MR-kompatible Materialien und Instrumente Ansprechpartner: Prof. Dr. Dr. Fritz Schick Dipl.-Phys. Frank Eibofner Hintergrund Die Kernspintomographie gewinnt bei der Interventionellen Radiologie als bildgebendes Verfahren zur Gewebedarstellung und bei der Navigation immer mehr an Bedeutung. Die interventionelle Arbeit in einem Hochfeldmagneten stellt jedoch besondere Anforderungen an die eingesetzten Systeme und Instrumente. Neben den Sicherheitsaspekten und der Praxis (Handhabung der Instrumente in einem engen Arbeitsfeld) stellt die MR-Bildgebung neue Anforderungen an die Materialien, die zur Herstellung der interventionellen Instrumente eingesetzt werden. Verschiedenste Faktoren wie magnetische und elektrische Eigenschaften der verwendeten Materialien, die Geometrie der Instrumente sowie der Einfluss von Bearbeitungsverfahren während der Herstellung der Instrumente werden berücksichtigt. In einem seit drei Jahren laufenden Projekt werden verschiedene Metalle, Kunststoffe und Keramiken auf ihre Eigenschaften im Hochfeldmagneten untersucht. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Darstellung im MR-Tomogramm gelegt. Die Möglichkeiten der minimal-invasiven Mikrochirurgie (MIC) mit bildgebender Kontrolle hängen nach dem heutigen Stand der Technik wesentlich von der Entwicklung und Verfügbarkeit Magnet-Resonanz-Tomographie(MRT)-tauglicher Instrumente und Prozeduren ab. Herkömmliche chirurgische Instrumente aus Edelstahl führen aufgrund ihrer hohen Suszeptibilität zu einer unzulässigen Abbildungsstörung in der MRT-Bildgebung (sog. Artefaktbildung) und zu möglichen Kraftwirkungen im Magnetfeld, was deren intraoperativen Einsatz ausschließen würde. Voraussetzung für den MRT-kontrollierten Einsatz von Instrumenten in der MIC ist deren nahezu 1:1 getreue Abbildung im MRT-Bild. Erst damit wird eine Operation (OP) unter gleichzeitiger Kontrolle möglich. Hierzu ist es notwendig, Instrumente zu entwickeln, die einerseits aus MR-kompatiblen Werkstoffen bestehen, andererseits in ihrer mechanischen Belastbarkeit den üblichen Edelstahlinstrumenten zumindest nahe kommen. Da die Weichteilkontrastdarstellung eine ausgesprochene Domäne der MRT ist, stellt hierbei der zukünftige alternative Einsatz MRT-kontrollierter und navigierter Instrumente eine wesentliche Verbesserung dar. Entsprechend gilt es, für diese MIC-Anwendungen speziell MRT-taugliche Navigationsinstrumente zu entwickeln. Methoden In einem standardisierten Versuchsaufbau können Instrumente und Rohmaterialien auf ihr Verhalten bei der MR-Bildgebung untersucht werden. Die zu untersuchenden Probestücke werden dabei bei konstanten Bedingungen in einem Gadolinium-dotierten Wasserphantom gemessen und anschließend hinsichtlich ihres Artefaktverhaltens beurteilt. Die Probekörper können bei Feldstärken von 0,2 / 1,5 / 3 Tesla mit verschiedenen Sequenztypen, darunter 2Dund 3D-Gradientenecho-Sequenzen, Turbospinecho- und herkömmliche Spinecho-Sequenzen, sowie schnelle Fluoroskopiesequenzen, die in der interventionellen Routine gebräuchlich sind, gemessen werden. Die wichtigsten relevanten Parameter, sind im Folgenden aufgelistet: Materialanforderungen: • • • • • Niedrige Suszeptibilität (χGewebe ≈ -10-5 und χTiAl6V4 ≈ +182 • 10-6) Niedrige Leitfähigkeit Hohe Festigkeit (Zugfestigkeit Ti: 300-600N/mm2) Hohe Oberflächenhärte (Edelstahl:Rockwellhärte: 46 RW) Geometrie der Proben MRT-Messparameter: • • • • • • • • • • • • • Grundfeld B0: 1,5 und 3 Tesla (Larmorfrequenz 65 und 130 MHz) Orientierung von Read/Phase/Slice-Richtung zum B0-Grundfeld Flipwinkel: 10° - 180° Echozeiten TE: 3 - 150 ms Repetitionszeiten TR: 5 - 6000 ms Voxelgröße 0,5 x 0,5 x 0,5 mm3 - 2 x 2 x 10 mm3 Gradientenfelder Gx, Gy, Gz: 2-60 mT/m Bandbreite für die HF-Anregung (10mm Schicht): 100 - 1000 Hz (abhängig von Gz) Auslesebandbreite: 30 - 1000 Hz/Pixel (abhängig von Gx) Gradientenschaltzeit: 1 - 100 ms Dauer von HF-Pulsen: 1 - 20 ms Amplitude des HF-Feldes (Größenordnung): 50 µT Messzeiten für aussagekräftige Aufnahmen: 10 s - 20 min. Herstellern von Interventionssystemen und Instrumenten kann eine breite Palette zur Optimierung der Produkte angeboten werden. Æ speziell Stents in der MRT Ansprechpartner: Prof. Dr. Dr. Fritz Schick Hintergrund In der Angioplastie werden intravaskuläre Stents bzw. Stent-Grafts zunehmend als Gefäßersatz oder zur Restenoseprophylaxe eingesetzt. Die eingesetzten Stents müssen über einen längeren Zeitraum beobachtet werden, um Lageveränderungen oder Okklusionen/Proliferation sowie Strukturschädigungen rechtzeitig erkennen zu können. Bislang werden diese Nachuntersuchungen mittels Computertomographie (CT) und Ultraschall vorgenommen. Aufgrund der hohen Strahlenbelastung für den Patienten bei CTUntersuchungen bietet sich die Kernspintomographie zunehmend als alternative Methode der Bildgebung an. Materialbedingte Artefakte können die Darstellung in der MRT jedoch stark beeinträchtigen und einen Blick in das Lumen der Stents verwehren. Auch das Erkennen von Gewebeveränderungen im Bereich des Stents wird durch Artefakte in der Kernspintomographie gestört. Studien Auch die als MR-kompatibel deklarierte Implantate und Instrumente aus paramagnetischen Metallen können unter Umständen ausgedehnte Suszebtibilitätsartefakte in der MRT verursachen. In unserer Arbeitsgruppe wurden systematische Untersuchungen des Signalverhaltens bei Stents verschiedener Hersteller durchgeführt und veröffentlicht. Dabei wird eine Vielzahl von Parametern in Betracht gezogen: - Unterschiedliche Grundfeldstärken der Tomographen: • • 1,5 Tesla (Magnetom SONATA, Siemens; Erlangen) 3,0 Tesla (Magnetom SKYRA, Siemens; Erlangen) - Unterschiedliche Sequenztypen: • • 2D- und 3D-Gradientenecho-Sequenzen Spinecho- und Turbospinecho- Sequenzen - Verschiedene Orientierungen der Stents in Bezug auf das statische Magnetfeld B0 - Materialspezifische und physikalische Eigenschaften der Stents in Bezug auf die Artefaktbildung: • • • • verschiedene Legierungen Geometrie und Design Oberflächeneigenschaften Abschirmeffekte durch induzierte Wirbelströme Weitere Aspekte, die bei den Studien beachtet werden, betreffen Sicherheitsaspekte wie z.B. Aufwärmung der Implantate im Magnetfeld, Sichtbarkeit von Frakturen (Stegbrüche bei Materialermüdung bzw. bei mechanischer Belastung). Weiterführende Überlegungen werden in Bezug auf Stents ohne Möglichkeit zur Ausbildung von Ringströmen sowie auf sogenannte partiell resonante Stents unternommen, die die eingestrahlte Hochfrequenz ins Innere transferieren.