Notizen 09.04.2002 Einführung in die KI Bereichsdefinition, kurzer geschichtlicher Abriss und Teilgebiete Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Literaturverzeichnis [1] Duden "Informatik": hrsg. Vom Lektorat d. BI-Wiss.-Verl. Mannheim;Wien; Zürich: Dudenverlag, 1988 [2] Eine schöne neue Welt?: Crevier, Daniel. Düsseldorf: ECON-Verlag, 1994 [3] Künstliche Intelligenz: George F. Luger.München: Pearson Studium, 2001 [4] Künstliche Intelligenz: Hrsg. Zimmerli, Walther Ch., Wolf, Stefan. Stuttgart: Phillip Reclam jun., 1994 [5] KI – Das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz: Kurzweil, Raymond. München, Wien: Carl Hanser Verlag, 1993 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 2 1 Notizen 09.04.2002 Lernziele n n n n n n Welche Vorstellungen verbergen sich hinter dem Begriff Künstliche Intelligenz? Wie lässt sich Künstliche Intelligenz definieren? Wie hängen die Wissenschaften Informatik, Psychologie und Philosophie mit der KI zusammen? Wie veränderte sich das Bild vom Menschen im Laufe der wissenschaftlichen Entwicklung? Was muss dabei stets beachtet werden? Wer war an den Entwicklungen, die letztendlich zur KI geführt haben, beteiligt? Was waren ihre Beiträge? Welche Teilrichtungen innerhalb der Künstliche Intelligenz gibt es und mit welchen Aspekten beschäftigen sie sich? 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 3 Vorüberlegungen n Woher kommt der Begriff Künstliche Intelligenz? n n n n Abgeleitet wird dieser Begriff von der amerikanischen Bezeichnung: artificial intelligence. Es wird oft kontrovers diskutiert, ob die deutsche Übersetzung den Kerngedanken der „Gründungsväter“ trifft. artificial: bedeutet neben künstlich auch unecht, erkünstelt oder Schein-. Programme bzw. Maschinen, die nach diesen Überlegungen also „Künstliche Intelligenz“ aufweisen, verhalten sich für einen Beobachter also nur so, als ob sie Intelligenz besäßen[1]. intelligence: neben der deutschen Übersetzung „Intelligenz“ besitzt das Wort auch die Bedeutung von denkbezogene Information, Einsicht und Verständnis Soll nun mit Hilfe der KI "echte" Intelligenz nachgebildet werden oder sollen die erschaffenden Ergebnisse – Programmen, Computer oder Roboter – nur so tun, als ob sie intelligent sind? 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 4 2 Notizen 09.04.2002 Vorüberlegungen n Wie lässt sich eine Wissenschaft definieren? n In der Regel ist es relativ einfach, über den Inhalt einer Wissenschaft zu sprechen, selbst wenn man kein Vertreter davon ist: • Mathematik beschäftigt sich mit den Zahlen und ihren Gesetzmäßigkeiten • Biologie ist die Kunde vom Aufbau und Funktionieren allen Lebendigem. • Geschichte beschäftigt sich mit der Entwicklung der Menschheit und den dazugehörenden Ereignissen und Personen … n n Alle diese Wissenschaften sind jedoch relativ "alt". Schon in der Schule bzw. in Alltagsleben haben wird davon gehört/damit zu tun. Was verstehen Sie unter Künstlicher Intelligenz? n n Jeder – selbst wenn er bis zu diesem Moment noch kein KI-Buch bzw. keinen wissenschaftlichen Artikel über KI gelesen hat – besitzt eine Grundvorstellung über diese Wissenschaft; sonst wäre er nicht in dieser Vorlesung. Niemand erwartet, das in dieser Veranstaltung über "Strickmuster im Wandel der Zeiten" gesprochen wird. ÜBUNG: Definieren Sie nach Ihren Vorstellungen den Begriff Künstliche Intelligenz! Gehen Sie von den Überlegungen aus, die Sie in diese Veranstaltung geführt haben. Schreiben Sie Ihre Definition auf und vergleichen Sie diese im Laufe der Veranstaltung immer wieder mit dem Stoff. Wo bestehen Unterschiede? 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 5 Probleme einer Definition n Wovon gehen wir aus? n n n Forschungsgebiet: Teilaspekt der Computerwissenschaften. Zentrale Frage: Wie können in unserem Gehirn (materiell) Gedanken, Gefühle und Bewusstsein (immateriell?) entstehen. n Materialistische Auffassung: Das Gehirn ist eine komplexe biologische Maschine, die den normalen physikalischen Gesetzten unterworfen ist. (Minsky) n Philosophie des Geistes: Sind unser Körper und unser Geist zwei getrennte Entitäten? Private Anschauung und Herangehensweise: Das menschliche Verhalten lässt sich im Prinzip stets durch physikalische Prozesse erklären und ist frei von einer immateriellen Komponente. Der Mensch (bzw. jedes Lebewesen) ist nichts weiter als eine sehr komplexe Maschine, die auf einer anderen Technologie aufgebaut ist , als auf einer, die wir Menschen als Ausgangsbasis für Maschinen benutzen. 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 6 3 Notizen 09.04.2002 1. Definition n Definition (nach Minsky) "Die KI ist die Wissenschaft davon, wie man Maschinen dazu bringt, Aufgaben zu erledigen, für die Intelligenz nötig wäre, wenn ein Mensch sie ausführte."[2, S. 25] 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 7 Bemerkungen zur Definition n 1. Problem: In dieser Definition wird von Intelligenz gesprochen. Doch was ist Intelligenz? Obwohl jeder diesen Begriff intuitive benutzt, um bestimmte Leistungen eines anderen Menschen oder bei sich selbst zu bewerten, gibt es wahrscheinlich niemanden, der den Begriff eng genug definieren kann, um ihn als Qualitätskriterium für die Beurteilung der Aktivitäten einer Maschine heranziehen zu können. n Die Leistungen eines Gedächtnis- oder Mathematikkünstlers veranlassen einen oft zu der Bemerkung: "Man, ist die/der intelligent …". Würden wir jedoch eine Programm, das wesentlich mehr Informationen speichern kann (DB) bzw. schneller und besser Rechnen kann (Mathematica) als intelligent bezeichnen? 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 8 4 Notizen 09.04.2002 Bemerkungen zur Definition n 2. Problem: Minsky macht die Definition am Menschen fest. Liefert diese "homozentrische" Anschauung wirklich eine gute und ausreichende Grundlage zur Beurteilung intelligenter Leistungen? n n n n Tiere können trainiert werden. Einige Tiere schneller und besser als andere. Sind diese Tiere intelligenter? Primaten können komplexe Aufgaben mit Hilfe von "Werkzeugen" und einer Planung der Handlung lösen. Folgen sie Instinkten oder einem abstrakteren Problemlösungsschema? Die Navigationsleistungen einer Stubenfliege übertreffen die der meisten Piloten. Wäre diese Leistung von einem Menschen nicht erstrebenswert. Tiere führen keine Kriege und versuchen, mit ihrer Umwelt in einem Gleichgewicht zu koexistieren. Menschen nicht. Sind Tiere klüger als wir? 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 9 2. Definition n Definition (nach Luger) "Künstliche Intelligenz (KI) lässt sich als Zweig der Informatik definieren, der mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens befasst ist." [3,S. 23] 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 10 5 Notizen 09.04.2002 Bemerkungen zur Definition n Luger geht bei seiner Definition des Fachbereichs von der Sichtweise der Computerwissenschaften an das Problem heran und erklärt dadurch, "dass KI ein Teilbereich der Informatik ist und daher die korrekten theoretischen und angewandten Prinzipien dieses Feldes zu Grunde gelegt werden müssen." [3, S.23] n n n Dh., KI ist in erster Linie eine technische Wissenschaft, deren Gesetzmäßigkeiten durch die Mathematik und die Elektronik (Grundlagen der Informatik) bestimmt werden. Intelligenz wird durch Luger zu "intelligentem Verhalten"; es wird sich zeigen, das dieser Ansatz durchaus korrekt ist, da sich Intelligenz nur im Verhalten eines Lebewesens widerspiegelt und dadurch beobachtet (und eingeschätzt) werden kann. Des weiteren findet man in dieser Definition kein "Homozentrismus"; wobei nicht deutlich ist, ob das stillschweigend vorausgesetzt wird. 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 11 3. Definition n Definition (Wendt) Die KI (Künstliche Intelligenz, artificial intelligence) versucht, auf Maschinen die kognitiven Fähigkeiten und Leistungen höhere Lebewesen (speziell die des Menschen) nachzubilden. Künstliche Systeme sollen sich in den verschiedensten Situationen so verhalten, Entscheidungen treffen oder Probleme lösen, wie es ein Lebewesen tun würde, welches intelligent handelt. 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 12 6 Notizen 09.04.2002 Bemerkungen zur Definition n n n n n Offenheit sowohl für Menschen als auch die Fähigkeiten von Tieren. Nachgebildet werden sollen alle kognitiven Fähigkeiten (z.B. Wahrnehmen, Problemlösen, Lernen …), denn das Verhalten (und somit die Intelligenz) eines Individuum wird durch das Zusammenspiel dieser Fähigkeiten definiert. Diese Fähigkeiten sollen simuliert werden. Es wird nicht die Erschaffung eines "Künstlichen Lebewesens" oder gar eines "Künstlichen Bewusstseins" angestrebt. Intelligentes Verhalten wird als das Gegenteil von "Dummen Verhalten" betrachtet. Offene Fragen: n n Wie kann Intelligenz definiert werden? bzw. Kann Intelligenz definiert werden? Was sind kognitive Prozesse? bzw. Was sind Kognitionen? 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 13 Naive (aber gute) Gegenstandsbeschreibung KI-Forschung beschäftigt sich mit Computerproblemen, die heute noch nicht lösbar sind. n n n "KI war stets mehr damit befasst, die Fähigkeiten der Informatik zu erweitern, als deren Grenzen zu definieren." [3, S.24] Die Fähigkeiten und das Leitungsvermögen neu zu entwickelnder Programme beruhen auf einem besseren Verständnis kognitiver Prozesse wie: Denken, Problemlösen, Lernen ... Motivationsbeispiele 1. 2. 3. Heute Datenbank (Terminplaner, Nachschlagewerke, Gesetzestexte) à Morgen Expertensystem (Persönlicher Assistent, Lexika mit ITSKomponente, Interaktiver Computerjurist). Roboter zur Schwimmbeckenreinigung oder zum Rasenmähen à Wie viel Intelligenz muss ein Mensch dafür besitzen? Von PingPong und Tetris zu KI-Gegnern und simulierten Welten. 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 14 7 Notizen 09.04.2002 Annährung an das Fachgebiet 4 Computerwissenschaften "Maschinen" zur mechanischen/elektrischen Berechnung von Algorithmen Künstliche Intelligenz Psychologie Philosophie Kognitives Paradigma: Kognitive Prozesse werden als Informationsverarbeitung aufgefasst 09.04.2002 Aristoteles: Trennung von Materie und Form Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 15 Philosophie n n n n n In welchem Zusammenhang stehen eigentlich Geist und Materie? Kann das Denken sich selbst "erdenken" (gedanklich verstehen, begreifen, erkennen)? Ist er Mensch eine biologische Maschine, das Gehirn ein organischer Computer und unser Geist nur "Software" darin? Wenn eine Maschine jemals als KI bezeichnet und von allen als uneingeschränkt intelligent angesehen werden würde – in welchem Verhältnis steht sie dann zum Menschen? Dürfen wir Künstliches Leben erschaffen? Herangehen an diese Frage aus Sicht der … n n n n n … … … … Ethik Theologie / Religion Sozialwissenschaften des menschlichen Überlebens Welche Verantwortung besitzt ein Wissenschaftler: wann ist er Prometheus und wann ein Frankenstein? 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 16 8 Notizen 09.04.2002 Psychologie n n n Was ist Wissen? Wenn Wissen in Datenstrukturen repräsentiert werden soll, so muss geklärt sein, was eigentlich Wissen ist und ob es überhaupt kognitiv adäquate Formalismen gibt, mit denen sich unser Wissen darstellen lässt. Was sind Kognitive Prozesse? Welche Prozesse befähigen uns, Schlussfolgerungen zu ziehen, Handlungen zu Planen oder zu Lernen, also neues Wissen aufzunehmen und in das bestehende Wissensbestände zu integrieren, diese ggf. neu zu strukturieren bzw. gänzlich neu aufzubauen. Es gibt mehrer Schulen der Psychologie; die Kognitive Psychologie allerdings geht vom Paradigma der Informationsverarbeitung aus: ein Lebewesen reagiert nicht nur auf seine Umwelt, es verarbeitet die Informationen ähnlich einer (sehr komplexen) Rechenmaschine èPsychologische Theorien werden am Computer evaluiert 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 17 Computerwissenschaften n Datenstrukturen: Wissen – der essentielle Bestandteil eines KI-Systems – muss gespeichert werden. Werden in der Wissensrepäsentation die verschiedensten Datenstrukturen untersucht – n n n n Mittels der Wissensbestände werden Schlussfolgerungen gezogen oder Handlungen geplant o.ä. Diese Prozesse müssen mit Hilfe von Algorithmen beschrieben werden n n n n Propositionen, Semantische Netze, Objekthierarchien … Vollständige Suchalgorithmen Heuristiken Genetische Algorithmen … Um diese Algorithmen für einen Computer nutzbar zu machen, benötigt man geeignete Sprachen. Wie immer in der Informatik, gibt es nicht DIE Computersprache dafür, sondern verschiedene, jeweils für unterschiedliche Anwendungen besser geeignete Sprachen 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 18 9 Notizen 09.04.2002 Geschichtlicher Überblick n Zentrale Frage in allen Jahrhunderten: n Wittgenstein: Wie funktioniert der Mensch? (à Modelle des Menschen) Zu jedem Problem, das präzise dargestellt werden kann, wird am Ende eine Lösung gefunden . Turing, Church und Gödel: n Es gibt Grenzen der Logik, der Mathematik und der Berechenbarkeit; auch wenn ein Problem formalisierbar ist, muss es nicht berechenbar sein. n Fazit : 1. Selbst wenn die Formalisierung der kognitiven Fähigkeiten gelänge, dann müssen sie noch lange nicht berechenbar sein. 2. Angenommen, das Denken ist ein unberechenbarer Prozess: wieso funktionieren wir dann? I. II. III. Unser Modell und somit unsere Annahme ist falsch (à Descartes Irrtum) Das Gehirn ist mehr als eine Maschine im Turing‘schem Sinne (à Turing-Maschine ist das umfassendste Berechenbarkeitsmodell) Alles stimmt: Nur der Tod terminiert ein endlos laufendes Progra mm (à der menschliche Geist könnte ewig leben) 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Historische Personen 19 4 Aristoteles -400 bis -300 Prinzipien des logischen Denkens Descartes 17./18. Jh "Cogito, ergo sum " (Ich denke, also bin ich) Leibniz, Euler 18. Jh Formale Logik und Graphentheorie Boole 19. Jh Binäre Logik Russell 1925 Formales System der gesamten Mathematik um 1930 Wiener Kybernetik: Biologie und Ingenieurswissenschaften Turing Vater der KI um 1950 um 1955 von Neumann McCulloch, Pitts und Hebb Gehirn und Computer: ein ähnliche Architektur Künstliche Gehirne Minsky um 1960 Symbolverarbeitung und Abkehr vom Konnektionismus Simon und Newell 1962 Problemraumhypothese 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 20 10 Notizen 09.04.2002 Aristoteles n n n n n n n geb. -384 / ges. -322 einer der drei Grossen Griechischen Philosophen stellte dem mystischen Weltbild das logische Denken gegenüber unterschied als einer der ersten zwischen Materie und Form der Dinge à es lässt sich die Form von etwas ändern, ohne die Substanz zu verändern Erkenntnislehre (Epistomologie): Logik als Instrument zur Untersuchung der Dinge Bsp: er untersuchte den Wahrheitsgehalt bestimmter Aussagen, die mit andren Aussagen in Beziehung stehen: "alle Menschen sind sterblich" und "Sokrates ist ein Mensch" è "Sokrates ist sterblich" (Modus Ponens) es dauerte noch 2000 Jahre, bis aus diesen Gedanken die formalen Axiomatisierung des logischen Schließens wurde 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 21 René Descartes n n n n n n geb. 1596 / ges. 1650 Mitbegründer der neuzeitlichen Philosophie, geprägt durch Galileo fasste den Entschluss ein geschlossenes , einheitliches, auf der Basis der Mechanik und der Mathematik aufgebautes naturwissenschaftliches Weltbild zu erreichten Der Erkenntnisprozess zum erreichen des Wissens muss nach Descartes mit dem Zweifel, der kritischen Hinterfragung des Gegeben, beginnen. Als Herangehensweise lehrte er: n das Evidente als wahr nehmen n n das Ganze in Teile zerlegen mit dem Einfachsten beginnen n kein Teil auslassen (Vollständigkeit) "Mentale Prozesse verfügen über ein Eigenleben, gehorchen ihren eigenen Gesetzen und können sich selbst studieren und studiert werden."[3, S.28] 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 22 11 Notizen 09.04.2002 Gottfried Leibniz, Euler n n n n n n n geb.1646 / ges. 1716 Leibniz gilt ein eins der größten deut. Universalgenies: Mathematik, Philosophie, (Psychologie), Sprachwissenschaften, Erdgeschichte führte in die formale Logik ein und baute 1694 eine mechanische Rechenmaschine, die durch wiederholte Addition auch Multiplizieren konnte geb. 1707 / ges. 1783 Mathematiker führte unter anderem eine formale, abstrakte Repräsentation der "wirklichen" Welt ein, die es gestattete, Probleme aus ihre Struktur (Objekte und deren Beziehungen) zu reduzieren und damit zu untersuchen à 7Brücken-Problem und Graphentheorie Die Graphentheorie liefert eins der wichtigsten konzeptionellen Werkzeuge der KI à Zustandsraumsuche 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 23 George Boole n n n n geb. 1815 / ges. 1864 Boole versuchte mit einfach, logisch determinierten Mitteln eine formale Sprache des Denkens zu definieren seine Arbeiten zur formalen Logik bilden das Kernstück der Informatik drei Operatoren bilden das Kernstück seindes logischen Kalküls n UND * n ODER NICHT + ¬ n n n z.B. X * X = X bzw. "Wenn etwas als wahr bekannt ist, dann kann dieses Wissen durch Wiederholung nicht vermehrt werden (im Gegensatz zu 2 * 2 = 4) "Booles System lieferte nicht nur die Grundlage für die binäre Arithmetik, sondern zeigte auch, dass sich ein extrem einfaches formales System dazu eignete, die gesamte Mächtigkeit der Logik zu repräsentieren."[3, S.30] 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 24 12 Notizen 09.04.2002 Bertrand Russel n n n n n n geb. 1872 – ges. 1970 Mathematiker Hauptwerk zusammen mit Alfred Whitehead "Principia Mathematica" erklärte Ziel: die GESAMTE Mathematik soll durch formale Operationen auf einer Sammlung von Axiomen ableitbar sein Russell und Whitehead stellten Axiome als Zeichenketten dar, bestehend aus die Zeichen eines wohldefinierten Alphbets Ein Beweis innerhalb ihres Systems "wurde einzig durch die Anwendung wohldefinierter Regeln für die Bearbeitung dieser Zeichenfolge erbracht. Man verließ sich nicht auf Intuition oder die Bedeutung der Theoreme als Grundlage von Beweisen. Jeder Beweisschritt ergab sich aus der strikten Anwendung formaler (syntaktischer) Regeln auf Axiome oder zuvor bewiesener Theoreme, auch wenn in traditionellen Beweisen solch ein Schritt als 'offensichtlich' erachtet wurde."[3, S.31] 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 25 Norbert Wiener n n n n n n n n geb. 26.11.1894 – gest. 18.03.1964 studierte Ingenieurswissenschaften und Mathematik versuchte Verbindungen zwischen verschiedenen Wissenschaften zu ziehen (à interdisziplinär) begründete die Kybernetik als Verbindung der Ingenieurswissenschaften und der Biologie übertrug Rückkopplungsmechanismen biologische System in die Technik (à Thermostat) Prozess der Rückkopplung als informationsverarbeitender Prozess kam zu dem Schluss, dass sich jegliches intelligentes Verhalten durch Rückkopplungsmechanismen erklären ließ, also durch einen informationsverarbeitenden Prozess wiedersprach somit den bis dahin vorherrschenden Ansichten über die Psyche, speziell der Lehrmeinungen Sigmund Freuds. àParadigmawechsel von Energie zu Information 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 26 13 Notizen 09.04.2002 Alan Turing n geb. 23.06.1912 – gest. 7.06.1954 n großer Pionier auf dem Gebiet der heutigen Computerwissenschaften • schuf ein theoretischen Computermodell und die moderne Theorie der Berechenbarkeit (àTuring-Maschine ) • entwickelte spezielle elektronische Rechenmaschine, um den deutschen ENIGMA -Code zu knacken • Aufsatz über Maschinenintelligenz 1950 Kann eine Maschine denken? • erdachte den Turing-Test In diesem Test geht es darum, menschliches Verhalten zu imitieren. Ein Computer, der den Test besteht, wird per Definition als intelligent bezeichnet. Das Gegenteil trifft nicht notwendigerweise zu. (Bis heute hat noch kein Computer den Test bestanden) wurde wegen seiner Homosexualität zu einer Drogentherapie verurteilt, gesellschaftlich ins Abseits gedrängt und so in den Freitod getrieben n 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 27 Hilberts 23. Problem n n n Hilbert, Mathematiker (1862-1943); präsentierte 1900 auf dem internationalen Mathematiker-Konreß in Paris eine Liste mit den 23 wichtigsten ungelösten Problemen Das 23. Problem ist, "ob ein Algorithmus existiert oder nicht, der bestimmen kann, ob eine beliebige logische Aussage eines logischen Systems, das mächtig genug ist, die natürlichen Zahlen […] zu repräsentieren, wahr oder falsch ist. " [5, S. 112] Sei A die Menge aller Mengen, die sich selbst als Menge enthalten. Frage: Ist A Element dieser Menge? 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 28 14 Notizen 09.04.2002 Die Church-Turing-These n n Alan Turing (1937) zeigt, dass die Antwort nein ist: Es gibt Probleme (logische Aussagen), die zwar eindeutig definiert werden können (also für die man z.B. die Frage RICHTIG ODER FALSCH stellen kann), für die aber auch gezeigt werden kann, dass sie innerhalb des Systems nicht berechenbar sind (z.B. endlos auf einer Turingmaschine laufen) Mathematiker und Philosoph Alonzo Church lieferte unabhängig von Turing ein Theorem zu Hilberts 23. Problem, in welchem er zu dem selben Schluss kommt 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 29 Die Church-Turing-These n n Church-Turing-These (CTT) Wenn ein Problem existiert, welches in eine TuringMaschine eingegeben wird, von dieser nicht gelöst werden kann, so kann das Problem auch nicht von einem Menschen gelöst werden. Schlusskette: n n n n n Es gibt Probleme, die nicht auf einer Turingmaschine berechnet werden können. Die Turing-Maschine kann jede andere Maschine nachbilden. Eine Maschine soll jeder Prozess sein, der festen Regeln (z.B. Naturgesetzen) folgt. Nach Turing folgt das Gehirn den selben Naturgesetzen wie eine Maschine im obigen Sinne. "Dadurch ergibt sich die verwirrende Situation, daß wir in der Lage sind, ein Problem zu definieren, und auch beweisen zu können, dass es eine eindeutige Antwort gibt, wir aber trotzdem wissen, dass wir die Antwort niemals kennen werden." [5, S. 113] 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 30 15 Notizen 09.04.2002 Aspekte der CTT n Die CTT ist kein mathematisches Theorem. Trotz der Existenz von Turings nicht-berechenbaren Problemen ist sie nur eine Annahme. n Allgemeiner Aspekt: Alles, was ein Mensch denken oder wissen kann ist äquivalent mit dem, was berechenbar ist. Negativer Aspekt: Es existieren Fragen, die wir zwar formal Stellen können, von denen wir wissen, dass sie eine Antwort besitzen – diese Antwort kann jedoch von uns nicht gefunden werden. Positiver Aspekt: Alles was wir können ist berechenbar, folglich gibt es irgendwann auch eine Maschine, die das selbe berechnen kann und somit das selbe leistet, wie wir. n n 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 31 Der Turing-Test n n n n Turing ging von der Frage aus: Kann eine Maschine denken? er umging die Definition der Begriffe Maschine und denken Turing überlegt sich ein das Imitationsspiel und veränderte sein Frage dahin: Kann eine Maschine ( etwas künstlich erschaffenes) das Imitationsspiel (später der Turing-Test) bestehen? Turings Prognose (1950): "Meiner Meinung nach wird es in ca. 50 Jahren möglich sein, Rechenmaschinen mit einer ungefähren Speicherkapazität von der Größe 109 zu produzieren, die das Imitationsspiel so vollendet spielen, dass die Chancen, nach einer fünfminütigen Fragezeit die richtige Identifizierung herauszufinden, für einen durchschnittlichen Fragesteller nicht höher als sieben zu zehn stehen." [4,S. 52] 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 32 16 Notizen 09.04.2002 Der Turing-Test (Ausgangssituation) B A Der Fragesteller sieht und hört die Personen nicht und kann auch keine physischen Leistungen verlangen. FRAU MANN X Y PERSON PERSON Es können beliebige Fragen gestellt werden (Technik, Natur, Religion, Poesie …). Die Antworten werden in unterschiedsloser Form geliefert. Welche Person ist die Frau und welche der Mann? Fragen C FRAGESTELLER 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 33 Der Turing-Test (Strategie) o.B.d.A. A versucht C zu einer falschen Antwort zu bringen. "Ich bin jung und bildhübsch. Mein Haar ist wellig und lang." B A MANN FRAU X Y PERSON PERSON Antworten o.B.d.A. B versucht C zu einer richtigen Antwort zu bringen. "Ich bin die Frau, glaube A kein Wort." Nach der Befragung: X ist A und Y ist B! C FRAGESTELLER 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 34 17 Notizen 09.04.2002 Der Turing-Test (Übertragen) o.B.d.A. A versucht C zu einer falschen Antwort zu bringen. "PI ist doch 3.41, oder?" B A MENSCH COMPUTER X Y PERSON PERSON Antworten o.B.d.A. B versucht C zu einer richtigen Antwort zu bringen. "Ich bin der Mensch, glaube A kein Wort." Nach der Befragung: X ist A und Y ist B! C FRAGESTELLER 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 35 John von Neumann n n n Der Mathematiker John von Neumann gilt als einer der bedeutendsten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Computertechnik. In seinem großen Buch The Computer and the Brain diskutierte er verschiedene Modelle für Rechnerarchitekturen, beschrieb die Arbeitsweise eines Rechenspeichers oder untersuchte die Möglichkeit von Maschinen, die sich selbst replizieren konnten. Auf Grundlage dieser Ideen entwickelte Neumann unter anderem das Konzept des gespeicherten Programms. Dabei ging es um die Möglichkeit, einem Computer mit einem Gedächtnis zu versehen. Er sollte in der Lage sein, ein Programm in seinen internen Speicher zu legen, welches er für verschiedene Aufgaben und zu unterschiedlichen Zeiten immer wieder benutzten konnte. Gleichzeitig sollte das Programm leicht an neue Situationen angepasst werden können. 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 36 18 Notizen 09.04.2002 McCulloch, Pitts und Hebb ausgehend von Kybernetik versuchten Warren McCulloch und Walter Pitts zu zeigen, das sich menschliches Verhalten durch die physikalische Nachbildung des Gehirns simulieren lässt (àNeuronales Netz) und dies mathematisch zu beschreiben à Denken als Produkt rein physikalischer Vorgänge n Behauptung: Neuronale Netze seinen in Berechenbarkeit so mächtig wie Turing-Maschine (siehe Church-Turing-These) è Behauptung falsch, nur Teilmenge n Donald O. Hebb untersuchte, wie ein Neuronales Netz überhaupt lernen kann à Untersuchungen der internen Anpassung von Synapsen à Entwicklung der Theorie Künstlicher Neuronaler Netze n 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 37 Marvin Minsky n n n n n n n Minsky ist vielseitig veranlagt: Physik, Mathematik, Optik, Kybernetik, Psychologie gelangt als Nichtgraduierte zu drei eigenen Labors wurde von Behavioristen B.F. Skinner und den Arbeiten McCulloch u.a. beeinflusst baute ein funktionstüchtiges Neuronales Netz aus 300 bis 400 Röhren, welches das Verhalten von Ratten in einem Labyrinth nachvollzog erkannte die Beschränktheit behavioristischer Lernmethoden für ein Neuronales Netz: Netz konnte seine Handlungen nicht planen erarbeitet die Theorie für ein Neuronales Netz, welches unter Zuhilfenahme von Rückkopplungsmechanismen in der Lage war, Handlungen zu planen à Millionen oder Milliarden von Neuronen è ließ sich nicht realisieren in einem Werk über das Perceptron Abkehr von den Neuronalen Netzen hin zu Symbolverarbeitung 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 38 19 Notizen 09.04.2002 Herbert Simon und Allen Newell Simons Spezialgebiet war am Anfang die Bürokratie untersuchte die Theorie und Praxis von Problemlösungs- und Entscheidungsprozessen àEntscheidungen auf Grund von Heuristiken, da das Abwägen aller Alternativen oft mit Kosten verbunden ist Newell erkannte die Möglichkeiten der Symbolverarbeitung von Digitalrechnern und das Konzept, komplexe Prozesse durch viele kleine, in Wechselwirkung stehende Teilprozesse zu realisieren beide Entwickelten den Logical Theorist Paradigma des General Problem Solver; es sollten alle kognitive Fähigkeiten in einem einzigen System simulieren. Den Logical Theorist zu einem "allgemeinen Problemlöser" zu erweitern, scheiterte jedoch, wie Newell 1962 eingestehen musste. n n n n n n 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 39 Die Dartmouth-Konferenz n John McCarthy und Minsky organisieren 1956 das Dartmouth Summer Research Project of Artificial Intelligence n kritische Masse an Personen n freier Gedankenaustausch Knüpfen von Verbindungen n n n Quasi-Geburtstunde der KI – obwohl ein Streit der Teilnehmer um den Namen entstand Konferenz war eigentliche ein Reinfall: n Teilnehmer waren stur in der Verfolgung ihrer Ideen n manchmal Hochnäsigkeit bei Wissenschaftlern mit fertigen Projekten (à Logical Theorist) viele blieben nicht die vollen sechs Wochen, sondern manchmal nur zwei Tage n n wenn Gespräche, dann überhöhte Erwartungen und falsche Zeiteinschätzungen (à GPS und bestehen des Turing-Testes) 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 40 20 Notizen 09.04.2002 Teilgebiete der KI Deduktionssysteme Programmsynthese Natürlich sprachliche Systeme Experten systeme Wissensrepräsentation Wissensbasierte Systeme Heuristische Suchverfahren Wissensakquisition KI-Gebiete KI-Gebiete KI-Methoden & Techniken Spielprogrammierung KI-Sprachen KI-Shells Planverfahren Statistik/ Optimierung Robotik Künstliches Leben Vision (Computersehen) Maschinelles Lernen 09.04.2002 Neuronale Netze Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 41 Expertensysteme (XPS) n n Grundgedanke: Wissen und praktische Erfahrung von Experten über eine spezifische Domäne werden in ein Computerprogramm übertragen Anwendungsidee: n n n n n Nicht-textuelles Wissen (Erfahrungen) bleiben erhalten Expertenwissen an Orten, wo diese nicht hingelangen (Weltraum, Militär, Forschung, Reisen) in Bereichen, wo der Zugriff auf Expertenwissen zwar selten ist, aber dann sehr schnell erfolgen muss (Havarien) wenn zur Problembearbeitung das Wissen mehrerer Experten nötig ist Probleme: n n Kopplung mehrere XPS zum Zwecke des Wissensaustausches (nicht des bloßen Datenaustausches!) "common-sense-reasonig"-Problem: wie kann man Alltagswissen darstellen 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 42 21 Notizen 09.04.2002 XPS Beispiele n n DENDRAL bei Massenspektralanalyse konnten mit diesem XPS Rückschlüssen auf die chemische Struktur der Moleküle gezogen werden MYCIN XPS mit eingeschränktem natürlichsprachlichen Zugriff für die Diagnose bakteriologischer Krankheiten und zur Bildung von Therapievorschlägen n n n n enge Wissensdomäne, erkennt nicht, wenn der Bereich der Expertis e verlassen wird (Querverbindungen) kann nicht entscheiden, ob überhaupt eine bakteriologische Krank heit vorliegt SIGMA XPS zur Überwachung des Laufzeitverhaltens einer Taktstraße und der Generierung von Wartungs- und Reparaturvorschlägen Allgemein gilt heute noch: XPS können die Intelligenz eines Spezialisten, nicht jedoch die eines dreijährigen Kindes simulieren 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 43 Wissensbasierte Systeme (KBS) n n n KBS sind die ähnlich XPS, der Unterschied liegt im allgemeinen Aufbau KBS benutzt zur Problemlösung das gespeicherte Wissen und Inferenzmechanismen, die das "Wissen" mit dem "Problemwissen" in Beziehung setzen Anwendungen: n n n Ø Intelligente Steuerungssysteme (àIntelligente Häuser) ITS – Intelligente Tutorielle Systeme Wissensbasierte Datenbanken – enthalten nicht nur Datenwissen, sondern auch Regeln über den Umgang mit dem Wissen z.B bei ungenauen Fakten (àInformationssysteme) Zentrale Frage: Was ist Wissen und wie lässt es sich Repräsentieren. 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 44 22 Notizen 09.04.2002 Maschinelles Lernen Ø Zentrale Frage: Was ist Lernen? • Wie bei der KI: Probleme mit der Definition • "Lernen ist die Anpassung eines Systems, so dass es das gleiche Problem beim nächsten Mal effektiver löst."(SIMON) Die Definition halte ich für unzureichend. - • das Problem kann durch Zufall besser gelöst werden Lerneffekt zeigt sich erst beim zweiten Mal Lernen geht nicht unbedingt mit einer Verbesserung einher "Lernen ist ein kognitiver Prozess, bei dem ein System aus einer Umwelt Informationen ableitet, diese speichern, verarbeiten und zur Wiederverwendung zur Verfügung stellen kann. Die Umweltinformationen werden dabei zu Wissen strukturiert, welches in einer geeigneten Repräsentationsform relativ stabil gespeichert wird. Auf Grund d es so erhaltenen Wissens ist das System in der Lage, neue Interaktionen mit der Umwelt einzugehen bzw. bestehende in ihrer Qualität oder Quantität zu verändern." (WENDT) 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 45 Maschinelles Lernen (2) Learning strategy 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Rote learning Learning by being programmed Learning by being told Learning by memorization Learning by analogy Case-based learning Inductive learning Learning from examples Deductive learning Learning from observation & discovery Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 46 23 Notizen 09.04.2002 Robotik n n Roboter: Begriff von tschechischem Autor Capek aus R.U.R (1921) Zwei Teilprobleme: 1. Nachbildung der physischen Fähigkeiten lebender Organismen (nicht unbedingt die des Menschen!!!) – – – 2. Nachbildung der kognitiven Fähigkeiten – – – n n Greifen : hier ist der Mensch ein sehr gutes Vorbild Laufen: Tiere und Insekten (4 und mehr Beine) oder Räder Sehen, Hören Lernen: Erstelle ein Modell der Umwelt. Problemlösen: Finde eine Weg von A nach B in diesem Modell. Handlungsplanen: Überprüfe diesen Weg auf Benutzbarkeit. Roboter sind weit davon entfernt, Androiden zu sein. (à Asimovs Gesetze der Robotik) Industrielle Anwendung stark verbreitet: n n n n Monotone Arbeiten Arbeiten unter Extrembedingungen Kostengünstige Arbeiten (àsoziale Implikationen) Präzisionsarbeiten (àMedizinroboter, Fernchirurgie) 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 47 Natürliche Sprache n Natürlichsprachliche Schnittstellen: n ELIZA: n SHRDLU bzw. WINOGRAD: Simulation eines Psychologen; setzte hohe Erwartungen, die bis heute nicht erfüllt werden konnte • Probleme: Alltagswissen fehlt, um Mehrdeutigkeiten aufzulösen Frage-Antwort -System mit einem "hand-eye-roboter" über eine Microwelt (Klötzchewelt ) • Problem: Objektanzahl stark beschränkt; wenn die Anzahl steigt, dann steigen auch die Beziehungen zwischen den Objekten n HAM-RPM: Hamburger Redepartnermodell; automatische Hotelzimmerreservierung • Probleme: Ausufern des Dialoges verhindern, Rückführung auf wesentliche Angaben, Motivationsanalyse n Natürlichsprachliche Front-Ends n n n Diktiersysteme Stimmgesteuerte Programme Übersetzungsprogramme n n Übersetzen von Texten Simultanes Übersetzen gesprochene Sprache • Probleme: wieder Kontextproblem; für eine korrekte Übersetzung sind auch Kenntnisse über den Zusammenhang von Nöten. 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 48 24 Notizen 09.04.2002 Vision Ø • Zentrale Frage: Wie kann man das Sehvermögen biologischer Systeme durch Berechnungstheorien erklären und maschinell nachbilden? gilt aus eins der schwierigsten Teilgebiete der KI Probleme: 1. 2. 3. • Verständnis des Sehens hat sich oft verändert (Neubeginn der Forschung) Komplexität der math. Theorien für Formrekonstruktion, Schattierungsanalysen, Kantenanpassung, Bewegungsmessung Erkenntnis, dass ein Großteil des Sehens durch biologische Hardware erledigt wird und sich daran eine Symbolverarbeitung anschließt (à Informationsflut) Einsatzgebiete • • • • • Zeichenerkennung (àOCR-Software) Prozessautomatisierung und Qualitätsprüfung Medizinische und andere Bildanalysen (àKrebsfrüherkennung) Fahrzeugsteuerung (àLeitsysteme) Luftbildauswertung (àmilitärische Anwendungen) 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 49 Neuronales Netze n n Theorie der Künstlichen Neuronalen Netze basiert auf den Forschungen von McCulloch/Pitts àbiologische Neuronen als Vorlage künstlicher lange Zeit nach Minsky Kritik vernachlässigt n n n n n n Berechnungskomplexität bei vielen Neuronen zu hoch sequentielle Systeme ungeeignet zur Simulation Symbolverarbeitung wurde als Schlüssel des Denkens angesehen Nutzung von Parallelrechner und neuen Programmierparadigmen (àObjektorientierte Programmierung) Erkenntnis, dass manche als rein kognitive Prozesse hardwareabhängig, also "direkt-verdrahtet" sind (àVision) Anwendungen n n n n n Mustererkennung (Klassifizieren, Rauschunterdrückung) Adaptive Regelung (Balance- oder Gleichgewichtsprobleme Assoziativer Speicher (Zerstörte oder unvollständige Daten werden ergänzt (àHolographisches Gedächtnis) Selbstorganisation (Ausbildung von angepassten Datenstrukturen) Kombinatorische Optimierung (àHandlungsreisende, Börsen- und Finanzinformationen) 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 50 25 Notizen 09.04.2002 Künstliche Evolution Künstliches Leben: Idee, den Lebensprozess an sich im Computer zu simulieren (àCreature, Virtuelles Leben) Zum Einsatz kommen Evolutionsstrategien: n n n n Aus einem Satz zufällig generierter Start-Lösungen werden anhand multidimensionaler Bewertungsfunktionen Lösungen gemäß dem Darwi nschen Prinzip des "survival of the fittest" ausgewählt. Diese Lösungen werden mutiert und rekombiniert ... Was geschieht, wenn man KI (Simulation kognitiver Fähigkeiten) mit KL (der Simulation allgemeinen Organisationsprinzipen des Lebens) verbindet: Behauptung: KI + KL = KE Turing: "Warum sollte man nicht versuchen, statt ein Programm zur Nachahmung des Verstandes eines Erwachsenen eines zur Nachahmung des Verstandes eines Kindes herzustellen? ..." Erschaffung autonomer Programme mit rudimentären instinktähnlichen Eigenschaften, Lernalgorithmen und Vererbungsfähigkeiten n n 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 51 Vorlesungsgliederung 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. KI – Definition, Geschichte und Teilgebiete Was ist Intelligenz – Blickpunkte der Psychologie Kognitive Modellierung – Der Geist in der Maschine Logik und PROLOG Wissensrepräsentation Expertensysteme – Aufbau und Anwendungen Wissensakquisition Maschinelles Lernen Natürlichsprachliche Systeme Neuronale Netze Künstliche Evolution Robotik Computersehen (Vision) 09.04.2002 Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt Dipl.-Inform. (FH) Thomas Wendt 52 26