Finanzierungsstudie (1,8 MiB)

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» Studie
Finanzierung
Analyse der aktuellen Finanzierungssituation von
Familienunternehmen in Deutschland
von André Knöll und Thomas J. M. Kettern
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ISBN: 978-3-9811783-8-8
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© INTES Akademie für Familienunternehmen GmbH,
Bonn-Bad Godesberg, September 2012
Finanzierungsstudie
Analyse der aktuellen Finanzierungssituation von
Familienunternehmen in Deutschland
von André Knöll und Thomas J. M. Kettern
Geleitwort
zur Finanzierungsstudie
Die Welt der Familienunternehmen hat sich in den letzten Jahren gehörig verändert. Familienunternehmen gelten nicht mehr per se als mittelständisch oder ökonomisch zweitklassig. Mit der Wertschätzung ist
auch das Interesse an den Funktionsmechanismen der Spezies gewachsen, die unser Wirtschaftsleben
faktisch dominiert. Langsam und allmählich beginnen die Ökonomen zu begreifen, dass Familienunternehmen nicht besser oder schlechter, sondern einfach anders sind als die im Zentrum ihres Interesses
stehenden Publikumsgesellschaften.
Die dominante Inhaberstellung einer Familie mit einem generationsübergreifenden Unternehmerverständnis aktiviert andere Erfolgs- und Misserfolgspotenziale als die fragmentierte Inhaberstruktur einer
Publikumsgesellschaft oder die dominante Inhaberschaft von Finanzinvestoren und öffentlichen Trägern.
Für den Bereich der Governance haben Theorie und Praxis die wichtigsten Schlussfolgerungen längst
gezogen. Der von INTES initiierte Governance Kodex für Familienunternehmen hat mit dem Deutschen
Corporate Governance Kodex für Publikumsgesellschaften wenig mehr als den Namen gemein. Auch im
Bereich der strategischen Führung wächst das Wissen um die Besonderheiten der Unternehmen in Familienhand. Wenn erfolgreiche Familienunternehmen den geschäftsführenden Inhaber ins Zentrum ihrer
Marketingkampagne stellen oder Marktführerschaft in der Nische anstreben, dann sind das keine unkonventionellen Abweichungen vom strategischen Mainstream, sondern dem besonderen Charakter der Familienunternehmung Rechnung tragende Normstrategien.
Der dritte Zentralbereich der Unternehmensführung, die Finanzierung, ist von solchen Zuständen noch
weit entfernt. Das Wissen um die richtige Finanzierung der Familienunternehmen steckt noch in den
Kinderschuhen. Eine eigenständige Finanzierungstheorie für Familienunternehmen gibt es nicht. Zwar
betonen Familienunternehmer unisono den Erhalt der Unabhängigkeit als zentrales Unternehmensziel.
Ihr praktisches Finanzierungsgebaren steht mit dieser Zielvorgabe allerdings nur selten in Einklang.
Die wenigsten Familienunternehmen haben eine ausformulierte Finanzierungsstrategie, die aus der Inhaberstrategie abgeleitet ist und festlegt, wie die erforderlichen Finanzmittel beschafft und welche Grundsätze
bei der Finanzierung beachtet werden müssen. Viele haben ein unerwachsenes Verhältnis zu Banken und
einen zu großen Anteil der Finanzierung bei ihrer Hausbank. Wenn dann noch die Grundregeln fristenkongruenter Finanzierung verletzt werden, kann es schnell gefährlich werden.
Dabei ist die »richtige« Finanzierung eines Familienunternehmens beileibe kein Hexenwerk. Wer unabhängig bleiben und sein Unternehmen langfristig in Familienhand halten will, muss ein paar einfache
Grundsätze beachten:
1. Das Eigenkapital der Familie ist und bleibt die sicherste Finanzierungsquelle. Familienunternehmen
müssen deshalb Anstrengungen unternehmen, einen möglichst großen Teil des Gewinns im Unternehmen
zu behalten. Eine kluge Steuergestaltung, Zurückhaltung bei den Dividenden und dies unterstützende In-
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Prof. Dr. Peter May
vestor Relations sind Kernbestandteile einer klugen Finanzierungsstrategie. Demgegenüber sind Going
Public und Private Equity mit Vorsicht zu behandeln. Der Einstieg in diese Finanzierungsinstrumente
bedeutet für die Inhaberfamilie häufig den Einstieg in den Ausstieg.
2. Sparsamkeit und das permanente Streben nach einer Verringerung des bewirtschafteten Vermögens
sind ein weiteres Kernelement einer guten Finanzierungsstrategie. Merke: Was wir nicht haben, müssen
wir auch nicht finanzieren!
3. Kein Financier sollte mehr Geld im Unternehmen haben als die Inhaber selbst. Das gilt vor allem für die
Banken. Wer sein Geld mit dem Verleihen von Geld verdient und sich dabei mit knappen Margen zufriedengeben muss, wird in der Krise schnell nervös. Umso schneller, je größer sein Anteil an der Finanzierung ist. Banken sind keine quasihoheitlichen Institutionen, sondern ganz normale Geschäftspartner. Wer
das vergisst, ist selber schuld.
4. Langfristig gebundenes Vermögen darf in keinem Fall kurzfristig finanziert werden. Die Goldene Bilanzregel ist für Familienunternehmen Pflicht. Leichte Verfügbarkeit, geringere Kosten und der Verzicht auf
Sicherheiten sind vordergründige Vorteile, die allzu häufig teuer erkauft werden. Zu viele Unternehmerfamilien haben ihr Unternehmen verloren, weil sie in einer Krise nicht sicher genug finanziert waren.
5. Die teurere, aber sicherere Finanzvariante ist der preiswerteren, weniger sicheren vorzuziehen. Wer
seine Unabhängigkeit als oberstes Ziel ansieht, muss bereit sein, eine »Versicherungsprämie« für Finanzierungssicherheit zu bezahlen.
Manches von dem steht in Widerspruch zur klassischen Lehre und der gängigen Finanzierungspraxis in
Familienunternehmen. Doch sollten wir nicht vergessen: Wer Familienunternehmer bleiben will, darf
nicht nur bei Strategie und Governance eigene Wege gehen. Er muss auch bei der Finanzierung bereit sein,
sich gegen einen aus den Erfordernissen der Publikumsgesellschaft entwickelten Mainstream zu stellen.
Die vorliegende Studie unternimmt eine Bestandsaufnahme der Unternehmensfinanzierung in Familienunternehmen und enthält wertvolle Handlungsempfehlungen. Sie sollte eine Pflichtlektüre für alle Familienunternehmer sein. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.
Prof. Dr. Peter May
INTES -Gründer
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06
Zur Einführung
André Knöll
Dr. Thomas J. M. Kettern
Gerade gut geführte Familienunternehmen haben sich in Krisenzeiten immer wieder als robust erwiesen.
Sie setzen auf Kundennähe, innovative Produkte, eine identitätsstiftende Kultur – und eine diesen Stärken
angemessene Finanzierungsstrategie.
Für die Autoren der vorliegenden Studie war diese Feststellung der Anlass, einen Blick in das Innenleben
der Finanzierung von Familienunternehmen zu werfen. Weit über hundert teils sehr bedeutende Familienunternehmen sind der Einladung der Autoren gefolgt und haben Rede und Antwort zum Thema Finanzierung gestanden. Der Beitrag dieser Unternehmen hat es ermöglicht, Ergebnisse zutage zu fördern, die
für alle Familienunternehmen Vorbildcharakter haben können.
Da sind zunächst die guten, bewährten Finanzierungsmuster. Ihren dynastischen Zielen folgend, wählen Familienunternehmer jene Finanzierungsoptionen, die diesen am besten dienen: Sie finanzieren so, dass die
Unabhängigkeit des Unternehmens erhalten bleibt und das Geschäft gleichzeitig frei von Interessen Dritter
ist. So sichert man langfristig den dispositiven Einfluss der Inhaber, dieser wie der kommenden Generationen.
Dieses im besten Sinne konservative Verhalten darf jedoch nicht dazu führen, dass aus »sichern« später
»rückwärtsgerichtet« wird. Deshalb stehen Familienunternehmer vor der Herausforderung, die Ziele ihrer
Inhaberstrategie mit den finanzierungsstrategisch modernsten Mitteln zu erfüllen. Finanzierung heißt
eben nicht nur, einbehaltene Gewinne, Bankkredit und Leasing zu nutzen. Das Angebot an Finanzierungsformaten ist in den letzten Jahren erheblich breiter geworden, zudem hat jeder Unternehmer die Aufgabe,
über die geeignete Finanzierung auch die Wettbewerbs- und Marktstärke seines Unternehmens zu sichern. In vielen kompetitiven, internationalisierten Geschäften gelingt das nur, wenn die Palette der Finanzierungsmittel dem erweiterten Wirkungsradius des Unternehmens angepasst wird.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Familienunternehmer hier vor einer anspruchsvollen Modernisierungsaufgabe stehen; die Vorlagen, die gut geführte Familienunternehmen liefern, zeigen aber auch, wie
diese Herausforderung zu meistern ist: Eine Financial Governance gleicht die Ziele von Inhaber- und Unternehmensstrategie ab. Eine Finanzierung, die das Unternehmen weiterentwickelt, schöpft aus der Vielzahl von verschiedenen Quellen, sie diversifiziert überall dort, wo eine Monostruktur nicht ausreichen
würde. Zudem erscheint mit dem Unternehmerkapital eine neue Finanzierungsform: die Finanzierung von
Familienunternehmer zu Familienunternehmer.
André Knöll
Dr. Thomas J. M. Kettern
07
Inhalt
Geleitwort
04
Zur Einführung
07
01
09
Management Summary: Zentrale Studienergebnisse
02 Finanzierung von Familienunternehmen: Wie passiv ist die Passivseite der Bilanz?
11
03 Strukturmerkmale der teilnehmenden Unternehmen
12
04 Standortbestimmung: Im Spannungsfeld zwischen Wachstum, Rentabilität und Stabilität
14
05 Standpunkte: Wo sehen sich die Familienunternehmen?
18
06 Welche Ziele wollen Familienunternehmen erreichen?
22
07 Finanzierungsquellen und Finanzierungspartner der Familienunternehmen
26
08 Wie schätzen Familienunternehmen die Zukunft ein?
31
09 Finanzierungsstrategie: Wie wollen Familienunternehmen ihre Ziele erreichen?
32
10
34
Finanzieren wie die Champions
Anhang
Autoren
37
Unternehmensprofile
38
08
01 Management Summary: Zentrale Studienergebnisse
01 Management Summary:
Zentrale Studienergebnisse
Familienunternehmen in Deutschland wurden im Rahmen der Studie ausführlich zu ihrer aktuellen Finanzierungssituation befragt. Die empirische Untersuchung wurde im Frühjahr 2012 durchgeführt. Die wichtigsten Ergebnisse lauten wie folgt:
»
1.Das Finanzierungsverhalten von Familienunternehmen hat sich in
den vergangenen Jahren wenig verändert.
2.Familienunternehmen sind nach wie vor sehr zufrieden mit ihrer
Finanzierungssituation.
3.Familienunternehmen sind zuletzt überwiegend stark, aber wenig
profitabel gewachsen. Die Eigenkapitalquote der Teilnehmer unserer
Studie beträgt im Schnitt 41 Prozent.
4.Die Bedeutung der Kapitalbeschaffung hat im Vergleich zu früheren
Studien nicht zugenommen.
5.Unabhängigkeit von Finanzierungspartnern ist das wichtigste Ziel von
Familienunternehmen.
6.Lediglich 20 Prozent der Befragten verfügen über schriftlich fixierte
Finanzierungsregeln (Financial Governance), obwohl dies für Klarheit,
Transparenz und mehr Zufriedenheit sorgt.
7.Neben der Selbstfinanzierung bleiben Bankkredite und Leasing die
meistgenutzten Finanzierungsinstrumente, obwohl das Vertrauen in
die jeweiligen Partner zuletzt gelitten hat.
8.Im Zuge von Basel III erwarten Familienunternehmen eine spürbare
Verschlechterung der Rahmenbedingungen für ihre Finanzierung.
9.Familienunternehmen setzen nach wie vor auf eine enge Hausbankbeziehung.
10.Neben Schuldscheindarlehen setzen Familienunternehmen auf eine
stärkere Finanzierung durch andere Unternehmer.
11.Die Champions unter den Familienunternehmen gestalten auch ihre
Finanzierung aktiv. Sie schaffen sich damit konsequent die notwendigen
Grundlagen für weiteres Wachstum und langfristigen Erhalt der unternehmerischen Unabhängigkeit.
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