und die beiden Eileiter
laparoskopisch entfernen.
Kerstin Patzlaff
Gebärmutterentfernung – ja oder nein? Mit
dieser Frage musste sich Kerstin Patzlaff
auseinandersetzen, als sie mit der Verdachtsdiagnose Uterus myomatosus vom Facharzt
ins Klinikum Freising eingewiesen wurde.
Die 45-jährige war noch nie schwanger und
klagte über Hypermenorrhoe mit Dysmenorrhoe. Nachdem die Patientin in der Abteilung
für Gynäkologie und Geburtshilfe untersucht
und über die verschiedenen Therapieoptionen ausführlich aufgeklärt wurde, hat sie sich
22. Ausgabe | April 2013
nach einer ausreichenden Bedenkzeit zu einer
laparoskopischen Entfernung der gesamten
Gebärmutter inklusive der beiden Eileiter entschlossen. Eine Entscheidung, die sie noch
keinen Tag bereut hat.
Frau Patzlaff, Sie haben zuerst mit dem leitenden Oberarzt, Herrn Dr. Krause, die verschiedenen Therapieoptionen besprochen. Welchen
Eindruck hatten Sie von dem Aufnahmegespräch?
Ich habe mich von Anfang an gut aufgehoben gefühlt. Das Gespräch war fachlich sehr
aufschlussreich und auch menschlich wurde
ich sehr gut betreut. Deshalb war ich wegen
der Operation gar nicht aufgeregt. Erst direkt
bevor es in den OP-Saal ging, stieg die Nervosität. Es war meine erste Operation.
Der Eingriff ist aus ärztlicher Sicht reibungslos
verlaufen. Wie ging es Ihnen nach der OP, als
Sie aus der Narkose aufgewacht sind?
Ich war total überrascht, dass ich kaum
Schmerzen hatte. Auch mein Kreislauf war
stabil und äußerlich hat man bis auf vier kleine Schnitte ebenfalls kaum etwas gesehen.
Ich hatte ein Bauchziehen, als wie wenn ich
meine Periode hätte. Bei der Chefarztvisite am
nächsten Tag sind Chefarzt Dr. Vincenti und
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elektronischer Form (pdf-Format) per
E-Mail zusenden lassen.
Auf www.klinikum-freising.de
finden Sie den Newsletter unter dem
Menüpunkt Presse – Newsletter clinicus.
Ambulante
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für Patienten mit Diabetes
mellitus Typ 2
Schulungen finden
immer vormittags von
10.00 – 11.30 Uhr statt.
Kurstermine und weitere Informationen gibt es bei Claudia
Schulz, Diabetesberaterin DDG.
T 08161 24-3166
[email protected]
Dr. Krause sofort auf meine Rückmeldung eingegangen. Nach 24 Stunden hatte ich dann
aber überhaupt keine Schmerzen mehr. Das
tolle Zimmer und der Panorama-Blick auf die
Alpen haben mir bei der Erholung geholfen.
Physisch ging es Ihnen also gut. Psychisch
hatte Sie dann aber der Verlust der Gebärmutter beschäftigt.
Auf der Station bin ich natürlich vielen werdenden Müttern und Vätern begegnet. Dadurch wurde mir die Endgültigkeit bewusst,
dass ich keine Kinder mehr bekommen kann.
Jedoch konnte ich andere Qualitäten des
Frau-Seins entdecken. Jetzt fühle ich mich
zum Beispiel freier.
Wie geht es Ihnen jetzt, ein halbes Jahr nach
der OP?
Mir geht es sehr gut. Sowohl körperlich als
auch psychisch. Für mich war die Gebärmutterentfernung ein guter Schritt und ich bin
froh, dass ich mich im Klinikum Freising operieren habe lassen. Ich kann die geburtshilflich-gynäkologische Abteilung definitiv weiterempfehlen.
Das Interview führte Karin Schinnerl,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Inkontinenz-Operation:
Gute Erfahrungen mit dem TVT
Editorial
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
Schematische Darstellung des TVT-Bandes im weiblichen Becken
Aufgabe der Urogynäkologie ist die Diagnostik
und Therapie von Störungen und Defekten des
Beckenbodensystems. Um für jede Patientin
eine individuelle Therapie zu finden, ist die
Einbeziehung von Anatomie und Funktion der
Strukturen des Beckenbodens elementar.
Die Diagnostik ist immer eine Stufendiagnostik und besteht aus gynäkologischer Untersuchung mit klinischer Inkontinenzuntersuchung,
Restharnbestimmung z. B. mittels Sonographie, Urinuntersuchung, morphologische Diagnostik (Perineal-/Introitus-Sonographie) sowie
sonographischer Beurteilung der ableitenden
Harnwege. Falls erforderlich folgt im Anschluss
eine urodynamische Messung, gegebenenfalls
mit Zystoskopie bzw. Rektoskopie.
In der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe wird die oben genannte Diagnostik im
Rahmen einer urogynäkologischen Sprechstunde angeboten.
Ziel der Therapie ist ein primär konservatives
Management im Sinne von Beckenbodentraining z. B. mittels Biofeedbackstimulation, lokale Östrogentherapie oder der Umstellung von
Lebensgewohnheiten.
Im Falle einer urodynamisch nachgewiesenen
Drangharninkontinenz bzw. Mischharninkontinenz stehen medikamentöse Therapien mit
Urospasmolytika zur Verfügung.
Bei Ineffizienz der konservativen Behandlungsmöglichkeiten bzw. bei ausgeprägter
Stressharninkontinenz stehen eine Reihe operativer Eingriffe zur Verfügung.
Etabliert hat sich seit Jahren in der Urogynäkologie die Einlage eines TVT (Tensionfree
Vaginal Tape) bei Symptomen der Stressharninkontinenz. Dabei wird in Allgemeinoder Regionalanästhesie ein nicht resorbierbares Band zwischen unterem und mittlerem
Drittel der Urethra spannungsfrei von vaginal
platziert. Nach einer 24-stündigen postoperativen Harnableitung mittels transurethralem
Katheter kann die Patientin in der Regel beschwerdefrei aus der stationären Behandlung
entlassen werden. Die Heilungsrate liegt nach
einem Jahr bei über 90%.
Auch im Klinikum Freising wird der nahezu
komplikationslose Eingriff häufig und mit großem Erfolg durchgeführt.
Dr. Isabell Haiböck, Oberärztin
seit über einem Jahr ist Dr. Dario Vincenti
Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe im
Klinikum Freising. In dieser Zeit hat er seine
langjährige Erfahrung eingebracht und zusammen mit seinem Team die Abteilung enorm
weiterentwickelt. Das Klinikum Freising hatte
frühzeitig den Trend der minimal-invasiven
Eingriffe entdeckt und verfügt über große Erfahrungswerte – beispielsweise in der laparoskopischen Hysterektomie oder auch in der
Urogynäkologie. Dieser Bereich wurde unter
seiner Leitung deutlich ausgebaut. Unsere Patientinnen können wir somit schon nach kurzer
Zeit mit wesentlich weniger Schmerzen und
einem deutlich besseren kosmetischen Ergebnis nach Hause entlassen.
Ab und zu werden die Ärzte der Gynäkologie
und Geburtshilfe auch mit Frauen konfrontiert,
die aus rituellen Gründen beschnitten wurden.
Auch so einen Fall möchten wir Ihnen dieses
Mal im clinicus vorstellen. Wir möchten allerdings keine politische Diskussion führen oder
anregen und haben deshalb ganz bewusst
ausschließlich die medizinische Behandlung
einer beschnittenen Frau dargestellt.
Bestimmt haben wir für Sie wieder einige interessante Themen gefunden.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und
uns weiterhin eine gute Zusammenarbeit!
Dr. Harald Schrödel
Geschäftsführer
Termine
Veranstaltungen des Klinikums
Freising für Patienten und
Angehörige
Medizin Dialog
Herzschwäche
05.11.2013, 19.30 Uhr – 21.00 Uhr
Bandscheibenvorfall. Operation?
03.12.2013, 19.30 – 21.00 Uhr
Anteil beschnittener Frauen
an der Gesamtpopulation in Afrika
Fahrtauglichkeit bei neurologischen
Erkrankungen
14.01.2014, 19.30 Uhr – 21.00 Uhr
95 – 100 %
90 – 95 %
75 – 95 %
50 – 75 %
25 – 50%
< 25%
> Veranstaltungsort:
Klinikum Freising, Hörsaal (Ebene -1)
Fortbildungsveranstaltungen
des Klinikums rechts der Isar
(MRI)
Daten basieren auf ungefähren Schätzungen
der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Genitalverstümmelung – auch das Klinikum
Freising wird damit konfrontiert!
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sind in Afrika jedes Jahr etwa drei
Millionen Mädchen von einer Genitalverstümmelung bedroht.
Die zunehmende Migration schärft das Problem der weiblichen „Beschneidung“ auch
in Deutschland. Nach Angaben von „Terre
des Femmes“ leben hierzulande mindestens
24 000 Frauen die eine Genitalverstümmelung
erlitten haben.
So kommt es, dass auch im Klinikum Freising
2-3 mal pro Jahr eine Patientin mit Genitalverstümmelung behandelt werden muss.
Fallbeispiel:
Eine 17-jährige Asylbewerberin aus Eritrea
wird mit akuten Unterbauchschmerzen vorgestellt. Das junge Mädchen hatte noch keinen Geschlechtsverkehr, dafür aber massive
Schmerzen bei der Regel, starke Probleme
und Schmerzen bei Miktion und rezidivierende
Harnwegsinfekte.
Nach der Untersuchung stellte sich heraus: ihre
Genitalien wurden verstümmelt. Dabei wurden
die Klitoris und die kleinen Schamlippen entfernt (Beschneidung Typ II nach WHO-Klassifikation). Außerdem waren die Verwachsungen
im Genitalbereich sehr ausgeprägt. Lediglich
eine bleistiftdicke Öffnung war vorhanden,
das Periodenblut staute sich in der Vagina. Die
äußere Urethramündung war nicht darstellbar
und eine Katherisierung nicht möglich.
Die Gynäkologen im Klinikum Freising haben
die junge Frau operiert und dabei den Introitus
Vaginae rekonstruiert und den Rest der kleinen
Schamlippen mit der Urethramündung nach
außen rückverlagert.
Drei Tage nach der Operation konnte die
17-jährige mit einer Anleitung zum Einführen
von ovestingetränkten Tampons entlassen
werden. Miktion und Geschlechtsverkehr sind
jetzt problemlos möglich.
Dr. Dario Vincenti,
Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe
Impressum
Herausgeber: Klinikum Freising GmbH
Gemeinnützige
Krankenhausgesellschaft
des Landkreises Freising
Alois-Steinecker-Str. 18
85354 Freising
T 08161 24-3000 | F 08161 24-3099
[email protected]
www.klinikum-freising.de
Verantwortlich: Dr. Harald Schrödel
Redaktion:
Karin Schinnerl
Layout /
Titelgrafik:
ediundsepp
Gestaltungsgesellschaft mbH
Fotos:
Klinikum Freising
Herbstsymposium:
moderne kardiovaskuläre Bildgebung
09.11.2013, 10.00 – 15.00 Uhr
Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie
4. Ernährungsmedizinischer
Gesprächskreis
13.11.2013, 18.00 – 20.00 Uhr
Hörsaal R020, Erdgeschoß
Institut für Ernährungsmedizin
Georg-Brauchle-Ring 62 D, München
4. Sportkardiologisches Symposium:
„Sport immer gesund? Herz- und
Kreislauf unter körperlicher Extrembelastung“
30.11.2013, 09.00 – 15.10 Uhr
Deutsches Herzzentrum,
Lazarettstraße 36, München
„Body and Soul“ – Psychosomatisches Donnerstagskolloquium
05.12.2013, 16.00 – 17.30 Uhr
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Langerstraße 3, München
Thema der nächsten Ausgabe:
Modernes neues
Bettenhaus
Erscheinungstermin: Ende Januar 2014
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