Latein, Bildungs- und Wissenschaftssprache Lösungen zu den

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Lösungen zu den Aufgaben in Kapitel
7771-12
Latein, Bildungs- und Wissenschaftssprache
Kommunikation in Europa
S. 146
S. 147
1. Karl der Große bemühte sich vor allem darum, die lateinische Sprache ebenso
gut wie die Muttersprache (lingua patria) zu sprechen.
2. Der Kaiser holte die größten Gelehrten an seinen Hof, um dort das Bildungszentrum seines Reiches zu schaffen. Die „Akademie“ in der Residenzhauptstadt
Aachen sollte vorbildhaften Charakter haben und der Eliteausbildung dienen.
1. epistula (gr. epistole): eigentlich: Zuschrift, Sendschreiben, Brief; h.: schriftlich
verfasster Text (auch als Brief ), wohl „Aufsatz“.
2. Karl erwartet von allen Schülern in fehlerlosem Latein verfasste Texte (als Aufsätze und Gedichte).
3. Karl unterscheidet zwischen Söhnen von Leuten niederer Herkunft (infirmi) und
von Adeligen (nobiles). Er tadelt die Söhne der Adeligen, da deren Leistungen
voller Fehler sind. Lateinische Begriffe für die Fehlleistungen: epistulae mendorum
plenae – litterarum studiis neglectis – luxuriae, ludo, inertiae indulgere.
4. Das diligens studium sollte zuvörderst auf das Erlernen der lateinischen Sprache
(in Schrift und Rede), also auf die ars grammatica gerichtet sein, dann gewiss
auch auf weitere Disziplinen der artes liberales.
1. Satzanalyse (Z. 1-4):
HS
GS1
.
S. 148 f
Non dubito,
quin ... astipulaturi sint
GS2
cognoscere ... voluerint
si
GS3
non ..., sed ... ea
quod ... exigit
quae ... adferuntur
2. Kopernikus’ Erwartung stützt sich auf seine Überzeugung, dass wahre Philosophie sich als vorbehaltslose Suche nach der Wahrheit versteht, die sich nicht oberflächlich, sondern vertieft mit den dargestellten neuen Erkenntnissen befasst,
dass die gelehrten Mathematiker demnach seine beigebrachten Argumente zur
Kenntnis zu nehmen und zu prüfen bereit sind. Einschlägige Begriffe: philosophia
exigit – non obiter, sed penitus congnoscere et expendere.
3. Kopernikus wandte sich persönlich an den Papst, weil er dessen mathematischwissenschaftliche Interessen kannte und sich von seiner Seite die Objektivität des
an der Philosophie orientierten Mannes erhoffte, sodass er seiner Entdeckung
wohlwollend gegenüberstehen sollte.
4. Kopernikus musste um die Anerkennung seiner Lehre ringen, weil er sich gegen
eine seit der Antike gültige Tradition stellte und das alte Weltbild aus den Angeln
hob. Durch seine Entdeckung hat er die Stellung des Menschen im Zentrum der
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Welt erschüttert. Gegen eine solche geistige Revolution setzte man sich damals
mit Entschiedenheit zur Wehr.
5. „Kopernikanische Wende“ meint die durch diesen Gelehrten bedingte Umkehrung des Denkens in der Frage, welche Stellung die Erde zur Sonne einnimmt:
Seine Theorie: Terra movetur (circa solem). Der Ausdruck wird später für jeden
„Wendepunkt des Geistes und Denkens“ verwendet.
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1. Für einen Hymnus signifikante sprachliche Ausdrücke und Bilder: in medio
omnium residet – tamquam in solio regali ... residens – in hoc pucherrimo templo
lampas – totum illuminare – lucerna mundi – mens – rector – circumagens astrorum
familia – concipit a Sole terra et impraegnatur annuo partu: ausnahmslos preisende bildhafte Beschreibungen der Sonne. Die Sonne erscheint hier als die das All
erleuchtende Kraft, die wie ein König im Zentrum der um sie kreisenden Familie
der Sterne residiert. Sie ist für die Erde die befruchtende Instanz, die Jahr für Jahr
in Schwangerschaft gerät und so jeweils neues Leben gebiert. Das Sonnensystem
erweist sich als ein harmonischer Kosmos, als das herrlichste Heiligtum.
2. Kopernikus weist der Sonne ihre Position im Zentrum des Universums zu: in
medio omnium residet – tamquam in solio regio residens. Um sie herum kreist die
Familie der Gestirne. Da die Sonne alles im Weltall wie eine Lampe oder Leuchte
(lampas, lucerna) erleuchtet, kann sie sich nur, um das zu bewirken, in dessen
Mittelpunkt befinden. Da auch die Erde ihr Licht von der Sonne erhält, muss sie
zur Familie der sie umkreisenden Gestirne gehören, kann also nicht im Mittelpunkt stehen.
3. Zum Vergleich zwischen Kopernikus’ „Sonnenhymnus“ und Franziskus’ „Sonnengesang“ s. die Ausführungen im Lehrerkommentar S. 189f.
4. a) Luther lehnt die Entdeckung des Kopernikus ab, erkennt in der geistigen
Wende eine Umkehrung der bisherigen Sternenforschung, weshalb er den
Forscher als „Narr“ verurteilt.
b) Goethe erkennt die große Leistung des Kopernikus an als die bislang wirkungsmächtige Entdeckung der Menschheit, die in der Folgezeit die Lösung
aus verfestigter Tradition hin zu einer „ungeahnten Denkfreiheit“ also zur
Freiheit des Forschens führen sollte.
c) Kreikenbaum sieht noch aus der Sicht des 20. Jh.s die Entdeckung des Kopernikus ähnlich, letztlich habe die Leistung des Astronomen „zur Entstehung
der modernen Wissenschaft“, zuallererst der Naturwissenschaften beigetragen.
1. Wer sich den Rätseln der Wissenschaft stellt, sieht sich zwei gegensätzlichen Problemen gegenüber. Löst er sie nicht, wird er innerlich zerrissen, weil er versagt,
unzufrieden bleibt, frustiert ist. Löst er sie, dann erreicht er das dabei angestrebte Ziel (fine potitur): Er gewinnt Macht und Herrschaft über Menschen und über
die Natur.
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2. philosophia bedeutet ursprünglich „Liebe zur Weisheit“, „Streben nach Erkenntnis“; durch die Beifügung naturalis erhält dieses Erkenntnisstreben eine Zielangabe. Das Bemühen um Erkenntnis der Wahrheit ist auf die Natur gerichtet. Sie
wird ausdrücklich zum Forschungsobjekt erklärt, sodass man die Verbindung
philosophia naturalis durchaus schon als „Naturwissenschaft“ verstehen kann.
3 Bei einem erfolgreichen Einsatz seines Wissens wird dem Menschen die Lösung
der Rätsel (Geheimnisse) der Natur möglich, damit wird ihm die Macht über die
Natur der Umwelt und des menschlichen Körpers zugänglich. Dieser Gewinn,
d.h. der Preis für seine Leistung, wirkt sich im Erhalt der Herrschaft über die
Natur und über die Menschen aus. „Wissen ist Macht“ drückt sich in den lateinischen Sätzen aus: Qui rem callet, is fine suo potitur. – Omnis artifex operi suo imperat. – Qui naturam introspexit, ... ad imperandum natus est.
4. Die Folge der von Bacon eingeleiteten „technologischen Revolution“ ist die Entwicklung der Naturwissenschaft und Technik, von der alle Bereiche des Lebens
erfasst und verbessert wurden, eine Erhöhung des zivilisatorischen Standards, sie
brachte aber auch eine neue Einstellung gegenüber der Natur mit sich, die total
zum Objekt der Forschung, letztlich der Vergewaltigung geworden ist, deren Folgen sich zunehmend in globalen Katastrophen auswirken. Die Balance zwischen
den Chancen und Risiken gelingt nur durch das Prinzip Verantwortung.
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1. Behandlung der Kranken nach bestem Wissen und Gewissen, kein Überschreiten der ihm durch seine Fachkompetenz gesetzten Grenzen, Vermeidung allen
Unrechts, Gleichbehandlung aller ohne Rücksicht auf Herkunft und Geschlecht,
Schweigepflicht, moralische Integrität, Achten auf seinen Ruf.
2. Der Arzt sieht sich als Helfer, als Lebenserhalter, seine Arbeit als göttlich legitimierten Dienst am Menschen, seine Patienten als hilfsbedürftige, der Achtung
und Rücksicht würdige Menschen.
3. Als Grundwerte sind zu erkennen: Ehrfurcht vor dem Leben, Gleichheit aller
Menschen, Achtung der Würde des Menschen. Der Hippokratische Eid gilt deshalb als „Heiliger Text“ der Ärzte, weil er die durch Eid besiegelte Verpflichtung
des Arztes zum Schutze des Lebens enthält; seine Gültigkeit ist zeitlich unbegrenzt und in weiten Teilen der Erde akzeptiert (ähnlich wie die der Bibel).
4. Das Genfer Ärzte-Gelöbnis ist vom gleichen Ernst und Verantwortungsbewusstsein getragen wie der Hippokratische Eid. Die feierliche Verpflichtung zum
Dienst an der Menschheit spiegelt die Achtung vor der Würde des Menschen im
antiken Text wider. Die Gewissenhaftigkeit und Würde, mit der der Arzt seinen
Beruf ausüben will, erfasst die Absicht, sich in freier Entscheidung für die Gesundung des Menschen mit entsprechenden Lebensvorschriften einzusetzen, vom
Kranken jede Art von Unrecht fernzuhalten und ihm auch nicht zum Schaden
seines Lebens zu Willen zu sein (z.B. bei der Absicht zum Freitod). Die Beachtung der ärztlichen Schweigepflicht ist ebenso enthalten wie der Grundsatz der
Gleichheit aller Menschen ohne Rücksicht auf Religion, Nationalität, Rasse, sozialen Stand u.Ä. Besonders wichtig ist die Übereinstimmung in der „Achtung
vor dem menschlichen Leben“ von der Empfängnis bis zum Tod.
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