Kupferpräparate im Test

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11. 4. 2014 nr.7 s�dtiroler landwirt
Kupferpräparate im Test
Bei der Wirkung von Kupferpräparaten gegen Peronospora kommt es nicht nur auf den Reinkupfergehalt, sondern auch auf die Formulierung an. Das zeigte eine mehrjährige Versuchsreihe an Topfreben im Glashaus.
Am Versuchszentrum Laimburg wurden in
einer mehrjährigen Versuchsreihe verschiedene auf dem italienischen Markt erhältliche
und als Pflanzenschutzmittel im Weinbau
zugelassene Produkte getestet. Dazu wurden
Topfreben im Glashaus mit den verschiedenen
Präparaten behandelt und künstlich infiziert,
um dann die Wirkung verschiedener Kupferpräparate gegen den Falschen Mehltau
(Peronospora) zu testen.
Kupfer und seine Alternativen
Kupfer stellt sowohl im integrierten als
auch im biologischen Weinbau einen unverzichtbaren Wirkstoff bei der Bekämpfung
von Plasmopara viticola, dem Erreger des
Falschen Mehltaus, dar. Obwohl die Suche
nach Wirkstoffen, die insbesondere im biologischen Anbau das Kupfer ersetzen könnten,
auf Hochtouren läuft, gibt es zurzeit noch
immer wenige Alternativen auf dem Markt.
Unter anderem zählen dazu schwefelsaure
Tonerden, die aufgrund der darin enthaltenen
Aluminium-Ionen und möglicherweise auch
durch die Aktivierung von Resistenzmechanismen der Pflanze wirksam sind.
Die in den Fungiziden enthaltenen Kupferverbindungen haben eine vorbeugende
Wirkung und hemmen die Keimung der Peronospora-Sporen auf der Blattoberfläche.
Der Kupfereintrag ist gegenwärtig gesetzlich
auf sechs Kilogramm pro Hektar und Jahr
beschränkt, wobei sich das in den nächsten
Jahren ändern könnte und möglicherweise
Weißer Sporenrasen, der sich bei feucht-warmer Witterung auf der Unterseite eines infizierten
Rebblattes bildet.
niedrigere Aufwandmengen festgesetzt werden. Langjährige Erfahrungen zeigen, dass
man – je nach Witterung, Lage und Sorte –
auch mit drei bis vier Kilogramm Reinkupfer
im Bioanbau erfolgreich gesunde Weintrauben
produzieren kann.
Nachdem immer mehr Produzenten auf
chemisch-synthetische Kontaktmittel wie
Mancozeb, Metiram oder Folpet verzichten
möchten, ist es auch im integrierten Weinbau
wichtig, hochwirksame Kupferpräparate einzusetzen. Deshalb wurden am Versuchszentrum Laimburg über mehrere Jahre hinweg
verschiedene Präparate unter Bedingungen
mit sehr hohem Infektionsdruck im Glashaus
auf ihre Wirkung gegen Peronospora getestet.
Die Produkte im Test
Die getesteten Kupferpräparate und deren
wichtigste Charakteristiken sind in Tabelle 1
aufgelistet. Sie sind in Italien für den Einsatz
als Fungizid im Weinbau zugelassen. Kocide
3000 ist mittlerweile nicht mehr erhältlich,
das Nachfolgeprodukt heißt Kocide Opti. Die
Bandbreite der Kupferverbindungen reicht
Tabelle 1: Liste der geprüften Kupferpräparate
fungizid
hersteller
wirkstoff
% kupfer je
100 g
% kupfer je
100 ml
formulierung
Coprantol
Hi Bio
Syngenta
Kupferhydroxid
25
Wasserdispergierbares
Granulat
Heliocuivre
CBC Biogard
Kupferhydroxid
26,2
40
Flüssig-Formulierung mit
Terpenen
Kocide 3000
DuPont
Kupferhydroxid
15
Wasserdispergierbares
Granulat
Kocide Opti
DuPont
Kupferhydroxid
30
Wasserdispergierbares
Granulat
Coprantol
WG
Syngenta
Kupferoxychlorid
32
Wasserdispergierbares
Granulat
Cuproxat SDI
Nufarm
Kupfersulfat
15,2
19,5
Flüssig-Formulierung
AVO GmbH
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von Hydroxiden über Oxychlorid bis zu Sulfat. Es gibt natürlich noch eine Vielzahl weiterer Kupferpräparate auf dem Markt, von
denen einige, wie Airone Più, Cobre Nordox
oder Poltiglia Disperss, auch am Versuchszentrum Laimburg geprüft wurden. In diesem
Beitrag werden aber nur die Ergebnisse von
Produkten vorgestellt, die bis jetzt in mindestens drei unabhängigen Versuchen eingesetzt
wurden. Nur so lässt sich eine gesicherte
Aussage über deren Wirkung machen.
Abbildung 1: Wirkungsgrad der getesteten Präparate
Methodik der Topfrebenversuche
Die Versuche wurden in den Jahren 2008
bis 2011 im Glashaus des Versuchszentrums
Laimburg durchgeführt. Gepfropfte Topfreben
der Sorte Vernatsch wurden im 18- bis 20-Blattstadium mit dem Kupferfungizid behandelt,
indem jedes Blatt beidseitig bis zum Abtropfen der aufgebrachten Brühe besprüht wurde
(10 bis 12 Topfreben pro Kupferpräparat und
Versuch). Bei jeder Behandlung wurden 20
Gramm pro Hektoliter Reinkupfer ausgebracht. Die Dosierung war damit in allen
Versuchsjahren und bei allen Präparaten
dieselbe. Die künstliche Infektion mit Peronospora-Sporen erfolgte sechs bis sieben
Tage nach der Kupferbehandlung. Unmittelbar nach der Infektion wurden die Reben
durch eine Sprinkleranlage im Glashaus für
etwa zwölf Stunden blattnass gehalten, um
die für eine erfolgreiche Infektion erforderlichen Gradstunden zu erreichen. Durch die-
Landmaschinen Sanoll GmbH
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se Vorgangsweise wurden äußerst günstige
Bedingungen für eine Peronospora-Infektion
geschaffen.
Die Befallsauswertung der Topfreben erfolgte sieben bis zehn Tage nach der Infektion. Aus den Boniturwerten wurde die Befallshäufigkeit (Anzahl der Blätter mit Symptomen)
und die Befallsstärke (Größe der symptomatischen Blattfläche) bestimmt und anschließend der Wirkungsgrad berechnet.
Gute Erfolgschancen
In Abbildung 1 ist der Wirkungsgrad der
getesteten Präparate für jeden Versuch einzeln
dargestellt. Trotz gleicher Vorgehensweise
war das Befallsniveau Jahr für Jahr unterschiedlich. Durch die Angabe des Wirkungsgrades, dessen Wert sich auf den Befall der
jeweils unbehandelten Reben bezieht, kann
die Wirkung aber über alle Versuche recht
gut verglichen werden. Die teilweise großen
Unterschiede innerhalb eines Präparates können durch die von Versuch zu Versuch schwankende Dichte und Aggressivität der applizierten Peronospora-Sporen erklärt werden.
Außerdem war es aus versuchstechnischen
Gründen nicht jedes Jahr möglich alle Mittel
zu testen.
Der durchschnittliche Wirkungsgrad bezogen auf die Befallsstärke aller Produkte – mit
Ausnahme von Coprantol WG – lag bei über
50 Prozent. Man muss dabei aber berücksichtigen, dass es sich um Topfrebenversuche im
» Die teils großen
Unterschiede innerhalb
eines Präparates sind
durch die von Versuch zu
Versuch schwankende
Dichte und Aggressivität
der Sporen erklärbar. «
Glashaus mit optimalen Infektionsbedingungen für den Peronospora-Pilz handelte. Kupfer in Form von Hydroxid zeigte durchwegs
eine sehr gute Wirkung, egal ob fest (Coprantol Hi Bio, Kocide 3000/Opti) oder flüssig
(Heliocuivre) formuliert. Inwieweit der Zusatz
von Terpenen (Ölen) die Regenfestigkeit des
Präparates Heliocuivre im Vergleich zu den
Standard-Hydroxiden erhöht, konnte im Versuch nicht abgeklärt werden. Auch scheint
die Formulierung von Heliocuivre die Wirkung
tendenziell etwas abzuschwächen. Das flüssig
formulierte Kupfersulfat-Präparat Cuproxat
erreichte im Durchschnitt nicht den Wirkungsgrad der Hydroxid-Produkte, zeigte aber
im Großen und Ganzen eine zufrieden stellende Wirkung. Generell muss bei den Flüssigformulierungen auf ein gutes Durchmischen des Präparates vor dem Dosieren
geachtet werden, da die Gefahr einer Depotbildung im Gebinde recht hoch ist.
Das Präparat Coprantol WG, das Kupfer
in Form von Oxychlorid enthält, schnitt in
unserer mehrjährigen Versuchsreihe verglichen mit den anderen Produkten schlechter
ab. Der Wirkungsgrad lag im Durchschnitt
bei 36 Prozent und damit deutlich unter
dem der anderen Präparate. Trotz der mutmaßlich besseren Dauerwirkung von Oxychloridverbindungen im Vergleich zu Hydroxiden war diese Eigenschaft im Versuch
auf Topfreben (die Behandlung erfolgte sechs
bis sieben Tage vor der Infektion) nicht von
Vorteil.
Der Topfrebenversuch bei idealen Infektionsbedingungen im Glashaus.
Hydroxide am wirkungsvollsten
Die Ergebnisse dieser Versuchsreihe zeigen,
dass Hydroxide die wirksamsten Kupferpräparate sind. Ähnlich gut schnitt auch das
eingesetzte Kupfersulfat-Präparat ab, während
die getestete Formulierung auf Basis von
Kupferoxychlorid schwächer wirkte. Die gute
Peronospora-Wirkung der Kupferhydroxide
konnte auch im Freiland bestätigt werden.
gerd innerebner und christian roschatt,
versuchszentrum laimburg
Bertol Reinhold
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