Seit 1876 gibt es Standesämter in Bayern Ein Beitrag zur Auflösung vieler Standesämter ab 1. Januar 1968 aus „Was uns die Heimat erzählt – Heimatkundliche Beilage der Oberpfälzer Nachrichten“, Nr. 2 vom Februar 1968 Verfasser: nicht aufgeführt Ganze Wandseiten bereits decken die Regale mit den dickleibigen Folianten im Weidener Standesamt ab, nachdem vor mehr als 90 Jahren die ersten Register angelegt worden sind. Am 1. Januar 1876 nämlich trat das neue Staatsgesetz in Kraft, das alle Beurkundungen über den Personenstand den neu geschaffenen Standesämtern übertrug. Vor diesem Zeitpunkt hatten diese Beurkundungen sämtlich die Pfarrämter vorgenommen. Zwar registrierten die Pfarrämter auch weiterhin noch Taufen, Eheschließungen und Sterbefälle, doch galten diese Eintragungen von nun an vor weltlichen Behörden nicht mehr als rechtsgültige Urkunden im Sinne des Gesetzes. Auf der ersten Seite des Geburtsregisters von Weiden lesen wir unter dem 9. Januar 1876 die Anzeige der Hebamme Anna Schmidt, dass am 3. Januar 1876 dem Konditor Friedrich Falko von Weiden, Hausnummer 305, eine Tochter geboren worden sei, die den Namen Maria Magdalena erhalten habe. Die erste Ehe vor dem Weidener Standesbeamten wurde am 18. Januar 1876 geschlossen. Damals gelobten sich der Konditor Simon Hoch und die Postbotentochter Eleonore Beyer, den Lebensweg fürderhin gemeinsam zu gehen und Freud und Leid miteinander zu teilen. Das Sterberegister wurde bereits am 2. Januar eröffnet. Der Büttnermeister Christoph Weidner zeigte an diesem Tage an, dass sein Vater Christian Weidner im Alter von 78 Jahren verstorben sei. Weiden war 1876 noch eine kleine Stadt mit nicht viel mehr als 4000 Einwohner. Der damalige Bürgermeister Bischoff, der gleichzeitig Standesbeamter war, hatte in diesem ersten Jahre des Bestehens des Standesamtes der Bürgerzahl entsprechend nur 141 Geburtsanzeigen, 34 Eheschließungen und 108 Todesfälle zu registrieren. Dann begann Weidens Aufschwung zum wirtschaftlichen Mittelpunkt der nördlichen Oberpfalz. Die Einwohnerzahl wuchs beinahe sprunghaft in die Höhe und hatte sich bis 1914/15 vervierfacht. Im gleichen Verhältnis nahmen auch die Registrierungen des Standesbeamten zu, das in den Jahren 1910 bis 1914 durchschnittlich 520 Geburten verzeichnete. Im Jahre 1950 wurden 405 Eheschließungen und 463 Todesfälle beurkundet. Auch diese Zahlen lassen interessante Schlüsse zu: Die Eheschließungen, verglichen mit 1876, entsprechen der Einwohnerzahl durchaus. Beachtenswert ist dabei jedoch die Tatsache, dass die Eheschließungen jeweils in den Jahren nach den Weltkriegen besonders zahlreich waren. Viele, die während des Krieges nicht heiraten konnten oder wollten, haben in den Jahren unmittelbar nach den Kriegen doch noch den Weg ins Eheglück beschritten. Nach dem zweiten Weltkrieg hatten an den Heiraten in Weiden besonders die zahlreichen Ausländer einen sehr hohen Anteil. Die Sterblichkeit ist nach den Eintragungen im Standesamtsregister im Verhältnis zu früheren Jahren gering. Dies ist um so bemerkenswerter, da im Weidener Standesamt auch die Sterbefälle des Krankenhauses beurkundet werden, in dem doch zu einem hohen Prozentsatz nicht in Weiden beheimatete Kranke auf Heilung hoffen. Dies wird indes wieder in etwa ausgeglichen, da auch manch Weidener Bürger in einer auswärtigen Klinik verstorben ist. Abschrift: Alfred Kunz, Weiden, 2013