Clinicus Nachrichten aus dem Klinikum Freising für Ärzte Thema dieser Ausgabe: Operative Gynäkologie Bis zu 70% der über 30-jährigen Frauen in Deutschland sind von einem Uterusmyom betroffen. Die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im Klinikum Freising bietet verschiedene operativ-chirurgische Therapiemöglichkeiten an. Abhängig vom Alter, dem Wunsch der Patientin nach Organerhalt und den Kriterien der Patientenzufriedenheit versuchen wir zusammen mit den betroffenen Frauen die individuell optimale Entscheidung zu treffen. Für die junge bzw. jüngere Patientin mit möglicherweise noch nicht abgeschlossener Familienplanung oder bei Wunsch nach Organerhalt können im Klinikum Freising Myome hysteroskopisch oder laparoskopisch entfernt werden; eine Laparotomie bleibt die Ausnahme. Hauptindikation für eine Hysterektomie ist der Wunsch der Patientin nach einer definitiven Behandlung bei abgeschlossener Familienplanung. Die abdominale Hysterektomie ist mit einem höheren Maß an Morbidität (Blutverlust, postoperative Schmerzen, längerer Klinikaufenthalt, verlängerte Rekonvaleszenz) verbunden. Weitaus schonendere Verfahren sind die vaginale Hysterektomie sowie die laparoskopischen OP-Verfahren. In der gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung werden neben den üblichen vaginaloperativen Verfahren (bei Bedarf auch abdominaloperativ) zunehmend mehr die laparoskopischen Verfahren durchgeführt. Zum Beispiel LASH, die laparoskopisch assistierte suprazervikale Hysterektomie: hier wird im Rahmen der „SchlüssellochChirurgie“ der Gebärmutterkörper nach Entfernung vom Halteapparat im Abdomen zerkleinert und so nach extraabdominal gebracht. Dabei bleibt der Gebärmutterhals erhalten. Bei der TLH, der totalen laparoskopischen Hysterektomie, wird ebenfalls im Rahmen der „Schlüsselloch-Chirurgie“die Gebärmutter samt Gebärmutterhals nach Lösung aus dem Halteapparat vaginal entfernt. Die benötigte Öffnung in der Vagina wird schließlich laparoskopisch mit mehreren Nähten verschlossen. Diese beiden aufgezeigten laparoskopischen OP-Methoden zur Entfernung der 24. Ausgabe | Oktober 2013 Uterus myomatosus Gebärmutter bieten im Vergleich zu den herkömmlichen Hysterektomie-Verfahren mehrere Vorteile: eine kürzere OP-Zeit, in der Regel deutlich weniger Blutverlust, postoperativ deutlich weniger Schmerzen, dadurch rasche Mobilisierung der Patientin, eine enorme Verkürzung der Aufenthaltsdauer im Klinikum und eine deutlich reduzierte postoperative Rekonvaleszenz im Vergleich zur herkömmlichen Hysterektomie. Intraoperative Komplikationen wie Blasen- oder Ureterläsion und starke, damit gegebenenfalls transfusionspflichtige Blutungen sind seltener als bei einer Laparotomie. Besonders ältere Frauen, Nullipara und adipöse Patientinnen wie auch voroperierte Frauen profitieren von dieser minimal-invasiven Chirurgie. Versucht man, die zwei laparoskopischen OP-Methoden zur Entfernung der Gebärmutter zu vergleichen, so ist laut Literatur bei der LASH die geringere Komplikationsrate zu verzeichnen. Aber es gibt auch Nachteile bei der LASH – und zwar persistierende zyklische Blutungen (5 – 15%) und spätere Zervixpathologien (2-5%). Weder in Hinblick auf die Dyspareunie noch auf die sexuelle Zufriedenheit nach der Operation ist laut Literatur die subtotale Hysterektomie von Vorteil. Im Klinikum Freising führen wir die oben genannten OP-Verfahren regelmässig durch. Unsere Patientinnen können wir danach rasch, hoch zufrieden und erleichtert aus unserer stationären Behandlung entlassen. Dr. Jürgen Krause, leitender Oberarzt Laparoskopische Hysterektomie – Standardeingriff oder Wagnis? Patientin lässt sich im Klinikum Freising die Gebärmutter und die beiden Eileiter laparoskopisch entfernen. Kerstin Patzlaff Gebärmutterentfernung – ja oder nein? Mit dieser Frage musste sich Kerstin Patzlaff auseinandersetzen, als sie mit der Verdachtsdiagnose Uterus myomatosus vom Facharzt ins Klinikum Freising eingewiesen wurde. Die 45-jährige war noch nie schwanger und klagte über Hypermenorrhoe mit Dysmenorrhoe. Nachdem die Patientin in der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe untersucht und über die verschiedenen Therapieoptionen ausführlich aufgeklärt wurde, hat sie sich 22. Ausgabe | April 2013 nach einer ausreichenden Bedenkzeit zu einer laparoskopischen Entfernung der gesamten Gebärmutter inklusive der beiden Eileiter entschlossen. Eine Entscheidung, die sie noch keinen Tag bereut hat. Frau Patzlaff, Sie haben zuerst mit dem leitenden Oberarzt, Herrn Dr. Krause, die verschiedenen Therapieoptionen besprochen. Welchen Eindruck hatten Sie von dem Aufnahmegespräch? Ich habe mich von Anfang an gut aufgehoben gefühlt. Das Gespräch war fachlich sehr aufschlussreich und auch menschlich wurde ich sehr gut betreut. Deshalb war ich wegen der Operation gar nicht aufgeregt. Erst direkt bevor es in den OP-Saal ging, stieg die Nervosität. Es war meine erste Operation. Der Eingriff ist aus ärztlicher Sicht reibungslos verlaufen. Wie ging es Ihnen nach der OP, als Sie aus der Narkose aufgewacht sind? Ich war total überrascht, dass ich kaum Schmerzen hatte. Auch mein Kreislauf war stabil und äußerlich hat man bis auf vier kleine Schnitte ebenfalls kaum etwas gesehen. Ich hatte ein Bauchziehen, als wie wenn ich meine Periode hätte. Bei der Chefarztvisite am nächsten Tag sind Chefarzt Dr. Vincenti und Newsletter Clinicus Den clinicus können Sie sich auch in elektronischer Form (pdf-Format) per E-Mail zusenden lassen. Auf www.klinikum-freising.de finden Sie den Newsletter unter dem Menüpunkt Presse – Newsletter clinicus. Ambulante Diabetes-Schulungen für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 Schulungen finden immer vormittags von 10.00 – 11.30 Uhr statt. Kurstermine und weitere Informationen gibt es bei Claudia Schulz, Diabetesberaterin DDG. T 08161 24-3166 [email protected] Dr. Krause sofort auf meine Rückmeldung eingegangen. Nach 24 Stunden hatte ich dann aber überhaupt keine Schmerzen mehr. Das tolle Zimmer und der Panorama-Blick auf die Alpen haben mir bei der Erholung geholfen. Physisch ging es Ihnen also gut. Psychisch hatte Sie dann aber der Verlust der Gebärmutter beschäftigt. Auf der Station bin ich natürlich vielen werdenden Müttern und Vätern begegnet. Dadurch wurde mir die Endgültigkeit bewusst, dass ich keine Kinder mehr bekommen kann. Jedoch konnte ich andere Qualitäten des Frau-Seins entdecken. Jetzt fühle ich mich zum Beispiel freier. Wie geht es Ihnen jetzt, ein halbes Jahr nach der OP? Mir geht es sehr gut. Sowohl körperlich als auch psychisch. Für mich war die Gebärmutterentfernung ein guter Schritt und ich bin froh, dass ich mich im Klinikum Freising operieren habe lassen. Ich kann die geburtshilflich-gynäkologische Abteilung definitiv weiterempfehlen. Das Interview führte Karin Schinnerl, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Inkontinenz-Operation: Gute Erfahrungen mit dem TVT Editorial Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, Schematische Darstellung des TVT-Bandes im weiblichen Becken Aufgabe der Urogynäkologie ist die Diagnostik und Therapie von Störungen und Defekten des Beckenbodensystems. Um für jede Patientin eine individuelle Therapie zu finden, ist die Einbeziehung von Anatomie und Funktion der Strukturen des Beckenbodens elementar. Die Diagnostik ist immer eine Stufendiagnostik und besteht aus gynäkologischer Untersuchung mit klinischer Inkontinenzuntersuchung, Restharnbestimmung z. B. mittels Sonographie, Urinuntersuchung, morphologische Diagnostik (Perineal-/Introitus-Sonographie) sowie sonographischer Beurteilung der ableitenden Harnwege. Falls erforderlich folgt im Anschluss eine urodynamische Messung, gegebenenfalls mit Zystoskopie bzw. Rektoskopie. In der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe wird die oben genannte Diagnostik im Rahmen einer urogynäkologischen Sprechstunde angeboten. Ziel der Therapie ist ein primär konservatives Management im Sinne von Beckenbodentraining z. B. mittels Biofeedbackstimulation, lokale Östrogentherapie oder der Umstellung von Lebensgewohnheiten. Im Falle einer urodynamisch nachgewiesenen Drangharninkontinenz bzw. Mischharninkontinenz stehen medikamentöse Therapien mit Urospasmolytika zur Verfügung. Bei Ineffizienz der konservativen Behandlungsmöglichkeiten bzw. bei ausgeprägter Stressharninkontinenz stehen eine Reihe operativer Eingriffe zur Verfügung. Etabliert hat sich seit Jahren in der Urogynäkologie die Einlage eines TVT (Tensionfree Vaginal Tape) bei Symptomen der Stressharninkontinenz. Dabei wird in Allgemeinoder Regionalanästhesie ein nicht resorbierbares Band zwischen unterem und mittlerem Drittel der Urethra spannungsfrei von vaginal platziert. Nach einer 24-stündigen postoperativen Harnableitung mittels transurethralem Katheter kann die Patientin in der Regel beschwerdefrei aus der stationären Behandlung entlassen werden. Die Heilungsrate liegt nach einem Jahr bei über 90%. Auch im Klinikum Freising wird der nahezu komplikationslose Eingriff häufig und mit großem Erfolg durchgeführt. Dr. Isabell Haiböck, Oberärztin seit über einem Jahr ist Dr. Dario Vincenti Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe im Klinikum Freising. In dieser Zeit hat er seine langjährige Erfahrung eingebracht und zusammen mit seinem Team die Abteilung enorm weiterentwickelt. Das Klinikum Freising hatte frühzeitig den Trend der minimal-invasiven Eingriffe entdeckt und verfügt über große Erfahrungswerte – beispielsweise in der laparoskopischen Hysterektomie oder auch in der Urogynäkologie. Dieser Bereich wurde unter seiner Leitung deutlich ausgebaut. Unsere Patientinnen können wir somit schon nach kurzer Zeit mit wesentlich weniger Schmerzen und einem deutlich besseren kosmetischen Ergebnis nach Hause entlassen. Ab und zu werden die Ärzte der Gynäkologie und Geburtshilfe auch mit Frauen konfrontiert, die aus rituellen Gründen beschnitten wurden. Auch so einen Fall möchten wir Ihnen dieses Mal im clinicus vorstellen. Wir möchten allerdings keine politische Diskussion führen oder anregen und haben deshalb ganz bewusst ausschließlich die medizinische Behandlung einer beschnittenen Frau dargestellt. Bestimmt haben wir für Sie wieder einige interessante Themen gefunden. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und uns weiterhin eine gute Zusammenarbeit! Dr. Harald Schrödel Geschäftsführer Termine Veranstaltungen des Klinikums Freising für Patienten und Angehörige Medizin Dialog Herzschwäche 05.11.2013, 19.30 Uhr – 21.00 Uhr Bandscheibenvorfall. Operation? 03.12.2013, 19.30 – 21.00 Uhr Anteil beschnittener Frauen an der Gesamtpopulation in Afrika Fahrtauglichkeit bei neurologischen Erkrankungen 14.01.2014, 19.30 Uhr – 21.00 Uhr 95 – 100 % 90 – 95 % 75 – 95 % 50 – 75 % 25 – 50% < 25% > Veranstaltungsort: Klinikum Freising, Hörsaal (Ebene -1) Fortbildungsveranstaltungen des Klinikums rechts der Isar (MRI) Daten basieren auf ungefähren Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Genitalverstümmelung – auch das Klinikum Freising wird damit konfrontiert! Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sind in Afrika jedes Jahr etwa drei Millionen Mädchen von einer Genitalverstümmelung bedroht. Die zunehmende Migration schärft das Problem der weiblichen „Beschneidung“ auch in Deutschland. Nach Angaben von „Terre des Femmes“ leben hierzulande mindestens 24 000 Frauen die eine Genitalverstümmelung erlitten haben. So kommt es, dass auch im Klinikum Freising 2-3 mal pro Jahr eine Patientin mit Genitalverstümmelung behandelt werden muss. Fallbeispiel: Eine 17-jährige Asylbewerberin aus Eritrea wird mit akuten Unterbauchschmerzen vorgestellt. Das junge Mädchen hatte noch keinen Geschlechtsverkehr, dafür aber massive Schmerzen bei der Regel, starke Probleme und Schmerzen bei Miktion und rezidivierende Harnwegsinfekte. Nach der Untersuchung stellte sich heraus: ihre Genitalien wurden verstümmelt. Dabei wurden die Klitoris und die kleinen Schamlippen entfernt (Beschneidung Typ II nach WHO-Klassifikation). Außerdem waren die Verwachsungen im Genitalbereich sehr ausgeprägt. Lediglich eine bleistiftdicke Öffnung war vorhanden, das Periodenblut staute sich in der Vagina. Die äußere Urethramündung war nicht darstellbar und eine Katherisierung nicht möglich. Die Gynäkologen im Klinikum Freising haben die junge Frau operiert und dabei den Introitus Vaginae rekonstruiert und den Rest der kleinen Schamlippen mit der Urethramündung nach außen rückverlagert. Drei Tage nach der Operation konnte die 17-jährige mit einer Anleitung zum Einführen von ovestingetränkten Tampons entlassen werden. Miktion und Geschlechtsverkehr sind jetzt problemlos möglich. Dr. Dario Vincenti, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe Impressum Herausgeber: Klinikum Freising GmbH Gemeinnützige Krankenhausgesellschaft des Landkreises Freising Alois-Steinecker-Str. 18 85354 Freising T 08161 24-3000 | F 08161 24-3099 [email protected] www.klinikum-freising.de Verantwortlich: Dr. Harald Schrödel Redaktion: Karin Schinnerl Layout / Titelgrafik: ediundsepp Gestaltungsgesellschaft mbH Fotos: Klinikum Freising Herbstsymposium: moderne kardiovaskuläre Bildgebung 09.11.2013, 10.00 – 15.00 Uhr Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie 4. Ernährungsmedizinischer Gesprächskreis 13.11.2013, 18.00 – 20.00 Uhr Hörsaal R020, Erdgeschoß Institut für Ernährungsmedizin Georg-Brauchle-Ring 62 D, München 4. Sportkardiologisches Symposium: „Sport immer gesund? Herz- und Kreislauf unter körperlicher Extrembelastung“ 30.11.2013, 09.00 – 15.10 Uhr Deutsches Herzzentrum, Lazarettstraße 36, München „Body and Soul“ – Psychosomatisches Donnerstagskolloquium 05.12.2013, 16.00 – 17.30 Uhr Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Langerstraße 3, München Thema der nächsten Ausgabe: Modernes neues Bettenhaus Erscheinungstermin: Ende Januar 2014