Sport, den nur die Ostfriesen kennen

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Sport, den nur die Ostfriesen kennen
Was kennen weder Münchner noch Berliner, aber Ostfriesen? Klootschießen. Und
was können weder die Hessen noch die Rheinländer, aber die Ostfriesen?
Padstockspringen. Diese und einige andere Sportarten sind eigenständige
Sportarten der Menschen, die in dem von Gräben durchzogenen platten Küstenland
wohnen. Und weil diese Sportarten einige besondere Fähigkeiten verlangen,
gehören sie auch zum staatlich (noch) nicht anerkannten „Ostfriesenabitur“.
Da ist zum Beispiel das Klootschießen, das ebenso wie das Boßeln als
Mannschaftssport in unzähligen Vereinen gespielt wird. Für beide Sportarten gibt es
auf niedersächsischer Ebene mehrere Ligen und auf nordeuropäischer Ebene sogar
Landesmeisterschaften.
Klootschießen ist eine Wurfart, die auf Schnelligkeit, Kraft und Konzentration beruht.
Sie wird im Winter auf hartgefrorenen Wiesen und Feldern ausgeübt, früher in langen
Unterhosen und Unterhemden, was zu Erkältungen führte, die man mit Alkohol
bekämpfte. Geworfen wird der Kloot – früher eine zweipfündige Eisenkugel, heute
eine faustgroße Holzkugel mit Bleikern – mit Anlauf vom Sprungbrett, Schwung holt
man sich mittels Armkreisen.
Die Kugeln beim Boßelsport sind größer und bestehen aus synthetischen
Materialien, außerdem werden Gummikloote benutzt. Im Winter sind in ganz
Ostfriesland Boßelgruppen unterwegs, bestehend aus Dorfgemeinschaften,
Firmenangehörigen, Nachbarschaften, Freundeskreisen und so weiter. Auch sie
führen auf kleinen „Bollerwagen“ alkoholische Vorräte mit, schließlich ist es kalt.
Eiserne Fangkörbe an langen Stangen dienen dazu, die im Graben gelandeten
Kugeln wieder auf die Straße zu holen. Denn die Kampfbahn dieser Boßelspieler ist
die Landstraße.
Während Boßeln auch in Irland, Italien und – ja, in den USA als Mitbringsel
deutscher Auswanderer gespielt wird, bleibt das Padstockspringen (oder
Pultstockspringen) auf Ostfriesland und die Niederlande beschränkt. Dort trägt es
den hübschen Namen „Fierljeppen“. Dass diese Art Stabweitsprung ausgerechnet in
diesen Regionen beheimatet ist, hat seinen Grund. Beide Regionen sind von sehr
vielen Wasserläufen durchzogen, von Kanälen und Sielen, Tiefs und Gräben, die bis
zu acht Meter breit sind. Um in alten Zeiten von A nach B zu gelangen, musste man
viele dieser in die Marschlandschaften eingegrabenen Wasserläufe überqueren. Man
tat das mittels drei bis fünf Meter langen Stangen mit einer runden Platte am Ende,
die das Einsinken der Padstöcke in den schlammigen Untergrund verhinderten.
Überdauert hat das Padstockspringen bis heute als Teil des Ostfriesenabiturs. In den
Niederlanden dagegen finden immer noch jährliche „Nationale Fierljep
Manifestationen“ (NMF) und Clubmeisterschaften statt.
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