record © PPVMEDIEN 2008 Test T.BONE Retro III (T 3000) von Sven Neumann | UW Großmembran-Röhrenmikrofon T.BONE Retro III (T 3000) Mikrofone im außergewöhnlichen Design scheinen auf die Menschen eine unerschöpfliche Anziehungskraft auszustrahlen. Anders lässt sich die stetig steigende Anzahl Komplettausstattung: das T.BONE Retro III mit Zubehör von Studiomikrofonen im Retro-Look kaum erklären. D as Musikhaus Thomann hat für seine Hausmarke T.BONE das ohnehin schon sehr große Angebot von Budget-Studiomikrofonen um Modelle im Retro-Design erweitert. Dabei fällt das Retro III optisch schon deutlich aus dem Rahmen und präsentiert sich in einem Gewand, das an die im Jahr 1928 erschienene Neumann-Flasche erinnert. Typisch für dieses Modell war es, die Mikrofonkapsel möglichst weit von der Verstärkerschaltung des Mikrofons zu entfernen, um die thermischen Einflüsse der verbauten Röhrenschaltungen auf die Membran zu verringern. Moderne Röhrenschaltungen profitieren jedoch von einer weitaus geringeren Wärmeentwicklung, die Gehäuseform ist also mittlerweile aus technischer Sicht überflüssig, aber mit Blick auf das Retro III immer noch beeindruckend. Die 1 Zoll große, goldbedampfte Dualdiaphragma-Membran des Retro III ist mit Hilfe von drei Gummidämpfern frei schwingend im überdimensionierten Einsprechkorb aufgehängt. Auf diese Weise kann man beim Aufstellen des Mikros auf eine zusätzliche Mikrofonspinne verzichten, ohne Angst vor Trittschalleinstreuungen haben zu müssen. Ein im Gehäuse eingelassener Dreiwegeschalter sorgt für die Auswahl der Richtcharakteristik, zur Verfügung stehen Niere, Kugel und Acht. Diese drei Möglichkeiten erlauben beispielsweise auch Experimente mit dem Raumanteil des Aufnahmesignals und, in Verbindung mit 96 KEYS 09/2008 einem zweiten Retro III, interessante Stereomikrofonierungen, wie beispielsweise eine MSAufstellung (Niere+Acht oder Kugel+Acht). Ein weiterer Schalter ist für die Reduzierung der Eingangsempfindlichkeit der verbauten Verstärkerschaltung um 10 dB zuständig und gewährleistet so ein verzerrungsfreies Aufnehmen lauter Audiosignale. Auch auf ein Lowcut-Filter muss man im Retro III nicht verzichten. Im Klangdesign des T.BONE Retro III sind die röhrentypischen Färbungen deutlich herausgearbeitet worden. Das Mikrofon strotzt nur so vor Exciter-ähnlichen harmonischen Obertönen, es klingt aber nie zu scharf oder unangenehm überspitzt. Die dezenten Tiefmitten und der ausgeprägte Bassbereich lassen die Signale aufgeräumt klingen, ohne dass sie dabei kraftlos wirken. Auch der typische Sättigungseffekt einer Röhrenschaltung wurde bei diesem Modell stark in Szene gesetzt und lässt sich interessant mit dem Nahbesprechungseffekt kombinieren. Das Mikrofon kann etwas mehr Gain am Pult vertragen, das Eigenrauschen bleibt trotzdem erfreulich gering. Die Eingangsempfindlichkeit von 148 dB reicht problemlos auch für Aufnahmen etwas lauterer Schallquellen aus. Besonders Instrumente, die eine gute Portion Höhen vertragen können, profitieren vom Klang des Mikros. Auch im Langzeittest weist das T.BONE T 3000 keine übermäßige Wärmeentwicklung auf, wie man es vor allem von frühen Röhrenschaltungen her kennt. Für eine neutrale Signalübertragung ist das T.BONE Retro III (T 3000) nicht gedacht. Vielmehr wurde in der Klanggestaltung des Mikrofons Mut bewiesen und ein deutlich färbendes Werkzeug für Studio-Aufnahmen geschaffen. Kein Fall für Soundpuristen also, aber bei modernerem Instrumentarium oder bei Sprachaufnahmen das richtige Mittel, um ein Signal genau in die richtige Richtung zu verbiegen. Das gilt natürlich auch für die Einbeziehung der Röhrensättigung als Stilmittel. Falls Sie auf der Suche nach einem Studiomikrofon mit Allrounderqualitäten sind, werden Sie mit dem T.BONE Retro III (T 3000) wahrscheinlich nicht glücklich werden. Wer aber ein Mikrofon mit speziellen Klangeigenschaften sucht, für den ist das Mikro eine sehr gute Alternative K – vor allem bei diesem Preis. T.BONE Retro III (T 3000) Vertrieb Internet Preis Technische Daten Thomann www.thomann.de ca. 189 € Bauweise: Großmembran-Röhrenmikrofon, Charakteristik: Niere, Kugel, Acht, Frequenzgang: 20 Hz–20 kHz, Impedanz: 200 Ohm, SPL: 148 dB, Zubehör: Speiseteil, Aufhängung, Alukoffer « Röhrensound « Preis/Leistungsverhältnis