Geschichtliches In Gsteig befand sich schon seit ältester Zeit am Rüschbach eine Sägerei mit einer integrierten Kornmühle. Deshalb heisst das Haus oberhalb der ehemaligen Sägerei noch heute „uf der Müli“. Die Mühle wurde noch bis gegen das Ende des 19. Jahrhunderts durch Christian Germann betrieben. Der Kornanbau wurde aber um diese Zeit in der Gegend fast ganz aufgegeben, weil verbesserte Wegverhältnisse die Zufuhr von besserem Getreide aus dem nahen Waadtland ermöglichten. Die Mühleneinrichtung wurde daher abgebrochen und das ganze Gebäude für die Sägerei verwendet. Das Stauwehr und die raffinierte Wasserfassung mit einer kleinen Regulierschleuse befanden sich in Schopfers Weidli bei einem riesigen Stein, der das Ganze vor Hochwasser schützte. Von hier führte ein hölzerner Kanal, ein sogenannter Wuhr (daher der Name Wuhrweidli) von etwa einem Meter Breite und einem halben Meter Tiefe, teilweise auf einer einige Meter hohen Holzkonstruktion montiert, hinab bis auf das grosse Wasserrad. Oberhalb der Sägerei konnte ein Teil des Wassers für den Betrieb einer Rindenstampfe auf ein kleineres Rad geführt werden. Ältere Gsteiger erinnern sich noch an die Ortsbezeichnung „Stampfi“ oberhalb der Sägerei. Diese Anlage gehörte den Gebrüdern Stucki und diente dazu, Eichenrinde zu zerkleinern für die Herstellung von Gerberlohe, welche für ihre Gerberei benötigt wurde. Die Eichenrinde wurde aus dem Waadtland bezogen und durch die Fuhrleute von dort auf der Rückfuhr mitgebracht, wenn sie Bretter nach Bulle oder Aigle geführt hatten. 1912 erwarb Emanuel Marti von seiner Mutter Luise Marti-Germann die Sägerei und das Wasserrecht. Das Wasserrad wurde demontiert, der hölzerne Wuhr zu drei Viertel abgebrochen. Am Ende des verbleibenden Wuhrs wurde ein Wasserschloss betoniert und von dort bis zur Sägerei eine Druckleitung aus 60 cm-Stahlrohren verlegt. Eine Francis-Turbine der Maschinenfabrik Freiburg nutzte von da an die Kraft des Wassers. Über eine Transmission konnten am Tag die Gattersäge und nachts ein Gleichstromdynamo betrieben werden. Die Konstanthaltung der Spannung von 145 Volt und die Netzversorgung während des Tages erfolgten durch eine riesige Akkumulatorenbatterie, welche mehr Platz einnahm als die ganze Maschinerie. Der elektrische Teil der Anlage wurde durch die Maschinenfabrik Oerlikon geliefert und installiert. Ein Freileitungsnetz versorgte vorerst die vier Hotels und die Häuser im Dorf. An Sylvester 1912 wurde bei der Platzbrücke die erste Strassenlampe mit grossem Interesse der Dorfbewohner in Betrieb genommen und wie ein Weltwunder bestaunt. Der Strom wurde pauschal pro Lampe berechnet und für die Lampenstärken von 15, 25 und 40 Watt galten verschiedene Ansätze. 60 Watt-Lampen waren nur in Ausnahmefällen, z.B. in den Hotels und Wirtschaften, vorhanden. Die Installationen in den Gebäuden wurden zu einem Pauschalpreis von Fr. 36.-- pro Lampe, alles inbegriffen, ausgeführt. 1926 erstellte Emanuel Marti mit einer erweiterten Konzession für die Stromversorgung eine separate, von der Sägerei ganz getrennte Anlage; bestehend aus einer Stau-Schwelle mit Wasserfassung unterhalb der Heitibrücke. Eine neue, unterirdisch geführte Eisenrohrleitung führte fortan das Wasser zu einem Wasserschloss auf Arnold Reichenbachs Heiti. Von dort gelangte das Wasser durch eine oberirdisch verlegte Druckleitung zum Sagigebäude und wurde dort auf eine separate Francisturbine geleitet. Der Dynamo konnte jetzt Tag und Nacht betrieben werden und die Akkumulatorenbatterie wurde überflüssig. Gleichzeitig wurde das Freileitungsnetz bis zuoberst in das Saali und auf der linken Talseite bis auf das Heiti und die Furren erweitert. Als Leitungstragwerke wurden ausschliesslich Lärchstangen aus dem Tschärzis verwendet, von welchen noch heute einige wenige Exemplare in Betrieb sind. 1938 wurde der Gleichstromdynamo durch einen Drehstromgenerator ersetzt und das ganze Netz auf Wechselstrom umgebaut. Das ganze Werk mit dem nun schon verzweigten Freileitungsnetz wurde nun für eine Privatperson zu einer zu grossen Belastung und es wurde mit der Gemeinde über eine eventuelle Übernahme verhandelt. Der Regierungsrat erlaubte der Gemeinde jedoch die Übernahme und den Neubau eines Werkes nicht. Der unentwegte Optimismus und die Hartnäckigkeit des damaligen Gemeinderatsmitgliedes Emanuel Gehret, Sägereibesitzer in Feutersoey, unermüdlich unterstützt durch den damaligen Oberlehrer Arnold Seewer, ermöglichten nach langen, heftigen Kämpfen die Gründung der heutigen Elektrizitätsgenossenschaft. Diese konnte auf Grund der bestehenden Konzession eine Erweiterung derselben erreichen und 1946 den Bau der heutigen Anlage ausführen. Mit der neuen Konzession konnte auch die Wasserfassung höher und die Wasserrückgabe weiter Flussabwärts angelegt werden, was das frühere Nutzgefälle von 36 auf 42 m erhöhte. Die neue Wasserfassung auf dem Heiti, die Oberwasserleitung bis zum Ausgleichsweiher, der Verbindungskanal und das Wasserschloss sowie die ganze Druckleitung wurden von Hand ausgehoben. Die Druckleitung aus Schleuderbeton-Muffenrohren von 600, bzw. 500 mm Lichtweite, wurde von Einheimischen unter Beizug von auswärtigen Spezialisten verlegt. Das neue Maschinenhaus bekam seinen Standort unterhalb des Dorfes und ein bis 3 m tief verlegter Unterwasserkanal führt das verarbeitete Wasser rund 150 m weiter unten in den Lauf des Reuschbaches zurück. Im Vollbetrieb beträgt der Druck 3,95 bar Nettogefälle. Da die Bernischen Kraftwerke BKW an der Übernahme des Überschuss-Stromes nicht interessiert waren, musste nach anderen Absatzmöglichkeiten gesucht werden. Durch gute Beziehungen konnte mit der Société Romande d’Electricité SRE (heute Romande Energie SA) ein Stromlieferungsvertrag ausgehandelt werden, der es ermöglichte, den ÜberschussStrom abzugeben und Aushilfestrom zu beziehen. Allerdings wurden dafür der Bau einer Transformerstation sowie einer Hochspannungsleitung über den Pillonpass erforderlich, welcher bis zur Kantonsgrenze zu Lasten der Elektrizitätsgenossenschaft Gsteig (EGG) erfolgte. Waren die Kosten für Trafostation und Leitung zuerst eine grosse Belastung für das kleine Werk, so konnten dagegen später die Anlagen der Luftseilbahn Reusch-Glacier des Diablerets zu günstigen Bedingungen angeschlossen werden. Inzwischen haben Gebietsabtretungen zwischen der BKW und der SRE dazu geführt, dass der Stromlieferungsvertrag zwischen der SRE und der EGG aufgelöst wurde. Die Pillonleitung ging an die BKW über, welche ihrerseits dem Gsteigerwerk das gesamte Netz der Feutersoey überliess. 1969 wurde im Maschinenhaus eine zweite Maschinengruppe mit einer Turbinenleistung von 400 PS und einer Generatorenleistung von 220 kW installiert. Die in den letzten Jahren enorm angestiegenen Anschlusswerte der landwirtschaftlichen Verbraucher, aber auch die vielen Neubauten, erforderten den ständigen Ausbau der Verteilanlagen. Heute sorgen 14 Transformerstationen für eine gute Versorgung der Abonnenten. Weitere werden in der nächsten Zeit noch gebaut werden müssen. Mit starker Unterstützung der kantonalen Gebäudeversicherung konnten in den Neunzigerjahren eine ganze Anzahl von Dachständern aufgehoben und durch Kabelanschlüsse ersetzt werden. 1989-92 wurde die Wasserfassung auf dem Heiti komplett neu erstellt und mit einer neuen, effizienten Horizontalfilteranlage ausgestattet. Zudem konnte ein Entsander in das bestehende Ausgleichsbecken eingebaut werden. 1993-94 erfolgte die Totalrevision der beiden Maschinengruppen und die alten, handangetriebenen Schieber wurden durch moderne, hydraulisch betätigte Stellklappen ersetzt. 1995-96 wurde die aus dem Jahre 1948 stammende Schaltanlage durch eine moderne Anlage ersetzt, welche eine automatische Synchronisierung der Maschinen und ein über das Telefonnetz funktionierendes Störmeldesystem beinhaltet. 1996 In den Gebieten Bühl und Gschwänd wird die Stromversorgung mit zwei neuen Transformerstationen und diversen Netzverstärkungen verbessert. 1997 erzeugte die EG Gsteig rund 1/3 der im Versorgungsgebiet der Gemeinde, also Gsteig und Feutersoey, benötigten Energie. Im Durchschnitt der letzten Jahre betrug der Eigenversorgungsgrad zwischen 30 – 45 %. 1999 • Neubau einer Trafostation im Gebiet Gründ • Am 25+26.12.1999 wütete der Sturm Kurt und Lothar im Saanenland derart heftig, dass das Freileitungsnetz in Feutersoey sehr stark beschädigt wurde. Die Instandhaltungsarbeiten beschäftigten uns bis Ende 2001. 2001 Die Strompreise werden ab 1.4.2001 um 5 % gesenkt. Mit der Gemeinde wird ein Vertrag abgeschlossen, aus dem dieser jährlich eine Provision von 4 % des Nettoerlöses aus den Stromverkäufen zufliesst. 2002 Neubau der Trafostation Inners Saali zur Verbesserung der Stromversorgung. 2003 Verkauf des Stromnetzes Gebiet Reusch an die BKW Energie AG. 2004 • Erstmalige Erneuerung der im Jahre 1998 abgelaufenen Konzession für weitere 40 Jahre bis 2038. Einführung neuer Stromtarife und gleichzeitige Senkung der Strompreise um durchschnittlich 4 %. Die Saisontarife (Sommer/Winter) werden aufgehoben und die bisherige Verbrauchsabhängige Gebühr durch eine fixe monatliche Gebühr ersetzt. • Eine in Auftrag gegebene Studie zeigt auf, dass die Druckleitung für die Kapazitäten der Turbinen einen zu kleinen Durchmesser aufweist und sich eine neue Druckleitung vorteilhaft auswirkt. Die fast 60-jährige Druckleitung wird in der Folge durch eine komplett neue Druckleitung ersetzt und gleichzeitig wird das Ausgleichsbecken renoviert. Im Rahmen der Konzessionserneuerung erhält die Genossenschaft die Auflage, beim Stauwehr auf dem Heiti einen Fischpass zu bauen, um den Fischen den ungehinderten Zugang zum Reuschbach zu gewähren. Die mehrmonatige Produktionspause kann so ebenfalls optimal für den Bau dieses Fischpasses genutzt werden. Diese Arbeiten verursachen rekordhohe Investitionen von rund CHF 800'000 und dies in einem Jahr! • Ersatz der Stangentransformerstation Rain durch eine DIN Maststation Typ BKW. 2005 • Im Zusammenhang mit dem ab 1.4.2004 neu ausgehandelten Stromliefervertrag der BKW Energie AG und den entsprechenden Messungen ist ersichtlich, dass rund 58 % der Stromproduktion an die BKW Energie verkauft werden. Dies vor allem während den Frühlings- und Sommermonaten, während derer erhebliche Überschüsse produziert werden. Die gesetzliche Stromkennzeichnungspflicht zeigt auf, dass der an die Kunden gelieferte Strom zu rund 80 % aus der Schweiz stammt. 51 % des Stroms stammt aus Kernenergie, 44,7 % aus Wasserkraft und 4,3 % aus übrigen Energieträgern. • Bau der Trafostation Innergsteig 2007 Im Rahmen der Strommarktliberalisierung wird eine Anlagenbuchhaltung eingeführt, die die Berechnung der Netz- und Strompreise nach gesetzlichen Grundlagen ermöglicht. 2008 Erste Konzeptanalyse über die Erneuerung/Revision der Maschinengruppen. 2009 • Nachdem über mehrere Jahre diskutiert und verschiedene Studien erstellt wurden, wird ein Baugesuch für den Bau eines Trinkwasserkraftwerkes im Teechrüter, Innergsteig, eingereicht. • Erarbeitung der allgemeinen Geschäftsbedingungen, die den gesetzlichen Auflagen entsprechen. • In Ergänzung zur Konzeptanalyse von 2008 wird eine Zustandsbeurteilung des Maschinenhauses vorgenommen. 2010 • Vertrag betreffend Stromversorgung wird mit der Gemeinde erneuert. • Anschaffung eines Servers, der den unabhängigen Zugang mehrerer Personen auf die Daten ermöglicht sowie eine zentrale Datenablage und -Sicherung gewährleistet. • Neubau und Inbetriebnahme Trinkwasserkraftwerk in Innersteig. Baukosten rund CHF 360‘000. 2011 • Grundsatzentscheid zur Gesamterneuerung des Kraftwerks Wasserfassung wird gefällt. • Erwerb der Schaltstation im Dorf Gsteig von der BKW. • Umstellung der Stromabrechnung von Hydro- auf Kalenderjahr. sowie der 2012 • Rücktritt des verdienten und langjährigen Präsidenten und Vorstandsmitglieds Ueli Haldi sowie dem langjährigen Vorstandsmitglied Peter Hefti. Erstmals nehmen Frauen im Vorstand Einsitz: Andrea Fuhrer-Haldi, als neue Kassierin, die Simon Graa nach -19- Jahren ablöst und Sandra Kubli als neue Sekretärin, welche Reinold Hauswirth nach -27- Jahren ablöst. Neuer Präsident wird Simon Graa. • Die Trafostation Rössli in Feutersoey wird einer Totalsanierung unterzogen. • 09.10.2012 Publikation Wasserkraftkonzession + Baupublikation für Neubau des Kraftwerkes und der Wasserfassung. • Neubau Trafostation Saalistrasse. • Landerwerb und -Abtausch mit den Familien Brand/Seewer wodurch die Voraussetzungen für den Neubau des Maschinenhauses geschaffen wurden.