DIK-2 1 DIK-2 - Diagnostische Kriterien: Katalog berufsbezogener Personenmerkmale, Version 2 Was ist DIK-2? DIK-2 ist ein Katalog von standardisierten Beschreibungen berufsbezogener Personenmerkmale. Auf der Basis von Informationen aus verschiedenen Fachgebieten wird eine umfassende und detaillierte Beschreibung körperlicher, psychischer, geistig-intellektueller, sozialer und kultureller Eigenschaften einer jeden Person möglich. DIK-2 ermöglicht eine einheitliche Darstellung von Testergebnissen, medizinischen und psychologischen Untersuchungen, Beobachtungen und Einschätzungen von Fachleuten aller beteiligten Disziplinen. Neben den diagnostischen Kriterien im engeren Sinne enthält DIK-2 eine Fülle weitergehender Informationen zu jedem Merkmal und zu den Merkmalsbereichen. DIK-2 ist deshalb nicht nur ein Instrument zur Erstellung von Gutachten oder Profilen, sondern ein umfassendes Handbuch der Diagnostik in allen Feldern der sozialen Arbeit. Methodische Grundlagen DIK-2 ist kein Testverfahren im Sinne einer diagnostische Methode, sondern ein System zur vereinheitlichten Dokumentation von diagnostischen Abklärungen, Untersuchungen oder Feststellungen jeder Art. Ähnlich der International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD) oder der International Classification of Functioning, Disability, and Health (ICF) bietet DIK-2 eine standardisierte Begrifflichkeit, mit der Stärken und Schwächen beschrieben und nach einheitlichen Kriterien eingestuft werden können. Die Zielsetzung des DIK-2 ist es, die Ergebnisse der vielfältigen diagnostischen Begutachtungsverfahren in einer einheitlichen Sprache darzustellen, um sie über die jeweiligen Fachgrenzen hinaus verständlich zu machen. In der standardisierten Zusammenführung der Abklärungs- und Untersuchungsverfahren verschiedener Fachdisziplinen erlaubt DIK-2 die Beschreibung von Fällen, deren Komplexität die Möglichkeiten einer einzelnen Fachbegrifflichkeit oftmals überschreiten. DIK-2 berücksichtigt nicht nur physische und psychische Einschränkungen und Stärken, sondern auch die Möglichkeiten der betroffenen Person, am Leben der Gesellschaft teilzuhaben und seine individuellen Fähigkeiten und Ressourcen zu entfalten. Aufbau von DIK-2 DIK-2 ist in Bereiche, Teilbereiche, Merkmale und Merkmalsausprägungen gegliedert. DIK-2 unterscheidet 19 Bereiche, die alle körperlichen, psychischen, geistigen, wirtschaftlichen und sozialen Dimensionen des Lebens von Personen jeden Alters umfassen. Die Bereiche des DIK-2 Arbeit / Berufswahl / Familie / Geistige Fähigkeiten / Hilfen / Körper / Kulturtechniken/ Lebenspraxis / Lebensumstände / Lernen / Mitwirkung / Motivation / Motorik / Persönlichkeitsentwicklung / Psyche / Selbstbestimmung / Sinne / Soziale Integration / Sozialverhalten Informationsmodule Bereiche, Teilbereiche und Merkmale enthalten vielfältige Informationen, die modular aufgebaut sind: • • • • • präzise Beschreibung des Diagnosebereichs Symptome und Auffälligkeiten, die Störungen anzeigen Leitfragen für diagnostische Gespräche Erklärungen zur Bedeutung des Bereiches für Person und beruflichen Werdegang Merkmalsausprägungen zur exakten und differenzierten Beschreibungen von Störungen und Ressourcen • weiterführende Informationen, Literaturangaben u. a. DIK-2 2 Profiling mit DIK-2 Für die Erstellung eines individuellen Profils mit seinen Stärken und Schwächen einer Person sind die diagnostischen Merkmale und die für jedes Merkmal definierten Merkmalsausprägungen entscheidend. Der DIK-2 erfasst dort, wo es sinnvoll ist, insgesamt sieben mögliche Ausprägungen eines Merkmals, die als Ziffern dargestellt werden: von (–3) für schwere Störung bis (+3) für starke Ressource. (0) steht für keine positive oder negative Auffälligkeit. Für jede Ausprägung werden standardisierte Kriterien und Kriteriumsbeschreibungen vergeben, die anschaulich verdeutlichen, wann beispielsweise von einer mittleren Störung (-2) oder einer starken Ressource (+3) gesprochen werden kann. Einheitliche Kriterien der Ausprägungen ermöglichen einen Vergleich der Angaben, so dass eine hohe Trennschärfe bei der Bewertung erreicht werden kann, auch und gerade dann, wenn nicht alle Kriterien in einem konkreten Fall zutreffen. Die Kriteriumsbeschreibungen definieren nicht nur die jeweiligen Merkmalsausprägungen, sondern liefern Textbausteine für ein zu erstellendes Gutachten, die in vielen Fällen wörtlich übernommen werden können. Der DIK-2 enthält insgesamt 270 Merkmale, die zum größten Teil mit jeweils sieben Ausprägungen beschrieben sind. Die siebenteilige numerische Ausprägungsskala erlaubt einen knappen und schnellen Überblick über die Diagnosen, während die damit verbundenen Texte, die beliebig übernommen, geändert oder erweitert werden können, die Erstellung ausführlicher und individueller Gutachten erleichtern. Entwicklung und Förderung DIK-2 wurde entwickelt von SYNTEGRAL gGmbH in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Arbeit und Fachleuten aus allen Gebieten der sozialen Arbeit im Rahmen des Projekts DIMA (Diagnosegeleitete Maßnahmesteuerung). Das Projekt DIMA wurde finanziert durch das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung. Vgl. auch: http://www.assessment-info.de/assessment/seiten/datenbank/vollanzeige/vollanzeigede.asp?vid=404 DIK-2 3 BEISPIEL aus DIK-2 Kontaktfähigkeit Beschreibung Kontaktfähigkeit beschreibt die Fähigkeit einer Person, ihr fremde oder weniger bekannte Personen anzusprechen, mit ihnen ein Gespräch zu führen und aus diesem Erstkontakt heraus eine persönliche Beziehung aufzubauen. Kontaktfähigkeit ist eine der Grundlagen für das Zusammenleben mit anderen Menschen. Sie ermöglicht den Aufbau von Beziehungen zu Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen. Deshalb ist eine gute Kontaktfähigkeit auch Voraussetzung für ein erfolgreiches Bestehen im Beruf. Insbesondere bei Teamarbeit und bei Tätigkeiten, in deren Rahmen viele Kontakte mit anderen Personen notwendig sind –so z. B. im Dienstleistungsbereich oder in den Pflegeund Sozialberufen –, ist Kontaktfähigkeit eine der zentralen Schlüsselqualifikationen. Merkmalsausprägungen KONTAKTFÄHIGKEIT (-3) Kontaktherstellung Kontaktaufnahme von außen Qualität von Kontakten Körpersprachliche Signale Die Person ist nicht in der Lage, Kontakt zu anderen herzustellen. Die Kontaktaufnahme durch andere wird abgeblockt. Der Kontakt der Person zu anderen ist selten, kurzlebig und oberflächlich. Körpersprache und Mimik der Person signalisieren Abwehr. KONTAKTFÄHIGKEIT (-2) Kontaktherstellung Kontaktaufnahme von außen Qualität von Kontakten Körpersprachliche Signale KONTAKTFÄHIGKEIT (-1) Kontaktherstellung Kontaktaufnahme von außen Qualität von Kontakten Körpersprachliche Signale Die Person knüpft von sich aus fast nie Kontakte zu anderen Menschen, sie ist vielmehr auf eine Kontaktaufnahme seitens der anderen angewiesen. Die Kontaktaufnahme durch andere Menschen wird von der Person selten vertieft. Die Kontakte der Person sind zeitlich begrenzt und werden kaum gepflegt. Die Kontakte der Person sind meist nur zweckgebundener Natur. Körpersprache und Mimik der Person signalisieren Desinteresse. Die Person knüpft Kontakte zu anderen Menschen, ist dabei aber auf positive Signale des Gegenübers angewiesen. Die Kontaktaufnahme durch andere Menschen wird von der Person akzeptiert. Die Kontakte der Person sind eher fachlich und zweckgebunden, selten aber emotional. Körpersprache und Mimik der Person signalisieren Gleichgültigkeit. KONTAKTFÄHIGKEIT (0) Die Person knüpft Kontakte zu anderen Menschen. Kontaktherstellung Kontaktaufnahme von außen Die Kontaktaufnahme durch andere Menschen wird von DIK-2 4 der Person positiv aufgenommen. Qualität von Kontakten Körpersprachliche Signale Die Person pflegt Kontakte und kann in Problemsituationen auch auf diese Kontakte zurückgreifen. Körpersprache und Mimik der Person signalisieren Interesse. KONTAKTFÄHIGKEIT (+1) Kontaktherstellung Kontaktaufnahme von außen Qualität von Kontakten Körpersprachliche Signale Die Person knüpft Kontakte zu anderen Menschen und ist dabei nicht auf positive Signale des Gegenübers angewiesen. Die Kontaktaufnahme durch andere Menschen wird von der Person positiv aufgenommen und angemessen erwidert. Die Person pflegt ihre Kontakte und kann in Problemsituationen auch auf diese Kontakte zurückgreifen. Die Kontakte der Person sind auch emotional besetzt und von Dauer. Körpersprache und Mimik der Person signalisieren Interesse und Aufmerksamkeit. KONTAKTFÄHIGKEIT (+2) Kontaktherstellung Kontaktaufnahme von außen Qualität von Kontakten Körpersprachliche Signale Die Person knüpft schnell und leicht Kontakte zu anderen Menschen, und zwar unabhängig von der jeweiligen Situation. Die Kontaktaufnahme durch andere Menschen wird von der Person positiv aufgenommen und angemessen erwidert. Die Person pflegt ihre Kontakte und kann in Problemsituationen auch auf diese Kontakte zurückgreifen. Die Kontakte der Person sind dauerhaft und tief gehend. Körpersprache und Mimik der Person signalisieren Interesse, Aufmerksamkeit und Zugewandtheit. KONTAKTFÄHIGKEIT (+3) Kontaktherstellung Kontaktaufnahme von außen Qualität von Kontakten Körpersprachliche Signale Die Person knüpft schnell und leicht Kontakte zu anderen Menschen, und zwar unabhängig von der jeweiligen Situation. Die Kontaktaufnahme durch andere Menschen wird von der Person sehr positiv aufgenommen, durch körpersprachliche Signale aktiv gefördert und souverän erwidert. Die Person pflegt ihre Kontakte und kann in Problemsituationen jederzeit auf eine Vielzahl von Kontakten zurückgreifen. Die Kontakte der Person sind dauerhaft und tief gehend Körpersprache und Mimik der Person signalisieren Interesse, Aufmerksamkeit und Zugewandtheit.