itb Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen D E U T S C H E S H A N D W E R K S I N S T I T U T Margret Borchert – Ewald Heinen – Klaus Zühlke-Robinet (Hrsg.) Kompetenzentwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen gefördert vom Institut für Technik der Betriebsführung Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © Ingolstadt 2008 x Alle Rechte vorbehalten Herausgeber: Margret Borchert, Ewald Heinen, Klaus Zühlke-Robinet itb - Institut für Technik der Betriebsführung im Deutschen Handwerksinstitut e.V. Leitung: Prof. Dr. Birgit Ester Karl-Friedrich-Straße 17 x 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 93103-0 x Telefax: 0721 93103-50 E-Mail: [email protected] x Internet: http://www.itb.de ISBN 978-3-939728-03-0 Verlag Dr. Jochem Heizmann 85049 Ingolstadt Printed in Germany Margret Borchert – Ewald Heinen – Klaus Zühlke-Robinet (Hrsg.) Kompetenzentwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen gefördert vom Institut für Technik der Betriebsführung Inhalt Inhalt Vorwort Margret Borchert, Ewald Heinen, Klaus Zühlke-Robinet ................................................... 3 Dienstleistungsforschung – die Fokusgruppe „Kleine und mittlere Unternehmen“ des Förderschwerpunktes „Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen“ Klaus Zühlke-Robinet ................................................................................................ 7 Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU Dieter Ahlert, Christof Backhaus, Markus Blut, Manuel Michaelis ..................................... 23 Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen Johanna Eckerland, Margret Borchert .......................................................................... 51 Qualifizierung durch Bildungsdienstleister – Angebotsanalyse als Methode zur Identifikation von beruflichen Kompetenzen im Tätigkeitsfeld der Kontraktlogistik Eva Ahlene, Rolf Dobischat ...................................................................................... 79 Einsatz wissensbasierter Systeme im Rahmen der Zahlungssystemwahl Markus Breitschaft, Georg Wittmann, Thomas Krabichler, Ernst Stahl ............................. 109 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien – Nutzen für kleine und mittlere Unternehmen insbesondere aus der Dienstleistungswirtschaft Christian Stracke, Marco Stypmann .......................................................................... 133 Exportieren Sie Ihren Erfolg Institut für Technik der Betriebsführung ..................................................................... 165 Autorinnen-/Autorenverzeichnis .......................................................................... 191 Übersicht der in der Fokusgruppe KMU zusammengefassten Projekte ............... 195 1 Vorwort Vorwort Die Beiträge dieses Buches befassen sich mit Fragen des Exportes und der Internationalisierung von Dienstleistungen in kleinen und mittleren Betrieben. Dabei konzentrieren wir uns auf den damit zusammenhängenden Bereich der Kompetenzentwicklung in Unternehmen. Es steht besonders die Frage im Mittelpunkt, wie im Rahmen eines Kompetenzmanagements die Chancen von kleinen und mittleren Unternehmen optimiert werden können, mit ihren Dienstleistungen noch besser oder überhaupt erst grenzüberschreitend tätig zu werden. Gerade kleine und mittlere Unternehmen haben eine kurze „Personaldecke“ und häufig nicht die entsprechenden Ressourcen, eine systematische kompetenzorientierte Personalentwicklung zu betreiben, so dass Marktchancen nicht erkannt oder nicht ausgeschöpft werden. Umso mehr bedarf es besonderer betrieblicher Anstrengungen, um kleine und mittlere Unternehmen zu befähigen, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten verstärkt ins Ausland auszudehnen oder dort schon vorhandene internationale Geschäftstätigkeiten zu verstetigen. Warum sollen Dienstleistungen, die sich lokal, regional oder schon bundesweit gut vermarkten lassen, nicht auch auf internationalen Märkten angeboten werden? Die Stärke, die schon im Export von Sachgütern besteht, sollte auch im Bereich der Dienstleistungen aufgebaut werden. Die Kernfrage, die zu einer Antwort führen kann, lautet, wie kleine und mittlere Unternehmen in die Lage versetzt werden können, die erforderlichen Kompetenzen zu entwickeln, um grenzüberschreitend tätig zu werden, ohne sich dabei zu ruinieren. Interessant ist auch zu analysieren, wie sich kleine und mittlere Unternehmen auf den Export und die Internationalisierung von Dienstleistungen vorbereiten, welchen Kompetenzaufbau sie dafür betreiben, welche Dienstleistungen sich für den Export besonders eignen und natürlich die Frage, wie die Beschäftigten dabei einbezogen werden. Schließlich ist zu fragen, ob auf bewährte Werkzeuge des Personalmanagements zugegriffen werden kann oder ob neue Instrumente hinzukommen müssen, um Unternehmen in dieser Größenklasse personell zu befähigen, mit ihren Dienstleistungen erfolgreich in den Export gehen zu können. Dabei sind im Zusammenhang mit dem Dienstleistungsexport einige Besonderheiten zu beachten, die aus den speziellen Eigenschaften von Dienstleistungen herrühren. Sachgüter lassen sich relativ leicht grenzüberschreitend versenden. Sie können verpackt und etwa per LKW transportiert werden. Für Dienstleistungen gelten andere „Gesetze“. Sie sind in vielen Fällen nicht direkt sichtbar und sie erfordern sehr häufig den direkten Kundenkontakt, die Präsenz vor Ort. Sie können nicht verfrachtet werden, sondern häufig erfolgt ihre Erbringung direkt beim Kunden bzw. werden sie dem Kunden sozusagen persönlich überbracht. Der Leistungserstel- 3 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen lungsprozess erfordert also andere Konditionen und Abläufe sowie Kompetenzen als bei der Sachguterstellung, die in Unternehmen und in der Forschung entsprechend zu berücksichtigen sind. So gilt es, den Einfluss und die Wirkung kultureller Varianzen auf Dienstleistungsangebote, Dienstleistungsnachfrage und Dienstleistungsqualität sowie betriebliche Treiber und Hemmnisse der Internationalisierung in den Blick zu nehmen. Außerdem sind Fragen der Strategien der Markterschließung und der Gestaltung von Dienstleistungsprozessen von Interesse. Durch eine solchermaßen ausgerichtete Forschung wird ein wirkungsvoller Beitrag zur Verbesserung der Wissensbasis bezüglich des Exports und der Internationalisierung von Dienstleistungen gerade in Unternehmen geleistet, der allen wirtschaftlichen Akteuren zu Gute kommt. Dieser Band ist das Ergebnis der Zusammenarbeit der in der Fokusgruppe „Kleine und mittlere Unternehmen“ zusammengefassten Forschungsvorhaben des Förderschwerpunktes „Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen“. Der Förderschwerpunkt ist Teil der durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit mehr als zehn Jahren geförderten Dienstleistungsforschung. In Fokusgruppen werden thematisch verbundene Vorhaben unter einem bestimmten „Dachthema“ zusammengefasst mit dem Ziel, Forschungsergebnisse der Vorhaben zu diskutieren und auszutauschen sowie die Transfer- und Öffentlichkeitsarbeit der einzelnen Vorhaben durch die gemeinsame Zusammenarbeit in der Fokusgruppe zu verstärken. Die insgesamt geringe Exportquote speziell der kleinen und mittleren Unternehmen macht die Auseinandersetzung mit der Frage erforderlich, wie insbesondere deren Möglichkeiten im Export von Dienstleistungen verbessert werden können. Die hohe Bedeutung des kleinbetrieblichen und mittelständischen Sektors für die Beschäftigung in Deutschland führte zu diesen Projekten und zum Einrichten dieser Fokusgruppe. Entstanden ist die Idee zu diesem Buch auf dem Fokusgruppentreffen im Mai 2007. Damals hielt Herr Dr. Hans Böhm, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP e.V.), einen inspirierenden Vortrag zum Personalmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen. Nach der sich daran anschließenden Diskussion mit dem Referenten wurden viele personalpolitische Fragen des Kompetenzmanagements aufgeworfen, die sich besonders im Hinblick auf den Export und die Internationalisierung von Dienstleistungen in kleinen und mittlerer Unternehmen stellen, auf die die Dienstleistungsforschung bislang aber nur wenig fundierte Antworten geben kann. Deswegen haben sich die Mitglieder der Fokusgruppe entschlossen, ihre bisher erzielten Ergebnisse unter den Fragestellungen der exportförderlichen Kompetenzentwicklung zu einem eigenständigen Buchbeitrag auszuarbeiten. Das ist umso bemerkenswerter, als nicht in jedem Vorhaben der Fokusgruppe diese Fragestellungen im Kern der eigenen Forschungsarbeit ste- 4 Vorwort hen. Umso mehr danken die Herausgeberin und die Herausgeber den Autorinnen und Autoren für ihre Mühe und Bereitschaft, dass sie zum Gelingen dieses gemeinschaftlich erstellten Buches beigetragen haben. Der Beitrag von Zühlke-Robinet geht auf die Entstehung der BMBF-geförderten Dienstleistungsforschung ein und verdeutlicht den Kontext des Förderschwerpunktes „Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen“. Eine wirtschaftszweigbezogene Betrachtung wird durch die Beiträge von Ahlene/Dobischat und Eckerland/Borchert am Beispiel der Logistik vorgenommen. Im Beitrag von Ahlert/Backhaus u.a. wird die internationale Vertriebskompetenz in den Mittelpunkt der Ausführungen gestellt. Die Autoren Stracke/Stypmann zeigen, wie mit standardisierten Personalentwicklungsmaßnahmen die Exportorientierung von kleinen und mittleren Unternehmen verstetigt werden kann. Der Aufsatz von Heinen u.a. beruht auf der intensiven Arbeit mit einer hohen Zahl von Handwerksbetrieben, die mit einem ausgeklügelten Qualifizierungskonzept zum Export von Dienstleistungen befähigt werden sollen. Im Anschluss an die Beiträge folgt eine Übersicht zu den Vorhaben der Fokusgruppe mit Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern. Die in diesem Band vorgelegten Beiträge stellen nur eine Teilmenge der Ergebnisse dar, die aus dem Förderschwerpunkt „Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen“ noch zu erwarten sind. Nach dem Ende der Laufzeit des Förderschwerpunktes kann die an diesen Ergebnissen interessierte Fachöffentlichkeit auf einen Fundus an Erkenntnissen zugreifen, die die Diskussion um die Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen bereichern werden. Allein der geringe Anteil der Dienstleistungen an den Exporten zeigt, dass es sinnvoll war, diesen Förderschwerpunkt einzurichten. Die laufenden Vorhaben werden einen wissenschaftlich fundierten Beitrag liefern, um die in den Dienstleistungen vorhandenen Potenziale weiter zu entfalten und die Dienstleistungsforschung weiter zu beflügeln. Die Herausgeber Margret Borchert Ewald Heinen Klaus Zühlke-Robinet 5 Dienstleistungsforschung – die Fokusgruppe KMU Klaus Zühlke-Robinet Koordinator „Innovative Dienstleistungen“ Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. Abteilung Arbeitsgestaltung und Dienstleistungen Dienstleistungsforschung – die Fokusgruppe „Kleine und mittlere Unternehmen“ des Förderschwerpunktes „Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen“ Inhalt Einleitung.................................................................................................................. 9 1 Geschichte der Dienstleistungsforschung ......................................................... 9 2 „Innovationen mit Dienstleistungen“ – das neue BMBF-Programm für die Forschungsförderung................................................................................. 12 3 Der Förderschwerpunkt „Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen“ und die Fokusgruppe „Kleine und mittlere Unternehmen“ ................................................................................................. 15 4 Resümee .......................................................................................................... 18 5 Literatur........................................................................................................... 19 7 Dienstleistungsforschung – die Fokusgruppe KMU Einleitung Seit mehr als zehn Jahren fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Dienstleistungsforschung und seit 2006 gibt es das Förderprogramm „Innovationen mit Dienstleistungen“. Deshalb wird in diesem Einführungsund Überblicksartikel zuerst die Geschichte der vom BMBF geförderten Dienstleistungsforschung kurz skizziert um dann auf das Programm einzugehen. Daran anschließend wird der Förderschwerpunkt „Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen“ beschrieben. Das Herz des Förderschwerpunktes bilden 66 Vorhaben, die je nach Themenschwerpunkten auf sechs Fokusgruppen verteilt worden sind. Welche Ziele mit den Fokusgruppen verfolgt werden, wird in einem dritten Schritt am Beispiel der Fokusgruppe „Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen kleiner und mittlerer Unternehmen“ des Förderschwerpunktes beschrieben. Ein Resümee schließt den Beitrag ab. 1 Geschichte der Dienstleistungsforschung Heute kann auf eine fast fünfzehnjährige Dienstleistungsforschung, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, zurück geblickt werden. Ohne den rasanten Bedeutungszugewinn der Dienstleistungen in der Volkswirtschaft wäre dies wohl nicht möglich gewesen. Wie es zur Förderung der Dienstleistungsforschung durch das BMBF kam, wird nun näher beschrieben. Ohne Dienstleistungen gäbe es keine materielle Produktion. Hand in Hand mit der Industrialisierung wurden funktionsnotwendige Dienstleistungen aufgebaut, wie zum Beispiel Banken und Versicherungen oder das Transport- und Nachrichtenwesen. Dennoch standen Dienstleistungen bis weit in die 1970er Jahre im Schatten der materiellen Produktion (Häußermann/Siebel 1995, 134f.). Sie wurden von der klassischen Nationalökonomie lange Zeit als unproduktiv, nicht wertschöpfend und häufig als nur konsumtiv charakterisiert. Inzwischen ist dieses traditionell produktionsorientierte geprägte Bild von der Wirklichkeit mächtig verändert worden; folgende Bezugspunkte markieren die gegenwärtige Situation: • Produktion und Dienstleistungen wachsen zu hybriden Lösungsangeboten zusammen • Unternehmensbezogene Dienstleistungen nehmen an Bedeutung zu • Dienstleistungen eigenen sich für produzierende Unternehmen als Differenzierungsmerkmal gegenüber Wettbewerbern 9 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen • Endverbraucher und Unternehmen stellen an Dienstleistungen hohe Qualitätsansprüche • Kunden werden an der Erstellung von Dienstleistungen aktiv beteiligt • demografische Veränderungen verlangen nach neuen Dienstleistungen • mehr und mehr Dienstleister müssen sich dem internationalen Wettbewerb stellen • Dienstleistungen werden technologisch durchdrungen • insbesondere technische basiert Dienstleistungen werden global produziert und angeboten. Mittlerweile schlagen sich diese Entwicklungen und Veränderungen auch in der Forschung zum Dienstleistungssektor und zu Dienstleistungen nieder. Zunehmend wird über die Schubkräfte der Dienstleistungswirtschaft und die Wirkungen der Dienstleistungen auf Technik, Unternehmen, Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze, Beschäftigung, Innovationen und Wohlstand intensiv diskutiert und interdisziplinär geforscht. (Baethge/Wilkens 2001; Bosch u. a. 2002; Gouthier u. a. 2007; Streich/Wahl 2006). Sichtbare Folgen zeigen sich auch im Bereich der öffentlich geförderten Forschungspolitik. Dem schon seit Mitte der 1980er Jahre bestehenden Produktionsforschungsprogramm des BMBF wurde 1995 die Dienstleistungsforschung als eigenständige „Produktlinie“ an die Seite gestellt. Im Jahr 1995 wurde vom BMBF mit der Initiative "Dienstleistungen für das 21. Jahrhundert" der Grundstein zur Förderung der Forschung im Dienstleistungsbereich gelegt. Zusammen mit dem damaligen DLR-Projektträger „Arbeit und Technik“ (heute „Arbeitsgestaltung und Dienstleistungen“) wurde vom BMBF der Förderbereich „Dienstleistungsforschung“ aufgebaut. Ein imposanter Auftakt stellte im Juni 1995 die erste Dienstleistungstagung des BMBF mit gut 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern dar (Bullinger 1995). Daran anschließend wurde ein hochkarätiger Beirat mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft berufen, der die Aufgabe wahrnahm, vordringliche Handlungsfelder dem BMBF vorzuschlagen. Ein weiterer Baustein für die Entwicklung der Dienstleistungsforschung war der Zukunftsreport „Dienstleistungen 2000plus“ (Bullinger 1998). Die Quintessenzen dieser Untersuchung lauten, dass eine Realisierung der enormen Potenziale der Dienstleistungen nicht von allein komme, sondern dass Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam und in ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen den Willen haben muss, den Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft zu gestalten; nur auf Marktkräfte zu setzen sei nicht zielführend. Die sich zunehmend ausbreitende Dienstleistungsorientierung müsse zu einem neuen Paradigma zukunftsorientierten und nachhaltigen Wirtschaftens führen. 10 Dienstleistungsforschung – die Fokusgruppe KMU Die nächsten Schritte waren zehn so genannte „Prioritäre Erstmaßnahmen“, die in der Regel für ein bis zwei Jahre gefördert wurden. Damit wurden Forschungs- und Entwicklungsvorhaben bezeichnet, die in ausgewählten Bereichen explorativ zur Dienstleistungsentwicklung und Dienstleistungsforschung arbeiteten. Aus den daraus hervorgegangenen Ergebnissen leitete das Bundesministerium den weiteren Forschungsbedarf ab, der sich mittlerweile in fast einem dutzend Bekanntmachungen niederschlug. Auf die „Prioritären Erstmaßnahmen“ folgte die breitenwirksame Forschungsförderung; im Jahre 1999 begann die Förderung mittels Bekanntmachungen. Mit im Bundesanzeiger publizierten Bekanntmachungen – auch Förderrichtlinien genannt – werden themenspezifische Forschungs- und Entwicklungsbereiche ausgeschrieben. Forschungseinrichtungen, Hochschulen, Organisationen und Unternehmen können bis zu einem angegebenen Stichtag beim Projektträger Forschungsskizzen einreichen. Aus den besten Skizzen gehen dann Forschungs- und Entwicklungsvorhaben hervor, die meist in Form von Verbundprojekten durchgeführt werden. Die zwei jüngsten Bekanntmachungen lauteten „Dienstleistungsqualität durch professionelle Arbeit“ und „Dienstleistungen und Technik im demografischen Wandel“. Die damit verbundenen Forschungsvorhaben werden in der zweiten Jahreshälfte 2008 beginnen. Der Förderschwerpunkt zur professionellen Arbeit adressiert die Zusammenhänge zwischen Wertschätzung und Wertschöpfung, Anerkennung, Produzentenstolz und Dienstleistungsqualität. Im Förderschwerpunkt zu Dienstleistungen und Technik im demografischen Wandel geht es beispielsweise darum, wie die mit den soziodemografischen Veränderungen verbundenen Herausforderungen mit einer Kombination aus Technologie und Dienstleistungen beispielhaft gemeistert werden können. Zusammen mit dem Förderschwerpunkt „Integration von Produktion und Dienstleistungen“ innerhalb des Programms „Innovationen mit Dienstleistungen“ gegenwärtig vier Förderschwerpunkte. Mittlerweile gehören die Dienstleistungstagungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum festen Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit des BMBF. Im Frühjahr 2008 fand die 7. Dienstleistungstagung statt. Diese Tagungen sind stets eine Plattform zur Präsentation der Forschungsergebnisse aus den Vorhaben der Dienstleistungsforschung und zugleich so ausgestaltet, dass das BMBF Anregungen für die künftige Ausrichtung der Forschungspolitik aufnehmen kann. Es ist eine gute Tradition, dass die Tagungen von wissenschaftlichen Nachwuchswettbewerben begleitet werden. Zur Tagung im Jahre 2008 hieß das Thema des 4. Nachwuchswettbewerbs „Dienstleistungen als Treiber technologischer Innovationen“. Der Wettbewerb griff die Beobachtung auf, dass bisher kaum reflektiert und untersucht worden ist, dass technologische Entwicklungen oftmals von Dienstleistungen angestoßen worden sind und zum Motor technologischer Innovationen werden können. 11 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen 2 „Innovationen mit Dienstleistungen“ – das neue BMBFProgramm für die Forschungsförderung Seit 2006 existiert das BMBF-Förderprogramm "Innovationen mit Dienstleistungen" (BMBF 2006a). Es wurde auf der 6. Dienstleistungstagung des Bundesministeriums verkündet (Rachel 2006). Damit liegt für diesen Bereich erstmals ein geschlossenes Konzept der Forschungsförderung vor. Es enthält eine kurze Bestandsaufnahme und beschreibt wirtschaftliche und gesellschaftliche Trends der Dienstleistungswirtschaft und der Dienstleistungsentwicklung, nennt maßgebliche Handlungsbereiche der Forschungspolitik und stellt künftige Förderfelder vor. Außerdem werden die Instrumente zur Umsetzung und zur Steuerung des Programms benannt. Das Leitmotiv des Programms ist ambitioniert; es lautet: In der Dienstleistungswirtschaft wie in der Dienstleistungsforschung soll ebenso die gleiche Exzellenz erreicht werden wie im produzierenden Sektor. Die Exzellenz des produzierenden Sektors drückt sich besonders einprägsam im Begriff „Made in Germany“ aus. Die vom britischen Gesetzgeber 1887 erlassene Kennzeichnungspflicht von importierten deutschen Waren mit „Made in Germany“ hatte das Ziel britische Waren vor Nachahmung und vor Konkurrenz zu schützen. Doch die deutschen Güter waren so gut, dass es sich rasch zu einem Qualitätssiegel deutscher Produkte entwickelte (Bienzeisler 2006). Diese außerordentlich hohe Qualität ist das Resultat besonderer institutioneller Arrangements zwischen Belegschaften und Unternehmen sowie zwischen den Sozialpartnern. Ein besonderes Kennzeichen ist die fest verankerte Einsicht in die Notwendigkeit gut ausgebildeter Belegschaften. So ist die Entwicklung der Produktionswirtschaft von Beginn an durch den entsprechenden Aufbau von ingenieurswissenschaftlichen Studiengängen begleitet worden. Große Teile der Produktionswirtschaft verfolgen nach wie vor eine qualifikationsbasierte Qualitätsproduktion fußend auf einer etablierten und akzeptierten Kultur der Facharbeit, die im Zusammenspiel mit Meistern, Technikern und Ingenieuren für ein produktives und innovationsförderliches Unternehmensklima sorgen. „Made in Germany“ – im oben genannten Sinne – gilt noch kaum für Dienstleistungen. Um diesem Ziel näher zu kommen, sollen mit Hilfe der Dienstleistungsforschung alle Potenziale genutzt werden, um höchste Qualität der Produkte bei wirtschaftlichem Ressourceneinsatz erreichen zu können. Das heißt, dass die Marktposition der Dienstleistungswirtschaft durch die Dienstleistungsforschung systematisch gefestigt und gestärkt wird und Voraussetzungen für attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden. Dabei ist das Programm keineswegs sektoral oder branchenspezifisch ausgerichtet. Übergreifend werden zentrale Forschungsfragen der Dienstleistungsentwicklung und den damit verbundenen Aspek- 12 Dienstleistungsforschung – die Fokusgruppe KMU ten der Prozesse und der Produkte angesprochen. Auf diesen Grundlagen können dann durchaus brachenspezifische Aspekte erforscht werden. In beiden Feldern gibt es schon nennenswerte Erfolge. Mit der Förderung der Forschung und Entwicklung zum Service Engineering konnten Instrumente und Methoden zur systematischen Dienstleistungsentwicklung erarbeitet und in Unternehmen erprobt werden. Mittlerweile ist das Service Engineering weit verbreitet und es werden bereits entsprechende Studiengänge an Hochschulen angeboten. Ein weiteres Beispiel ist die Standardisierung von Dienstleistungen bzw. von Dienstleistungsprozessen. Damit wird die Marktgängigkeit von Dienstleistungen deutlich erhöht. Schließlich ist die Forschung zu den Kundenbeziehungen und zum Kundenmanagement zu erwähnen, ein klassisches Querschnittsthema der Dienstleistungsforschung. Ergebnisse zeigen, dass es erfolgreiche Wege gibt, wie Kunden in die Wertschöpfungsprozesse integriert werden können. Universitäten, Hochschulen und Forschungsinstitute erhalten durch das Forschungsprogramm die Möglichkeit, mit Hilfe dieser Förderung zur wissenschaftlichen Vertiefung der Kenntnisse über Dienstleistungen beitragen zu können. Außerdem wird ein „Community Building“ unterstützt, in dem mittels Forschungsvorhaben die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie intermediäre Organisationen gestärkt und der Kontakt zur internationalen Forschung verstetigt wird. Dienstleistungsforschung in Form von konzeptionell ausgerichteten, anwendungsorientierten Verbund- und Einzelvorhaben soll die noch bestehenden Defizite in der systematischen Entwicklung und Vermarktung von Dienstleistungen beseitigen helfen. Indem vermehrt über Dienstleistungen geforscht wird, wird auch die Dienstleistungsforschung institutionell gestärkt. Dies zeigt sich gegenwärtig insbesondere daran, dass nun auch in Deutschland die Diskussion um Services Science intensiver geführt wird (Stauss u. a. 2008) und an der Universität Karlsruhe im Frühsommer 2008 ein Dienstleistungsforschungszentrum seine Arbeit aufnehmen wird. Heute ist die Dienstleistungsforschung ein zentraler Teil der öffentlichen Innovationspolitik und leistet einen originären Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Unterstrichen wird diese bedeutende Rolle der Dienstleistungen für das Innovationsgeschehen auch damit, dass das Dienstleistungsforschungsprogramm Bestandteil der „Hightech-Strategie“ der Bundesregierung geworden ist (BMBF 2006b). Hier kommt zum Ausdruck, dass Innovationen werden nicht nur mit technologischen Neuerungen in Verbindung gebracht werden, sondern Dienstleistungen geradezu als Mittler zwischen Technologie und Markt sowie Kunden gesehen werden. Zusammenfassend lassen sich die Ziele und Absichten des neuen Programms mit dem Begriff der „Vorauswirtschaft“ (zitiert nach Lehner 1996) treffend charakteri- 13 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen sieren. Der Begriff stammt von Ernst Helmstädter1 und kennzeichnet den Teil der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Organisationen, der durch Forschung und Entwicklung einen bemerkenswerten und exzeptionellen Beitrag zur Entfaltung von Innovation, wirtschaftlichem Wachstum und Beschäftigung leisten. Die „Vorauswirtschaft“ steigt frühzeitig in neue technische, prozessuale und wirtschaftliche Entwicklungen ein, so dass sie einen Preis-, Innovations- und Wettbewerbsvorsprung gegenüber anderen Wirtschaftssubjekten erzielen kann. Die Träger der „Vorauswirtschaft“ sind wirtschaftliche und gesellschaftliche Pioniere, die vorausgehen und „Breschen schlagen“. Die Wirkungen der „Vorauswirtschaft“ strahlen auf weitere wirtschaftliche Akteure und ihr Umfeld aus und es kommt zu Multiplikator- und Nachahmungseffekten. Allerdings, so Helmstädter, muss diese Vorauswirtschaft systematisch durch (öffentliche) Forschungs- und Entwicklungsanreize angehalten werden, risikobreit zu bleiben. Forschungsförderung, die riskantes Verhalten finanziell abfedert, trägt zum Aufbau einer „Vorauswirtschaft“ bei, da insbesondere für Unternehmen das ökonomische Risiko finanziell abgefedert wird. Durch diese Forschung verbessert sich auch die Wissensbasis in Unternehmen, aus der sie „Kapital schlagen können“. Diese politische Gestaltungsrolle wird im Programm „Innovationen mit Dienstleistungen“ ausdrücklich betont: „Die politische Gestaltung des Prozesses (durch Forschung und Entwicklung) ist notwendig, weil auf der Ebene eines gesellschaftlichen Anspruchs verschiedene Interessen einbezogen werden müssen. Ein Ausgleich „von selbst“ kann hier nicht erwartet werden. Es zeigt sich, dass in einem Feld, in dem Konkurrenzbeziehungen oftmals die notwendige Kooperation auch in grundlegenden und marktfernen Fragestellungen (Entwicklung breit anwendbarer Innovationsinstrumente und -ansätze, Aufbau geeigneter Rahmenbedingungen, Bildung von Netzwerken, Aufbau von Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft etc.) dominieren, politische Initiativen notwendig sind, um diese „kollektiven Güter“ zu realisieren. Hierin besteht die zentrale politische Funktion des Förderprogramms“ (BMBF 2006a: 8). 1 14 Emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Münster, in den 1980er Jahren Mitglied der „Fünf Weisen“ Dienstleistungsforschung – die Fokusgruppe KMU 3 Der Förderschwerpunkt „Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen“ und die Fokusgruppe „Kleine und mittlere Unternehmen“1 Im Folgenden wird auf den Förderschwerpunkt eingegangen, das Konzept der Fokusgruppe und die Fokusgruppe „Kleine und mittlere Unternehmen“ dargestellt. Förderschwerpunkte haben immer eine Vorgeschichte. Das Thema „Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen“ spielte bereits auf der Dienstleistungstagung des BMBF im Jahre 1998 in den Plenarvorträgen und in den Workshops eine hervorgehobene Rolle. Ebenfalls zu diesem Thema wurde in 2003 der 2. wissenschaftliche Nachwuchswettbewerb des BMBF durchgeführt. Mit Hilfe dieser Vorarbeiten, externer Expertise und eigener Recherche des Projektträgers konnte der Forschungsbedarf festgestellt und dann im Januar 2004 die Bekanntmachung publiziert werden. Der Förderschwerpunkt wurde auch vor dem Hintergrund der chronischen Dienstleistungslücke im Export ins Leben gerufen. Schon seit Jahrzehnten sind Dienstleistungen am gesamten Export konstant mit weniger als 20% beteiligt. Es gibt zwar einige Branchen, in denen der Anteil höher ist, wie zum Beispiel der Maschinen- und Anlagebau, der seine Produkte mit Dienstleistungen „veredelt“. Doch obwohl viele Dienstleistungen auf dem inländischen Markt ein „Renner“ sind, wie etwa Bildungsdienstleistungen, Gesundheitsdienstleistungen oder Beratung, gehen sie kaum in den Export. Nicht nur diese quantitativen Faktoren haben zu diesem Förderschwerpunkt geführt, sondern auch Aspekte, die mit den besonderen Eigenschaften des Exports und der Internationalisierung von Dienstleistungen zusammen hängen. Wenn Dienstleistungen grenzüberschreitend verkauft werden sollen, ist meist ein direkter Kundenkontakt im Zielland erforderlich, der eine veränderte Unternehmensorganisation im Produktionsland und der Aufbau von zum Beispiel von Vertriebsstrukturen in ausländischen Märkten zur Folge hat. Und schließlich steht die Frage im Raum, wie Dienstleistungen bereits im Entwicklungsprozess so konstruiert werden, dass sie international vermarktbar sind. Im Förderschwerpunkt "Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen“ werden 66 Vorhaben gefördert; 52 Teilvorhaben zusammengefasst in 16 Verbünden und 14 Einzelvorhaben. Verbundvorhaben bezeichnet eine arbeitsteilige Kooperation von mehreren unabhängigen Partnern z.B. aus Hochschulen, Forschung und Unternehmen mit eigenständigen Beiträgen zur Lösung von Forschungs- und Entwicklungsaufgaben. Die einzelnen Vorhaben haben gewöhnlich eine Laufzeit zwischen zwei und drei Jahren. Fokusgruppen sind ein recht junges 1 Dieser Abschnitt basiert auf den Ausarbeitungen von Hamburger/Heinen (2006). 15 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Instrument zur Begleitung und Steuerung der Förderschwerpunkte. Sie wurden erstmals erprobt im schon abgelaufenen Förderschwerpunkt „Wissensintensive Dienstleistungen“. Das Instrument hat sich dort bewährt, so dass es im Förderschwerpunkt „Exportfähigkeit“ wieder angewendet werden konnte. Schriftlich fixiert als Steuerungsinstrument von Förderschwerpunkten wurden die Fokusgruppen dann im Programm „Innovationen mit Dienstleistungen“. Fokusgruppen bündeln themenverwandte Forschungsvorhaben gewissermaßen zu begleitenden und regelmäßig tagenden Arbeitsgruppen. Ihre Ziele sind die thematische Zusammenarbeit der Vorhaben zu fördern und zu bündeln und Lernprozesse zu ermöglichen sowie den Ergebnistransfer zu beschleunigen. Fokusgruppen dienen auch zur Netzwerkbildung innerhalb eines Forschungsgebietes. In den Fokusgruppen vertreten sind die Einzel- und Verbundvorhaben, der Projektträger, das Metavorhaben und Gäste. Die Leitung der Fokusgruppe übernimmt ein Vorhaben aus der Fokusgruppe. Zu den Förderschwerpunkten gehören neuerdings auch so genannte „MetaVorhaben“; sie zählen auch zu den neuen Steuerungsinstrumenten. Meta-Vorhaben begleiten einen Förderschwerpunkt wissenschaftlich, nehmen Ergebnisse aus den Fokusgruppen auf, reflektieren diese vor dem Hintergrund der fachlichen Diskussion und geben die daraus gefolgerten Ergebnisse und Erfahrungen an die Fokusgruppen und den Fördergeber weiter. Die Metavorhaben beobachten und analysieren die Dienstleistungswirtschaft und Dienstleistungsforschung mit Blick auf die Fragestellungen des Förderschwerpunktes und leiten Entscheidungs- und Handlungsbedarfe für eine „Lesson Learned“ des Fördergebers ab. Das BMBF und der Projektträger versprechen sich von diesem Vorhabenstyp eine noch bessere fachliche Durchdringung der Förderschwerpunkte, frühzeitige Hinweise auf „Nachsteuerungsbedarfe“ und einen nachhaltigeren Transfer der Ergebnisse in die Breite. Im Förderschwerpunkt „Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen“ wird das „Metavorhaben“ vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI, Karlsruhe) durchgeführt. Es hat eine Laufzeit bis zum Jahr 2010. Im Förderschwerpunkt „Exportfähigkeit und Dienstleistungen“ gibt es insgesamt sechs Fokusgruppen (PT-DLR 2006): • Export von Gesundheitsdienstleistungen • Umwelt-Dienstleistungen • Industrielle Dienstleistungen • Wissensintensive Dienstleistungen 16 Dienstleistungsforschung – die Fokusgruppe KMU • Exportfähigkeit von Dienstleistungen kleiner und mittleren Unternehmen (KMU) • Eureka-Vorhaben In dieser Fokusgruppe „Exportfähigkeit von Dienstleistungen kleiner und mittleren Unternehmen“ sind diejenigen Projekte zusammengefasst, die Internationalisierungsstrategien in Bezug auf Entwicklung, Organisation, Finanzierung und Vermarktung speziell der Dienstleistungen kleinster, kleiner und mittlerer Unternehmen zum Gegenstand haben. Im Anhang zu diesem Buch sind die Mitglieder der Fokusgruppe aufgeführt. Hierzu gehören vier Einzelvorhaben und zwei Verbundvorhaben mit zusammen 9 Teilvorhaben. Über alle Vorhaben hinweg betrachtet, nahmen die meisten Vorhaben ihre Arbeit im Frühjahr 2005 auf und gegen Mitte 2009 wird ihre Förderung beendet sein. Über diese direkt geförderten Vorhaben hinaus sind in den Teilvorhaben eine stattliche Zahl von Unternehmen, Forschungspartnern und Organisationen entweder über Aufträge oder als so genannte Value-Partner (also ohne jegliche finanzielle Förderung) eingebunden. Die Fokusgruppe wird geleitet durch das Institut für Technik der Betriebsführung (itb) – Forschungsstelle im Deutschen Handwerksinstitut e.V., Karlsruhe. Die gemeinsame Zielrichtung aller Vorhaben ist die erfolgreiche Verbreitung und Vermarktung von Dienstleistungen im Ausland und dadurch die im Zeitalter der Globalisierung notwendige Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit kleinerer und mittlerer Unternehmen. Zur Gruppe der kleinen und mittleren Unternehmen zählen – wenn hier die Grenze für den Jahresumsatz unberücksichtigt bleibt – Unternehmen mit bis zu 250 Beschäftigten (nach EU-Kommission). Kleine und mittlere Unternehmen erwirtschaften ca. 50 Prozent der steuerpflichtigen Umsätze, beschäftigen ca. 66 Prozent der Arbeitnehmer und bilden ca. 85 Prozent der Lehrlinge aus. Sie stellen in Deutschland 98 Prozent aller Betriebe. Ungeachtet ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung partizipiert nur ein Bruchteil dieser Betriebe an den Exporterfolgen der deutschen Wirtschaft. Ursächlich ist dies – nicht nur, aber auch – auf die geringe Unternehmensgröße und damit verbundene knappere personelle und finanzielle Ressourcen zurückzuführen. Charakteristisch für die meisten kleinen und mittleren Unternehmen ist, dass sie von Inhabern geführt werden und keine tiefe hierarchische Gliederung haben. Damit sind einerseits wohl kurze Informations- und Entscheidungswege verbunden, andererseits fehlen aber häufig personelle Kapazitäten in den Bereichen des Marketing, der Personalpolitik, des Vertriebs und in der strategischen Planung. Oftmals liegt das alles in den Händen des Chefs, der Chefin selbst oder in den Händen weniger Personen. Umso wichtiger ist es, die Entscheidung, exportieren zu wollen, unter wirtschaftlichen und personalpolitischen Aspekten gründlich abzuwägen, Erfahrungen anderer 17 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen einzubeziehen, gut zu planen, die Beschäftigten frühzeitig über die einzuschlagende Strategie zu informieren und zusammen mit ihnen Schritt für Schritt vorzugehen. Unternehmen müssen also „exportfähig“ gestaltet werden. In vielen Fällen sind interne betriebliche Prozesse neu auszurichten oder gänzlich neu aufbauen, Beschäftigte sind exportbezogen zu qualifizieren und nicht zuletzt gilt es interkulturelle Barrieren zu berücksichtigen und abzubauen, um im Zielland nachhaltig erfolgreich sein zu können. Es geht aber auch um die zu exportierende Dienstleistung, die auf die jeweiligen Zielmärkte zuzuschneiden sind. Damit richten sich die Forschungs- und Entwicklungsbedarfe auf die Produkte und die Prozesse gleichermaßen. Personalmanagement, der Anpassung der Organisation der Betriebe und der Aufbau angemessener Prozessabläufe werden zu den Stellhebeln der Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen. 4 Resümee Mit der Etablierung der Dienstleistungsforschung durch das BMBF wurde von politischer Seite auf die wachsende Bedeutung der Dienstleistungen und die Defizite in der Dienstleistungsforschung und Dienstleistungsentwicklung reagiert. Die zentralen Begründungen für dieses Forschungsprogramm liegen in den noch nicht ausgeschöpften Potenzialen der Dienstleistungswirtschaft für Beschäftigung, Innovation und Wirtschaftswachstum sowie den vielfältigen Defiziten bei der Dienstleistungsentwicklung in den Unternehmen. Das Forschungsprogramm „Innovationen mit Dienstleistungen“ zeigt die zentralen Handlungsbereiche auf. Dienstleistungsforschung zielt auf die systematische Erforschung und Entwicklung von Dienstleistungen im Sinne von Produkten und von Prozessen. Jeder Förderschwerpunkt greift spezifische Defizite bei der Erstellung von Dienstleistungen auf und/oder adressiert Potenziale, die noch nicht optimal ausgeschöpft worden sind. Die Einrichtung des Förderschwerpunktes „Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen“ geht auf das eklatante Missverhältnis zwischen der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Dienstleistungen und ihrem Anteil am Export zurück. Mit Unterstützung breiter wissenschaftlicher Expertise sollen die Hemmnisse und die Treiber des Dienstleistungsexports und der Internationalisierung von Dienstleistungen erforscht und Strategien für die Internationalisierung von Dienstleistungsunternehmen und von Dienstleistungen systematisch erarbeitet und erprobt werden. Durch die in der KMU-Fokusgruppe zusammengeführten Vorhaben wird das noch wenig beachtete Feld der kleinen und mittleren Unternehmen im Export und in der Internationalisierung von Dienstleistungen intensiv bearbeitet. Damit stellen die 18 Dienstleistungsforschung – die Fokusgruppe KMU Ergebnisse dieser Fokusgruppe eine Ergänzung und Erweiterung bisheriger Forschung zur Internationalisierung von kleinen und mittleren Unternehmen dar (Behr/Semlinger 2004). Es zeigt sich, das eine Konzentrierung der Forschung auf kleine und mittlere Unternehmen durchaus sinnvoll ist, da sie im Vergleich zu größeren Betrieben doch andere Handlungsbedingungen haben, die zu berücksichtigen sind. Unter dem gemeinsamen Dach der Fokusgruppe zeigen sich bei aller Differenzierung der Vorhaben eine Vielzahl identischer Problemstellungen auch Gemeinsamkeiten, die es lohnenswert erscheinen lassen, den Erfahrungs- und Ergebnisaustausch rege zu pflegen. Dabei ist die Zusammenarbeit durchaus von Vorteil für alle Beteiligten; Doppelarbeit kann vermieden und Synergien erzeugt und genutzt werden. Nicht zu unterschätzen sind die positiven Effekte der Netzwerkbildung, die häufig mit der Erweiterung der Forschungs- und Entwicklungsperspektive einher gehen. Zusammen mit den Ergebnissen der Vorhaben der weiteren Fokusgruppen und im Zusammenspiel mit dem so genannten „Export-Metavorhaben“ des Fraunhofer Institut für Innovations- und Systemforschung (ISI) wird in Bälde ein geschlossenes System von Ergebnissen vorliegen, das in der Summe dazu führen wird, die Bedingungen für Dienstleistungen im Export und in der Internationalisierung deutlich zu verbessern. Ganz wichtig ist es nicht zu vergessen, dass das Rückgrat der hiesigen Volkswirtschaft die kleinsten, kleinen und mittleren Betriebe sind. Mit dem Einbezug dieser Gruppe und ihrer Fragestellungen in die zentralen Handlungsfelder der Forschungsförderung ist ein bedeutender Beitrag geleistet worden, um die Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen nachhaltig zu verbessern. 5 Literatur Baethge, Martin / Wilkens, Ingrid (Hrsg.) (2001) Die große Hoffnung für das 21. Jahrhundert? Perspektiven und Strategien für die Entwicklung der Dienstleistungsbeschäftigung. Leske+Budrich, Opladen Behr, Marhild von / Semlinger, Klaus (Hrsg.) (2004) Internationalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen. Neue Entwicklungen bei der Arbeitsorganisation und Wissensmanagement. Campus, Frankfurt/New York Bienzeisler, Bernd (2006) „Made in Germany“ – Entwicklungspfade eines Leitbildes. In: Zähringer, Daniel/Müller, Robert/Uhlmann, Michael (Hrsg.): Service Made in Germany – In- 19 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen ternationalisierung von Dienstleistungen in der Praxis. Stuttgart, IRB-Verlag, S. 18-24 BMBF (2006) Die Hightech-Strategie für Deutschland. Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bonn, Berlin BMBF (2006) Innovationen mit Dienstleistungen. BMBF-Förderprogramm. Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bonn, Berlin Bosch, Gerhard u. a. (Hrsg.) (2002) Die Zukunft von Dienstleistungen. Ihre Auswirkungen auf Arbeit, Umwelt und Lebensqualität. Campus, Frankfurt/New York Bullinger, Hans-Jörg (Hrsg.) (1995) Dienstleistung der Zukunft. Gabler Verlag, Wiesbaden Bullinger, Hans-Jörg (Hrsg.) (1998) Dienstleistung 2000plus Zukunftsreport Dienstleistungen in Deutschland. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart Gouthier, Matthias / Coenen, Christian/Schulze, Henning S./Wegmann, Christoph (Hrsg.) (2007) Service Excellence als Impulsgeber. Strategien-Management-InnovationenBranchen. Gabler, Wiesbaden Häußermann, Hartmut / Siebel, Walter (1995) Dienstleistungsgesellschaften. 3. Auflage, suhrkamp, Frankfurt/Main. Heinen, Ewald/Hamburger, Joachim (2006): Fokusgruppe Exportfähigkeit von KMU. In: PT-DLR (Hrsg.) (2006): Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen. Broschüre zum Fokusgruppentreffen am 27. November 2006 in Stuttgart. Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Projektträger im DLR, Projektträger für das BMBF „Arbeitsgestaltung und Dienstleistungen, Bonn, S. 43-46 Lehner, Franz (1996) Innovative Antworten auf Strukturbrüche: Kurswechsel für Wettbewerbsfähigkeit, Beschäftigung und Umwelt. In: Institut Arbeit und Technik: Jahrbuch 1995, Gelsenkirchen, S. 14-29 20 Dienstleistungsforschung – die Fokusgruppe KMU PT-DLR (Hrsg.) (2006) Exportfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen. Broschüre zum Fokusgruppentreffen am 27. November 2006 in Stuttgart. Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Projektträger im DLR, Projektträger für das BMBF „Arbeitsgestaltung und Dienstleistungen, Bonn Rachel, Thomas: In: Streich, Deryk/Wahl, Dorothee (Hrsg.) (2006) Moderne Dienstleistungen. Impulse für Innovation, Wachstum und Beschäftigung. Beiträge der 6. Dienstleistungstagung des BMBF, Campus, Frankfurt, S. 17-21 Stahlecker, Thomas / Kulicke, Marianne/Jung, Benjamin. (2006) Die Internationalisierung von Dienstleistungen. Eine Analyse der aktuellen Entwicklungen in Deutschland und wichtiger Wettbewerber. Stuttgart, Fraunhofer IRB Verlag Stauss, Bernd / Engelmann, Kai/Kremer, Anja/Luhn, Achim (Ed.) (2008) Services Science. Fundamentals, Challenges and Future Developments, Springer-Verlag, Heidelberg Streich, Deryk / Wahl, Dorothee (Hrsg.) (2006) Moderne Dienstleistungen. Impulse für Innovation, Wachstum und Beschäftigung. Beiträge der 6. Dienstleistungstagung des BMBF, Campus, Frankfurt 21 Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU Dieter Ahlert, Christof Backhaus, Markus Blut, Manuel Michaelis Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. für Distribution und Handel im Marketing Centrum Münster, Westfälische Wilhelms-Universität Münster Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU Inhalt 1 Problemstellung .............................................................................................. 25 2 Klassische Ressourcen im Rahmen der Internationalisierung ........................ 26 3 Vertriebskompetenz als erfolgskritische Ressource im Rahmen der Internationalisierung ....................................................................................... 28 3.1 Vertriebskompetenz in KMU................................................................ 28 3.2 Personelle Komponenten der Vertriebskompetenz............................... 30 3.3 Organisationale Komponenten der Vertriebskompetenz ...................... 31 3.4 Effektivität der Exportabteilung als Konsequenz der Vertriebskompetenz .............................................................................. 33 3.5 Ableitung der Untersuchungshypothesen ............................................. 33 4 Vorgehensweise und Ergebnisse der empirischen Untersuchung................... 38 5 Implikationen für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU ......... 40 6 Fazit und Ausblick .......................................................................................... 43 7 Literatur........................................................................................................... 44 23 Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU 1 Problemstellung Analog zu kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) des produzierenden Sektors stehen im Zuge der Globalisierung auch Dienstleistungs-KMU zunehmend unter dem Druck, ihre Marktanteile zu sichern und Wettbewerbsvorteile auszubauen. So haben die mit Bezug auf den Produktionsstandort Deutschland vielzitierten Arbeitsplatzverlagerungen in Länder mit niedrigeren Lohnniveaus bereits seit einiger Zeit auch den Dienstleistungssektor erfasst. Als Zielland des Outsourcing ortsungebundener Dienstleistungen nimmt bspw. Indien eine führende Rolle ein, wobei das Angebot längst nicht mehr nur einfache Dateneingaben, sondern ebenso komplexere Callcenter-Dienstleistungen, Softwareprogrammierung, Webdesign und Übersetzungsdienstleistungen umfasst. Anstelle einer solchen Internationalisierung der Beschaffungsseite scheint die Erschließung von Auslandsmärkten auf der Absatzseite und damit das aktive „Going International“ auch für DienstleistungsKMU eine vielversprechende Option, um im globalen Wettbewerb zu bestehen und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Erstellungsland von Dienstleistungen zu sichern. Insbesondere die mittel- und osteuropäischen Märkte bieten hier enorme Chancen: So ist die weitergehende Öffnung dieser Märkte insbesondere für Dienstleistungs-KMU relevant, da somit ein Markteintritt mittels höherer Internationalisierungsstufen, z. B. Direktinvestitionen und Joint Ventures, erst ermöglicht wird. Für die Vielzahl von Dienstleistungen, die aufgrund ihrer Immaterialität nicht über den Export internationalisierbar sind, eröffnen sich somit völlig neue Märkte. Die Erschließung internationaler Absatzmärkte wird Dienstleistungs-KMU durch ihre beiden definitorischen Merkmale – nämlich ihre Eigenschaften als KMU sowie als Dienstleistungsunternehmen – erschwert. Zunächst sind DienstleistungsKMU in ihrer Eigenschaft als KMU im Vergleich zu Großunternehmen augenscheinlich benachteiligt, was die Internationalisierungsfähigkeit betrifft. So beträgt die Exportquote kleiner und mittlerer Unternehmen (Jahresumsatz ≤ 50 Mio. €) gemäß einer Berechnung der KfW Bankengruppe auf Grundlage des KfW Mittelstandspanels 2004 lediglich 14%, während die großer Unternehmen (Jahresumsatz > 50 Mio. €) im Durchschnitt bei 23,8% liegt. Dieser Rückstand der KMU wird in der Literatur z. B. mit einer geringeren Ressourcenausstattung (vgl. Erramilli/D´Souza 1993, 29 f.) und der speziellen Rolle des Eigentümers (vgl. Fernández/Nieto 2006) begründet. In ihrer Eigenschaft als Dienstleistungsunternehmen sind für Dienstleistungs-KMU weiterhin sämtliche Besonderheiten der Internationalisierung von Dienstleistungen von Relevanz, die – im Vergleich mit international agierenden Unternehmen des produzierenden Sektors – einer Internationalisierung eher hinderlich als förderlich sind. Im Hinblick auf die Dienstleistungsproduktion sind bspw. solche Dienstleis- 25 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen tungen, die durch ein hohes Maß an Inseparabilität gekennzeichnet, nur über eine direkte Präsenz auf dem jeweiligen Auslandsmarkt internationalisierbar (Cicic et al. 1999, 86 f.). Weiterhin spielt vor dem Hintergrund der erhöhten Risikowahrnehmung seitens des Konsumenten der Aufbau von Vertrauen eine wesentliche Rolle beim Absatz von Dienstleistungen (vgl. Ahlert/Michaelis/Povel 2008). Damit stellt eine erfolgreiche Internationalisierung gerade für Dienstleistungs-KMU eine besondere Herausforderung dar, wobei nicht nur organisationale, sondern auch personelle Aspekte für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU erfolgskritisch scheinen. Basierend auf der Literatur zur Internationalisierung von KMU ist davon auszugehen, dass die internationale Vertriebskompetenz eine Fähigkeit des Unternehmens darstellt, die einen wesentlichen Einfluss auf den Internationalisierungserfolg hat und aufgrund der heterogenen Ressourcenbasis nur schwer von anderen zu imitieren ist. Daher werden in diesem Beitrag die Determinanten der Vertriebskompetenz diskutiert, die den Exporterfolg kleiner und mittlerer Dienstleistungsunternehmen beeinflussen. In Form der Person des Exportmanagers – insbesondere dessen Charakteristika und Fähigkeiten – sollen die personellen Ressourcen und organisationalen Rahmenbedingungen auf ihre Erfolgswirkung hin überprüft werden. Dabei wird auf eine empirische Erhebung zurückgegriffen, an der sich 36 Produzentenund Dienstleistungsunternehmen beteiligten. Basierend auf den empirischen Ergebnissen wird deren Übertragbarkeit auf den Kontext internationalisierender Dienstleistungs-KMU diskutiert. 2 Klassische Ressourcen im Rahmen der Internationalisierung Bevor eine Unternehmung in den internationalen Markt eintritt, muss sie ihr Internationalisierungspotenzial prüfen (vgl. Mischensky 1998, 88 ff.). Insbesondere die Beurteilung der internen Ressourcenausstattung ist von Bedeutung, da eine diesbezüglich falsche Einschätzung zu erheblichen Misserfolgen bei der Internationalisierung führen kann (vgl. Cutura/Kraus 2005, 12). Theoretisch lässt sich die Beziehung zwischen der Ressourcenausstattung und dem Internationalisierungserfolg mit dem sog. Ressource-Based View (RBV) erklären (vgl. La/Patterson/Styles, 2005). Der RBV geht auf eine Arbeit von Penrose (1959) zurück und beinhaltet den Zusammenhang zwischen den internen Ressourcen einer Unternehmung und der Unternehmensstrategie (vgl. Grant 1991, 115). Genauer gesagt determinieren die internen Ressourcen in diesem Konzept die Strategiewahl, welche wiederum den Erfolg beeinflusst (vgl. Grant 1991, 116). 26 Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU Dabei können die internen Ressourcen in intangible und tangible Vermögensgegenstände eingeteilt werden (vgl. Fahy/Smithee 1999, 8). Tangible Ressourcen stellen materielle Vermögensgegenstände dar, z. B. Rohmaterial, Ausstattung und insbesondere das Finanzkapital. Diese Ressourcen sind von Wettbewerbern relativ einfach zu imitieren und zu substituieren. Deshalb sind sie nicht geeignet um langfristige Wettbewerbsvorteile zu generieren (vgl. Grant 1991, 123 ff.). Bei intangiblen Ressourcen handelt es sich um immaterielle Vermögensgegenstände, zu denen neben den technologische Ressourcen und der Reputation des Unternehmens insbesondere das Humankapital und die Führungsqualitäten zu zählen sind (vgl. Carmeli/Tishler 2004, 299). Im Gegensatz zu tangiblen Ressourcen sind sie durch den Wettbewerb nur schwer zu duplizieren (vgl. Carmeli/Tishler 2004, 302) und können daher eher einen langfristigen Wettbewerbsvorteil begründen (vgl. Hitt et al. 2001, 14). Im Rahmen der Internationalisierung von KMU stellen insbesondere das Management, die Führung und die Finanzen die kritischen Ressourcen dar (vgl. Krotz 1998, 45 ff.), auf die gesondert einzugehen ist. Der RBV betont im Allgemeinen die Eigenschaften und Fähigkeiten der Manager als wichtigste Ressource des Unternehmens, da sie diejenigen sind, die profitable Chancen im Markt identifizieren, ausschöpfen und entwickeln (vgl. Castanias/Helfat 2001). Ihre Aufgabe ist es, Strategien zu entwickeln, die Wettbewerbsvorteile generieren und somit die Gewinne erhöhen (vgl. Lockett 2005, 85). Im Rahmen der Internationalisierung von KMU stellen Unternehmer den Schlüsselfaktor für den Internationalisierungserfolg von KMU dar (vgl. Westhead/Wright/Ucbasaran 2001, 339), da sie als „Entscheider“ darüber bestimmen, ob Internationalisierungsstrategien initiiert, erweitert oder beendet werden (vgl. Miesenböck 1988, 42). Ihr Führungsverhalten hat somit insbesondere einen Einfluss auf die organisationalen Rahmenbedingungen der Internationalisierungsbemühungen. Wie gezeigt, steht die internationale Orientierung des Managements im positiven Zusammenhang mit dem Internationalisierungsverhalten und dem Ausmaß der Internationalisierung von KMU. Indikatoren der internationalen Orientierung sind z. B. Fremdsprachenkenntnis, Auslandserfahrung und internationale Kontakte. Betrachtet man diesbezüglich KMU, ist festzuhalten, dass diese allgemein über ein quantitativ geringeres und qualitativ schlechteres Humankapital als große Unternehmen verfügen (vgl. Gallo/Garcia Pont, 1996), was sich an der schulischen Bildung, Fremdsprachenkenntnissen, Auslandserfahrung und sonstigen Qualifikationen der Mitarbeiter festmachen lässt. Bei Betrachtung der Literatur kann festgehalten werden, dass bestimmte persönliche Merkmale, Einstellungen und das Commitment des Managements, d. h. sowohl der Unternehmer als auch der Mitarbeiter, 27 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen einen Einfluss auf die Exportleistungen der Unternehmung haben (vgl. Aaby/Slater 1989, 812; Westhead/Wright/Ucbasaran 2001, 399 ff.). Eine begrenzte Kapitalbasis stellt für KMU ein weiteres wesentliches Hindernis im Rahmen der Internationalisierung dar. Denn eine Ausweitung der Tätigkeiten ins Ausland ist immer mit einem Mehreinsatz von finanziellem Kapital verbunden. Konkret erschwert die geringe Eigenkapitalbasis der KMU deren Wahl der Markteintrittsstrategie und letztlich die Bearbeitung des Auslandsmarktes (vgl. Mischensky 1998, 97). Das schwache Finanzierungspotenzials und die damit verbundene Notwendigkeit kurzer Pay-off-Perioden hindern KMU am Eintritt in Märkte, in denen der langfristige Einsatz von Mitteln vorausgesetzt wird (vgl. Hutchinson/Quinn/Alexander 2005, 152). Auch die Tatsache, dass der Eigentümer aktiv im Unternehmen tätig ist kann sich auf finanzielle Entscheidungen auswirken. So greifen KMU bspw. nur in äußersten Notfällen auf externe Finanzierungsmittel (z. B. von Banken) zu, um die eigene Unabhängigkeit und Kontrolle zu bewahren (vgl. Fernández/Nieto 2006). Somit bestimmen die Eigentümer, wie bereits gezeigt, die Rahmenbedingungen für die Internationalisierung von KMUs. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich KMU im internationalen Wettbewerb aufgrund ihrer begrenzten Ressourcen und Fähigkeiten besonderen Herausforderungen konfrontiert sehen (vgl. Karagozoglu/Lindell 1998, 44). Daher gilt es spezifische Ressourcen und Fähigkeiten zu entwickeln, um sie im Rahmen der Internationalisierung einzusetzen (vgl. Etemad 2004, 2). Eine dieser erfolgskritischen spezifischen Ressourcen ist die Vertriebskompetenz, die im folgenden Kapitel näher behandelt wird. 3 Vertriebskompetenz als erfolgskritische Ressource im Rahmen der Internationalisierung 3.1 Vertriebskompetenz in KMU Der Begriff des Vertriebs wird definiert als „jene organisatorische Einheit einer Unternehmung, die die vertriebspolitischen Ziele, Strategien und Maßnahmen koordiniert und umsetzt“ (Hesse/Evanschitzky 2005, 72). Die Einrichtung einer Vertriebsorganisation ist eine Voraussetzung für den Direktexport (vgl. Meffert/Bolz 1998, 126). Im Sinne des RBV stellt eine effiziente Vertriebsorganisation eine organisationale Notwendigkeit zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit dar (vgl. Schmitz 2005, 20). Der Vertrieb ist eine Unternehmensressource, die einen direk- 28 Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU ten Einfluss auf den Unternehmenserfolg hat und aufgrund der heterogenen Ressourcenbasis nur schwer von anderen zu imitieren und zu substituieren ist (vgl. Belz/Reinhold 1999, 17). KMU sind im Vergleich zu großen Unternehmen im Vertrieb anders organisiert. Betrachtet man KMU, die über eine Exportabteilung verfügen, so gibt es jeweils eine Person, im Folgenden als Exportmanager bezeichnet, die für jeweils ein Exportgebiet verantwortlich ist. Ihr Tätigkeitsbereich umfasst sowohl verkaufsbezogene Aktivitäten, wie Verkaufsreisen in den zuständigen Auslandsmarkt, als auch nicht-verkaufsbezogene Aktivitäten, wie das Sammeln von Informationen und die Kontaktpflege zu ausländischen Kunden. Dieser Exportmanager ist direkt der Unternehmensführung unterstellt, der er regelmäßig Bericht erstattet. Bei der Unternehmensführung handelt es sich in KMU i. d. R. um den Eigentümer, der seinerseits den ihm untergestellten Exportmanager koordiniert und leitet (vgl. Katsikea et al. 2005, 60 f.). Häufig verfügen KMU weder über eine Exportabteilung noch über einen Mitarbeiter, der sich ausschließlich um die Betreuung ausländischer Kunden kümmert. Vielmehr wird diese Funktion in Personalunion von solchen Mitarbeitern übernommen, die auch inländische Kunden betreuen oder sogar hauptsächlich andere Funktionen innerhalb des Unternehmens übernehmen. Nichtsdestotrotz besteht auch in solchen Fällen ein dyadisches Verhältnis zwischen Unternehmensführung und dem jeweiligen Mitarbeiter. Aus Vereinfachungsgründen werden im Folgenden auch solche Mitarbeiter unter dem Begriff des Exportmanagers subsumiert. In Anlehnung an Katsikea (2005) wird im Folgenden die Vertriebskompetenz von KMU untersucht. Diese ergibt sich, wie in Abbildung 1 dargestellt, sowohl aus einer organsiationalen als auch einer personellen Komponente. Dabei ist das Führungsverhalten des Unternehmers und die Gestaltung des Exportbereichs den organisationalen Rahmenbedingungen zuzuordnen. Die Charakteristika und Fähigkeiten sowie das Verhalten der Exportmanager sind dagegen wichtige personelle Einflussfaktoren des Exporterfolgs. 29 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Personelle Ebene Exporterfolg Charakteristika und Fähigkeiten des Exportmanagers Verhalten des Exportmanagers ökonom. Leistung strategische Leistung Organisationale Ebene Zufriedenheit mit der Zielerreichung Verhaltensorientierte Kontrolle Gestaltung des Exportbereichs Exportintensität Zufriedenheit mit der Gesamtleistung Vertriebskompetenz Abbildung 1: Integriertes Framework der Vertriebskompetenz 3.2 Personelle Komponenten der Vertriebskompetenz Charakteristika und Fähigkeiten des Exportmanagers beschreiben dessen spezifische Eigenschaften (vgl. Cravens et al. 1993, 48). Als wichtigste Eigenschaften eines Exportmanagers werden in der Literatur dessen Motivation, Kundenorientierung und Fachkompetenz genannt (vgl. Katsikea et al. 2005, 67). Das Verhalten des Exportmanagers beinhaltet dagegen die Anwendung der beschriebenen Fähigkeiten, um im Rahmen der Exporttätigkeit die Erfüllung der erwünschten Ziele der Unternehmung zu erreichen (vgl. Katsikea et al. 2005; Piercy/Cravens/Morgan 1998, 81). Das Verhalten umfasst dabei u. a. die Verkaufsplanung, die Verkaufspräsentation, die Nutzung technisches Wissens und adaptiver Verkaufstechniken sowie Teamwork (vgl. Piercy/Low/Cravens 2004, 35). Der Aufgabenbereich eines Managers umfasst – wie gezeigt – nicht nur Tätigkeiten, die im direkten Zusammenhang mit Verkaufsaktivitäten stehen, sondern auch verkaufsunterstützende Tätigkeiten. 30 Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU 3.3 Organisationale Komponenten der Vertriebskompetenz Die Relevanz des Führungsverhaltens als wesentliche Aufgabe des Eigentümers bzw. der Unternehmensleitung ist sowohl in Literatur als auch Praxis weitgehend anerkannt (vgl. Cravens et al. 1993, 47). In der einschlägigen Literatur wird eine Vielzahl von Ansätzen des Führungsverhaltens diskutiert. Zur Konzeptualisierung und Operationalisierung des Führungsverhaltens in Vertriebsorganisationen greifen empirische Studien vermehrt auf das Kontrollkonstrukt von Anderson und Oliver (1987) zurück (vgl. Baldauf/Cravens/Piercy 2005; Cravens et al. 1993; Katsikea et al. 2005; Piercy/Low/Cravens 2004; Piercy/Cravens/Morgan 1999). Dieses erlaubt eine Aussage darüber, in welchem Umfang Vorgesetzte (hier: der Unternehmer) die ihnen untergeordneten Mitarbeiter (hier: der/die Exportmanager) überwachen, lenken, bewerten und belohnen (vgl. Anderson/Oliver 1987, 76). Dabei lassen sich zwei gegensätzliche Kontrollsysteme voneinander abgrenzen: verhaltensorientierte und ergebnisorientierte Kontrolle. Bei verhaltensorientierter Kontrolle greifen die Manager in höherem Maße auf Führungs- und Überwachungsaktivitäten zurück. Die Bewertung und Belohnung der Vertriebsmitarbeiter erfolgt dabei meistens anhand zweier eher subjektiver Kriterien: 1. Qualifikationen der Vertriebsmanager, wie Begabung, Produktwissen, etc.; 2. Einsatz der Manager im Verkaufsprozess, welcher z. B. anhand der Anzahl der Verkaufsanrufe gemessen wird (vgl. Anderson/Oliver 1987, 76). Somit ist der Verkaufsprozess selbst und nicht das Ergebnis des Verkaufsprozesses Basis für die Bewertung und Belohnung des Exportmanagers (vgl. Anderson/Oliver 1987, 78). Die Unternehmensführung hat dabei genaue Vorstellungen über den Aufgabenbereich des Exportmanagers und achtet daher darauf, dass Exportmanager sich dementsprechend verhalten. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmer und Exportmanager wird somit in erster Linie deren Einsatz in den Verkaufsprozess gefördert, z. B. in Form des Aufbaus von Kundenbeziehung, Anzahl der Auslandsanrufe, etc. Durch Zahlung eines fixen Gehaltes und der damit einhergehenden Risikoübernahme seitens der Unternehmensführung, soll die Kooperation der Exportmanager sichergestellt werden (vgl. Oliver/Anderson 1994, 54). Im Gegensatz zur verhaltensorientierten Kontrolle folgen Unternehmer bei einer ergebnisorientierten Kontrolle einem laissez-faire-Ansatz (vgl. Oliver/Anderson 1995, 12). Dieses bedeutet, dass Exportmanager weniger überwacht und geführt werden und die Leistungsbewertung und Entlohnung anhand objektivierbarer Kriterien, z. B. Absatzmenge, Gewinn, erfolgt (vgl. Anderson/Oliver 1987, 76 f.). Bei dieser Art der Kompensation wird die Arbeit von Exportmanagern mit schlechteren Leistungen geringer vergütet, was diese wiederum motivieren soll, durch mehr Einsatz eine bessere Leistung zu zeigen und somit mehr Gehalt zu 31 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen erzielen (vgl. Piercy/Cravens/Morgan 1999, 99). Das Risiko bei einem solchen Kontrollsystem liegt somit beim Exportmanager (vgl. Oliver/Anderson 1994, 53). Bei KMU lässt sich aus den folgenden Gründen in den meisten Fällen eine verhaltensbasierte Kontrolle vermuten: • Zunächst sind in KMU die Unternehmer stark in das Unternehmensgeschehen involviert und haben aufgrund ihrer Position genaue Vorstellungen über die Aktivitäten der Manager. Verhalten sich Manager nicht gemäß den Erwartungen, können sie schnell eingreifen, um auf diese Weise zu einer Verbesserung der Leistung beizutragen (vgl. Baldauf/Cravens/Piercy 2001, 111). Des Weiteren sind Unternehmer von KMU insbesondere auf den Erhalt und das Bestehen der Geschäftstätigkeit bedacht (vgl. Ernst 1999, 62), was ebenfalls eine erhöhte Kontrolle der Manageraktivitäten vermuten lässt. • Ferner kann man aufgrund der geringen Abteilungsbildung innerhalb von KMU vermuten, dass Exportmanager in KMU auch mit solchen Aufgaben betraut sind, die nicht direkt mit dem Verkauf zu tun haben. Die Aufgabe des Unternehmers ist es somit, seine Exportmanager durch ein entsprechendes monatliches Fixgehalt zu motivieren, auch diese Aufgaben weiter auszuführen. Denn oftmals dauert es, bis man internationale Erfolge in Form höherer Verkaufszahlen verbuchen kann, so dass sich eine erfolgsabhängige Vergütung negativ auf die neben dem Verkauf anfallenden Tätigkeiten auswirken würde (vgl. Cravens et al. 1993, 49 f.; Katsikea et al. 2005, 64). • Überdies binden Exporttätigkeiten – wie gezeigt – einen hohen Anteil des verfügbaren finanziellen Kapitals, welches insbesondere in KMU eher knapp ist. Deshalb ist es seitens der Unternehmensführung wichtig, sowohl die Exportmanager als auch deren Verkaufsaktivitäten zu kontrollieren (vgl. Cravens et al. 1993, 47). Der Exportbereich wird als Zuständigkeitsbereich des Exportmanagers definiert, der aus aktuellen und potenziellen Kunden besteht (vgl. Katsikea et al. 2005, 62). Die Gestaltung des Exportbereichs ist Aufgabe des Unternehmers und beinhaltet die Bündelung von aktuellen und potenziellen Kunden, von Produkten und von geografischen Gebieten zu einem Verantwortungsbereich für jeden Exportmanager. Ein Indikator für eine gute bzw. schlechte Gestaltung des Exportbereichs ist die Zufriedenheit des Exportmanagers mit seinem jeweiligen Exportbereich. Dabei bezieht sich die Zufriedenheit insbesondere auf die Angemessenheit der Struktur des Zuständigkeitsbereiches. Dazu gehören Aspekte wie z. B. • die Kundenanzahl im Exportmarkt, • die geografische Größe des Exportmarkts, 32 Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU • die Anzahl getätigter Besuche im Exportmarkt, • die Anzahl erforderlicher Auslandsreisen im Exportmarkt und • das Absatzpotenzial im Exportmarkt. Bei der Gestaltung ist somit bspw. darauf zu achten, dass der Exportmanager genügend Zeit hat, um sowohl bestehende Kunden angemessen zu betreuen als auch potenzielle Kunden zu akquirieren und den Kundenstamm zu erweitern (vgl. Katsikea et al. 2005, 65). 3.4 Effektivität der Exportabteilung als Konsequenz der Vertriebskompetenz Die Effektivität der Vertriebsorganisation ist als die Bewertung der gesamten Organisation oder eines einzelnen Teilbereichs (einzelner Kundengruppen, Exportgebiete, etc.) definiert (vgl. Baldauf/Cravens/Piercy 2005, 20). Sie ist ein Indikator dafür, wie gut Unternehmen ihre verfolgte Strategie implementiert haben (vgl. Baldauf/Cravens/Piercy 2001, 109). Die Bewertung erfolgt i. d. R. anhand von Leistungskennzahlen wie Absatzmenge, Marktanteil, Rentabilität und Kundenzufriedenheit. Im Folgenden ist es notwendig, die o. g. Definition an den Kontext der vorliegenden Untersuchung anzupassen, indem die Leistung der Vertriebsorganisation eines bestimmten Exportproduktes bzw. einer bestimmten exportierten Produktgruppe anhand verschiedener exportbezogener Leistungskennzahlen untersucht wird (vgl. dazu Morgan/Kaleka/Katsikeas 2004, 68; Lages/Lages/Lages 2005). 3.5 Ableitung der Untersuchungshypothesen Die Zusammenhänge zwischen einzelnen Komponenten der Vertriebskompetenz wurden bereits in verschiedenen empirischen Studien untersucht, wobei der Fokus bisheriger Forschungsarbeiten auf der Vertriebskompetenz im Hinblick auf jeweils inländische Kunden lag. Im Rahmen dieser Untersuchung wird ein integriertes Modell zur Messung des Einflusses der Vertriebskompetenz auf den Exporterfolg entwickelt und empirisch überprüft. Zur Ableitung der hierzu aufzustellenden Untersuchungshypothesen wird im Folgenden auf die Erkenntnisse bestehender Studien zurückgegriffen, die in Tabelle 1 dargestellt sind. 33 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Autor/Jahr Piercy/ Low/ Cravens (2004) Piecy/ Cravens/ Morgan Untersuchungsgegenstand Unternehmen in Griechenland (G) (n=120), Indien (I) (n=107), Malaysia (M) (n=126) Vertriebsmanager in UK (n=144) (1999) Baldauf/ Cravens/ Piercy (2001) Leiter der Vertriebsabteilung; Österreich (Ö) (n=79), UK (n=70) Leistungskennzahl Konstrukt Ergebnisse Führungsverhalten (verhaltensorientierte Kontrolle vs. ergebnisorientiert), Gestaltung Vertriebsabteilung, Verhalten der Vertriebsmitarbeiter, Leistung der Vertriebsmitarbeiter, Effektivität der Vertriebsorganisation Absatzmenge, Marktanteil, Rentabilität, Kundenzufriedenheit Sign. Zusammenhang zwischen: Führungsverhalten (VK+EK); Gestaltung Vertriebsabteilung; Verhalten und Leistung Vertriebsmitarbeiter; Effektivität der Vertriebsorganisation Absatzmenge, Marktanteil, Rentabilität , Kundenzufriedenheit Sign. Zusammenhang zw.: Führungsverhalten (EK vs. VK); Gestaltung Vertriebsabteilung; Verhalten und Leistung Vertriebsmitarbeiter; Effektivität der Vertriebsorganisation Absatz, Marktanteil, Rentabilität, Kundenzufriedenheit Sign. Zusammenhang zwischen: EK → GV:(G+I) VK → VV:(M) GV → VV:(G) GV → LV:(I) EK → LV:(I+G) LV → EV:(I) VK → EV:(I+G+M) EK → EV:(M) Kein sign. Zusammenhang zw. VK → GV MV → LV MV → LV LV → EV VK → VV VK → GV GV → EV GV → VV GV → LV GV → LV VK → VV (Ö) GV → VV VV→ LV LV → EV Kein sign. Zusammenhang zw: VK → LV VK → VV (UK) GV→ EV Grant/ Cravens (1999) Vertriebsleiter Australien (n=146) VK: Verhaltensorientierte Kontrolle EK: Ergebnisorientierte Kontrolle GV: Gestaltung der Vertriebsabteilung CV: Charakteristika der Vertriebsmitarbeiter Führungsverhalten (EK vs. VK); Merkmale und Verhalten der Vertriebsmitarbeiter; Gestaltung Vertriebsabteilung; Effektivität der Vertriebsorganisation Absatzmenge, Marktanteil, Rentabilität, Kundenzufriedenheit, Zufriedenheit des Mgts. mit Vertriebsabteilung Sign. Zusammenhang zwischen: VK→EV GV→EV CV→EV MV→EV VV: Verhalten der Vertriebsmitarbeiter LV: Leistung der Vertriebsmitarbeiter EV: Effektivität der Vertriebsabteilung n = Stichprobengröße Tabelle 1: Empirische Untersuchungen der Vertriebsorganisation 34 Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU Einfluss des Führungsverhaltens auf die Gestaltung des Exportbereichs In Unternehmen, in denen eine verhaltensbasierte Kontrolle ausgeübt wird, kommt der Gestaltung des Exportbereichs eine hohe Aufmerksamkeit zu, da dieser den Spielraum des Exportmanager determiniert, um das vom Unternehmer gewünschte Verhalten zu zeigen (vgl. Piercy/Cravens/Morgan 1999, 99). Wie Tabelle 1 zeigt, konnte in empirischen Untersuchungen ein positiver Zusammenhang zwischen verhaltensorientierter Kontrolle und der Gestaltung der Vertriebsabteilung festgestellt werden (Piercy/Cravens/Morgan 1999, vgl. auch Baldauf/Cravens 2003). Entsprechend wird im Rahmen dieser Untersuchung ein positiver Zusammenhang zwischen verhaltensorienterter Kontrolle und der Gestaltung des Exportbereichs vermutet (H 1a). Einfluss des Führungsverhaltens auf das Verhalten des Exportmanagers In der Literatur konnte ebenfalls ein positiver Zusammenhang zwischen verhaltensorientierter Kontrolle und dem Verhalten der Vertriebsmitarbeiter bestätigt werden. Dieses wird damit begründet, dass die Förderung und Unterstützung seitens des Managements, z. B. durch Schulungen und Bereitstellung von Informationen, den Managern die für ihre Arbeit notwendigen Hilfestellungen leisten und so die gewünschten Tätigkeiten fördern (vgl. Oliver/Anderson 1994, 56). Die ursprüngliche Bewertung der Mitarbeiter anhand ihrer erzielten Ergebnisse wird in jüngster Zeit durch die Bewertung ihrer Fähigkeiten und ihres Verhaltens ersetzt, da der Fokus von Verkaufsstrategien mittlerweile eher auf teamorientiertem Verkauf und dem Aufbau langfristiger Kundenbeziehungen liegt (vgl. Piercy/Cravens/Morgan 1998, 81). Folglich kann von einem positiven Einfluss verhaltensorientierter Kontrolle auf das Mitarbeiterverhalten ausgegangen werden (H 1b). Einfluss des Führungsverhaltens auf die Charakteristika und Fähigkeiten des Exportmanagers sowie deren Einfluss auf das Verhalten des Exportmanagers Des Weiteren ist die Tatsache weitgehend anerkannt, dass verhaltensorientierte Kontrolle einen Einfluss auf diese Eigenschaften hat (vgl. Anderson/Oliver 1987, 83 ff., Baldauf/Cravens/Piercy 2005, 19 ff., Cravens et al. 1993, 83). Insbesondere KMU zeichnen sich durch die starke Präsenz und den Einsatz des Eigentümers im Unternehmen aus, der in engem Kontakt zum Exportmanager steht. Dies ermöglicht ihm durch eine verhaltensorientierte Kontrolle schnell auf mögliche Probleme bzw. Unzufriedenheit des Exportmanagers zu reagieren und Abhilfe zu schaffen (vgl. Piercy/Low/Cravens 2004, 34; Baldauf/Cravens/Piercy 2001, 113). 35 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Gleichzeitig fühlen sich Exportmanager durch den engen Kontakt zum Eigentümer in das Unternehmen integriert und empfinden ihre Tätigkeit als wichtigen Beitrag zum Wohl des Unternehmens. Auch unterschiedliche Herausforderungen und Abwechslung der Tätigkeiten vermitteln dem Exportmanager eine hohe persönliche Bedeutung, so dass sich dies positiv auf dessen Motivation auswirkt (vgl. Tyagi 1985, 77). Insbesondere die intrinsische Motivation, bei der die Verwirklichung und das Bedürfnis, etwas zu leisten, im Vordergrund stehen, basiert auf Anerkennung und Aufmerksamkeit durch den Unternehmer (vgl. Renker 2004, 215). Somit werden Bewertungen seitens der Unternehmensleitung nicht unbedingt als Angriff, sondern als Chance zur Verbesserung der eigenen Leistung verstanden (vgl. Anderson/Oliver 1987, 83). Unternehmen mit verhaltensorientierter Kontrolle zeichnen sich durch geringe Informationsasymmetrien aus. Exportmanager sind besser über das Unternehmen und deren Produkte informiert, was erstens auf die Zusammenarbeit mit der Unternehmensführung zurückzuführen ist und zweitens auf die Tatsache, dass nicht das Ergebnis, sondern das Wissen des Exportmanagers bei dessen Beurteilung im Vordergrund steht. Durch die Zahlung eines fixen Gehaltes stehen diese nicht so stark unter dem Druck, schnell Gewinne erzielen zu müssen, sondern können sich mit den Produkten und ihrem verantwortlichen Exportbereich vertraut machen (vgl. Oliver/Anderson 1994, 56). Die höhere Unterstützung und Förderung im Rahmen des verhaltensorientierten Ansatzes zeigen nicht nur einen positiven Einfluss auf die Motivation des Exportmanagers, sondern auch auf dessen fachliche Kompetenz (vgl. Tyagi 1985, 78; Baldauf/Cravens/Piercy 2005, 19). Folglich kann von einem positiven Einfluss des Führungsverhaltens auf die Charakteristika des Exportmanagers ausgegangen werden. (H 1c). Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass sich die Charakteristika und Fähigkeiten der Exportmitarbeiter auch in deren Verhalten widerspiegeln (H 2). Einfluss der Gestaltung des Exportbereichs auf das Verhalten des Exportmanagers Inwieweit es einem Exportmanager gelingt, die Wünschen und Anforderungen der Unternehmensführung zu erfüllen, ist abhängig von der Gestaltung des ihm zugeteilten Exportbereichs. Denn ein sinnvoller Zuschnitt des Exportbereichs ermöglicht ihm, seine Kenntnisse und Fähigkeiten so gut wie möglich einzusetzen (vgl. Zoltners/Sinha/Lorimer 2006, 82). Eine Überforderung des Exportmanagers ist dagegen genauso schädlich für dessen Verhalten wie eine Unterforderung. So kann ein Manager mit vielen Kunden, hohem Wettbewerb und einem mitunter zu hohen Arbeitspensum nur schwer den vom Unternehmer erwünschten verkaufsunterstützenden Aktivitäten nachkommen, so dass die Unzufriedenheit des Exportmanagers 36 Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU steigt (vgl. Piercy/Cravens/Morgan 1999, 99). Doch auch ein zu geringes Absatzpotenzial aufgrund einer zu geringen Kundenanzahl wirkt sich negativ auf die Arbeitsweise des Managers aus, da trotz eines hohen Arbeitseinsatzes mit hoher Wahrscheinlichkeit das Endergebnis relativ gering ausfällt (vgl. Piercy/Cravens/Morgan 1998, 84). Ein schlecht organisierter Exportbereich behindert damit die effektive Nutzung von vorhandenen Ressourcen und gleichzeitig die Möglichkeit, eine gute Leistung zu erbringen (vgl. Piercy/Low/Cravens 2004, 34; Baldauf/Cravens/Piercy 2001, 111). Folglich wirken sich die passende Gestaltung und die damit einhergehende Zufriedenheit der Manager mit dem Exportbereich positiv auf das Verhalten des Exportmanagers aus (H 3). Einfluss des Verhaltens des Exportmanagers und der Gestaltung des Exportbereichs auf den Exporterfolg Exportmanager mit bspw. mehr internationaler Erfahrung und einem höheren Qualifikationsniveau können die an sie gestellten Anforderungen und damit die von ihnen zu erledigenden Aufgaben besser erfüllen, was sich direkt auf die Leistung des gesamten Unternehmens auswirkt (H 4a). Da sich das Verhalten der Exportmanager direkt auf die Leistung des Unternehmens auswirkt, ist es notwendig, dass Unternehmer ihre Mitarbeiter fördern und schulen, um die Leistung des Exportgeschäftes zu erhöhen (vgl. Piercy/Low/Cravens 2004, 36). Die Unternehmensleitung sollte für die mitunter schwierige Gestaltung des Exportbereichs ausreichend finanzielle Mittel bereithalten, da gut gestaltete Exportbereiche KMU ermöglichen, die Fähigkeiten der Manager effektiv zu nutzen und somit zu einer Erhöhung der Leistung des Exportbereichs beizutragen (vgl. Zoltners/Sinha/Lorimer 2006, 82). Allerdings hat der Exportbereich nicht nur einen solchen indirekten Effekt – über den Einfluss auf die Leistung der Manager –, sondern auch einen direkten Effekt auf die Leistung der Vertriebsorganisation (vgl. Baldauf/Cravens/Piercy 2001, 111). Folglich kann von einem positiven Zusammenhang zwischen der Gestaltung des Exportbereichs und Exportleistung ausgegangen werden (H 4b). Die nachstehende Abbildung fasst die in diesem Beitrag untersuchten Hypothesen in einem Überblick zusammen. 37 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Personelle Ebene ökonom. Leistung Charakteristika und Fähigkeiten des Exportmanagers Organisationale Ebene H1a Verhaltensorientierte Kontrolle H2 H1b H1c Verhalten des Exportmanagers H4a Zufriedenheit mit der Zielerreichung H3 Gestaltung des Exportbereichs strategische Leistung H4b Exportintensität Zufriedenheit mit der Gesamtleistung Abbildung 2: Hypothesenmodell 4 Vorgehensweise und Ergebnisse der empirischen Untersuchung Um die im vorherigen Kapitel aufgestellten Hypothesen zu testen, wurde im April 2006 eine Studie unter KMU aus Industrie, Handel und Dienstleistungsbereich, mit mindestens 1 Mio. € Jahresumsatz und mit mehr als 100 Mitarbeitern, durchgeführt. Von den insgesamt angefragten Unternehmen erklärten sich 36 Unternehmen bereit, an der Befragung teilzunehmen. 15 der insgesamt 36 befragten KMU sind in der Branche „Gebrauchsgüter“ und 9 in der Branche „Verbrauchsgüter“ angesiedelt. Die Branche „Materialien und Komponenten“ ist mit 5 und „Industrielle Dienstleistungen“ mit 4 Unternehmen vertreten. Drei der befragten KMU ordnen sich sonstigen, nicht angegebenen Branchen zu. Zur Messung der vier Komponenten der Vertriebskompetenz sowie des Exporterfolgs wurden entsprechende Skalen aus der Literatur herangezogen. Die Leistungsmessung wurde anhand der APEV-Skala (vgl. Lages/Lages/Lages, 2005) durchgeführt (ökonom. Leistung α = 0,827; strateg. Leistung α = 0,887; Zufriedenheit mit Zielerreichung α = 0,876; Exportintensität α = 0,989; Zufriedenheit mit der 38 Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU Gesamtleistung α = 0,4121). Alle übrigen Items wurden in Anlehnung an Katsikea et al. (2005) gemessen (Führungsverhalten α = 0,851; Exportbereich α = 0,790; Charakteristika und Fähigkeiten des Exportmanagers α = 0,963; Verhalten des Exportmanagers α = 0,756). Aus Abbildung 3 werden die Ergebnisse einer einfachen linearen Regression ersichtlich.2 Die Hypothesen 1b und 1c für das Basismodell konnten nicht bestätigt werden. Das Führungsverhalten hat demnach weder einen Einfluss auf die Charakteristika und die Fähigkeiten noch auf das Verhalten des Exportmanagers. Dagegen kann ein signifikanter Einfluss des Führungsverhaltens auf die Gestaltung des Exportbereichs (H 1a) festgestellt werden, allerdings ist dieser Zusammenhang nicht wie erwartet positiv, sondern negativ. Dies bedeutet, dass eine verhaltensorientierte Führung in einem negativen Zusammenhang mit der Zufriedenheit der Exportmanager im Hinblick auf die Gestaltung ihres Exportbereichs steht. Die Hypothesen H2 und H3 können beide bestätigt werden, wobei die Gestaltung des Exportbereichs einen höheren Einfluss auf das Verhalten der Exportmanager hat als deren Charakteristika und Fähigkeiten. Bezüglich des Zusammenhangs zwischen dem Verhalten des Exportmanagers und dem Exporterfolg zeigen sich positive signifikante Einflüsse im Hinblick auf die ökonomische Leistung, die strategische Leistung und die Exportintensität. Der Erklärungsgehalt des Exportmanagerverhaltens ist bei der ökonomischen Leistung mit einem R² von 34,4 % am höchsten (strategische Leistung: R² = 15,0 %). Die Gestaltung des Exportbereichs weist hohe signifikante Einflüsse sowohl auf die ökonomische und strategische Leistung als auch auf die Zufriedenheit mit der Zielerreichung auf. Den höchsten Erklärungsgehalt hat dieser Faktor mit 44,9 % auf die ökonomische Leistung. Die Gestaltung des Exportbereichs weist keinen Einfluss auf die Exportintensität auf. Diese zu beeinflussen, liegt allerdings u. U. weniger in der Macht des Exportmanagers als vielmehr in der des Eigentümers. H 4a und H 4b können somit nur teilweise bestätigt werden. 1 Aufgrund des zu geringen Alpha-Wertes wird diese Komponente des Exporterfolgs im Folgenden nicht weiter betrachtet. 2 Aufgrund der geringen Stichprobe (n=36) waren kausalanalytische Analysen nicht durchführbar. 39 Personelle Ebene Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Charakteristika und Fähigkeiten des Export- < managers Organisationale Ebene n.s. Verhaltensorientierte Kontrolle 0,60*** 0,68*** 0,43** n.s. -0,39** Verhalten des Exportmanagers 0,66*** Gestaltung des Exportbereichs ökonom. Leistung 0,42*** strategische Leistung 0,52*** Zufriedenheit mit der n.s. Zielerreichung 0,64*** 0,01*** n.s. Exportintensität Abbildung 3: Prüfung der Hypothesen (Beta-Koeffizienten) Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Unternehmer in KMU nur einen mittelbaren Einfluss auf den Exporterfolg durch die Gestaltung des Exportbereichs hat. Dieser hat wiederum einen höheren Einfluss auf das Verhalten der Exportmanager als deren Charakteristika und Fähigkeiten. Folglich sollten KMU ihre beschränkten finanziellen Mittel für den sinnvollen Zuschnitt des Exportbereichs nutzen. Es geht folglich nicht darum, hoch bezahlte Exportmanager in KMUs zu locken, sondern das Gehalt eines Exportmanagers auf mehrere Köpfe zu verteilen und damit gleichzeitig einer Überlastung der Exportmanager durch zu große Exportbereiche entgegenzuwirken. 5 Implikationen für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU Gegenstand der weiteren Darstellung ist eine Diskussion der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf Dienstleistungs-KMU. Dabei sollen die auf den konstitutiven Merkmalen von Dienstleistungen beruhenden Besonderheiten bei deren Internationalisierung berücksichtigt werden. Die Analyseergebnisse des Untersuchungsmodells zeigt zunächst eine hohe Relevanz des Verhaltens der Exportmanager für den Exporterfolg auf. Sowohl der ökonomische als auch der strategische Komponente des Exporterfolgs werden maßgeblich durch das Verhalten der Exportmanager beeinflusst. Im Fall internationali- 40 Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU sierender Dienstleistungs-KMU ist davon auszugehen, dass dieser Zusammenhang zumindest ähnlich stark ausgeprägt sein dürfte: So ergibt sich die Bedeutung des Mitarbeiterverhaltens zunächst aus den konstitutiven Dienstleistungsmerkmalen der Immaterialität und der Integrationserfordernis des externen Faktors (vgl. hierzu Ahlert et al. 2006, 35), aus welchen wiederum ein hohes wahrgenommenen Kaufrisiko für den Kunden resultiert. Als Schnittstelle zum Kunden und damit als wesentlicher Motor des Dienstleistungsprozesses übernimmt der Exportmanager eine zentrale Rolle bei der Reduktion des wahrgenommenen Risikos und dem Aufbau von Vertrauen (Casielles et al., 2005, 88 f.; McKnight et al., 2002, 335 ff.). In einigen Studien konnte empirisch belegt werden, dass insbesondere bei solchen Dienstleistungen, die einen hohen Anteil an Erfahrungs- und Vertrauenseigenschaften aufweisen, die persönliche Beratung von großer Bedeutung für den Aufbau von Vertrauen ist (Weiber/Adler, 1995, 115 ff.; Crosby et al., 1990, 70). Beim Eintritt eines Dienstleistungsunternehmens in einen neuen Markt kann das von den dortigen Kunden wahrgenommene Risiko sogar noch höher sein, da diese in der Regel noch keine eigenen Erfahrungen mit dem neuen Anbieter gemacht haben (Coulter/Coulter 2003, 34). Folglich ist der Aufbau von Vertrauen für einen Dienstleistungsanbieter gerade bei der Internationalisierung erfolgskritisch (Ahlert/Michaelis/Povel, 2008). Um solch "initiales" Vertrauen (McKnight et al., 2002) aufzubauen, kann der Dienstleistungsanbieter bspw. das Dienstleistungserstellungsland ("Services made in Germany") mit in die Kommunikation einbeziehen (vgl. Ahlert/Michaelis/Woisetschläger/Backhaus 2008), auf der anderen Seite bietet sich hierzu gerade die Etablierung eines persönlichen Kontakts durch den Exportmanager an. Neben den konstitutiven Dienstleistungsmerkmalen Immaterialität und Integration des externen Faktors existieren weitere typische, jedoch nicht für sämtliche Dienstleistungsarten gleichermaßen gültige Merkmale, die den Prozess der Dienstleistungserstellung wesentlich beeinflussen. Die Relevanz des Exportmanagers ergibt sich in diesem Zusammenhang vor allem aufgrund der Individualität und Komplexität vieler Dienstleistungsangebote. Damit verbunden ist für eine Reihe von Dienstleistungen ein hoher Umfang an Fachwissen und Problemlösungskompetenz unabdingbar (Ahlert/Löffler/Backhaus 2007, 10). Als Komponenten der Vertriebskompetenz sind beide Fähigkeiten grundsätzlich an Menschen gebunden (vgl. Wissel 2001, 86), so dass bereits im nationalen Kontext dem Mitarbeiter bzw. Kundenkontaktpersonal eine herausragende Stellung im Dienstleistungsunternehmen zukommt (vgl. Schmenner 1986, 21 ff.). Dass dies auch im Kontext international agierender Dienstleistungsunternehmen zu gelten scheint, belegen die Ergebnisse einer Delphi-Untersuchung, die das IMADI.-net Projektteam zu den Erfolgsfaktoren der Internationalisierung von Dienstleistungen durchgeführt hat. Danach beurteilten die teilnehmenden Experten die Qualifikation der Mitarbeiter als wesentli- 41 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen chen Erfolgsfaktor, der insbesondere bei wissensintensiven Dienstleistungen hohe Bedeutung erlangt (Wissensintensive DL: Mittelwert 1,5; andere DL: Mittelwert 1,9)1. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch Styles et al. (2005), die in einem hohen Niveau der Mitarbeiterfähigkeiten einen wesentlichen spezifischen Erfolgsfaktor beim Export solcher wissensintensiver Dienstleistungen sehen, die durch einen hohen Grad an Immaterialität gekennzeichnet sind (vgl. Styles et al. 2005, 118). Es kann weiterhin davon ausgegangen werden, dass im Hinblick auf die Charakteristika und Fähigkeiten des Exportmanagers insbesondere nicht-fachliche Aspekte, wie z. B. Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenz von hoher Bedeutung sind (vgl. hierzu den Beitrag von Eckerland/Borchert in diesem Buch). Um Dienstleistungen kundenspezifisch zu erbringen, bedarf es aufgrund der intensiven Kommunikation zwischen Anbieter und Kunde kontextspezifischen Wissens, bspw. in Form von interkultureller Kompetenz (Ahlert/Backhaus/Blut/Michaelis 2008). Des Weiteren zeigen die Ergebnisse der Untersuchung, dass die Geschäftsführung mit der Gestaltung des Exportbereichs über einen wesentlichen Stellhebel des Exporterfolgs verfügt. Die effiziente und effektive Bündelung von aktuellen und potenziellen Kunden, Produkten und geografischen Gebieten zu einem Verantwortungsbereich und dessen Zuteilung zu einem jeweiligen Exportmanager ist sowohl wesentlich für die ökonomische und strategische Leistung als auch für die Zufriedenheit mit der Zielerreichung. Aufgrund der Integrativität des externen Faktors, der Individualität und der Komplexität zahlreicher Dienstleistungsangebote kann hier ebenfalls vermutet werden, dass im Fall von Dienstleistungen diese Zusammenhänge zumindest in ähnlich hohem Maße gelten. Schließlich scheinen sich aus der Theorie heraus keine Hinweise darauf zu ergeben, dass die im Verhältnis zu den Fähigkeiten des Exportmanagers relativ höhere Bedeutung des Exportbereichs für das Verhalten des Exportmanagers im Dienstleistungskontext nicht zutreffen könnte. Die Interpretation der Ergebnisse und deren Übertragung auf die spezifische Situation von Dienstleistungs-KMU ist mit Einschränkungen verbunden. So ist zu beachten, dass die beschriebenen Zusammenhänge zunächst nur für die dargestellte spezifische Untersuchungssituation gelten, wobei vor allem die relativ geringe Stichprobengröße zu berücksichtigen ist. Des Weiteren wurde die Übertragung der Untersuchungsergebnisse auf den Dienstleistungskontext anhand theoretischer Überlegungen vorgenommen. Es wäre daher wünschenswert, das vorgestellte Un- 1 42 Die Abfrage erfolgte jeweils auf einer Likert-Skala von 1 (= stimme voll zu) bis 7 (= stimme gar nicht zu). Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU tersuchungsmodell anhand einer größeren Stichprobe im Kontext von internationalen Dienstleistungsanbietern zu überprüfen. 6 Fazit und Ausblick In diesem Beitrag wurden Komponenten der Vertriebskompetenz diskutiert, die den Exporterfolg kleiner und mittlerer Dienstleistungsunternehmen beeinflussen. Nachdem einige wesentliche Charakteristika von KMU im Gegensatz zu Großunternehmen herausgearbeitet wurden, konnten spezifische Wirkungszusammenhänge zwischen den persönlichen und organisatorischen Komponenten der Vertriebskompetenz und dem Internationalisierungserfolgt aufgezeigt werden. Es zeigte sich, dass der Unternehmer in KMU nur einen mittelbaren Einfluss auf den Exporterfolg durch die Gestaltung des Exportbereichs hat. Dieser hat wiederum einen höheren Einfluss auf das Verhalten der Exportmanager als deren Charakteristika und Fähigkeiten. Da die der Untersuchung zu Grunde liegende Datenbasis sowohl Produzenten- als auch Dienstleistungsunternehmen umfasste, wurde anschließend die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Kontext internationalisierender Dienstleistungs-KMU diskutiert. Im Ergebnis konnte die hohe Bedeutung der einzelnen Komponenten der Vertriebskompetenz auch im Fall exportierender Dienstleistungs-KMU bestätigt werden. Die konstitutiven Dienstleistungscharakteristika sowie weitere typische Merkmale, die zwar nicht für sämtliche, aber dennoch für zahlreiche Dienstleistungen gelten, beeinflussen den Dienstleistungserstellungsprozess in einer solchen Art und Weise, dass dem Kundenkontaktpersonal – und damit dem Exportmanager – eher eine höhere als eine geringere Bedeutung im Rahmen des Dienstleistungsexports im Vergleich zum Sachgüterexport zukommt. Daher ist gerade in Dienstleistungs-KMU seitens der Unternehmensführung ein besonderes Augenmerk auf Maßnahmen zur Verbesserung der Vertriebskompetenz zu legen. 43 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen 7 Literatur Aaby, N.E. / Slater, S.F. (1989) Managerial Influences on Export Performance: A Review of the Empirical Literature 1978-88, in: International Marketing Review, Vol. 6, Issue 4, pp. 7-26 Ahlert, D. / Backhaus, C. / Berentzen, J. / Blut, M. / Michaelis, M. / Ulrich, W. (2006) Brands go East – Internationale Markenführung in Dienstleistungsnetzwerken, IMADI.net-Projektbericht 1, Münster Ahlert, D. / Backhaus, C. / Blut, M. / Michaelis, M. (2008) Erfolgsfaktoren der Internationalisierung wissensintensiver Dienstleistungen, in: Krcmar, H./Böhmann, T. (Hrsg.), Export und Internationalisierung wissensintensiver Dienstleistungen (im Druck) Ahlert, D. / Löffler, R. /Backhaus, C. (2007) Die Internationalisierung von Dienstleistungen – eine Analyse aus der Perspektive Deutschlands, IMADI.net-Projektbericht 3, Münster Ahlert, D. / Michaelis, M. / Woisetschläger, D. / Backhaus, C. (2008) Services Made in Germany – Markierung mit dem Herkunftsland, in: Bruhn, M. / Stauss, B. (Hrsg.), Forum Dienstleistungsmanagement – Dienstleistungsmarken, S. 101-119 (im Druck) Ahlert, D. / Michaelis, M. / Povel, N. (2008) Vertrauensaufbau beim Markteintritt deutscher Dienstleister nach Osteuropa, IMADI.net-Projektbericht 15, Münster Anderson, E. / Oliver, R.L. (1987) Perspectives on Behavior-Based Versus Outcome-Based Salesforce Control Systems, in: Journal of Marketing, Vol. 51, October, pp. 76-88 Baldauf, A. / Cravens, D.W. / Piercy, N.F. (2001) Examining Business Strategy, Sales Management, and Salesperson Antecedents of Sales Organization Effectiveness, in: Journal of Personal Selling & Sales Management, Volume XXI, Number 2, S.109-122 Baldauf, A. / Cravens D.W. / Piercy, N.F. (2005) Sales Management Control Research – Synthesis and an Agenda for Future Research, in: Journal of Personal Selling & Sales Management, Vol. XXV, No. 1, pp. 7-26 44 Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU Belz, C. / Reinhold, M. (1999) Internationales Vertriebsmanagement für Industriegüter, St. Gallen, 1999 Carmeli, A. / Tishler, A. (2004) Resources, Capabilities, and the Performance of Industrial Firms: A Multivariate Analysis, in: Managerial and Decision Economics, Vol. 25, Issue 6/7, pp. 399-315 Casielles, R. / Suarez A. S. L. / Diaz M. A. M. (2005) Trust as a key factor in successful relationships between consumers and retail service providers, in: Service Industries Journal, Vol. 25, Nr. 1, S. 83 Castanias, R.P. / Helfat, C.E. (2001) The managerial rents model: Theory and empirical analysis, in: Journal of Management, Vol. 27, pp. 661-678 Cicic, M. / Patterson, P.G. / Shoham, A. (1999) A Conceptual Model of the Internationalization of Services Firms, in: Journal of Global Marketing, Vol. 12, No. 3, S. 81-107 Coulter, K. / Coulter R.A. (2003) The effects of industry knowledge on the development of trust in service relationships, in: International Journal of Research in Marketing, Vol. 20, No. 1, S. 31-41 Cravens, D.W. / Grant, K. / Ingram, T.M. / LaForge, R.W. / Young, C. (1993) Behavior-Based and Outcome-Based Salesforce Control Systems, in: Journal of Marketing, Vol. 57, October, pp. 47-59 Crosby, L. A. / Evans, K. R. / Cowles, D. (1990) Relationship Quality in Services Selling: An Interpersonal Influences Perspective, in: Journal of Marketing, Vol. 54 (July), S. 68-81 Cutura, B. / Kraus, S. (2005) Internationalisierung von KMU: Am Beispiel des Markteintritts in die Republik Kroatien, Schriftenreihe innovative betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis, Bd. 162, Hamburg Erramilli, M.K. / D´Souza, D.E. (1993) Venturing into Foreign Markets: The Case of Small Service Firms, in: Entrepreneurship Theory and Practice, Vol. 17, Nr. 4, pp. 29-41 45 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Etemad, H. (2004) Internationalization of Small and Medium-sized Enterprises: A Grounded Theoretical Framework and an Overview, in: Canadian Journal of Administrative Sciences, Vol. 21, Issue 1, pp. 1-21 Fernández, Z. / Nieto, M. J. (2006) Impact of ownership on the international involvement of SMEs, in: Journal of International Business Studies, Vol. 37, S. 340–351 Fahy, J. / Smithee, A. (1999) Strategic Marketing and the Resource based view of the firm, in: Academy of Marketing Science Review, No.10, pp. 1-20 Gallo, M.A. / García-Pont, C. (1996) Important Factors in Family Business Internationalization, in: Family Business Review, Vol. 9, Issue 1, pp. 45-59 Grant, R.M. (1991) The Resource-Based Theory of Competitive Advantage: Implications for Strategy Formulation, in: California Management Review, Vol. 33, 1991, Issue 3, pp. 114-135 Grant, K. / Cravens, D.W. (1999) Examining the antecedents of sales organization effectiveness: an Australian study, in: European Journal of Marketing, Vol. 22, No. 9/10, pp. 945-957 Hesse, J. / Evanschitzky, H. (2005) Vertrieb in der Konsumgüterindustrie – Vom reinen Verkauf zum Kundenmanagement mit dem Ziel des Verkaufens, in: Ahlert, D. / Becker, B. / Evanschitzky, H. / Hesse, J. / Salfeld, A. (Hrsg.), Exzellenz in Markenmanagement und Vertrieb – Grundlagen und Erfahrungen, 2. Aufl., Wiesbaden, S. 6776 Hitt, M.A. / Bierman, L. / Shimizu, K. / Kochhar, R. (2001) Direct and Moderating Effects of Human Capital on Strategy and Performance in Professional Service Firms: A Resource-Based Perspective, in: Academy of Management Journal, Vol. 44, No. 1, pp. 13-28 Hutchinson, K. / Quinn, B. / Alexander, N. (2005) The Internationalisation of Small to Medium-Sized Retail Companies: Towards a Conceptual Framework, in: Journal of Marketing Management, Vol. 21, Issue 1/2, S. 149-179 46 Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU Karagozoglu, N. / Lindell, M. (1998) Internationalization of Small and Medium-Sized Technology-Based Firms: An Exploratory Study, in: Journal of Small Business Management, Vol. 36, Issue 1, pp. 44-59 Katsikea, E.S. / Theodosiou, M. / Morgan, R.E. / Papavassiliou, N. (2005) Export Market Expansion Strategies of Direct-Selling Small and Medium-Sized Firms: Implications for Export Sales Management Activities, in: Journal of International Marketing, Vol. 13, No. 2, pp. 57-92 Krotz. J. (1998) Erschließung der Märkte und Standorte in Mittel- und Osteuropa durch mittelgroße deutsche Industrieunternehmen – Rahmenbedingungen und Erfolgsfaktoren möglicher Oststrategien am Beispiel der neuen Bundesländer, Bamberg La, Vinh Q. / Patterson, Paul G. / Styles, Chris W. (2005) Determinants of export performance across service types: a conceptual model, in: Journal of Services Marketing, Vol. 19, No. 6, S. 379-391 Lages, Luis Filipe / Lages, Carmen / Lages, Cristiana Raquel Bringing Export Performance Metrics into Annual Reports: The APEV Scale and the PERFEX Scorecard, in: Journal of International Marketing, Vol. 13 No. 3, S. 79-104 Lockett, A. (2005) Edith Penrose´s Legacy to the Resource-Based View, in: Managerial and Decision Economics, Vol. 26, Issue 2, pp. 83-98 McKnight, D.H. / Choudhury V. / Kacmar, C. (2002) Developing and Validation Trust Measures for e-Commerce: An Integrative Typology, in: Information Systems Research, Vol. 13, No. 3, S. 334-359 Meffert, H. / Bolz, J. (1998) Internationales Marketing Management, 3. Aufl., Stuttgart, Berlin, Köln Mischensky, C. (1998) Die Internationalisierung von Unternehmen: Beiträge zu einer strategischen Planungskonzeption unter besonderer Berücksichtigung der Anforderungen mittelständischer Unternehmen, Klagenfurt Miesenböck, K.J. (1988) Small Business and Exporting: A Literature Review, in: International Small Business Journal, Vol. 6, No. 2, pp. 42-61 47 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Morgan, N.A. / Kaleka, A. / Katsikeas, C. S. (2004) Antecedents of Export Venture Performance: A Theoretical Model and Empirical Assessment, in: Journal of Marketing, Vol. 68, No. 1, S. 90-108 Oliver, R.L. / Anderson, E. (1994) An Empirical Test of the Consequences of Behavior- and Outcome-Based Sales Control Systems, in: Journal of Marketing, Vol. 58, Issue 10, pp. 53-67 Oliver, R.L. / Anderson, E. (1995) Behavior- and Outcome-Based Sales Control Systems: Evidence and Consequences of Pure-Form and Hybrid Governance, in: Journal of Personal Selling & Sales Management, Vol. 15, No. 4, pp. 1-15 Piercy, N.F. / Cravens, D.W. / Morgan, N.A. (1998) Salesforce Performance and behaviour-based management processes in business-to-business sales organizations, in: European Journal of Marketing, Vol. 32, No. 1/2, S. 79-100 Piercy, N.F. / Cravens, D.W. / Morgan, N.A. (1999) Relationships between Sales Management Control, Territory Design, Salesforce Performance and Sales Organization Effectiveness, in: British Journal of Management, Vol. 10, pp. 95-111 Piercy, N.F. / Low, G. S. / Cravens, D.W. (2004) Consequences of Sales Management´s Behavior- and Compensation-Based Control Strategies in Developing Countries, in: Journal of International Marketing, Vol., 12, No. 3, pp. 20-57 Penrose, E. T. (1959) The Theory of the Growth of the firm, Basil Blackwell, Oxford Renker, C. (2004) Vertriebsmanagement, Konzept-Prozess-Kultur, Grundlagen ganzheitlich vertikalen Marketings, Görlitz Schmenner, R. W. (1986) How can Services Business Survive and Prosper, in: Sloan Management Review, Spring, S. 21-32 Schmitz, C. (2005) Internationales Vertriebsmanagement für Industriegüter – Handlungsimplikationen aus dem Blickwinkel internationaler Tochtergesellschaften und Vertretungen, St. Gallen 48 Internationale Vertriebskompetenz: Erfolgsfaktor für die Internationalisierung von Dienstleistungs-KMU Styles, C. / Patterson, P. G. / La, V .Q. (2005) Exporting Services to Southeast Asia: Lessons from Australian KnowledgeBased Service Exporters. By: Journal of International Marketing, Vol. 13, No. 4, S. 104-128 Tyagi, P.K. (1985) Relative Importance of Key Job Dimensions and Leadership Behaviors in Motivating Salesperson Work Performance, in: Journal of Marketing, Vol. 49, pp. 76-86 Westhead, P. / Wright, M. / Ucbasaran, D. (2004) Internationalization of private firms: environmental turbulence and organizational strategies and resources, in: Entrepreneurship & Regional Development, Vol. 16, Issue 6, pp. 501-522 Weiber, R. / Adler, J. (1995) Positionierung von Kaufprozessen im informationsökonomischen Dreieck: Operationalisierung und verhaltenswissenschaftliche Prüfung, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 47. Jg., Nr. 2, S. 99-123 Wissel, G. (2001) Konzeption eines Managementsystems für die Nutzung von internem sowie externem Wissen zur Generierung von Innovationen, Göttingen Zoltners, A.A. / Sinha, P. / Lorimer, S.E. (2006) Match Your Sales Force Structure to Your Business Life Cycle, in: Harvard Business Review, Vol. 84, Issue 7/8, pp. 81-89 49 Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen Johanna Eckerland, Margret Borchert Lehrstuhl für Personal und Unternehmensführung Mercator School of Management, Universität Duisburg-Essen Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen Inhalt Einleitung................................................................................................................ 53 1 Besonderheiten im Personalmanagement kleiner und mittlerer Unternehmen ................................................................................................... 54 2 Stand der Umsetzung von Personalentwicklungsaktivitäten in kleinen und mittleren Logistikunternehmen ....................................................................... 56 2.1 Gestaltung der Personalentwicklung..................................................... 56 2.1.1 Anforderungen an ein Personalentwicklungskonzept und Stand der Umsetzung ............................................................... 56 2.1.2 Erfolgskontrolle von Personalentwicklungsmaßnahmen ......... 60 2.2 Internationale Personalentwicklung...................................................... 62 2.2.1 Bildung von Zielgruppen in der internationalen Personalentwicklung ................................................................ 62 2.2.2 Interkulturelle Kompetenz als Schlüsselqualifikation der Internationalisierung ................................................................ 64 2.2.3 Interkultureller Lernprozess und interkulturelle Trainings ...... 66 3 Fazit und Ausblick .......................................................................................... 70 4 Literatur........................................................................................................... 72 51 Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen Einleitung Aufgrund der Öffnung internationaler Märkte bieten sich den Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten, ihre Tätigkeiten grenzübergreifend auszubauen. Dabei kommt klein- und mittelständischen Unternehmen eine große Bedeutung zu. Bereits heute entfallen nach Schätzungen der OECD zwischen 25 und 35 Prozent der weltweiten Exporte auf KMU (OECD 2005, 39f.). Die Logistikbranche, die im Fokus des Beitrags steht, verzeichnet neben einer starken klein- und mittelständischen Prägung – der Anteil der Logistikunternehmen, die bis zu 200 Mitarbeiter beschäftigen belief sich im Jahr 2005 auf 97 Prozent (DSLV 2005, 28) – eine hohe Globalisierungstendenz auf (Bassen/Behnam/Gilbert 2001, 417). Zusätzlich handelt es sich bei dem untersuchten Marktsegment der Kontraktlogistik1 um wissensintensive Dienstleistungen, die ein hohes Maß an Fach-, Kunden- und Marktwissen erfordern.2 Mit zunehmender Komplexität der logistischen Dienstleistungen nimmt die Bedeutung des Faktors Personal zu (Gatzke/Mahlendorf 2007, 525). Mitarbeiter müssen spezifische Kompetenzen im Bereich der Kontraktlogistik besitzen und zusätzlich in der Lage sein, grenzübergreifend in Kundenkontakt zu treten. Die interkulturellen und fremdsprachlichen Anforderungen steigen somit immens an. Grundvoraussetzung für eine verantwortungsvolle und effektive Aufgabenerfüllung in diesem Sektor ist daher häufig die Inanspruchnahme eines geeigneten Angebots an spezifischen Schulungsmaßnahmen. Im Rahmen einer erfolgreichen Internationalisierung kommt diesem Punkt eine erhebliche Bedeutung zu (Kailer/Piswanger 2006, 125), zumal viele internationalisierungswillige Unternehmer sogar von ihren Vorhaben aufgrund unzureichender Mitarbeiterqualifikationen abrücken (Dülfer 2001, 156; OECD 2005, 40). Um empirische Daten über die betriebliche Praxis der Internationalisierung von Kontraktlogistikprojekten sowie den daraus resultierenden Aufgaben der Personalentwicklung zu gewinnen, wurden qualitative Experteninterviews geführt. Zielgruppe der Interviews waren Geschäftsführer und Personalverantwortliche deutscher Logistikunternehmen, die bereits erfolgreich international Kontraktlogistik betreiben, sowie Internationalisierungsexperten von Verbänden, die im Zuge von teilstandardisierten Interviews eine Expertise abgegeben haben. Zusätzlich wurden 1 "Die Kontraktlogistik bezeichnet integrierte Leistungsbündel, die verschiedene, in ihrem Umfang wesentliche Logistikleistungen, ergänzbar um Zusatzleistungen, enthalten und kundenspezifisch gestaltet von einem Dienstleister für eine andere Partei wiederholt und über einen längeren Zeitraum auf Vertragsbasis erbracht werden." (Weber et al. 2007, 38) 2 Zur Definition des Kontraktlogistik-Begriffs sowie zur Marktsituation in diesem Segment vgl. auch Ahlene et al (2007). Dieser Arbeitsbericht ist im Rahmen des Int-PEM-Projektes, Förderkennzeichen 01HQ0505 erstellt worden. 53 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen in einem nächsten Arbeitsschritt Betriebsfallstudien durchgeführt. Betrachtungsobjekte waren dabei so genannte Best Practice-Unternehmen, die erfolgreich internationale Kontraktlogistik umsetzen. Insgesamt wurden bei 15 Institutionen Experteninterviews und 6 Betriebsfallstudien durchgeführt. Die Größe der befragten Unternehmen bewegt sich zwischen 60 und mehr als 500 Mitarbeitern. Die Empirie zeigte, dass sich die betrachteten Unternehmen, obwohl sie erfolgreich im internationalen Markt tätigt sind, mit zahlreichen personalwirtschaftlichen Problemen konfrontiert sehen. Dieser Beitrag stellt die Ergebnisse der zunächst recherchierten wissenschaftlichen Literatur den empirisch ermittelten Befunden aus der Praxis gegenüber. Die Ausführungen beschränken sich auf die Ergebnisse zum Themenfeld des Personalmanagements und konzentrieren sich dabei auf den Bereich der Personalentwicklung.1 1 Besonderheiten im Personalmanagement kleiner und mittlerer Unternehmen Um die Besonderheiten des Personalmanagements und speziell der Personalentwicklung kleiner- und mittlerer Unternehmen (KMU) näher zu untersuchen, empfiehlt es sich, an spezifische Charakteristika dieser Unternehmenstypen anzuknüpfen. Bedingt durch die Personenbezogenheit der Unternehmensführung (Eden 2002, 36) ergibt sich auf Basis der analysierten Literatur eine zentralisierte Entscheidungsfindung, die sich auch auf Fragen des Personalmanagements auswirkt (Behrends 2003, 38). Personalwirtschaftliche Aufgaben können nicht, wie es in Großbetrieben der Fall ist, auf nachgelagerte, spezialisierte Hierarchieebenen übertragen werden und verbleiben so auf der Ebene der Geschäftsführung (Behrends/Martin 2006, 43). Die Geschäftsführung, die die Personalfunktion neben anderen Funktionen innehat, verfügt in der Regel jedoch über nur unzureichende Erfahrungen und Fachwissen für dieses spezielle Aufgabenfeld (Klaas et al 2005, 433). Bedingt durch diese Funktionshäufung der Geschäftsführung bleiben Aufgabenbereiche unbearbeitet oder können nur rudimentär bewältigt werden. Das kann dazu führen, dass in mittelständischen Unternehmen durchaus gravierende betriebswirtschaftliche Probleme entstehen und Potenziale ungenutzt bleiben. Ursachen können die häufig unzureichende fachliche Kompetenz der Unternehmensführung und die Tatsache sein, dass Entscheidungen von persönlichen Präferenzen der Geschäftsführung geprägt 1 54 Zur weiteren Vertiefung der Ergebnisse der Befragung vgl. Ahlene et al. 2007 Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen sind (Behrends 2003, 40). Zusätzlich wird ein solcher Sachverhalt dadurch determiniert, dass in der Regel eine starke emotionale und soziale Verantwortung der Geschäftsführung gegenüber den Mitarbeitern besteht (Krämer 2006, 299). Werden Aufgaben der Personalführung auf Führungskräfte übertragen, sind diese in der Regel ebenfalls mit sachlichen Arbeitstätigkeiten ausgelastet, so dass es auch ihnen an Zeit und möglicherweise an personalwirtschaftlichem Know How mangelt, um die an sie übertragenen Personalaufgaben hinreichend erfüllen zu können (Becker 2006, 276). Wird die Erfüllung der Personalmanagementfunktion in Großunternehmen häufig schon als unzureichend kritisiert (Fuchs 2003, 160), verschärft sich die Situation in KMU zusätzlich aufgrund der strukturellen Gegebenheiten. Hier können personalwirtschaftliche Aufgaben offenbar nicht in dem Umfang wahrgenommen werden, wie es in Großbetrieben der Fall ist. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass der Einsatz von ausdifferenzierten personalwirtschaftlichen Instrumenten mit hohen Kosten und einem hohen personellen und zeitlichen Aufwand verbunden ist. Die Anwendung dieser häufig eher für Großunternehmen konzipierten Instrumente kann aufgrund der knappen Ressourcenausstattung bei mittelständischen Unternehmen daher seltener und weniger umfangreich erfolgen (Behrends/Martin 2006, 43). Personalwirtschaftliche Aktivitäten beschränken sich insofern in KMU primär auf administrative, überschaubare Aufgabenbereiche. Auch die durchgeführte empirische Erhebung im Sektor der Logistik-KMU spiegelt dieses Bild wider. Es wird deutlich, dass bei der Mehrzahl der befragten Unternehmen die Personalfunktion neben anderen Funktionen zentral von der Geschäftsführung übernommen wird. In einigen Fällen wird neben der zentralen Übernahme durch die Geschäftsleitung eine dezentrale Verantwortlichkeit der jeweiligen Führungskräfte benannt. In nur drei der befragten Unternehmen kann eine eigenständige strategische Personalfunktion vorgefunden werden, die sich allerdings noch im Aufbau befindet. Die Personalverantwortlichen dieser Unternehmen entstammen dabei aus fachfremden Bereichen und weisen keine universitäre betriebswirtschaftliche Ausbildung auf. Dabei wird deutlich, dass es diesen Verantwortlichen nach eigenen Aussagen an personalwirtschaftlichem Know-How mangelt und eine Aneignung dieses Wissens mittels einer umfangreichen akademischen Weiterbildung aufgrund des hohen zeitlichen und finanziellen Aufwands nicht möglich ist. Ein Unternehmen richtet aus diesem Grund spezielle Arbeitskreise ein, die sich mit personalpolitischen Themen befassen. Mitglieder dieser Arbeitskreise sind dabei die Geschäftsführung, der personalverantwortliche Mitarbeiter und externe Experten, die zu den jeweiligen Themen konsultiert werden. 55 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen 2 Stand der Umsetzung von Personalentwicklungsaktivitäten in kleinen und mittleren Logistikunternehmen 2.1 Gestaltung der Personalentwicklung Die genannten Kapazitätsrestriktionen im Personalmanagement der mittelständischen Unternehmen tangieren insbesondere den Bereich der Personalentwicklung (Fuchs 2003, 160), der daher besonders im Fokus der weiteren Überlegungen steht. Unter Personalentwicklung wird in diesem Zusammenhang die Veränderung der beruflich relevanten persönlichen Merkmale (Kenntnisse, Erfahrungen, Fähigkeiten), die darauf einwirkenden Maßnahmen wie Weiterbildung und gezielte Vermittlung von Erfahrungen sowie Maßnahmen verstanden, mit denen auf diese Veränderung reagiert wird (Weber et al 2001, 161). 2.1.1 Anforderungen an ein Personalentwicklungskonzept und Stand der Umsetzung Soll ein Personalentwicklungskonzept eingeführt werden, ist dieses für KMU in Bezug auf den Komplexitätsgrad anzupassen und dem Erfordernis der finanziellen Tragbarkeit Rechnung zu tragen (im Folgenden Stiefel 2006, 7). Ein komplex angelegtes Modell, welches den Mitarbeitern den Besuch zahlreicher Seminare vorschreibt, kann für KMU völlig deplaziert sein, da die finanziellen Belastungen kaum tragbar sind und zugleich der umfangreiche Arbeitsausfall während der Weiterbildungszeit nicht durch andere Mitarbeiter kompensierbar ist. Systematische Personalentwicklung ist daher nur in wenigen mittelständischen Betrieben vorzufinden (im Folgenden Hamel 2006, 251). Es erfolgt Weiterbildung im Sinne eines „learning by doing“ oder über leitende Mitarbeiter, die an Weiterbildungsveranstaltungen teilgenommen haben und als Multiplikator fungieren, um alle Mitarbeiter am erlangten Wissen partizipieren zu lassen. Werden Weiterbildungsangebote initiiert, beschränken sich diese in der Regel auf standardisierte überbetriebliche Seminare, die extern durch einen Weiterbildungsanbieter ausgerichtet werden, so dass eine Vielzahl von Mitarbeitern daran teilhaben kann. Eine Studie der Universität Siegen aus dem Jahr 2003 zeigt, dass es mittelständischen Unternehmen häufig an einer konzeptionellen Einbettung der Personalentwicklung in die betriebliche Praxis mangelt (Touet 2004, 128). Bildungsbedarf wird in kleinund mittelständischen Unternehmen ebenfalls kaum systematisch ermittelt (Grüner 2000, 551). Ein Controlling der Personalentwicklungsaktivitäten findet ferner nicht 56 Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen statt (im Folgenden Touet 2004, 128). Nur 54 Prozent der befragten Unternehmen evaluieren Personalentwicklungsmaßnahmen. Lediglich bei einem kleinen Teil dieser Unternehmen wird im Rahmen der Evaluation explizit auf den Transfer der Inhalte abgestellt. Maier und Fröhlich kommen zu dem Schluss, dass Weiterbildung aufgrund unkoordinierten und unsystematischen Ausführungen weitestgehend ein Zufallsprodukt bleibt (Maier/Fröhlich 1992, 94). Um Personalentwicklungskonzepte in KMU zu verankern, gibt Stiefel eine Reihe von Empfehlungen ab, die in ihrer Gesamtheit eine erfolgreiche Durchführung von Personalentwicklungsaktivitäten determinieren und folgendermaßen beschrieben werden können (im Folgenden Stiefel 2006, 7 ff.): • Realisierbarkeit, Plausibilität und Akzeptanz • Finanzielle Tragbarkeit • Erprobung in Pilot-Projekten • Berücksichtigung der Geschäftsführung bei der Einführung Eingeführte Instrumente und Konzepte müssen realisierbar und plausibel sein, so dass Nutzen und Erfolgswahrscheinlichkeit für alle Beteiligten deutlich erkennbar werden und die Akzeptanz einer solchen Einführung unterstützt wird. Personalentwicklungsaktivitäten sind daher so zu konzipieren, dass sie nicht auf eine ausgebaute Personalentwicklungsabteilung angewiesen sind. Daher ist bei der Umsetzung von Personalentwicklungskonzepten an dem vorhandenen Potenzial der Geschäftsführung und der Führungskräfte anzuknüpfen. Bei Bedarf ist darüber zu entscheiden, ob und inwieweit die Hilfe von geeigneten Experten einzuschalten ist. Das Engagement von externen Experten sollte jedoch aus Akzeptanzgründen auf das dringend notwendige Maß beschränkt werden. Die besondere Problematik der Durchführung von Personalentwicklungsaktivitäten bei KMU basiert zudem auf der Tatsache, dass Mitarbeiter nicht die Möglichkeit haben, ihren Arbeitsplatz für eine längere Zeit zu verlassen. Eine Ausgestaltung der Aktivitäten sollte daher nicht mit voluminösen, vollzeitlichen Lernprojekten in Verbindung stehen. Personalentwicklungsaktivitäten müssen für diese Unternehmenstypen finanziell tragbar sein. In der Regel mangelt es KMU an einer Infrastruktur der Personalentwicklung. Die Kosten der Personalentwicklung sollten zudem in einem angemessenen Verhältnis zu den Zielen stehen. Ferner sollte sie Personalentwicklung, bedingt durch die finanziell begrenzten Mittel, die KMU zur Verfügung stehen, so konzipiert werden, dass das Misserfolgsrisiko begrenzt ist. Hohe Misserfolgsrisiken sind insbesondere aufgrund finanzieller Restriktionen zu vermeiden, um die Existenzfähigkeit von KMU nicht zu gefährden. 57 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Eine Einführung von Personalentwicklungskonzepten bzw. systematischen Personalentwicklungsaktivitäten sollte anhand von Pilot-Projekten erprobt werden, um Probleme der Durchführung und Akzeptanz frühzeitig zu erkennen und die Wirksamkeit der Maßnahmen zu überprüfen. Die Tragweite der Entscheidung reduziert sich somit auf einzelne Bereiche und betrifft nicht sofort das gesamte Unternehmen. Die Berücksichtigung der Geschäftsführung bei der Einführung von Personalentwicklungskonzepten ist aufgrund der dargestellten strukturellen Gegebenheiten unbedingt notwendig, da ihr als Promotor solcher Aktivitäten eine wesentliche Bedeutung zukommt. Die Personalentwicklungsaktivitäten der untersuchten Unternehmen beschränken sich in der Regel auf standardisierte überbetriebliche Seminare, die fachspezifische Inhalte abdecken. Der Entwicklungsbedarf wird in nur wenigen Fällen systematisch erhoben. Bedarfsmeldungen erfolgen in der Regel direkt bei der jeweiligen Führungskraft. In einigen Unternehmen werden regelmäßige Mitarbeiter- und Zielvereinbarungsgespräche mit der Führungskraft und in Ausnahmefällen mit der Geschäftsführung getätigt Im Zuge dieser Gespräche wird der Qualifizierungsbedarf erhoben. Alle geführten Gespräche werden mittels eines standardisierten Leitfadens durchgeführt. Ein festgestellter Entwicklungsbedarf wird in einer Vielzahl von Fällen mittels überbetrieblicher Seminare abgedeckt. Alle befragten Unternehmen sehen sich im Rahmen von Personalentwicklungsmaßnahmen mit finanziellen, personellen und zeitlichen Restriktionen konfrontiert. Es wird im Rahmen der Interviews immer wieder herausgestellt, dass neben dem „Tagesgeschäft“ kaum Zeit und finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um Mitarbeiter langfristig mittels Qualifizierung auf anstehende Aufgaben vorbereiten zu können. Ein wesentlicher Faktor, der diesen Sachverhalt determiniert, ist dabei die Abwesenheit des jeweiligen Mitarbeiters am Arbeitsplatz. Die mittelständischen Strukturen ließen es aufgrund personeller Engpässe im Regelfall nicht zu, dass ein Mitarbeiter, der längerfristig und regelmäßig an Schulungsmaßnahmen teilnimmt, durch einen anderen Mitarbeiter für diese Zeit vertreten wird. Ein weiteres Problem, welches sich in den empirischen Analysen immer wieder deutlich herausgestellt hat, ist die Durchsetzung von speziellen Personalentwicklungsvorhaben. Diese scheitern oft an den Führungskräften oder der Geschäftsführung, welche die Meinung vertraten, dass der Aufwand in keinem angemessenen Verhältnis zu den Kosten steht. Es wird immer wieder betont, dass der Relevanz und der Tragweite personalwirtschaftlicher Entscheidungen nur wenig Beachtung von Seiten der Geschäftsführung und der Führungskräfte geschenkt wurde. Dabei steht immer das Kerngeschäft des jeweiligen Betriebes im Vordergrund. Nur wenn 58 Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen trotz des laufenden Kerngeschäftes Ressourcen frei werden, forciert und unterstützt die Geschäftsführung Personalentwicklungsaktivitäten. Zusätzlich mangelt es einigen der befragten Unternehmen an dem Bewusstsein einer eigenen unternehmensweiten Strategie. In nur einem Unternehmen findet eine konkrete Kommunikation der Unternehmensstrategie statt, an der die Personalentwicklungsaktivitäten ausgerichtet wurden. Dabei werden explizit Schulungsmaßnahmen entworfen, die sich an der Strategie ausrichten und eine Umsetzung der systematischen Vorgehensweise unterstützen. Die Entwicklung dieser Maßnahmen wird in dem schon angesprochenen Personalentwicklungskreis geplant und mithilfe der externen Experten umgesetzt. Eine Ausnahme stellt bei den untersuchten Unternehmen die Nachwuchsförderung dar. Dieser wird in allen Unternehmen auch von Seiten der Geschäftsführung oft ein hoher Stellenwert zugeschrieben, um weiterhin am Markt bestehen zu können. Ferner erfüllt die Nachwuchsförderung den Zweck, den familiären Gedanken der betreffenden Unternehmen, welcher ein Charakteristikum für den Mittelstand ist, fortzuführen und trotzdem innovative Konzepte umzusetzen. In fast allen untersuchten Unternehmen werden Nachwuchsprogramme für Führungskräfte umgesetzt, die sich an potenzielle Kandidaten richten, die derzeit schon im Unternehmen tätig sind und denen in Zukunft aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Fähigkeiten mehr Verantwortung zugesprochen werden soll. Zu den Programmen gehören regelmäßige Gespräche zwischen den Nachwuchskräften und dem jeweiligen Vorgesetzen, der dann für jeden Kandidaten eine Potenzialeinschätzung aufgrund der Gespräche und Beobachtung im Arbeitsalltag abgibt und diese mit der Geschäftsführung bespricht, um dann im letzten Schritt eine individuelle Laufbahnplanung zu gestalten. Ein weiterer Teil dieser Programme stellen Schulungsmaßnahmen dar, die sich an den zukünftig erforderlichen Fähigkeiten und Qualifikationen ausrichten. Sind die Unternehmen aufgrund von Kapazitäts- und Know-howEngpässen nicht in der Lage, diese Maßnahmen eigenständig umzusetzen, nehmen die Nachwuchskräfte an universitären Weiterbildungen teil. Inhalte solcher Maßnahmen oder Schulungen sind dabei die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung, Vermittlung von Kenntnissen zum Projektmanagement, die Vermittlung von Fähigkeiten zur Mitarbeiterführung oder die Durchführung von Einstellungsgesprächen. Auch wenn die Durchführung solcher Laufbahn-/Karriereplanungen via Förderungs-/Beurteilungsgespräche häufig methodisch nur gering formalisiert erfolgt und diesbezüglich Professionalisierungsbedarf besteht, wird die Bedeutung solcher Instrumente bei den untersuchten Betrieben sehr deutlich. Ein weiterer Aspekt der Führungsnachwuchsprogramme ist die Berufsausbildung, welche eine „into the job“-Entwicklungsmaßnahme (Scholz 2000, 255) darstellt. Es wird in unterschiedlichen Bereichen ausgebildet, wobei man sich auf kaufmän- 59 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen nische und gewerbliche Berufe konzentriert. Ziel der Berufsausbildung ist bei allen untersuchten Unternehmen die Sicherung von fachlich qualifizierten und mit dem Unternehmen vertrauten Nachwuchskräften, die möglichst lange dem Unternehmen angehören und ihr Know-How zur Verfügung stellen. Viele der Auszubildenden, die eine Ausbildung erfolgreich absolviert haben, werden dann von den Unternehmen in die jeweiligen Nachwuchsprogramme aufgenommen. Die untenstehende Abbildung gibt abschließend auf Basis der in der Literatur üblichen Systematisierung von Personalentwicklungsmaßnahmen einen Überblick über solche Personalentwicklungsmaßnahmen, die in den befragten Unternehmen Anwendung finden. along the job Laufbahn- /Karriereplanung via Förderungs/Beurteilungsgespräche into the job on the job -Berufsausbildung -Anlernausbildung -Personalsozialisation -Training -Qualifikationsfördernde Aufgabengestaltung out of the job near the Job -Ruhestandsvorbereitungen -Altersteilzeit - Lernstatt - Quality Circles off the job BildungsveranstalTungen ausserhalb des Arbeitsplatzes Quelle: In Anlehnung an Scholz 2000, 511 Abbildung 1: Arten von Personalentwicklungsmaßnahmen, die in klein- und mittelständischen Unternehmen Anwendung finden 2.1.2 Erfolgskontrolle von Personalentwicklungsmaßnahmen Um den Lernerfolg und die Umsetzung des Gelernten in Arbeitssituationen zu überprüfen, bedarf es einer entsprechenden Kontrolle der Personalentwicklung 60 Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen (Nicolai 2006, 239). Ziele einer solchen Erfolgskontrolle können dabei die Legitimation der Aufwendungen für Personalentwicklungsaktivitäten sowie die Optimierung des Personalentwicklungsprozesses sein. Eine systematische Erfolgsermittlung der jeweiligen Personalentwicklungsmaßnahmen wurde jedoch in keinem der befragten Unternehmen durchgeführt. Dies kann zum einen durch die externe Durchführung von Schulungen begründet werden, die eine Erfolgsermittlung erschwert. Inhalte und Methoden der Maßnahmen sind den Unternehmen oftmals nicht im Detail bekannt, zum anderen sind die schon angesprochenen Kapazitätsrestriktionen zu nennen. Im Zuge einer pädagogischen Erfolgskontrolle, die ein zweistufiges Vorgehen in Bezug auf Durchführungs-, Lern- und Transferkontrolle vorsieht, nutzen einige der Unternehmen so genannte Feedbackbögen zur Evaluation der Maßnahme. Allerdings erfüllt eine Vielzahl der Unternehmen nur die erste Stufe der Erfolgskontrollen, welche die Einschätzung der Qualität der Maßnahme von Seiten der Mitarbeiter umfasst. Dabei wird mittels eines Fragenbogens die Leistung des Trainers nach dem Schulnotensystem durch einen an der Qualifizierungsmaßnahme teilnehmenden Mitarbeiter eingeschätzt. Hierbei wird jedoch lediglich die subjektive Bewertung des Mitarbeiters und nicht der Transfer des Gelernten systematisch erhoben. Die zweite Stufe einer pädagogischen Erfolgskontrolle, in der das Fähigkeitsprofil des Mitarbeiters überprüft wird (Nicolai 2006, 262), wird lediglich in wenigen Unternehmen im Rahmen der Zielvereinbarungsgespräche angewandt. Bei diesen Gesprächen wird ermittelt, inwieweit die Fähigkeitslücke des Betroffenen durch die externe Maßnahme werden konnte. Dabei werden in keinem der Unternehmen explizite Verfahren genutzt. Es wird vielmehr in einem Gespräch abgefragt, ob und wie gut sich der Mitarbeiter nach der Maßnahme qualifiziert fühlt, die an ihn gestellten Aufgaben besser umzusetzen. Im nächsten Schritt wird die Eigeneinschätzung der Fremdeinschätzung der Führungskraft gegenüber gestellt. Soweit es das betriebliche Geschehen zulässt, wird in einem der untersuchten Unternehmen von der Führungskraft die Transferleistung des Mitarbeiters mittels der Beobachtung im Arbeitsalltag eingeschätzt. Konsequenzen für die weitere Entwicklungslaufbahn des Mitarbeiters werden allerdings nicht abgeleitet. Eine ökonomische Erfolgskontrolle, die ein Kostencontrolling und ein nutzenorientiertes Rentabilitätscontrolling einschließt (Scholz 2000, 539 ff.; Olfert 2006, 408 ff.), kommt in keinem der Fälle zur Anwendung. In den Unternehmen werden weder die genauen Kosten der Personalentwicklung erfasst, analysiert und überwacht, noch eine Aufstellung der Zusammensetzung und Veränderung von Personalentwicklungskosten angefertigt. Die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme im Sinne einer 61 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Gegenüberstellung von Kosten und Nutzen, die Gegenstand des Rentabilitätscontrollings ist, wird ebenfalls nicht untersucht und analysiert. Den befragten Unternehmen mangelt es dabei nach eigenen Aussagen an fachlichem Know-How, um eine solche Vorgehensweise strategisch umzusetzen. In den Fällen, in denen eine Erfolgskontrolle der Personalentwicklungsmaßnahmen durchgeführt wird, wird diese nur partiell betrieben und in keinem Fall als ein ganzheitliches Konzept verfolgt. 2.2 Internationale Personalentwicklung Ein zentraler Erfolgsfaktor der Internationalisierung von KMU sind qualifizierte Mitarbeiter, die in die internationalen Aktivitäten eingebunden sind. Dem Personalmanagement kommt in diesem Zusammenhang eine wichtige Bedeutung zu: Eine geeignete Personalpolitik kann und sollte die Internationalisierungsbestrebungen von KMU unterstützen (Kumar 1993, 484). Weiterhin können und sollten personalwirtschaftliche Instrumente die Qualität der Humanressource sicherstellen. In diesem Zusammenhang sind vor allem eine gezielte und passgenaue Personalbeschaffung, ein systematisch geplanter Einsatz von Expatriates und eine gezielte Personalentwicklung zu nennen (Hentzel/Kammel 2000, 215). 2.2.1 Bildung von Zielgruppen in der internationalen Personalentwicklung Mittelständische Unternehmen sehen sich mit der Problematik konfrontiert, qualifizierte Mitarbeiter bereitzustellen, die sowohl im Inland als auch im Ausland die an sie gestellten Aufgaben angemessen bewältigen. Diesen Unternehmen stehen dabei zwei Optionen zur Verfügung (im Folgenden Kühlmann 2000, 361): Sie können zum einen im Rahmen einer Buy-Strategie qualifiziertes Personal am Arbeitsmarkt rekrutieren, welches neben der fachlichen Qualifikation ebenfalls über entsprechende Kompetenzen im Hinblick auf die Bewältigung internationaler Aufgaben verfügt. Zum anderen können Unternehmen im Rahmen einer MakeStrategie auf den vorhandenen Mitarbeiterstamm zurückgreifen und dabei an den vorhandenen Qualifikationen anknüpfen. Mit Hilfe von Personalentwicklungsaktivitäten können die Mitarbeiter sich für einen internationalen Einsatz qualifizieren. In der Literatur werden als Zielgruppen solcher international ausgerichteter Personalentwicklungsaktivitäten international tätige Mitarbeiter des Unternehmens benannt. Dabei sind nicht nur die Mitarbeiter des Stammhauses gemeint, vielmehr müssen auch die Mitarbeiter einbezogen werden, die im Ausland tätig sind und grenzüberschreitend eingesetzt werden (Scherm/Süß 2006, 109; Scherm/Süß 2001, 62 Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen 256; Weber et al. 2001, 161). Es ergeben sich somit zwei Zielgruppen internationaler Personalentwicklung: Zum einen Mitarbeiter, die international – also im Ausland oder an Schnittstellen zum Ausland – tätig sind und der Nationalität des Stammlandes angehören und zum anderen die Mitarbeiter, die vor Ort tätig sind und nicht der Nationalität des Stammlandes angehören (im Folgenden Scherm/Süß 2006, 109). Dieser zweiten Gruppe müssen im Rahmen von Personalentwicklungsaktivitäten die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden, um ihre Qualifikationen an die notwendigen Standards – wie Kultur, Märkte und politische Entwicklungen – des Stammlandes anzupassen. Dabei ist vor allem das Bildungssystem und damit verbunden die Vorqualifikation ein wesentlicher Einflussfaktor, der das vorhandene Qualifikationsniveau und somit die Ausgestaltung der Personalentwicklung determiniert. In keinem der interviewten Unternehmen werden Personalentwicklungsaktivitäten an den besonderen Erfordernissen internationaler betrieblicher Tätigkeiten ausgerichtet. Im Rahmen einer Make- or Buy- Entscheidung zur Beschaffung und Sicherung von qualifiziertem Personal nutzen alle Unternehmen die Option des Zukaufs von Personal. Dabei wird sowohl im Inland als auch im Ausland auf die am jeweiligen Arbeitsmarkt vorhandenen Ressourcen zurückgegriffen, die dem notwendigen Qualifikationsniveau entsprechen. Im Zuge internationaler Geschäftsaktivitäten werden überwiegend Mitarbeiter im Stammhaus entsprechend der Nationalität des Partnerlandes eingesetzt. Dies wurde damit begründet, dass diese Mitarbeiter über hinreichende Kenntnisse bezüglich der Landes- und Geschäftskultur, Kommunikationsstilen, staatlichen und politischen Regeln sowie der jeweiligen Landessprache verfügen. Eine Qualifizierung des inländischen Personals hinsichtlich dieser Aspekte kommt für die befragten Unternehmen aufgrund der schon angesprochenen Restriktionen nicht infrage. Weiterhin ruft die Qualifizierung des inländischen Personals ein Timelag hervor, da sich die mittelständischen Unternehmen mit kurzen Reaktionszeiten konfrontiert sehen. Diese Tatsache liegt darin begründet, dass wichtige Kunden zunehmend in das Ausland abwandern. Besonders die Umwälzungen in Mittel- und Osteuropa wirkten hierbei als Katalysatoren, welche der Abwanderungswelle von Key Accounts neuen Schwung verliehen. Als typisches Beispiel ist an dieser Stelle die mittelständische Zulieferindustrie zu nennen, welche gezwungenermaßen ihren Kunden ins Ausland folgen muss, um die Nähe zu ihren Abnehmern zu wahren und um vor Ort eigene Produktionsstätten zu errichten (KfW Bankengruppe 2006, 6; KfW Bankengruppe 2007, 97 und 106). Ein für internationale Tätigkeiten qualifiziertes Personal stünde erst nach Beginn der Aufnahme internationaler Geschäftsaktivitäten zur Verfügung. Weiterhin wurde von den verantwortlichen Personen angenommen, dass das inländische Personal trotz intensiver Vorbereitung auf die internationalen Kontakte niemals das gleiche 63 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Qualifikationsniveau hinsichtlich der internationalen Anforderungen erreichen kann wie ein Mitarbeiter aus dem betreffenden Gastland. Im Rahmen internationaler Aktivitäten mit Repräsentanz im Ausland werden in allen untersuchten Unternehmen zu einem überwiegenden Teil Mitarbeiter eingesetzt, die gebürtig aus dem Gastland stammen. Auch hier werden von Seiten der Befragten die Argumente angebracht, dass die Mitarbeiter mit allen Anforderungen und den daraus resultierenden Fähigkeiten vertraut sind. Als im Ausland tätige Führungskräfte werden jedoch Mitarbeiter aus dem Stammland eingesetzt, da diese die Geschäftskultur des Stammlandes in das Gastland transferieren sollen und ein enger Kontakt zum Stammhaus sichergestellt werden soll. Eine Rekrutierung von Mitarbeitern aus dem Gastland, die auf der Führungsebene eingesetzt werden sollen, gestaltet sich jedoch in einigen Fällen schwierig, da gravierende Unterschiede bezüglich des Qualifikationsniveaus der jeweiligen Länder vorhanden sind. Weiterhin bestehen Sprachbarrieren, da die operativen Mitarbeiter nur eingeschränkt die Geschäftssprache beherrschen. Gerade bei KMU stellt das Qualifikationsniveau des im Ausland verfügbaren Personals einen Erfolgsfaktor, aber ebenso ein Hemmnis internationaler unternehmerischer Tätigkeiten dar (Schmitt 2000, 283). KMU unterliegen zeitlichen und finanziellen Restriktionen, so dass ein ausreichendes Qualifikationsniveau, welches nur geringe Personalentwicklungsaktivitäten mit sich bringt und so Ressourcen einspart, ein ausschlaggebender Faktor für eine Markteintrittsentscheidung ist. Hinzu kommt, dass KMU Personalentwicklungsmaßnahmen nur sehr standardisiert ausrichten. In der Regel mangelt es zusätzlich an personellen Ressourcen, die im Gastland Personalentwicklung initiieren und durchführen können. 2.2.2 Interkulturelle Kompetenz als Schlüsselqualifikation der Internationalisierung Im Zuge international ausgerichteter Personalentwicklungsaktivitäten kommt der Fähigkeit zur interkulturellen Kommunikation in KMU immer mehr Bedeutung zu und erlangt den Stellenwert einer Schlüsselqualifikation, die in der Literatur mit „Interkultureller Kompetenz“ bezeichnet wird (Schulz/Welge 2006, 69, Karmasin/Karmasin 1997, 192ff.). Diese Schlüsselqualifikation umfasst neben fremdsprachlichen Fähigkeiten und dem objektiven Wissen über politische, wirtschaftliche und soziale Rahmenbedingungen anderer Kulturen ebenfalls Kenntnisse und Qualifikationen über kulturspezifische Regeln, Denk- und Verhaltensweisen. Interkulturelle Kompetenz zeigt sich nach Thomas „… in der Fähigkeit, interkulturelle Bedingungen und Einflussfaktoren im Wahrnehmen, Urteilen, Empfinden und 64 Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen Handeln bei sich selbst und bei fremden Personen zu erfassen, zu würdigen und produktiv zu nutzen im Sinne einer wechselseitigen Anpassung, von Toleranz gegenüber Inkompatibilitäten und einer Entwicklung hin zu synergieträchtigen Formen der Zusammenarbeit, des Zusammenlebens und handlungswirksamer Orientierungsmuster in Bezug auf Weltinterpretation und Weltgestaltung“ (Thomas 2003, 143). Interkulturelle Kompetenz zeigt sich in interkulturellen Überschneidungssituationen in dem Wissen, den Fähigkeiten und der Motivation, kulturelle Bedingungen und Einflussfaktoren durch Wahrnehmen, Urteilen, Empfinden und Handeln bei sich selbst und bei anderen Personen zu erfassen, zu respektieren und zu nutzen (Martin 2001, 34 ff.). In der Literatur wird der Terminus der Interkulturellen Kompetenz vielfältig diskutiert und definiert. Die Forschungsansätze haben sich im Laufe der Zeit von einer eindimensionalen partiellen Betrachtungsweise zu einer dreidimensionalen und somit ganzheitlichen Betrachtungsweise entwickelt (Müller/Gelbrich 2001, 25 ff.). Seit Beginn der 80er Jahre rückte ein integrativer Ansatz in den Vordergrund der wissenschaftlichen Diskussion, der die im Zeitablauf vorher untersuchten Dimensionen miteinander kombiniert. Interkulturelle Kompetenz setzt sich demnach aus drei Dimensionen zusammen, die in wechselseitiger Beziehung zueinander stehen: Die affektive Dimension, die kognitive Dimension und die konative Dimension (Graf 2003, 26 ff.; Gersten 1990, 341 ff.; Ciborowski 1979, 103). Die affektive Dimension bildet dabei ab, wie eine Person mit den im Rahmen der Sozialisation erworbenen Emotionen auf Menschen, Situationen und Umweltbedingungen reagiert (im Folgenden Weber et al 2001, 179). Die kognitive Dimension betrachtet, wie ein Individuum in einer interkulturellen Situation das Verhalten der Interaktionspartner analysiert und interpretiert. Die konative Dimension umfasst die Fähigkeiten des Individuums, sich in interkulturellen Situationen angemessen zu verhalten. Im Zuge der Expertenbefragungen wurde erhoben, was für die Gesprächspartner interkulturelle Kompetenz ausmacht, um Komponenten interkultureller Kompetenz aus Sicht der Unternehmenspraxis zu identifizieren. Dabei wird von den Unternehmen immer wieder die Bereitschaft zu internationalem, grenzüberschreitendem Denken genannt. Individuen sollten in der Lage sein, sich auf andere Kulturen einzustellen und ihr eigenes Rollenverhalten im internationalen Kontext zu reflektieren. Es sollte eine Sensibilität gegenüber anderen Kulturen entwickelt werden, um ein Verständnis für ein von der nationalen Kultur abweichendes Verhalten zu erlangen und teamfähig in international zusammengesetzten Teams agieren zu können. Kenntnisse ausländischer Geschäftspraktiken wurden ebenfalls als eine Komponente betriebswirtschaftlicher interkultureller Kompetenz genannt. Dabei ist es 65 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen wichtig, diese zu kennen, um das Verhalten des Partners deuten sowie angemessen und problemfrei kommunizieren zu können. Neben spezifischen Kenntnissen zu Geschäftspraktiken nannten die Experten weiterhin allgemeine landesspezifische Kenntnisse zur Geschichte des Landes und der politischen Lage, die ebenfalls als eine Komponente der interkulturellen Kompetenz angesehen wurden. In der folgenden Tabelle werden alle genannten Komponenten interkultureller Kompetenz im Hinblick auf die eingangs vorgestellten drei Dimensionen (affektive Dimension, kognitive Dimension und konative Dimension) systematisiert. Dimensionen interkultureller Kompetenz Kognitive Dimension Wissen Konative Dimension Fähigkeiten Affektive Dimension Movitation • Fremdsprachenkenntnisse • Kommunikationsfähigkeit • Sensibilität • Kenntnis der eigenen und fremden Kultur • Reflexion des eigenen Rollenverhaltens • Empathie • Wissen über Spezifika interkultureller Kommunikation • Fähigkeiten zum Perspektivenwechsel • Unvoreingenommenheit • Wissen über das Land • Lernbereitschaft • Teamfähigkeit • Bereitschaft zu internationalem Denken • Kenntnisse ausländischer Märkte • Kenntnisse über ausländische Gesprächspraktiken Quelle: Eigene Darstellung; in Anlehnung an Gersten 1990, 341 ff.; Neises 2005 8 ff. Abbildung 2: Genannte Komponenten Interkultureller Kompetenz 2.2.3 Interkultureller Lernprozess und interkulturelle Trainings In der Literatur finden sich unterschiedliche Ansätze zur Strukturierung des Prozesses interkulturellen Lernens. Zülch empfiehlt als Referenzprozess des interkulturellen Lernens einen fünfstufigen Ansatz, der an den drei Dimensionen interkultureller Kompetenz ansetzt. 66 Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen Ebene 1: Ethnozentrismus Erste Hürde Ebene 2: Verstehen eigener und fremder Kulturspezifika Bewusstsein Ebene 3: Kognitive Dimension Verstehen Zweite Hürde Ebene 4: Respekt/ Akzeptanz Verstehen eigener und fremder Kulturspezifika Ebene 5: Affektive Dimension Bewertung/Wertschätzung Dritte Hürde Ebene 6: Verstehen eigener und fremder Kulturspezifika Selektive Übernahme Konative Dimension Ebene 7: Multikultur Quelle: In Anlehnung an Zülch 2005, 46 Abbildung 3: Ebenen interkulturellen Lernens Die erste Ebene stellt die Ausgangssituation dar (im Folgenden Zülch 2005, 46 f.). Die Ausrichtung findet dabei an der eigenen Kultur statt, die vom Individuum als höher und besser angesehen wird als Fremdkulturen. Auf der zweiten Ebene macht sich das Individuum bewusst, dass es kulturelle Unterschiede gibt. Der Übergang zwischen den beiden ersten Ebenen erfordert vom Individuum eine bewusste Auseinandersetzung mit Fremdkulturen. Dieser Prozess stellt die erste Hürde dar. Hier schließen die beiden folgenden Ebenen an, die sich auf die kognitive Dimension der interkulturellen Kompetenz beziehen. Die nächste Hürde ist dadurch gekennzeichnet, dass der kognitive Prozess in einen affektiven Prozess überführt wird. Die vierte Ebene charakterisiert in diesem Zusammenhang den zu entwickelnden Re- 67 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen spekt und die Akzeptanz für fremde Kulturen. Auf dieser Grundlage ist das Individuum nun in der Lage, andere Kulturen zu bewerten und zu schätzen, was in der fünften Ebene umgesetzt wird. Mit dem Durchlauf der vierten und fünften Ebene hat sich das Individuum die affektive Dimension interkultureller Kompetenz erarbeitet. Die dritte Hürde stellt die Zusammenführung des Wissens über fremde Kulturen und des darauf angepassten Verhaltens dar. Dies führt zur sechsten Ebene, die die selektive Übernahme fremdkultureller Verhaltensweisen und die Anpassung des eigenen Verhaltens an kulturspezifische Gegebenheiten widerspiegelt. In der siebten Ebene findet der Prozess seinen Abschluss, indem der Zustand der Multikulturalität erreicht wird. Im Zuge dieses interkulturellen Lernprozesses steht eine Vielzahl von Methoden zur Verfügung, die an den unterschiedlichen Dimensionen anknüpfen, zur Verfügung. In der Literatur werden übergreifend kulturallgemeine und -spezifische Trainings unterschieden (Weber et al 2001, 180). In der betrieblichen Praxis ist allerdings selten eine strenge Trennung dieser Trainingstypen vorzufinden. Es lassen sich vielmehr Mischformen vorfinden (Xue 2003, 28). Die Ziele solcher interkulturellen Trainings hängen dabei stark vom jeweiligen Anlass ab und differieren teilweise erheblich. Allgemein lässt sich festhalten, dass solche Trainings Kompetenzen schaffen sollen, die neben den fachlichen Kompetenzen notwendig sind, um im Zuge der Zusammenarbeit mit Menschen anderer Kulturkreise die gestellten Aufgaben angemessen erfüllen zu können (Scherm/Süß 2001, 259). Neben der inhaltlichen Differenzierung lassen sich – anknüpfend an die vorgestellten Dimensionen interkultureller Kompetenz und somit an das vorgestellte Modell des interkulturellen Lernens – drei verschiedene Arten von Trainings ausmachen: Kognitive, affektive und konative Trainings (Xue 2003, 32 ff.; im Folgenden Scherm/Süß 2001, 560 ff.; Weber et al. 2001, 180 ff.). Kognitive Trainings beschäftigen sich mit der Vermittlung von Wissen und Kenntnissen über die fremde Kultur. Eingesetzte Methoden dienen hier primär der Wissensvermittlung und können beispielsweise Vorträge, Filme oder schriftliches Informationsmaterial sein. Affektive Trainingsmethoden gehen über eine reine Vermittlung von Wissen hinaus. Im Rahmen eines solchen Trainings wird der Teilnehmer der Maßnahme aktiv in den Lernprozess miteingebunden, um die Selbstwahrnehmung zu fördern. Typische Methoden sind dabei die Fallstudie, der Kulturassimilator1 oder das Rollenspiel. Konative verhaltensorientierte Trainings zeichnen sich durch einen hohen Grad der persönlichen Auseinandersetzung mit anderen Gruppen aus. Sie zielen darauf ab, die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, um 1 68 Einen kurzen Überblick zu dieser Methode bietet Morris/Robie 2001, 116. Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen im interkulturellen Kontakt angemessen reagieren zu können (Zülch 2005, 52). Zu dieser Kategorie zählen Sensitivitätstrainings, Simulationen oder Felderfahrungen. Andere in der Literatur verbreitete Ansätze zur Systematisierung interkultureller Trainingsmethoden differenzieren weniger genau informations- und erfahrungsbezogene Techniken. Während die informationsbezogenen Techniken eher die kognitive Dimension erfassen, berücksichtigen erfahrungsbezogene Techniken implizit sowohl die affektive als auch die konative Dimension. Diese etwas gröbere Differenzierung bietet jedoch den Vorteil, die bereits vorgestellte Differenzierung kulturübergreifender und kulturspezifischer Trainings zusätzlich zu berücksichtigen. Eine solche Klassifizierung interkultureller Trainings gibt die untenstehende Abbildung wieder.1 Informationsbezogene Techniken Quadrant I Quadrant II z.B. Seminare zur interkulturellen Kommunikation, „Lernen zu Lernen“ Methode, Vermittlung von Kulturübergreifendem Wissen z.B. Sprachkurse, Kulturassimilator, Kultursepzifische Wissensvermittlung Kulturübergreifende Ziele Kulturspezifische Ziele Quadrant III Quadrant IV z.B. Handlungstraining, Rollenspiele z.B. Planspiele, Feldstudien, Kulturspezifische Workshops Unter Einbindung der beteiligten Kulturen Erfahrungsbezogene Techniken Quelle: In Anlehnung an Graf 2007, 20; Bennet 1986, 30 Abbildung 4: Klassifizierung interkultureller Trainings 1 Einen ausführlichen Überblick über methodische Beispiele liefert Götz: Vgl. Götz 2000, 36ff. 69 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen In keinem der befragten Unternehmen finden derartige interkulturelle Trainings statt. Inwieweit die vorgestellten interkulturellen Trainings insgesamt bei KMU Anwendung finden, ist in der Literatur ansonsten nur wenig bearbeitet worden. Jarman beschäftigt sich in einem Beitrag mit der interkulturellen Kommunikation kleiner und mittlerer Unternehmen und gibt Handlungsanweisungen, wie interkulturelle Kommunikation forciert werden kann (Jarman 2001, 1 ff.). Wie diese mittels interkultureller Trainings jedoch gefördert werden soll, bleibt offen. Van Behr liefert Ansatzpunkte, wie interkulturelles Arbeitshandeln für industrielle Fachkräfte des Mittelstands ausgestaltet werden kann (von Behr 2004, 87 ff.). Auch dieser Beitrag liefert nur Ansatzpunkte zur Ausgestaltung von Lernprozessen, konkrete Methoden bleiben unbetrachtet. Prinzipiell ist davon auszugehen, dass solche Trainings auch bei KMU Anwendung finden können. Aufgrund der schon angesprochenen Restriktionen, denen diese Unternehmen unterliegen, wird sich eine praktische Umsetzung jedoch schwierig gestalten. Außerdem mangelt es den Personalverantwortlichen häufig an entsprechender Erfahrung, um solche Trainings zu konzipieren und umzusetzen bzw. um den konkreten Nutzen entsprechender Angebote im Einzelfall einschätzen zu können. Eine Reihe von Beiträgen greift Praxisbeispiele solcher Trainings auf, die bei der Konzeption gegebenenfalls eine Hilfestellung bieten können (beispielsweise Kumbruck/Derboven 2006, 21 ff.; Rath/Schultz 2005, 43 ff.; Gibson/Tauber/Münster 2003, 12 ff.). Der vorgestellte interkulturelle Lernprozess kann unabhängig von der Unternehmensgröße betrachtet werden und kann eine Grundlage zur Ausgestaltung solcher Lernprozesse in kleinen und mittleren Unternehmen liefern. Ferner bietet sich den in den Unternehmen Verantwortlichen die Chance, persönliche Netzwerke zu gründen und sich durch Erfahrungsaustausche Hinweise für nützliche interkulturelle Lernprozesse im Sinne "informeller Workshops" zu erarbeiten. 3 Fazit und Ausblick Klein- und mittelständische Unternehmen insbesondere der Kontraktlogistik befinden in einem Dilemma: Obwohl ihnen die Bedeutung fachlich qualifizierter Mitarbeiter bewusst ist, sind sie zeitlichen, personalen und finanziellen Restriktionen unterlegen, die eine hinreichende Qualifizierung der Mitarbeiter erschwert, so dass keine an den Anforderungen ausgerichtete Personalentwicklung betrieben werden kann. Interkulturelle Trainings finden in der mittelständischen Praxis zur Vorbereitung der Mitarbeiter auf internationale Kontakte keine Anwendung. Dieser Sach- 70 Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen verhalt begründet sich ebenfalls durch die stark vorhandenen Restriktionen, denen klein- und mittelständische Logistikunternehmen unterliegen, und der unzureichenden Qualifizierung der Mitarbeiter. Bedingt durch die mangelhafte Vorbereitung kommt es daher immer wieder zu Problemen im interkulturellen Kontakt. Zusätzlich mangelt es der Geschäftsführung, den Personalverantwortlichen und den Führungskräften, die personalwirtschaftliche Aufgaben übernehmen, an hinreichendem Know-How, um personalwirtschaftliche Aufgaben umzusetzen. Auch diese Gruppen unterliegen hohen zeitlichen und finanziellen Zwängen, so dass eine Aneignung dieser Kompetenzen nicht mit dem betrieblichen Geschehen zu vereinbaren ist. Hilfreich für Logistik-KMU könnte die Erkenntnis sein, dass mittelständische Unternehmen aufgrund der geringeren Komplexität eher in kleinere als in große Länder erfolgreich internationalisieren. Dabei stehen vor allem die so genannten "hidden champions", wie beispielsweise Rumänien oder Griechenland, im Fokus der internationalen Geschäftsentwicklung (Vgl. DIHK 2007). Die Märkte größerer Länder werden häufig von weltweit tätigen Großunternehmen beherrscht, denen entsprechend umfangreiche Analyseinstrumente zur Markterschließung und bearbeitung zur Verfügung stehen. In der Regel sind es somit die enormen Komplexitätsprobleme, die insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen Probleme machen, international tätig bzw. erfolgreich zu sein. Ob und inwieweit die in Großunternehmen üblichen Analyseinstrumente und Konzepte für KMU-Logistikunternehmen jedoch überhaupt nützliche Anregungen liefern können, ist insofern häufig zweifelhaft, als dass diese Unternehmen mit deren Anwendung nicht selten überfordert sind. Daher ist es wünschenswert, dass die praxisnahe KMU-Forschung möglichst standardisierte und handhabbare Internationalisierungskonzepte und -instrumente insbesondere auch unter Berücksichtigung der Qualifizierung entwickelt. Völlig neue Impulse dafür könnte ein in der deutschen Personalforschung bislang kaum beachteter, innovativer Forschungszweig der internationalen Bildungsforschung geben, der im Bereich der intuitiven Entscheidungsforschung auf die Reduktion der Komplexität durch die Entwicklung einfacher Heuristiken abstellt (Vgl. Gigerenzer et al. 1999; Myers 2002). Diesbezüglich ist zu prüfen, ob es in der empirischen Forschung gelingt, intuitive Heuristiken erfolgreich internationalisierender Logistik-KMU zu identifizieren, um darauf aufbauend entsprechende Gestaltungsempfehlungen für einen erfolgreichen Internationalisierungsprozess sowie die dazu erforderliche Personalentwicklung abzuleiten. 71 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen 4 Literatur Ahlene, E. / Birkelbach, K. / Eckerland, J. / Wuppermann, D. (2007) Internationalisierung von Kontraktlogistik. Arbeitsbericht des Projektes IntPEM, Universität Duisburg-Essen Bassen, A. / Behnam, M. / Gilber, D. U. (2001) Internationalisierung des Mittelstandes. Ergebnisse einer empirischen Studie zum Internationalisierungsverhalten deutscher mittelständischer Unternehmen. In: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 71. Jg. (4): 413-432 Becker, F. (2006) Personalführung – Zwischen Distanz und persönlicher Nähe. In: Krüger, W./Klippstein, G./Merk, R./Wittberg, V. (Hrsg.), Praxishandbuch des Mittelstands. Wiesbaden, Gabler. 275-293 Behrends, T. (2003) Fokus Mittelstand: Personalmanagement. Frankfurt, Peter Lang Behrends, T. / Martin, A. (2006) Personalarbeit in Klein- und Mittelbetrieben – Empirische Befunde und Ansatzpunkte zu ihrer theoretischen Erklärung. In: Zeitschrift für KMU und Entrepreneurship, 54. Jg. (1): 25-49 Bennett, J. M. (1986) Modes of Cross-Cultural Training: Conceptualizing Cross-Cultural Training as Education. In: International Journal of Intercultural Relations, 10. Jg. (2): 117134 Blom, H. / Meier, H. (2004) Interkulturelles Management. 2. Aufl. Herne, Neue Wirtschafts-Briefe Ciborowski, T. (1979) Cross-Cultural Aspects of Cognitive Functioning: Culture and Knowledge. New York: Academic Press Deutscher Speditions- und Logistikverband (DSLV) e.V. (2005) Zahlen, Daten, Fakten aus Spedition und Logistik 2005. Bonn DIHK (2007) Going International – Erfahrungen und Perspektiven der deutschen Wirtschaft im Auslandsgeschäft. Berlin, DIHK 72 Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen Dülfer, E. (2001) Internationales Management. München, Wien, Oldenbourg Eden, H. (2002) Kleine und mittlere Unternehmen im Prozess der Internationalisierung. In: Krystek, U./Zur, E. (Hrsg.), Handbuch Internationalisierung. Berlin, Heidelberg, Springer: 35-80 Fuchs, M. (2003) Wissenskultur auch in kleinen und mittleren Unternehmen – Über die neue Rolle des Personalmanagements. In: Stahl, H. K. / Hinterhuber, H. H. (Hrsg), Erfolgreich im Schatten der Großen. Berlin, Erich Schmidt: 147-170 Gatzke, E. / Mahlendorf, M. (2007) Personalmanagement in der Kontraktlogistik. In: Stölzle, W. / Weber, J. / Hofmann, J. / Wallenburg, C. M. (Hrsg.), Handbuch Kontraktlogistik. Weinheim, Wiley-Vch: 525- 543 Gersten, M. (1990) Intercultural Competence and Expatriates. In: International Journal of Human Resources Management. 4. Jg. (1): 341-362 Gibson, R. / Tauber, T. / Münster, M. (2003) "Return on Culture" – Interkulturelle Kompetenzentwicklung für das internationale Geschäft. In: Wirtschaftspsychologie aktuell, o. Jg. (2): 12-15 Gigerenzer, G., P.M.Todd und die ABC Research Group (1999) Simple heuristics that make us smart. New York, Oxford University Press Götz, K. (2000) Interkulturelles Lernen / Interkulturelles Training. 2. Aufl. München, Mering, Hampp Graf, A. (2007) Cross-cultural Training: Eine Bestandsaufnahme. In: Personal, 59. Jg. (1): 1921 Graf A. (2003) Interkulturelle Kompetenz als Herausforderung. In: Personal, 55. Jg. (6): 26-29 Grüner, H. (2000) Die Bestimmung des betrieblichen Weiterbildungsbedarfs. Frankfurt am Main, Lang 73 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Hamel, W. (2006) Personalwirtschaft. In: Pfohl, H.-C. (Hrsg.), Betriebswirtschaftslehre der Mittelund Kleinbetriebe. 4. Aufl. Berlin, Erich Schmidt: 233-260 Hentze, J. / Kammel, A. (2000) Erfolgs- und Mißerfolgsfaktoren mittelständischer Unternehmen in Osteuropa. Wiesbaden, Gabler Jarman, F. (2001) SMEs and Intercultural Communication. In: CultureScan, 1. Jg. (3): 1-12 Kailer, N. / Piswanger, K. (2006) Betriebliche Kompetenzentwicklung und Einsatz externer Berater bei der Zusammenarbeit mit Unternehmen aus MOE-Staaten. In: Kailer, N./Pernsteiner, H. (Hrsg.), Wachstumsmanagement für Mittel- und Kleinbetriebe. Berlin, Erich Schmidt: 117-137 Karmasin, H. / Karmasin, M. (1997) Cultural Theory. Wien, Lind KfW Bankengruppe (2007) Mittelstandsmonitor 2007. Frankfurt am Main KfW Bankengruppe (2006) Die Globalisierung des Mittelstandes – Chancen und Risiken. In: Mittelstandsund Strukturpolitik, 36. Jg. (7): 1-37 Klaas, B. S. / Yang, H./Gainey, T. W. / McClendon, J. A. (2005) HR in the Small Business Enterprise: Assessing the Impact of PEO Utilization. In: Human Resource Management, 44. Jg. (4): 433-448 Kühlmann, T. (2000) Internationalisierung des Mittelstands als Herausforderung für die Personalauswahl und -entwicklung. Wiesbaden, Gabler Kumar, B. (1993) Internationale Personalpolitik bei mittelständischen Unternehmen. In: Personalführung, 26. Jg. (6): 484-486 Kumbruck, C. / Derboven, W. (2006) Interkulturelle Kompetenzen in der Arbeit trainieren. In: Wirtschaftspsychologie aktuell, o. Jg. (1): 21-24 74 Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen Kutschker, M. / Schmid, S. (2006) Internationales Management. 5. Aufl. München, Oldenbourg Maier, W. / Fröhlich, W. (1992) Personalmanagement für Klein- und Mittelbetriebe. Heidelberg, Sauer Martin, C. (2001) Interkulturelle Kompetenzen und deren Vermittelbarkeit durch Repatriates. München; Mering, Hampp Morris, M. A. / Robie, C. (2001) A meta-analysis of the effects of cross-cultural training on expatriate performance and adjustment. In: International Journal of Training and Development, 5. Jg. (2): 112-125 Müller, S. / Gelbrich, K. (2001) Interkulturelle Kompetenz als neuartige Anforderung an Entsandte: Status quo und Perspektiven der Forschung. In: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 53. Jg. (Mai): 246-272 Myers, D. G. (2002) Instuitions: Its power and perils. New Haven, Yale University Press Nicolai, C. (2006) Personalmanagement. Stuttgart, Lucius & Lucius Neises, N. (2005) Relevanz interkultureller Kompetenz im Rahmen von Internationalisierungsstrategien. Diskussionsbeiträge des Fachbereichs Betriebswirtschaft der Universität Duisburg-Essen, Campus Duisburg: Nr. 308 OECD (2005) SME and Entrepreneurship Outlook 2005. Paris, OECD Publishing Olfert, K. (2006) Personalwirtschaft. 12. Aufl. Ludwigshafen, Friedrich Kiehl Rath, B. / Schultz, E. (2005) Wie lässt sich interkulturelle Kompetenz fördern? In: Wirtschaftspsychologie aktuell, o. Jg. (3): 43-46 75 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Scherm, E. / Süß, S. (2006) Personalmanagement in den neuen EU-Mitgliedsstaaten – zwischen räumlicher Nähe und kultureller Distanz. In: Kailer, N. / Pernsteiner, H. (Hrsg.), Wachstumsmanagement für Mittel- und Kleinbetriebe. Berlin, Erich Schmidt: 95-116 Scherm, E. / Süß, S. (2001) Internationales Management. München, Vahlen Schmitt, S. (2000) Erfolgs- und Mißerfolgsfaktoren mittelständischer Unternehmen in Asien. Wiesbaden, Gabler Scholz, C (2000) Personalmanagement. 5. Aufl. München, Vahlen Schulz, A. / Welge M. K. (2006) Internationalisierung von kleinen und mittleren Unternehmen: Unterstützungsangebote auf dem Weg ins Ausland. Eschborn, RKW Stiefel, R. T. (2006) Personalentwicklung KMU. 5. Aufl. Leonberg, Rosenberger Thomas, A. (2003) Interkulturelle Kompetenz: Grundlagen, Probleme und Konzepte. In: Erwägen, Wissen, Ethik, 14. Jg. (1): 137-150 Touet, M. (2004) Personalentwicklung im Mittelstand – Aufgaben und Erfolgsfaktoren. Lohmar; Köln, Eul von Behr, M. (2004) Im Sog der Internationalisierung – Startpunkte, Wege und Ziele kleiner und mittlerer Unternehmen. In: von Behr, M./Semlinger, K. (Hrsg.), Internationalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen: Neue Entwicklungen bei Arbeitsorganisation und Wissensmanagement. Frankfurt, New York, Campus: 45-98 Weber, J. / Stölzle, W. / Wallenburg, C. M. / Hofmann, E. (2007) Einführung in das Management der Kontraktlogistik. In: Stölzle, W./Weber, J./Hofmann, J./Wallenburg, C. M. (Hrsg.), Handbuch Kontraktlogistik. Weinheim, Wiley-Vch: 35- 54 Weber, W. / Festing, M. / Dowling, P. J. / Schuler, R. (2001) Internationales Personalmanagement. 2. Aufl. Wiesbaden, Gabler 76 Personalentwicklung in kleinen und mittleren Logistikunternehmen Xue, D. (2003) Zur Entwicklung eines kulturadäquaten Konzeptes für interkulturelle Trainings. URL: http://www.opus-bayern.de/uni-regensburg/volltexte/2004/362/ (23.03.2007, 14:50 Uhr) Zülch, M. (2005) “McWorld” oder “Multikulti”? Interkulturelle Kompetenz im Zeitalter der Globalisierung. In: Vedder, G. (Hrsg.), Diversity Management und Interkulturalität. München, Mering, Hampp: 1-88 77 Qualifizierung durch Bildungsdienstleister Eva Ahlene, Rolf Dobischat Fachgebiet Wirtschaftspädagogik am Institut für Berufs- und Weiterbildung an der Universität Duisburg Essen Qualifizierung durch Bildungsdienstleister – Angebotsanalyse als Methode zur Identifikation von beruflichen Kompetenzen im Tätigkeitsfeld der Kontraktlogistik Inhalt 1 Problemstellung .............................................................................................. 81 2 Methodischer Ansatz der Analyse .................................................................. 81 3 Betriebliche Personalentwicklung – Beispiele zur Qualifizierung im Spiegel von Kompetenzanforderungen an einen „Kontraktlogistiker“ ........... 83 3.1 Bildungsangebote zur Kontraktlogistik – Qualifizierungsbeispiele als Ausdruck von Praxis?...................................................................... 84 3.2 Zur Relevanz spezifischer Qualifikationsinhalte in der Kontraktlogistik .................................................................................... 90 4 Fazit und Ausblick .......................................................................................... 94 5 Literatur........................................................................................................... 96 Anhang.................................................................................................................... 98 79 Qualifizierung durch Bildungsdienstleister 1 Problemstellung Zentrales Untersuchungsziel im Projektvorhaben Int-PEM1 ist die Konzipierung und Praxiserprobung von exemplarischen Qualifizierungsmodulen für Mitarbeiter im Bereich der Kontraktlogistik in kleinen und mittelständischen Logistikunternehmen (KMU). Eine Analyse der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur erbrachte jedoch nur unzureichende systematische Nachweise einer Konkretisierung von Qualifikationsinhalten mit unmittelbarem betriebspraktischem Bezug. Dies ist vermutlich u. a. darauf zurückzuführen, das sich der zu untersuchende Gegenstandsbereich in einer erheblichen Veränderungsdynamik befindet und daher einen starken Einfluss auf den Wandel in den Qualifikationsanforderungen der Beschäftigten ausübt, so dass neben einer breiten Basisqualifizierung die permanente Anpassung an veränderte betriebliche Anforderungen erforderlich ist. Mit der durchgeführten Angebotsanalyse von Qualifizierungskonzepten, die durch Bildungsdienstleister Klein- und Mittelbetrieben bzw. dem Personal im Tätigkeitsfeld der Kontraktlogistik offeriert werden, war die Annahme verknüpft, dass das vorgefundene Spektrum an Qualifizierungsmaßnahmen hinreichenden Aufschluss über die notwendigen beruflichen Kompetenzen im Kontext mit betrieblichen Kontraktlogistikprojekten vermittelt und konkrete Rückschlüsse auf die qualifikatorische Ausstattung eines Kontraktlogistikers zulässt. Eine weitere plausible Ausgangsüberlegung war, dass die zu recherchierenden öffentlichen Angebote der in die Untersuchung einzubeziehenden Bildungsträger im Wesentlichen auf Basis konkreter betrieblicher Bedarfslagen entstanden sind, denn Weiterbildungseinrichtungen befinden sich am Bildungsmarkt in einer Konkurrenzsituation. Nur der „Verkauf“ des Produktes bzw. die Akzeptanz im Wettbewerbsmarkt entscheidet über den wirtschaftlichen Erfolg. So ist davon auszugehen, dass am Markt agierende Weiterbildungsträger im Vorfeld der Konzeptpräsentation entsprechende Marktanalysen und betriebliche Recherchen vornehmen, um die Qualifizierungsnachfrage möglichst zielführend abzubilden. 2 Methodischer Ansatz der Analyse Der methodische Zugriff auf den zu untersuchenden Gegenstandsbereich ist qualitativer Natur und trägt den Charakter einer explorativen Vorstudie, denn im Rah1 Das Forschungsprojekt Int-PEM („Internationales Performance Measurement im Rahmen der Internationalisierung von KMU-Logistikunternehmen“) ist gefördert durch das Bildungsministerium für Bildung und Forschung (BMBF). 81 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen men des o. g. Projektes wurden in einem Folgeschritt die Ergebnisse der Angebotsanalyse durch betriebliche Fallstudien und Expertengespräche arrondiert und verdichtet. Insofern war die Angebotsanalyse, die unter methodischen Aspekten nur einschränkend Informationen bereitstellt, dennoch ein relevanter Schritt zur inhaltlichen Vorstrukturierung der nachfolgenden empirischen Teiluntersuchungen im Forschungsprojekt, deren Ergebnisse allerdings nicht Gegenstand dieses Beitrags sind. Die durchgeführte Benchmarkinganalyse versteht sich als tragfähiger Versuch der Felderkundung durch eine kriteriengestützte Internetrecherche zur Systematisierung von Bildungsangeboten ausgewählter Bildungsträger sowie der Auswertung von netzbasierten Datenbanken, die entsprechende Weiterbildungsangebote1 bereitsstellen. Auszugehen war davon, dass damit ein guter Überblick zum Marktangebot von Qualifizierungsbausteinen im Segment der Kontraktlogistik gewonnen werden kann. Auf Grundlage eines Adressenverzeichnisses von Bildungsdienstleistern2, wurden Anbieter ausgewählt, die im einschlägigen Themenfeld agieren. Zudem wurden über eine Onlinerecherche weitere Bildungsträger identifiziert. Folgende Informationen über die Bildungsträger wurden mittels vordefinierter Kriterien und Kategorien ausgewertet. • Profil des Bildungsdienstleisters (Informationen über das Qualifizierungsspektrum, zur Trägerschaft und Zertifzierung) • Zielgruppen der Qualifizierung in der Differenzierung zwischen individueller (d.h. Benennung bestimmter Beschäftigtengruppen) und institutioneller Ebene (Orientierung an KMU und/oder größeren Betrieben) • Themenfelder und Inhalte der Qualifizierungsangebote differenziert nach: − Speziellen Qualifizierungsangeboten zum Themenfeld der Kontraktlogistik 1 Ingesamt wurden 12 verschiedene Datenbanken zur Analyse des Qualifizierungsangebotes ausgewählt. Kriterien für die Auswahl stellten sowohl die Reichweite und Größe als auch die regionale und themenspezifische Ausrichtung der Datenbank (z.B. „spediteure“) dar. Das umfangreichste Bildungsangebot mit etwa 317.000 Maßnahmen von 17.400 Bildungsträgern bietet die bundesweit größte Datenbank KURSNET der Bundesagentur für Arbeit (vgl. hierzu die vorgenommenen Bewertungen von Weiterbildungsdatenbanken durch die Stiftung Warentest im Jahr 2003 (Stand: Oktober 2003) und im Jahr 2007 (Stand: Januar – März 2007) im Internet unter www.weiterbildungstests.de). Auf dieser Grundlage konnte ein breites Maßnahmen- und Trägerprofil in einem Gesamtangebot für Qualifizierung in der Kontraktlogistik erfasst werden 2 Vgl. hierzu die Adressenlisten von Bildungsträgern in: Deutscher Speditions- und Logistikverband e.V. (DSLV) (Hrsg.): Weiterbildung in Spedition und Logistik. Bonn (o. Jahresangabe). 82 Qualifizierung durch Bildungsdienstleister − Allgemeinen Qualifizierungsangeboten zum Thema Logistik unter ausgewählten Stichpunkten (z.B. Logistikplanung und -management, Logistikcontrolling, Supply Chain Management, Zollrecht, internationale Verträge und EU-Gesetzgebung sowie juristische Aspekte etc.) • Methoden, Formen und Orte sowie • Kosten und Zeitorganisation der Qualifizierungsangebote. Im ersten Untersuchungszugriff konnten Qualifizierungsangebote zur (internationalen) Kontraktlogistik identifiziert werden, deren Maßnahmen sich ausschließlich oder schwerpunktmäßig mit dem allgemeinen Themenfeld der Kontraktlogistik beschäftigen und Seminare oder Module anbieten (vgl. Kap. 3.1). Diese „Beispiele wurden in einem weiteren Arbeitsschritt zu unterschiedlichen Themenfeldern verdichtet, so dass eine grobe Gewichtung der Themenbereiche („Ranking“) der quantitativen Bedeutung für ein Qualifikationsprofil in der Kontraktlogistik vorgenommen werden konnte (vgl. Kap. 3.2). Trotz der Breite des vorgenommenen Auswertungsansatzes erheben die Ergebnisse keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder auf Repräsentativität; sie spiegeln vielmehr nur eine zeitpunktbezogene Bestandsaufnahme des Bildungsangebotes wider.1 3 Betriebliche Personalentwicklung – Beispiele zur Qualifizierung im Spiegel von Kompetenzanforderungen an einen „Kontraktlogistiker“ Mittels der Ergebnisse aus der Angebotsanalyse war es möglich, zentrale Themenfelder zu definieren und sie zu einem (potenziellen) Qualifikationsprofil eines „idealtypischen betrieblichen Kontraktlogistikers“ zu bündeln, und auf dessen Basis sich dem INT-PEM-Projektziel der Entwicklung, Durchführung und Evaluierung eines Qualifizierungsmaßnahme für einen „Projektmanager Internationale Kontraktlogistik“2 anzunähern. 1 2 Die internetbasierte Erhebung erfolgte im Zeitraum von Anfang Mai bis Ende Juli 2007. Hierbei handelt es sich um den Arbeitstitel der geplanten modularen Qualifizierungsmaßnahme im Projekt Int-PEM. 83 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen 3.1 Bildungsangebote zur Kontraktlogistik – Qualifizierungsbeispiele als Ausdruck von Praxis? Insgesamt konnten 18 Qualifizierungsmaßnahmen von 13 Bildungsträgern als einschlägige Beispiele für das Qualifizierungsspektrum im Themenfeld Kontraktlogistik identifiziert werden. Die Analyse der Bildungsangebote bezog sich auf einen Zeitraum von drei Jahren (April 2005 bis Mai 2008; vgl. hierzu Tab. 2 im Anhang). In der Gesamtbetrachtung weisen die Angebote unterschiedliche Differenzierungsmerkmale wie die Zeitstruktur, die Adressaten- bzw. Zielgruppenorientierung, die Zielrichtung und die thematische Ausrichtung mit verschiedenen Schwerpunktsetzungen auf (vgl. hierzu und im Folgenden die Tab. 2 im Anhang). Dabei kann zwischen den mehrheitlich eintägigen Angeboten und längerfristigen Qualifizierungsmaßnahmen, die zumeist modular aufgebaut sind (vgl. u. a. die Angebote der Träger Springer Logistik Akademie, Management Circle und BayTech Akademie), unterschieden werden. Während ein Teil der Anbieter mehrere Qualifizierungsmaßnahmen offeriert (vgl. die Servicegesellschaft für Spedition und Logistik (SSL), die Deutsche Logistik Akademie (DLA), die Salt Solutions und die DVZ (Deutsche Logistik Zeitung)), konzentriert sich das Angebot bei anderen nur auf eine thematisch begrenzte Bildungsmaßnahme. Dies legt die Vermutung nahe, dass sich einige Anbieter am Markt in der Vergangenheit bereits stärker professionalisiert haben, während andere den Markt womöglich erst erschließen oder thematisch nur sehr spezialisiert auftreten. Dass Maßnahmen periodisch seit mehreren Jahren kontinuierlich angeboten werden (vgl. u. a. die Weiterbildungen „Lager- und Kontraktlogistik“ und der Speditionscontroller-Lehrgang des SSL sowie das Seminar „Kontraktlogistik“ der Technischen Akademie Wuppertal (TAW)) spricht für eine offenbar thematisch stabile Nachfrage. Im beobachteten Zeitverlauf ist eine tendenzielle Veränderung in der inhaltlichen Ausrichtung der Angebote zu erkennen. Während sich die Maßnahmen in den Jahren 2005 und 2006 inhaltlich eher mit übergreifenden strategischen Fragen der Kontraktlogistik beschäftigten (z.B. Outsourcing als Strategie, Entwicklung von Geschäftsmodellen) oder sich auf punktuelle Themenfelder konzentrierten (z.B. ITTrends, vertragliche Aspekte oder Fragen des Anlaufmanagements in der Kontraktlogistik), werden in der Folgezeit verstärkt Qualifizierungsmaßnahmen mit mehreren Modulen angeboten, die eine weitaus größere Bandbreite an unterschiedlichen Kompetenzen in der Kontraktlogistik vermitteln (vgl. hierzu die Bildungsangebote der Springer Logistik Akademie, des Management Circle sowie der BayTech Akademie in Tab. 2). 84 Qualifizierung durch Bildungsdienstleister Die beworbenen Qualifizierungszielgruppen sind mit Blick auf die betrieblichen Funktionsbereiche – ausgehend von der Ebene der Geschäftsführung über die Führungskräfte bis zu den qualifizierten Facharbeitern – sehr breit gestreut (vgl. hierzu und im Folgenden die Tab. 2 im Anhang). Auch werden im überwiegenden Teil der Maßnahmen die verschiedenen Unternehmensgruppen angesprochen – also sowohl logistische Dienstleister als auch die Unternehmen, die Logistikkontrakte vergeben wollen (Verlader). Diese vorgefundene Adressatenorientierung spiegelt sich in den Inhalten vieler Seminare wider, die die Anforderungen beider Adressatengruppen aufgreifen (vgl. bspw. Springer Logistik Akademie oder das Seminar „IT-Trends in der Kontraktlogistik“ von Salt Solutions und DLA). In der Gesamtbetrachtung überwiegen jedoch die Angebote für logistische Dienstleister. So sprechen lediglich nur drei der Bildungsangebote vornehmlich die Seite der Unternehmen an, die Teile ihrer Logistik auslagern möchten (vgl. die Angebote der Träger TAW, Management Circle und Mariko RIS). Dieses Ergebnis ist nachvollziehbar, denn auf Seiten der logistischen Dienstleister, die ein neues Logistiksegment erschließen wollen, ist eine vergleichsweise höhere Nachfrage an Qualifizierung zu unterstellen. Eine klare Orientierung der Angebote an die Bedarfslagen mittelständischer Betriebe lassen die meisten Maßnahmen nicht erkennen. Lediglich vier Weiterbildungsmaßnahmen adressieren ihr Angebot deutlich an mittelständische Unternehmen. Da gerade diese Zielgruppe auf Grund ihrer begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen auf externe Qualifizierungsunterstützung angewiesen ist und insbesondere für mittelständische logistische Dienstleister durch so genannte „Nischenkompetenzen“ Wettbewerbsvorteile in der Kontraktlogistik gegenüber größeren Unternehmen zu erwarten sind, ist diese eher geringe mittelständische Prägung des Bildungsangebotes überraschend. Angesichts der thematisierten Bedeutungszunahme des Kontraktlogistiksegments und der stattfindenden Verlagerung von Aktivitäten ins (europäische) Ausland ist zukünftig von einem wachsenden Angebot an Qualifizierung für mittelständische Unternehmen auszugehen. Die inhaltliche Ausrichtung der Bildungsangebote lässt unterschiedliche Akzentuierungen des Themenfeldes erkennen. Während einige Bildungsträger ein strukturiertes, mehrtägiges Qualifizierungskonzept anbieten, das Kontraktlogistik als zentralen Schwerpunkt über verschiedene Planungsphasen von der Potenzialanalyse über die konkrete Planung bis hin zur Realisierung anspricht, greifen andere Maßnahmen das Thema als einen Teilaspekt auf und beschränken sich auf thematische Schwerpunktsetzungen im Bereich des Controllings, der Organisationsformen, der Anforderungen an die IT sowie im Kontext der juristischer Fragen der Kontraktlogistik. 85 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Die inhaltliche Struktur der analysierten Qualifizierungsbeispiele macht deutlich, dass nahezu alle Bildungsträger Kontraktlogistik offenbar als komplexes Projekt mit verschiedenen Realisierungsphasen begreifen. Dabei zielen die umfangreicheren Bildungsangebote darauf ab, den Teilnehmern ein komplettes Bild von der Umfeldanalyse im Vorfeld über die Anbahnung, respektive der Angebotsgestaltung, über die Durchführung mittels Controlling und Evaluation bis hin zur juristischen Ausgestaltung in der Kontraktlogistik zu vermitteln, um auf dieser Grundlage die entscheidenden Erfolgsfaktoren zur Realisierung solcher Projekte zu vermitteln (vgl. Tab. 2 im Anhang). Die drei Bildungsanbieter Springer Logistik Akademie, die BayTech Akademie und Management Circle unterbreiten die vergleichsweise breiteste Palette in der inhaltlichen Ausrichtung des Bildungsangebotes; daher wird im Folgenden näher auf sie eingegangen. Die Springer Logistik Akademie ist eine Weiterbildungseinrichtung der Springer Transport Media GmbH München und bietet den Adressaten zertifizierte Qualifizierungsabschlüsse in einem breiten Themenspektrum der Logistik an, ausgehend vom Abschluss im Supply Chain Management, dem Logistikcontrolling über die Kontraktlogistik bis hin zum Lager-, Transport-, und Fuhrparkmanagement.1 Die Qualifizierungsmaßnahme zum „Kontraktlogistiker“ richtet sich an Fach- und Führungskräfte von Logistikdienstleistern, die zukünftig an der Planung und Realisierung von Kontraktlogistik-Projekten beteiligt sind bzw. diesen Geschäftszweig für ihr Unternehmen aufbauen wollen. Das Bildungsangebot versteht sich als Lehrgang, der sich in Form von drei aufeinander aufbauenden Modulen am Phasenverlauf typischer Kontraktlogistik-Projekte von der Akquisition bis zur Abwicklung orientiert (vgl. hierzu im Folgenden die Tab. 2). Das erste Modul „Chancen in der Kontraktlogistik“ vermittelt zum einen Kompetenzen zur Potenzialanalyse des Marktumfeldes und thematisiert zum anderen grundlegende Voraussetzungen bzw. Erfolgsfaktoren einer erfolgreichen Akquisition von Kontraktlogistikprojekten. In diesem Zusammenhang werden ausgewählte einschlägige Instrumente (z.B. Branchenstrukturanalyse und Branchenanforderungsprofile) erläutert. Die leitenden Fragestellungen dieses Qualifizierungsmoduls spiegeln unterschiedliche Ebenen der Außenorientierung (Marktperspektive) und der Binnenorientierung (Geschäftsmodelle und konkrete Akquiseverfahren) wider: • Wie können Logistikdienstleister und Spediteure von der Fremdvergabe komplexer Logistikdientleistungen profitieren und wie verändern sich die Marktstrukturen auf Grund der verstärkten Akquisetätigkeit internationaler Logistikkonzerne in Europa? 1 86 Vgl. hierzu auch die weiteren Informationen zum Bildungsträger im Internet unter http://www.springer-logistik-akademie.com. Qualifizierung durch Bildungsdienstleister • Welche Anforderungen stellen Verlader und Logistikkonzerne an mittelständische Subunternehmer im Bereich der Kontraktlogistik? Welche Geschäftmodelle haben sich bewährt und sind auch gerade für mittelständische Logistikdienstleister und Speditionen geeignet? Ausgewählte Praxisbeispiele greifen die konkrete Ebene der betrieblichen Perspektive auf und dienen der Orientierung bei der Entwicklung und Umsetzung des eigenen Geschäftsmodells. Diese praktischen Beispiele sollen sowohl Erfahrungen bezüglich der spezifischen Anforderungen an Mitarbeiter und Teams vermitteln als auch die Perspektive der Kunden („Verlader“) aufgreifen und auf Basis von Anforderungsprofilen an Mittelständler Empfehlungen für die Akquisition solcher Projekte aussprechen. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die eindeutige Orientierung an der mittelständischen Prägung der Logistikdienstleister. Ziel des zweiten Qualifizierungsmoduls „Kontraktlogistik-Projekte erfolgreich planen“ ist es, den Betrieben bestimmte Instrumente und Indikatoren an die Hand zu geben, auf dessen Basis die Logistik-KMU selbst einschätzen bzw. bewerten können, ob das Kontraktlogistikgeschäft aus ihrer Perspektive realisierbar ist (z.B. über eine Machbarkeitsanalyse). Neben der Funktion einer Entscheidungshilfe für die Logistik-KMU vermittelt dieses Modul Informationen und Kompetenzen für den Übergang zur konkreten Projektgestaltung im Hinblick auf die konzeptionelle Ausgestaltung des Kontraktlogistikprojektes. Inhaltlich werden hierbei Fragen der Angebotserstellung über das Anlaufmanagement ausgehend von der Projektplanung, der Ermittlung und Bewertung kritischer Erfolgsfaktoren solcher Logistikkontrakte (z.B. institutionelle Faktoren der IT-Ausstattung, das Investitions- und Changemanagement wie auch die Mitarbeiter im Unternehmen) bis hin zu Simulationen von „Pretests“ angesprochen. Das dritte Qualifizierungsmodul „Kontraktlogistik-Projekte erfolgreich realisieren“ konzentriert sich auf die Umsetzungsphase solcher Kontrakt-Geschäfte und benennt zum einen die zentralen Instrumente zur Evaluation des Projektes (z.B. Controlling des Geschäftserfolges über entsprechende Instrumente: Kennzahlen, Monitoring, Balanced Scorecard). Einen besonderen Schwerpunkt dieses Qualifizierungsabschnittes stellen die juristischen Aspekte von Kontraktlogistik-Projekten dar, welche inhaltlich auf Fragen der allgemeinen Vertragsvorbereitung und -gestaltung wie auch auf juristische Besonderheiten und Risiken in diesem Bereich (z.B. Gefahren des Personalübergangs) ausgerichtet sind; ferner wird in diesem Kontext ebenso der Aspekt der Internationalisierung von geschäftlichen Kontrakten unter den Stichworten der „Internationalisierung von Standards“ wie auch der „Einbettung kultureller Unterschiede“ aufgegriffen. Insgesamt bietet dieses Bildungsangebot in seiner Komplexität einen Überblick über wesentliche Qualifikationsanforderungen in allen Phasen eines Kontraktlogistikprojektes und verbindet 87 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen diese Qualifizierungsziele durch Einbindung von konkreten Praxisbeispielen darüber hinaus mit einer hohen Praxisorientierung, die einen Transfer in die jeweilige betriebsspezifische Situation eines Logistik-KMU unterstützt. Bei der exemplarischen Bildungsmaßnahme der BayTech Akademie zur / zum „Kontraktlogistiker/-in“1 handelt es sich um eine hochschulnahe berufsbegleitende Intensivausbildung, die drei Module im Umfang von insgesamt sieben Tagen umfasst und mittels einer schriftlichen Abschlussprüfung zum Ende des Lehrgangs zertifiziert wird. Jedes Modul ist in sich so konzipiert, dass es eine in sich geschlossene Einheit bildet, aber auch getrennt besucht werden kann. Im Unterschied zu den beiden anderen Trägerangeboten spricht dieser Lehrgang mittelständische Unternehmen und logistische Dienstleister gezielt als Zielgruppe an, was für die erkannte Notwendigkeit einer KMU-Orientierung spricht. Inhaltlich ist die Maßnahme nahezu identisch zum Angebotsprofil der Springer Akademie, denn sie vermittelt umfassende Kompetenzen über die gesamten Phasen der Kontraktlogistik hinweg. Die Maßnahme ist jedoch um zwei inhaltliche Aspekte mit Blick auf die Anforderung und Bedarfe der Verlader hinsichtlich der IT-Systeme wie auch den Erfolgsfaktor Humankapital in der Kontraktlogistik erweitert. Letzteres kann ein Indiz dafür sein, dass der Faktor Humankapitalinvestitionen in qualifizierte Mitarbeiter zur Planung und Umsetzung von Kontraktlogistikprojekten erkannt ist; wenngleich aber der explizite „Faktor Personalentwicklung“ in der Betrachtung der untersuchten Beispiele insgesamt einen vergleichsweise geringen Stellenwert einnimmt. Die Tatsache, dass weitere Bildungsträger in der vorgenommenen Analyse eine inhaltlich nahezu identische Weiterbildung anbieten, kann dafür gewertet werden, dass die Angebote insgesamt für eine Marktgängigkeit sprechen. Zudem wird deutlich, dass Kontraktlogistik aus Sicht der Beschäftigten ein komplexes Qualifikationsprofil mit vielfältigen Anforderungen darstellt. Die Qualifizierungsmaßnahme „Neue Konzepte der Kontraktlogistik – Von der Kunden-/Lieferantenbeziehung zur strategischen Partnerschaft“ des Bildungsträgers Management Circle2 (vgl. hierzu und im folgenden die Tab. 2) beinhaltet zwei verschiedene Module, welche das Thema sowohl aus der Perspektive des Logistikdienstleisters als auch aus der Sichtweise des Verladers mit den spezifischen Rahmenbedingungen, Anforderungen und Instrumenten zur Umsetzung beleuchten. In 1 Zum Trägerprofil vgl. hierzu auch weitere Informationen im Internet unter www.baytech-akademie.de 2 Zum Trägerprofil vgl. hierzu auch weitere Informationen im Internet unter www.managementcircle.de 88 Qualifizierung durch Bildungsdienstleister erster Linie richtet sich dieses Bildungsangebot von der inhaltlichen Ausrichtung eher an Unternehmen, die komplexe logistische Dienstleistungen auslagern wollen (Verlader). Das erste Qualifizierungsmodul bietet Hilfestellungen zur Einschätzung und Bewertung von Marktpotenzialen und gängigen Konzepten in der Kontraktlogistik. Die Vermittlung von konzeptionellen Grundlagen der Kontraktlogistik ist dabei verknüpft mit einem Überblick über die Leistungsprofile von Logistikdienstleistern. Eingebettet sind diese Fragestellungen in potenzielle Erfolgsfaktoren für eine strategische unternehmenspolitische Ausrichtung im Hinblick auf das Outsourcing von Logistikaktivitäten. Mit Blick auf die Entwicklung einer strategischen Partnerschaft zwischen Unternehmen und Logistikdienstleister werden darüber hinaus auch Rahmenbedingungen und Faktoren einer erfolgreichen Zusammenarbeit in solchen Projekten angesprochen, die thematisch ein weites Spektrum von Fragen der Informationspolitik über notwendige Instrumente des Controllings bin hin zur Ermittlung von Mitarbeiterkompetenzen abdecken. Das zweite Qualifizierungsmodul setzt sich mit der Umsetzung des Kontraktlogistikprojektes aus Sicht eines Unternehmens auseinander, das Logistikfunktionen outsourcen möchte und vermittelt die zentralen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Implementierung solcher Geschäftskontrakte. Hierunter subsumieren sich Aspekte der konzeptionellen Ausgestaltung des eigenen Kontraktlogistikprojektes mit den entsprechenden Instrumenten zur Evaluation von Kosteneffekten über die Entwicklung von Kriterienkatalogen zur Auswahl von logistischen Dienstleistern bis hin zu den rechtlichen Grundlagen und juristischen Besonderheiten in der Planung und Umsetzung von Kontraktlogistikprojekten, wobei die juristischen Aspekte wiederum einen Schwerpunkt in diesem Maßnahmenteil bilden. Hierbei wird neben den bestehenden Rechtsgrundlagen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene auf die verschiedenen Vertragstypen in der Kontraktlogistik eingegangen. Einen wesentlichen und komplexen Aspekt bilden in diesem Zusammenhang die zu beachtenden besonderen Vertragsklauseln (z.B. u. a. Fragen der Investition, der Überleitung und des Betriebsübergangs gemäß §613 BGB). Ähnlich der bereits vorgestellten Bildungsmaßnahme von der Springer Logistik Akademie sind in dieser Qualifizierung praxisorientierte Bausteine in Form konkreter betrieblicher Beispiele integriert. In der Betrachtung der skizzierten Bildungsangebote wird deutlich, dass es eine Schnittmenge von Themenfeldern sowohl in Fragen der konzeptionellen Gestaltung der Projektstrukturen als auch in der Entwicklung von passgenauen Instrumenten zur Umsetzung der Projekte gibt. Damit sind auf beiden Seiten der logistischen Dienstleister wie auch der Verlader unterschiedliche Anforderungsprofile verknüpft, welche entsprechende Qualifizierungsbedarfe auslösen. Gleichsam 89 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen nehmen die juristischen Gestaltungsaspekte im Rahmen der exemplarischen Angebote große Anteile ein, so dass vermutet werden kann, dass rechtliche Aspekte der Vertragsgestaltung und juristische Besonderheiten einen vergleichsweise hohen Stellenwert im Qualifikationsprofil eines Kontraktlogistikers besitzen. Die analysierten Qualifizierungsbeispiele vermitteln einen ersten Eindruck auf das zentrale qualifikatorische Anforderungsprofil in der Kontraktlogistik; zugleich zeigen die Rechercheergebnisse, dass die generelle Frage der notwendigen Mitarbeiterqualifikation und -entwicklung im Rahmen des Personalmanagements offenbar in der inhaltlichen Struktur einen vergleichsweise untergeordneten Stellenwert aufweist. Qualifizierung und Personalmanagement werden nur im Rahmen einer Maßnahme als Schwerpunkt angesprochen (vgl. hierzu das Seminar „Human Resources in der Kontraktlogistik“ der Salt Solutions und der DLA in Tab. 2). So wirbt die Veranstaltung explizit damit, dass Fragen zum Umgang mit dem Faktor Mensch in der Kontraktlogistik auf Grundlage einer empirischen Studie zur Diskussion gestellt werden. Doch die Zielrichtung des Seminars, aus Sicht der betrieblichen Praxis etwas über den „Erfolgs- und Kostenfaktor Mensch“ in diesem Logistiksegment zu erfahren, zeigt, dass letztlich weniger Fragen der Personalentwicklung als vielmehr Aspekte des ökonomischen Personalmanagements im Vordergrund stehen. Auch die anderen untersuchten Bildungsmaßnahmen unterstreichen, dass Personalmanagement und Kompetenzentwicklung eher in einem „technokratischen Sinne“ mittelbar im Kontext anderer spezifischen Fragestellungen (z.B. Mitarbeiterqualifikation für Controlling in der Kontraktlogistik im Speditionscontrollerlehrgang des SSL) wie auch im Rahmen notwendiger Investitions- und Ressourcenplanung, des Change Management von Prozessen und Personal oder im Kontext von Machbarkeitsanalysen nur indirekt angesprochen werden. 3.2 Zur Relevanz spezifischer Qualifikationsinhalte in der Kontraktlogistik Die analysierten Qualifizierungsbeispiele lassen sich inhaltlich in verschiedene Themenfelder kategorisieren. Die Anzahl der Angebote zu einem Themenfeld kann Aufschluss darüber zu geben, welche Inhalte im Rahmen der Qualifizierung für Kontraktlogistikprojekte eine besondere Bedeutung einnehmen und welche Inhaltsaspekte eher von nachrangiger Relevanz zu sein scheinen. Wenngleich die Analyse der Bildungsmaßnahmen mit der Auswahl der vorgestellten „Beispiele relevanter Praxis“ nur einen Ausschnitt des gesamten Bildungsangebotes berücksichtigen kann, so lassen sich dennoch Tendenzen in der Priorisierung von Themenfeldern erkennen (vgl. hierzu die nachfolgende Tab. 2). Zwar spiegelt diese 90 Qualifizierung durch Bildungsdienstleister Priorisierung zunächst die Perspektive der Bildungsträger wider, gleichwohl ist aber dies als konturenklares Spiegelbild der Nachfrage aus Kunden- und Teilnehmerperspektive zu sehen. Grundlage der vorgenommenen themenorientierten Kategorisierung bilden die Inhalte in den zuvor skizzierten Qualifizierungen, welche zu bestimmten Themenfeldern (vgl. Tab. 2) geclustert wurden. Erkennbar ist eine deutliche Abstufung zwischen den unterschiedlichen Qualifizierungsthemen, welche für die Kontraktlogistik ausschlaggebend sind (vgl. Tab. 2). Am häufigsten werden Fragen des Managements und der Organisation von Kontraktlogistikprojekten als Inhaltsbereich herausgestellt, worunter sich verschiedene Aspekte des Projektmanagements im Sinne von Planung, Organisation und Realisierung einschließlich der Gestaltungsfragen des Personal- und Change Managements auch im Kontext arbeitsrechtlicher Auswirkungen von Betriebsübergängen subsumieren lassen. 91 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Themenfelder der Qualifizierungspraxis (mit ausgewählten Inhalten) Anzahl Management und Organisation (u. a. Ablaufmanagement und Projektmanagement und Prozessanalysen der Kontraktlogistik, Personalmanagement/Human Resources, Organisationsformen etc.) 30 Outsourcing (u. a. Auslagerung logistischer Teilaufgaben und Bereiche, Instrumente, Anforderungskriterien, Chancen/Risiken/Grenzen der Strategie, Entscheidungsfindung) 15 Marktsituation und Branchenkenntnisse (u. a. Entwicklungen u. akt. Trends Kontraktlogistikmarkt, Marktumfeld/-nischen, Geschäftstrategien, Instrumente zur Branchenanalyse (Strukturen, Anforderungen)) 14 Vertragspartner (u. a. Anforderungskatalog u. Auswahlkriterien für logistische DL, Zusammenarbeit zwischen Projektpartnern, Management von Abhängigkeitsrisiken etc.) 13 Vertrag (u. a. Vertragsvorbereitung und -gestaltung, Vertragstypen und -klauseln, internationale Standards, interkulturelle Unterschiede, Vertragsverhandlungen etc.) 11 Praxisbeispiele (u. a. logistische Dienstleister und Verlader zu verschiedenen Themenfeldern) 10 Ausschreibungen (u. a. Inhalte, Bewertungskriterien, Machbarkeitsanalysen, Erfolgsfaktoren) 9 Informationstechnologien (IT) in der Kontraktlogistik (u. a. Anforderungen der Verlader, IT-Werkzeuge und –Systeme, Integration von ITLösungen etc.) 8 Controlling (u. a. Instrumente, Kennzahlen, Monitoringkonzepte, Bewertungsstrategien der Verlader etc.) 8 Konzepte der Kontraktlogistik (u. a. Geschäftsmodelle, Bedeutung/Merkmale/strategische Besonderheiten der Kontraktlogistik) 7 Rechtliche Aspekte (u. a. Sonderprobleme und juristische Risiken in der Kontraktlogistik, nationale und internationale Rechtsgrundlagen etc.) 6 Kosten(management) (u. a. Kosteneffekte u. -analysen, Einflussgrößen, Finanzierungskonzept etc.) 5 Angebotserstellung (u. a. Konzeption, Instrumente, Erfolgsfaktoren der Angebotserstellung und -analyse) 3 Sonstiges (z.B. besondere Instrumente, Anreizsysteme) 6 Quelle: eigene Darstellung Tabelle 1: Qualifizierungsangebote („Beispiele einschlägiger Praxis“) im Bereich der (Kontrakt-)Logistik – Häufigkeit des Angebots in verschiedenen Themenfeldern1 1 92 Dabei entspricht jeder der aufgeführten Qualifizierungsinhalte aus den relevanten Bildungsangeboten einer Nennung und wurde insofern gleich gewichtet. Qualifizierung durch Bildungsdienstleister Mit deutlichem Abstand dahinter rangieren Fragen des Outsourcings, die oftmals im Vorfeld von Kontraktlogistikprojekten von Bedeutung sind. Hierzu zählen strategische Überlegungen und Entscheidungen zur Auslagerung logistischer Aufgaben bzw. Bereiche und Instrumente (z.B. Potenzial- und Nutzwertanalyse), Dieses ist plausibel, da die Festlegung von strategischen Rahmenbedingungen zur Umsetzung von Kontrakten aus Sicht der betrieblichen Praxis unabdingbar ist. Danach scheint die Vermittlung praxisnaher Kompetenzen zur Bewertung der Marktsituation und von Kenntnissen über die Branche von besonderer Relevanz für das Qualifikationsprofil eines Kontraktlogistikers zu sein. Diese Kompetenzen sind im Vorfeld der Planung von und der Entscheidung über Logistikkontrakte bedeutsam, denn hierbei handelt es sich um Kenntnisse über grundlegende Voraussetzungen zur Sondierung des Umfeldes auf nationaler wie internationaler Ebene. Dieses Ergebnis ist insofern interessant, als eine zeitlich früher durchgeführte Analyse zum Qualifikationsangebot1 (vgl. hierzu Ahlene/Birkelbach/Eckerland/Wuppermann 2007, S. 115ff.) diese Anforderung deutlich als weniger relevant herausgestellt hat. Ebenso hat das Themenfeld „Ausschreibungen“ im Rahmen dieser aktualisierten Analyse an Bedeutung gewonnen (vgl. Tab. 2). Als weiterer bedeutsamer Inhalt können die Frage der Auswahl und Zusammenarbeit mit Vertragspartnern sowie die Aspekte rund um die Fragen der Gestaltung von Verträgen angesehen werden. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass interkulturelle Differenzen als Teilaspekt der Vertragsgestaltung aufgeführt werden. Zusammen mit weiteren juristischen Aspekten, die sowohl Sonderprobleme der Kontraktlogistik wie auch nationale und internationale Rechtsgrundlagen aufgreifen, rangieren Rechtsfragen im oberen Bereich der Relevanzskala. Da im Kontext der Kontraktlogistik viele juristische Fragen für die praktische Anwendung noch nicht (abschließend) geklärt sind (vgl. hierzu u. a. Vogel-Stadler 2007, S. 351ff. sowie Otte 2007, S. 329ff.), überrascht dieses Angebotsprofil angesichts der juristischen Unsicherheiten keinesfalls. Bestimmte Qualifizierungsinhalte sind hingegen eher von nachrangiger Bedeutung. Hierzu zählen spezifische Fragen zur Gestaltung der Informationstechnologien in der Kontraktlogistik, des Controllings sowie Fragen zur konzeptionellen Gestaltung. Insbesondere bei den beiden erstgenannten Themen handelt es sich eher um Gestaltungsaspekte, die erst im Nachgang zur Vorbereitung und Planung eines Kontraktlogistikprojektes stehen und daher zunächst nicht im Fokus betrieblicher Praktiker sind. Beim Controlling und dessen Instrumentierung, was aus anderen Betriebsbereichen bekannt ist und kontinuierlich an die konkreten Bedingungen der 1 Die Kriterien gestützte Onlinerecherche wurde im Zeitraum von Mai bis Juli 2007 durchgeführt. 93 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen jeweiligen Vertragspartner (Verlader) gekoppelt ist, kann insofern nur das grundlegende Basiswissen in einer Qualifizierung vermittelt werden. Insgesamt lässt sich im Zeitverlauf eine Verschiebung im Bildungsangebot zur stärkeren Praxisorientierung diagnostizieren, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass die Maßnahmenangebote durch die Stimulation der Praxisanforderungen komplexer werden mussten. Auszugehen ist ferner davon, dass vornehmlich durch die logistischen Dienstleister mit steigender Professionalität im Feld der Kontraktlogistik eine höhere Nachfrage entstanden ist. Die deutliche Priorisierung von Metakompetenzen wie des Managements und der Organisation, die gegenüber früheren Analysen an Bedeutung gewonnen haben, verweist auf den dynamischen Wandel im Bildungsangebot der Kontraktlogistik. Einerseits unterstreicht die analysierte Entwicklung im Angebotsspektrum die starke Orientierung an den konkreten Praxisbedarfen; andererseits ist die Veränderung in den Angebotsstrukturen als ein permanenter „Suchprozess“ zu sehen, das Kompetenzprofil mit seinen differenzierten Anforderungen in der Kontraktlogistik zu schärfen und zu optimieren. 4 Fazit und Ausblick Durch die Ergebnisse aus der Angebotsanalyse im Vergleich zu einer zeitlich vorgelagerten ersten Auswertung zeichnet sich ab, dass die Kontraktlogistik sich in einem sehr dynamischen Wandel befindet und sich dadurch die Anforderungsprofile an die Qualifikationen permanent verändern. Wenngleich die Veränderungen zumindest im Trend nachgezeichnet werden können, hat die durchgeführte Angebotsanalyse auf Grund ihrer methodischen Grenzen im Hinblick auf die Identifizierung stabiler und belastbarer Aussagen zum Qualifikationswandel nur begrenzte Aussagekraft, da sie nur eine Momentaufnahme darstellt und nicht als kontinuierliches Monitoring konzipiert ist. Für die Aufgabe im Int-PEM-Projekt, ein exemplarisches Qualifizierungskonzept für die praktischen Bedürfnisse von KMU zu entwickeln und in diesem Kontext als explorative Vorstudie zur Arrondierung und Konkretisierung von Themenfeldern für spätere betriebliche Fallstudien und Expertengespräche zu fungieren, konnte sie als Instrument ihren Zweck erfüllen, denn die Auswertungsergebnisse haben einen Eindruck über die Breite der Qualifikationsfelder vermitteln können. Von Interesse war, dass der viel beschworene (Erfolgs-)Faktor „Human Resources“ in den ausgewerteten Bildungsmaßnahmen nur in Ansätzen zu erkennen ist. Angesichts der Qualifikationsbreite auf unterschiedlichen Ebenen und betrieblichen Funktionsbereichen ist jedoch deutlich geworden, dass eine umfangreiche Kompetenzentwicklung im Zusammenhang mit der zunehmenden Internationalisierung 94 Qualifizierung durch Bildungsdienstleister von Logistikprojekten unabdingbar ist. Es ist davon auszugehen, dass künftig Qualifizierungsfragen im Rahmen des Personalmanagements stärker als bislang in den Fokus der Angebote rücken und ausdrücklich akzentuiert werden. Dies gilt insbesondere für kleine und mittelständische Logistikunternehmen und hier vornehmlich für die logistischen Dienstleister, die im Zuge des Internationalisierungsdrucks und angesichts oftmals nicht vorhandener Ressourcen in der Personalentwicklung auf externe Bildungsangebote angewiesen sind. Da bislang eine vergleichsweise geringe mittelständische Orientierung in den vorliegenden Bildungsangeboten konstatiert werden kann, ist zukünftig eine erhöhte Bildungsnachfrage von KMU zu vermuten. Die Analyseergebnisse verdeutlichen, welche Anforderungen und Kompetenzen mit dem Qualifikationsprofil „eines Kontraktlogistikers“ verknüpft sind. Ausgehend von der Überlegung, dass Qualifikationsbedarfe aus der betrieblichen Praxis das Bildungsangebot prägen bzw. dieses inhaltlich strukturieren, können erste Hinweise auf das Qualifikationsprofil eines Mitarbeiters in der Planung, Organisation und Umsetzung von Kontraktlogistikprojekten entnommen werden. Das potenzielle Qualifikationsprofil in der Kontraktlogistik tangiert dabei zwei grundsätzliche Ebenen: zum einen geht es um die inhaltliche Ausrichtung und der damit verbundenen Anforderungen an die beteiligten Mitarbeiter in Unternehmen; zum anderen steht die Frage der betrieblichen Zielgruppen im Blickfeld. Einerseits lassen sich Muster in den Qualifizierungsangeboten erkennen, und zwar dergestalt, dass bestimmte Themenstellungen vergleichsweise häufiger als andere aufgegriffen werden. So stehen juristische Aspekte wie auch Metakompetenzen in Fragen des Projektmanagements und praxisbezogene Kenntnisse des Markt- und Branchenumfeldes im Vordergrund. Zudem wird die Kooperation mit Vertragspartnern als wichtiger Baustein genannt, denn der hiermit verbundene Aspekt des Vertrauensmanagements bildet scheinbar eine wesentliche Voraussetzung in der komplexen Kundenbeziehung in Kontraktlogistikprojekten. Anderseits vermittelt die Analyse den Eindruck der primären Angebotsorientierung an Führungskräften und an hoch qualifizierten Fachkräften, die im Rahmen des gesamten Projektmanagements übergreifende Koordinierungsaufgaben übernehmen und die Fragen der Vertragsgestaltung aktiv mitsteuern. Die Entscheidung für oder gegen ein Kontraktlogistikprojekt werden logischerweise auf der Führungsebene oder der leitenden Ebene einer Fachkraft in den Logistik-KMU getroffen, wobei übergreifende Kompetenzen im Sinne eines fachlichen und überfachlichen Schnittstellenmanagements zu nachgelagerten Themenfeldern erforderlich sind. Aus den Ergebnissen kann abgeleitet werden, dass es so etwas wie ein „genormtes“ oder „standardisiertes Qualifikationsprofil“ eines Kontraktlogistikers nicht geben kann; vielmehr wird es darum gehen, die erforderlichen Kompetenzanforderungen 95 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen permanent anzupassen und zielgruppenadäquat auf die unterschiedlichen Hierarchien und Beschäftigtengruppen zuzuschneidern sowie die Akquisition, Planung und Durchführung von Kontraktlogistikprojekten über die Zusammenstellung von Projektteams zu bewältigen, um auf diesem Wege die unterschiedlichen und vielfältigen Kompetenzanforderungen zusammenzuführen. Gerade in klein- und mittelständischen Strukturen logistischer Dienstleister wird es erforderlich sein, mit der Qualifizierungsstrategie an den bestehenden Ressourcen des Personals mit den unterschiedlichen Kompetenzen anzusetzen und solche Projekte über eine entsprechende Teambildung und Zusammenführung verschiedener Kompetenzprofile zu realisieren. Dieser Aspekt steht im Projektvorhaben Int-PEM zur Untersuchung an, denn es ist ein Ziel, ein adäquates Qualifizierungskonzept mit modularer Themenstruktur zu konzipieren, welches neben den benannten Metakompetenzen auch verstärkt Akzente betont, die auf Internationalisierung unter Berücksichtigung interkultureller Besonderheiten abstellt, da gerade diese Aspekte in den untersuchten Bildungsangeboten gegenwärtig noch eher randständig behandelt werden. Angesichts des beschleunigten Wandels im Tätigkeitsfeld der Kontraktlogistik im Hinblick auf den qualifikatorischen Veränderungsdruck sind daher explorative Feldbeobachtungen durch kontinuierliche Angebotsanalysen im Sinne von Benchmarking weiterhin notwendig; sie müssen jedoch durch empirische Studien des komplexen Tätigkeitsfeldes notwendigerweise fundiert werden. 5 Literatur Ahlene, E. / Birkelbach, K. / Eckerland, J. / Wuppermann, D. (2007) Internationalisierung von Kontraktlogistik – Arbeitsbericht im Rahmen von IntPEM zu Literaturanalysen, Experteninterviews, Betriebsfallstudien und Angebotsanalyse. Duisburg/Essen, im September 2007 (197 Seiten) Deutscher Speditions- und Logistikverband e.V. (DSLV) (Hrsg.) o.J Weiterbildung in Spedition und Logistik. Bonn Otte, K. (2007) Vertragsgestaltung und Risikomanagement in der Kontraktlogistik. In: Stölzle, W. et al. (2007): Handbuch Kontraktlogistik. Management komplexer Logistikdienstleistungen. Weinheim, S. 329-350 Stölzle, W. et al. (2007) Handbuch Kontraktlogistik. Management komplexer Logistikdienstleistungen. Weinheim 96 Qualifizierung durch Bildungsdienstleister Tripp, C. (2004) Mittelstand und Kontraktlogistik. Chancen und Risiken mittelständischer Logistikdienstleister in der Kontraktlogistik. Nürnberg, Fraunhofer ATL Vogel-Stadler, R. (2007) Problemfelder und ausgewählte Lösungsansätze der Vertragsgestaltung in der Kontraktlogistik. In: Stölzle, W. et al. (2007): Handbuch Kontraktlogistik. Management komplexer Logistikdienstleistungen. Weinheim, S. 351-367 Waibel, F. / Herr, S. / Schmidt, N. (2007) Ramp Up in der Kontraktlogistik. Stuttgart, Frauenhofer IRB 97 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Anhang Qualifizierungsangebote im Themenfeld der Kontraktlogistik - Beispiele „einschlägiger“ Qualifizierungspraxis Bildungsträger/ Bildungsangebot (Bezeichnung)/ Datum der Maßnahme IHK Duisburg, Wesel, Kleve Kontraktlogistik – ist Outsourcing out? Zielgruppen der Qualifizierung y Keine konkreten Angaben zur Zielgruppe 21.04.2005 Bayern Innovativ GmbH (Gesamtkoordination) Kooperationsforum Kontraktlogistik – Wachstumsmarkt Dienstleistungen Themenfelder und Inhalte der Qualifizierungsangebote y Logistikstrategie: machen oder kaufen – ein Marktüberblick y Outsourcing aus Sicht eines KontraktlogistikDienstleisters y Eurologistik bei CLAAS – einzigartige Ersatzteillogistik für ständig steigende Kundenanforderungen y Experten, Anwender und Kunden in der Kontraktlogistik y Logistik-Cluster Bayerischer Untermain y Entscheidungsfindung für ein Outsourcing y Outsourcing von logistischen Dienstleistungen am Beispiel Telekom aus Sicht von Dienstleistern und Auftraggebern y Outsourcing von Logistikdienstleistungen der Union Investment-Gruppe am Beispiel Werbemittel aus Sicht von Dienstleistern und Auftraggebern 22.06.2005 y Integrierte IT-Lösungen für projektorientierte Logistikdienstleister y Aktuelle Trends bei logistischen Dienstleistungen Salt Solutions (und DLA – Deutsche Logistik Akademie) IT-Trends in der Kontraktlogistik – Konfliktfeld oder BusinessEnabler? Status und Entwicklungstendenzen zum IT-Einsatz 2. Münchner Logistikdialog 06.10.2005 y Entscheider in der Kontraktlogistik auf Verlader- und Dienstleistungsseite y Welche Anforderungen hat hier der Verlader an die Kontraktlogistiker? (Bericht über eine Logistikund IT-Strategie sowie über die Erfahrungen mit Kontraktlogistik-Dienstleistern) y Welche Bedeutung messen KontraktlogistikDienstleister ihrer IT bei? (Studie „IT in der Kontraktlogistik – zwischen Unterwerfung und Systemherrschaft auf Seiten der Dienstleister“ von Fraunhofer ATL und Salt Solutions) y Welche Rolle spielen die eigenen IT-Systeme für Kontraktlogistiker und wie IT-integiert müssen Kontraktlogistiker für ihre Auftraggeber sein? (Berichte eines Global Players und eines mittelständischen Auftraggebers) y Was kann ein Kontraktgeber von seinem Logistikdienstleister erwarten und worauf muss sich der Kontraktlogistiker hinsichtlich der Anforderungen an IT-Systeme durch den Verlader einstellen? 98 Qualifizierung durch Bildungsdienstleister Bildungsträger/ Bildungsangebot (Bezeichnung)/ Datum der Maßnahme Zielgruppen der Qualifizierung Servicegesellschaft für Spedition und Logistik mbH (SSL) y Geschäftsführer y Analyse der Lager- / Distributionslogistik bei (potenziellen) Kunden y Controller, Vertriebsmitarbeiter, Lagerleiter y Planungs- / Konzeptionsansätze von Lagern Lager- und Kontraktlogistik Seminar wird in periodischen Abständen angeboten (z.B. 12.10.2005/ 22.05.2007 sowie aktuell am 13.03.2008) Servicegesellschaft für Spedition und Logistik mbH (SSL) SpeditionscontrollerLehrgang (3-tägiges Modul „Controlling in der Kontraktlogistik“) (seit 2005 wird dieser Lehrgang periodisch einmal pro Jahr angeboten) DVZ Deutsche Logistik Zeitung Lukrative Geschäftsmodelle in der Kontraktlogistik. Erfolgreiche Strategien in der Praxis DVZ-Symposium am 31.08.2006 y Alle Mitarbeiter, die an einem Ausbau der Kontraktlogistikaktivitäten beteiligt sind Themenfelder und Inhalte der Qualifizierungsangebote y Der Markt für Logistikdienstleistungen und Kontrakte y Organisationsformen der Kontraktlogistik y Aufbau eines Lastenheftes / Organisationshandbuches und Dienstleistungsvertrages für die Kontraktlogistik y Rechte der Mitarbeiter / Pflichten des Arbeitgebers vor und nach einem Betriebs(teil)übergang (§613a BGB) y (Nachwuchs-) Führungskräfte und Mitarbeiter aus Speditionen, die Aufgaben im Projektmanagement und ProduktionsControlling übernehmen möchten y Qualifikation von Mitarbeitern für typische Controlling-Aufgaben in Speditionen y Logistische Dienstleister und Unternehmen (Verlader) y Marktintelligenz entwickeln – wie Dienstleister frühzeitig über Outsourcingprojekte erfahren y Brancheninsider y Wissenschaftler y Unternehmensberater y Herstellung von Transparenz und Steuerbarkeit von komplexer werdenden Zusammenhängen y Anwendbarkeit in der Praxis y Erfolgsfaktoren für die Ausschreibung von Logistikkontrakten – nach welchen Kriterien Dienstleister ausgewählt werden y Den Betriebsübergang meistern – Fallstricke in der Praxis vermeiden y Das Geschäft mit dem Transport – Wie sich Dienstleister Zugang zu Netzwerken sichern y Marktumfeld und Wettbewerb – Geschäftsmodelle erfolgreiche umsetzen y Kontraktlogistikgeschäfte vor dem Hintergrund der Logistik-AGB richtig versichern y Marktnische Versandhandel: Was von Kontraktlogistikern erwartet wird y Feinplanung und Disposition für Kontraktlogistikgeschäfte 99 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Bildungsträger/ Bildungsangebot (Bezeichnung)/ Datum der Maßnahme Zielgruppen der Qualifizierung Salt Solutions und DLA – Deutsche Logistik Akademie y Entscheider in der Kontraktlogistik auf Verlader- und Dienstleistungsseite Anlaufmanagement von komplexen Kontraktlogistik-Projekten 3. Münchner Logistikdialog 05.10.2006 Themenfelder und Inhalte der Qualifizierungsangebote y Anlaufmanagement – Erfolgsfaktor der Kontraktlogistik y Ergebnisse der Untersuchung zu den Fallstricken und „best practices“ des Anlaufmanagements von komplexen Kontraktlogistik-Projekten y Implementierung von Großprojekten – dargestellt am Beispiel eines Outsourcingprojektes in der Kontraktlogistik y Basis einer erfolgreichen Dienstleistungspartnerschaft y Praxisbeispiel einer erfolgreichen Implementierung mit FFL – Fiege Flawless Launch Management y Podiumsdiskussion: Optimierungspotenziale in der Organisation des Anlaufmanagements DLA – Deutsche Logistik Akademie GmbH Vertragsmanager/in Transport und Logistik (Modul 2: Brennpunkt Logistikvertrag) 23.04.-25.04.2007 Springer Logistik Akademie Kontraktlogistiker/in Modul 1: Chancen in der Kontraktlogistik – Markt, Geschäftsmodelle und Ausschreibungsverfahren 03.-04.05.2007 y Juristische Weiterbildung der höheren Managementebene im Transportund Logistikrecht y Vertragspartnercheck y Fach- und Führungskräfte von Logistikdienstleistern MODUL 1: y Fach- und Führungskräfte von Unternehmen (Verlader), die ihr Kontraktlogistikgeschäft ausbauen wollen y DLA-Standard-Checkliste Kontraktlogistik / 3PLLogistik y Aktuelle Marktsituation der Kontraktlogistik in Deutschland und Europa (Infos zum Kontraktlogistikmarkt, Outsourcing, Auswahlkriterien für Logistikdienstleister, Beispiele erfolgreicher Partnerschaften) y Mittelstand und Kontraktlogistik (Geschäftsmodelle, Entwicklungsschritte zum Kontraktlogistiker, Wertschöpfungskette, Herausforderungen, Handlungsempfehlungen für Mittelständler) y Geschäftsanbahnung: Erfolgsfaktor „Branchenkenntnisse“ (proaktive Akquisition, Branchenstrukturanalyse, Branchen-Beispiele, Supply Chain Strukturen, Herausforderungen, Branchenanforderungsprofile) y Praxisbeispiel: Dachser GmbH&Co.KG (Erfahrungen, Anforderungen, hausinternes Qualifizierungskonzept) y Vorgehensweise der Verlader beim LogistikOutsourcing (Potenzialanalyse, Chancen und Risiken, Outsourcing-Alternativen, Nutzwertanalyse, Schritte zum Outsourcing-Konzept) 100 Qualifizierung durch Bildungsdienstleister Bildungsträger/ Bildungsangebot (Bezeichnung)/ Datum der Maßnahme Zielgruppen der Qualifizierung Themenfelder und Inhalte der Qualifizierungsangebote y Praxisbeispiel: GEFCO Deutschland (Erfahrungen, Anforderungen, Empfehlungen) y Geschäftsanbahnung durch Ausschreibungen – Bewertung aus Sicht der Dienstleister (aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen, Kriterien und Checklisten, Fallstudienarbeit) Modul 2: KontraktlogistikProjekte erfolgreich planen – Von der Machbarkeitsanalyse bis zum Angebot 21.06.-22.06.2007 y Von der Ausschreibung bis zur Entscheidung der Angebotsabgabe (Machbarkeit, Ausschreibungsscheck, Mengen- und Zeitprofile, Lösungen, Kosten-Nutzen, Beispiel) y Vorgehen und Erfolgsfaktoren der Angebotserstellung: Grobkonzept (Geschäftsprozesse, Bedarfsanalyse, Risikoanalyse, Personal, Ressourcen, Soll-Prozesse, Grob-Kalkulation, Präsentation, Fallstudienarbeit) y Detaillierung des Angebots: das Feinkonzept (neue Geschäftsprozesse, Kommunikation und IT, Einsatzplanung, Personalübergang, Controlling und Monitoring, Feinkalkulation, Finanzierungskonzept, Fallstudienarbeit) y Kontraktlogistik-Projekte kalkulieren (ITWerkzeuge und -Systeme, Fallstudienarbeit) y Anlaufmanagement in Kontraktlogistik-Geschäften (Anlauf- und Projektplanung, kritische Gestaltungsfaktoren, Investitionen, Change Management) y „Testläufe“ durchführen, Einlastung von Aufträgen (Übergangsphase, Schwachstellen, Notfallpläne, Regelbetrieb, Beispiel) Modul 3: KontraktlogistikProjekte erfolgreich realisieren – Vom Detailkonzept über den Vertrag bis zur Lösungsumsetzung 20.09.-21.09.2007 y Controlling des Geschäftserfolgs in der Kontraktlogistik (Controlling, Instrumente, Kennzahlen, Monitoring, Prozesskostenrechnung, Balanced Scorecard, Beispiele) y Praxisbericht: Controlling in Kontrakt-LogistikGeschäften der Konsumgüterindustrie (Besonderheiten, betriebliches Controllingkonzept und Monitoring, Qualitätssicherung, Beziehungen) y Vertragsvorbereitung – Erstellung eines Pflichtenheftes auf Basis eines detaillierten Angebots (Inhalt und Aufbau, Fallstudienarbeit) y Rechtliche Besonderheiten und Risiken in der Kontraktlogistik (Aufgabenverteilung, SLA, Outsourcing, Strategisches Management, Haftung,“ Open-Book) y Vertragsgestaltung in der Kontraktlogistik (Logistikverträge, Kooperationvs Bindung, juristische 101 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Bildungsträger/ Bildungsangebot (Bezeichnung)/ Datum der Maßnahme Zielgruppen der Qualifizierung Themenfelder und Inhalte der Qualifizierungsangebote Eigenheiten, AGBs) y Rechtliche Aspekte der Kontraktlogistik in der Praxis (Klauseln, „Planspiel“ Vertragsverhandlungen, Fallstudienarbeit zu Verträgen) y Vertragsbasics im internationalen Geschäft (kulturelle Unterschiede, Rechtswahl, Streitfall, int. Standards) Technische Akademie Wuppertal (TAW) Kontraktlogistik (in periodischen Abständen zu unterschiedlichen Terminen angeboten) 20.06.2007 sowie 17.10.2007 und 12.03.2008 y Führungskräfte und qualifizierte Mitarbeiter in Logistik, Supply Chain Management, Einkauf, Materialwirtschaft, Controlling und Unternehmensplanung y Make-or-buy logistischer (Teil-)Aufgaben: Effizienzsteigerung durch Spezialisierung – Der Markt für Logistik: Chancen und Risiken – Erfolgsfaktoren bei der Realisierung von OutsourcingProjekten – Fallbeispiele y Projektmanagement: Prozess-/Kosten- und Schwachstellenanalyse – Lösungsansätze, Definition notwendiger Schnittstellen und Projektziele y Realisierung von Outsourcing-Projekten: Vorauswahl geeigneter Dienstleister – Angebotsanalyse und -bewertung – gemeinsames Projektmanagement mit dem Logistik-Dienstleister – Erfordernisse beim Betriebs(teil)übergang y Vertragsgestaltung und -controlling: Vertragskonzeption: elementare Bestandteile, Service Level Agreement (SLA), Vergütungssysteme („openbook“), Preisanpassungen – ControllingInstrumente zur Steuerung u. Überwachung d. definierten Leistungen ManagementCircle – Bildung für die Besten Neue Konzepte der Kontraktlogistik – Von der Kunden-/ Lieferantenbeziehung zur strategischen Partnerschaft! Das hält der Kontraktlogistik-Markt für Sie bereit (Modul 1) (alternative Termine: 26./27. Juni 2007; 23./24 Juli 2007; 06./07. August 2007) 102 y Leiter und leitende Mitarbeiter aus verschiedenen Funktionsbereichen der Logistik MODUL 1: y Manager und Key Account Manager der Kontraktlogistik y Logistik und mehr: Was Dienstleister sonst noch können (Logistikdienstleistungen im Überblick, Zusatzleistungen, Grenzen des Outsourcings) y Anbieter von Logistikdienstleistungen und Unternehmensberatungen y Maßanzug Kontraktlogistik (Geschäftsmodelle, mit oder ohne Transportnetze, strategische Besonderheiten, Markt) y Innovative Konzepte der Kontraktlogistik im Vergleich y Strategische Vorüberlegungen (Markt vs. Hierarchie, Make buy or sell) y Erfolgreiches Outsourcing des Rohwarenlagers (Anforderungskriterien an das Logistikprojekt, Entscheidungskriterien bei Dienstleisterauswahl, Schwerpunkte in der Projektphase, operative Umsetzung, IT-Unterstützung, Optimierung) y Die Gestaltung leistungsfördernder Anreizsysteme (Vergütungsmodelle, WinWin, Kosten und Qualität) Qualifizierung durch Bildungsdienstleister Bildungsträger/ Bildungsangebot (Bezeichnung)/ Datum der Maßnahme Zielgruppen der Qualifizierung Themenfelder und Inhalte der Qualifizierungsangebote y Management von Anhängigkeitsrisiken y So sichern Sie die reibungslose Zusammenarbeit mit Ihrem Logistikdienstleister (Kompetenzen feststellen, weiterzugebende Informationen, Implementierungsstrategien, Zusammenarbeit, Controlling, Service Levels) y Praxisbeispiele aus der Konsumgüterindustrie (europäische Distribution, EinzelstückKommissionierung, Saisongeschäft, laufender Betrieb, Fallbeispiel) MODUL 2: So realisieren Sie ihr Kontraktlogistikkonzept (Modul 2) y Gut durchdacht: Ihr Kontraktlogistikkonzept (Projektmanagement, Konzept, Investitionen) y Die Kosteneffekte der Kontraktlogistik (Einflussgrößen, Wirtschaftlichkeitsrechnung, Kalkulation) (alternative Termine: 26./27. Juni 2007; 23./24 Juli 2007; 06./07. August 2007) y Leistungsbeschreibung als Grundlage der Ausschreibung (Kosten- vs. Leistungsvergleich, Auslastungskriterien, Lasten- / Pflichtenheft) y Vom Anforderungskatalog zum Kriteriensystem (Auswahl des Logistikdienstleisters) y Betriebsübergang und Change Management (Einführungsphase, Prozesse) y Operative Geschäftskontrolle (Qualitätssicherung, Controlling, Kennzahlen) y Produktgruppenspezifisches Outsourcing der kompletten internen Logistik (Konzept, Umsetzung, Systemunterstützung, Qualitätssicherung) y Rechtsgrundlagen in der Kontraktlogistik (grundlegende und spezielle Gesetze, Europarecht, Vertragstypen) y Wichtige Vertragsklauseln richtig einschätzen y Sonderprobleme in der Kontraktlogistik (u. a.Logistik-AGB, Projektvorbereitung) DVZ Deutsche Logistik Zeitung Kontraktlogistikgeschäfte gestalten und vermarkten (DVZ-Symposium 30.08.2007) y Unternehmer y Brancheninsider y Wissenschaftler y Unternehmensberater y Konsolidierung und Wachstum – Wie sich der Markt für Kontraktlogistik bis 2015 entwickelt y Outsourcingprojekt in der Praxis: Wie ein kleines Unternehmen die Großen aussticht y Kontraktlogistik richtig vermarkten y Der Umgang mit Verladern – Erfahrungen mit den Logistik-AGB und was sich seitdem geändert hat y IT in der Kontraktlogistik: Welches System passt zu den Kundenbedürfnissen y Geschäftspotenzial entwickeln und erschließen 103 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Bildungsträger/ Bildungsangebot (Bezeichnung)/ Datum der Maßnahme Zielgruppen der Qualifizierung Themenfelder und Inhalte der Qualifizierungsangebote y Controlling in der Kontraktlogistik: Wie Verlader Dienstleister bewerten Salt Solutions und DLA – Deutsche Logistik Akademie Human Resources in der Kontraktlogistik – unterschätzter Erfolgsfaktor oder primärer Kostentreiber? y Praktiker der Kontraktlogistik aus Mittelstand und Großunternehmen y Wissenschaftler (4. Münchner Logistikdialog 27.09.2007) y Der „Faktor Mensch“ in der Kontraktlogistik: Herausforderungen des Humanresources Managements y „Human Resource“-Management in der Kontraktlogistik-Praxis – Erstvorstellung der empirischen Untersuchung zu Bedeutung, Strategien und Erfolgsfaktoren y „Key Accounter“ in der Kontraktlogistik und Mitarbeiter als „Face of the customer“ y „Human Resources“ als Erfolgsfaktor eines mittelständisch agierenden Anbieters von Kontraktlogistik-Dienstleistungen y Personalmanagement für die Kontraktlogistik – Perspektive eines international agierenden Dienstleisters y „Human Resource Management“ in Kontraktlogistik-Projekten – Erfolgsfaktoren und Stolperfallen MARIKO.RIS Maritimes Kompetenzzentrum Kontraktlogistik y Keine konkreten Angaben zur Zielgruppe (11.10. – 12.10.2007) y Outsourcing logistischer (Teil-)aufgaben: Effizienzsteigerung durch Spezialisierung (Definition konkreter Anforderungen für ein erfolgreiches Outsourcing logistischer Prozesse) y Prozessanalyse & Projektmanagement (Beurteilung von angebotenen Dienstleistungen auf dem Markt für Logistik, Konzipierung von Rahmenbedingungen für eine Zusammenarbeit mit Logistikdienstleistern, Formulierung von Ausschreibungen in der Kontraktlogistik) y Realisierung von Outsourcing-Projekten (Erstellung eines Umsetzungs- und Maßnahmenplans für das eigene Kontraktlogistik-Projekt) Servicegesellschaft für Spedition und Logistik mbH (SSL) y Führungs-/ Nachwuchskräfte y Grundlagen der Kontraktlogistik (Bedeutung und Merkmale der Kontraktlogistik, Phasen der Kontraktlogistik) Konzeption + Kalkulation von Logistikprojekten y Projektleiter, Controller, Vertriebsmitarbeiter y Die Ausschreibung (Umgang mit Ausschreibungen, benötigte Angaben, Informationssammlung, Repräsentativität) (in 2007) y Mitarbeiter, die am Ausbau der Logistikprojekte beteiligt sind y Konzeption und Kalkulation (Ermittlung der erforderlichen Kapazitäten, Bepreisung der Kapazitäten, Beispielaufgabe (Teilnehmer), Zusammenführen der Kalkulationsergebnisse, Von den Kosten zum Preis, Make or buy-Entscheidung im Transportbereich) y Realisierung und Nachkalkulation (Übernah- 104 Qualifizierung durch Bildungsdienstleister Bildungsträger/ Bildungsangebot (Bezeichnung)/ Datum der Maßnahme Zielgruppen der Qualifizierung Themenfelder und Inhalte der Qualifizierungsangebote me/Realisierung, Kostenaufteilung in fixe und variable Bestandteile, ROI-Betrachtung) Haus der Technik Essen Vorbereitung und Durchführung von Ausschreibungen in der Transport- und Kontraktlogistik (04.03.2008) y Fach- und Führungskräfte aus Industrie und Handel, insbesondere Einkauf, Beschaffung, Logistik und Supply Chain Management y Erforderliche Daten y Bestandteile von Ausschreibungsunterlagen (Pflicht – Soll- und Kann-„Bestimmungen“) y Inhalte von Ausschreibungen für TransportlogistikAusschreibungen y Inhalte von Ausschreibungen für Kontraktlogistik/Lagerlogistik-Ausschreibungen y Recherche und Kontaktaufnahmen mit potenziellen Logistikdienstleistern y Vorbereitung und Durchführung von Dienstleistertagen y Auswertungen und Auswertungskriterien von Angeboten y Fallstudien zu einzelnen Themen y Tipps und Tricks Forum für Führungskräfte Controlling in Logistik und Einkauf – Kosten senken – Leistung und Qualität steigern 10.03.-11.03.2008 y Unternehmensleitungen y Führungsund Fachkräfte der Bereiche Materialwirtschaft, Einkauf, Logistik, Produktion, Controlling y Grundlagen des Controllings in Logistik und Einkauf y Besonderheiten des Controllings in Logistik und Einkauf y Controlling-Instrumente in der Praxis y Einführungsstrategien für ein effizientes Kennzahlensystem in Logistik und Einkauf y Controlling im Rahmen von Kontraktlogistik y Marktgröße für Logistikdienstleistungen y Marktteilnehmer und Leistungsschwerpunkte y Einkauf von Logistik-Dienstleistungen y Abbildung von Controllinglogiken im Rahmen eines Vertrages BayTech Akademie, Bayern Innovativ GmbH y Mittelständische Unternehmen Kontraktlogistiker/in – Hochschulnahe berufsbegleitende Intensivausbildung y KMU aus dem Bereich der Speditionen, die bisher kein Kontraktlogistikgeschäft betreiben (mit anschließendem Transferworkshop (3. Tag), wo die Teilnehmer die Inhalte definieren) y Mittelständi- MODUL 1: y Aktuelle Marktsituation der Kontraktlogistik in Deutschland und Europa (Zahlen, Akteure, Chancen/Risiken, Auswahlkriterien Verlader, Praxisbeispiele) y Mittelstand und Kontraktlogistik (Geschäftsmodelle, Erfolgs- und kritische Faktoren, Wertschöpfungskette, Handlungsempfehlungen für Mittelständler) y Geschäftsanbahnung – Erfolgsfaktor „Branchenkenntnisse“(proaktive Akquisition, Branchenstrukturanalyse, Fallbeispiele bestimmter Branchen, 105 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Bildungsträger/ Bildungsangebot (Bezeichnung)/ Datum der Maßnahme (7 Tage im Zeitraum vom 08.05. – 27.05.2008) Modul 1: Wachstumsfeld Kontraktlogistik – Markt, Chancen, Geschäftsmodelle, Herausforderungen und erste Schritte des Markteinstiegs Modul 2: Kontraktlogistik-Projekte erfolgreich planen – Von der Machbarkeitsanalyse bis zum Angebot und der Umsetzungsplanung Zielgruppen der Qualifizierung sche Logistikdienstleister y Dienstleister, für die sich eine InhouseQualifizierung nicht rechnet, da die Zielgruppe der entsprechenden Personen zu klein ist Themenfelder und Inhalte der Qualifizierungsangebote Supply Chain Strukturen, Branchenanforderungsprofile für Kontraktlogistikdienstleister y Diverse Praxisbeispiele y Vorgehensweise der Verlader beim LogistikOutsourcing (Potenzialanalyse, Chancen und Risiken aus Verladersicht, Nutzwertanalyse, Outsourcing-Konzept) y Geschäftsanbahnung durch Ausschreibungen – Bewertung aus Sicht der Dienstleister (aktuelle Entwicklungen, Kriterien zur Bewertung von Ausschreibungen: Ckecklisten für Dienstleister; Identifizierung von Scheinausschreibungen, Bewertung beispielhafter Ausschreibungen: Stärken-/ Schwächenanalyse) MODUL 2: y Von der Ausschreibung bis zur Entscheidung der Angebotsabgaben – Möglichkeits- und Machbarkeitsanalyse aus Dienstleistersicht (Ausschreibungsscheck, Machbarkeitsprüfung hinsichtlich Kapazitäten, Know how und zeitlichen/personellen/finanziellen Ressourcen, Kosten-/Nutzungsrechung, Interessenbekundung, Praxisbeispiele) y Vorgehen und Erfolgsfaktoren der Angebotserstellung – Grobkonzept (Analyse und Bewertung der Geschäftsprozesse, Bedarfsanalyse Personal, Technik, IT, Risikoanalyse, Ressourcenplanung, Investitions- und Preiskalkulation des Projektes, Erfolgsfaktoren der Angebotspräsentation und dokumentation, Fallstudien) y Erfolgsfaktor: IT-Systeme in der Kontraktlogistik (Anforderungen und Bedarfe der Verlader) y Detaillierung des Angebots – Feinkonzept (Beschreibung Geschäftsprozesse, Definition ITAbwicklung, Einsatzplanung Personal und Technik, Regeln des Personalübergangs, Festlegung Controlling-/ Monitoringkonzept, Erstellung Finanzierungskonzept, Fallstudienarbeit) y Kontraktlogistik-Projekte kalkulieren (Einsatzmöglichkeiten von IT-Werkzeugen in der Praxis) y Anlaufmanagement in Kontraktlogistikgeschäften (Werkzeuge, kritische Erfolgsfaktoren (IT, Mitarbeiter, Assets), Investitionsplanung und durchführung, Change Management (Mitarbeiter und Prozesse), Schwachstellenanalyse und beseitigung, Notfallpläne, Erfolgsfaktoren im operativen Betrieb, Praxisbeispiel) 106 Qualifizierung durch Bildungsdienstleister Bildungsträger/ Bildungsangebot (Bezeichnung)/ Datum der Maßnahme Zielgruppen der Qualifizierung Themenfelder und Inhalte der Qualifizierungsangebote y Erfolgsfaktor: Humankapital in der Kontraktlogistik Modul 3: Kontraktlogistik-Projekte erfolgreich realisieren – Vom Detailkonzept und Vertrag bis zur Lösungsumsetzung MODUL 3: y Controlling des Geschäftserfolges in der Kontraktlogistik (Dienstleistercontrolling/Projektcontrolling, Controllinginstrumente, Kennzahlen, MonitoringInstrumente, Prozessanalyse/-bewertung, Prozesskostenrechnung, Balanced Scorecard für Dienstleister, Praxisbeispiele) y Vertragsvorbereitung – Erstellung eines Pflichtenheftes auf Basis eines detaillierten Angebots (Inhalt und Aufbau eines Pflichtenheftes, Fallstudienarbeit) y Rechtliche Besonderheiten in der Kontraktlogistik (Definition u. Dokumentation d. Aufgabenverteilung, Service Level Agreements (SLA), Gefahr, Risiken und Management des (Teil)Betriebsübergangs, Haftung und Risikenverteilung, „Open-Book“-Vereinbarungen, Definition Laufzeit und „Exit“ aus dem Projekt) y Vertragsgestaltung in der Kontraktlogistik (Gestaltung Logistikverträge, gesellschaftsrechtliche Kooperation vs. vertragliche Bindung, typische juristische Terminologie und Fallstricke, Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) y Rechtliche Aspekte der Kontraktlogistik in der Praxis (Analyse einzelner Klauseln, Planspiele Vertragsverhandlungen, Bewertung beispielhafter typischer Verträge, Fallstudienarbeit) y Vertragsbasics im internationalen Geschäft (Gefahren durch Falschinterpretation kultureller Unterschiede, Rechtswahl u. Form der Vereinbarungen, Durchsetzbarkeit im Streitfall, internationale Standards) Tabelle 2: Qualifizierungsangebote im Themenfeld der Kontraktlogistik – Beispiele „einschlägiger“ Qualifizierungspraxis 107 Einsatz wissensbasierter Systeme im Rahmen der Zahlungssystemwahl Markus Breitschaft, Georg Wittmann, Thomas Krabichler, Ernst Stahl Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik II an der Universität Regensburg und ibi research an der Universität Regensburg Einsatz wissensbasierter Systeme im Rahmen der Zahlungssystemwahl Inhalt 1 Bedeutung der Zahlungssystemwahl für eine erfolgreiche Internationalisierung von KMU .................................................................... 111 1.1 Bedeutung der Internationalisierung für KMU................................... 111 1.2 Zahlungssystemwahl als Voraussetzung für die erfolgreiche Internationalisierung ........................................................................... 113 1.3 Einsatzmöglichkeiten wissensbasierter Systeme ................................ 115 2 Grundlagen wissensbasierter Systeme .......................................................... 117 2.1 Begriffsdefinition und -einordnung .................................................... 118 2.2 Aufbau wissensbasierter Systeme....................................................... 119 3 Unterstützung der Zahlungssystemwahl durch wissensbasierte Systeme ..... 121 3.1 Wissensdomänen der Zahlungssystemwahl........................................ 121 3.2 Vorgehensweise bei der Zahlungssystemwahl ................................... 123 3.3 Kritische Diskussion der Vorgehensweise.......................................... 126 4 Fazit und Ausblick ........................................................................................ 127 5 Literaturverzeichnis ...................................................................................... 129 109 Einsatz wissensbasierter Systeme im Rahmen der Zahlungssystemwahl 1 Bedeutung der Zahlungssystemwahl für eine erfolgreiche Internationalisierung von KMU Die fortschreitende Liberalisierung der Güter- und Dienstleistungsmärkte in Europa und deren zunehmende Vernetzung insbesondere durch das Internet haben für Unternehmen aller Größen weit reichende Konsequenzen (Krabichler 2006, 65). Einerseits führen Markteintritte neuer Anbieter und eine erhöhte Markttransparenz zu einem verschärften Wettbewerb. Andererseits bietet der Abbau von Barrieren jedoch auch die Chance, bestehende Wettbewerbsvorteile zur Erschließung neuer Wachstumspotenziale, insbesondere auf ausländischen Märkten, zu nutzen. So eröffnet sich durch das Internet ein neuer und insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) relativ leicht zu erschließender Vertriebskanal. Die Wahl geeigneter Zahlungssysteme gestaltet sich jedoch im elektronischen Vertrieb in der Regel als schwierig. So soll die Zahlung sowohl aus Anbieter- als auch aus Kundensicht möglichst ohne großen Aufwand und ohne Risiko möglich sein. Da im Fernabsatz keine direkte Zug-um-Zug-Erfüllung möglich ist, stehen sich diese Anforderungen der Anbieter und der Kunden häufig diametral gegenüber. Im internationalen Kontext gewinnt diese Problematik aufgrund der längeren Transportwege und der unterschiedlichen kulturellen und gesetzlichen Rahmenbedingungen zusätzlich an Brisanz. Um Kaufabbrüche aufgrund nicht akzeptabler Zahlungsbedingungen zu vermeiden, müssen die von den Kunden präferierten Zahlungsverfahren mit geeigneten Maßnahmen zur Risikoabsicherung kombiniert werden (Breitschaft et al. 2004). Die Wahl eines geeigneten Zahlungssystems (bestehend aus einem Zahlungsverfahren und ergänzenden risikoreduzierenden Maßnahmen) stellt jedoch ein komplexes Auswahlproblem dar. Die Lösung dieses Problems erfordert umfangreiche fachliche Kompetenzen, die bei internationalisierenden KMU in der Regel nicht vorhanden sind. Um auch diesen Unternehmen den Zugang zu internationalen Märkten zu ermöglichen, muss die Kompetenzentwicklung für die Wahl geeigneter Zahlungssysteme auf effiziente und effektive Weise unterstützt werden. Ein möglicher Ansatz hierfür ist die Entwicklung eines wissensbasierten Systems. 1.1 Bedeutung der Internationalisierung für KMU Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen geraten durch die Liberalisierung der Märkte häufig unter Druck, da sie im Gegensatz zu großen Unternehmen oftmals länderspezifische Standortvorteile, wie z.B. geringere Personalkosten durch Produktionsverlagerungen ins Ausland, nicht nutzen können. In den letzten Jahren 111 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen ist beispielsweise ein Trend zu beobachten, dass osteuropäische Unternehmen auf den deutschen Markt drängen und den Wettbewerb zusätzlich verschärfen. Aufgrund von Lohnkostenvorteilen können von diesen Unternehmen Güter und Dienstleistungen in Deutschland billiger angeboten werden, als es den in Deutschland ansässigen Unternehmen möglich wäre. Aber die Liberalisierung und die damit einhergehende Internationalisierung der europäischen Märkte bergen nicht nur Bedrohungen für deutsche Unternehmen, sondern schaffen auch neue Möglichkeiten, um im Ausland erfolgreich zu sein. Hierbei können die Unternehmen zwischen mehreren Formen der Internationalisierung wählen. So bestehen neben einem direkten Export auch die Möglichkeiten, Partnerschaften mit ausländischen Unternehmen einzugehen oder eigene Repräsentanzen und Auslandsniederlassungen zu eröffnen. Auch die Gründung unternehmenseigener Töchter oder der Vertrieb von Gütern und Dienstleistungen über Handelsvertreter oder in Lizenz ist ein gangbarer Weg. Zunehmend stellt jedoch auch der Verkauf von Waren und Dienstleistungen über das Internet (E-Commerce) eine attraktive Möglichkeit dar, um relativ günstig ausländische Märkte zu erschließen. Diese Chance wird insbesondere von Dienstleistungsunternehmen bereits häufig genutzt bzw. soll zukünftig genutzt werden (Bienzeisler / Meiren 2005, 26). Eine Studie von Stahl et al. (2006) hat ergeben, dass etwa vier von fünf kleinen und mittleren Unternehmen derzeit Umsätze mit ausländischen Kunden über das Internet erzielen. Mehr als zwei von fünf Unternehmen erwirtschaften bereits bis zu 5% vom Gesamtumsatz mit Auslandsaktivitäten, bei jedem vierten Unternehmen stammen zwischen 5 und 25% und bei jedem zehnten Unternehmen mehr als 25% des Umsatzes von ausländischen Kunden (vgl. Abbildung 1). Damit bedienen zwar bereits viele Unternehmen Kunden aus dem Ausland, jedoch bisher häufig erst in geringem Umfang (Stahl et al. 2006, 77). Dass Unternehmen in die Erschließung neuer Märkte auch in Zukunft investieren wollen und dabei vor allem die Möglichkeiten des Internet nutzen möchten, zeigt auch die Trendstudie Dienstleistungen des Fraunhofer-Instituts. Diese hat ergeben, dass von 36% der Dienstleistungsunternehmen, die in den nächsten drei Jahren in die Erschließung neuer Märkte investieren wollen, 24% auf das Internet setzen (Bienzeisler / Meiren 2005). Insbesondere die Schaffung des europäischen Binnenmarkts bietet hierfür zahlreiche neue Chancen. 112 Einsatz wissensbasierter Systeme im Rahmen der Zahlungssystemwahl Welcher Anteil Ihrer Internet-Umsätze stammt von ausländischen Kunden innerhalb Europas? kann ich nicht beantworten 4% mehr als 25% kein Umsatz 9% 10 bis 25% 19% 9% 13% bis 1% 16% 5 bis 10% 30% 1 bis 5% n=312 (Stahl et al. 2006, 77) Abbildung 1: Bedeutung des internationalen Handels 1.2 Zahlungssystemwahl als Voraussetzung für die erfolgreiche Internationalisierung Eine wesentliche Herausforderung bei der Erschließung ausländischer Märkte stellt die geeignete Gestaltung der Zahlungsabwicklung dar. So ist es für den Erfolg eines Unternehmens von entscheidender Bedeutung, dass die den Gütern und Dienstleistungen entgegenstehenden finanziellen Verpflichtungen der ausländischen Kunden auch frist- und betragsgerecht erbracht werden. Werden Zahlungen für gelieferte Waren (z.B. bei einer Zahlung per Rechnung) nicht innerhalb der vereinbarten Frist oder gar nicht geleistet, so kann dies bis zur Zahlungsunfähigkeit des exportierenden Unternehmens führen. Die Wahl des Zahlungssystems bestimmt daher ganz wesentlich das Risiko, das kleine und mittlere Unternehmen bei der Internationalisierung eingehen. 113 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Dass die Zahlungssystemwahl ein in der Praxis insbesondere bei der Internationalisierung häufig anzutreffendes Problem darstellt, das insbesondere kleine und mittlere Unternehmen vor große Herausforderungen stellt, haben mehrere Untersuchungen gezeigt (Bienzeisler / Meiren 2005; Stahl et al. 2006 und 2007). So stehen viele Unternehmen bei der Bestimmung geeigneter Zahlungssysteme vor der Schwierigkeit, dass von Kunden die aus ihrer Sicht risikoarmen Zahlungssysteme präferiert werden. Diese bergen aber in der Regel hohe Risiken für den Anbieter. Beispielsweise wird von Kunden sehr oft eine Zahlung per Rechnung oder per Lastschrift bevorzugt. Dadurch werden existierende Zahlungsrisiken jedoch vollständig auf den Anbieter überwälzt. Das Angebot einer Zahlung per Vorkasse hingegen würde das Risiko in vollem Umfang auf den Kunden überwälzen, was jedoch häufig zu Kaufabbrüchen durch den Kunden führen dürfte. Ein möglicher Ausweg aus dieser Situation ist, das Angebot der von Kunden präferierten Zahlungssysteme um Maßnahmen zur Reduzierung des Zahlungsrisikos zu ergänzen. Dabei gilt es die Lösung zu finden, die für alle an der Zahlungsabwicklung beteiligten Parteien eine akzeptable Variante darstellt (Müller 2005, 199 ff.). Ziel ist es, einerseits einen möglichst hohen Umsatz zu erreichen, die Kosten, insbesondere die Liquiditäts- und Risikokosten für kleine und mittlere Unternehmen, jedoch dabei so gering wie möglich zu halten. Die Identifizierung von Zahlungsrisiken ist Aufgabe des Kreditrisikomanagements. Hierfür sollte in einem ersten Schritt geprüft werden, ob Betrug vorliegt. Dazu kann zum einen die Warenzusammensetzung der Bestellung geprüft werden, zum anderen sollte der Geschäftspartner eindeutig identifiziert werden (Authentifizierung). Denn die Erhebung einer verlässlichen Identität erleichtert es, Forderungen im Nachhinein z.B. gerichtlich geltend zu machen. Sind die Kundendaten positiv geprüft worden, so sollte ermittelt werden, ob der Kunde in Sperrlisten (z.B. Handelssperrliste, Terroristensperrliste) geführt wird. Je nach Sperrlistentyp und dessen Bedeutung kann dies unterschiedliche Auswirkungen auf das Zahlungsrisiko von Transaktionen nach sich ziehen. Zudem sollte die Bonität des Kunden überprüft werden, um festzustellen, wie kreditwürdig der Kunde ist. Da kein Zahlungssystem für sich alleine diesen Funktionsumfang zu leisten vermag, müssen Zahlungssysteme in der Regel um zusätzliche Maßnahmen zur Risikoreduzierung ergänzt werden. Die Lastschrift z.B. enthält weder eine Authentizitäts- noch eine Bonitätsüberprüfung. Wird sie jedoch mit zusätzlichen Verfahren kombiniert, die selbst wiederum unterschiedliche Stärken aufweisen können, lässt sich das Zahlungsrisiko feststellen und geeignet steuern (Risikoakzeptanz, Risikovermeidung oder Risikoüberwälzung auf einen externen Dienstleister). Bei Zahlungen aus dem Ausland gewinnt das Thema Zahlungsrisiken zusätzlich an Bedeutung, da die nachträgliche Geltendmachung von Forderungen deutlich er- 114 Einsatz wissensbasierter Systeme im Rahmen der Zahlungssystemwahl schwert sein kann. Bei internationalen Transaktionen müssen zudem auch länderspezifische Authentifizierungs-, Zahlungsabwicklungs- und RisikomanagementVerfahren berücksichtigt werden. So kann die Lastschrift bisher nicht in allen ausländischen Märkten für den Zahlungseinzug eingesetzt werden. Zwar bietet das geplante paneuropäische Lastschriftverfahren im Rahmen der Vereinheitlichung des europäischen Zahlungsverkehrs (SEPA) eine Möglichkeit des Einzugs von Beträgen aus dem Ausland, jedoch ist damit (wie beim deutschen LastschriftVerfahren) weder eine eindeutige Identifizierung noch eine Bonitätsprüfung möglich. Nach dem aktuellen Stand wird es ebenfalls möglich sein, dass Kunden die Lastschrift jederzeit zurückgeben können. In diesem Fall bliebe dem Anbieter nur noch die Möglichkeit, die Forderung auf anderem Wege geltend zu machen. Doch genau dies erweist sich in einem internationalen Fokus häufig als sehr schwierig, da trotz eines einheitlichen europäischen Binnenmarkts noch länderspezifische rechtliche Rahmenbedingungen gegeben sind. Insgesamt lässt sich festhalten, dass aus der Sicht von KMU Zahlungsrisiken derzeit ein großes Hindernis für den Aufbau internationaler elektronischer Handelsbeziehungen darstellen. Gibt es hierbei Unsicherheiten, keine praktikablen Verfahrensweisen oder nicht ausreichende Informationen, wie die Zahlungsabwicklung gestaltet werden soll, werden Unternehmen Exportmärkte nicht bedienen (Stahl et al. 2008). 1.3 Einsatzmöglichkeiten wissensbasierter Systeme Für den Erfolg der Internationalisierung von KMU kommt es unter anderem darauf an, dass Mitarbeiter in Unternehmen bezüglich der Zahlungssystemwahl passende Entscheidungen treffen. Bei KMU sind jedoch häufig nicht die erforderlichen Kompetenzen zur Bewältigung des komplexen Problems der Zahlungssystemwahl vorhanden. Diese Unternehmen befinden sich damit in einem deutlichen Wettbewerbsnachteil gegenüber großen Unternehmen. Damit KMU trotz fehlenden eigenen Know-hows und mangelnder personeller Ressourcen dennoch erfolgreich am Exportgeschäft teilnehmen können, bedarf es einer kostengünstigen und verlässlichen Unterstützung. Wissensbasierte Systeme können eine solche Unterstützung leisten. Mithilfe wissensbasierter Systeme können Informationsdefizite reduziert und die Kompetenzen von Mitarbeiter weiterentwickelt werden. Wissensbasierte Systeme können umfangreiches Wissen speichern, das KMU kostengünstig zugänglich gemacht wird (Mertens / Borkowski / Geis 1993). Zudem kann das Wissen genutzt werden, um situationsspezifische Lösungsvorschläge zu generieren, die auch Experten ermitteln 115 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen würden (Kurbel 1992; Barr / Cohen / Feigenbaum 1990). Dies soll kurz an einem einfachen Beispiel verdeutlicht werden. Ein mittelständisches Unternehmen erhält von einem unbekannten ausländischen Interessenten eine Anfrage für ein Ersatzteil (z.B. über einen Webshop), das dringend benötigt wird. Das Unternehmen würde den Auftrag gerne annehmen, möchte allerdings sicherstellen, dass die finanziellen Verpflichtungen des Kunden auch tatsächlich geleistet werden. Da der Vertriebsmitarbeiter einerseits nicht alle Zahlungssysteme und nicht alle Möglichkeiten der länderspezifischen Maßnahmen zur Risikoreduktion kennen kann und eine manuelle Ermittlung einer effizienten und zugleich effektiven Lösung nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich wäre, nutzt er ein wissensbasiertes System. Dieses generiert mehrere Vorschläge, wie die Zahlung abgewickelt werden kann. Zusätzlich werden dem Mitarbeiter die Vor- und Nachteile der einzelnen Alternativen angezeigt, die als Grundlage für eine Entscheidung des Mitarbeiters dienen können. Im Rahmen des Entscheidungsprozesses erworbenes fallspezifisches Wissen könnte zusätzlich vom System gespeichert werden, sodass es bei einer weiteren Anfrage in die Entscheidungsfindung mit einbezogen wird oder als eine mögliche Lösung für zukünftige Anfragen unmittelbar abrufbar ist. Zudem ist davon auszugehen, dass bei wiederholter Nutzung des Systems der Mitarbeiter sich das Wissen und gegebenenfalls auch die Problemlösungsfähigkeit des wissensbasierten Systems sukzessive aneignet und im Laufe der Zeit dadurch selbst zu einem Experten wird. Um ein wissensbasiertes System, das die Lösungskompetenz eines Experten nachbilden kann, zu entwickeln, muss das Wissen in formalisierter Form vorliegen. Dazu ist das notwendige Wissen zunächst zu erheben (Identifikation), zu systematisieren und in Fakten- und Regelwissen zu trennen. Anschließend muss es in eine für den Computer verständliche Form transformiert werden. Dies geschieht durch den Prozess der Formalisierung (Helbig 1996, 289 ff.). Die genannten Schritte sind auch Bestandteil des Knowledge Engineering, in dem alle Tätigkeiten und Überlegungen zur Erfassung, Verwaltung und Verarbeitung großer praxisrelevanter Wissensbestände zusammengefasst werden (Puppe / Stoyan / Studer 2000, 599). Im Gegensatz zu den Bausteinen des Wissensmanagements (Probst / Raub / Romhardt 2006) handelt es sich dabei jedoch nicht um einen Management-Prozess in Organisationen, sondern eher um einen einmaligen Vorgang, bei dem möglichst viel fachspezifisches Wissen zusammengetragen und in eine für Computer verständliche Sprache übersetzt wird. Das fachbereichsspezifische Wissen wird dazu häufig zunächst in einem Expertisemodell abgebildet und anschließend mithilfe eines wissensbasierten Systems operationalisiert, d.h. explizit codiert. Mit der Entwicklung eines wissensbasierten Systems sind zwar zahlreiche Vorteile realisierbar, jedoch stehen diesen hohe initiale Kosten zur Formalisierung des Wis- 116 Einsatz wissensbasierter Systeme im Rahmen der Zahlungssystemwahl sens und zur Konzeptualisierung gegenüber. Hat man diese Anschaffungshürde erst einmal überwunden, so lassen sich deutliche Nutzenpotenziale erzielen: • Wissen wird dauerhaft gespeichert und kann sukzessive ergänzt werden. KMU können das System als Nachschlagewerk, z.B. für die internationale Zahlungsabwicklung, nutzen. • Probleme können durch wissensbasierte Systeme selbstständig gelöst werden. Vertriebsmitarbeiter werden bei ihrer Entscheidungsfindung unterstützt und es werden gegebenenfalls sogar bessere Ergebnisse erzielt, als es Experten zu leisten vermögen. • Lösungen können erklärt werden (ist bei Experten nicht immer der Fall). Mitarbeiter können von dem System lernen und selbst zum Experten werden. Wissensbasierte Systeme können dadurch einen wertvollen Beitrag zur Internationalisierung von KMU leisten. Es kann Expertenwissen für die sichere Zahlungsabwicklung im Exportgeschäft bereitgestellt und Kompetenz in Unternehmen aufund ausgebaut werden. Notwendig hierfür ist es jedoch, die Hürde der hohen initialen Entwicklungskosten zu überwinden. Ein wichtiges Forschungsziel liegt darin, ein wissensbasiertes System bereitzustellen. Dazu werden zunächst die Grundlagen zu wissensbasierten Systemen dargestellt (Abschnitt 2), bevor auf konkrete Gestaltungs- und Einsatzmöglichkeiten eingegangen wird (Abschnitt 3). Abschließend wird ein Fazit gezogen und ein Ausblick auf weitere Arbeiten gegeben (Abschnitt 4). 2 Grundlagen wissensbasierter Systeme Wissensbasierte Systeme sind Softwaresysteme, in denen das Fachwissen über ein Anwendungsgebiet explizit und unabhängig vom allgemeinen Problemlösungswissen modelliert wird (Kurbel 1992, 18). Sie bestehen damit mindestens aus den beiden Komponenten Wissensbasis und Problemlösung. Damit ein wissensbasiertes System mit den Benutzern (Anwender / Experten) kommunizieren kann, ist zusätzlich eine Dialogkomponente erforderlich, welche häufig noch um eine Erklärungskomponente ergänzt wird. 117 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen 2.1 Begriffsdefinition und -einordnung Der Begriff „wissensbasiertes System“ wird häufig auch mit dem Begriff „Expertensystem“ gleichgesetzt. So definiert Noelke (1985, 109) Expertensysteme als wissensbasierte Systeme, die aus einer Inferenzkomponente und einer Wissensbasis bestehen. Der Begriff „wissensbasierte Systeme“ lässt sich jedoch auch allgemein für alle auf Wissen basierende Systeme verwenden. Es soll damit zum Ausdruck gebracht werden, dass ein solches System über eine Wissensbasis verfügt. In dieser werden problemspezifische Informationen abgelegt und müssen somit nicht explizit codiert werden. Mithilfe einer definierten und auf die Art der Wissensrepräsentation abgestimmten Vorgehensweise (Problemlösungsstrategie) lassen sich dann Daten verarbeiten. Vorteilhaft bei wissensbasierten Systemen ist, dass das Wissen austauschbar, erweiterbar und modifizierbar wird, ohne den Programmcode selbst anpassen zu müssen (Reimer 1991, 1 f.). Abbildung 2 verdeutlicht die Trennung zwischen der Vorgehensweise, um Probleme zu lösen und dem Wissen über Fakten der Wissensdomäne, was bei konventioneller Programmierweise nicht der Fall ist. Konventionelle Systeme Wissensbasierte Systeme Algorithmen Problemlösungsstrategie Wissen Daten Daten (Puppe 1988, 2) Abbildung 2: Unterschiede zwischen konventionellen und wissensbasierten Systemen Die Forschung auf dem Gebiet der wissensbasierten Systeme stellt ein Teilgebiet der Künstlichen Intelligenz dar. Diese beschäftigt sich mit der Automatisierung von intelligentem Verhalten (Luger 2001, 23). Da eine klare Trennung zwischen wissensbasierten Systemen und Expertensystemen (siehe oben) häufig nicht möglich ist, werden die Begriffe im Folgenden gleichgesetzt. 118 Einsatz wissensbasierter Systeme im Rahmen der Zahlungssystemwahl 2.2 Aufbau wissensbasierter Systeme Wissensbasierte Systeme bestehen aus einer Wissensbasis, einer Problemlösungskomponente, einer Dialogkomponente, einer Erklärungskomponente und einer Wissenserwerbskomponente (vgl. Abbildung 3). Die Pfeile in Abbildung 3 deuten an, dass bestimmte Komponenten miteinander in Verbindung stehen. Die Wissensbasis dient dazu, das entsprechende Domänen- / Fakten- bzw. Regelwissen zu speichern und zu verwalten. Für die Speicherung von Wissen wird wiederum auf Datenbanken zurückgegriffen. Die Problemlösungskomponente speichert ebenfalls Wissen, jedoch darüber, wie das in der Wissensbasis vorhandene Wissen miteinander verknüpft werden soll (Metawissen). Im Ergebnis werden dadurch Lösungsvorschläge generiert. Die Dialogkomponente stellt eine Schnittstelle dar, um mit einem Anwender oder Benutzer (z.B. über eine Benutzeroberfläche) kommunizieren zu können. Die Erklärungskomponente ist dafür zuständig, Wissen über das Zustandekommen bestimmter Ergebnisse zu speichern und dem Benutzer bei Bedarf anzuzeigen. Die Wissenserwerbskomponente unterstützt den Experten dabei, das aus verschiedenen Wissensquellen gewonnene Wissen in eine ausführbare Wissensbasis zu transformieren. Bei Wissensquellen wird zwischen dem von außen eingegebenen Wissen und dem durch das System selbst erweiterte Wissen unterschieden. Anwender Experte Dialogkomponente Erklärungskomponente Problemlösungskomponente Wissensbasis Wissenserwerbskomponente Datenbank (in Anlehnung an Puppe 1988, 13) Abbildung 3: Aufbau wissensbasierter Systeme 119 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Eine wesentliche Herausforderung bei der Gestaltung von wissensbasierten Systemen stellt die Schaffung einer geeigneten Wissensbasis dar (Strube et al. 2003, 39; Noelke 1985, 110). Um eine passende Wissensbasis zu erstellen, muss das notwendige Wissen zunächst akquiriert werden (Wissensidentifikation bzw. erwerb). Die Hauptquelle hierfür stellen Expertenbefragungen dar, die in verschiedenen Formen (z.B. Interview, Laut-Denken-Methode) durchgeführt werden können. Anschließend ist das erworbene Wissen zu formalisieren, indem sowohl das Faktenwissen als auch das Wissen über die Zusammenhänge der Fakten geeignet repräsentiert werden. Ziel ist es dabei, das Wissen so aufzubereiten, dass eine maschinelle Verarbeitung möglich ist. Hierbei wird im Wesentlichen zwischen logikbasierter (z.B. Aussagen- oder Prädikatenlogik), regelbasierter (wenn-dann-Regeln) Repräsentation und objektorientierten Ansätzen (Beschreibung der Struktur von Objekten) unterschieden. Abbildung 4 verdeutlicht die Zusammenhänge. Wissensbasis Fo rm a run lisie Fo g Faktenwissen rm alis ie Formen der Formalisierung: Logikbasierte Ansätze, regelbasierte Ansätze, objektorientierte Ansätze. run g Wissen über Zusammenhänge Experten, Literatur, … Abbildung 4: Erwerb und Formalisierung von Wissen Jede der genannten Repräsentationsformen von Wissen besitzt Stärken und Schwächen. Die Aussagenlogik weist beispielsweise das Problem auf, dass die Modellierungsmöglichkeiten nur sehr grob und relativ unstrukturiert sind, um tatsächliche Gegebenheiten damit angemessen beschreiben zu können. Die Prädikatenlogik ermöglicht zwar verfeinerte Modellierungsmöglichkeiten, stellt jedoch keine Möglichkeit zur Verfügung, um Wahrscheinlichkeiten zu berücksichtigen, wodurch unsicheres Wissen nicht oder nur über Umwege abbildbar ist. Regelbasiertes Wis- 120 Einsatz wissensbasierter Systeme im Rahmen der Zahlungssystemwahl sen hingegen ermöglicht es, Evidenzen anzugeben und bei der Lösungsfindung zu berücksichtigen. Es besitzt allerdings den Nachteil, dass das Wissen gegebenenfalls mit sehr vielen Regeln abgebildet werden muss und damit sehr umfangreich wird. Objektorientierte Ansätze lassen eine algorithmische Beschreibung komplexer Probleme relativ schwierig werden und sind im Umgang ungewohnt. Zur Abbildung des Wissens in der beschriebenen Problemdomäne sind regelbasierte Ansätze recht gut geeignet. Es handelt sich dabei um eine sehr natürliche Wissensbeschreibung, die leicht erlernbar und verstehbar ist, und auch unvollständiges Wissen, das dezentral verfügbar ist, abbilden kann. Gerade die dezentrale Verfügbarkeit des Wissens stellt ein wesentliches Problem der vorliegenden fachlichen Problemstellung dar (siehe Abschnitt 3.2). 3 Unterstützung der Zahlungssystemwahl durch wissensbasierte Systeme Wissensbasierte Systeme stellen eine gut geeignete Möglichkeit dar, um das Problem der Bestimmung geeigneter Zahlungsverfahren zu bewältigen. Dabei hat sich gezeigt, dass insbesondere die Formalisierung des Wissens eine der wesentlichen Herausforderungen bei der Gestaltung darstellt, wobei das Wissen sehr umfassend sein kann. Um umfangreiches Wissen formalisieren und verwaltbar machen zu können, sind deshalb so genannte Wissensdomänen zu bilden und es ist ein Vorgehen zu entwickeln, um geeignete Lösungen durch ein wissensbasiertes System generieren zu können. 3.1 Wissensdomänen der Zahlungssystemwahl Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, agieren zunehmend international und versuchen dabei, ausländische Märkte zu erschließen. So bieten viele Händler ihre Waren und Dienstleistungen über das Internet auch ausländischen Kunden an und versenden dorthin (siehe Abschnitt 1.1). Besonders wichtig ist es, den Käufern einerseits das von ihnen bevorzugte Zahlungsverfahren anzubieten, damit diese den Kaufvorgang nicht abbrechen. Andererseits muss dabei jedoch auch berücksichtigt werden, dass das Risiko, das der Verkäufer eingeht, nicht zu hoch ist und Zahlungsstörungen bzw. Zahlungsausfälle soweit wie möglich vermieden werden. Dazu ist es von entscheidender Bedeutung, die in dem Zielland verfügbaren Zahlungsverfahren zu kennen und deren Akzep- 121 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen tanz auf Kundenseite zu beurteilen, sowie zusätzliche Informationen über den Kunden (insbesondere zur Bonität) zu erhalten, damit eine risikoangepasste Zahlungswegesteuerung möglich wird. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, bei Bestellungen aus dem Ausland ausschließlich auf das Angebot einer Vorkassezahlung zu setzen. Hierbei handelt man sich jedoch das Problem ein, dass vermutlich viele Interessenten den Kaufvorgang abbrechen, da das Risiko einseitig auf die Kunden verlagert wird. Um Kaufabbrüche zu vermeiden, sind Händler deshalb häufig auch bei Lieferungen ins Ausland gezwungen, zusätzliche für sie per se unsichere Zahlungsverfahren anzubieten. Damit dabei auf Händlerseite das Risiko jedoch kontrollierbar bleibt, sollten Zahlungsverfahren differenziert angeboten werden. So kann es sinnvoll sein, manche Kunden im Ausland auch per Rechnung bezahlen zu lassen oder ein länderspezifisches Zahlungsverfahren anzubieten, andere Kunden aber auf sichere Zahlungsverfahren (z.B. Vorkasse) umzulenken. Die wesentliche Frage hierbei ist, welche Verfahren welchen Kunden angeboten werden sollen, damit das Risiko kontrollierbar bleiben kann. Ein möglicher Lösungsansatz hierfür ist es, ein wissensbasiertes System einzusetzen, das als Beratungs- und / oder Entscheidungsunterstützungssystem genutzt werden kann. In diesem müsste das Wissen über die in den einzelnen Ländern verfügbaren Zahlungsverfahren ergänzt um Informationen zur Risikosteuerung abgebildet sein. Dabei könnte das System auf jeweils länderspezifisches Wissen zugreifen und in ein Entscheidungskalkül einbeziehen. Das zur Beratung bzw. für eine Entscheidung notwendige Wissen lässt sich insgesamt in drei Domänen untergliedern: Wissen über Zahlungsverfahren und deren systemimmanente Merkmale (z.B. Kosten, Schutz vor Zahlungsrisiken, abrechenbare Beträge), Wissen über Möglichkeiten der Risikoidentifikation (z.B. Identifizierung risikoreicher Bestellungen und betrügersicher Kunden) und der Risikosteuerung, sowie Wissen darüber, welche Zahlungsverfahren von welchen Kunden am stärksten bevorzugt werden (vgl. Abbildung 5). Diese drei Wissensdomänen, welche bisher isoliert nebeneinander stehen, müssen in einem weiteren Schritt noch in einen Zusammenhang gebracht werden, indem Regeln über deren Zusammenwirken formuliert werden. Darüber hinaus ist es für einen Beratungsprozess erforderlich, eine Vorgehensweise zu definieren, anhand derer der Benutzer zu einer unternehmensspezifischen Entscheidung geführt wird. 122 Einsatz wissensbasierter Systeme im Rahmen der Zahlungssystemwahl Systemimmanente Merkmale von Zahlungsverfahren Risikoidentifikation und Risikosteuerung Kundenpräferenzen bzgl. Zahlungsverfahren Abbildung 5: Wissensdomänen der Zahlungssystemwahl 3.2 Vorgehensweise bei der Zahlungssystemwahl Um den Benutzer in einem Beratungsprozess zu einem Ergebnis führen zu können, ist es notwendig, ein Vorgehen für den Ablauf einer Beratung zu definieren. Häufig werden hierfür Frage-Antwort-Kataloge eingesetzt, die den Nutzer in Abhängigkeit seiner Antworten zu bestimmten Folgefragen führen, bis ein Ergebnis ermittelt werden kann. Es ist zu berücksichtigen, dass das Entscheidungskalkül von den individuellen Voraussetzungen des exportierenden Unternehmens abhängig ist. Diese lassen sich in zwei Merkmalsklassen unterscheiden: Merkmale, die das Produktangebot beschreiben und Merkmale, die die Präferenzen des Anbieters betreffen. Das Produktangebot liefert dabei objektive Kriterien (Preisspannen, Art der Güter, z.B. physisch / digital), in die ein Entscheidungskalkül eingebettet ist, während die Anbieterpräferenzen subjektive Merkmale liefern, die z.B. von der Risikoeinstellung des Anbieters oder der Unternehmensstrategie (Wie viel Risiko ist man bereit einzugehen? Welche ausländischen Märkte sollen erschlossen werden?) abhängig sind. Abbildung 6 zeigt diesen grundsätzlichen Zusammenhang. 123 Systemimmanente Merkmale von Zahlungsverfahren Risikoidentifikation und Risikosteuerung Kundenpräferenzen bzgl. Zahlungsverfahren Präferenzen des Anbieters Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Waren- und Dienstleistungsangebot des KMU Abbildung 6: Wissensdomänen der Zahlungssystemwahl im Unternehmenskontext Sollen bei einer Zahlungssystemwahl alle Aspekte und die daraus resultierenden Kombinationsmöglichkeiten berücksichtigt werden, so entsteht daraus ein sehr komplexes Problem mit einer hohen Anzahl möglicher Kombinationen, da sehr viele Zustandsräume möglich werden. Da es sich bei den zu berücksichtigenden Aspekten auch um zukunftsgerichtete Merkmale handelt, die nicht exakt vorhergesagt werden können (z.B. Wissen darüber, welches Zahlungsverfahren der Kunde bei einer zukünftigen Bestellung tatsächlich wählen wird), müssen zusätzlich auch noch Annahmen über die Eintrittswahrscheinlichkeiten bestimmter Szenarien getroffen werden. Im Kontext eines regelbasierten Expertensystems werden diese durch Evidenzen repräsentiert. Um das Problem der hohen Anzahl möglicher Kombinationen in den Griff zu bekommen, muss eine Vorgehensweise gefunden werden, die es erlaubt ohne Durchprobieren aller möglichen Lösungen eine gute (im Idealfall die beste) Lösung zu finden. Ein solcher Ansatz, der auch als Heuristik bezeichnet wird, wird im Folgenden überblicksartig vorgestellt. In einem ersten Schritt sind die Anforderungen, die sich aufgrund des Waren- und Dienstleistungsangebots ergeben, zu erheben und es sind Szenarien zur Fallunter- 124 Einsatz wissensbasierter Systeme im Rahmen der Zahlungssystemwahl scheidung zu bilden. Sollen beispielsweise sowohl digitale als auch physische Güter verkauft werden, so ergeben sich dadurch zwei Szenarien. Sollen darüber hinaus diese Waren noch in verschiedene Länder abgesetzt werden, so sind die beiden Szenarien zu vervielfältigen und für jedes Land gesondert zu betrachten. In einem weiteren Schritt sind die Präferenzen des Händlers zu berücksichtigen. Beispielsweise muss entschieden werden, ob der Händler auch eine Möglichkeit zur Gutschrift oder für Stornobuchungen wünscht. Zudem sollte hier einfließen inwiefern der Händler die Interessen von Kunden berücksichtigen möchte (z.B. ob dem Kunden Zahlungsmöglichkeiten angeboten werden soll, die Anonymität gewährleisten). Berücksichtigung von Anbieterpräferenzen und Kundeninteressen Abschätzung des Umsatzpotenzials Ermittlung von Kosten (Abwicklungs- und Risikokosten) Gegebenenfalls Anpassung Anforderungserhebung und Szenarienbildung Zusammenführung von Ergebnissen Entscheidung Abbildung 7: Ablauf der Zahlungssystemwahl Um abschätzen zu können, welche Umsätze mit einem entsprechenden Zahlungssystem realisiert werden könnten, muss weiterhin die Akzeptanz und damit die 125 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Präferenz der Kunden in einen Entscheidungs- bzw. Beratungsprozess einfließen. Tendenziell ist hier zu erkennen, dass Kunden eher risikoavers eingestellt sind. Folglich muss in der Regel vom Händler oder einem Dritten ein bestimmter Anteil des Risikos getragen werden, damit überhaupt Umsätze erzielt werden können. Damit das Risiko aus Händlersicht jedoch kalkulierbar bleibt, ist zu empfehlen, vor der Annahme von Bestellanfragen Risikoprüfungen durchzuführen, die zwar einerseits Kosten verursachen, jedoch Zahlungsrisiken und damit Risikokosten deutlich reduzieren können. Welcher Umfang an Prüfmaßnahmen dabei sinnvoll ist, hängt im Wesentlichen von der individuellen Situation des Anbieters ab und muss einzelfallabhängig entschieden werden. Weiterhin sind die Kosten in Form von Abwicklungs- und Risikokosten den möglichen Umsätzen gegenüberzustellen. Erst an dieser Stelle sollte über den Umfang an Prüfmaßnahmen, die zur Risikosteuerung eingesetzt werden, entschieden werden. Denn das eingesetzte Risikomanagement kann deutliche Auswirkungen auf die Ertragslage des Händlers haben. Abbildung 7 fasst die auf einer sehr hohen Ebene beschriebenen Schritte zur Zahlungssystemwahl in einem Ablaufdiagramm zusammen. Zu bedenken ist, dass auch Rücksprungmöglichkeiten vorgesehen sind. Dies ermöglicht es, angegebene Präferenzen und Parameter zu revidieren und ein angepasstes Ergebnis zu ermitteln. 3.3 Kritische Diskussion der Vorgehensweise Die vorgeschlagene Vorgehensweise liefert im Ergebnis die Form der Zahlungsabwicklung, die für eine spezielle Situation den höchsten Gewinnbeitrag leistet. Dabei werden sowohl Händler- als auch Kundenaspekte betrachtet. Zusätzlich wird berücksichtigt, dass die Zahlungssystemen innewohnenden Risiken gegebenenfalls durch die Hinzunahme Risiko mindernder Maßnahmen reduziert werden können. Die frühzeitige Berücksichtigung der Händlerpräferenzen im Vorgehensmodell könnte dazu führen, dass für bestimmte Szenarien keine Lösungen gefunden werden. Werden beispielsweise Präferenzen geäußert, die durch die vorhandenen Zahlungsverfahren und Risiko reduzierenden Maßnahmen nicht oder nur teilweise erfüllbar sind, so werden alle Lösungen bereits a priori aus dem Lösungsraum ausgeschlossen. Dieser Umstand kann jedoch geheilt werden, indem ein Expertensystem diesen Zustand bereits vorab erkennt und den Händler darauf hinweist. Bei der Anwendung des Modells zeigen sich vor allem zwei Stellen als kritisch: einerseits die Abschätzung des Umsatzpotenzials und andererseits die Ermittlung der Risikokosten. In beiden Schritten werden valide Informationen über den Kun- 126 Einsatz wissensbasierter Systeme im Rahmen der Zahlungssystemwahl den benötigt. Diese fließen in ein Modell zur Berechnung des erwarteten Umsatzes bzw. der Wahrscheinlichkeit, mit der ein Kunde ein bestimmtes Zahlungsverfahren tatsächlich nutzen wird, ein. Da jedoch regelmäßig nicht alle Informationen vorliegen bzw. vorliegen können, sind Annahmen über bestimmte Kundenmerkmale (z.B. Zahlungssystempräferenzen) zu treffen. Damit einher gehen zusätzliche Unsicherheiten, die berücksichtigt werden müssen. Da Transaktionen trotz Einbeziehung Risiko reduzierender Maßnahmen in der Regel auf Basis unvollständiger Informationen abgewickelt werden, sind diese mit Risiken behaftet. Um eine konkrete Umsatz- und Kosten-Ermittlung durchführen zu können, müssen diese Risiken möglichst exakt quantifiziert werden. Hierzu sind unternehmensindividuelle und in der Regel komplexe Risikomodelle zu erstellen und anzuwenden. Da viele KMU die erwarteten Kaufabbruch- und Ausfallquoten nicht exakt quantifizieren können, werden im System Standardwerte hinterlegt, die durch umfangreiche empirische Erhebungen (z.B. Stahl et al. 2006; Stahl et al. 2007) ermittelt wurden. Diese Standardwerte können vom Anwender des Systems entweder a priori aufgrund subjektiver Einschätzungen (z.B. über- oder unterdurchschnittliches Zahlungsausfallrisiko) oder auf Basis von im Zeitverlauf gewonnenen Erfahrungen adaptiert werden. 4 Fazit und Ausblick Der Einsatz wissensbasierter Systeme stellt eine gute Möglichkeit dar, um den Aufbau von Kompetenzen insbesondere in den Bereichen, die nicht zum Kerngeschäft eines Unternehmens zählen, zu unterstützen. Dabei können wissensbasierte Systeme einerseits als Beratungs- und Entscheidungsunterstützungskomponente eingesetzt werden, andererseits auch als Wissens- bzw. Informationsquelle für Mitarbeiter dienen und so einen Beitrag zur Kompetenzentwicklung von Mitarbeitern leisten. Es hat sich auch gezeigt, dass insbesondere die Sicherheit von Zahlungen eine der wesentlichen Herausforderungen bei der Erschließung ausländischer Märkte darstellt, die bei der Wahl geeigneter Zahlungssysteme berücksichtigt werden muss. Hierfür werden Arbeiten geleistet, um Händlern eine situationsspezifische und risikogerechte Zahlungssystemwahl zu ermöglichen. Die Unterstützung der Zahlungsabwicklung im Rahmen der Internationalisierung von KMU darf jedoch nicht beim Vorschlag eines geeigneten Zahlungssystems Halt machen. Sie muss auch die nachfolgende Umsetzung des Zahlungssystems in organisatorische und informationstechnische Abläufe (auch als Financial Supply 127 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Chain bezeichnet) unterstützen. Bereits die Financial Supply Chains kleinerer Unternehmen umfassen eine Vielzahl von Aufgaben, Aufgabenträgern, Regeln, Ressourcen, Informationen und Beziehungen zwischen diesen Elementen, so dass die resultierende Komplexität das menschliche Erfassungsvermögen häufig übersteigt (Rosemann 1996, 17). Die Gestaltung und Überwachung der Financial Supply Chain stellt daher hohe Anforderungen an die Prozessmanagement-Kompetenzen der KMU (Krabichler 2006, 65 ff.). Um die Komplexität eines realen betrieblichen Ablaufs beherrschen zu können, werden häufig Prozessmodelle eingesetzt. Ein Prozessmodell bildet den zeitlichlogischen Ablauf ab, der sich aus einer Kette von Funktionen und verknüpfenden Operatoren zusammensetzt. Zusätzlich können Daten und Ressourcen in Form von Organisationseinheiten, Betriebsmitteln und Informationssystemen zugeordnet werden (Hofer-Alfeis 1999, 192). Prozessmodelle erleichtern beispielsweise die Kommunikation zwischen unternehmensinternen und –externen Beteiligten (z.B. Dienstleistungspartnern), können die Auswahl und Anpassung von Standardsoftware unterstützen und bilden die Grundlage für die Analyse der Kosten und Durchlaufzeiten der Prozesse (Leist-Galanos 2006, 15-18). Um KMU bei der Prozessgestaltung zu unterstützen, sollten zukünftig für die einzelnen Zahlungssysteme Referenzprozessmodelle zur Verfügung gestellt werden. Im Vergleich zu unternehmensspezifischen Prozessmodellen zeichnen sich Referenzmodelle durch einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit für eine ganze Unternehmensklasse aus (Rosemann 1996, 34), so dass sie als Ausgangslösungen bei der Gestaltung unternehmensspezifischer Financial Supply Chains dienen können. Im Rahmen der Erstellung unternehmensspezifischer Modelle erleichtern sie insbesondere die schwierige Aufgabe der Strukturierung betrieblicher Sachverhalte und tragen dadurch zu einer Reduzierung des Zeit- und Kostenaufwands bei der Modellierung bei (Becker / Schütte 1996, 27). Darüber hinaus verbessert sich in der Regel die Qualität der erstellen unternehmensspezifischen Modelle, da bei der Prozessgestaltung auf weitgehend bewährte betriebswirtschaftliche Konzepte zurückgegriffen werden kann (Remmert 2002, 359 f.). Derzeit existieren nur sehr allgemeine und wenig strukturierte Gestaltungsempfehlungen für die Financial Supply Chain, die zudem auf viele unterschiedliche Informationsquellen verteilt sind. Ein erster Ansatz, um diese Gestaltungsempfehlungen strukturiert und aus einem Guss für KMU zur Verfügung zu stellen, ist der ECommerce-Leitfaden (Stahl et al. 2008), der von KMU kostenlos unter www.ecommerce-leitfaden.de bezogen werden kann. Die Abbildung der darin enthaltenen Gestaltungsempfehlungen in Form von Referenzprozessmodellen bietet eine gute Möglichkeit, die Umsetzung der Gestaltungsempfehlungen in unternehmensspezifische Prozesse für KMU weiter zu erleichtern. 128 Einsatz wissensbasierter Systeme im Rahmen der Zahlungssystemwahl Die Entwicklung der Referenzprozessmodelle stellt jedoch keine einfache Aufgabe dar. So muss sichergestellt werden, dass die Vielzahl der in der Praxis vorzufindenden (und sinnvollen) Ablaufvarianten durch das Referenzprozessmodell abgebildet werden kann, ohne gleichzeitig die Verständlichkeit des Modells zu gefährden. Zudem ist zu gewährleisten, dass das Referenzprozessmodell tatsächlich den aktuellen Stand der Wissenschaft und Technik widerspiegelt. Darüber hinaus muss analysiert werden, welche Modellierungssprachen und Kommunikationsmedien von den KMU bevorzugt werden, damit das Modell auch von der Zielgruppe der KMU akzeptiert wird. Dem zu erwartenden hohen Nutzen der Erstellung von Referenzprozessmodellen steht daher auch ein hoher Aufwand gegenüber, der die Ressourcen einzelner Forschungseinrichtungen häufig übersteigt (Frank / Strecker / Koch 2007, 6). Um die Erreichung der Ziele der Referenzprozessmodellierung sicherzustellen, wäre daher die Initiierung zukünftiger Forschungsprojekte wünschenswert, damit durch eine Beteiligung unterschiedlicher Akteure aus Wissenschaft und Praxis sowohl die methodische Stringenz und Objektivität als auch die Praxistauglichkeit der Referenzprozessmodelle sichergestellt werden kann. 5 Literaturverzeichnis (Becker/Schütte 1996) Becker, Jörg; Schütte, Reinhard (1996): Handelsinformationssysteme. Landsberg/Lech (Bienzeisler/Meiren 2005) Bienzeisler, Bernd; Meiren, Thomas (2005): Trendstudie Dienstleistungen: Ergebnisse einer Befragung zu Dienstleistungsproduktivität und Dienstleistungsinternationalisierung. Stuttgart (Breitschaft et al. 2004) Breitschaft, Markus; Krabichler, Thomas; Stahl, Ernst; Wittmann, Georg (2004): Sichere Zahlungsverfahren für E Government; in: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (Hg.): E-Government-Handbuch, Köln (Barr/Cohen/Feigenbaum 1990) Barr, Avron; Cohen, Paul; Feigenbaum, Edward: The Handbook of Artificial Intelligence – Volume IV. Stanford 129 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen (Frank/Strecker/Koch 2007) Frank, Ulrich; Strecker, Stefan; Koch, Stefan (2007): "Open Model" – ein Vorschlag für ein Forschungsprogramm der Wirtschaftsinformatik – Langfassung. Essen (Helbig 1996) Helbig, Hermann (1996): Künstliche Intelligenz und automatisierte Wissensverarbeitung. Berlin (Hofer-Alfeis 1999) Hofer-Alfeis, Josef (1999): Geschäftsprozeßmanagement – innovative Ansätze für das wandlungsfähige Unternehmen. Marburg (Krabichler 2006) Krabichler, Thomas (2006): Integration unternehmensbezogener Finanzdienstleistungen in die Financial Supply Chain von kleinen und mittleren Unternehmen; in: Streich, Deryk; Wahl, Dorothee (Hg.): Moderne Dienstleistungen – Impulse für Innovation, Wachstum und Beschäftigung. Frankfurt am Main, 6573 (Kurbel 1992) Kurbel, Karl: Entwicklung und Einsatz von Expertensystemen – eine anwendungsorientierte Einführung in wissensbasierte Systeme. Berlin et al. (Leist-Galanos 2006) Leist-Galanos, Susanne: Methoden zur Unternehmensmodellierung – Vergleich, Anwendungen und Integrationspotenziale. Berlin (Luger 2001) Luger, Georg (2001): Künstliche Intelligenz – Strategien zur Lösung komplexer Probleme. München (Mertens/Borkowski/Geis 1993) Mertens, Peter; Borkowski, Volker; Geis, Wolfgang: Betriebliche Expertensystem-Anwendungen. Berlin u.a. (Müller 2005) Müller, Markus (2005): Die Verminderung von asymmetrisch verteilten Informationen im Electronic Commerce. Lüneburg (Noelke 1985) Noelke, U. (1985): Das Wesen des Knowledge Engineering. In: Savory, Stuart: Künstliche Intelligenz und Expertensysteme. München u. a., 109-123 130 Einsatz wissensbasierter Systeme im Rahmen der Zahlungssystemwahl (Probst/Raub/Romhardt 2006) Probst, Gilbert J. B.; Raub, Steffen; Romhardt, Kai (2006): Wissen managen – wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource optimal nutzen. Wiesbaden (Puppe 1988) Puppe, Frank. (1998): Einführung in Expertensysteme. Berlin et al. (Puppe/Stoyan/Studer 2000) Puppe, Frank.; Stoyan, Herbert; Studer, Rudi (2000): Knowledge Engineering; in: Görz, Günther; Rollinger, Claus-Rainer; Schneeberger, Josef (Hg.): Handbuch der Künstlichen Intelligenz. Wien, 599-641 (Reimer 1991) Reimer, Ulrich (1991): Einführung in die Wissensrepräsentation. Stuttgart (Remmert 2002) Remmert, Jan (2002): Referenzmodellierung von Prozessketten als Instrument des Supply Chain Managements; in: Dangelmaier, Wilhelm; Emmrich, Andreas; Kaschula, Daniel (Hg.): Modelle im E-Business. Paderborn, 355-373 (Rosemann 1996) Rosemann, Michael (1996): Komplexitätsmanagement in Prozessmodellen – Methodenspezifische Gestaltungsempfehlungen für die Informationsmodellierung. Wiesbaden (Stahl et al. 2006) Stahl, Ernst; Krabichler, Thomas; Breitschaft, Markus; Wittmann, Georg (2006): Zahlungsabwicklung im Internet – Bedeutung, Status quo und zukünftige Herausforderungen. Regensburg (Stahl et al. 2007) Stahl, Ernst; Breitschaft, Markus; Krabichler, Thomas; Wittmann, Georg: Risiken der Zahlungsabwicklung im Internet – Bedeutung, Gegenmaßnahmen und zukünftige Herausforderungen, Regensburg (Stahl et al. 2008) Stahl, Ernst; Krabichler, Thomas; Breitschaft, Markus; Wittmann, Georg: ECommerce-Leitfaden – Erfolgreich im elektronischen Handel. Januar 2008. http://www.e-commerce-leitfaden.de. Regensburg (Strube et al. 2003) Strube, Gerhard; Habel, Christopher; Konieczny, Lars; Hemforth, Barbara (2003): Kognition; in: Görz, Günther.; Rollinger, Claus-Rainer; Schneeberger, Josef: Handbuch der Künstlichen Intelligenz, München u. a., 19-72 131 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien Christian Stracke Universität Duisburg-Essen Marco Stypmann DIN Deutsches Institut für Normung e.V., Berlin Referat Entwicklungsbegleitende Normung Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien Nutzen für kleine und mittlere Unternehmen insbesondere aus der Dienstleistungswirtschaft Inhalt 1 Einleitung ...................................................................................................... 135 2 Personalentwicklung ..................................................................................... 136 2.1 Ausprägungen und Ziele der Personalentwicklung ............................ 136 2.2 Anforderungen an eine zukunftsorientierte Personalentwicklung ...... 137 2.3 Kompetenzorientierung als Schlüssel zum Erfolg .............................. 140 3 Nutzen eines standardisiertes Kompetenzmodells ........................................ 144 3.1 Allgemeiner Nutzen von Kompetenzmodellen................................... 144 3.2 Nutzen eines unternehmensübergreifend standardisierten Kompetenzmodells ............................................................................. 145 3.3 Spezifischer Nutzen für kleine und mittlere dienstleistungsorientierte Unternehmen.............................................. 147 4 Komplexität und Standardisierung eines unternehmensübergreifenden Kompetenzmodells........................................................................................ 149 5 Handlungsempfehlungen............................................................................... 155 6 Fazit............................................................................................................... 157 133 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen 7 Literaturverzeichnis....................................................................................... 158 Anhang .................................................................................................................. 163 134 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien 1 Einleitung Der Trend in der heutigen Dienstleistungswirtschaft weist eindeutig in Richtung kundenorientierte und international angebotene Dienstleistungen. Um diesem Trend gerecht zu werden, müssen dienstleistungsorientierte Unternehmen (das impliziert reine Dienstleistungsunternehmen, aber auch produzierende Unternehmen, die Dienstleistungen anbieten) selbst komplexe Kundenbedürfnisse befriedigen und ihr Angebot diesen Bedürfnissen anpassen. Bevor ein entsprechendes Angebot erstellt werden kann, ist es somit erforderlich, die eigenen Produktionsfaktoren zu kennen. Wenn es sich um die einzusetzende Hardware oder Software handelt, sind die meisten Unternehmen in der Lage, schnell und übersichtlich eine Bestandsaufnahme durchzuführen. Anders verhält es sich jedoch mit dem für Dienstleistungen wichtigsten Produktionsfaktor Mensch. Viele Dienstleistungen sind durch direkten Kundenkontakt und Leistungserbringung vor Ort gekennzeichnet. Gleichzeitig führt die Ausweitung und Internationalisierung der Märkte und Geschäftsfelder dazu, dass es keine nationalen geschützten Kundenkreise mehr gibt, sondern weltweite Konkurrenz. Aus diesem Grund liegt gegenwärtig eine große Herausforderung darin, die Innovationsfähigkeit des Unternehmens in einem sich schnell veränderndem Umfeld durch eine in sich konsistente und nachhaltige Personalentwicklung zu unterstützen, die es schafft, sich stets den verändernden Rahmenbedingungen anzupassen oder sie idealerweise zu antizipieren. Eine Folge der Internationalisierung ist beispielsweise, dass die Anforderungen an individuelle Fähigkeiten der Mitarbeiter jenseits fachspezifischer Kenntnisse (z. B. fachliches Wissen in einer Domäne) in den Vordergrund treten. So wird die interkulturelle Kompetenz (z. B. das Verstehen von gesellschaftlichen Werten, Lebenswelten und Ordnungsvorstellungen anderer Kulturen) für Auslandsaufenthalte eines Mitarbeiters wichtig, damit er möglichst gut im jeweiligen Erbringungsland kommunizieren, andere Kulturen verstehen und erfolgreich handeln kann. Deshalb ist es unter anderem für die Unternehmen, aber auch für die einzelnen Mitarbeiter unerlässlich, alle im Unternehmen vorhandenen Kompetenzen zu kennen und zu erfassen. Der vorliegende Beitrag soll zunächst die Notwendigkeit und die unterschiedlichen Facetten der Personalentwicklung aufzeigen. Im Zuge dieser Ausführungen wird unter anderem auf Ergebnisse zweier empirischen Erhebungen aus dem Projekt "standard:IS Dienstleistungsstandards in erfolgreichen Internationalisierungsstrategien" (nachfolgend abgekürzt als standard:IS) eingegangen. Die Ergebnisse geben wieder, welche Anforderungen die befragten Organisationen an eine erfolgreiche Personalentwicklung haben. Darauf aufbauend wird dargestellt, welche Methoden und Instrumente der Personalentwicklung sich für die Erfüllung der Anforderungen 135 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen besonders eignen. Es wird explizit dargestellt, worin der Nutzen von Kompetenzmodellierung sowie von standardisierten Kompetenzmodellen liegt und warum kleine und mittlere dienstleistungsorientierte Unternehmen in besonderem Maße davon profitieren können. Eine Darstellung der Komplexität dieses Themenbereichs sowie eine erste Festlegung, welche Dimensionen für die Standardisierung eines unternehmensübergreifenden Kompetenzmodells sinnvoll wären, wird in dem darauf folgenden Kapitel beschrieben. Diese Ausführungen orientieren sich dabei an den Ergebnissen der aktuell laufenden Standardisierungsaktivitäten (siehe Anlage). Im Besonderen sind es die Ergebnisse, die bei einer im DIN durchgeführten Workshopreihe, die sich mit der Standardisierung eines Kompetenzmodells beschäftigt, erarbeitet wurden. Auf Basis der vorliegenden Ergebnisse werden Handlungsempfehlungen abgeleitet. Den Abschluss bilden ein Fazit sowie eine Auflistung von Ansätzen und Initiativen zur Standardisierung von Kompetenzen und Kompetenzmodellen. 2 Personalentwicklung 2.1 Ausprägungen und Ziele der Personalentwicklung Die Mitarbeiter sind das Vermögen unseres Unternehmens, heißt es in vielen Vorstandsreden. Die Wirklichkeit sieht allerdings anders aus. Getrieben durch diverse konjunkturbedingte Kostensenkungswellen sowie die Kraft der Stakeholder und des Wettbewerbs spielen Personalkosten noch immer eine entscheidende Rolle. Das geht einher mit schrumpfenden Mitarbeiterzahlen, Verschlankung des Personalbereichs und dem Zurückfahren der Personalentwicklung. Dabei schießen viele Unternehmen über das eigentliche Ziel hinaus. Doch glaubt man einer Studie von Capgemini Consulting, werden die Human Resource-Themen in naher Zukunft eine Renaissance erleben. Personal- bzw. Führungskräfteentwicklung führen die Liste der wichtigsten strategischen Themen der Zukunft an. (Capgemini 2007, 29ff.) Eine erfolgreiche Personalentwicklung zeichnet sich durch viele einzelne Faktoren aus: Allen voran sind es die Lernprozesse, die jederzeit gesteuert werden sollen und angeblich auch gesteuert werden können. Hierbei geraten jedoch die Methoden der klassischen Personalentwicklung schnell an ihre Grenzen (Kunzmann/Schmidt 2007, 38f.): 136 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien • Sie können nicht mithalten mit der geforderten Agilität der Geschäftsprozesse, in der die Anforderungen an Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Mitarbeiter sich immer schneller verändern. • Sie kommen immer weniger zu recht mit der Individualisierung der Bildungspfade der einzelnen Mitarbeiter, die eben nicht mehr einem Karrieremodell entsprechen, sondern durch lebenslange Umstiege gekennzeichnet sind. • In ihnen kommt das informelle Lernen von eigen motivierten Mitarbeitern praktisch nicht vor, das allerdings nach aktuellen Studien bis zu 80% des Lernens ausmacht. Insgesamt führt das dazu, dass viele Personalentwicklungsmaßnahmen nicht das gewünschte Ergebnis liefern. Häufig agiert die Personalentwicklung zu sehr ad hoc (als Reaktion auf Mitarbeiterwünsche oder akute Probleme) sowie unsystematisch und die Qualifizierungsmaßnahmen werden zu sehr nach dem Gießkannenprinzip betrieben, ohne dass dafür ein wirklicher Bedarf besteht (Busse 2006, 1). Recht deutlich wird die Schwäche der klassischen Personalentwicklung auch dann, wenn Kurse angeboten und durchgeführt werden, die nur eine geringe oder gar keine Anpassung an aktuelle Erfordernisse und Rahmenbedingungen erfahren. Das führt dazu, dass Mitarbeiter etwas lernen, was sie in der täglichen Arbeit jedoch kaum zur Anwendung bringen können oder möchten. Die klassische Personalentwicklung scheint mit der heutigen Entwicklung nicht mithalten zu können. Um aufzuzeigen, welcher Ansatz sich als zukunftsfähig und nachhaltig erweist, werden zunächst allgemeine Anforderungen an die Personalentwicklung identifiziert. Darauf aufbauend wird dargestellt, durch welche Art der Personalentwicklung diese Anforderungen idealerweise umgesetzt werden. 2.2 Anforderungen an eine zukunftsorientierte Personalentwicklung Im Rahmen des Projekts standard:IS wurden insgesamt sechs empirische Erhebungen zu unterschiedlichen Aspekten der Dienstleistungsstandardisierung durchgeführt. Die Erhebungen der Kooperationsstelle Hamburg und des Instituts für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement der Universität Stuttgart (IAT) sind für diesen Beitrag von besonderem Interesse. Diese Erhebungen enthielten Fragestellungen zur Personalentwicklung, um identifizieren zu können, welche Anforderungen durch die befragten dienstleistungsorientierten Unternehmen an die Personalentwicklung – vor allem im Hinblick auf ihre Internationalisierungsbestrebungen – gestellt werden. 137 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Bei der von der Kooperationsstelle durchgeführten Erhebung wurden die Sozialpartner (Geschäftsleitung und Arbeitsnehmervertretung) von insgesamt 14 Unternehmen unterschiedlicher Branchen, Größen und internationaler Ausrichtung befragt, welche Rahmenbedingungen in den Unternehmen bisher geschaffen wurden bzw. für sinnvoll gehalten werden, um Dienstleistungsstandards und Internationalisierungsbestrebungen zu unterstützen. Die Berücksichtigung der Arbeitnehmervertretung ist bewusst vorgenommen worden, da der Arbeitnehmervertretung durch §92 BetrVG ein großer Einfluss auf die Personalentwicklung in einem Unternehmen eingeräumt wird (detaillierte Ausführungen folgen in Kapitel 3.2). Im Fokus der Erhebung lag vor allem der Einfluss des Personals oder der Personalentwicklung auf die Internationalisierungsbestrebungen eines dienstleistungsorientierten Unternehmens. Aus diesem Grund wurde zunächst nach den wichtigsten Einflussfaktoren der Personalentwicklung und des Personaleinsatzes im Kontext der Internationalisierung von Dienstleistungen gefragt. Aus Sicht der befragten Unternehmen sind folgende Faktoren als besonders wichtig anzusehen (die Reihenfolge gibt keine Auskunft über die Relevanz) (Kooperationsstelle 2008): • Systematische Organisation von Weiterbildungsmaßnahmen (deutlicher Trend in Richtung steigender Qualifikationsanforderungen) • erweiterte Anforderung an die Sprachkenntnisse • Förderung der interkulturellen Kompetenz • Unternehmensinterne Arbeitszeitlösungen für Weiterbildung, Spracherwerb, Auslandseinsätze etc. • Mobilitätsangebote und -lösungen (Reisefreudigkeit und Flexibilität bzgl. der Arbeitszeit) • Praktische Arbeit mit internationalen elektronischen Leistungsverzeichnissen und Katalogen • Kompetenzentwicklung bei Aneignung und Umgang mit internationalen Standards Die Einschätzung der befragten Unternehmen bzgl. der wesentlichen Erfolgsfaktoren stimmt teilweise mit einer vom DIHK veröffentlichten Studie überein. Ein wesentliches Ergebnis der DIHK-Studie war es, dass mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen "qualifizierte Mitarbeiter" als einen wesentlichen Erfolgsfaktor für das Auslandsgeschäft mit Dienstleistungen sehen (DIHK 2006, 25). Auf die Frage nach Veränderungen in der Personalentwicklung durch die Internationalisierung wurde ein uneinheitliches Bild bei den durch die Kooperationsstelle befragten Dienstleistungsunternehmen festgestellt. Während sich bei einigen Un- 138 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien ternehmen die Veränderungen ausschließlich auf die Servicemitarbeiter oder Mitarbeiter mit direktem Kundenkontakt beziehen, sind in anderen Unternehmen alle Mitarbeiter von den Veränderungen betroffen. In fast allen Unternehmen beherrschen in Bezug auf die Internationalisierung die Schlagworte kulturelle Flexibilität, Personalkommunikation sowie Training und Weiterbildung in Fremdsprachen (allen voran englisch) die Diskussionen. Aus diesem Grund reagieren die Unternehmen mit den folgenden Maßnahmen auf die Internationalisierung von Geschäftsprozessen: • Coaching im Umgang mit anderen Kulturen • Sensibilisierung der Mitarbeiter im Auslandseinsatz für interkulturelle Zusammenarbeit • Sprachkurse in der Freizeit, Übernahme der Kosten • Schulungen in Fremdsprachen und Landeskulturen • Ermöglichen der Teilnahme an Fachkonferenzen • Neueinstellung von Mitarbeitern mit interkulturellen Kompetenzen Es muss festgehalten werden, dass von fast allen befragten Unternehmen die interkulturelle Kompetenz für wichtig bis sehr wichtig eingestuft wurde. Die Unternehmen haben darauf reagiert, indem sie spezielle Schulungsprogramme entwickelt haben oder auf Maßnahmen wie Auslandsentsendungen oder -praktika zurückgreifen. Ein weiteres Unternehmen stellt verstärkt ausländische Praktikanten oder Mitarbeiter ein, um im gesamten Unternehmen mehr Offenheit und Neugierde zu bekommen. Zwei Unternehmen weisen ausdrücklich auf eine Berücksichtigung dieser Kompetenzen bei der Personalauswahl hin (Auslandserfahrung als Einstellungskriterium). Ein Ergebnis der empirischen Erhebung des IAT war es, dass alle befragten Unternehmen – bedingt durch die DIN EN ISO 9000ff-Zertifizierung – Stellenprofile haben. Die Qualifikationsanforderungen dieser Profile ergeben sich aus den Leistungen, die durch die Mitarbeiter erbracht werden sollen. Die Personalverantwortlichen in den befragten Unternehmen ermitteln den Schulungsbedarf meist anhand von Kompetenzmodellen und Personalentwicklungsplänen, den überwiegend ein standardisiertes unternehmensinternes Schulungsangebot abdeckt. In diesem Zusammenhang muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass es sich bei den Befragten ausschließlich um große Unternehmen (>500 Mitarbeiter) handelte (Mörschel/Zähringer 2007, 45f.). Alles in allem lässt sich konstatieren, dass – in Analogie zum Vorgehen der großen Unternehmen – die Erfassung und der Ausbau von Unternehmens- und Mitarbei- 139 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen terkompetenzen der richtige Weg in Richtung einer strategischen und nachhaltigen Personalentwicklung sein kann. Dieses Vorgehen lässt sich durch eine kompetenzorientierte Personalentwicklung, die auf ein unternehmensweites, idealerweise auch standardisiertes Kompetenzmodell zurückgreift, am besten realisieren. 2.3 Kompetenzorientierung als Schlüssel zum Erfolg Die klassische Aufgabe einer Personalentwicklung ist die Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie generell die Förderung der Mitarbeiter. Eine systematische Vorgehensweise wird dann erforderlich, "wenn Diskrepanzen zwischen Fähigkeiten und Anforderungen nicht über Personalbeschaffung beziehungsweise -freisetzung ausgeglichen werden können oder sollen" (Scholz 2000, 505). Das macht es erforderlich, dass das Personalmanagement um die notwendigen Kompetenzen weiß. Darauf aufbauend muss ein klares Bild darüber geschaffen werden, welcher Mitarbeiter diese notwendigen Kompetenzen hat oder erst dahin entwickelt werden muss. In erster Linie wird bei der Durchführung von Entwicklungsmaßnahmen nicht mehr nach dem Mehrwert für den einzelnen Mitarbeiter, sondern für das Unternehmen gefragt. Die Frage lautet demnach nicht: "Was ist schön für unsere Mitarbeiter?", sondern "Welche Kompetenzen brauchen wir in den Märkten von morgen?" (Capgemini 2007, 5). Kompetenzen haben sich in vielen Bereichen als Instrument zur Beschreibung dessen, was ein Mitarbeiter oder ein Unternehmen kann respektive können muss, bewährt. Dabei wird nach der branchenübergreifenden Qualitätsnorm DIN EN ISO 9000:2005 Kompetenz definiert als "dargelegte Eignung, Wissen und Fertigkeiten anzuwenden" (DIN 2005). Das impliziert, dass es sich bei Kompetenzen um ein Bündel von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen handelt, die relevant für die berufliche Leistung und hinreichend messbar/beobachtbar sind (Kunzmann/Schmidt 2007, 39). Sie sind typischerweise keine binären Konzepte, über die ein Mitarbeiter verfügt oder nicht, sondern sie können sich z. B. mit Kompetenzniveaus ausdifferenzieren lassen (Schmidt/Kunzmann/Biesalski 2006, 1f.). In der unternehmerischen Praxis haben sich unterschiedliche Definitionsarten von Kompetenzen etabliert. Kompetenzen werden in Unternehmen häufig in die fachliche Kompetenz (z. B. fachliches Wissen in einer Domäne), Methodenkompetenz (z. B. Fähigkeit zur Anwendung von Problemlösungstechniken oder zur Gestaltung von Problemlösungsprozessen), die personale Kompetenz (z. B. Flexibilität und Mobilität) sowie die soziale Kompetenz (z. B. Teamfähigkeit) unterteilt. Wie oben bereits angedeutet, tritt durch die Internationalisierung vieler Unternehmen verstärkt auch die so genannte interkulturelle Kompetenz in den Fokus der Betrach- 140 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien tung. Eine wissenschaftliche Betrachtung der Kompetenzdefinition erfolgt in Kapitel 4. Als kompetenzorientierte wird zuweilen eine Personalentwicklung bezeichnet, die Kompetenzen als Abstraktionen von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen von Mitarbeitern als ihr primäres Steuerungsinstrument benutzt. Zentrales Instrument ist ein Kompetenzmodell, das ein kontrolliertes Vokabular an Kompetenzen festlegt, das überall zur Anwendung kommt, wo Kompetenzen eine Rolle spielen. (Kunzmann/Schmidt 2007, 39) Ferner werden in einem Kompetenzmodell alle Kompetenzen in einer hierarchischen Struktur organisiert, um dann das notwendige Niveau einzelner Kompetenzen (entsprechend des individuellen Einsatzbereiches eines Mitarbeiters) mit den vorhandenen Kompetenzen zu vergleichen. Die kompetenzorientierte Personalentwicklung muss allerdings mehr leisten als eine Erhebung und Speicherung der im Unternehmen vorhandenen Mitarbeiterkompetenzen. Vielmehr geht es um den systematischen Umgang mit diesen Kompetenzen und ihre an den Unternehmenszielen ausgerichtete Entwicklung, indem rechtzeitig geeignete Personalentwicklungsmaßnahmen initiiert werden, um Kompetenzlücken (als Ergebnis einer Anforderungs-, Gap- oder Lückenanalyse) zu beseitigen. Durch bedarfsorientierte Qualifizierungen lassen sich mögliche Soll-/ Ist-Differenzen des Unternehmens oder der Mitarbeiter gezielter beseitigen. Dabei kann zwischen der strategischen Bildungsbedarfsanalyse bezogen auf das Unternehmen und der individuellen Bildungsbedarfsanalyse bezogen auf die Mitarbeiter unterschieden werden. Nach Kröpelin (Kröpelin 2005, 23) und Busse (Busse 2006, 1) sind zur Einführung einer kompetenzorientierten Personalentwicklung folgende Schritte erforderlich: • Einleitende Fragestellung, was müssen Unternehmen und deren Mitarbeiter in der Gesamtheit können. • Entwicklung eines Kompetenzmodells durch Übersetzung der Wissensstrategie des Unternehmens in Zielkompetenzen einzelner Mitarbeiter • Gestaltung und elektronische Unterstützung der Personalentwicklungsprozesse und ihre Implementierung in ein Learning-Managementsystem • Aufstellen von Anforderungsprofilen auf der Grundlage des Kompetenzkatalogs (Entwicklung von Kompetenzprofilen) • Definition von Prozessen und Verfahren zur Ermittlung und Aktualisierung von Ist-Profilen der Mitarbeiter (Durchführung von so genannten Kompetenzgesprächen) • Steuerung, Kontrolle und Justierung dieser Prozesse im täglichen Betrieb 141 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen • Bereitstellung von Qualifizierungs- und Wissensinhalten, abgestimmt auf das Kompetenzmodell des Unternehmens Zur Berücksichtigung aller Aspekte und zur Erfüllung der gestellten Anforderungen baut eine kompetenzorientierte Personalentwicklung auf drei Säulen auf (Schmidt/Kunzmann/Biesalski 2006, 7): • Die erste Säule betrachtet vorrangig die individuellen Entwicklungsziele und Interessen der Mitarbeiter. Ziel ist dabei der Einsatz des Mitarbeiters auf einer Stelle, die seinen Qualifikationen entspricht. Damit wird eine stärkere Mitarbeiterbindung erreicht. • In der zweiten Säule besteht das primäre Interesse darin, die Suche nach Wissensträgern (Kompetenz-Recherche) sowie die Qualifikationsentwicklung im Sinne der Mitarbeiterentwicklung, der Organisationsentwicklung und der unternehmensweiten strategischen Ausrichtung zu ermöglichen respektive zu verbessern. • Die dritte Säule wird durch die Nachweispflichten für Qualifikationen begründet, die sich in der Regel aus Sicherheitsbestimmungen und Auflagen ergeben. Ziel der Einführung einer kompetenzorientierten Personalentwicklung ist die Standardisierung und Optimierung der Personalentwicklung sowie die systematische Verknüpfung mit dem Qualifizierungsangebot eines Unternehmens. Nur dadurch lässt sich die Personalentwicklung den steigenden Anforderungen in Folge eines sich verändernden Marktes und eines stärker werdenden Konkurrenzdrucks gerecht werden. In diesem Zusammenhang ist es ein weiteres Ziel, die Zukunftskompetenzen im Qualifizierungsangebot, also Tätigkeitsanforderungen, die in naher Zukunft ein höheres Gewicht erhalten, stärker zu berücksichtigen (Busse 2006, 1). Im Einzelnen sollen durch die Kompetenzorientierung folgende Ziele erreicht werden (Rust/Meyer 2006, 5): • Ausbau der Attraktivität als Arbeitgeber • Gezielte Entwicklung und Förderung des internen Nachwuchs • Potenzialerhebung und -beurteilung im Rahmen der Führungskräfteentwicklung • Aufbau und Steuerung einer systematischen unternehmensweiten Nachfolgeplanung • Sicherung von Management- und Führungsqualität für die Zukunft eines Unternehmens 142 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien Die Anwendung der kompetenzorientierten Personalentwicklung ist in vielen Unternehmen noch nicht selbstverständlich. In der Befragung des IAT zeigte sich zwar, dass sich große deutsche Unternehmen seit einiger Zeit verstärkt mit den Kompetenzen ihres Personals auf breiter Ebene auseinandersetzen. Die Kompetenzen besitzen in diesen Unternehmen einen hohen Stellenwert im Sinne des zentralen Erfolgsfaktors bzw. der wertvollsten Ressource. Dazu bedienen sie sich der Entwicklung und Anwendung von unternehmensweiten Kompetenzmodellen, um alle Personalentwicklungsmaßnahmen zu bündeln und die vorhandenen Fähigkeiten zu erfassen. Es konnte jedoch auch konstatiert werden, dass in vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) eine strategische Personalentwicklung kaum oder gar nicht stattfindet, so dass viele Leistungs- und Produktivitätspotenziale nicht genügend abgerufen werden. Das liegt zum einen an den bei KMU begrenzten (finanziellen und personellen) Ressourcen, zum anderen auch an dem Mangel an Praxiserfahrungen, Erfolgsbeispielen und Verständnis für den Nutzen dieses Werkzeugs. In Zeiten raschen Wandelns bietet die kompetenzorientierte Personalentwicklung den Vorteil, überlegt und überlegen auf sich wandelnde Anforderungen und Rahmenbedingungen agieren zu können. Vor allem im durch direkten Kundenkontakt geprägten Dienstleistungsbereich können sich Unternehmen auf diesem Wege schnell auf sich verändernde Kundenwünsche ausrichten. Speziell kleinen und mittleren Unternehmen blieb diese Möglichkeit auf Grund begrenzter Ressourcen – die bei der Erarbeitung eines eigenen Kompetenzmodells erforderlich sind – häufig verschlossen. Es sei an dieser Stelle nochmals explizit darauf hingewiesen, dass durch die alleinige Entwicklung eines Kompetenzmodells noch keine kompetenzorientierte Personalentwicklung in einem Unternehmen implementiert wird. Vielmehr müssen weitere Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden, um eine nachhaltige kompetenzorientierte Personalentwicklung realisieren zu können. Beispiel einer solchen Maßnahme ist z. B. die Entwicklung entsprechender Schulungsangebote bei gleichzeitiger Zuordnung zu bestimmten Kompetenzen. Die Etablierung eines Kompetenzmodells, als wichtigstes und zugleich umfangreichstes Instrument der kompetenzorientierten Personalentwicklung, unterstützt dabei in hohem Maße die Unternehmen in ihren Entwicklungsbestrebungen. 143 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen 3 Nutzen eines standardisiertes Kompetenzmodells 3.1 Allgemeiner Nutzen von Kompetenzmodellen Mit einer funktionierenden, kompetenzorientierten Personalentwicklung, welche auf einem unternehmensweit einheitlichen Kompetenzmodell basiert, ist das Unternehmen jederzeit in der Lage, fehlende oder vorhandene Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen zu identifizieren. Auf Basis dieses Kompetenzmodells können von allen Mitarbeitern Kompetenzprofile erstellt werden, um darauf aufbauend eine systematische Förderung und Qualifizierung zu ermöglichen. Das Kompetenzmodell dient dabei als Bindeglied zwischen Unternehmensstrategie und Personalentwicklung mit zielgerichteten, ineinander greifenden und pragmatischen Instrumenten und Prozessen (Bäumer o.J. 3). Weitere Vorteile für ein Unternehmen sind vor allem darin zu sehen, dass mit der wachsenden Bedeutung von Qualitätsentwicklung und Qualitätsmanagement mit Hilfe z. B. des EFQM-Modells oder des ersten internationalen Qualitätsstandard für die Aus- und Weiterbildung ISO/IEC 19796-1 auch zunehmend eine systematische Personalentwicklung gefordert wird, die bewusst den Aufbau von Mitarbeiterkompetenzen steuert. Das ist in fort- und weiterbildungsintensiven Bereichen, wie z. B. im Gesundheitswesen, besonders relevant, wo eine ad hoc gesteuerte Personalentwicklung wenig Nutzen stiftet und gleichzeitig viel Aufwand bedeutet. (Schmidt/Kunzmann/Biesalski 2006, 4) Der einzelne Mitarbeiter hat den Vorteil, dass er seine eigene Leistung mit den Erwartungen des Unternehmens vergleichen kann. Dadurch wird sein Beitrag zum Unternehmenserfolg deutlich. Die Transparenz von Entwicklungsmöglichkeiten führt dazu, dass jeder seine eigene Weiterentwicklung kontinuierlich vorantreiben kann, um das Unternehmen durch seine eigene Leistungsentwicklung zu unterstützen. Ein Kompetenzmodell bietet auch Einblick in die Anforderungen anderer Berufsfelder im Unternehmen. Diese Anforderungen sind Voraussetzung dafür, die Stärken der Kollegen schätzen zu können. Damit kann der Einsatz eines Kompetenzmodells auch zu mehr Verständnis für die Leistungen anderer führen. Sinnvoll ist die Nutzung eines Kompetenzmodells auch vor dem Hintergrund der bildungspolitischen Debatte um die Hinwendung zu einem stärker kompetenzorientierten und die Abkehr von einem qualifikationsbedingten Bildungsbegriff. Konkret handelt es sich um den Wechsel von einem (oft rein summativ verstandenen) Qualifikationsbegriff hin zu einem (eher formativ angelegten) Kompetenzbegriff sowie zur Vermittlung der benötigten Kompetenzen. (Busse 2006, 5) 144 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien 3.2 Nutzen eines unternehmensübergreifend standardisierten Kompetenzmodells Der Nutzen eines unternehmensintern einheitlichen Kompetenzmodells ist oben bereits beschrieben. Dieses Kapitel geht der Frage nach, worin der Nutzen eines unternehmensübergreifend standardisierten Kompetenzmodells liegt. Damit ist nicht ein von einem Unternehmen intern standardisiertes Modell gemeint. Vielmehr ist hier die Rede von einem unternehmensübergreifenden und allgemeingültigen Standard, der im Konsens vieler unterschiedlicher Experten erarbeitet wurde. In Kapitel 2.3 wurden bereits die einzelnen Schritte zur Einführung einer kompetenzorientierten Personalentwicklung dargestellt. Diese sind zwingend notwendig und in ihrer Ausprägung zum Teil sehr aufwendig und ressourcenintensiv. Die Praxis hat gezeigt, dass schon die Entwicklung eines einheitlichen und klar formulierten Vokabulars sehr aufwendig ist. Da hilft es, das neu zu entwickelnde Modell auf ein bestehendes und unter Umständen bereits bewährtes Konzept aufzubauen. Dadurch können die Kosten und der Aufwand verringert werden, da kein eigenes Modell entwickelt werden muss. Es ist lediglich eine Anpassung an die eigenen Rahmenbedingungen notwendig. Zudem hat eine Standardisierung den Vorteil, dass prinzipiell nichts vergessen werden kann, da viele unterschiedliche Betrachtungsweisen bereits bei der Entwicklung dieses Modells ihre Berücksichtigung gefunden haben. Das führt dazu, dass alle notwendigen Dimensionen und Ausprägungen integriert und aufgeführt sind. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Einführung eines Kompetenzmodells ist die Tatsache, dass solche Maßnahmen nicht ohne die Arbeitnehmervertretung umgesetzt werden können. Das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) sieht in §1 vor, dass in Unternehmen mit in der Regel mindestens fünf ständigen Arbeitnehmern ein Betriebsrat gewählt werden muss. Nach §92 BetrVG ist dieser uneingeschränkt in die Personalplanung, insbesondere über den gegenwärtigen und künftigen Personalbedarf sowie über die sich daraus ergebenden personellen Maßnahmen und Maßnahmen der Berufsbildung anhand von Unterlagen rechtzeitig und umfassend zu unterrichten. Dieses Gesetz macht es erforderlich, den Betriebsrat in umfassende Veränderungen in der Personalentwicklung, wie sie durch die Kompetenzorientierung zweifelsfrei zu erwarten ist, einbezogen werden muss. Die Vergangenheit zeigt, dass Betriebsräte häufig die Befürchtung haben, dass solche Maßnahmen Nachteile für die Mitarbeiter mit sich bringen könnten. Dieser Befürchtung kann begegnet werden, indem die Geschäftsleitung auf die Umsetzung eines im DIN oder in internationalen Standardisierungsgremien gemeinsam von Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik erarbeiteten Standards hinweist und anschlie- 145 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen ßend die Vorteile anhand erster Umsetzungsbeispiele aus anderen Unternehmen hervorhebt. Hilfreich kann ein standardisiertes Modell auch sein, wenn Unternehmen fusionieren oder miteinander kooperieren möchten. In solchen Fällen wissen die beteiligten Unternehmen, bedingt durch die einheitliche Terminologie und die entsprechenden Reports, welche Kompetenzen die jeweiligen Partner einbringen können. Unternehmen bietet ein standardisiertes Kompetenzmodell die Möglichkeit jene Partner auszuwählen, die am besten zu ihnen passen und die fehlenden Kompetenzen mitbringen. Dieses Vorgehen ist selbstverständlich auch für Unternehmen relevant, die durch Zukäufe ihre Kernkompetenzen erweitern möchten. Daneben gibt es noch eine weitere ökonomische Perspektive, bei der die Einführung eines standardisierten Kompetenzmodells hilfreich sein kann. Zukünftig werden Analysten auf der Grundlage des Basel-II-Ratings verstärkt neben Bilanz und Wertpapier auch das Humanvermögen eines Unternehmens bewerten. Aus diesem Grund sollten die Personalverantwortlichen ihre Vermögenswerte (die Kompetenzen des einzelnen Mitarbeiters) gezielt identifizieren und ihren Wert zu steigern versuchen. (Jäger 2002) Da kann ein standardisiertes Kompetenzmodell, das in sämtliche Human Resource-Module eines Unternehmens implementiert ist, besonders hilfreich sein. Die Ergebnisse, die z. B. in Form eines Human Value-Reports veröffentlicht werden können, lassen sich durch externe Analysten besser beurteilen, da standardisierte Kriterien eine einheitliche Bewertung ermöglichen. Darüber hinaus ergeben sich durch die Einführung eines standardisierten Kompetenzmodells noch die folgenden Vorteile (Linn/Würdemann 2007, 11ff.): • Gleiches Begriffsverständnis, z. B. bei der Erstellung von Zeugnissen etc. (vor allem auf internationaler Ebene interessant). • Schnittstellenprobleme werden beseitigt: Häufig existieren unterschiedliche Human Resource-Module (wie z. B. Recruitment-Tools für Stellenausschreibungen, Performance Management Tools für die Aufzeichnung von Mitarbeiterleistungen oder Weiterbildungs-Tools für die Mitarbeiterentwicklung), die nicht ineinander integriert sind und auf eigene Kompetenzmodelle zurückgreifen. Diese sind selbst in einem Unternehmen vielfach nicht kompatibel. • Beim Einsatz von Mitarbeitern in anderen Unternehmen können die Qualifikationen und Kompetenzen übersichtlich und einheitlich dargestellt werden. • Die Unternehmen können sich strategisch besser positionieren. • Stellenausschreibungen lassen sich transparent und einheitlich gestalten (Bewerber können sich gezielter bewerben). 146 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien • Anforderungen an bestimmte Berufsfelder oder Stellenprofile lassen sich einheitlich gestalten. Standardisierte Kompetenzmodelle können in einem hohen Maße die Implementierung einer kompetenzorientierten Personalentwicklung in einem Unternehmen vereinfachen. Warum gerade kleine und mittlere dienstleistungsorientierte Unternehmen von solch einer Maßnahme profitieren, wird im Folgenden erläutert. 3.3 Spezifischer Nutzen für kleine und mittlere dienstleistungsorientierte Unternehmen Wie oben beschrieben, haben Kompetenzmodelle, vor allem diejenigen, die unternehmensübergreifend standardisiert sind, viele Vorteile. Sie können einem Unternehmen helfen eine kompetenzorientierte Personalentwicklung einzuführen, um damit systematisch und nachhaltig ihr Personalwesen zu gestalten. Nun wird insbesondere in mittelständischen Unternehmen argumentiert, dass vergleichsweise geringe Mitarbeiterzahlen, überschaubare Strukturen und kurze Informationswege dazu führen, dass „... wir unsere Leute doch ohnehin ganz gut kennen.“ Interessant ist jedoch, dass diese scheinbare Transparenz und Vertrautheit häufig versagt: Leistungsträger verlassen das Unternehmen, es entstehen Knowhow-Lücken, neue Mitarbeiter können nicht rechtzeitig rekrutiert und eingearbeitet werden, Potenziale von Mitarbeitern werden häufig nicht ausgeschöpft, Fehlbesetzungen, deren Kosten sich in der Regel auf das 1,5-fache des Jahresgehaltes belaufen, sind nicht selten. Ebenso kostspielig und unwirtschaftlich sind Verluste von Leistungsträgern und ineffektive Personalentwicklungsmaßnahmen. Um diese ungewollten Effekte zu minimieren, ist es wichtig, dass man sich regelmäßig und systematisch mit den Personalressourcen auseinandersetzt (Bäumer o.J. 2). Es gilt nicht nur für produzierende Unternehmen und Unternehmensbereiche, dass Mitarbeiter die wichtigste Ressource darstellen. Vielmehr erfährt diese Ressource in dienstleistungsorientierten Unternehmen eine Betonung, da der Kundenkontakt bei Dienstleistungen durch die Integration des Kunden als externer Faktor in der Regel intensiver ist als bei der Sachgüterproduktion. Für 52 Prozent der Unternehmen sind „qualifizierte Mitarbeiter“ ein wesentlicher Erfolgsfaktor im Auslandsgeschäft. Speziell Großunternehmen (68 Prozent) schätzen den Personalbereich als Schlüsselfaktor ein. Das Thema hat jedoch besondere Bedeutung für Dienstleistungsunternehmen (62 Prozent) und für große Unternehmen/Konzerne, wenn es um Tochterunternehmen, Joint Ventures oder FuE geht 147 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen (jeweils über 68 Prozent). Da der Geschäftserfolg des Dienstleistungssektors entscheidend vom Faktor „qualifizierte Mitarbeiter“ abhängt, prägt dieser die „Produktqualität“ eines Dienstleisters maßgeblich mit. Entsprechend spielen in dieser Branche auch „qualifizierte Mitarbeiter“ (55 Prozent) eine sehr bedeutende Rolle. (DIHK 2006, 25; Kooperationsstelle 2008). Sind die Dienstleistungen kundenindividuell und daher spezifisch zu erbringen, können die Mitarbeiter weniger auf vordefinierte Lösungsansätze zurückgreifen, sondern müssen gemeinsam mit dem Kunden die zu erbringende Dienstleistung definieren. Hierzu müssen die Mitarbeiter über die entsprechenden Kompetenzen verfügen, um eigenständig Heuristiken zur Problemlösung entwickeln zu können, damit das gewünschte Dienstleistungsergebnis erzielt wird. Mit sinkender Antizipierbarkeit der Kundenanforderungen und des Lösungswegs zur Befriedigung eben dieser Kundenanforderungen steigt die Bedeutung von Kompetenz- und Qualifikationsmerkmalen beim Dienstleistungspersonal. Aus diesem Grund besteht das Ziel einer nachhaltigen Personalarbeit darin, systematisch eine möglichst leistungsfähige und leistungsbereite Belegschaft aufzubauen, um so die Basis für eine gleichmäßig hohe Dienstleistungsqualität zu schaffen. Relevant werden Qualifikationen und Kompetenzen besonders bei kundenindividuellen Dienstleistungen, da nicht a priori, sondern gemeinsam mit dem Kunden die zur Gestaltung der Dienstleistung relevanten Entscheidungen getroffen werden (Mörschel/Zähringer 2007, 35). Dies trifft in besonderem Maße auf stark wachsende Unternehmen zu: Auf dem Weg von einem mittelständisch und national geprägten dienstleistungsorientierten Unternehmen zu einem international agierenden Unternehmen verändern sich zwangsläufig die Rahmenbedingungen für das Personalmanagement (Rust/Meyer 2006, 1): • Die Dynamik und Komplexität sämtlicher Prozesse im Unternehmen nimmt zu. Veränderungen hat es schon immer gegeben, neu ist jedoch die Geschwindigkeit, in der sich die Veränderungen vollziehen. • Mit wachsender Qualifizierung der Belegschaft wächst auch die Erwartungshaltung der Mitarbeiter, die ihr Wissen einbringen möchten und mehr Gestaltungsspielraum einfordern, an Entscheidungen beteiligt sowie gefördert werden wollen. Gerade für die Mitarbeiter in den kleineren, internationalen Tochtergesellschaften stellt sich die Frage nach den Entwicklungsperspektiven innerhalb eines gewachsenen Unternehmens. Hinzu kommt, dass die Verfügbarkeit von hoch qualifizierten Mitarbeitern vor Ort zum Schlüsselfaktor für Wettbewerbsfähigkeit und Erfolg wird. Die Nutzung von Kompetenzmodellen kann dem Personalwesen helfen, Planungen durchzuführen, welcher Mitarbeiter zu welcher Zeit an welchem Ort eingesetzt werden kann. 148 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien Gleichzeitig lassen sich rechtzeitig Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen einleiten, falls dem zukünftig im Ausland einzusetzenden Mitarbeiter ein zu geringes fachliches oder auch interkulturelles Kompetenzniveau seinem internationalen Einsatz im Wege steht. Interessant wird das Kennen von Kompetenzen auch beim Service Engineering, da bei der Entwicklung neuer Dienstleistungen die notwendigen Kompetenzen gleich abgefragt werden können. Zudem lassen sich durch das Vorhandensein bestimmter oder die Entwicklung neuer Kompetenzen neue Dienstleistungen entwickeln. KMU treten immer mehr in Wettbewerb zu den großen Unternehmen. Standardisierte Kompetenzmodelle bieten ihnen die Möglichkeit ressourcenschonend eine kompetenzorientierte Personalentwicklung einzuführen. Dadurch bietet sich ihnen die Möglichkeit, ihre Leistungen und ihre Potenziale mit den großen Unternehmen vergleichbar zu machen. Das fördert die Transparenz und Attraktivität der KMU. Wie oben schon angeführt, ist vor allem die Entwicklung eines einheitlichen und klar formulierten Vokabulars sehr aufwendig, ebenso wie alle darauf folgenden Maßnahmen. Sie bieten jedoch den Vorteil, möglicherweise bestehende Missverständnisse bzgl. des Qualifizierungsbedarfs respektive des Status Quo eines Mitarbeiters, die durch die jeweils eigene Perspektive entstehen, aufzudecken. Und die neuen Möglichkeiten zur Messung und Steuerung der Personalentwicklung durch ein Kompetenzmodell auf Basis eines unternehmensübergreifenden Standards rechtfertigen die notwendigen Aufwände dafür. 4 Komplexität und Standardisierung eines unternehmensübergreifenden Kompetenzmodells Bislang existiert kein Kategoriales Referenzmodell für Kompetenz-Standards, wie es seit 2006 für den Bereich E-Learning vorliegt und das die Dimensionen eines unternehmensübergreifenden Kompetenzmodells definieren könnte (Stracke 2007a). Daher werden hier nachfolgend zunächst die drei Dimensionen des Kategorialen Referenzmodells für E-Learning-Standards mit ihren Kategorien aufgeführt, um anschließend die möglichen Dimensionen eines unternehmensübergreifenden Kompetenzmodells zu diskutieren. Die drei Dimensionen (Art, Themen und Gegenstandsbereich) des Kategorialen Referenzmodells für E-Learning-Standards setzen sich aus folgenden Kategorien zusammen (Stracke 2007a): 149 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Art Themen Gegenstandsbereich y Anwendungsstandards y Bedeutung y Lernumgebung y Konzeptionsstandards y Qualität y Rollen y Niveaustandards y Pädagogik-Didaktik y Methoden y Lerntechnologie y Lernsysteme y Lerninhalt y Lernressourcen y Kontext y Durchführung Für ein standardisiertes Kompetenzmodell gilt es analog die entsprechenden Dimensionen zu differenzieren und zu definieren. Bislang sind alle entwickelten Spezifikationen und Entwürfe für Kompetenzen rein technisch ausgerichtet und können daher nur bedingt als Grundlage herhalten. Im Einzelnen sind dies: • Die Spezifikation IMS RDCEO (= IMS Reusable Definition of Competency or Educational Objective Specification, Version 1.0, veröffentlicht am 25. Oktober 2002 vom Industriekonsortium IMS Global Learning Consortium, Inc.) als erste Basisspezifikation • Die Spezifikation IEEE 1484.20.1 – IEEE RCD (= Reusable Competency Definitions, veröffentlicht am 25. Januar 2008 von der internationalen Standisierungsorganisation IEEE LTSC WG 20: Competency data standards), die Konformität mit der o. a. Spezifikation IMS RDCEO garantiert und Ergänzungen und Verbesserungen vornimmt • Die Standardisierungsinitiative ISO/IEC 24763: Conceptual Reference Model for Competencies and Related Objects (aktueller Status: Working Draft des internationalen Standardisierungsgremiums ISO/IEC JTC1 SC36 WG3: Participant Information) Es fehlt ein unternehmensübergreifendes mehrdimensionales Kompetenzmodell als konsensbasierter Standard mit einem abstrakten und harmonisierten Beschreibungsformat, das für alle Unternehmen, für deren Mitarbeiter und für die Personalentwicklung einen einheitlichen Standard zur Vergleichbarkeit, Transparenz und Messung bietet. Hier wird nachfolgend aufgezeigt, welche Dimensionen bei der Entwicklung relevant und zu beachten sind. Zunächst ist der Begriff der Kompetenz und seine Abgrenzung zu anderen zentralen Begriffen zu klären. Die historischen Entwicklungslinien des Kompetenzbegriffs in den unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen zeigen die Vielfalt des Verständnisses und der Blickwinkel auf. In der Psychologie hat White schon früh (1959) mit dem Begriff Kompetenz selbst organisiert hervorgebrachte Fähigkeiten, die die Voraussetzung für Performanz darstellen, bezeichnet. Für die Semantik 150 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien wiederum definierte Chomsky (1962) Kompetenz als selbstorganisierte Fähigkeit, mit Hilfe eines begrenzten Vokabulars eine potentiell unbegrenzte Anzahl an Sätzen bilden und verstehen zu können und somit Sprechsituationen kompetent zu bewältigen. Und darauf aufbauend haben sich zwei unterschiedliche Richtungen entwickelt: Die eine Linie führte die Gedanken Chomskys fort in der Ausweitung auf menschliches Handeln insgesamt, während die andere Linie den Kompetenzbegriff gesellschaftskritisch nutzte und mit ihm neben der Bewältigung vor allem die Erzeugung sozialer Situationen verbunden sah. (Vonken 2006,13ff.) Daneben muss der Kompetenzbegriff gegenüber anderen Zentralbegriffen abgegrenzt werden, wie dies hier nachfolgend für die beiden wichtigsten Begriffe mit Relevanz für Kompetenzmodelle vorgenommen wird. So sind einerseits Kompetenzen und Qualifikationen zu unterscheiden: Während Kompetenzen nach Erpenbeck und von Rosenstiel (Erpenbeck/Rosenstiel 2003, XI) Dispositionen selbst organisierten Handelns sind, können Qualifikationen in Prüfungssituationen abgefragt und als Prüfungshandeln gemessen werden. Vereinfachend bezeichnen Erpenbeck und von Rosenstiel auch Schlüsselqualifikationen als Kompetenzen in ihrem Verständnis. Gessler (Gessler 2006, 26ff.) hingegen weist darauf hin, dass Qualifizierung durch ihre Verbesserung der Handlungsfähigkeit ein integraler Bestandteil der Kompetenzentwicklung ist. Daneben steht der Begriff der Performanz, für den Erpenbeck und von Rosenstiel (Erpenbeck/Rosenstiel 2003, IXff.) postulieren, dass Kompetenz immer ein Bestandteil von Performanz sei und jede Performanztheorie ein Verständnis von Kompetenz beinhalte. Damit wird Performanz als Oberbegriff von Kompetenzen eingeführt, was nicht von allen Theoretikern geteilt wird und gerade in der Unternehmenspraxis oft mit einem umgangssprachlichen Verständnis von Performanz als verhalten und Leistungserbringung genau entgegengesetzt definiert wird. Unterschiedlich werden auch der Aufbau und die Entwicklung von Kompetenzen gesehen, auch hier sind verschiedene Traditionen und Blickwinkel zu differenzieren: Zum einen konkurrieren die Theorien zur Kompetenzentwicklung mit denjenigen zur Identitätsentwicklung und zur Sozialisation. Dabei wird deutlich, dass die Kompetenzentwicklung sowohl individuelle als auch kollektive Entwicklungsprozesse in den Blick nehmen muss, da Kompetenzen auch in Gemeinschaften erworben werden und parallel dazu plurale Konzepte und Strukturen die früher postulierte widerspruchsfreie, einheitliche Identität verdrängen (Weber 2005, 10ff.). 151 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Bezogen auf die Personalentwicklung wird kritisiert, dass Personalentwicklung zu stark auf die individuelle Kompetenzentwicklung ausgerichtet sei, obwohl sie in der Bedeutung mittlerweile weit hinter die Systemführung zurückgefallen sei (Peterke 2006, 91). Eine Personalentwicklung muss bei der Kompetenzentwicklung neben den Mitarbeitern auch systemische Faktoren berücksichtigen. Letztlich ist aber wesentlich, dass Kompetenzen nur von den Individuen im weitesten Sinne (einschließlich Organisationen und Unternehmen als Einheiten betrachtet) selber aufgebaut werden können. Luhmann (Luhmann 1998) baute dazu das konstruktivistische Postulat der Selbstorganisation aus, nach dem ein Mensch (oder ein Unternehmen) als eigenständiges System mit der Umwelt nur interagieren kann, wenn der Mensch (oder das Unternehmen) alle Beziehungen und sich selbst immer wieder neu konstruiert. Daraus ergeben sich insbesondere für den Kontextbezug und die Messbarkeit von Kompetenzen Schwierigkeiten, da nur Selbstreferenzierungen direkt beobachtbar sind. Das leitet über zu der Fragestellung, welche Kategorien und Ebenen von Kompetenzen überhaupt beobachtbar, messbar und beeinflussbar sind. Zur Kategorisierung von Kompetenzen gibt es viele Ansätze, von hier nachfolgend nur die wichtigsten kurz skizziert werden. Zunächst können Kompetenzstufen und Kompetenzniveaus voneinander unterschieden werden: Vielfach ist in der aktuellen Diskussion von Kompetenzstufen die Rede, wie z.B. bei den viel beachteten PISA-Studien. Traditionell werden Stufenbegriffe bei qualitativen Unterschieden gebraucht, so z.B. in Piagets Stufenmodell der kognitiven Entwicklung oder in Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung, worauf Hartig und Klieme (Hartwig/Klieme 2006) zurecht hinweisen: Allerdings wird der Begriff Kompetenzstufe in der PISA-Studie und in den weiteren Diskussionen zumeist gebraucht, um rein graduelle Unterschiede zu bezeichnen: Dies geschieht zur Vereinfachung der Kommunikation, angemessener wäre allerdings die Verwendung des Begriffs Kompetenzniveau. Auch die Kategorisierungen von Kompetenzen sind vielfältig aufgefächert worden: Vereinfachend wird häufig zwischen Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen unterschieden und dabei zwischen verschiedenen sog. "Kompetenzgraden" differenziert, die im einfachsten Fall Kenner, Könner und Experten von einander trennen (vgl. z. B. North/Reinhardt 2005, 39ff.). In der Theorie der Pädagogischen Anthropologie wurden hingegen schon 1971 die (Handlungs-) Kompetenzen in die vier Kategorien Selbst-, Sach-, Methoden- und Sozialkompetenz aufgefächert (Roth 1971). 152 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien Aktuell präsentiert (Dubs 2006, 164) ein allgemeines Raster von Kompetenzmodellen mit den drei Dimensionen Kompetenzen, Inhalte und Kompetenzstufen, die zu erreichen sind, ohne es allerdings näher zu erläutern. Erpenbeck und von Rosenstiel (Erpenbeck/Rosenstiel 2003, XIIIff.) wiederum unterscheiden vier Kompetenzklassen: personale, aktivitäts- und umsetzungsorientierte, fachlich-methodische und sozial-kommunikative Kompetenzen. Analog können ihrer Meinung nach auch vier grundlegende Kompetenzgruppen ausgemacht werden: Kompetenzen als Persönlichkeitseigenschaften, als Arbeits- und Tätigkeitsdispositionen, als fachbetonte Qualifikationen und als soziale Kommunikationsvoraussetzungen. Dazu differenzieren sie zwischen zwei Kompetenztypen: "Kompetenzen I" mit mehr oder weniger scharfer Zielkenntnis, wozu insbesondere fach-methodische Kompetenzen zu zählen sind, und "Kompetenzen II" mit Zieloffenheit, worunter häufig die drei übrigen Kompetenzklassen fallen. Die anschließend von ihnen vorgestellten Instrumente für die Kompetenzmessung unterteilen sie dabei in subjektorientierte, handlungsorientierte und ergebnisorientierte Diagnostikinstrumente: Damit lassen sich Kompetenzen allerdings erst in der Beurteilung des Handlungszusammenhangs belegen. Von Seiten der Europäischen Union wird mit dem European Qualification Framework (EQF) ein Vorstoß unternommen, zumindest die Ebenen von Qualifikationen in acht Levels zu definieren und festzulegen. Damit liegt ein einfacher Vorschlag für die Strukturierung und Differenzierung von Qualifikationsebenen vor, es bleibt abzuwarten, wie sich EQF gegenüber vergleichbaren internationalen Ansätzen wie z. B. dem differenzierteren ISCED-Modell der OECD durchsetzen kann, wie EQF Eingang in die Standardisierung zu Kompetenzmodellen finden kann, da EQF nur Ebenen für Qualifikationen festlegt. Für die Zukunft streben Hasebrook, Zawacki-Richter und Erpenbeck, die von der zunehmenden Bedeutung der wirtschaftlichen Clusterbildung im Sinne der "Clusterökonomie" von Porter (1990) ausgehen, vereinfachend die Förderung eines strategischen Kompetenzmanagements zur Steuerung in Clustern an. (Hasebrook/Zawacki-Richter/Erpenbeck 2004, 334ff.) Es ist offensichtlich, dass die Einteilung der Kategorien von Kompetenzen und deren Ebenen vielfältig vorgenommen werden kann und dringend einer möglichst internationalen Standardisierung bedarf, um die oben angeführten positiven Effekte und Vorteile für die Unternehmen zu erzielen. Insbesondere sind auch die Fragen des Aufbaus, der Messung und der Weiterentwicklung von Kompetenzen und die Beziehung zu entsprechenden Angeboten und Maßnahmen der Weiterbildung und Qualifikation und ganz allgemein zur Personalentwicklung insgesamt noch zu klären. 153 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Für die Kompetenzmessung greifen Achtenhagen und Baethge (Achtenhagen/Baethge 2005, 28ff.) auf die drei Dimensionen der Bildungsberichtserstattung der OECD zurück: Input-, Prozess- und Output-Indikatoren. Sie kritisieren dabei den theoretisch zu wenig fundierten Vorschlag von Winterton und DelamareLeDeist für eine Kompetenzmatrix mit acht Levels zu den drei Dimensionen "cognitive competence (knowledge)", "functional competence (skills)" und "social competence (behaviours and attitudes)" neben der schwachen Begründung für die Kategorienbildung vor allem auf Grund der fehlenden Zielorientierung. Die Ansatz von Erpenbeck und von Rosenstiel ist für sie ebenfalls hinsichtlich der Wissensdimension nur schwach ausgeprägt und zu ausschließlich psychologisch ausgerichtet: Achtenhagen und Baethge schlagen für die Erfassung der Kompetenzentwicklung im beruflichen Bereich eine stärkere Output-Orientierung vor, um speziell die Inhalts- und Wissensbereiche von Branchen und Berufsfeldern besser zu behandeln. Dazu greifen sie zurück auf Roths pädagogisch-anthropologischen Ansatz und betonen (wie Winterton und Delamare-LeDeist) die Sachkompetenz mit den drei Wissensarten: deklaratives, prozedurales und strategisches Wissen. Das am meisten ausgereifte und detaillierte Kompetenzmodell bietet derzeit Weinert (Weinert 2001): Er unterscheidet ausgehend von neun unterschiedlichen Entwicklungslinien und Kompetenzbegrifftraditionen insgesamt sechs Arten von Kompetenzen: • generelle Kompetenzen • situative (Performance-) Kompetenzen • motivationsbezogene Kompetenzen • Handlungskompetenzen als Kombination • Metakompetenzen • Schlüsselkompetenzen Zusätzlich können (individuelle) Kompetenzen noch als Teil der gesamten Kompetenzen einer Gesellschaft oder Gemeinschaft angesehen werden. Zusammengefasst ist ein unternehmensübergreifendes Kompetenzmodell als international anerkannter Standard gerade hinsichtlich der Komplexität und der Unterschiedlichkeit der bisherigen Vorschläge dringend geboten und erforderlich. Hier konnten nur mögliche Dimensionen erörtert werden und die Notwendigkeit aufgezeigt werden, ebenso die Kompetenzebenen, die Kompetenzmessung und den Aufbau bzw. Weiterentwicklung von Kompetenzen z. B. durch geeignete Weiterbildung und Qualifizierung dabei zu berücksichtigen. 154 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien Für die Personalentwicklung und die gesamte Aus- und Weiterbildung einschließlich aller Qualifikationsmaßnahmen liegen mittlerweile wertvolle und erfolgreich angewandte Instrumente vor, die auf dem dazu einzigen internationalen Standard ISO/IEC 19796-1 beruhen (ISO/IEC 19796-1:2005; PAS 1069:2008; Stracke 2007b). Das international anerkannte Referenzprozessmodell der Norm ISO/IEC 19796-1 eignet sich auch für die Entwicklung und Anpassung eines unternehmensinternen Kompetenzmodells. Die Basis eines unternehmensübergreifenden Kompetenzmodells als im Konsens entwickelter Standard wird derzeit im DIN-Workshop "Kompetenz für die Personalentwicklung" erarbeitet und anschließend als deutscher Input in die internationale Standardisierung eingebracht. Beim internationalen Standardisierungsgremium ISO/IEC JTC1 SC36 ist schon eine entsprechende Standardisierungsinitiative gestartet worden, deren Ergebnis ein internationales konsensbasiertes Kompetenzmodell sein soll und wird. Dieses werden Unternehmen und gerade KMU nutzen können, um es an ihre spezifischen Anforderungen und Bedarfe anzupassen. Damit können sie ihre Personalentwicklung langfristig und nachhaltig kompetenzorientiert auszurichten und so den oben geschilderten rasch wandelnden Anforderungen der internationalen Märkte begegnen und erfolgreich zukünftig auch international besser agieren und bestehen. 5 Handlungsempfehlungen Die Handlungsempfehlungen richten sich an unterschiedliche Akteure des wirtschaftlichen Systems. Nur durch den individuellen Beitrag jedes Einzelnen kann die Einführung eines standardisierten Kompetenzmodells und darauf aufbauend einer kompetenzorientierten Personalentwicklung gelingen. Unternehmen Die Einführung eines Kompetenzmodells ist aufwendig und sollte gewissenhaft durchgeführt werden. Dazu sollte auf einen internationalen Standard gesetzt werden, um die internationale Anschlussfähigkeit zu gewährleisten (siehe Kapitel 3). Ein internationales unternehmensübergreifendes Kompetenzmodell wird aktuell entwickelt, das auch noch mitzugestalten ist und dann unternehmensspezifisch angepasst werden kann und muss. Für seine Einführung empfiehlt es sich, auf die bewährten Instrumente der Qualitätsnorm ISO/IEC 19796-1 und PAS 1069 zurückzugreifen (siehe Kapitel 4). Liegt ein Kompetenzmodell vor, so reicht es nicht aus, nur dieses zu implementieren. Vielmehr ist es zwingend erforderlich, dass allen Kompetenzen eines Kompe- 155 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen tenzmodells bestimmte Qualifikations- und Weiterbildungsmaßnahmen klar zugeordnet werden. Darauf aufbauend ist es erforderlich ein Bildungscontrolling einzuführen. Dieses sollte mindestens die Hinterlegung von Durchschnitts-Ergebnissen aus der Zufriedenheit mit den einzelnen Maßnahmen, die Hinterlegung von TestErgebnissen und die Zuordnung der Ergebnisse auf Geschäftszahlen (soweit möglich) beinhalten. So können die Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote in Beziehung zum unternehmensinternen Kompetenzmodell gesetzt werden. Und die Evaluation und Messung des Erfolgs der einzelnen Maßnahmen auf der einen Seite und die Kompetenzentwicklung und deren Bedarfe auf der anderen Seite können miteinander verglichen werden: Mit einem Kompetenzmodell erhält die Personalentwicklung ein geeignetes Instrument zur Steuerung und Beurteilung der Weiterbildung und Qualifizierung. Durch diese Auswertungen können ineffektive Maßnahmen aus dem Weiterbildungs- und Qualifizierungskatalog genommen und notwendige Bedarfe identifiziert werden. Die Arbeit mit Kompetenzmodellen ist anfangs meist mit Problemen verbunden. Die Mitarbeiter und Führungskräfte müssen lernen, Kompetenzen nicht als Teilnahme bei einer Fort- oder Weiterbildung gleichzusetzen. Zudem ist es erforderlich, dass die Führungskräfte zukünftige Planungen auf relevante Kompetenzen beziehen und diese anschließend im Unternehmen identifizieren oder aufbauen. Die Unternehmen sollten sich darüber hinaus an den laufenden Standardisierungsaktivitäten beteiligen. Mittlerweile existieren Initiativen, die sich mit der Standardisierung von Kompetenzen, teilweise auch der Standardisierung von Kompetenzmodellen beschäftigen (siehe im vorherigen Kapitel und im Anhang). Nur durch die aktive Teilnahme vieler heterogener Unternehmen lassen sich zum einen alle branchenspezifischen Aspekte berücksichtigen und zum anderen möglichst viele Interessen der deutschen Wirtschaft in die internationalen Standardisierungsaktivitäten einbringen. Branchenverbände, Handelskammern etc. Die Branchenverbände (z. B. BITKOM und D-ELAN) und die Handelskammern sind aufgerufen, Best-Practice-Lösungen aufzeigen, um vor allem kleine und mittlere für die Einführung einer kompetenzorientierten Personalentwicklung zu begeistern (siehe Kapitel 2.3) oder sie zu begleiten. Dabei können sie sich vor allem auf die Ergebnisse aus Großunternehmen wie z. B. der Porsche AG, der Daimler AG oder der Deutschen Bahn AG beziehen, die bereits erfolgreich eine kompetenzorientierte Personalentwicklung eingeführt haben, dies allerdings auf Basis selbst entwickelter Kompetenzmodelle. Nach der Veröffentlichung des ersten unternehmensübergreifend standardisierten Kompetenzmodells wird es sicherlich 156 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien auch mehr kleine und mittlere Unternehmen geben, die Kompetenzmodelle nutzen und als Referenz herangezogen werden können. Normungsorganisationen Die Normungsorganisationen sind aufgerufen, ihre Aktivitäten zu bündeln und die Entwicklung eines international standardisierten Kompetenzmodells sowie die terminologische Festlegung der unterschiedlichen Kompetenzkategorien voranzutreiben und möglichst schnell im Konsens zu veröffentlichen. 6 Fazit Die kompetenzorientierte Betrachtung erlaubt eine Verbindung von strategischen und operativen Personalentwicklungsprozessen. Dadurch wird eine Systematik eingeführt, die mit anderen Unternehmenssystemen verzahnt werden kann, die eine Automatisierung von Teilprozessen erlaubt und die auch Qualitätsmanagementansprüchen genügt. Der Wandel von einem national ausgerichteten mittelständischen Personalwesen, das vorwiegend administrativ ausgerichtet ist, zu einem Personalmanagement, das prozessorientiert denkt und kundenorientiert handelt, kann mit der Einführung eines standardisierten Kompetenzmodells begegnet und entscheidend unterstützt werden. Es lässt sich in den Unternehmen durch eine richtungweisende Abkehr von der bis dahin auf Geschäftsleitungsebene meist disparat funktionierenden Personalentwicklung realisieren. Die Identifizierung von Kompetenz- und Qualifizierungsbedarfen wird bis auf die Einzeltätigkeit herunter gebrochen und ermöglicht eine bedarfsorientierte, Ressourcen schonendere und auch vorausschauendere Weiterbildung und Qualifizierung, als dies mit der klassischen Personalentwicklung der Fall ist. Dabei ist die Beteiligung aller Mitarbeiter sowie der Arbeitnehmervertretung sicherzustellen, um die strategischen Ziele des Unternehmens, aber auch die tätigkeitsbezogenen Bedarfe der Mitarbeiter berücksichtigen zu können. Gerade unternehmensübergreifende Kompetenzmodelle, die als Standard im Konsens entwickelt und verabschiedet wurden, können einen wertvollen Beitrag zur Neuausrichtung der strategischen Personalentwicklung und des Unternehmens insgesamt leisten, um den Anforderungen von internationalen und sich immer schneller wandelnder Märkte erfolgreich zu begegnen. 157 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen 7 Literaturverzeichnis Achtenhagen, Frank; Baethge, Martin (2005) Kompetenzentwicklung unter einer internationalen Perspektive – makro- und mikrostrukturelle Aspekte; in: Gonon, Philipp et al. (Hg.): Kompetenz, Kognition und neue Konzepte der beruflichen Bildung. VS Verlag. Wiesbaden, S.25-54 Bäumer, Dr. Jens (o.J.) Kompetenzmanagement in mittelständischen Unternehmen. Kienbaum Management Consultants GmbH Busse, Gerd (2006) Fallstudie Deutsche Bahn AG: Einführung eines "Kompetenzmanagements Bahn". Hans-Böckler-Stiftung. Düsseldorf, S. 1-5 Capgemini Consulting (2007) HR-Barometer 2007 – Bedeutung, Strategien, Trends in der Personalarbeit. Capgemini Deutschland GmbH. Offenbach, S. 5, 29-41 DIHK (2006) Going International – Erfolgsfaktoren im Auslandsgeschäft. DIHK – Deutscher Industrie- und Handelskammertag. Berlin, S. 25 DIN Deutsches Institut für Normung e.V. (Hg.) (2004) PAS 1032-1: Aus- und Weiterbildung unter besonderer Berücksichtigung von eLearning – Referenzmodell für Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung – Planung, Entwicklung, Durchführung und Evaluation von Bildungsprozessen und Bildungsangeboten. Beuth-Verlag GmbH. Berlin [= PAS 1032-1] DIN Deutsches Institut für Normung e.V. (Hg.) (2005) DIN EN ISO 9000:2005 – Qualitätsmanagementsysteme – Grundlagen und Begriffe. Beuth-Verlag GmbH. Berlin DIN Deutsches Institut für Normung e.V. (Hg.) (2008) PAS 1069: Aus- und Weiterbildung unter besonderer Berücksichtigung von eLearning – Leitfaden zum Referenzprozessmodell für Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung – Planung, Entwicklung, Durchführung und Evaluation von Bildungsprozessen und Bildungsangeboten. Beuth-Verlag. Berlin [= PAS 1069, im Druck] 158 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien Dubs, Rolf (2006) Bildungsstandards und kompetenzorientiertes Lernen; in: Minnamaier, Gerhard; Wuttke, Eveline (Hg.): Berufs- und wirtschaftspädagogische Grundlagenforschung. Lehr-Lern-Prozesse und Kompetenzdiagnostik [= Festschrift für Klaus Beck], Peter Lang. Frankfurt/Main et al., S. 161-175 Erpenbeck, John; von Rosenstiel, Lutz (2003) Einführung; in: Erpenbeck, John; von Rosenstiel, Lutz (Hg.): Handbuch Kompetenzmessung. Schäffer-Pöschel. Stuttgart, S. IX-XL. Gessler, Michael (2006) Das Kompetenzmodell; in: Bröckermann, Reiner; Müller-Vorbrüggen, Michael (Hg.): Handbuch Personalentwicklung. Die Praxis der Personalbildung, Personalförderung und Arbeitsstrukturierung, Schäffer-Pöschel-Verlag. Stuttgart, S. 23-41 Hartig, Johannes; Klieme, Eckhard (2006) Kompetenz und Kompetenzdiagnostik; in: Schweizer, Karl (Hg.): Leistung und Leistungsdiagnostik, Springer Verlag. Heidelberg, S. 127-143 Hasebrook, Joachim; Zawacki-Richter, Olaf; Erpenbeck, John (2004) Ausblick: Strategisches Kompetenzmanagement – Zur Konvergenz personaler und betrieblicher Kompetenzen; in: Hasebrook, Joachim; Zawacki-Richter, Olaf; Erpenbeck, John (Hg.): Kompetenzkapital. Verbindungen zwischen Kompetenzbilanzen und Humankapital. Bankakademie-Verlag. Frankfurt/Main, S. 327-338 IEEE Learning Technology Standards Committee (2007) IEEE Standard for Learning Technology – Data Model for Reusable Competency Definitions (RCD), IEEE 1484.20.1-2007 [= IEEE 1484.20.1 RCD] ISO/IEC 19796-1:2005 (2005) Information Technology – Learning, Education, and Training – Quality Management, Assurance and Metrics – Part 1: General Approach. Hrsg. v. International Organization for Standardization. Geneva: International Organization for Standardization Jäger, Wolfgang (2002) Analysten entdecken das Human Capital; in: Personalwirtschaft, Ausgabe 12/2002. Wolters Kluwer Deutschland GmbH. Köln Kooperationsstelle Hamburg (2008) Empirische Erhebung im Umfeld der Sozialpartner. Hamburg. [im Druck] 159 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Kröpelin, Philipp (2005) Mit Geschäftsmodellen für E-Learning den dauerhaften Projekterfolg sicherstellen; in: Hohenstein, Andreas; Wilbers, Karl (Hg.). Handbuch E-Learning. Verlag Deutscher Wirtschaftsdienst, Wolters Kluwer Deutschland GmbH. Köln Kunzmann, Christine; Schmidt, Andreas (2007) Kompetenzorientierte Personalentwicklung; in: ERP Management, Ausgabe 1/2007. Gito mbH Verlag für Industrielle Informationstechnik und Organisation. Berlin, S. 38-41 Linn, Dirk; Würdemann, Christian (2007) Standards für Kompetenzmanagement schaffen; in: Personalwirtschaft, Sonderheft 07/2007. Wolters Kluwer Deutschland GmbH. Köln, S. 11-13 Luhmann, Niklas (1998) Die Gesellschaft der Gesellschaft. Suhrkamp. Frankfurt/ Main Mörschel/Zähringer (2007) Standards bei internationalen Dienstleistungen von Investitionsgüterherstellern. Fraunhofer IRB Verlag. Stuttgart, S. 35, 45f. North, Klaus; Reinhardt, Kai (2005) Kompetenzmanagement in der Praxis. Mitarbeiterkompetenzen systematisch identifizieren, nutzen und entwickeln. Verlag Gabler. Wiesbaden Peterke, Jürgen (2006) Handbuch Personalentwicklung. Cornelsen. Berlin Roth, Heinrich (1971) Pädagogische Anthropologie, Bd. 2: Entwicklung und Erziehung. Grundlagen einer Entwicklungspädagogik. Schroedel. Hannover. Rust, Holger; Meyer, Dr. Martin (2006) Strategieentwicklung im Personalmanagement. Beitrag auf der Jahreskonferenz Personalentwicklung 2007. ConVent Seminare GmbH. Frankfurt am Main Schmidt, Andreas; Kunzmann, Christine; Biesalski, Ernst (2006) Systematische Personalentwicklung mit ontologiebasierten Kompetenzkatalogen – Konzepte, Erfahrungen und Visionen; in: Gronau, Norbert; Fröming, Jane; Schmid, Simone (Hg.). Kompetenzmanagement in der Praxis – Schulung, Staffing und Anreizsysteme (Tagungsband). Gito mbH Verlag für Industrielle Informationstechnik und Organisation. Berlin, S. 1-2 160 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien Scholz, Christian (2000) Personalmanagement. Informationsorientierte Grundlagen. Verlag Vahlen. München, S. 505 und verhaltenstheoretische Stracke, Christian M. (2007a) Kategoriales Referenzmodell für E-Learning-Standards und E-LearningStandardisierung im Überblick; in: zeitschrift für e-learning. lernkultur und bildungstechnologie (2. Jg.: 02/2007), S. 8-20 Stracke, Christian M. (2007b) Quality Standards for Quality Development in e-Learning: Adoption, Implementation, and Adaptation of ISO/IEC 19796-1; online erhältlich unter: http://www.qed-info.de/downloads (Abruf am 24.1.2008). Vonken, Matthias (2006) Qualifizierung versus Kompetenzentwicklung: Schwierigkeiten mit dem Kompetenzbegriff; in: Gonon, Philipp; Klauser, Fritz; Nickolaus, Reinhold (Hg.): Kompetenz, Qualifikation und Weiterbildung im Berufsleben- Budrich-Verlag. Opladen, S. 11-25 Weber, Susanne (2005) Kompetenz und Identität als Konzepte beruflichen Lernens über die Lebensspanne; in: Gonon, Philipp et al. (Hg.): Kompetenz, Kognition und neue Konzepte der beruflichen Bildung. VS Verlag. Wiesbaden, S. 9-23 Weinert, Franz E. (2001) Concept of Competence: A Conceptual Clarification; in: Rychen, Dominique Simone (Hg.): Defining and selecting key competencies. Hogrefe & Huber. Seattle et al., S. 45-66 161 Standardisierte Kompetenzmodelle für erfolgreiche Internationalisierungsstrategien Anhang Ansätze und Initiativen zur Standardisierung von Kompetenzen: National DIN Deutsches Institut für Normung e.V. Referat Entwicklungsbegleitende Normung/ Universität Duisburg-Essen: Innovation mit Normen und Standards (INS) 2007/2008 DIN-Workshop "Kompetenz für die Personalentwicklung" http://www.ins.din.de DIN Deutsches Institut für Normung e.V. Normenausschuss Informationstechnologie und Anwendung (NIA) NA 043-01-36 AA "Lerntechnologien" http://www.nia.din.de Europäisch Europäisches Komitee für Normung (CEN) CEN/TC 353 "IT for Learning, Education, and Training" http://www.cen.eu/isss/TC_353 Europäisches Komitee für Normung (CEN) CEN/ISSS WS on Learning Technologies http://www.cen-ltso.net Europäisches Komitee für Normung (CEN) CEN/ISSS WS on ICT Skills http://www.cen-ltso.net International Internationale Normungsorganisation (ISO) ISO/IEC JTC1 SC36 "IT for Learning, Education and Training" http://www.jtc1sc36.org/ IEEE Learning Technology Standards Committee (LTSC) WG20 "Competency Data Standards" http://ltsc.ieee.org/wg20/ Weitere relevante Links im Internet: Europäische Kommission European Qualifications Framework (EQF) http://ec.europa.eu/education European eCompetence Initiative http://www.ecompetence.info TENCompetence http://www.tencompetence.org D-ELAN Deutsches Netzwerk der E-Learning Akteure e.V. http://www.d-elan.net 163 Exportieren Sie Ihren Erfolg itb - Institut für Technik der Betriebsführung1 Exportieren Sie Ihren Erfolg Seminar für Inhaber und Führungskräfte kleiner und mittlerer Unternehmen zum Ausbau der Dienstleistungs- und Internationalisierungskompetenz Inhalt 1 Praktischer Prolog ......................................................................................... 167 2 Internationales Engagement gering ausgeprägt............................................. 167 3 Projektziel: Lernen von den Besten .............................................................. 169 4 Inhalte des Seminars „Exportieren Sie Ihren Erfolg“ ................................... 170 4.1 Lernziele (Dienstleistung)................................................................... 170 4.2 Lernziele (Export)............................................................................... 171 5 Lust machen auf Abenteuer und Erfolg ........................................................ 171 5.1 1. Teil: Internationale Aktivitäten im Handwerk – Das Haus der Exportfähigkeit ................................................................................... 173 Stärken fördern und Barrieren abbauen .............................................. 173 5.2 2. Teil: Ermittlung des Dienstleistungspotenzials .............................. 176 5.3 3. Teil: Fit für Auslandsmärkte........................................................... 179 5.4 4. Teil: Identifikation vorhandener Dienstleistungen und Methoden zur Entwicklung neuer Dienstleistungen ............................................ 180 5.5 5. Teil: Entwicklung eines Export-Konzepts ...................................... 186 6 Literatur......................................................................................................... 189 1 Das in diesem Beitrag dargestellte Zweitagesseminar „Exportieren Sie Ihren Erfolg“ wurde im Rahmen des Projektes „Internationalisierung handwerklicher Dienstleistungen“ am itb - Institut für Technik der Betriebsführung im Deutschen Handwerksinstitut e.V. entwickelt. Zu seinem Zustandekommen haben folgende Personen maßgeblich beigetragen (in alphabetischer Reihenfolge): Alexander Frevel, Joachim Hamburger, Ewald Heinen, Kristina Kuiper, Reinhard Myritz, Freya VogelWeyh, Klaus Weyh† 165 Exportieren Sie Ihren Erfolg 1 Praktischer Prolog „Mir konnte nichts Besseres passieren als die EU-Osterweiterung.“ Für den auf den Fassadenbau spezialisierten Schreinermeister aus Bayern bietet die Globalisierung große Chancen. Er beschäftigt zu Hause lediglich zwei Mitarbeiter und packt dennoch sehr erfolgreich Millionen-Aufträge an. Nachdem er 2007 im Anschluss an eine internationale Ausschreibung den Zuschlag zum Bau der Fassaden eines Spaßbades in Breslau erteilt bekommen hatte, setzte er die „Geheimwaffe“ seiner Firma ein – das Spezialisten-Netzwerk. „Flexibilität ist die Stärke der Schwachen“, lautet das Credo des Unternehmers. Er arbeitet deshalb mit vielen kleinen Fassadenbau-Spezialisten im Passauer Raum eng zusammen und nutzt wie sie beispielsweise die Möglichkeit des gemeinsamen Materialeinkaufs, um günstigere Preise zu erzielen. Dank eines geringen Verwaltungsaufwandes und der Beschäftigung von Mitarbeitern mit Werkverträgen von Projekt zu Projekt ist er auch dann noch wettbewerbsfähig, wenn größere Firmen längst passen müssen. Das erfolgreiche Konzept des Handwerksunternehmers, sich durch den systematischen Aufbau von Dienstleistungen konkrete Wettbewerbsvorteile auf internationalen Märkten zu sichern, scheint jetzt auch in Lettland aufzugehen. In der lettischen Hauptstadt Riga baut er zusammen mit anderen deutschen Unternehmen 111 Eigenheime. Der Bauherr wünscht ausdrücklich Qualität „Made in Germany“, um seine neuen Immobilien besser am Markt anbieten zu können. Für den deutschen Unternehmer ist dies eine weitere Möglichkeit, mit der Internationalisierung seiner Dienstleistungen neue Märkte zu gewinnen und die Wettbewerbsfähigkeit seines kleinen Unternehmens zu sichern. „Dies tue ich ganz bewusst, indem ich nicht in erster Linie auf die Bauleistung selbst setze“, so der Firmenchef, „Meine eigentliche unternehmerische Leistung besteht in der effizienten Verbindung von Logistik, Montage und Kooperation und damit in einer Dienstleistung, die ich noch dazu auf internationalem Parkett einsetze.“ 2 Internationales Engagement gering ausgeprägt Das Beispiel des bayerischen Kleinstunternehmers ist bisher allerdings eher die Ausnahme im Handwerk und nicht die Regel. Die Erfolge des Export-Weltmeisters Deutschland stützen sich zwar zum großen Teil auf die breite Basis eines gut qualifizierten Mittelstandes. Dies gilt grundsätzlich auch für das Handwerk. Allerdings ist das internationale Engagement des Handwerks bislang deutlich geringer als das der Industrie. Die Gründe dafür liegen vor allem an der nach wie vor auf den regionalen Bedarf ausgerichteten Angebotsstruktur des Handwerks. Allerdings ist im 167 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Zuge des Strukturwandels verstärkt zu beobachten, dass sich Handwerksunternehmer mehr und mehr auf bestimmte Güter und Dienstleistungen spezialisieren. Das hat einen größeren Absatzradius zur Konsequenz. Auslandsgeschäfte gewinnen für immer mehr Handwerksbetriebe an Bedeutung. Ein erheblicher Teil der handwerklichen Auslandsgeschäfte betrifft den Dienstleistungsexport. Belastbare Daten liegen nicht vor, weil dieser Teil der handwerklichen Auslandsgeschäfte statistisch nicht gesondert erfasst wird. Nach Informationen der Exportberater aus den Handwerkskammern kommt dem Dienstleistungsexport allerdings eine verhältnismäßig große Bedeutung zu. Die Hauptursache dafür liegt im Wesensmerkmal des Handwerks, jedem Kunden ein individuell zugeschnittenes Lösungsangebot zu unterbreiten, in dem jeweils ein ganz erheblicher Dienstleistungsanteil enthalten ist. Die Voraussetzungen für den Export des unternehmerischen Erfolgs also sind im Handwerk durchaus gegeben. • Die Spezialisierung auf bestimmte Produkte und Dienstleistungen und damit der Absatzradius haben zugenommen. • Der Dienstleistungsumfang und damit auch die Dienstleistungskompetenz der Unternehmen steigen in dem Maße, in dem die Nachfrage nach individuell auf die Bedürfnisse des jeweiligen Kunden zugeschnittenen handwerklichen Leistungen wächst. Befragungen ergaben, dass sich die Zahl der im Ausland tätigen Handwerksbetriebe von 1995 bis heute etwa verdoppelt hat und inzwischen bei rund 30.000 liegt. Damit sind rund fünf Prozent der zulassungspflichtigen Handwerksbetriebe grenzüberschreitend tätig, wobei etwa drei Prozent des Umsatzes im Handwerk mit ausländischen Kunden erzielt wird. Positiv formuliert haben also rund 95 Prozent aller Handwerksunternehmer die Chance, ihre Wettbewerbsfähigkeit durch den Export von Dienstleistungen deutlich zu verbessern und damit Bestand und Beschäftigungslage ihrer Betriebe zu stabilisieren oder sogar neue Arbeitsplätze zu schaffen. Eine Befragung im niedersächsischen Handwerk ergab, dass sich fast die Hälfte der Handwerksbetriebe im Zusammenhang mit der EU-Osterweiterung eine außenwirtschaftliche Zusammenarbeit in irgendeiner Form vorstellen könnte. Tatsächlich jedoch sind auch hier wie im Bundesdurchschnitt lediglich fünf Prozent der Betriebe international tätig bzw. bereiten ein ausländisches Engagement ihres Unternehmens vor.1 1 Vgl. Müller, Klaus: Auslandsgeschäfte im Handwerk, Duderstadt 2008 168 Exportieren Sie Ihren Erfolg Genau diesen Spagat zwischen Vision und eigentlicher Unternehmung will das vom BMBF geförderte Projekt „Internationalisierung handwerklicher Dienstleistungen“ erleichtern, das im Zeitraum von September 2005 bis August 2008 vom Institut für Technik der Betriebsführung (itb) in Karlsruhe durchgeführt wird. 3 Projektziel: Lernen von den Besten Im Zentrum des Projektes steht der Transfer vorhandenen internationalen Knowhows, um es an „Einsteiger“ zu vermitteln. Dies setzt eine gründliche Analyse und Aufbereitung der Ergebnisse voraus. Export erfahrene Unternehmen, die seit längerer Zeit erfolgreich im Ausland tätig sind, beteiligten sich ebenso an dem Projekt wie Unternehmen, die an der Schwelle zu grenzüberschreitenden Tätigkeiten stehen oder gerade die ersten Erfahrungen gesammelt haben. Neben der Qualifizierung von Betrieben für die systematische Entwicklung exportfähiger Dienstleistungen steht gleichrangig die Qualifizierung der Unterstützer im Handwerk, vor allem der Berater der Handwerksorganisation, die als Multiplikatoren eine wichtige Rolle spielen. Wie schon bei den Unternehmen selbst gibt es auch hier „Vorreiter“ und ausgewiesene Experten auf dem Gebiet der Außenwirtschaft und der Dienstleistungsentwicklung, deren Erfahrungsschatz im Rahmen des Projektes zu heben war. Die ersten Aktivitäten für die „Vorreiter“-Betriebe fanden parallel zur Internationalen Handwerksmesse 2006 in München statt. Ein „Zukunftsforum Internationale Zusammenarbeit“ gab Aufschluss darüber, in welchem Umfeld sich die Unternehmen bewähren müssen und in welche Richtung eine Entwicklung stattfinden muss, um weiterhin erfolgreich zu sein. Der Anspruch des Projektes, Unternehmer-, Berater- und Forschungsseite gleichrangig einzubeziehen, wurde durch eine entsprechende personelle Zusammensetzung des Zukunftsforums gewährleistet. Gleichzeitig bot sich den Unternehmern hier auch Gelegenheit für einen intensiven Gedankenaustausch untereinander. In einem ersten Schritt erarbeiteten die Teilnehmer des Zukunftsforums ein „Barometer der Gegenwart“. Damit blickten sie kritisch in die Vergangenheit und nahmen sowohl die positiven als auch die negativen Ereignisse im Handwerk darin auf. Das herauszustellende Argument für den Aufbau bzw. den Ausbau eines internationalen Engagements war das Label „Made in Germany“ und damit die weltweit anerkannte Qualität der erbrachten Leistungen durch deutsche Mittelständler. Im Anschluss an die kritische Beobachtung des Barometer-Standes erarbeiteten die Teilnehmer jeweils Trends der Internationalisierung. Das Ergebnis: Für die Unternehmer steht die Kundenorientierung klar im Vordergrund der beobachten Internationalisierungstrends, während die Berater den Fokus bei der Kapitalbeschaffung 169 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen und den Auswirkungen der Globalisierung auf kleine und mittlere Unternehmen sehen. Parallel zu diesen intensiven Ursachen- und Trendforschungen fand eine Befragung von insgesamt 170 Betrieben statt, die im Rahmen der aus dem Zukunftsforum entstandenen „Visionen 2010“ die Erwartungen und die Erfolg versprechenden Ansätze einer Internationalisierung handwerklicher Dienstleistungen erhob. Nach und nach entstand so ein Mosaik von Erfolgskomponenten. Lösungswege für ein erfolgreiches Handeln sowie effiziente Wege zur Umsetzung und Verwertung der vorliegenden Ergebnisse wurden nun erarbeitet und in einem weiteren Projektschritt interessierten Handwerksunternehmen sowie kleinen und mittleren Unternehmen anderer Wirtschaftssektoren als Anregung, aber auch als konkrete Hilfe zur Verfügung gestellt. Einer dieser Wege, das aufbereitete Wissen an die Betriebe und ihre Inhaber, Geschäftsführer oder leitende Angestellte weiterzugeben, war die Erarbeitung und Erprobung eines Seminars zum Thema „Dienstleistung und Außenwirtschaft“ mit dem Titel „Exportieren Sie Ihren Erfolg“. 4 Inhalte des Seminars „Exportieren Sie Ihren Erfolg“ Gegenstand des Seminars ist der Ausbau der Dienstleistungs- und Internationalisierungskompetenz der Unternehmen. Dargestellt und angewendet werden Methoden zur Ermittlung der aktuellen Dienstleistungssituation sowie zur Entwicklung der Dienstleistungsstrategie und Exportfähigkeit der Unternehmen. 4.1 Lernziele (Dienstleistung) • Ermittlung des aktuell vorhandenen Dienstleistungspotenzials im eigenen Unternehmen • Entwicklung bzw. Fortentwicklung des Dienstleistungspotenzials im eigenen Unternehmen • Anwendung der für kleine und mittlere Unternehmen geeigneten Methoden der Dienstleistungsentwicklung • Erkennbare Darstellung des aus der erhöhten Dienstleistungskompetenz des Unternehmens resultierenden konkreten Kundennutzens 170 Exportieren Sie Ihren Erfolg 4.2 Lernziele (Export) • Erkennen und Einordnen der Bedeutung verschiedenen Formen internationaler Zusammenarbeit in der Außenwirtschaft (Export und Import) für den eigenen Betrieb • Erkennen und Beschreiben der für den Export geeigneten Sach- und Dienstleistungen des eigenen Unternehmens • Befähigung zum Erkennen, Analysieren und Entwickeln bzw. Weiterentwickeln der Exportfähigkeit des Unternehmens, seiner Führungskräfte und der gesamten Belegschaft Das Seminar wurde im Juli und September 2007 in Freiburg und Frankfurt erprobt. Aufgabe war es, die Teilnehmer dazu zu befähigen, die Chancen, aber auch die Risiken des Dienstleistungsexports zu erkennen und die damit verbundenen Entscheidungen sowie Konsequenzen ihrer Unternehmertätigkeit besser abwägen zu lernen. Dazu gehörte die Vermittlung möglicher interner oder externer Abbruchkriterien ebenso wie die Stärkung der Selbstbeobachtungskompetenz. Ein nicht ganz unwesentlicher Aspekt des Seminaransatzes bestand schließlich darin, den Teilnehmern Lust auf Abenteuer und Erfolg zu machen. Der zunächst auf vier Tage angelegte Workshop wurde entsprechend einer intensiven Kursbewertung durch die Teilnehmer auf zwei Tage verkürzt. Die beiden Schwerpunktthemen • Einschätzung der Exportfähigkeit und • Systematische Entwicklung von Dienstleistungen wurden ebenfalls als Ergebnis der Kursbewertung effizienter miteinander verzahnt und vor allem durch Einbeziehung konkreter Praxisfälle nachvollziehbar gestaltet. 5 Lust machen auf Abenteuer und Erfolg Die Seminarteilnehmer sollen vor allem durch eigenes reflektiertes Denken und Handeln zum Wissenserwerb befähigt werden. Das Selbstlernen steht im Vordergrund des methodisch-didaktischen Seminaransatzes. Dies geschieht vor allem durch die Stärkung der Selbstbeobachtungskompetenz in Form von Self-CheckInstrumenten, aber auch durch Gruppenarbeit, Kreativmethoden und durch Lehrgespräche. Die Materialien sind als Loseblatt-Sammlung gestaltet. Sie enthalten Arbeitsblätter, Hintergrundmaterial und die Folien der Powerpoint-Präsentation. Aktuell umfassen die Unterrichtsmaterialien (Stand April 2008): 171 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen • Übersicht Seminarunterlagen, -ablauf und -ziele • Vollständiger Foliensatz mit den inhaltlichen Schwerpunkten − Einführungsreferat „Internationale Aktivitäten im Handwerk – Das Haus der Exportfähigkeit“ − Einführungsreferat „Dienstleistung – Ermittlung des Dienstleistungspotenzials“ − Formen/Typen der Außenwirtschaft, Chancen/Risiken internationaler Tätigkeit − Exportförderung − Identifikation vorhandener und Methoden zur Entwicklung von Dienstleistungen − Informationsbeschaffung, Pflichtenheft „Marktanalyse“ − Systematische Entwicklung des Dienstleistungsexportkonzeptes, Organisation des Geschäftsplanentwicklungsprozesses • Arbeitsblätter „Dienstleistungs-Check-up“ und „Aktivitätenfilter“ • Thematische Einführung „Partnerschaftliche internationale Zusammenarbeit“ • Leitfragen zur Erstellung eines Geschäftsplanes unter besonderer Berücksichtigung des Exports von Dienstleistungen • Leitfaden zur Stärken/Schwächen-Analyse (SWOT-Analyse) des eigenen Unternehmens (Produkt-, Dienstleistungs-Portfolio, Prozesse) • Leitfaden zur Analyse der Internationalen Kooperationsneigung und -fähigkeit • Beispielhafte Informationen der Handwerksorganisation zu ausgewählten Exportländern − Glossar der wichtigsten Begriffe − Verzeichnis von Literatur und Dokumenten, Institutionen und Ansprechpartnern sowie wichtigen Internet-Seiten − CD Selbsttest „Fit für Auslandsmärkte?“ − Formblatt zur Seminarevaluation 172 Exportieren Sie Ihren Erfolg 5.1 1. Teil: Internationale Aktivitäten im Handwerk – Das Haus der Exportfähigkeit Ausgangspunkt des Seminars ist eine knappe Analyse der Exportaktivitäten und Exportchancen des Handwerks, denn es geht ganz ausdrücklich nicht darum, aus jedem Handwerksbetrieb einen „Global Player“ zu machen. Der typische Handwerksbetrieb wird seinen eindeutigen Absatzschwerpunkt auch künftig in einem Radius von etwa 30 Kilometern um den Unternehmensstandort beibehalten. Angestrebt wird jedoch, das Exportpotential des Handwerks längerfristig auf über zehn Prozent am gesamten Umsatz und damit um über zwei Drittel gegenüber der aktuellen Situation zu steigern. In anderen Regionen und Ländern hat der Wettlauf um internationale Marktanteile bereits vor längerer Zeit begonnen. Den Vergleich der Exportquoten europäischer Länder führt beispielsweise Luxemburg mit 37 Prozent an, gefolgt von Schweden mit 29 Prozent und Belgien mit 23 Prozent. Deutschland liegt mit gerade einmal 14 Prozent im unteren europäischen Mittelfeld.1 Grenzüberschreitend sind besonders die dynamischen, innovativen und rasch wachsenden Unternehmen tätig. Dieses Potenzial an Unternehmen wird auf rund zehn Prozent des Bestandes geschätzt. Damit kommt ihnen natürlich für das gesamte Handwerk eine ganz wesentliche Pionier- und damit Vorbildfunktion zu. Um diese Potenziale nutzen zu können, reichen die bisherigen Strategien und Maßnahmen nicht aus. Im Handwerk muss eine umfassende Offensive beginnen, um die internationale Zusammenarbeit nachhaltig zu entwickeln. Die handwerkspolitische Hoffnung besteht darin, dass die Betriebe im internationalen Bereich ein zweites Standbein aufbauen und über die transnationale Zusammenarbeit die wirtschaftliche Betätigung auf den heimischen Märkten absichern. Stärken fördern und Barrieren abbauen Eine nachhaltige Förderung des Exports mittelständischer Unternehmen wird nur erfolgreich sein, wenn sie konsequent bei den Stärken dieser Unternehmen ansetzt und bestehende Hemmnisse beseitigt bzw. Barrieren deutlich reduziert. Zunächst geht es deshalb darum, das Vorhandensein der Grundlagen einer partnerschaftlichen Exportfähigkeit kritisch und selbstkritisch zu überprüfen, um nach den eigenen Stärken und Schwächen zu suchen. Dies gelingt durch eine Analyse von Rah- 1 Vgl. KfW Bankengruppe (Hrsg.): Die Globalisierung des Mittelstandes: Chancen und Risiken, Frankfurt 2006, S. 19 173 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen menbedingungen, Werten, Qualifikationen und Leistungsfähigkeit – zusammengefasst im so genannten „Haus der Exportfähigkeit“. Grundlagen (partnerschaftlicher) Exportfähigkeit Rahmenbedingungen y Handels-, Steuerrecht y Sprache, Kultur y Management y Partnerschaft y Unternehmensverfassung Werte y Einstellung y Verhalten y Wissen, Kenntnisse y Fähigkeiten / Können y Produkt y Produktivität y Motivation Bildung y Kompetenzen Leistungsfähigkeit y Prozess y Innovationsfähigkeit © Alexander Frevel Abbildung 1: Haus der Exportfähigkeit1 Basis der Exportfähigkeit ist die Leistungsfähigkeit des Unternehmens, also die Qualität der Produkte und Prozesse, die vorhandene Produktivität und die Innovationsfähigkeit. Im zweiten Stockwerk ist das vorhandene Wissen und Können des Unternehmens versammelt, die Kompetenzen jedes einzelnen Mitarbeiters und damit die Kompetenzen des Betriebs insgesamt. Von besonderer Bedeutung ist das dritte Stockwerk. Ganz entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg jedes Betriebes ist die gelebte Unternehmenskultur, also die gemeinsamen Werte, bestehend aus Einstellung, Verhalten und Motivation. Dies schließt die Offenheit für Andere und Anderes, für fremde Mentalitäten und unbekannte Sitten ein. Im vierten 1 Vgl. in Anlehnung an „Haus der Arbeitsfähigkeit“, in Ilmarinen, J.; Tempel, J.: Arbeitsfähigkeit 2010, Hamburg 2002, S. 339 und 237 174 Exportieren Sie Ihren Erfolg Stockwerk ist eine Vielzahl von Rahmenbedingungen angesprochen. Sie „lasten“ mehr oder minder auf den unteren Etagen, weil ihre Akzeptanz mit Konsequenzen für die anderen Stockwerke verbunden ist, z.B. durch das Erlernen von Fremdsprachen. Prinzipiell ist also zwischen einer individuellen und einer betrieblichen Exportfähigkeit zu unterscheiden. Beides steht in Wechselwirkung zueinander und macht deutlich, dass es einer eng aufeinander abgestimmten und integrierten Betrachtungsweise bedarf. Die individuelle Exportfähigkeit eines Unternehmens ist abhängig vom vorhandenen Wissen, z.B. den eigenen Sprachkenntnissen, den vorhandenen Kompetenzen und Erfahrungen wie der Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, der Sozial- und Methodenkompetenz, aber nicht zuletzt auch von persönlicher Einstellung und Verhalten, etwa der Offenheit fremden Gesprächspartnern gegenüber. Parallel dazu existiert die betriebliche Exportfähigkeit. Hier geht es ebenfalls um Wissen, Kompetenzen und Erfahrungen sowie Einstellungen und Verhalten. Im Unterschied zum individuellen Aspekt konzentriert sich das Wissen aber nun beispielsweise auf Handels- und Steuerrecht, Arbeits- und Umweltvorschriften usw. Die notwendigen Kompetenzen und Erfahrungen liegen im Bereich der Integration ausländischer Beschäftigter oder der Kooperation mit ausländischen Partnern. Und schließlich geht es darum, dass das Unternehmen sich darüber im Klaren ist, ob es überhaupt dazu bereit ist, partnerschaftliche Beziehungen an die Stelle rein kommerzieller Interessen zu setzen. Entsprechend dem Leitbild „Haus der Exportfähigkeit“ müssen die Handlungsfelder zur Förderung der Exportfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen in zwei Dimensionen gleichzeitig ansetzen. Zum einen geht es um die Entwicklung eines förderlichen Exportmilieus und zum anderen um die individuelle Befähigung dazu. Zunächst sind die spezifischen Marktbedingungen für die handwerklichen Leistungen auf der Grundlage der spezifischen Basisdaten des in Frage kommenden Landes bzw. der ausländischen Region zu beschreiben und ggf. durch Expertisen zu konkretisieren. Im engen Dialog zwischen Export erfahrenen Handwerksbetrieben, exportierenden Handelsunternehmen und dem Vertrieb von Herstellern, kleine und mittlere Unternehmen unterstützende Organisationen wie Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern, Fachexperten und Bildungsfachleuten werden dann Inhalte und Formen zur Entwicklung der externen Rahmenbedingungen und zur Ausrichtung der betrieblichen Strukturen auf eine zu optimierende Exportfähigkeit hin entwickelt. Im zweiten Schritt sind z.B. die entwickelten Seminare und sonstigen Hilfen wie Leitfäden und Handlungshilfen für Betriebe oder als Beratungs- und Betreuungs- 175 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen angebote der Kammern zur Stärkung der individuellen Kompetenzen zu erproben und im Exportalltag des Unternehmens auf Anwendbarkeit zu überprüfen. Die Handwerkskammern mit ihren Außenwirtschafts- und Betriebsberatern sowie die handwerklichen Bildungseinrichtungen tragen die Verantwortung für die dauerhafte und kontinuierlich an die veränderten Anforderungen angepasste Beratung der Unternehmen sowie die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter. Den Seminar-Teilnehmern wird verdeutlicht, dass die Steigerung der Exportfähigkeit eng verbunden ist mit Fragen der Führungsorganisation, vorhandenen bzw. auszubauenden professionellen Kompetenzen und einem die partnerschaftliche Zusammenarbeit förderlichen Verhalten sowohl der Unternehmerpersönlichkeit selbst als auch der gesamten Belegschaft. Herkömmliche Ansätze zur Steigerung der Exportfähigkeit konzentrieren sich eher auf die Ebenen der Beherrschung von Rahmenbedingungen bzw. der Aneignung von Kenntnissen zur Produktivitätssteigerung. In diesem Projekt und damit auch in diesem Seminar stehen die Werte und Kompetenzen aller Beteiligten gleichgewichtig im Vordergrund. Erkennbar wird dies durch die Betonung der grundsätzlichen Übereinstimmung von Werten und Einstellungen zwischen den potentiellen Geschäftspartnern, die weit über den puren Austausch Ware-Geld hinausgeht. 5.2 2. Teil: Ermittlung des Dienstleistungspotenzials Eine der häufigsten Fragen von Unternehmen lautet, worin eigentlich Dienstleistungen bestehen und wie man ihr Vorhandensein überhaupt ermitteln könne. In der Regel zielt diese Frage auf die so genannten unternehmensbezogenen Dienstleistungen ab. Dabei handelt es sich immer um Zusatzlösungen rund um ein Produkt, eine Sachleistung. Das beginnt bei A wie Absatzhilfen und geht bis hin zu Z wie Zeitstudien, um Transport oder Logistik zu optimieren. Jeder kleine Maschinenbauer beispielsweise verkauft mit seiner Maschine auch bestimmte Dienstleistungen, also etwa den Aufbau, den Transport oder mit entsprechenden Wartungsverträgen auch die Instandhaltung seines Produkts. Neue Dienstleistungsangebote entstehen meist als unmittelbare Konsequenz der Zusammenarbeit des Unternehmens mit seinen Kunden. Je enger der Kontakt zum Kunden, umso größer auch das Wissen des Dienstleistungsanbieters um seine Prozesse. Dienstleistungen haben immer Prozesscharakter. Analysiert der Dienstleistungsanbieter die Prozesse seines Kunden und modelliert sie neu, indem er sie vereinfacht und umstrukturiert, erbringt er eine Dienstleistung, die für ihn als Nischenanbieter noch dazu den Vorteil hat, nur von ihm erbracht zu werden. Schließlich kennt außer ihm kein anderer diesen Kunden so gut. 176 Exportieren Sie Ihren Erfolg Gerade kleine und mittlere Unternehmen verfügen durch ihre besondere Nähe zum Kunden und ihre Kompetenz in der Nische über spezielles Know-how. Dies kann z.B. bestehen in Services, Schulungen des Kunden, Planung, Beratung und Projektierung. Generell gilt, dass die Unternehmen am ehesten einen Wettbewerbsvorteil aus dem Ausbau ihrer Dienstleistungen zu ziehen vermögen, die ihren Kunden helfen, konkrete Probleme zu lösen – und das möglichst, bevor der Kunde weiß, dass er ein Problem hat und dass es mit der angebotenen Lösung rascher und kostengünstiger zu lösen ist. Alles, was den Preis- und Kostendruck eines Kunden minimiert, darf deshalb als Dienstleistungsangebot mit Erfolgspotenzial bezeichnet werden. Für den Dienstleistungsanbieter ergeben sich als Folge der systematischen Entwicklung seines entsprechenden Angebotes diese konkreten Vorteile: • Mit einem ausgefeilten Dienstleistungsangebot hebt sich das Unternehmen vom Wettbewerb ab – es entsteht ein Alleinstellungsmerkmal. • Die Neukundenwerbung wird aktiviert. • Die Kundenbindung wächst langfristig durch die Zufriedenheit des Kunden mit dem Angebot. • Eine Umsatzsteigerung ist in der Regel die unmittelbare Folge des Angebots kundenorientierter Dienstleistungen. • Häufig können die eigenen Kosten reduziert werden, wenn sich die angebotene Dienstleistung eng am konkreten Kundenbedürfnis orientiert. • Das Unternehmen profitiert mittelbar von der wachsenden Mitarbeiterkompetenz. Gerade die kleinen und mittleren Unternehmen, die ja meist sehr erfolgreich in ihrer jeweiligen Nische agieren, verfügen deshalb in der Regel über einen Wettbewerbsvorsprung, wenn sie die Nähe zu ihren Kunden für eine systematische Dienstleistungsentwicklung nutzen. Um dies umsetzen zu können, ist es notwendig, 1. das Dienstleistungspotenzial zu ermitteln: Welche Fähigkeit und Bereitschaft bringt das Unternehmen mit, um Dienstleistungen zu erbringen? 2. den Dienstleistungsprozess zu bestimmen: Wie läuft der Prozess zur Erbringung einer Dienstleistung ab? 3. und das Dienstleistungsergebnis zu betrachten: Mit welchem Resultat werden Dienstleistungen erbracht? 177 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Ein Dienstleistungs-Check-up verdeutlicht die vorhandenen Gestaltungsmöglichkeiten für den Unternehmer. Dazu muss er sich zunächst über die Mitwirkungskompetenz seiner Beschäftigten im Klaren sein. Sie besteht im Wesentlichen aus fachlicher und kommunikativer Kompetenz, zwei Faktoren, die im Rahmen der betrieblichen Weiterbildung mit geringem Aufwand fortwährend optimiert werden können. In einem weiteren Schritt muss der Unternehmer nach der Wahrnehmbarkeit seiner Leistungen durch den Kunden fragen. Da es sich bei einer Dienstleistung in der Regel um eine immaterielle Leistung handelt, die gewissermaßen unsichtbar stattfindet, sollte der Unternehmer sie konsequent verdeutlichen, also inszenieren und visualisieren. Dies kann beispielsweise durch die Präsentation seiner Arbeitsergebnisse geschehen. So kann dem Kunden vermittelt werden, welche Qualität er erhält oder welche konkreten Kostensenkungen beim Kunden möglich sind. Schließlich sollte der Unternehmer seine Dienstleistungsumgebung genau beobachten: Bieten Wettbewerber ähnliche Dienstleistungen an, wenn ja, zu welchen Preisen? Häufig werden Dienstleistungen aus einem augenblicklichen Bedarf heraus entwickelt und angeboten. Ziel der systematischen Entwicklung von Dienstleistungen muss es sein, eine entsprechende verallgemeinerte und zugleich individuelle Kundenerwartung zu erfüllen. Das Ziel heißt höhere Kundenzufriedenheit. Dabei sollte der Unternehmer die Wechselwirkungen zwischen angebotener Dienstleistung und Kundenerwartungen berücksichtigen, wie die folgende Tabelle verdeutlicht. Kundenerwartungen Dienstleistung (am Beispiel einer Transportdienstleistung, z.B. Busfahrt) Grundanforderungen Minimalanforderung des Kunden; sind selbstverständlich, müssen vollständig vorliegen, z.B. Pünktlichkeit bei ÖPNV Leistungsanforderungen Festlegung eines bestimmten Qualitätsniveaus, damit sich die Leistung vom Wettbewerber absetzt; z.B. saubere Fahrzeuge, freundliche, hilfsbereite Fahrer; ihre Erfüllung löst Kundenzufriedenheit aus Begeisterungsanforderungen Werden weder erwartet noch vom Kunden gefordert; z.B. ein kostenloser Kaffeeautomat im Bus; steigern die Kundenzufriedenheit zur Begeisterung; Problem: können mittelfristig zu Leistungsanforderungen werden Tabelle 1: Dienstleistung und Kundenerwartung Die Grundanforderungen oder Basiseigenschaften eines Produktes müssen in jedem Fall erfüllt werden. Der Kunde setzt sie als selbstverständlich voraus. Ihre 178 Exportieren Sie Ihren Erfolg Erfüllung steigert deshalb nicht die Kundenzufriedenheit. Bei Nichterfüllung allerdings ist die Unzufriedenheit des Kunden automatisch die Folge. Basiseigenschaften beeinflussen deshalb die Kundenzufriedenheit nur in negativer Richtung. Konsequenz: Erfüllt ein Dienstleistungsanbieter die Grundanforderungen eines Produkts nicht, wechselt der Kunde den Anbieter. Leistungsanforderungen an ein Produkt dagegen können die Kundenzufriedenheit in zwei Richtungen beeinflussen, sowohl in positiver als auch in negativer Richtung. Werden die Eigenschaften gut erfüllt, steigt die Kundenzufriedenheit, werden sie nur unzulänglich erfüllt, sinkt diese. Konsequenz: Erfüllt ein Dienstleistungsanbieter die Kriterien der Leistungsanforderungen des Produkts nur schlecht, kann der Kunde einen Anbieterwechsel erwägen. Begeisterungsanforderungen hingegen beeinflussen die Kundenzufriedenheit nur in einer Richtung, nämlich positiv. Weil der Kunde diese Eigenschaften bei einer Leistung nicht erwartet, steigt, wenn sie dennoch angeboten wird, seine Zufriedenheit stark. Konsequenz: Das Fehlen dieser Eigenschaften hat niemals negative Auswirkungen, weil der Kunde sie ja nicht erwartet hat. Dennoch besteht das Risiko der Anspruchsinflation. Begeisterungsanforderungen können mit der Zeit zu Leistungs- oder sogar zu Grundanforderungen werden. 5.3 3. Teil: Fit für Auslandsmärkte Auslandsgeschäfte werden in verschiedenen Formen getätigt. Neben reinen Warenlieferungen können auch Teil-Produkte zur eigenen Produktion im- oder exportiert bzw. bestimmte Dienstleistungen grenzüberschreitend erbracht werden. Zur Lohnveredelung können außerdem bestimmte Arbeiten für das eigene Produkt ins Ausland verlagert werden. Auf vertraglicher Basis wird beispielsweise mit festen Partnern eine gemeinsame Produktion vereinbart. Auch der Vertrieb der eigenen Produkte im Ausland kann über feste Kooperationspartner erfolgen. Möglich ist es darüber hinaus, mit Produktions- oder Vertriebs-Partnern im Ausland ein Joint Venture aufzubauen. Schließlich können Unternehmer natürlich auch eigene Niederlassungen im Ausland aufbauen. Immer kommt es darauf an, die Chancen und Risiken im Auslandsgeschäft gegeneinander abzuwägen und schließlich die unternehmerische Entscheidung für oder gegen ein mögliches internationales Engagement zu treffen. Die folgende Darstellung verdeutlicht, wie sich für den Unternehmer die Chancen verbessern bzw. die möglichen Risiken verringern lassen: 179 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Chancen verbessern Risiken verringern Austausch von Kompetenzen Lernen von Anderen Aufrechterhaltung des Ausbildungsniveaus Wertschätzung mulitkultureller Belegschaften Ausschöpfen der Möglichkeiten des großen Binnenmarktes Gründung von Niederlassungen und internationalen Kooperationen Erweiterte Absatzmöglichkeiten bessere Einkaufsmöglichkeiten Kulturelle Unterschiede Besserer Zugang zu neuen Technologien Internationaler Wettbewerb - Angst vor Konkurrenz Billigangebote, Lohndumping, Schwarzarbeit Benachteiligung von kleinen Unternehmen wg. fehlenden Kapazitäten Sprachprobleme; andere Mentalitäten in der Abwicklung von Geschäften Kooperation in Wertschöpfungsketten Abbildung 2: Chancen und Risiken von Auslandsgeschäften1 5.4 4. Teil: Identifikation vorhandener Dienstleistungen und Methoden zur Entwicklung neuer Dienstleistungen Bei der Entwicklung von Dienstleistungen werden teilweise Methoden der Produktentwicklung auf Dienstleistungen übertragen. Als sinnvoll hat sich folgende systematische Vorgehensweise erwiesen: 1. Ermittlung aktueller Dienstleistungen 2. Definition der Dienstleistungsstrategie 3. Ermittlung des Dienstleistungspotenzials, d.h. der Fähigkeit und Bereitschaft des Unternehmens zum Erbringen der Dienstleistungen 4. Beschreibung des Dienstleistungsprozesses 5. Kontrolle des Dienstleistungsergebnisses Um die aktuelle Dienstleistungssituation in seinem Unternehmen einschätzen zu können, sollte der Unternehmer zunächst alle Informationen zusammentragen, um 1 Quelle: Frevel, A.: Seminar mit deutschen und polnischen Betrieben im Rahmen des INTERREGProjektes BSME, Hamburg 2005, unveröffentlichtes Manuskript 180 Exportieren Sie Ihren Erfolg die Stärken und Schwächen des Betriebes ermitteln zu können. Entscheidend ist dabei, dass die Dienstleistungssituation nicht nur aus der Perspektive des Unternehmens selbst, sondern in erster Linie aus der Sicht des Kunden betrachtet wird. Für die Exportfähigkeit der Dienstleistungen muss hier der möglicherweise unterschiedliche Dienstleistungsanspruch ausländischer Kunden berücksichtigt werden. Hierzu ist, aufbauend auf den bereits vermittelten Informationen über die Ermittlung des Dienstleistungspotenzials zu analysieren, wo Dienstleistungen überhaupt stattfinden und wie diese vom Kunden wahrgenommen werden. Eine einfache, aber sehr hilfreiche Methode, um die verschiedenen Dienstleistungen des eigenen Unternehmens vollständig zu erfassen, ist der Kundenkontaktkreis. Der Unternehmer verdeutlicht damit systematisch, an welchen Punkten des Dienstleistungserbringungsprozesses es zu welcher Art von Kontakten zwischen Beschäftigten des Unternehmens und dem Kunden kommt: Projektphase Dien stleis tung g tun leis nst Die Nutzenphase Kaufphase Dienstlei Ku nd e Di en st le i st un g Infophase Kunde nk o stung nta ktli n ie Mitarbeiter Kundenkontaktpunkt Abbildung 3: Kundenkontaktkreis1 1 Vgl. TechnologieStiftung Hessen GmbH (Hrsg.): Dienstleistung – von der Renditefalle zum Wettbewerbsvorteil. Verbesserung der Dienstleistungskompetenz hessischer Umweltunternehmen. Leitfaden für die betriebliche Praxis, Wiesbaden 2002, S. 14 181 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Im Kundenkontaktkreis werden zunächst alle Aktivitäten an den Kontaktpunkten zum Kunden in ihrem zeitlich-logischen Ablauf erfasst und strukturiert. Dafür ist der Kundenkontaktkreis in die vier Phasen Informations-, Kauf-, Projekt- und Nutzenphase chronologisch gegliedert. Dann werden exakt an diesen Punkten die konkreten Aktivitäten der Beschäftigten des Unternehmens definiert, die im direkten Kundenkontakt stattfinden. Verdeutlicht werden soll dies am Beispiel eines Betriebes, der Photovoltaik-Anlagen installiert. Während der Informationsphase, also der Phase vor der Auftragsabwicklung, informiert sich der Kunde und ist auf der Suche nach einer Anlage mit bestimmten Eigenschaften. In der Kauf- und Angebotsphase erhält der Kunde ein Lösungsangebot, über das er entscheiden kann. In der Projektphase wird der Auftrag ausgeführt, d.h. die Anlage installiert. Auch während der anschließenden Nutzung der Anlage durch den Kunden, in der Nutzenphase also, erwartet der Kunde bestimmte Dienstleistungen, beispielsweise die Wartung der Anlage. Sind alle angebotenen Dienstleistungen erfasst, muss die Frage nach deren marktstrategischem Stellenwert beantwortet werden. Die strategische Bedeutung einzelner Dienstleistungen kann mit Hilfe des Aktivitätenfilters1 ermittelt werden. Dazu wird die Leistung zunächst grundsätzlich klassifiziert, indem unterschieden wird in „branchenübliche Standardleistungen“ und „einzigartige Aktivitäten mit Begeisterungscharakter für den Kunden“. Aktivitäten sind dann einzigartig und begeisternd, wenn sie die Besonderheit des Unternehmens, seine Spezifität ausmachen. Derartige Dienstleistungen – die ein Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens sein können – sind mit einem Wettbewerbsvorteil verbunden und können von einem Mitbewerber nicht ohne weiteres kopiert werden, weil sie in der Regel aus der unternehmensspezifischen Erfahrung heraus entstanden sind. Um eine einzigartige Dienstleistung im Unternehmen als solche erkennen und definieren zu können, helfen Antworten auf die folgenden Fragen: • Wo liegt der spezifische Kundennutzen der Aktivitäten des Unternehmens? • Erzielt das Unternehmen durch die angebotenen Aktivitäten für Standardleistungen einen höheren Preis? • Optimieren die angebotenen Aktivitäten die Prozesse im Unternehmen, indem sie z.B. Abwicklungsprozesse vereinfachen oder beschleunigen (z.B. Bestellungen über das Internet)? 1 Vgl. Landes-Gewerbeförderungsstelle des NRW Handwerks (LGH) e.V., Management-Center Handwerk (MCH) (Hrsg.): Thimm, Svenja: Die Zukunft heißt Dienstleistung. Methoden und Materialien für die Beratung, Düsseldorf 2004, S. 7 182 Exportieren Sie Ihren Erfolg • Kann das Unternehmen durch die angebotenen Aktivitäten neue Zielgruppen erschließen? • Erhöhen die angebotenen Aktivitäten die Kundenbindung? • Verbessern die angebotenen Dienstleistungen die Zahlungsbereitschaft der Kunden? Eine weitere zu beantwortende Frage ist dann die nach der Preisgestaltung für die erbrachten Dienstleistungen. Abbildung 4: Zahlungsbereitschaft für Dienstleistungen1 Nur die „verkaufte“, eigenständige, vom Unternehmen in Rechnung gestellte Dienstleistung wird vom Kunden als Leistung wahrgenommen. Wird der Preis der Dienstleistung verhandelt, wird die Dienstleistung nur teilweise berechnet. Bei einer verschenkten Dienstleistung wird die Aktivität zwar vom Kunden wahrgenommen, vom Unternehmen aber ganz bewusst nicht in Rechnung gestellt. Wird eine Dienstleistung gar versteckt angeboten, so wird sie vom Kunden – und manchmal sogar vom Unternehmen selbst – überhaupt nicht wahrgenommen und dementsprechend auch nicht berechnet. Es empfiehlt sich deshalb, mit Hilfe dieser Fragen die angebotenen Dienstleistungen daraufhin zu überprüfen, ob sie auch wirklich vom Kunden wahrgenommen und berechnet werden: 1 Vgl. TechnologieStiftung Hessen GmbH (Hrsg.): a. a. O., S. 26 183 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen • Welchen Wert hat die Aktivität für den Kunden, z.B. einen Neuigkeitswert? • Bietet die Dienstleistung eine bessere Problemlösung als bestehende Leistungen und Konkurrenzleistungen? • Geht die Aktivität stärker auf konkrete Kundenbedürfnisse ein, erleichtert sie z.B. die Anwendbarkeit für den Kunden? • Bietet die Dienstleistung einen zusätzlichen Nutzen? Im nächsten Schritt geht es darum, die Dienstleistungsstrategie zu definieren. Hierzu muss festgelegt werden, welche unternehmerischen Ziele erreicht werden sollen. Wie das Dienstleistungsangebot letztlich aussehen wird, hängt von der strategischen Ausrichtung des Unternehmens ab. Betriebe, die eine Kostenführerschaft anstreben, werden sich bei den angebotenen Dienstleistungen auf notwendige Standards beschränken. Die Unternehmen, die auf eine individuelle Anpassung ihrer Produkte an Kundenwünsche setzen oder besondere Dienstleistungen als Verkaufsargumente herausstellen, werden sicherlich ein breiteres Angebot an Produkt begleitenden Dienstleistungen entwickeln und nach dem Besonderen suchen, dem Alleinstellungsmerkmal. Hierzu ist die Dienstleistungsvision zu erarbeiten. Hiervon hängt ab, wie intensiv sich der Unternehmer mit den einzelnen Komponenten der strategischen Dienstleistungsentwicklung beschäftigt. Leitfragen hierbei können sein: • Welche Leistungen möchte das Unternehmen anbieten? • Wo möchte das Unternehmen Schwerpunkte setzen? Dabei sollten die Anforderungen des Zielmarktes ebenso berücksichtigen werden wie die innerbetrieblichen Möglichkeiten, wie etwa Abläufe, Ressourcen und Entwicklungsmöglichkeiten. Für das Dienstleistungsmanagement gibt es unterschiedliche Zieltypen. Zu den kundengerichteten Zielen gehören z.B. die Erhöhung der Kundenzufriedenheit, die Verbesserung des Firmenimages und der Qualitätswahrnehmung durch den Kunden. Mitarbeitergerichtete Ziele sind z.B. die Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit und der Mitarbeitermotivation oder die Steigerung der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Bei der Zielformulierung sollte man nach dem so genannten SMART-Prinzip vorgehen: • Spezifisch • Messbar • Attraktiv • Realistisch • Termingebunden 184 Exportieren Sie Ihren Erfolg Nachdem die Dienstleistungsstrategie festgelegt und das Dienstleistungspotential bekannt ist, werden die Dienstleistungsprozesse betrachtet. Um sich den Prozess zur Erbringung einer Dienstleistung zu verdeutlichen, werden die entsprechenden Aktivitäten in einen Ablaufplan eingeordnet. Dieser Ablaufplan ist ein aufgeklappter Kundenkontaktkreis (vgl. Abbildung 3). Betrachtet werden die Dienstleistungsaktivitäten, die mit Hilfe des Aktivitätenfilters als relevant eingestuft wurden. Berücksichtigt werden vor allem die Punkte, an denen Beschäftigte des Unternehmens in unmittelbaren Kundenkontakt treten. Entscheidend ist, dass zwischen den Aktionen des Kunden und denen des Unternehmens genau unterschieden wird. Dies ist notwendig, um die Einbeziehung des Kunden in den Prozess der Leistungserstellung als Besonderheit der Dienstleistungen zu verdeutlichen. Das in der folgenden Grafik skizzierte Prinzip des „Blueprinting“ ist eine Darstellungsmethode der Dienstleistung in Form eines solchen Ablaufdiagramms. Es ermöglicht eine detaillierte und transparente Aufzeichnung der Arbeitsabläufe zur Erbringung von Dienstleistungen. Abbildung 5: Service Blueprinting (Konstruktionszeichnung für Dienstleistungen)1 Die Darstellung kann so gestaltet werden, dass sie die wichtigsten Entscheidungssituationen und sogar mögliche Fehler beinhaltet. Wichtig dabei ist die Betrachtung 1 in Anlehnung an: Bullinger, Hans-Jörg: Dienstleistung heute und morgen: Bilanzierung, Herausforderung, Entwicklungspfade, http://www.dl2000.de/html/hans_joerg_bullinger.pdf, 04.03.2008 185 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen der Dienstleistung aus Kundensicht. Die Blueprinting-Methode ist gewissermaßen die Konstruktionszeichnung einer Dienstleistung. Ihre Verwendung ist vor allem hilfreich bei der Feststellung der bisherigen Dienstleistungssituation, weil die Dienstleistung als Prozess und damit sehr übersichtlich dargestellt wird. So wird das Verständnis für die Abläufe und Schnittstellen der betrachteten Dienstleistung wesentlich verbessert. 5.5 5. Teil: Entwicklung eines Export-Konzepts Auf der Grundlage einer Marktanalyse sowie durch Einsatz eines geeigneten Informationsmanagements erarbeiten die Seminar-Teilnehmer abschließend ein Export-Konzept. Die zentrale Frage lautet: Welche Informationen werden im Unternehmen benötigt, um entscheiden zu können, ob es seine Leistungen exportieren kann? Mit Hilfe der vermittelten Kenntnisse zur systematischen Entwicklung von Dienstleistungen konzentrieren sich die Teilnehmer auf Fragen der Informationsbeschaffung und erstellen eine konkrete Informationsplanung für ihr Konzept außenwirtschaftlicher Aktivitäten. Eine Aufstellung der erforderlichen Aktivitäten mit Beschreibung des zeitlichen Aufwandes, der Dauer und der personellen Verantwortlichkeiten in Form eines Arbeitsplans ist dabei sehr hilfreich: verantwortlich Mai 07 ... Information B.K. Länderinformationen handelsrechtliche Bestimmungen D.L. B.A. Marktanalyse ... Unternehmenskonzept fertig B.A. Abbildung 6: Aktivitätenplan 186 Jun 07 ... Nov 07 Exportieren Sie Ihren Erfolg Im nächsten Schritt wird der Geschäftsplan aufgestellt, um • den Bedarf an Finanzmitteln zu erkennen und damit Akquisition und Argumentation bei Kunden und Finanzinstituten zu unterstützen, • fundiert zu entscheiden, ob das Projekt fortgesetzt oder abgebrochen werden soll, • das gesamte Unternehmenskonzept zu optimieren, • die Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen • und auf Kurs zu bleiben. Ein professionelles Projektmanagement ist die Gewähr dafür, dass der ExportGeschäftsplan auf alle relevanten Fragen die richtige Antwort gibt. Zur Unterstützung ziehen die Seminar-Teilnehmer den so genannten pdca-Zyklus heran, der als Teil des Qualitätsmanagements mit dem Ziel einer stetigen Prozessoptimierung zum Einsatz kommt. Abbildung 7: pdca-Zyklus1 1 Vgl. Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Markus_B%C3%A4rlocher/QMS, 05.03.2008 187 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Erläuterung zum pdca-Zyklus: • plan = Ziele festlegen, Maßnahmen planen • do = Umsetzung • check = Auswertung: Erfolg oder Misserfolg prüfen • act = Verbessern Abschließend erstellen die Seminar-Teilnehmer in Form eines Aktivitätenplans (vgl. Abbildung 6) das Grobkonzept für die systematische Entwicklung ihrer künftigen außenwirtschaftlichen Aktivitäten und formulieren damit die Grundlagen ihres Geschäftsplanes/Unternehmenskonzeptes für den Dienstleistungsexport.1 • Zusammenfassung • Unternehmensvorstellung/Hintergrund • Beschreibung der Dienstleistungsexportidee • Marktanalyse • Marktstrategie • Realisierungskonzept • Finanzplanung • Risiken, Chancen und Annahmen • Schlussbemerkung: Vorteile des Dienstleistungsexports für das Unternehmen 1 Vgl. Baumann, M.; Heinen, E.; Holzbach, W.; mit Beiträgen von R. Barth und S. Hoch: Entwicklung innovativer Dienstleistungen im Handwerk, Karlsruhe 2001, S. 134 ff 188 Exportieren Sie Ihren Erfolg 6 Literatur Baumann, M.; Heinen, E.; Holzbach, W.; mit Beiträgen von R. Barth und S. Hoch (2001) Entwicklung innovativer Dienstleistungen im Handwerk, Karlsruhe, S. 134 ff Bullinger, Hans-Jörg (2008) Dienstleistung heute und morgen: Bilanzierung, Herausforderung, Entwicklungspfade, http://www.dl2000.de/html/hans_joerg_bullinger.pdf, 04.03.08 Frevel, A. (2005) Seminar mit deutschen und polnischen Betrieben im Rahmen des INTERREGProjektes BSME, Hamburg, unveröffentlichtes Manuskript Ilmarinen, J.; Tempel, J. (2002) Arbeitsfähigkeit 2010, Hamburg, S. 339 und 237 KfW Bankengruppe (Hrsg.) (2006) Die Globalisierung des Mittelstandes: Chancen und Risiken, Frankfurt, S. 19 Landes-Gewerbeförderungsstelle des NRW Handwerks (LGH) e.V., ManagementCenter Handwerk (MCH) (Hrsg.) (2004) Thimm, Svenja: Die Zukunft heißt Dienstleistung. Methoden und Materialien für die Beratung, Düsseldorf, S. 7 Müller, Klaus (2008) Auslandsgeschäfte im Handwerk, Duderstadt TechnologieStiftung Hessen GmbH (Hrsg.) (2002) Dienstleistung – von der Renditefalle zum Wettbewerbsvorteil. Verbesserung der Dienstleistungskompetenz hessischer Umweltunternehmen. Leitfaden für die betriebliche Praxis, Wiesbaden, S. 14, S. 26 Wikipedia (2008) http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Markus_B%C3%A4rlocher/QMS, 05.03.2008 189 Autorinnen-/Autorenverzeichnis Autorinnen-/Autorenverzeichnis Dipl.-Ökonomin Eva Ahlene Universität Duisburg-Essen, Fachbereich Bildungswissenschaften, Institut für Berufs- und Weiterbildung, Fachgebiet Wirtschaftspädagogik, Schwerpunkt Berufliche Aus- und Weiterbildung Arbeitsschwerpunkte: Berufliche und betriebliche Weiterbildung, Personal- und Organisationsentwicklung, Verknüpfung von betrieblicher Weiterbildung und Arbeitszeitgestaltung (Lernzeitkonten und -modelle), betriebliche Weiterbildungsforschung Prof. Dr. Dieter Ahlert Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Distribution und Handel Arbeitsschwerpunkte: Netzwerkmarketing, Markenmanagement, Distributionsund Handelsmanagement Dipl.-Kaufmann Christof Backhaus Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Distribution und Handel Arbeitsschwerpunkte: Netzwerkmarketing, internationales Markenmanagement Dr. Markus Blut Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Distribution und Handel Arbeitsschwerpunkte: Internationales Management, Kundenmanagement, Konsumentenverhalten Univ.-Prof. Dr. Margret Borchert Universität Duisburg-Essen, Mercator School of Management, Fachbereich Betriebswirtschaft, Lehrstuhl für Personal und Unternehmensführung Arbeitsschwerpunkte: Personalmanagement, Personal- und Unternehmensentwicklung, empirische Personalforschung Dipl.-Wirtschaftsinformatiker Markus Breitschaft ibi research an der Universität Regensburg GmbH Arbeitsschwerpunkte: Zahlungssysteme im E-Business & E-Government, Expertensysteme im E-Business, Elektronische Signatur und deren Anwendungen, E-Business und E-Government, Bankentechnologie und E-Banking 191 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Univ.- Prof. Dr. Rolf Dobischat Universität Duisburg-Essen, Fachbereich Bildungswissenschaften, Institut für Berufs- und Weiterbildung, Fachgebiet Wirtschaftspädagogik, Schwerpunkt Berufliche Aus- und Weiterbildung Arbeitsschwerpunkte: Strukturforschung der beruflichen Weiterbildung, Personal- und, Organisationsentwicklung, Arbeitsmarktforschung und Arbeitsmarktpolitik, Betriebliche Weiterbildungsforschung, Zielgruppen- und Teilnehmerforschung, Regionale Berufsbildungsforschung Dipl.-Hdl. Johanna Eckerland Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Personal und Unternehmensführung, Mercator School of Management, Fachbereich Betriebswirtschaft Arbeitsschwerpunkte: Personalentwicklung, Personalcontrolling, Internationalisierung von KMU Dipl.-Soz.-Ök. Alexander Frevel itb - Institut für Technik der Betriebsführung im Deutschen Handwerksinstitut e.V. Arbeitsschwerpunkte: Organisations- und Personalentwicklung, Qualifizierung an neuen Technologien, Kooperation und Innovationsentwicklung von KMU und Handwerk, altersgerechte Arbeit und demographischer Wandel Dipl.-Wirtsch.-Ing. Joachim Hamburger itb - Institut für Technik der Betriebsführung im Deutschen Handwerksinstitut e.V. Arbeitsschwerpunkte: Dienstleistungsforschung, Innovationsentwicklung von KMU und Handwerk, Demographischer Wandel, Datenerhebungen und -analysen Dipl.-Wirtsch.-Ing. Ewald Heinen itb - Institut für Technik der Betriebsführung im Deutschen Handwerksinstitut e.V. (Geschäftsführer) Arbeitsschwerpunkte: Steigerung der Dienstleistungs-, Internationalisierungsund Kooperationskompetenz von Handwerk und KMU, Betriebsplanung und -organisation, Unternehmensführung in KMU Dipl.-Kaufmann Thomas Krabichler Universität Regensburg, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik II Arbeitsschwerpunkte: Strategien und Geschäftsmodelle, E-Business und EGovernment Financial Supply Chain Management, Business Process Outsourcing, Electronic Banking und Firmenkundenportale, Elektronische Signatur und deren Anwendungen 192 Autorinnen-/Autorenverzeichnis Dipl.-Wirtsch.-Ing. Kristina Kuiper itb - Institut für Technik der Betriebsführung im Deutschen Handwerksinstitut e.V. Arbeitsschwerpunkte: Dienstleistungs- und Internationalisierungsforschung im Handwerk, Projektmanagement Dipl.-Kaufmann Manuel Michaelis Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Distribution und Handel Arbeitsschwerpunkte: Marketingeffizienz, internationales Markenmanagement, Konsumentenverhalten Diplom-Journalist Reinhard Myritz PR-Büro Myritz Bergheim Freier Wirtschafts-Journalist, Fachbuchautor und Unternehmensberater für mittelständische Betriebe im Bereich Öffentlichkeitsarbeit Dr. Ernst Stahl ibi research an der Universität Regensburg GmbH Arbeitsschwerpunkte: Strategisches Management, Electronic Business und Commerce, Elektronische Signatur und deren Anwendungen, Electronic Banking und Firmenkundenportale Christian M. Stracke (M.A.) Universität Duisburg-Essen, Fachgebiet Wirtschaftsinformatik der Produktionsunternehmen, Vorstandsmitglied des Deutschen Netzwerks der E-Learning Akteure (D-ELAN) e.V. Arbeitsschwerpunkte: Personalentwicklung, Kompetenzmodellierung, ELearning, Wissensmanagement, Qualitätsmanagement in der Bildung, Internationale Standardisierung Dipl.-Ingenieur Marco Stypmann DIN Deutsches Institut für Normung e.V., Berlin, Referat Entwicklungsbegleitende Normung Arbeitsschwerpunkte: Standardisierung im Bereich Dienstleistungen (allgemein), logistischer Dienstleistungen, hybride Wertschöpfung und Wissensmanagement Dipl. Biologin Freya Vogel-Weyh Syneco Unternehmensberatung Vogel-Weyh und Partner Arbeitsschwerpunkte: Wissensbasierte Dienstleistungen, Personalentwicklung, Wissens- und Technologietransfer 193 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Dipl.-Ingenieur Klaus Weyh† Syneco Unternehmensberatung Vogel-Weyh und Partner, Dozent an der FH Gießen-Friedberg und Studium Plus, Wetzlar Arbeitsschwerpunkte: Erschließung neuer Geschäftsfelder für Ingenieurdienstleistungen, Entwicklung und Optimierung von Ingenieurdienstleistungen in produzierenden Betrieben, Projektmanagement Dipl.-Kaufmann Georg Wittmann Universität Regensburg, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik II Forschungsschwerpunkte: Marketing und Vertrieb im Firmenkundengeschäft, Marktforschung – insbesondere Präferenzanalysen mittels Conjoint Analysen, Cross-Selling und Kundenbeziehungsmanagement, Interaktionskanal Firmenkundenportal, E-Business und E-Government Dipl. Volkswirt, Dipl. Politikwissenschaftler Klaus Zühlke-Robinet Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V., Abteilung Arbeitsgestaltung und Dienstleistungen Arbeitsschwerpunkt: Koordinator Programmbereich „Innovative Dienstleistungen“ 194 Übersicht der in der Fokusgruppe KMU zusammengefassten Projekte Übersicht der in der Fokusgruppe KMU zusammengefassten Projekte IMADI.net – Internationale Markenführung in Dienstleistungsnetzwerken Laufzeit: 11/2005–5/2009 Förderkennzeichen: 01HQ0523 Kurzbeschreibung Mit dem Projekt IMADI.NET werden zwei grundlegende Zielsetzungen verfolgt. Es gilt, diejenigen Maßnahmen zu ermitteln, mit denen deutsche Dienstleister sowohl die Wahrnehmbarkeit und Präferenz für ihre Dienstleistungen im Ausland als auch deren Verfügbarkeit erhöhen können. Während letztere Zielsetzung unmittelbar die Frage nach der optimalen Koordinations- bzw. Markteintrittsform (wie z. B. Export, Lizenzvergabe, Franchising oder den Aufbau einer Tochtergesellschaft) der Internationalisierung aufwirft, stellt die erste Zielsetzung auf ein optimal angepasstes Markenmanagement ab. Im Rahmen des Projektes werden Benchmarks und Best Practices der Markenführung und Erfolgsfaktoren der Internationalisierung von Dienstleistungsnetzwerken ermittelt. Weiterhin steht die Analyse von Faktoren im Mittelpunkt, die berücksichtigt bzw. beeinflusst werden müssen, um eine Unternehmens-, Produkt- oder Dienstleistungsmarke erfolgreich im Ausland zu managen. Dabei handelt es sich um konsumentenbezogene Faktoren, wie bspw. soziodemographische, psychographische oder kulturelle Merkmale potenzieller Kunden. Weiterhin sind das Wettbewerbsumfeld (z. B. die Konkurrenzsituation innerhalb der Branche) sowie die politischen, sozialen, rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen zu ermitteln und daraus entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Außerdem werden Fragestellungen im Zusammenhang mit der Gestaltung organisationsbezogener Faktoren – wie Führungs- und Controllingfragen oder die internationale Personalpolitik – und der Ausgestaltung des Marketing-Mix analysiert. 195 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Website: http://www.brandsgoeast.de/ Projektleitung/-mitarbeiter Prof. Dr. Dieter Ahlert (Leitung) Christof Backhaus (Leitung) Johannes Berentzen Dr. Markus Blut Manuel Michaelis Marketing Centrum Münster (MCM), Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Distribution und Handel Am Stadtgraben 13-15 48143 Münster 0251/83-22808 [email protected] 0251/83-22070 [email protected] 0251/83-22050 [email protected] 0251/83-31431 [email protected] 0251/83-25048 [email protected] Dr. Kristin GroßeBölting Maja Rohlfing Forschungsstelle für allgemeine und textile Marktwirtschaft Fliednerstraße 21 48149 Münster 0251/83-22035 [email protected] 0251/83-22075 [email protected] Projektpartner Schäper Sportgeräte GmbH Nottulner Landweg 107 48161 Münster www.sportschaeper.de Cove & Co. GmbH & Co. KG Ronsdorfer Straße 74 40233 Düsseldorf www.cove.de Große-Vehne Speditions GmbH Laiblinger Weg 3-7 71701 Schwieberdingen www.grosse-vehne-spedition.de Smurfit Kappa Baden Packaging GmbH An Murg 1 76599 Weisenbach www.smurfitkappa-badenpackaging.com 196 Übersicht der in der Fokusgruppe KMU zusammengefassten Projekte Internationales Performance Measurement im Rahmen der Internationalisierung von KMU-Logistikunternehmen Laufzeit: 10/2005–2/2008 Förderkennzeichen: 01HQ0505 Kurzbeschreibung Ziel von Int-PEM ist es, die Wettbewerbsfähigkeit von KMU in der (Wachstums-) Branche für logistische Dienstleistungen durch die Implementierung eines integrierten Unternehmensentwicklungsansatzes zu erhöhen und dabei insbesondere Internationalisierungspotenziale zu schaffen. Während im klassischen TULBereich (Transport-Umschlag-Lagerei) in den neuen EU-Beitrittsländern aufgrund der Kostenvorteile heimischer Anbieter kaum Expansionsmöglichkeiten für deutsche KMU liegen dürften, bieten sich mit der Entwicklung und dem Betrieb kundenindividueller komplexer Kontraktlogistiklösungen hier Markteintrittsmöglichkeiten. Die Branche für logistische Dienstleistungen ist mit ca. 2 Mio. Beschäftigten nicht nur ein sehr bedeutender Arbeitgeber, sondern mit einem Umsatzvolumen von 67 Mrd. € auch ein bedeutender Umsatzträger in der deutschen Wirtschaft. Erhebliche Konzentration einerseits sowie deutliche mittelständische Prägung andererseits sind zentrale Kennzeichen der Branche. Marktchancen für kleine und mittlere Untenehmen liegen vor allem im Segment der Kontraktlogistik. Die Entwicklung und der Betrieb kundenindividueller, komplexer logistischer Systeme im Rahmen der Kontraktlogistik bietet den KMU der Branche die Möglichkeit zum Angebot internationaler logistischer Dienstleistungen. Das hierfür notwendige Verständnis von Kundenprozessen, die erforderliche Transparenz über internationale Marktgegebenheiten, Kenntnisse im Bereich Finanzierung sowie rechtliche Aspekte und ein umfangreiches Know-how für Projektmanagement (auch: interkulturelle Kompetenz) sollen somit im Vorhaben Int-PEM entwickelt und erprobt werden und auf diesem Weg die Logistik-KMU in die Lage versetzen, die Leistungsanforderungen der Internationalisierung im Markt für Kontraktlogistik erfüllen zu können. Im Mittelpunkt des Projektansatzes stehen die nachfolgenden Aspekte: • die Erarbeitung und Implementierung eines branchenspezifischen, kennzahlengestützten Performance Measurement Instrumentariums wie der Balanced Scorecard, das bei der Umsetzung der Internationalisierungsstrategie eingesetzt werden soll. 197 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen • die Entwicklung eines praxisnahen und modularen Qualifizierungskonzeptes in der Kontraktlogistik und • die Zusammenführung aller Projektergebnisse in einen strategischen Internationalisierungsleitfaden, der Logistik-KMU im Rahmen ihrer Internationalisierungsbestrebungen unterstützen soll. Die Kernelemente des Projektes umfassen die Analyse betrieblicher Best Practice Beispiele zur Internationalisierung von Kontraktlogistikdienstleistern, die Durchführung von empirischen Erhebungen zu den Erfolgsfaktoren der Internationalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen und zu entsprechenden Qualifikationsbedarfen, die Entwicklung von Qualifizierungsmodulen und eines kennzahlengestützten, KMU-bezogenen Analyseinstruments für Kontraktlogistikprojekte. Projektleitung/-mitarbeiter Univ.-Prof. Dr. Rolf Dobischat (Projektverantwortung IntPEM und Leitung) Dipl- Ök. Eva Ahlene Univ.-Prof. Dr. Margret Borchert (Leitung) Dipl.-Hdl. Johanna Eckerland Universität Duisburg-Essen, Fachbereich Bildungswissenschaften / Institut für Berufs- und Weiterbildung / Fachgebiet Wirtschaftspädagogik Universitätsstraße 2 45141 Essen 0201/183-2663 0201/183-4492 (Sekr.) [email protected] Universität Duisburg-Essen, Mercator School of Management, Fachbereich Betriebswirtschaft Lehrstuhl für Personal und Unternehmensführung Lotharstr. 65 47057 Duisburg 0203/379 1912 0203/379 2647 (Sekr.) [email protected] 0201/183-3377 [email protected] 0203-379 2618 [email protected] Projektpartner Servicegesellschaft für Spedition und Logistik mbH Königsberger Strasse 29 60487 Frankfurt am Main Tel: 069-970811-21 [email protected] [email protected] 24plus Logistics network Blaue Liede 12 36282 Hauneck-Unterhaun Tel. 06621 9208-12 [email protected] [email protected] UnternehmerHaus AG Düsseldorfer Landstrasse 747249 Duisburg 0203 6082-224 [email protected] Prof. Dr. Dirk Lohre Bolongarostr. 106 65929 Frankfurt am Main [email protected] 198 Übersicht der in der Fokusgruppe KMU zusammengefassten Projekte Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von KMU durch Internationalisierung von Finanzdienstleistungen Laufzeit: 7/2005–9/2008 Förderkennzeichen: 01HQ0514 Kurzbeschreibung Ziel des Vorhabens KMUFINANZ ist die Förderung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von KMU, indem sie beim Export über elektronische Vertriebswege bedarfsgerecht und ohne großen Aufwand für die Unternehmen durch geeignete Finanzdienstleistungen unterstützt werden. Die länderübergreifenden Geschäftstätigkeiten der KMU werden von Finanztransaktionen und anderen Finanzdienstleistungen begleitet (sog. eFinancial Supply Chain). Sie werden einerseits mit zunehmender Internationalisierung und Digitalisierung der Prozessketten immer komplexer, andererseits eröffnen sie große Rationalisierungsspielräume. Projektziel ist die Unterstützung von KMU beim Aufbau ihrer eFinancial Supply Chain. Im Rahmen des Projekts werden Gestaltungsempfehlungen für Finanzdienstleister sowie ein Expertensystem, das die Ermittlung geeigneter Kombinationen von Authentifizierungs-, Zahlungsabwicklungs- und Risikomanagementverfahren für KMU im internationalen elektronischen Handel ermöglicht, entwickelt und prototypisch implementiert. Dabei wird nicht vergessen, auf neue Entwicklungen innerhalb des Europäischen Binnenmarktes (Single Euro Payments Area, SEPA) einzugehen. Projektleitung/-mitarbeiter Prof. Dr. Dieter Bartmann (Leitung) Georg Wittmann Thomas Krabichler Universität Regensburg Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik II 93040 Regensburg 0941/ 943-1881 [email protected] 0941/943-1891 [email protected] 0941/943-1894 [email protected] 199 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Dr. Ernst Stahl (Leitung) Markus Breitschaft ibi research an der Universität Regensburg GmbH Regerstr.4 93053 Regensburg 0941/ 943-1923 [email protected] 0941/943-1922 [email protected] Kooperationspartner IHK Regensburg Regensburg http://www.ihk-regensburg.de/ Schmidt&Wifling Arbeitnehmerüberlassung und private Arbeitsvermittlung GmbH Amberg, Weiden, Regensburg www.schmidt-wifling.de Elektro Radlinger Schwandorf www.radlinger.de Spedition Dirnhofer GmbH Burglengenfeld, Straubing www.dirnhofer.com Kartoffelhof Brunner Schwandorf www.kartoffelhof-brunner.de Team-Sport-Center Josef Weigert Regensburg, Neumarkt www.sport-reichenwallner.de Getränke-Service Mocker Rieden www.getraenke-servicemocker.de abaXX Technology AG Stuttgart www.abaxx.de Hypo Vereinsbank Regensburg, München www.hvb.de Commerzbank AG Frankfurt www.commerzbank.de Wirecard AG München www.wirecard.de 200 Übersicht der in der Fokusgruppe KMU zusammengefassten Projekte Standard: IS Dienstleistungsstandards in erfolgreichen Internationalisierungsstrategien Laufzeit: 8/2005–7/2008 Kurzbeschreibung Das Projekt Standard:IS Dienstleistungsstandards in erfolgreichen Internationalisierungsstrategien geht mit seinen zwei Betriebsprojekten und sechs durch wissenschaftliche Partner durchgeführten empirischen Erhebungen der Frage nach, wie unternehmensinterne und -übergreifende Standardisierung die Exportfähigkeit von unternehmensbezogenen Dienstleistungen und die Internationalisierung von Dienstleistungsunternehmen fördern kann. Das Kapitel 7 dieser Publikation fokussiert dabei den Einfluss des Personals respektive der Personalentwicklung auf mögliche Internationalisierungsbestrebungen von Unternehmen. Im Vordergrund dieser Ausführungen stehen die Ergebnisse von zwei empirischen Erhebungen, aus denen Anforderungen an eine international ausgerichtete und durch Nachhaltigkeit geprägte Personalentwicklung hervorgehen. Darauf aufbauend wird aufgezeigt, welchen Nutzen unternehmensübergreifende Standardisierung speziell bei der Einführung einer kompetenzbasierten Personalentwicklung haben kann, wobei der Nutzenaspekt zunächst allgemein und anschließend für kleine und mittlere dienstleistungsorientierte Unternehmen beschrieben wird. Teilprojekt: Entwicklungsbegleitende Normung Förderkennzeichen: 01HQ0517 Projektleitung/-mitarbeiter Hermann Behrens (Leitung) Petra Weiler Marco Stypmann DIN Deutsches Institut für Normung e.V. Burggrafenstraße 6 10787 Berlin 030/2601-2691 [email protected] 030/2601-2029 [email protected] 030/2601-2486 [email protected] 201 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Projektpartner Burkhard Schröder Universität Hannover Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik Wilhelm-Busch-Str. 18 30167 Hannover 0511/70155-26 [email protected] Lothar Lissner Kooperationsstelle DGBGewerkschaften/ Hochschulen Hamburg Besenbinderhof 60 20097 Hamburg 040/2858-640 [email protected] Daniel Zähringer Universität Stuttgart Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) Nobelstr. 12 70569 Stuttgart 0711/970-5140 [email protected] Gerhard Gudergan RWTH Aachen Forschungsinstitut für Rationalisierung e.V., FIR Pontdriesch 14/16 52062 Aachen 0241/47705-202 [email protected] Universität Mannheim Lehrstuhl für Mittelstandsforschung und Entrepreneurship 68161 Mannheim 0621/181-2890 [email protected] Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) Müller-Breslau Str. 10623 Berlin 030/314-76638 [email protected] Mario Dobernowsky Marc Hübbers Prof. Dr. Woywode Jan-Klaus Tänzler Prof. Dr. Knut Blind 040/2858-635 [email protected] 0241/47705-228 [email protected] 0621/1811-2891 [email protected] Teilprojekt: Internationalisierungsstrategie für innovative Dienstleistungen Förderkennzeichen: 01HQ0518 Projektleitung/-mitarbeiter Dr. Hans-Peter Grothaus Heinz-Hermann Wippersteg 202 Claas Selbstfahrende Erntemaschinen GmbH Münsterstr. 33 33428 Harsewinkel 05247/12-2398 [email protected] 05247/12-1805 [email protected] Übersicht der in der Fokusgruppe KMU zusammengefassten Projekte Projektpartner Gerhard Gudergan Marc Hübbers RWTH Aachen Forschungsinstitut für Rationalisierung e.V. Pontdriesch 14/16 52062 Aachen 0241/47705-202 [email protected] 0241/47705-228 [email protected] Teilprojekt: Dienstleistungsstandards in erfolgreichen Internationalisierungsstrategien Förderkennzeichen: 01HQ0519 Projektleitung/-mitarbeiter Niels Arne Schumann Voith Industrial Services Holding GmbH Corporate Development Am Wallgraben 129 70565 Stuttgart 0711/7841-141 [email protected] Projektpartner Inka Mörschel Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) Nobelstr. 12 70569 Stuttgart 0711/970-5109 [email protected] 203 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Internationalisierung handwerklicher Dienstleistungen zur Sicherung und Auswertung der Beschäftigung Laufzeit: 9/2005–8/2008 Förderkennzeichen: 01HQ0528 Kurzbeschreibung Ziel dieses Forschungs- und Entwicklungsprojektes ist es, die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Handwerks im Export von Dienstleistungen zu verbessern. Verfolgt wird dabei ein ganzheitlicher Ansatz zum Erhöhen der Dienstleistungskompetenz und der im Handwerk vorhandenen Internationalisierungspotenziale mit konkreter exemplarischer Umsetzung in ausgewählten Betrieben. In diesem Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) obliegt dem itb die Rolle des Konsortialführers unter Einbindung der DHI- Institute HPI Hannover und ifh Göttingen sowie der syneco-Unternehmensberatung. Ebenfalls beteiligt sind Betriebsberater/-innen der Handwerksorganisation, hauptsächlich aus den Bereichen Außenwirtschafts- und Technologietransfer- bzw. Innovationsberatung. Ferner wirken 42 über eine Ausschreibung ausgewählte Handwerksunternehmen mit, 16 im Export von Dienstleistungen bereits erfolgreiche und 26 „Exporteinsteiger“. Einige dieser Unternehmen nahmen bereits am speziell entwickelten Zweitagsseminar „Exportieren Sie Ihren Erfolg“ teil. Dieses Seminar, das der integrierten Entwicklung der Dienstleistungs- und Internationalisierungskompetenz kleiner und mittlerer Unternehmen dient, wird in 2008 nochmals angeboten werden. Die hierzu entwickelten Materialien liegen vor und stehen in Kürze der gesamten Handwerksorganisation zur Verfügung. Darüber hinaus werden in einzelnen Unternehmen modellhaft die relevanten Prozesse analysiert, gestaltet und bei Bedarf in umfassende, speziell entwickelte Unternehmenskonzepte integriert. Aus der intensiven Arbeit mit diesen Unternehmen werden Fallstudien generiert, die, ergänzt um beispielhafte Darstellung ausgewählter Methoden, im Jahr 2008 als Veröffentlichung erscheinen werden. Bereits veröffentlicht wurde eine Broschüre mit ersten Projektergebnissen und Fallstudien der 16 bereits im Export von Dienstleistungen erfolgreichen Unternehmen. In Vorbereitung sind Veröffentlichungen zum entwickelten, auch im ‘Bera- 204 Übersicht der in der Fokusgruppe KMU zusammengefassten Projekte tungs-Informations-System‘ BIS des Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) verfügbaren Technologie- und Markt-Monitoring-Konzept einschließlich beispielhafter Länderleitfäden zur Prozessgestaltung sowie ein Handlungsleitfaden „Exportdienstleistungen im Handwerk“. Ein weiteres Angebot speziell für die 16 im Export von Dienstleistungen bereits erfolgreichen Betriebe wird ein Ein-Tages-Seminar „Systematische DL-Entwicklung“ mit Erfahrungsaustausch sein. Aktuelle Informationen zum Projekt stehen unter www.DienstleistungsExport.de zur Verfügung. Projektleitung/-mitarbeiter Ewald Heinen (Leitung) Alexander Frevel Joachim Hamburger Kristina Kuiper itb - Institut für Technik der Betriebsführung im Deutschen Handwerksinstitut e.V. Karl-Friedrichstr. 17 76133 Karlsruhe 0721/931 03-0 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] Projektpartner Christian Heinecke Burkhard Schröder Hans-Peter Wendorff Dr. Klaus Müller Anja Sölter Freya Vogel-Weyh HPI Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik an der Universität Hannover Wilhelm-Busch-Str. 18 30167 Hannover 0511/70155-0 [email protected] ifh - Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk Käte-Hamburger-Weg 1 37073 Göttingen 0551/3948 82 [email protected] syneco Unternehmensberatung Rodheimer Straße 21 35444 Biebertal 06409/17 03 [email protected] 42 Handwerksbetriebe sind als Pilotbetriebe beteiligt. 205 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Deutsche Dienstleister auf dem Weg nach China Laufzeit: 9/2006–5/2009 Kurzbeschreibung Ziel des Projekts China Star ist es, ein Referenzvorgehen zu erarbeiten, welches deutschen, klein- und mittelständischen Dienstleistungsunternehmen Hilfestellung bei allen Schritten einer Erschließung des chinesischen Marktes bietet. Das Vorgehen wird den Prozess der Markterschließung vom Zeitpunkt der Entscheidungsanbahnung, den Sprung nach China zu wagen, bis zur Aufnahme des operativen Geschäfts abbilden. Von besonderer Wichtigkeit ist es dabei, nicht nur für den Marktzugang entscheidende Fragen, die den Wirtschaftsraum China betreffen, beantworten zu können, sondern Hilfestellung für konkrete Schwierigkeiten und Probleme, die sich bei der operativen Umsetzung auf Prozessebene ergeben, in geeigneter Form anzubieten. Das Vorgehen soll helfen, die fehlenden Erfahrungen und Kenntnisse vieler Unternehmen zu kompensieren, um zum einen Dienstleistungsprodukte zu entwerfen, die den Anforderungen und Rahmenbedingungen des chinesischen Marktes gerecht werden sowie deren Vermarktung und Vertrieb kulturgerecht umzusetzen. Gleichzeitig mit der Etablierung von Methoden und Ansätzen, die als Zugangsvoraussetzung für den chinesischen Markt notwendig sind, gilt es nicht nur, das bestehende Wissensdefizit deutscher Unternehmen in Bezug auf den chinesischen Markt systematisch zu beseitigen, sondern auch den mit Risiken behafteten Prozess des Markteintritts abzusichern sowie planbar und kalkulierbar zu gestalten. Die am Projekt beteiligten Industriepartner stehen vor der Entscheidung, ihr Dienstleistungsgeschäft auf den chinesischen Markt auszuweiten. Sie erwarten mit Hilfe der Projektergebnisse alle Entwicklungsstufen bis zu einem Markteintritt systematisch und risikobeherrscht durchlaufen zu können. Durch ihre Mitgestaltung des Referenzvorgehens werden zum einen die Praxisnähe und Anwendbarkeit der Projektinhalte sichergestellt. Darüber hinaus stellen ihre praktischen Erfahrungen mit der Anwendung des Vorgehens wertvolle Hinweise für die endgültige Ausgestaltung der Inhalte dar. Das im Projekt erhobene und den Lösungsprozess prägende Wissen wird mit Hilfe einer Wissensmanagementmethode modularisiert. Insbesondere die Einflechtung des Erfahrungswissens der Projektbeteiligten stellt hier eine Herausforderung dar. Das aufbereitete Wissen wird in Form eines Prozessleitfadens auf einer InternetPlattform bereitgestellt. Diese Plattform wird nicht unmittelbar am Projekt beteilig- 206 Übersicht der in der Fokusgruppe KMU zusammengefassten Projekte ten Unternehmen die Möglichkeit bieten, neben einer umfangreichen Informationsrecherche konkrete Handlungsempfehlungen im Zuge der Markterschließung abzuleiten sowie die Kontaktaufnahme mit geeigneten Ansprechpartnern anzustoßen oder in den Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmen zu treten. Teilprojekt: Koordination und wissenschaftliche Begleitung Förderkennzeichen: 01HQ0605 Projektleitung/-mitarbeiter Dipl.-Ing.Carsten Scharrenberg Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT Steinbachstraße 17 52074 Aachen 0241/ 88904-260 [email protected] www.ipt.fraunhofer.de Teilprojekt: Fulfillment-Services für den chinesischen Markt Förderkennzeichen: 01HQ0610 Projektleitung/-mitarbeiter Dr. Thorsten Voigt RHIEM Services GmbH Gildeweg 10 46562 Voerde 02855/9700-835 [email protected] www.rhiem.com Teilprojekt: Methodisches Management von Wissen Förderkennzeichen: 01HQ0608 Projektleitung/-mitarbeiter Marianne Corvera Alexander Hoffmann Johann Wolfgang Goethe-Universität Professur für Information Systems Engineering Mertonstr. 17 60325 Frankfurt am Main 069/798-28980 [email protected] www.wiwi.uni-frankfurt.de 069/798-28667 [email protected] 207 Kompetenzentwicklung in KMU – Voraussetzung für erfolgreiche Internationalisierung von Dienstleistungen Teilprojekt: Konzeption und Umsetzung eines Wissensportals Förderkennzeichen: 01HQ609 Projektleitung/-mitarbeiter Dr. Oliver Vering Prof. Becker GmbH Lütke Berg 4-6 48341 Altenberge 02505/9483-11 [email protected] www.prof-becker.de Teilprojekt: Ingenieurdienstleistungen für den chinesischen Markt Förderkennzeichen: 01HQ0611 Projektleitung/-mitarbeiter Dr.Stefan Siegler P3-Digital Services GmbH Blohmstraße 12 21079 Hamburg 040/752 5779-14 [email protected] www.p3-gmbh.de Teilprojekt: Expertenwissen als Dienstleister für den Markttransfer Förderkennzeichen: 01HQ606 Projektleitung/-mitarbeiter Volker Hagen 208 ECS Europe China Solutions GmbH Hauptstraße 71 52159 Roetgen 02471/133 366 [email protected] http://www.ecs-news.de/