Magie des Geldes «Gute Instrumente» Wie Patrick Liotard-Vogt, der bekannteste (und umstrittenste) Jungunternehmer der Schweiz, anlegt, performt und vorsorgt. Von Mark van Huisseling «Anlageformen mit geringen Kosten»: Investor Liotard-Vogt. Was bedeutet Ihnen Geld? Geld ist ein Mittel zum Zweck für die Rea­ lisierung meiner Träume auf der unter­ nehmerischen Seite sowie der privaten und ­ familiären. Da mein Leben durch mein Geschäft dominiert wird, was eigent­ lich meine Passion ist, ist es nur ein Mittel zum Zweck. Wie viel Geld haben Sie? Genug, um meine Träume, zum Teil risi­ koreiche Projekte, realisieren zu können. Wie sieht Ihr Anlagemodell aus? Basis: Immobilien für den Ertrag. Fami­ lienbedingt bin ich in [Nestlé-]Aktien in­ vestiert. Der Rest ist venture capital, also Risiko­kapital. Stecken Sie Risikokapital in Ihre Firmen oder in fremde Start-up-Unternehmen? Mehr Fremdinvestments von der Anzahl her, aber von der investierten Summe her sind ­eigene Projekte bedeutender. Und wichtig: Meine Investitionen sind immer personenoder sachgebunden. Ich bin nicht der klassi­ sche Finanzinvestor, der sich nur auf Busi­ nesspläne und Rentabilität stützt. Mir ist Innovation und Vision wichtig. Und es muss mich faszinieren. Welche ist Ihre bisher erfolgreichste Kapitalanlage? Ich habe Exits gehabt [Ausstiege aus Fir­ 86 men, in die investiert wurde, Anm. d. Red.], bei denen mein Einsatz zwischen 800 und 1500 Prozent zulegte; die Zeitachsen waren aber unterschiedlich lang. Und Ihre grösste Fehlinvestition? Das Schwierige ist, dass Projekte verhältnis­ mässig selten in Konkurs gehen und liqui­ diert werden, der Totalverlust tritt also nicht ein. Stattdessen dümpeln sie vor sich hin. Dann weiss man nicht wirklich, ob der Ein­ satz verloren ist. Aber generell, ich habe im­ mer dann schlecht performt, wenn es um schnelles Geld ging, meistens bezogen auf eine einzelne Aktie, deren Kurs stark hätte steigen sollen. Die Konklusion: There’s no free lunch [etwa: Es wird einem nichts geschenkt; das Mittagessen in der «Blauen Ente» in ­Zürich, während dem dieses Gespräch statt­ fand, zahlte die Weltwoche Verlags AG]. Wie entscheiden Sie, in welches Unternehmen Sie investieren, welcher Unternehmer ein Gewinner wird? Team, Team, Team – also die Leute, die das Unternehmen ausmachen. Ganz wichtig ist die Zusammensetzung. Oft hat man einen Unternehmensgründer mit guten Ideen, der aber nicht der Mann ist, der diese um­ setzen kann. Also auch Umsetzung, Umset­ zung, Umsetzung. Und dann braucht es die richtige Investorengruppe hinter einem ­ nternehmen; Leute, die das Gleiche wol­ U len. Eine Firma sollte nie aufgebaut werden mit dem Exit vor Augen, sondern auf nach­ haltige Profitabilität. Mit welcher Performance kann ein Anleger rechnen, wenn er in Sie investiert? Bei «Kittitian Hill» zum Beispiel [Im­mo­ bilien­entwicklung auf St. Kitts; Apartments und Villen werden im Ferienwohnrecht ver­ kauft] garantieren wir in den ersten fünf Jah­ ren vier Prozent auf dem investierten K ­ apital, danach teilen wir den generierten Gewinn der Immobilien unter den Käufern auf – mei­ ne Schätzung ist eine Rendite zwischen sechs und acht Prozent. Und natürlich steht den In­ vestoren ihre Immobilie zur Verfügung wäh­ rend zweier oder vier Wochen jährlich. Wie wichtig ist sogenannte Steueroptimierung für Sie? Im Augenblick lebe ich aufgrund meines In­ vestments auf St. Kitts, einer steuerfreien Ju­ risdiktion. Natürlich ist Steueroptimierung sinnvoll, wenn legal und moralisch vertret­ bar. Aber meine Sicht ist ganz einfach: Wenn ich mit der Leistung des Staats happy bin, zahle ich gerne Steuern. Und ich würde nicht meinen Lebensstil kompromittieren, um Steuern zu sparen. Obwohl das keiner hören will, es ist eine Frage der Zeit, bis alle Steuerschlupflöcher zugemacht werden. Wie sieht Ihre Vorsorge aus, planen Sie b ­ ereits? Ich denke, man muss die Initiative selber ­ergreifen. Die Generation von morgen wählt heute nicht. Also werden Entscheide wohl auch nicht in ihrem Interesse gefällt. Deshalb sollte man sich nicht auf den Staat verlassen. Aber es gibt gute Instrumente: Die zweite Säule ist für mich eine sichere Sache, und die dritte Säule ist ideal ergänzend. Wichtig ist für mich, dass diese Anlageformen mit gerin­ gen Kosten verbunden sind, nicht hier ein Prozent Kommission und dort eineinhalb Prozent Verwaltungsgebühr . . . Darüber hin­ aus ist meine Strategie, einen diversifizierten Immobilienbestand aufzubauen. Dieser ver­ schafft mir regelmässiges Einkommen und eine mögliche Wertsteigerung. Über Patrick Liotard-Vogt, 30, erschien bereits mehr in den Medien, als über die ganze Laufbahn der meisten ­Unternehmer. Vieles, was man lesen konnte über ihn ­beziehungsweise die Firmen, an denen er sich beteiligt (A Small World [ASW], ein soziales Netzwerk), respektive die ­Geschäfte, die er macht (Immobilienentwicklung ­«Kittitian Hill» auf St. Kitts in der Karibik), war streng ­urteilend. Ein ­Haftungsausschluss: Der Journalist, der die Fragen ­stellte, ist mit ihm befreundet. Weltwoche Nr. 40.14 Bild: Gian Marco Castelberg (13 Photo)