Abstract

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Christa Röber, Freiburg Schrift lehrt lesen, schreiben, sprechen – und mehr Vortrag Wir leben in aller Regel mit folgenden psycholinguistischen Prämissen: Wir sehen Sprechen generell als notwendige Vorleistung für den Schrifterwerb an , und wir binden den Erwerb des Merkmals vielfältige sprachliche Kompetenz vorwiegend an den Erwerb einer Zweit‐ oder Fremdsprache. Die Sichtweisen sind jedoch – sowohl für linguistische Fragestellungen als auch für deren didaktischen Konsequenzen, die damit verbunden sein können ‐ zu präzisieren: Für das zweite gilt, dass eine große Anzahl von Menschen ohne Fremd‐ und Zweitsprachkenntnisse sprachlich weitaus variabler ist, als wir es für einsprachige Menschen in der Regel annehmen. Sie müssen es sein, weil ihre sozialen Bezüge das erfordern. Das Beherrschen unterschiedlicher sprachlicher Formen, als Register bezeichnet, ist für die biographische Entwicklung von großer Bedeutung, da mit ihm Autonomie in der Kompetenzentwicklung in vielen Bereichen, zugleich Möglichkeiten der kommunikativen Selbstbehauptung und des Erwerbs von sozialem Ansehen verbunden sind. Der Aufbau einer Registervielfalt beginnt dort, wo das sozial möglich ist, schon während der Primärsozialisation. Für alle Lerner erhält er aber ‐ sollte er erhalten (und damit ist die Verbindung zu der zuerst erwähnten Prämisse hergestellt) ‐ den entscheidenden Schub mit dem Zugang zur und dem Gebrauch der Schrift, also mit dem Schulbeginn. Denn Schrift repräsentiert sprachliche Strukturen, die das formelle, d.h. das in jeder Entwicklung neu zu erwerbende Register bestimmen. Aus dieser Perspektive betrachtet, geht dem Sprechen im formellen Register, das, soziologisch gesehen, elementar ist, die Kenntnis der Schrift voraus. In meinem Vortrag werde ich gerade diesen letzten Punkt, den Primat des Geschriebenen dem „explizitsprachlichen“ Sprechen gegenüber, mit zahlreichen Beispielen belegen. Abschließen werde ich mit einer didaktischen Wendung, indem ich konkretisiere, wie ein sprachlicher Unterricht, der sich dieser übergeordneten Zielsetzung bewusst ist, zu gestalten ist. 
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