Psychiatrische Dienste Aargau AG Psychiatrische Klinik Königsfelden Forensik Weiterbildungskonzept Departement Forensik Psychiatrische Dienste Aargau AG Grundlagen Grundlage für das Weiterbildungskonzept des Departements Forensik bildet das Weiterbildungsprogramm zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie vom 1. Juli 2009. Formal entspricht das vorliegende Konzept dem Raster für das Weiterbildungskonzept (FMH/SGPP 2010). Name der Weiterbildungsstätte Departement Forensik Psychiatrische Kliniken Königsfelden (PKF) Psychiatrische Dienste Aargau AG (PDAG) FMH-Anerkennung der Weiterbildungsstätte Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie: Kategorie C (2 Jahre)/ ambulant und stationär (Entscheid der WBSK vom 18.08.2010) Zusätzlich besteht eine Anerkennung von der SGFP als Weiterbildungsstätte der Kategorie A (2 Jahre) gemäss Curriculum für das Zertifikat Forensische Psychiatrie SGFP (Entscheid SGFP vom 28.11.2008) Weiterbildungsverantwortliche Leiter der Weiterbildungsstätte Dr. med. Josef Sachs, Chefarzt Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Zertifizierter Forensischer Psychiater SGFP Kaderärzte Bernadette Roos Steiger, leitende Oberärztin Zertifizierte Forensische Psychiaterin Anke Ripper, leitende Oberärztin Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Zertifizierte Forensische Psychiaterin Die Genera von Nomen wie „der Arzt“, „der Kandidat“ etc. beziehen sich auf das grammatikalische und nicht auf das biologische Geschlecht. Somit umfassen die Begriffe sowohl weibliche als auch männliche Personen. Auf konsequente Doppelnennungen wird zu Gunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet. Psychiatrische Dienste Aargau AG Psychiatrische Klinik Königsfelden | Forensik Postfach 432 | 5201 Brugg | T 056 462 22 25 | F 056 462 22 40 | [email protected] | www.pdag.ch H:\FORENSIK\WEITERBILDUNGSSTÄTTE\WEITERBILDUNGSKONZEPT FORENSIK.DOC Dr. med. Angelika Curti, Oberärztin Dr. med. Dejan Golic, Oberarzt Dr. med. Shlemen Hanno, Oberarzt Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Robert Matesic, Oberarzt Patrick Tanner, Oberarzt 3 Assistenzärzte (300%) Psychologen lic. phil. Urs Schläpfer Fachpsychologe Psychotherapie FSP lic. phil. Jacqueline van de Meeberg-Meichtry lic. phil. Yves Benda lic. phil. Christian Fritzsche Dipl.-Psych. Anne van Weegen 1 PG-Psychologe (100%) Externe Supervisoren Psychotherapie i. e. S. lic. phil. Claude Haldimann Fachpsychologe für Psychotherapie FSP Modell kognitive Verhaltenstherapie Dr. med. Theodor Schlatter Facharzt FMH für Psychiatrie – Psychotherapie Modell psychoanalytische Therapie lic. phil. Susy Signer-Fischer Fachpsychologin für Psychotherapie FSP Fachpsychologin für Kinder- & Jugendpsychologie FSP Modell systemische Therapie Forensische Psychiatrie Jens Sommer Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Zertifizierter Forensischer Psychiater Dr. med. Mario Etzensberger Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Zertifizierter Forensischer Psychiater Dr. med. Carole Kherfouche Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Zertifizierte Forensische Psychiaterin Weiterbildungskonzept Forensik 2 Beschreibung der Weiterbildungsstätte Die Psychiatrische Klinik Königsfelden (PKF) ist mit rund 300 Betten und mehreren Spezialsprechstunden eine der grössten psychiatrischen Institutionen in der Schweiz. Sie ist zuständig für die stationäre Versorgung der Bevölkerung des Kantons Aargau mit rund 630 000 Einwohnern. Die PKF bildet zusammen mit dem Externen Psychiatrischen Dienst und dem Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst die Psychiatrischen Dienste Aargau AG. Die Klinik besteht aus vier klinischen Departementen. Das Departement Forensik ist für die forensisch-psychiatrische Begutachtung im Kanton Aargau sowie für die ambulante forensisch-psychiatrische Versorgung der Justizvollzugsanstalt Lenzburg und des Kantonalen Jugendheims Aarburg zuständig. Es betreibt zudem am Standort Königsfelden zwei forensische Stationen (2 mal 16 Betten) und ein forensisches Ambulatorium. Ärzte und Psychologen erstellen straf-, zivil-, strassenverkehrs-, verwaltungs-, versicherungsund militärrechtliche Gutachten. Die Kaderärzte bieten forensisch-psychiatrische Supervisionen und Weiterbildungen für Kandidaten und weitere Fachpersonen an. Das Departement ist in 3 Bereiche gegliedert: • Das Gutachtenzentrum wird von der leitenden Oberärztin med. pract. Bernadette Roos geführt und ist zuständig für die Erstellung von strafrechtlichen, zivilrechtlichen, versicherungsrechtlichen, strassenverkehrsrechtlichen und verwaltungrechtlichen Gutachten. Ihr direkt unterstellt sind ein 1 Assistenzarzt und 2 Psychologinnen. Zusätzlich erstellen weitere Ober- und Assistenzärzte forensische Gutachten. Unter der fachlichen Leitung des Gutachtenzentrums werden jährlich rund 350 Gutachten, davon rund 230 strassenverkehrsrechtliche (letztere unter der Leitung von R. Matesic – kurz vor dem Erwerb des Titels „Verkehrsmediziner SGRM stehend) erstellt. • Die Stationäre Forensische Therapie (SFT) wird ärztlich-therapeutisch von einer leitenden Oberärztin (med.pract. A. Ripper) geführt. Sie besteht aus 2 forensischen Stationen mit je 16 Betten: P4-2, von der leitenden Oberärztin selber geführt. Ihr unterstellt sind 1 Assistenzarzt und 1 Psychologe sowie Spezialtherapeutinnen und -therapeuten. P4-1, von einem Oberarzt geführt. Ihm unterstellt sind ebenfalls ein Assistenzarzt und ein Psychologe sowie Spezialtherapeutinnen und -therapeuten. • Die Ambulante Forensische Therapie (AFT) wird von einem Oberarzt (med. pract. Patrick Tanner) geführt, dem 1 Psychologe unterstellt ist. Zusätzlich sind der AFT 120% Oberarzt zugeteilt, die direkt dem Chefarzt unterstellt sind. Die AFT besteht aus Dem Forensischen Ambulatorium (ambulante Behandlung von rund 90 Massnahmenpatienten) Der Gefängnispsychiatrie: Konsiliar-psychiatrische Betreuung der Justizvollzugsanstalt Lenzburg und forensisch-psychiatrische Betreuung des Jugendheims Aarburg Der Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie: konsiliarpsychiatrische Betreuung der Stiftung Satis und der Stiftung Gärtnerhaus. Das Departement Allgemeinpsychiatrie ist zuständig für die stationäre Versorgung von Patienten zwischen 18 und 64 Jahren, mit Ausnahme der Menschen mit psycho-organischen Störungen und der Suchtkranken. Es ist gegliedert in den Behandlungspfad affektive Störungen Weiterbildungskonzept Forensik 3 und den Behandlungspfad Psychose-Erkrankungen. Fünf spezialisierte Akutstationen mit insgesamt 98 Betten (Angst-Depression, Bipolare Erkrankung, Krisenintervention-Psychosomatik, Schizophrenie-Ersterkrankung, Schizophrenie-Mehrfacherkrankung) und drei Spezialstationen (48 Betten) sind den beiden Behandlungspfaden zugeordnet. Im ambulanten Bereich gehört die Abteilung für Hirnstimulation, Neurologie und EEG zum Pfad affektive Störungen, die Früherkennungssprechstunde ist hingegen dem Psychose-Pfad angegliedert. Das Departement Gerontopsychiatrie ist für die alterspsychiatrische Grundversorgung und teils auch Spezialversorgung im Kanton Aargau zuständig. Es betreibt am Standort Königsfelden eine neuropsychiatrische Akutstation (18 Betten), eine gerontopsychiatrische Akutstation (20 Betten), eine neuropsychiatrische Therapiestation (20 Betten) und eine Privatstation (15 Betten). Der ambulante Bereich besteht aus einer Memory Clinic an 2 Standorten (Windisch und Aarau) sowie dem Konsiliar- und Liaisondienst für die konsiliarische Unterstützung von Pflegeheimen und Institutionen für die Intensivbetreuung von Menschen mit geistiger Behinderung. Das Departement Abhängigkeitserkrankungen umfasst drei Stationen mit insgesamt 52 Betten für Patienten mit Abhängigkeiten von legalen und illegalen Drogen. Die Station für Alkoholabhängigkeit führt qualifizierte Alkohol- und Medikamentenentzüge durch, auf der Station für Doppeldiagnosen werden Patienten mit einer Suchterkrankung und psychiatrischer Komorbidität behandelt. Die Entzugsstation behandelt Menschen mit Abhängigkeit von illegalen und legalen Substanzen. Das Ambulatorium HAG führt heroingestützte und andere Substitutionsbehandlungen bei Opiat- und Mehrfachabhängigkeit durch. Der Supportbereich unterstützt die klinischen Bereiche auf organisatorischer Ebene und umfasst: mehrere Fachbereiche. Für das Weiterbildungskonzept speziell hervorzuheben sind: • Der Fachbereich Allgemeine Innere Medizin gewährleistet die internistische Betreuung der Patienten der PKF. Er gliedert sich in zwei Teile: Der eine Teil ist dem Departement Gerontopsychiatrie angegliedert. Dabei werden Patienten mit neuropsychiatrischen Krankheiten internistisch umfassend abgeklärt und behandelt. Der andere Teil umfasst die somatische Standortbestimmung und Betreuung bei den Patienten zweier Abhängigkeitsstationen. Dazu kommt die supervidierte internistische konsiliarische Tätigkeit bei den übrigen stationären Patienten auf dem Areal Königsfelden. • Der Bereich mediQ ist das Qualitätszentrum für Medikamentensicherheit und Diagnostik und nimmt Teil am internationalen AMSP-Projekt (Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie), bei dem systematisch schwere Nebenwirkungen von Psychopharmaka erfasst und überwacht werden. Das in Medikamentensicherheit (internetbasiertes Interaktionsprogramm www.mediq.ch) spezialisierte interdisziplinäre Team umfasst Ärzte verschiedener Fachrichtungen, Naturwissenschaftler und Pharmakologen. Im Bereich der Weiterbildung werden die Departemente Allgemeinpsychiatrie und Abhängigkeitserkrankungen in einer Weiterbildungsstätte (Kat. A Allgemeinpsychiatrie stationär) zusammengefasst. Die Forensik (Kategorie C stationär und ambulant für Psychiatrie und Psychotherapie), das Departement Gerontopsychiatrie und der Fachbereich Allgemeine Innere Medizin (Kategorie C für Allgemeine Innere Medizin) sind separate Weiterbildungsstätten mit eigenen Weiterbildungskonzepten. Im Rahmen der ärztlichen Leitung der PKF besteht ein gemeinsames Ressort Weiter- und Fortbildung zwecks Koordination der Weiterbildungsangebote der PKF. In der PKF werden die Weiterbildungsziele der Kandidaten bei der Planung des Einsatzes und der Rotation in den verschiedenen klinischen Fachbereichen (nach mind. 6 Monaten) berücksichtigt. Damit soll eine möglichst breite sowie den Interessen und Bedürfnissen der Kandidaten angepasste Weiterbildung gefördert werden. Weiterbildungskonzept Forensik 4 Die PKF verfügt über eine gut ausgestattete Fachbibliothek (Zeitschriften, Bücher). Alle Kandidaten haben individuellen Internetzugang über ihren Büro-PC. Sie verfügt über mehrere Räume, die für Weiterbildungsaktivitäten inkl. Supervisionen sehr gut eingerichtet sind. Der von den vier klinischen Departementen der PKF gemeinsam betriebene Notfalldienst ist 24 Std./Tag ärztlich besetzt. Als akademisches Lehrspital der Universität Zürich ist die PKF am Studentenunterricht beteiligt und bietet Praktikumsplätze für angehende Ärzte und Psychologen an. Es beteiligt sich auch am Kursangebot des Weiterbildungsvereins Region Zürich, Zentral- und Nordostschweiz (Dezentrale Kurse und POL-Kurse) und der Schwerpunkt-Fachgesellschaften. Zusätzlich zum Aus- und Weiterbildungsauftrag für medizinische und psychologische Berufe sind die Departemente auch Ausbildungsstätte für Pflegepersonal und bieten Praktika auch für andere Professionen an. Arbeitsorganisation Einführung des Kandidaten Die Einführung neuer Kandidaten erfolgt individuell und berücksichtigt den Umfang der bisher erworbenen medizinischen und psychiatrischen Fachkenntnisse. Die folgenden Mittel kommen in den ersten Wochen zum Einsatz: Am Einführungstag werden alle neuen Kandidaten mit Geschichte, Struktur, Örtlichkeiten, Rapportwesen, Verordnungen bei Neueintritten, Organisation und Aufgaben der Bereiche, Software-Bedienung (Patientenverwaltung, Bettendisposition, Leistungserfassung), Organisation des Tages-/Nachtarztdienstes und der Weiterbildung in der PKF vertraut gemacht. Im Gespräch mit dem direkten Weiterbildner wird der Arztordner (Dokumentation des Arztdienstes PKF) mit ausführlichen Informationen, Weisungen, Richtlinien und Merkblättern zu allen betriebsrelevanten Vorgängen besprochen. Im Einführungsgespräch mit dem Leiter der Weiterbildungsstätte wird eine Standortbestimmung bezüglich der bisher erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten in Psychiatrie und somatischer Medizin gemacht. Die individuellen Weiterbildungsziele werden festgehalten (Logbuch). Interne und externe Weiterbildungsangebote werden dem Kandidaten dargelegt. Das Weiterbildungskonzept der Weiterbildungsstätte wird als Beilage zur Weiterbildungsvereinbarung ausgehändigt. Die Einführung in den Bereitschafts- und Notfalldienst erfolgt durch einen fortgeschrittenen Kandidaten. Der Kandidat wird durch den zweiten Kandidaten der Abteilung oder durch den direkten Weiterbildner in den Stationsdienst eingeführt. Wenn möglich im ersten Monat nach Stellenantritt werden die Kandidaten theoretisch und praktisch in Cardiopulmonaler Reanimation geschult. Die Einführung erfolgt strukturiert nach Themengruppen, mittels einer Checkliste werden die zeitgerechte und vollständige Durchführung der Einarbeitung sichergestellt. Weiterbildungskonzept Forensik 5 Umsetzung der Weiterbildungsziele gemäss Weiterbildungsprogramm Die Organisation des Ressorts ärztliche Weiterbildung und die Umsetzung der Weiterbildungsziele im praktischen Alltag gemäss vorliegendem Weiterbildungskonzept folgen dem Weiterbildungsprogramm Psychiatrie und Psychotherapie (inkl. den Schwerpunktprogrammen in Alterspsychiatrie und –psychotherapie bzw. in Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie) und der damit in Beziehung stehenden weiteren Bestimmungen und Unterlagen (Logbücher, Mini-CEX u. a.). Sämtliche Weiterbildungsveranstaltungen sowie die massgeblichen Grundlagen des SIWF, der psychiatrischen Fachgesellschaften und des regionalen Weiterbildungsvereins sind allen Ärzten auf einem eigens zu diesem Zweck eingerichteten Laufwerk zugänglich. Weiterbildner und Kandidaten werden periodisch über aktuelle Entwicklungen im Bereich der psychiatrischen Weiterbildung informiert. Darüber hinaus werden die Weiterbildner hinsichtlich ihrer Weiterbildungsaufgaben geschult und fortgebildet (z. B. Mini-CEX). Zu diesem Zweck wird 2 Mal jährlich die Tutorenkonferenz abgehalten, an der alle Weiterbildungsstättenleiter und Tutoren der Psychiatrischen Kliniken Königsfelden teilnehmen. Weiterbildungsgefässe intern Die Weiterbildungsstätte bietet sämtliche vom Weiterbildungsprogramm definierten internen Weiterbildungsgefässe an. Diese umfassen: Supervisionen intern • Supervision der IPPB (mind. 1 Std./Woche): für die Kandidaten mit Weiterbildungsziel Psychiatrie-Psychotherapie. Sie erfolgt beim direkten Weiterbildner, insbesondere in Form der „Gemeinsamen“ (gemeinsame Untersuchung und Besprechung, dokumentiert). Zudem regelmässige Fallbesprechungen, Visiten und Therapien mit den Weiterbildnern. • Supervision der Psychotherapie i. e. S. (12 Std./Monat): bei klinikexternen Supervisoren. Es werden alle 3 anerkannten Psychotherapiemodelle (psychoanalytisch, kognitivverhaltenstherapeutisch und systemisch) angeboten. Die Supervisionen finden in Königsfelden statt. Die Kosten werden von den PKF übernommen. • Weiterbildungssupervision (6x/Jahr): beim Tutor (dem direkten Weiterbildner). • Gutachten-Supervision: die Kandidaten erstellen 4 (Stationsassistenzärzte) beziehungsweise 35 (Gutachtenassistenzarzt) Gutachten/Jahr unter Fachsupervision durch einen zertifizierten forensischen Psychiater. PDAG-interne departementsübergreifende Weiterbildungsveranstaltungen: • Supervision der IPPB (4 Std./Monat): „Videosupervision“ bei einem klinikexternen Supervisoren auf dem Klinikareal. Anhand von Videoaufnahmen werden psychopathologische und psychodiagnostische Kenntnisse und Fertigkeiten vertieft. Die Kosten werden von der PKF getragen. • Mittwoch-Nachmittags Weiter- und Fortbildungsveranstaltungen (2-3 Credits/Woche): es werden verschiedene aktuelle Themen aus dem gesamten Gebiet der Psychiatrie und der angrenzenden Disziplinen von internen und externen Referenten präsentiert. In den Semesterferien des Angebots (zentrale Vorlesungen) im regionalen Weiterbildungsverbund für die Region Zürich, Zentral- und Nordostschweiz stehen diese Veranstaltungen auch den Kandidaten im Basismodul offen. Weiterbildungskonzept Forensik 6 • Königsfelder Symposium zu Behandlungsempfehlungen („Leitliniensymposium“) in der Psychiatrie (1x/Jahr). • Forum Forensicum (4x/Jahr): Weiterbildungsveranstaltung zu Themen der forensischpsychiatrischen Begutachtung. • Interne Fortbildung des Departements Forensik (1x/Monat) • Reihe kriminologischer Vorträge (4x/Jahr): zusammen mit dem Aargauischen Forum für Kriminologie. • Forensik-Kurs (1x/Jahr): organisiert in Zusammenarbeit mit der Schweiz. Gesellschaft für Forensische Psychiatrie. Der 2-tägige Kurs findet in Königsfelden statt. Neben einem Basiskurs werden ein Aufbaukurs Strafrecht und ein Jugendforensikkurs angeboten. • Zertifikatslehrgang Forensische Psychiatrie (jährlich): Allgemeiner Block, durchgeführt in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Forensische Psychiatrie für Zertifikatskandidaten. • Königsfelder Sucht-Tagung (1x/Jahr): wichtige regionale Fachtagung. • Gewalt- und Aggressionsmanagement: 4-tägiges Training, bestehend aus Theorieteil und praktischen Übungen, im Vordergrund steht das Erlernen von Techniken zur Deeskalation. Der Kurs wird fortlaufend während des ganzen Jahres durchgeführt. Weiterbildungsgefässe extern Für die externe Weiterbildung der Kandidaten im Basismodul stehen insgesamt 20 Arbeitstage/Jahr zur Verfügung. Darin enthalten ist auch die Weiterbildung im regionalen Verbund. Die Kandidaten im Aufbaumodul verfügen - je nach Vereinbarung - über max. 20 Arbeitstage für Weiterbildungen zur Vertiefung des psychiatrisch-psychotherapeutischen Wissens und für die Ausbildung in Psychotherapie. Die Weiterbildung für Kandidaten in beiden Modulen wird finanziell unterstützt (bis CHF 6‘000/Jahr). Auch die Kandidaten in Schwerpunkt-Weiterbildung werden für den Besuch externer Weiterbildungsveranstaltungen, insbesondere der SGAP- resp. SSCLP-Weiterbildungskurse freigestellt und finanziell unterstützt. Die externen Weiterbildungsgefässe umfassen: • Theoretische Weiterbildung (Basisunterricht) im regionalen Weiterbildungsverbund für die Region Zürich, Zentral- und Nordostschweiz in einem Umfang von 28 Nachmittagen pro Jahr. • Theoretische Vertiefung in Psychotherapie i.e.S. in einem der drei anerkannten Modelle in einem von der SGPP anerkannten psychotherapeutischen Institut oder im Studiengang in Ärztlicher Psychotherapie, den der Weiterbildungsverein Psychiatrie und Psychotherapie Zürich, Zentral- und Nordostschweiz in Kooperation mit der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich entwickelt hat. • Supervision bei einem externen Supervisor für Psychotherapie i.e.S. Diese werden in sämtlichen Modellen auch im Haus angeboten (siehe oben), können aber auch extern erfolgen. • Selbsterfahrung in einem anerkannten Psychotherapiemodell bei einem externen Lehrtherapeuten. Weiterbildungskonzept Forensik 7 • Psycho-Tisch wird 1x/Monat veranstaltet zusammen mit dem Externen Psychiatrischen Dienst, dem Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst und der Aargauischen Gesellschaft für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie. Er dient der Weiter- und Fortbildung und dem kollegialen Austausch im Zusammenhang mit vorgetragenen Themen. • Weitere externe Weiterbildungsveranstaltungen (Seminare, Kongresse, Workshops etc.) werden auf Antrag des Kandidaten (insbesondere Kandidaten im Aufbaumodul) unterstützt, sofern sie den vereinbarten Weiterbildungszielen dienlich sind. • Dezentrale fachspezifische Blocks im Rahmen des Curriculums zur Erlangung des Zertifikats forensische Psychiatrie, organisiert von der Schweizerischen Gesellschaft für Forensische Psychiatrie Individuelle Lerninhalte Individueller Lernzielkatalog Es bestehen individuelle Lernziele für die Kandidaten (allgemeine und spezifische Berufs- und Weiterbildungsziele), welche im Einführungsgespräch mit dem Leiter der Weiterbildungsstätte besprochen und im Logbuch Periodische Aufzeichnungen eingetragen werden. Im Rahmen der 2-mal jährlich stattfindenden Verlaufsgespräche (nach 3 bzw. 6 Monaten) mit dem Tutor werden die Lernziele überprüft und es werden weitere Ziele und spezifische Massnahmen formuliert (siehe unten). Lernziele pro Weiterbildungsjahr (theoretische Kenntnisse und praktische Fertigkeiten) Hier gilt es zu unterscheiden, ob es sich um einen Assistenten mit wenig fachspezifischen Kenntnissen und Fertigkeiten oder um einen erfahrenen Kandidaten handelt. Die meisten Assistenzärzte, die in der Forensik tätig sind, befinden sich im Basismodul der Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. In diesem Modul erwerben die Kandidaten allgemein-psychiatrische Basiskompetenzen, bilden sich theoretisch weiter (Curriculum des regionalen Weiterbildungsverbunds) und werden von Fachpersonen supervidiert. Neben den angehenden Psychiatern arbeiten in der Klinik auch Kandidaten für andere Weiterbildungstitel sowie Kandidaten – meistens Oberärzte –, die sich in der Weiterbildungen zum zertifizierten forensischen Psychiater befinden. Lernziele im ersten Weiterbildungsjahr Assistenzärztinnen und Assistenzärzte, die neu ins Departement Forensik eintreten, haben in aller Regel bereits ein oder zwei Jahre auf verschiedenen Stationen der Klinik Königsfelden gearbeitet. Sie kennen die Strukturen der Klinik und die administrativen Abläufe. Ausserdem sind sie mit dem Tagesarztdienst vertraut. Ferner verfügen sie mindestens über psychiatrische Grundkenntnisse. Insbesondere sind sie bereits fähig, eine Anamnese und einen psychopathologischen Befund zu erheben und können die Suizidalität eines Patienten kriterienorientiert einschätzen Die Grundsätze der Psychopharmakotherapie, der Psychotherapie und der psychiatrischen Notfallinterventionen sind ihnen bekannt. Während ihres „Forensikjahres“ bleiben sie in den Notfalldienst und den Weiterbildungsplan der Klinik integriert. Zusätzlich haben sie Gelegenheit, folgende Kenntnisse in forensischer Psychiatrie zu erwerben: Weiterbildungskonzept Forensik 8 Gutachtenzentrum Stationäre Forensische Therapie Der Assistenzarzt/ die Assistenzärztin oder der Schwerpunktkandidat/ die -kandidatin . . . • verfügt über Kenntnisse der für die Begutachtung wichtigsten Bestimmungen im Straf-, Zivil- und Versicherungsrecht. • verfügt über die Fähigkeit, eine spezifische forensisch-psychiatrische Anamnese zu erheben • Kennt die forensisch-psychiatrische Explorationsmethodik und in diesem Rahmen kann psychopathologische Befunde richtig erheben. • Hat Erfahrungen in der interdisziplinären Zusammenarbeit in der forensischen Psychiatrie • • kennt Aufgaben und Rolle des Sachverständigen, juristische Anforderungen an Gutachter und Technik der Gutachtenerarbeitung. kann allgemeinpsychiatrische Befunde aus forensischer Sicht werten und interpretieren • kann mit anderen Berufsgruppen (Pflege, Sozialdienst, Psychologen, Therapien etc.) zusammenarbeiten • kennt die Voraussetzungen für Zwangsbehandlungen • kennt die Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit mit Behörden (Umgang mit Schweigepflicht, Kompetenzen der Zuweiser etc.) • kann einen Verlaufsbericht über eine stationäre Massnahme erstellen • kann die Indikationen für eine forensische Psychotherapie stellen • hat erste Erfahrungen in der Anwendung eines anerkannten Kriterienkatalogs zur Risikokalkulation. kennt die Besonderheiten der Psychopharmakotherapie im Massnahmenvollzug • verfügt über Kenntnisse in der Beurteilung von Gefährlichkeit und Rückfallrisiko kennt die forensisch wichtigsten testpsychologischen Verfahren. • hat Erfahrungen als Co-Leiter von Gruppentherapien • verfügt über die Fähigkeit zur professionellen Einschätzung der Suizidalität, besonders bei forensischen Kriseninterventionspatienten • hat mindestens 4 Gutachten mit unterschiedlichen Fragestellungen unter Supervision erstellt. • kennt den Aufbau eines psychiatrischen Gutachtens. • verfügt über vertiefte Fähigkeiten in der Methodik der Begutachtung. • • • • • • kennt die Kriterien der Fahreignung, der vormundschaftlichen Massnahmen und der Anordnung strafrechtlicher Massnahmen. kann selbständig mit den wichtigsten Grundkonzepten der forensischen Psychiatrie (Urteilsfähigkeit, Schuldfähigkeit, Massnahmen, Prognose, vormundschaftliche Massnahmen, Arbeitsfähigkeit etc.) umgehen. kennt die Kriterien für die Beurteilung der Zumutbarkeit einer Haftstrafe und der Erziehungsfähigkeit. hat mindestens 35 Gutachten aus unterschiedlichen Bereichen unter Supervision erstellt. Weiterbildungskonzept Forensik 9 Lernziele im zweiten Weiterbildungsjahr Assistenzärztinnen und Assistenzärzten, die zwei Jahre im Departement Forensik arbeiten, wird der Besuch von spezifischen Weiterbildungen empfohlen und ermöglicht (Zertifikatslehrgang der Schweizerischen Gesellschaft für Forensische Psychiatrie oder Fortbildungsseminar für forensische Psychiatrie und Psychologie in Niederpöcking (Deutschland). Folgende Ziele müssen mindestens erreicht werden: Gutachtenzentrum Stationäre Forensische Therapie Der Schwerpunktkandidat/ die Schwerpunktkandidatin . . . . . . • kennt mindestens drei Kriterienkataloge zur Risikobeurteilung und kann sie unter Supervision anwenden hat Erfahrungen mit der Anwendung von mehreren Kriterienkatalogen zur Risikokalkulation. • kann deliktorientierte Behandlungspläne erstellen und dabei andere Berufsgruppen einbeziehen kennt die Konzepte der Rückfälligkeit und der Gemeingefährlichkeit. • hat Erfahrung mit Einzelpsychotherapie bei Massnahmepatienten kennt die Voraussetzungen einer Verwahrung. • kann Vollzugsbehörden im Zusammenhang mit anstehenden Rehabilitationsschritten beraten • kann einfache psychiatrische Gutachten weitgehend selbständig erstellen. • • • • ist fähig, Affektdelikte zu beurteilen. • hat einige anspruchsvolle strafrechtliche Gutachten erstellt (Tötungsdelikte, Sexualund Gewaltdelikte). • verfügt über professionelle Konzepte zum Umgang mit Gewalt (z.B. Deeskalierungsstrategien) • hat unter Supervision insgesamt mindestens 10 zivil-, versicherungs- und strassenverkehrsrechtliche Gutachten erstellt • ist fähig, einen Therapieerfolg differenziert zu beurteilen • • ist fähig, Gutachten von mittlerem Schwierigkeitsgrad weitgehend selbständig zu erstellen. kennt Behandlungskonzepte für häufige Störungen und Deliktgruppen (Persönlichkeitsstörungen, Psychosen, Abhängigkeitserkrankungen, Sexualdelinquente, Gewaltstraftäter) • hat Erfahrungen mit mindestens einem (von einem Kaderarzt begleiteten) Einsatz als Sachverständiger vor Gericht. • Hat mindestens 8 psychiatrische Gutachten mit unterschiedlichen Fragestellungen unter Supervision erstellt. • hat Erfahrungen mit ambulanten oder stationären Behandlungen von Straftätern. Evaluation der Lernziele Die Erreichung der im Einführungsgespräch mit dem Weiterbildungsstätten-Leiter vereinbarten und im Logbuch Periodische Aufzeichnungen festgehaltenen Weiterbildungsziele wird perio- Weiterbildungskonzept Forensik 10 disch evaluiert. Die Verlaufsgespräche (nach 3 und nach 6 Monaten) finden beim direkten Weiterbildner statt, deren Ergebnisse werden im Logbuch Periodische Aufzeichnungen dokumentiert. Darüber hinaus können auch im Rahmen der Weiterbildungssupervisionen die Lernziele evaluiert werden. Das Evaluationsgespräch zwischen dem Leiter der Weiterbildungsstätte und dem Kandidaten erfolgt obligatorisch 1x jährlich und am Schluss der Weiterbildungsperiode. Sowohl der Kandidat als auch der Weiterbildner können jederzeit ein zusätzliches Evaluationsgespräch verlangen, wenn Problemsituationen auftreten. Zusätzlich werden 4 Mini-CEX pro Jahr durchgeführt. Alle Ärzte werden in Bezug auf dieses arbeitsplatzbasierte AssessmentInstrument periodisch geschult. Ethik, Gesundheitsökonomie und Patientensicherheit Vermittlung eines Umgangs mit ethischen und gesundheitsökonomischen Problemen in der Betreuung Im Rahmen der Mittwoch-Nachmittags Weiter- und Fortbildungsveranstaltungen werden bspw. anhand spezifisch aufbereiteter Fälle aus den verschiedenen Departementen relevante Aspekte der fachübergreifenden Lerninhalte berücksichtigt wie: Ethik, Gesundheitsökonomie, Patientensicherheit/Fehlerkultur, Pharmakotherapie, Berufspflichten gemäss MedBG, Heilmittelgesetz, EBM. Wiederholt werden auch externe Experten zu Weiterbildungen eingeladen. Konzepte und systematische Vorgehensweisen im Umgang mit Risiken und Fehlern Zur Fehlererfassung existiert an der PKF ein computerbasiertes anonymes Critical Incident Reporting System (CIRS).Dieses Zwischenfallerfassungssystem wird nach EFQM-Standards neu evaluiert. Die PKF beteiligen sich am internationalen AMSP-Projekt (Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie), das die systematische Überwachung hinsichtlich der schweren Nebenwirkungen von Psychopharmaka bezweckt. Routinemässig wird auch ein therapeutisches Drug-Monitoring durchgeführt. Bei Polypharmazie wird zudem die Medikation mit Hilfe eines internetbasierten Interaktionsprogramms (www.mediq.ch) geprüft. Dr. med. Josef Sachs Chefarzt Forensik Königsfelden, 05. November 2013 Weiterbildungskonzept Forensik 11