Erste Ausgabe Quintenzirkel 2.0 Ein Werkzeug für Medienkomponisten Hendrik Left Engelmann-Löffler Quintenzirkel 2.0 Ein Werkzeug für Medienkomponisten. Vorwort Vorwort Alles geht mit der Zeit. In erster Linie ist der originale Quintenzirkel etwas in die Jahre gekommen und ich bin der Meinung, er sollte mit der Zeit gehen. Jedoch nicht im Sinne seines Verschwindens, sondern im Sinne der Modernisierung, denn ein gutes Hilfsmittel ist er alle mal. Deshalb habe ich versucht, die Mystik dieser seltsamen Uhr zu ergründen und einen Weg zu finden, sie für Medienkomponisten übersichtlicher, zeitgemäßer und nutzbarer zu machen. Ich hoffe, dass der Quintenzirkel 2.0 einfacher und anschaulicher die Bezüge der einzelnen Tonarten aufzeigt und dass seine logische Bedienung mehr Musikstücke entstehen lässt, die sonst aus Verzweiflung über seine Papp-Vorfahren nie entstanden wären. Hendrik Left Engelmann-Löffler ii Quintenzirkel 2.0 Gliederung 1. Vorgehensweise...................................................... 4 2. Was kann der Quintenzirkel?................................. 4 3. Weshalb eine andere Form?.................................. 5 4. Wie sieht der neue Quintenzirkel aus?................. 6 5. Die Umsetzung........................................................ 7 6. Die Matrix................................................................. 7 7. Beispiel..................................................................... 8 8. Griffmuster............................................................... 9 Quintenzirkel 2.0 9. Vorzeichen.............................................................. 10 10. Formelsammlung 2.0............................................ 11 10.1. Cent-Wert-Ermittlung..................................... 12 10.2. Verzögerungsberechnung............................. 12 10.3. Wellenlänge und Frequenz............................ 13 10.4. Frequenz-Beziehung...................................... 13 11. Fazit........................................................................ 14 12. Quellennachweis / Danksagung......................... XV 3 Quintenzirkel 2.0 1. Vorgehensweise Ich habe mich schon jahrelang mit dem Gedanken beschäftigt, einen Quintenzirkel in ein Tabellenkalkulationsprogramm zu importieren. Was als Erstes klar wird, wenn man sich den Quintenzirkel ansieht ist, dass ihm eine mathematische Logik innewohnt. Um etwas nachzubauen muss man allerdings erst einmal verstehen, wie das Original funktioniert. Dabei meine ich nicht zu verstehen, was er anzeigt, sondern wie er es anzeigt. Die Idee für den 1. Quintenzirkel stammt wahrscheinlich von dem ukrainischen Komponisten und Musiktheoretiker Nikolay Diletsky von 1679 (siehe Glossar). Ich habe für meine Studien den Quintenzirkel des New Music Publications Hamburg 8. Auflage (Bild 1) und den ausführlichen Wikipedia-Artikel Quintenzirkel benutzt. Der Grund, dieses wunderbare Werkzeug in seiner Form zu verändern, ist absolut trivial. Die Bedienung ist schlichtweg umständlich und nicht zeitgemäß. Um Ihn lesen zu können, muss man nicht nur eine Scheibe, sondern auch ständig seinen Kopf drehen. Bild 1 (Quintenzirkel des New Music Publications Hamburg) 2. Was kann der Quintenzirkel? Er ist ein Werkzeug, welches viele musikalische Zusammenhänge aufzeigen und zum Teil auch erklären kann. Es ist zum Beispiel möglich, zu einer eingestellten Tonart die verschiedenen Kadenzen (siehe Glossar), also passende Harmonien, abzulesen. Mit anderen Worten: Man möchte gern ein Stück in F-Dur schreiben, weiß aber nicht, welche Harmonien dazu passen. Der Zirkel kann zeigen, welche es sind und wie sie heißen. Außerdem kann man die Paralleltonarten ablesen, die auch wichtig für das Komponieren sind. Anhand der Vorzeichen kann man andersherum auch ablesen, in welcher Tonart ein Stück geschrieben wurde. 4 Quintenzirkel 2.0 3. Weshalb eine andere Form? Für Medienkomponisten, die offenbar eine Sonderstellung in der MusikerGilde einnehmen, ist das tägliche Arbeitsleben etwas anders und moderner (siehe Bild 2). Wir sind umgeben von Monitoren und Tastaturen, Samplern und Synthesizern (siehe Glossar), da bleibt wenig Platz für Notenpapier, Bleistift und Quintenzirkel. Man muss auch wissen, was es außer der technischen Komponente noch bedeutet, Medien-Komponist zu sein. Wir sind Komponist, Arrangeur, Tontechniker, Produzent, Verkäufer und Psychologe in einer Person. Wir sind „Hans“ Dampf in allen Gassen und das wird auch von uns erwartet. Wir arbeiten mit Regisseuren, Agenturen und der Werbeindustrie zusammen, die alle eines gemeinsam haben: Sie haben keine Zeit. Und dieses Schicksal teilen wir nun mit ihnen. Vorbereitung und Organisation sind unabdingbar in dieser Branche, die sich in den letzten Jahren sehr verändert hat. Möglicherweise haben wir das sogar Hans Zimmer (Bild 2) zu verdanken. Bekannt geworden durch Film-Soundtracks z. B. für „Rainman“, „König der Löwen“, „Batman“, „Besser geht‘s nicht“ und „Gladiator“, hat er technische Neuerungen etabliert. Keiner, der Film- und Werbeindustrie Bild 2: Hans Zimmer (Filmkomponist) in seinem Kompositionsstudio gibt sich noch mit einem Klavierstück und der Aussage: „Das ist meine Idee und am Ende klingt es wie ein großes Orchester!“, zufrieden. Nein, sie wollen das Orchester sofort hören, und zwar so gut und so schnell wie möglich. Mit sog. Sound Libraries kann der Computer Orchesterpartituren, sofort in eindrucksvollem und authentischem Klang wiedergeben. Das Wissen darum haben natürlich auch die Filmregisseure. Es geht darum, effizient zu arbeiten, ohne die Kreativität, die nicht ersetzbar ist, zu hemmen. Das heißt einen Arbeitsablauf zu schaffen, der den Komponisten in die Lage versetzt, ohne Ablenkung zu komponieren. Deshalb habe ich mich für eine Form entschieden, die auf einem unserer unzähligen Monitore einfach immer parallel laufen kann. Es ist eine übersichtliche Form, die alles Wichtige auf einen Blick zeigt. Der Quintenzirkel 2.0 bietet darüber hinaus noch andere wichtige Werkzeuge im täglichen Arbeitsleben des modernen Komponisten. Darauf gehe ich in Punkt 10.1 Formelsammlung 2.0 näher ein. 5 Quintenzirkel 2.0 4. Wie sieht der neue Quintenzirkel aus? Alles auf einen Blick! Das ist die Devise. Mir war es sehr wichtig, den Nutzen in den Vordergrund zu stellen, anstatt das theoretische Wissen. Die Bedienung ist denkbar einfach. Im oberen linken Auswahlfeld wähle ich einen Grundton und die entsprechende Tonart wie Dur oder Moll aus. Im gleichen Augenblick erscheinen die gewünschten Informationen auf einem Bildschirm (Bild 3). Direkt neben der Tonart-Auswahl erscheinen die Vorzeichen. So kann man schnell in der DAW (siehe Glossar) nachschauen, ob die Einstellungen für die Notation korrekt sind. Auf einen Blick hat man alle wichtigen Akkorde und Griffmuster vor sich. Für Einige sind die Griffmuster das Wichtigste, da sie ein visuelle Typen sind. Für andere ist es vielleicht wichtiger die Akkordnamen auf einem Blick zu sehen, weil sie lieber mit der Gitarre komponieren. Bild 3: Der Quintenzirkel 2.0 Schauen wir uns einen Klaviaturausschnitt (Bild 4) einmal etwas genauer an. In der oberen Zeile finden wir die Tonstufe. Der Name dieser Stufe kann je nach Tonart, ob Dur oder Moll, variieren. So schreibt man die Tonikaparallele in Dur einer anderen Stufe zu als im Moll. Außerdem wurde zur besseren Unterscheidung festgelegt, dass Moll-Bezeichnungen immer klein und die im Dur immer groß geschrieben werden. So wird aus der Tonikaparallele (6. Stufe) automatisch die tonikaParallele (3. Stufe). In der zweiten Zeile stehen die Töne, die ich zur Bildung des Dreiklangs benötige. Hier stehen Sie immer in der Grundstellung. Das heißt: Prime gefolgt von der Terz und dann die Quinte. Darunter befindet sich die Klaviatur, die das Griffbild darstellt. Vereinfacht gesagt, welche Tasten muss man drücken, damit der gewünschte Akkord erklingt. In der letzten Zeile kann man den Akkordnamen ablesen. C-Dur Bild 4: Vergrößerte Darstellung einer Tonstufe 6 Quintenzirkel 2.0 5. Die Umsetzung Für die Umsetzung des Quintenzirkels 2.0 habe ich mich für das Tabellenkalkulationsprogramm Excel entschieden. Dafür sprachen mehrere Gründe. Der 1.: Excel ist ein ziemlich weit verbreitetes Programm und es existiert auf verschiedenen Plattformen. Es ist als eine Art Standard anzusehen. Der 2. Grund ist, es bietet auch die Möglichkeit der Programmierung. Das heißt man kann komplexe Programmabläufe erstellen. Der 3. Grund ist, dass Zusammenhänge gut erkennbar sind. Dieser Punkt war mir besonders wichtig. Der Benutzer des Quintenzirkels 2.0 kann, wenn er es will, sich die Zusammenhänge der Tonarten anschauen oder ihn einfach nur benutzen. Hätte ich mich für eine andere Art der Programmierung entschieden, hätte man nur die Ergebnisse ablesen können. Wie weiter vorn schon erwähnt, unterliegt das ganze System einer mathematischen Funktion. Also habe ich mich dazu entschieden, den Vorrat an Tönen und Tonarten in einer Matrix (Bild 5) niederzuschreiben. Dies geschieht in einer sog. Hilfstabelle. Eine solche Tabelle wird meist am Ende einer Excel-Arbeitsmappe eingefügt. Sie enthält Daten, auf die die anderen Tabellen zugreifen, denn der Benutzer soll durch die Flut von Daten nicht gleich abgeschreckt werden. 6. Die Matrix Wie jede Matrix besteht auch diese aus Zeilen und Spalten, also einer horizontalen und einer vertikalen Dimension. In diesem Fall (Bild 5) habe ich zur besseren Orientierung die Zeile 1 fortlaufend nummeriert. Ab der 2. Zeile stehen die 12 chromatischen Töne immer ausgehend von dem Grundton. Wie bei seinem analogen Vorbild haben die Zeilen untereinander Quintenabstände, mit diesem Tonvorrat kann man jede Tonabfolge festlegen, die einen Dreiklang (Akkord) bestimmt. Da ein Akkord, ausgehend von seinem Grundton, immer die gleichen Tonabstände besitzt, kann dieses Muster nun auf der Matrix in der vertikalen verschoben werden um andere Dreiklänge ablesen zu können. Bild 5: Matrix der Tonarten 7 Quintenzirkel 2.0 7. Beispiel Es wir nun an einem Beispiel verdeutlicht wie der Quintenzirkel 2.0 funktioniert. Wir sehen durch verschiedene Farben ein C Dur dargestellt (Bild 6). Für dieses Beispiel gilt es vorerst nur Gelb, Grün und Rot zu betrachten. Was Excel nun ausführt, ist nach einem bestimmten Buchstaben (Grundton) am Anfang der Matrix in Spalte A zu suchen (Bild 7). Wenn also, wie in Bild 8 zu sehen, der Grundton C eingegeben wurde, vergleicht Excel diesen Wert mit den Werten in Spalte A. Wenn es ihn gefunden hat, setzt es diese Zeile als Bild 6: Vergrößerter Ausschnitt der Matrix, Zeile 7 ist gleich C-Dur Arbeitsbereich fest. Alles, was sich jetzt abspielt, passiert nur in dieser Zeile. In unserem Fall ist das die Zeile 7. Da nicht jeder die Syntax von Excel kennt, hier eine vereinfachte Schreibeweise, was in Bild 6 bis 8 passiert, in Form eines Programm-Ablauf-Plans (PAP). Bild 7: Syntax für Excel-Befehl zur Suche eines Wertes innerhalb einer Matrix a. Ist der gesuchte Grundton in der Matrix an der 1. Position zu finden? b. Wenn Ja, dann setze den Zeiger auf diese Koordinate. c. Schreibe diesen Grundton (Gelb) in das 1. Feld ber die Klaviatur (Bild 8). d. Springe nun in Spalte 5 und schreibe diesen Wert (Gr n) in das 2. Feld e. Springe nun in Spalte 8 (Rot) und schreibe diesen Wert ins 3. Feld. So ist der erste Schritt getan und wir können ablesen, aus welchen Noten sich der Dreiklang C Dur ergibt. Möchte ich nun beispielsweise C moll darstellen, ändert sich im PAP der Befehl d. Hier wird nicht mehr zu Spalte 5 sondern zu Spalte 4 (Hellgrün) gesprungen. Analog zum Verhältnis großer Terz zu kleiner Terz beim Dur und Moll. Bild 8: Zusammensetzung des C-Dur-Akkords 8 Quintenzirkel 2.0 Auf diese Weise lassen sich beliebige Dreiklänge zusammensetzen. In dem man die Formel ändert, ergeben sich so die Kadenzen: Tonika, Subdominante, Dominante, Tonikaparallele, Subdominantparallele und die Dominantparallele. Also die 1., 4., 5. sowie die 6., 2. und 3. Stufe einer bestimmten Tonart. Zwei Formeln im Vergleich: Matrixspalte 1 Formel für die Tonika Bild 9: Anweisung zur Bedingten Formatierung in Excel Matrixspalte 6 Formel für die Subdominante 8. Griffmuster Um nun die Griffmuster darzustellen, bedarf es einer weiteren Funktion von Excel, die bedingte Formatierung (Bild 9). Der Befehl gleicht ab, welche Buchstaben in der 2. Zeile (Bild 10) stehen. Findet er einen Buchstaben, so wird die Zelle (Klaviertaste) mit dem entsprechenden Ton eingefärbt. Wenn er alle drei Töne gefunden hat, ergibt sich daraus das Griffmuster. In diesem Fall für F-Dur, der Subdominanten von C-Dur. Schaut man genau hin, fällt auf, dass die Reihenfolge nicht der Grundstellung entspricht. Dies hat zwei Gründe: 1. Die Klaviatur umfasst nur eine Oktave und somit würde das C eine Oktave höher angezeigt werden müssen. 2. durch das Anzeigen der Umkehrung soll auch dem Laien klar gemacht werden, dass es möglich ist, die Noten an verschiedenen Positionen zu spielen. Bild 10: Eingefärbte Tasten ergeben das Griffmuster 9 Quintenzirkel 2.0 9. Vorzeichen In der Matrix (Bild 11) sind noch weitere Informationen gespeichert, wie zum Beispiel die Vorzeichen einer Tonart. Wählt man, wie in Bild 12 gezeigt, die Tonart Eb-Dur, erkennt man sofort, wie viele und welche Vorzeichen im Notensystem benutzt werden. Vereinfacht ausgedrückt: Wie viele Kreuze # oder b stehen hinter dem Notenschlüssel. So kann ich den Quintenzirkel 2.0 auch andersherum benutzen. Hat man ein Notenblatt (Bild 13) vor sich und ist sich nicht sicher, in welcher Tonart das darauf geschriebene Stück notiert ist, blättert man einfach durch die Tonarten (Bild 12), wird man die passende Tonart anhand der Vorzeichen finden, also analog zum Quintenzirkel aus Pappe. Nur mit dem Unterschied, dass man weder seinen Kopf noch eine Scheibe drehen muss. Man kann es bedienen wie ein herkömmliches Computerprogramm oder neudeutsch eine App. Bild 11: Zusatzinformationen in der Matrix Bild 12: Auswahl(Drop Down) der Tonart Bild 13: Ausschnitt eines Notenblattes 10 Formelsammlung 2.0 10. Formelsammlung Wie eingangs erwähnt kann eine Excel-Arbeitsmappe aus vielen verschiedenen Tabellen bestehen. Diese kann man unten links auswählen, erweitern und/oder kopieren. Im Tabellenblatt „Tontechniker“ gibt es noch einige hilfreiche Formeln und Funktionen, welche wir täglich benötigen. Bild 14: Tabellenauswahl im Excel unten links Diese Tabelle enthält die Formeln für: • Cent-Wert-Ermittlung • Verzögerungsberechnung • Wellenlängenberechnung • Frequenzberechnung • Frequenz-Beziehung (mit Tonwiedergabe nur unter Windows) Bild 15: Formelsammlung mit automatischer Berechnung durch Excel 11 Formelsammlung 2.0 10.1. Cent-Wert-Ermittlung Diese Funktion ist hilfreich, um den Cent-Wert auszurechnen, den ich in folgendem Beispiel näher erläutere. Angenommen, wir wollen ein Stück aufnehmen, welches ein außergewöhnliches Instrument wie ein Bukkehorn (Bild 16) mit einer Orgel aus der DAW verbinden will. Im Normalfall kann man die Verstimmung, die das Bukkehorn naturgemäß hat, ausgleichen, in dem man die Orgel nach unten oder oben verstimmt. Dazu muss man aber wissen, auf welche Kammertöne (siehe Glossar) die beiden Instrumente jeweils gestimmt sind. Das lässt sich ausmessen. Der gemessene Wert kann dann in das Feld „Frequenz 2“ (Bild 17) eingetragen werden. Das Programm berechnet automatisch, um wie viel Cents ich die Orgel verstimmen muss. Sicher kann man auch einen Taschenrechner zur Hand nehmen und folgende Formel verwenden LOG((F1/F2));2)*1200. Aber eigentlich wollen wir uns ums Komponieren kümmern und nicht um mathematische Formeln. Bild 16: Bukkehorn 10.2. Verzögerungsberechnung Eine weitere Formel, die wir oft gebrauchen können, ist die Delay-Berechnung. Also wie lange benötigt der Schall, um eine bestimmte Strecke zurückzulegen. Und das unter Rücksichtnahme physikalischer Größen wie die Raumtemperatur. Hierzu nur ein kurzes Beispiel: Die kleine Trommel steht in einem großen Orchestersaal etwa 20 Meter vom Dirigenten (Hörerposition im Mix) entfernt. Um nun herauszubekommen, wie weit ich den Snare-Schlag verzögern muss, um den Mix am Ende authentisch erklingen zu lassen, gebe ich die Bild 17: Cent-Wert-Ermittlung Entfernung in Metern ein und erhalte den Delay-Wert in Millisekunden. Auch für den Live-Einsatz ist dies ein wichtiBild 18: Verzögerungs-Berechnung (Delay) ges Werkzeug. Bei Konzerten werden in großen Sälen oft Zusatzlautsprecher in der Mitte des Saals positioniert. Diese Boxen nennt man sogar Delay-Line. Sie sorgen dafür, dass die hinteren Reihen in den gleichen Musikgenuss kom- men wie die vorderen. Damit aber nicht ein Wust an Sound dort ankommt, rechnet man den Weg, den der Schall vom vorderen Boxenpaar zur Hinteren benötigt, dazu. Hier hilft der Quintenzirkel 2.0 auch, welcher auch noch den sog. Haas-Effekt (siehe Glossar) berücksichtigt. 12 Formelsammlung 2.0 10.3. Wellenlänge und Frequenz Eine weitere Formel (Bilder 19, 20), die vielleicht nicht so oft für uns Komponisten von Wichtigkeit ist, ist die Ermittlung der Wellenlänge. Sicherlich ist es für einen Tontechniker wichtiger, jedoch benötigen auch Medienkomponisten viel tontechnisches Wissen und kommen daher sicher auch einmal in die Verlegenheit, eine Stehwelle (sieh Glossar) zu berechnen. Wenn während des Mischvorgangs im Homestudio festzustellen ist, dass irgendetwas unangenehm brummt, kann dies, auf eine solche stehende Welle zurückzuführen sein. Diese Wellen entstehen, wenn zwischen zwei parallelen Wänden eine Welle wie ein Ping-Pong-Ball immer wieder hin und her wandert. Nun gibt es Positionen im Raum, an denen zwei Wellenberge aufeinander treffen, genau Bild 19: Berechnung der Wellenlänge in Metern so wie zwei Wellentäler. Im Klartext: Direkt an meinem Mischplatz ist vielleicht eine bestimmte Frequenz unterbetont und ich mische diese dann zu laut. Oder beim gemütlichen Abhören auf dem Sofa ist die gleiche Frequenz überbetont und ich empfinde sie als störend. Die Formel kann mir helfen, die richtige Frequenz ausBild 20: Berechnung der Frequenz in Herz findig zu machen, um sie besonders zu beachten. 10.4. Frequenz-Beziehung Dieses Zusatzwerkzeug stellt eine Besonderheit dar, da sie etwas komplexer ist. Sie zeigt das Oberton-Spektrum eines Klangs auf, hier am Beispiel des Klaviers. Es stellt die Bezüge der einzelnen Noten und deren Obertöne dar und kann sozusagen auf physikalischer Grundlage erklären, warum manche Töne gut zueinander passen. Für Benutzer, die mit Windows™ arbeiten, hat diese Funkti- Bild 21: Darstellung des Obertonspektrums auf einer Klaviatur on noch einen viel einfacheren Wert. Man kann ein beliebiges Feld mit einer Frequenz anwählen, einen Abspielknopf betätigen und die gewünschte Frequenz wird über den PC-Lautsprecher wiedergegeben. Das kann helfen, um beim Mischen ein bestimmte Frequenz herauszufiltern. 13 Fazit 11. Fazit Um genau zu sein, müsste dieser Quintenzirkel eigentlich 2.0.1 heißen. Denn er soll und wird erweitert werden. Es ist zum Beispiel vorstellbar, dass auch die JazzHarmonien eine eigene Tabelle bekommen, in der man die wichtigsten Akkorde ablesen kann. Mit anderen Worten: Es ist ein Open Source Programm. Jeder, der gute Ideen hat, kann sie einbauen und/oder mir mitteilen. Auf diesem Weg wird es zu einem sehr praxisnahen Werkzeug für Medienkomponisten, welches sie täglich bei der Arbeit unterstützt. Ich wollte mit dieser Arbeit zeigen, dass auch die Musik ständig in Bewegung ist und dass alte Ideen in einem neuen Gewand nicht nur in der Musik selbst, nein, auch in der Theorie interessant und hilfreich sein können. Während meiner Recherchen für diese Arbeit haben Daft Punk ihr neues Album „Random Access Memories“ (Bild 22) veröffentlicht. Es hat mich bei meiner Arbeit begleitet. Ganz offensichtlich haben die beiden französischen Musiker viel Herzblut in dieses Album gesteckt, mehr als man von zwei Robotern je erhoffen kann. Wenn man sich die CD jedoch genau anhört, wird jedem sonnenklar, sie haben auch ganz genau gewusst, was sie tun. Deshalb ist meine Erkenntnis folgende: „Das Herz ist wichtig für die Musik, jedoch der Kopf nicht minder.“ Hendrik Left Engelmann-Löffler Bild 22: Album „Random Access Memories“ von Daft Punk aus dem Jahr 2013 14 Quellennachweis / Danksagung 12. Quellennachweis: Seite 4: http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolai_Pawlowitsch_Dilezki Danksagung Seite 4: http://de.wikipedia.org/wiki/Quintenzirkel Seite 4: http://de.wikipedia.org/wiki/Pythagoras#Musik Ich möchte mich ganz herzlich bei meiner lieben Frau für Ihre Ge- Seite 4: http://de.wikipedia.org/wiki/Kadenz_(Harmonielehre) duld bedanken. Ein herzlicher Dank geht auch an Enrico „Schnee- Seite 4: http://de.wikipedia.org/wiki/Kadenz_(Harmonielehre) mann“ Schubert für die Anregung und Hilfestellung beim Thema wissenschaftliche Arbeit. Seite 5: http://de.wikipedia.org/wiki/Synthesizer Seite 5: http://de.wikipedia.org/wiki/Sampler_(Klangerzeuger) Außerdem noch ein großes Dankeschön an meine Schwester Chrisandy Löffler und Daniel Gerber für das Ausfindigmachen und Elimi- Seite 6: http://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Audio_Workstation nieren von Rechtschreibfehlern. Seite 7: http://de.wikipedia.org/wiki/Microsoft_Excel Und zu guter Letzt danke ich Daft Punk für die U-Musik (siehe Seite 7: http://de.wikipedia.org/wiki/Matrix_(Mathematik) Glossar) während dieser Arbeit Seite 12: http://de.wikipedia.org/wiki/Kammerton Seite 14: http://de.wikipedia.org/wiki/Stehwelle Seite XV: http://de.wikipedia.org/wiki/E-,_U-_und_F-Musik Alle Bilder sind von Hendrik Left Engelmann-Löffler erstellt wurden außer: © 29.07.2013 by Hendrik Left Engelmann-Löffler www.lsd-records.de Bild 1: http://www.bosworth-print.de/fileadmin/user_upload/product_cover/NMP0002.jpg Bild 2: http://www.amazona.de/wp-content/uploads/2009/09/9_Hans-Zimmer-2.jpg Bild 17: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6d/Bukkehorn.jpg xv DAW Eine Digital Audio Workstation, kurz DAW, ist ein computergestütztes System für Tonaufnahme, Musikproduktion, Abmischung und Mastering, das sich durch eine hohe Integration von Komponenten innerhalb des Systems auszeichnet. Es ist ein Verbund digitaler Geräte zur digitalen Aufzeichnung und Verarbeitung von Schallsignalen. „Digital Audio Workstation“ ist die ursprüngliche Bezeichnung für Harddisk-Recording-Geräte, als HD-Recording mittels PC oder Mac – zum Beispiel mit Pro Tools – noch nicht möglich war. Die ersten DAWs waren HD-Recorder wie der Fairlight CMI. Heute nennt man PCs und Macs mit entsprechender Hardware (hochwertige Audiokarte) und Musiksoftware auch DAWs. Verwandte Glossarbegriffe Zugehörige Begriffe hierher ziehen Index Begriff suchen Quintenzirkel 2.0 - Quintenzirkel 2.0 Excel Microsoft Excel (engl. [ˈmaɪ.kɹoʊ.sɒft ɪkˈsel], dt. meist [ˈɛksl ̩] oder [ɛkˈsɛl]) ist das am weitesten verbreitete Tabellenkalkulationsprogramm. Excel gehört zur Microsoft-Office-Suite und ist sowohl für Microsoft Windows als auch für Mac OS verfügbar. Excel entstand als Nachfolger von Microsoft Multiplan. Die aktuelle Version ist für Windows Microsoft Excel 2013 und für Mac OS Microsoft Excel 2011. Verwandte Glossarbegriffe Zugehörige Begriffe hierher ziehen Index Begriff suchen Quintenzirkel 2.0 - Quintenzirkel 2.0 Haas-Effekt Diesen als Haas-Effekt bekannten Psychoakustischen Einfluss auf unser Hörempfinden kann dazu genutzt werden, dass die Zuhörer den Schall immer aus der Haupt-PA "orten" und die delayten Boxen nicht wahrnehmen. Benannt nach seinem Entdeker Haas. Verwandte Glossarbegriffe Zugehörige Begriffe hierher ziehen Index Begriff suchen Quintenzirkel 2.0 - Quintenzirkel 2.0 Kadenzen Unter Kadenz (von cadentia, über cadens zu lat. cadere = fallen) versteht man in der Musik eine Abfolge von Akkorden, bezogen auf eine Grundtonart (Tonika). Im Unterschied zu einer beliebigen Akkordfolge (Progression) ist eine Kadenz in der Regel eine Folge von leitereigenen Akkorden, die auf einer bestimmten intervallischen Formel beruht und eine Tonart in der Regel eindeutig festlegt. Verwandte Glossarbegriffe Tonstufe Index Begriff suchen Quintenzirkel 2.0 - Quintenzirkel 2.0 Kammertöne Der Kammerton ist der gemeinsame Ton, auf den die Instrumente einer Musikgruppe eingestimmt werden. „Kammer-“ bezieht sich auf die fürstlichen Privatgemächer, in denen früher musiziert wurde. Daher gibt es historisch betrachtet einen Gegensatz zwischen „Kammerton“ und „Kirchenton“ beziehungsweise „Chorton“, wobei Letzterer bis zu einem ganzen Ton tiefer war. Außerdem gab es noch den Cornettton und den Opernton. Diese Unterscheidung verlor sich nach 1800. Der seit 1939 in vielen Ländern gültige Standard-Kammerton ist festgelegt auf a1 = 440 Hz. In deutschen und österreichischen Sinfonieorchestern ist jedoch eine Einstimmung auf a1 = 443 Hz üblich. Verwandte Glossarbegriffe Tonstufe Index Begriff suchen Quintenzirkel 2.0 - Quintenzirkel 2.0 Matrix In der Mathematik versteht man unter einer Matrix (Plural Matrizen) eine rechteckige Anordnung (Tabelle) von Elementen meist mathematischer Objekte, etwa Zahlen. Mit diesen Objekten lässt sich dann in bestimmter Weise rechnen, indem man Matrizen addiert oder miteinander multipliziert. Matrizen können beliebige Dimensionalität besitzen. Verwandte Glossarbegriffe Zugehörige Begriffe hierher ziehen Index Begriff suchen Quintenzirkel 2.0 - Quintenzirkel 2.0 Nikolay Diletsky Dilezki studierte 1651 bis 1658 in Warschau und danach in Vilnius. Seit 1678 lebte er als Chorleiter und Musiklehrer in Moskau. Sein Kompositionslehrbuch Musikalische Grammatik (Grammatika musikiyskago peniya) bildete eine entscheidende Grundlage für die Reform des russischen Kirchengesanges durch den Patriarchen Nikon. Er komponierte geistliche Konzerte, die seine Kenntnis der westeuropäischen Musikkultur zeigen. Verwandte Glossarbegriffe Zugehörige Begriffe hierher ziehen Index Begriff suchen Quintenzirkel 2.0 - Quintenzirkel 2.0 Sampler Ein Sampler ist ein elektronisches, meistens über MIDI ansteuerbares Musikinstrument, das Töne jeglicher Art aufnehmen und auf Tastendruck in verschiedener Tonhöhe wiedergeben kann. Verwandte Glossarbegriffe Synthesizer Index Begriff suchen Quintenzirkel 2.0 - Quintenzirkel 2.0 Stehwelle Eine stehende Welle, auch Stehwelle, ist eine Welle, deren Auslenkung an bestimmten Stellen immer bei Null verbleibt oder sich verdoppelt. Sie kann als Überlagerung zweier gegenläufig fortschreitender Wellen gleicher Frequenz und gleicher Amplitude aufgefasst werden. Die gegenläufigen Wellen können aus zwei verschiedenen Erregern stammen oder durch Reflexion einer Welle an einem Hindernis entstehen. Verwandte Glossarbegriffe Zugehörige Begriffe hierher ziehen Index Begriff suchen Quintenzirkel 2.0 - Quintenzirkel 2.0 Synthesizer Ein Synthesizer [ˈsɪnθəsaɪzɚ] ist ein Musikinstrument, welches auf elektronischem Wege per Klangsynthese Töne erzeugt. Man unterscheidet analoge und digitale Synthesizer. Verwandte Glossarbegriffe Sampler Index Begriff suchen Quintenzirkel 2.0 - Quintenzirkel 2.0 Tonstufe Als Tonstufe bezeichnet man die funktionale Benennung eines einzelnen Tones in einer Tonskala. Verwandte Glossarbegriffe Kadenzen, Kammertöne Index Begriff suchen Quintenzirkel 2.0 - Quintenzirkel 2.0 U-Musik U-Musik für „Unterhaltungsmusik“ fasst populäre und kommerzielle Musikrichtungen (populäre Musik) zusammen, z. B. Pop- und Rockmusik, Schlager und Volkstümlicher Schlager, teilweise auch Jazz, Volksmusik u. a. Diese Musikrichtungen hatten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nicht den Anspruch, „Kunst“ im Sinne der klassischen Musik zu sein. Zu bedenken ist allerdings, dass diese Unterteilung zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch nicht existierte und erst mit der breiten Vermarktung von Musik im Lauf des Jahrhunderts einsetzte (vgl. Salonmusik). Verwandte Glossarbegriffe Zugehörige Begriffe hierher ziehen Index Begriff suchen Quintenzirkel 2.0 - Quellennachweis