Von schwimmenden Müllbeuteln und gläsernen Monstern So kann man die Lebewesen des Planktons natürlich auch bezeichnen, da weiß doch jeder, wonach er seine Probe durchsuchen muss. Und ein Blick ins Bestimmungsbuch oder die Rückfrage beim Fachmann vor Ort liefern dann die passenderen Namen wie Wimpertierchen (Titinopsis spec.) oder Glaskrebs (Leptodora kindti). Die Probe entstammte dem Hauptbecken der Sorpetalsperre und die interessierten Entdecker waren die Teilnehmer der limnologischen Exkursion der Stufen H2v/H3v/H3, die Anfang Oktober 2012 an der Talsperre verschiedene Parameter untersuchten, die ihnen bis dahin nur in der Theorie im Unterricht vorgestellt worden waren. Bei strahlendem Sonnenschein mussten zunächst die Boote, die schon für den Winter an Land gezogen waren ausgeschöpft und startklar gemacht werden. Nicht nur Muskelkraft, sondern auch Zusammenarbeit beim Paddeln waren gefragt, bis die Messstelle in der Nähe der Markierungsboje erreicht war. Dort hatte jeder seine Aufgabe, vom Ablesen des Echolots und der Temperatur und des Sauerstoffgehalts , über die Messung der Sichttiefe mit der Secchischeibe bis hin zur Gewinnung von Wasserproben aus verschiedenen Tiefen und der Handhabung des Planktonnetzes. Zuuugleich – oder man lässt sich schleppen. Sichttiefenmessung Entnahme von Wasserproben Planktonfischen Zurück in der Ökostation ging es an die Auswertung: Zunächst wurden die Wasserproben auf ihren Gehalt an Organismen durchgemustert und eine Artenliste erstellt. Währenddessen begann bereits die Aufbereitung für die Bestimmung der chemischen Parameter wie z.B. Ammoniumgehalt, Nitrat und Chlorophyll. Das Hauptbecken der Sorpe mit seinem Volumen von über 70 Millionen m³ Wasser ist im Hinblick auf den Trophiegrad meso-, sogar fast oligotroph. Solche Seen finden sich typischerweise eher im Bergland, wo die Zuflüsse relativ unbelastet sind. Das Leitbild für die Fischgesellschaft der Talsperre ist auch tatsächlich ein Voralpensee. Da sich im Gegensatz zu einem natürlichen Gewässer keine ausgewogenen Populationen von Fischen einstellen können, da Staumauern und Wehre Wanderhindernisse darstellen, Laichhabitate einiger Arten, die auf Pflanzenbewuchs im Litoralbereich angewiesen sind, auf Grund der Schwankungen des Wasserspiegels fehlen und mangelnde Prädation zu einer Massenausbreitung von Arten Mikroskopieren und Bestimmen führen könnte, wird der Fischbestand über einen Hegeplan kontrolliert. So werden verschiedene Fische in den See eingesetzt, Fische zum Ablaichen gefangen oder auch stark anwachsende Populationen von Kleinfischen reduziert. Das Zooplankton bildet für die Jugendstadien der Fische und bei manchen Arten auch für die Adulten die Nahrungsgrundlage. Selbst übt es Fraßdruck auf die Phytoplankter aus, deren Masse den Sauerstoffgehalt des Seewassers beeinflusst. Daher war es spannend zu sehen, wie viele verschiedene Arten in den Proben gefunden werden konnten. Einige Species wie die Diatomeen (Kieselalgen) wirkten bizarr, andere beeindruckten mit ihrem ästhetischen Äußeren, das an Sterne oder Sonnen erinnerte. Dinoflagellaten: Ceratium cornutum, Hornalge Kieselalgen: Asterionella formosa, Schwebesternchen Vorbecken Herablassen der Secchischeibe von der Mauer Amecke Am nächsten Tag wurde das Vorbecken beprobt. Hier zeigten sich andere Organismen und Unterschiede zu den Messwerten des Hauptbeckens. Das Einzugsgebiet der Sorpetalsperre ist etwa 100 km² groß und besteht zu 66,7% aus Wald, 31,0 % aus landwirtschaftlich und zu 2,3 % aus bebauter Fläche. Das Vorbecken schützt den oberen und flacheren Teil des Hauptbeckens vor Verlandung und Versumpfung und hält die durch die Zuläufe eingetragenen Sedimente und für das Algenwachstum unerwünschten Nährstoffe vom Hauptbecken zurück. Der Wasserschöpfer wird abgefiert Fischreiher, Ardea cinerea Während Proben eingeholt und Messwerte erfasst wurden, zeigten sich zwei der typischen Prädatoren an Gewässern: Ein Fischreiher und wesentlich seltener zu beobachten – ein Roter Milan. Von dem kleinen Schutzgebiet am Vorbecken kommend, zog er seine Kreise in immer geringerer Entfernung, so dass man ihn gut mit dem Fernglas beobachten konnte. Leider waren ihm jedoch wohl zu viele Menschen in der Nähe, so dass er nicht bis zur Wasseroberfläche zum Jagen herunterstieß. Milane, die ihr Hauptverbreitungsgebiet in Europa in Deutschland haben und besonders im Sauerland mit vielen Brutpaaren vertreten sind, greifen sich Fische, die an der Wasseroberfläche schwimmen. Ihre Flugsilhouette mit dem gegabelten Schwanz ist unverkennbar. Roter Milan Milvus milvus Die meisten Testverfahren beruhen auf fotometrischen Messungen Nachdem sämtliche Messwerte dokumentiert waren, ging es an die Endauswertung. Während sich im Hauptbecken noch eine stabile Zonierung in Epi-, Meso- und Hypolimnion feststellen ließ, begann sich die Schichtung im Vorbecken bereits zu destabilisieren. Warum sich die Wassertemperatur des Hauptbeckens in 50 m Tiefe nicht lehrbuchgemäß auf 4 °C eingependelt hatte, stand zunächst als Frage im Raum. Um diese Phänomen zu erklären, half das Wissen von Herrn Müller, der uns mit Rat und Tat zur Seite stand. Er wies auf die Stromerzeugung durch die Turbinen unterhalb der Staumauer hin. Ein Teil des abgelassenen Wassers landet in einem maximal 5 m tiefen Ausgleichsweiher am Fuße der Mauer. Dort erwärmt sich das Wasser in der Sonne. Nachts, wenn der Stromverbrauch gering ist, wird dieses Wasser in den unteren Bereich der Talsperre zurückgepumpt und erhöht dort die Wassertemperatur. Vorbereitung für die Chlorophyllmessung Da inzwischen mehrere Exkursionen zu verschiedenen Zeiten an der Sorpe gewesen sind, bietet sich ein Vergleich der erfassten Daten an. Eine der folgenden Unterrichtsstunden wird also noch zur Nachbereitung und Aufarbeitung des Materials dienen. Die Ergebnisse werden dann auf Plakaten im Bioraum auch denjenigen einen Eindruck vermitteln, die nicht an der Exkursion teilgenommen haben und vielleicht den nachfolgenden Kursen Lust auf die praktischen Erfahrungen machen. Irgendwer muss immer spülen