Nationale Tagung SRG SSR in Montreux 10.10.13 13:33 Links nicht anzeigen Diese Seite drucken Werbeeinahmen und Gebühren die Zauberformel für den Service public? Die nationale Tagung der SRG SSR vom 27. September 2013 in Montreux stand ganz im Zeichen der Werbung. In der malerischen Kleinstadt am Genfersee trafen sich Vertreter aus allen vier Sprachregionen, um zusammen mit Branchenkennern folgende Frage aus möglichst vielen Blickwinkeln zu beleuchten: Ist der Mix aus Werbeeinahmen und Gebühren die Zauberformel für den Service public? Werbung spaltet die Gemüter. Für die einen ist sie lästiges Marktgeschrei, andere sehen sie als Akt kreativer Schöpfung. Uninspirierte Werbung ignorieren wir oder sie geht uns schlimmstenfalls auf die Nerven. Gut gemachte Werbung kann uns berühren, gar eigenständige Geschichten erzählen. Aus dem Budget der SRG sind Werbeeinahmen nicht mehr wegzudenken. Beinahe ein Fünftel, ungefähr 300 Millionen der insgesamt 1.6 Milliarden Franken, stammen aus der Werbung. Dazu ein kleines Gedankenspiel: Würde man, wie beispielsweise in Spanien geschehen, alle Service public-Programme werbefrei gestalten und gleichzeitig die heutigen Leistungen beibehalten, dann schössen die Grundgebühren pro Haushalt auf 574 Franken empor. Hart umkämpfter Werbemarkt Die Grundvoraussetzungen für eine lehrreiche Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Werbung waren daher gegeben. Durch den Tag führte Olivier Dominik, Moderator beim französischsprachigen Pendant der «Tagesschau». Der Morgen war geprägt von Paradoxa. Martin Schneider, Direktor von Publisuisse, wies auf folgendes Dilemma hin: Die Werbeeinnahmen der SRG in den traditionellen Medien sinken, da der Markt hart umkämpft ist und die Preise deshalb fallen. Gleichzeitig darf die SRG online, wo die Zuschauerzahlen stetig steigen, nicht mitkonkurrieren. Ein anderes Beispiel sind die sogenannten Werbefenster: Es ist Sendern aus den benachbarten Ländern erlaubt, Werbung für Schweizer Zuschauer zu senden, ohne dass sie gleichzeitig ein Programm für das Schweizer Publikum anbieten müssen. Werbemodelle von Morgen Jene und andere Eigenheiten der Programmfinanzierung mittels Werbung, beispielsweise der Umstand, dass diese enorm konjunkturabhängig ist, stellen die SRG vor grosse Herausforderungen in den kommenden Jahren. Daher befasste sich der Tagungs-Nachmittag anschliessend mit der Suche nach Lösungsansätzen und Perspektiven für die Zukunft. http://www.srgd.ch/medienportal/newsletter-inside-srg-ssr/artikel-n…newsletter-40-2013/nationale-tagung-srg-ssr-in-montreux/print.html Page 1 sur 3 Nationale Tagung SRG SSR in Montreux 10.10.13 13:33 In einem ersten Block boten drei Referenten einen Blick über den Tellerrand: François Besençon, Geschäftsleitungsmitglied von Publisuisse, verglich das Finanzierungsmodell der SRG mit gebührenfinanzierten Angeboten in Europa. Interessant dabei: Zwischen der relativen Grösse des Inlandmarktes und dem Finanzierungsmix besteht keinerlei Zusammenhang. Das heisst, jedes Land hat seine Eigenheiten. So verbietet Frankreich beispielsweise Werbung für Bücher, in der Absicht, unabhängige Buchhändler zu schützen. Soziale Medien erobern die Bildschirme Regula Fecker, Geschäftsleitungsmitglied von Rod Kommunikation und Verwaltungsrätin der SRG, sowie Kurt Schaad, Mitbegründer und Verwaltungsratspräsident des privaten Jugendsenders Joiz, betonten in ihren Referaten die Wichtigkeit der Einbindung sozialer Medien. Fecker zeigte auf, wie mithilfe von innovativen Werbeformen auch ein Publikum erreicht werden kann, das mittlerweile über viel Übung im gezielten Ausblenden von Werbung verfügt. Im öffentlichen Raum tragen viele Kopfhörer und schaffen sich so ihre eigene abgeschottete Welt. Beim zeitversetzten Fernsehkonsum werden die Werbeblöcke einfach überspult. Neue Werbeformate setzen daher stärker auf Individualisierung und das Erzählen von emotional ansprechenden Geschichten. Statt sich dem Publikum aufzudrängen, motivieren sie dazu, ein Teil der Kampagne zu werden beziehungsweise die Werbung aktiv zu suchen und weiterzuverbreiten. Schaad wiederum zeigte auf, wie der noch junge Sender Joiz soziale Interaktion zum Kern des Sendekonzeptes gemacht hat: Zwischen Publikum und Machern findet ein ununterbrochener Austausch statt. Zudem verfolgt Joiz frische Ansätze bei gezielter Werbung und gesponserten Sendungen. So wurde beispielsweise zusammen mit der Migros die «Migros Budget WG» lanciert. Migros war dabei nicht nur Sponsor, sondern stellte auch einen Grossteil der Kulissen und Preise zur Verfügung. Wo steht die SRG in fünf Jahren? Die Tagung endete mit einer vertieften Diskussion über die Stellung und Zukunft der SRG. Stefan RussMohl, Professor für Kommunikationswissenschaft, hatte sich nach eigener Aussage mit der Tagungsteilnahme «in die Höhle des Löwen begeben». Er scheute nicht davor zurück, weite Teile des aktuellen Service public-Angebots in Frage zu stellen. Er stellte drei Szenarien vor: Niedergang, Statik und Innovation der SRG. Basierend darauf prognostizierte er die Auswirkungen der drei Entwicklungen der SRG auf den privaten Schweizer Mediensektor. Die staatstragende Rolle des Service public stellte er jedoch nicht grundsätzlich in Abrede. Gelegenheit, das Gehörte zu verarbeiten und die verschiedenen Perspektiven aller Referenten nochmals aufzugreifen, bot die abschliessende Debatte zwischen Ross-Mohl und Roger de Weck, Generaldirektor der SRG SSR. De Weck bezeichnete den sogenannten «Digital Shift», also die zunehmende Verlagerung vom linearen Broadcast ins Netz, als die grösste Herausforderung an die SRG in den kommenden Jahren. De Weck entliess die Anwesenden mit einem Plädoyer für die Werbung: «Werbung kommt der SRG zu http://www.srgd.ch/medienportal/newsletter-inside-srg-ssr/artikel-n…newsletter-40-2013/nationale-tagung-srg-ssr-in-montreux/print.html Page 2 sur 3 Nationale Tagung SRG SSR in Montreux 10.10.13 13:33 Gute, denn sie zwingt uns, nahe an unserem Publikum zu bleiben. Nur wer ansprechende Inhalte produziert, bleibt auf dem Werbemarkt konkurrenzfähig.» Legende: Bild 1: Blick in den Tagungssaal des Hôtel Suisse Majestic in Montreux Bild 2: Roger de Weck, Generaldirektor SRG SSR, im Gespräch mit Olivier Dominik, Moderator von RTS Info Text: Inside SRG SSR, Oliver Fuchs Bilder: Anne Bichsel/im Auftrag von RTS Ausgabe 40 / 01.10.2013 | Newsletter Inside SRG SSR http://www.srgd.ch/medienportal/newsletter-inside-srg-ssr/artikel-n…newsletter-40-2013/nationale-tagung-srg-ssr-in-montreux/print.html Page 3 sur 3