Konzept des Englischangebotes Marxheimer Schule

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Marxheimer Schule · Schulstraße 31 · D-65719 Hofheim-Marxheim
Konzept des zusätzlichen
Englischunterrichtes an der Marxheimer
Schule
Fassung August 2011
Start des Arbeitsvorhabens
Erste Englischstunde an der Marxheimer Schule
Vom 21.08.2009
MARXHEIM (red) - Geschafft!!! Endlich ist es soweit ... Nach der langen,
arbeitsreichen Phase des Planens und Organisierens hat am 26. August
die Gruppe der Erstklässler an der Marxheimer Schule ihre erste
Englischstunde bei Coralie Mankel. Die Gruppe ist ganz bunt
durcheinander gewürfelt: Einige können schon etwas Englisch sprechen,
andere haben schon einige Wörter gelernt und für manche ist die
Sprache völlig neu. Allen gemeinsam ist die Wissbegierde und das
Interesse daran, eine neue Sprache zu lernen. Coralie Mankel, die in
Großbritannien ihre Lehrerausbildung gemacht hat, wird die Kinder
behutsam in die englischsprachige Welt einführen.
In dem mit Spendengeldern neu ausgestatteten Englischraum sollen die
Kinder mit Hilfe von Bildern, Bilderbüchern, Handpuppen etc. ermutigt
werden, zunehmend mehr aktiv zu sprechen. Besonders wichtig an dem
Konzept ist die Kontinuität, daher haben die Eltern ihr Kind auch
verbindlich für das Angebot angemeldet. Die Gruppe hat jeden Tag eine
zusätzliche Stunde Unterricht. In der Arbeitssprache Englisch wird sich
mit kindgemäßen Themen aktiv und handlungsorientiert auseinander
gesetzt.
Natürlich gab es auch Enttäuschung bei den Eltern, deren Kinder nicht in
die Gruppe aufgenommen werden konnten. Diesen Kindern bietet die
Schule deshalb eine Englisch-AG an, die einmal in der Woche
stattfindet. Auch die Arbeitsgruppe kann auf das Material des EnglischRaumes zurückgreifen. In der Planungsphase war die größte
Schwierigkeit die Sicherstellung der Finanzierung des Angebots. Umso
erfreulicher war es, dass sich an der Schule eine Arbeitsgruppe aus
Lehrern, Eltern und Schulleitung bildete, die sich intensiv und mit viel
Arbeitseinsatz auf die Suche nach Unterstützung jeder Art gemacht hat.
Dieses Engagement war von Erfolg gekrönt: Da gab es die Druckerei,
die ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellte, den Schulfotografen Herrn
Gaugel, der bei dem Design des Flyers tatkräftig mitwirkte und die
Druckkosten des Flyers nicht in Rechnung stellte, den
Schreibwarenladen von Frau Körner, die die Lose für die Tombola
stiftete, so dass der Reinerlös der Tombola dem Projekt zugute kommen
konnte, nicht zu vergessen die Lufthansa, die für das Schulfest
Freiflugscheine zum Versteigern zur Verfügung stellte.
Und neben diesen kleinen Unterstützungen gab es Firmen und
Unternehmen wie die Börse, BHF-Bank, Sparda-Bank, TaunusSparkasse, Mainova, Süwag etc., die die Marxheimer Schule finanziell
unterstützen und den Start dieses Projektes möglich gemacht haben.
Der Englisch-Raum wurde mit Hilfe des Main-Taunus-Kreises
eingerichtet und auch der Ortsbeirat hat die Schule finanziell unterstützt.
Jetzt freuen sich Kinder, Eltern, Lehrer und Schulleitung gleichermaßen
darauf, das Projekt starten zu können.
In diesem Sinne: Lets start. Marxheimer Schule goes bili.
Bis wir starten konnten, war viel Vorarbeit zu erledigen. Zunächst wurde
lang und intensiv an dem Konzept gefeilt:
Konzept des zusätzlichen Englischunterrichtes an der
Marxheimer Schule
Ausgangslage an der Marxheimer Schule
Kleine Kinder lernen eine Zweitsprache in der gleichen Mühelosigkeit wie die erste.
Mehrsprachigkeit eröffnet große persönliche Chancen. Etwa zwei Drittel aller
Menschen auf der Welt sind mindestens zweisprachig. Mehrsprachigkeit hilft
Toleranz für anderssprachige Menschen und Kulturen zu entwickeln.
Die Elternschaft der Marxheimer Schule ist sehr interessiert an der
schulischen Entwicklung ihrer Kinder. Viele Eltern sprechen mehrere
Sprachen, haben zum Teil berufliche Erfahrungen im Ausland gemacht
und sind sich der Bedeutung der Mehrsprachigkeit bewusst.
Die Nähe zur Bankenstadt Frankfurt, zum Flughafen und zu vielen
internationalen Firmen prägt das Berufsbild der Elternschaft und den
Standort Marxheim als Wohnort einer weltoffenen und sprachlich
vielfältigen Bevölkerung.
Das Englische ist zur bedeutendsten Verkehrssprache der Welt
geworden. Für die Verständigung mit Menschen anderer Länder ist es
unverzichtbar. Durch das Zusammenwachsen Europas sind immer mehr
Berufe auf eine gute Beherrschung von Fremdsprachen angewiesen. Die
Zukunft Europas wird mehrsprachig sein. Englisch lernen inzwischen alle
Kinder Europas. Wer besser qualifiziert sein will, muss sehr gut Englisch
können und daneben weitere Sprachen beherrschen. Frühe
Mehrsprachigkeit bereitet unsere Kinder bestens darauf vor.
Einige Kinder in Marxheim wachsen zweisprachig auf, kennen die
englische Sprache oder haben bereits im Vorschulalter einen privaten
Englischkurs besucht.
So bieten zum Beispiel verschiedene Kitas in Hofheim und Umgebung
Englischkurse an, die sehr gefragt sind. Immer wieder wird von den
Eltern, die ihre Kinder an unserer Schule anmelden, dabei auch die
Frage gestellt, ob es ein weiterführendes Angebot gibt.
An weiterführenden Schulen wie der Main-Taunus-Schule in Hofheim
oder der Weingartenschule in Kriftel sind bilinguale Klassen Englisch
eingerichtet worden. Auch dort ist die Nachfrage der Elternschaft sehr
groß. Nach einem ersten Austausch signalisierte die Main-TaunusSchule sofort Interesse, mit der Marxheimer Schule zusammen zu
arbeiten. Herr Brabänder als unser Ansprechpartner hat uns bei der
Konzepterstellung begleitet und ist weiter im Austausch mit uns.
Das Angebot an der Marxheimer Schule ist das erste dieser Art im MainTaunus-Kreis an einer staatlichen Schule. Davor sind immer wieder
Eltern, denen die Mehrsprachigkeit ihrer Kinder wichtig ist, auf private
Grundschulen ausgewichen. Durch das Angebot an der Marxheimer
Schule schicken diese Eltern ihre Kinder nun auch weiterhin auf eine
öffentliche Schule. In den letzten beiden Jahren, seit unser Angebot
besteht, haben wir zahlreiche Nachfragen von Eltern auch außerhalb
unseres Schulgebietes. Zum Teil erreichen uns sogar Mails aus dem
Ausland von Familien, die ihre Rückkehr nach Deutschland planen und
möchten, dass ihre Kinder auch weiterhin die englische Sprache üben
können.
Voraussetzungen an der Marxheimer Schule für ein Englischangebot
Bei der Einrichtung eines Englischangebotes in einer Regelschule, sollte
eine Spaltung in die Kinder, die am Angebot teilnehmen können und die
Kinder, die nicht daran teilnehmen, unbedingt vermieden werden. Diese
Gefahr besteht jedoch in großen Systemen, wenn nur eine Klasse ein
englisches Angebot hat.
Da die Marxheimer Schule nur zweizügig ist, ist es möglich den
Unterricht so zu organisieren, dass Kinder aus beiden Klassen am
Projekt teilnehmen können. So ist auch ein Ausscheiden aus dem
Projekt heraus in die Regelklasse zurück ohne weiteres möglich, wenn
es sich zeigen sollte, dass sich ein Kind in dem Projekt nicht wohl fühlt
oder durch die zusätzlichen Stunden überfordert ist.
Gleichzeitig soll die Teilnahme an dem Projekt auch eine hohe
Verbindlichkeit haben. Deshalb schließen die Eltern mit der Schule einen
Vertrag über die Teilnahme ihres Kindes. Eine Herausnahme aus dem
Projekt ist so nur in Absprache mit den beteiligten Lehrkräften möglich.
Da das Sprachenkonzept auf der Nutzung der englischen Sprache in
unmittelbaren Zusammenhängen (beispielsweise Bauernhofbesuch,
Kleintierzuchtverein, Kirche, Hofladen etc.) basiert, bietet die Lage der
Marxheimer Schule im alten Ortskern vielfältige Möglichkeiten zur
unmittelbaren Begegnung mit Sachthemen.
Vorteile des frühen Sprachunterrichtes
Sprachen können zwar in jedem Alter gelernt werden, aber die
Erfahrungswerte anderer Grundschulen, die schon seit Jahren bilingual
arbeiten, belegen eindeutig, dass die Zeit vor der Einschulung und
während des Grundschulbesuchs besonders günstig ist.
Zweisprachiges Lernen ist aber auch eine Reaktion auf aktuelle
Ergebnisse der Lern- und Gehirnforschung, die für den Primarbereich
äußerst günstige Voraussetzungen für das Sprachenlernen
nachgewiesen haben. Grundschulkinder befinden sich innerhalb ihrer
kognitiven Entwicklung in einer besonders lernbegünstigten
Entwicklungsphase.
Frühe Mehrsprachigkeit fördert Kinder in ihrer intellektuellen und
sprachlichen Entwicklung. Mehrsprachig aufgewachsene Kinder sind
sprachlich gewandt und lernen leichter Fremdsprachen.
Zahlreiche wissenschaftliche Studien, wie die von Professor Wode, der
sich in Kiel auf die bilinguale Arbeit im Bereich Englisch in Kindergarten
und Schule spezialisiert hat, haben gezeigt, dass frühes Sprachenlernen
die kognitive Entwicklung der Kinder fördert. Sie entwickeln ein
Bewusstsein für die Funktion der Sprache im Allgemeinen. Sie sind
kreativer und es fällt ihnen leichter, Problemlösungsstrategien zu
entwickeln. Sie lernen es, flexibel zu denken, alternative
Lösungsmöglichkeiten zu suchen, sich auszudrücken und sich stärker in
andere hineinzuversetzen (Empathie). Gleichzeitig erweitert sich ihr
Weltbild, sie erfahren, dass es Kinder gibt, die in anderen Sprachen
sprechen, die Muttersprache nur eine von vielen möglichen ist.
In der Grundschule geht es nicht um einen systematischen,
lehrgangsorientierten Fremdsprachenerwerb, bei dem durch das
Erlernen grammatischer Strukturen, die Ausdrucksfähigkeit immer weiter
gefördert wird, von zunächst einfachen Sätzen zu immer komplexeren
Aussagen, sondern zunächst um die Schaffung einer positiven Haltung
dem Fremden gegenüber. Fremdheitserfahrung, Toleranz und der
Aufbau einer langfristigen Motivation für eine neue Sprache stehen im
Vordergrund. Hier bestehen durch die Verbindung von sprachlichem und
kulturellem Bereich auch sehr gute Anknüpfungspunkte an die
interkulturelle Erziehung. Ganzheitlichkeit, Musik, Spiel und aber auch
eine vertretbare Anstrengung prägen dieses Konzept. Indem man sich
mit einem Thema in Englisch beschäftigt, sein Wissen über dieses
Gebiet erweitert, wächst gleichzeitig, fast unmerklich, auch die
Ausdrucksfähigkeit. Ein neuer Wortschatz wird erworben, Mustersätze
erleichtern die Mitteilung. So wie ein Kind als Kleinkind die
Muttersprache in der Auseinandersetzung mit seiner Umgebung erlernt
hat, soll ihm der bilinguale Unterricht in der Grundschule die Möglichkeit
geben, ähnliche Sprachkompetenz in einer weiteren Sprache zu
erwerben.
Außerdem trägt bilingualer Unterricht zum Kennenlernen und
Verständnis fremder Kulturen bei. Dadurch werden Toleranz und
Akzeptanz gegenüber Fremdem geübt und Ängste abgebaut.
Sprachenlernen in der Grundschule basiert auf dem Prinzip der
Immersion. Immersion bedeutet so etwas wie „Sprachenbad“. Nicht die
Sprache an sich ist Unterrichtsinhalt, sondern in der Sprache werden
Themen erarbeitet. Wenn die Schüler im Spielen vergessen, dass sie
beim Sprechen eine andere Sprache benutzen, ist das Ziel erreicht.
Alles in der neuen Sprache wird zu Anfang verstärkt und erklärt durch
Zeigen und Bilder. Grammatikalische Regeln und Vokabeln werden nicht
zum Thema gemacht. Die Kinder lernen unbewusst. Zuerst verstehen
sie, dann beginnen sie nach und nach zu sprechen – spielerisch. Kinder
werden frei von Druck an die Sprache herangeführt. Sie verlieren die
Scheu und gebrauchen die neue Sprache mit Spaß.
Die Kinder hören und benutzen das Englische dann tagtäglich.
Wichtig ist, dass durch das Projekt die Stundentafel ergänzt.
Unterrichtssprache ist nach wie vor Deutsch und im ersten Schuljahr
erfolgt die Alphabetisierung auf Deutsch. Als zusätzliches Angebot
kommt täglich eine Stunde in der englischen Sprache hinzu. Da dieses
Angebot sehr spielerisch aufgebaut ist, haben Erfahrungen gezeigt, dass
es auch für die Erstklässler keine Überforderung bedeutet. In den letzten
beiden Jahren hat sich gezeigt, dass die Kinder mit großer Freude an
dem Angebot teilnehmen und es nicht als zusätzliche Belastung
empfinden.
Der Schwerpunkt liegt auf dem Erwerb einer kommunikativen
Kompetenz in der englischen Sprache. Die Alphabetisierung für Englisch
erfolgt frühestens in der 2. Klasse.
Zusammenarbeit mit dem Schulamt
Von Anfang an stand das Schulamt unserem Projekt sehr
aufgeschlossen gegenüber. Frau Klingkowski, die zuständige
Schulamtsdirektorin hat uns in der gesamten Planungsphase unterstützt
und beraten. Nach dem Abschluss der Konzepterstellung wurde mit dem
Schulamt ein Arbeitsvorhaben vereinbart, zwei Jahre lang die
Sprachenarbeit zu erproben und innerhalb dieser Zeit unsere Arbeit zu
evaluieren.
Von Frau Klingkowski kam auch der Hinweis, dass die Universität
Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium für alle
Schulformen eine Zertifizierung im „bilingualen unterrichten und lernen“
anbietet, an dem die Schulleitung teilgenommen hat. Die dort gewonnen
Erkenntnisse wurden in der Konferenz dem Kollegium weiter vermittelt.
Evaluation des Sprachenprojektes
Für diese Evaluation wurden die Kinder befragt, die an dem Angebot
teilnehmen, die Eltern, deren Kinder teilnehmen sowie die Lehrkräfte.
Die Rückmeldung war, abgesehen von Verbesserungsvorschlägen in
Kleinigkeiten, durchweg positiv. Die Eltern berichten davon, mit welchem
Eifer die Kinder die Sprache erlernen und dass sie das Erlernte stolz
nach Hause tragen. Auch die Kinder berichteten, was sie schon alles
gelernt haben und wissen.
Eine Aussprache in der Gesamtkonferenz ergab, dass das
Sprachenkonzept gut in die Arbeit der Schule integriert ist. Die
Kolleginnen koordinieren regelmäßig miteinander und tauschen sich aus.
Die britischen Kolleginnen berichten, mit welcher Leichtigkeit die Kinder
sich daran gewöhnt haben, dass im Unterricht nur Englisch gesprochen
wird und wie viel sie bereits nach wenigen Wochen verstehen und
umsetzen können.
Die Marxheimer Schule als Gütesiegelschule
Die Marxheimer Schule hat seit 3 Jahren das Gütesiegel Hochbegabung.
In diesen Rahmen gehört auch unser Englischangebot für
leistungsinteressierte Kinder, die bereits in der Grundschule die
Möglichkeit erhalten, Englisch zu lernen.
Eigenes Konzept der Marxheimer Schule
In jedem Jahrgang gibt es zwei Parallelklassen. Für das Englischprojekt
können aus beiden Klassen Kinder angemeldet werden.
An dem Projekt können Kinder aus dem Einzugsgebiet der Marxheimer
Schule teilnehmen aber auch Kinder aus anderen Bezirken. Sollten mehr
Anmeldungen vorliegen als Plätze im Projekt bereit stehen, bleibt eine
Auswahl der Schulleitung vorbehalten. Hierfür erstellt die
Gesamtkonferenz zusammen mit der Fachkraft für den bilingualen
Unterricht einen Kriterienkatalog.
Kinder aus beiden ersten Klassen werden in einer Gruppe zusammen
gefasst, die drei Wochenstunden mehr Unterricht hat als die übrigen
Erstklässler. Diese drei Stunden werden von einem Native Speaker,
einer englischen Lehrkraft in englischer Sprache erteilt. Da nicht die
Sprache an sich sondern die Inhalte im Vordergrund stehen sollen,
mussten die Lehrkräfte ein Curriculum entwickeln, dass den Kindern die
Möglichkeit bietet in vielfältiger Weise englischsprachige Kulturen
kennen zu lernen. Da ein solches Curriculum bisher noch nicht vorlag,
haben die Englischkolleginnen ein eigenes Konzept entwickeln, dass
durch die Erfahrungen immer wieder evaluiert und verbessert wird.
Damit die Kinder auch wirklich in eine englischsprachige Umgebung
eintauchen können, ist zunächst ein, später ein zweiter Englischraum
eingerichtet worden.
Zusätzlich zu den drei Wochenstunden Englisch kommen zwei
Wochenstunden in einem weiteren Fach (Musik, Kunst, Sport) dazu. In
diesen Stunden werden die Klassen geteilt. Eine Hälfte der Klasse wird
vom Klassenlehrer unterrichtet, die andere Gruppe von der
englischsprachigen Kollegin. Dies macht eine intensive Koordination
erforderlich.
Ab Klasse 3 wird die Zahl der zusätzlichen Stunden reduziert, weil die
Kinder aus dem Frühenglisch herausgenommen werden und diese
beiden Stunden zu den bilingualen Stunden hinzukommen. Im 3. und 4.
Schuljahr wird also nur noch eine Stunde zusätzlich zur Stundentafel
angeboten.
Zunächst war die Überlegung die Fächer, die in Englisch unterrichtet
werden, halbjährlich oder sogar im Projektcharakter zu wechseln. Die
Praxis hat jedoch gezeigt, dass der Kunstunterricht bzw. Musik und die
dritte Sportstunde dafür besonders gut geeignet sind.
Abgrenzung zum Frühenglisch
Auch die Kinder, die nicht am Sprachenprojekt teilnehmen, haben
natürlich ab der dritten Klasse Frühenglisch.
Während der Frühenglisch-Unterricht den Kindern die Möglichkeit geben
soll, einer fremden Sprache zu begegnen und die Erfahrung zu machen,
dass es auf der Erde noch ganz andere Sprachen und Kulturen als die
eigene gibt, soll im englischen Projekt eine Mehrsprachigkeit der Kinder
gefördert werden. Der Frühenglisch-Unterricht bahnt erste Erfahrungen
mit Fremdsprachen an, in einer multikulturellen Gesellschaft ist es noch
dazu eine verbindende Erfahrung für Kinder unterschiedlicher Herkunft,
gemeinsam eine Sprache zu lernen, die für sie alle neu ist.
Das Projekt strebt diese Erfahrungen natürlich auch an, geht aber
wesentlich weiter. Es möchte Kindern wirklich sprachliche
Kommunikationsfähigkeit in einer Sprache ermöglichen.
Grundschulkinder sind in einem Alter, in dem sie leicht durch
Nachahmung eine neue Sprache erlernen und darin eine
Kommunikationskompetenz erreichen können, wie sie in späteren
Jahren kaum mehr möglich ist. Auch hat die Erfahrung gezeigt, dass die
Kinder durch das ständige Hören und Sprechen zu einer akzentfreien
Aussprache gelangen können.
Wichtig ist, dass beim Englisch-Unterricht nicht das Erlernen der
Sprache im Mittelpunkt steht, sondern der Austausch über ein Thema.
So soll es durch die Kinder nach und nach selbstverständlich werden,
sich in Englisch auszutauschen und ihr Wortschatz und ihre
Kommunikationskompetenz nach und nach erweitert werden. In einem
Englischprojekt begegnen sich Kinder mit ganz unterschiedlichen
Erfahrungen in der englischen Sprache. Solche, die schon in einem
englischsprachigen Land gelebt haben, solche die Englisch zuhause
sprechen, diejenigen, die Englisch bereits im Kindergarten angefangen
haben zu lernen und komplette Neuanfänger.
Durch ein sehr anschauliches Material und einfachste Strukturen werden
alle nach und nach in die Lage versetzt, in der Sprache zu
kommunizieren. Kinder, die bereits über Sprachkenntnisse verfügen
helfen den Neuanfängern und übernehmen so eine wichtige Aufgabe in
der Gruppe.
Ziele des englischen Projekts:
Ziele sind unter anderem:
• Kennenlernen fremder Kulturen
• Erwerb von Toleranz und Akzeptanz
• Förderung der intellektuellen und sprachlichen Entwicklung
• Förderung der Kreativität
• Förderung des flexiblen Denkens
• Empathie
• Vorbereitung der Kinder auf die Anforderungen der Berufstätigkeit
in einer globalen Welt
• Erwerb sprachlicher Kompetenz (siehe unten!)
• Sprachenlernen nach dem Immersions-Modell
Wissens- und Kompetenzentwicklung
Im Vordergrund des Sprachenlernens soll das Erreichen folgender
Kompetenzen stehen:
•
•
•
•
Grundlegende kommunikative Kompetenzen im Hörverstehen
Grundlegende kommunikative Kompetenzen im Sprechen
Grundlegende kommunikative Kompetenzen im Lesen
Grundlegende kommunikative Kompetenzen im Schreiben
• Grundlegende Kompetenzen der Kultur des englischsprachigen
Raumes
• Grundlegende landeskundliche Kenntnisse
Von Elternseite wurde anfangs die Sorge geäußert, Kinder, die aufgrund
eines Umzuges die Schule wechseln müssten oder an eine
weiterführende Schule wechseln, an der es kein Englischangebot gibt,
könnten nicht weiter gefördert werden.
Ein Kind kann aus dem Projekt jedoch auch jederzeit in eine andere
Schule wechseln. Hört der Sprachkontakt auf, fällt das Kind in der
Fremdsprache nur ein wenig zurück. Die Zeit war dennoch nicht
umsonst, denn verschüttete Sprache kann jederzeit reaktiviert werden,
wenn der Sprachkontakt später wieder hergestellt wird. Auf jeden Fall
profitieren die Kinder von der sprachlichen Kompetenz, die sie sich
erworben haben.
Zusammenarbeit mit den Kindergärten und den weiterführenden
Schulen:
Dennoch legen wir großen Wert darauf, dass unser Angebot nicht isoliert
in Hofheim besteht. Wir suchen nach beiden Richtungen Anschluss. Oft
besteht bei Kindern, die bereits im Kindergarten an einer Englischgruppe
teilgenommen haben, der Wunsch, an unsere Schule zu wechseln, um
weiter an einem Englischangebot teilnehmen zu können.
Neben der Kooperation mit den Kindergärten – es gibt regelmäßige
Treffen zwischen allen Marxheimer Kindergärten und Schulen - ist uns
natürlich auch die Zusammenarbeit mit den weiterführenden Schulen
sehr wichtig. Wir haben bereits ganz zu Beginn unserer Konzeptplanung
die Main-Taunus-Schule als eine weiterführende Schule in Hofheim mit
bilingualem Angebot als Kooperationspartner gewinnen können. Herr
Brabänder, der Leiter des Bilingualen Zweiges ist regelmäßig über die
Fortschreibung unseres Konzeptes informiert worden und hat uns mit
Rat und Tat zur Seite gestanden. Von ihm haben wir viele nützliche
Hinweise erhalten, worauf bei der Planung eines solchen Projektes
besonders geachtet werden sollte. Er hat für uns auch den Kontakt zur
Vereinigung der Schulen mit deutsch-englisch bilingualem Zug in
Hessen e.V. hergestellt, der wir als Schule beigetreten sind. Außerdem
wurden weitere regelmäßige Treffen zum Erfahrungsaustausch
vereinbart.
Die Main-Taunus-Schule ihrerseits denkt darüber nach, wie sie für die
Kinder, die aus dem bilingualen Projekt der Marxheimer Schule an ihre
Schule kommen und dort erst im 7. Schuljahr wieder bilingualen
Unterricht haben werden, für die Übergangszeit ein zusätzliches Angebot
machen können. Dafür könnte sich zum Beispiel eine AG anbieten.
Zusammenarbeit mit der Universität Frankfurt
In diesem Jahr gab es intensive Gespräche mit der Universität Frankfurt
über eine Zusammenarbeit.
Zunächst wurde vereinbart, dass die Erstklässler in diesem Schuljahr –
mit Einverständnis der Eltern – getestet werden sollen. Wenn diese
Tests in regelmäßigen Abständen wiederholt werden, kann man die
Lernentwicklung von den Kindern, die am Sprachenprojekt
teilgenommen und denjenigen, die „nur“ den Frühenglischunterricht
besucht haben, vergleichen. Dadurch erfolgt eine Evaluation der Arbeit
in dem Englischangebot.
Außerdem ist die Erstellung von grundschulgeeignetem Material geplant.
In Seminaren sollen die Lehramtsstudenten Material für den
Englischunterricht erstellen, welches dann in der Praxis erprobt werden
kann. Die erste Gruppe wird im jetzigen Wintersemester mit der Arbeit
beginnen.
Kriterien für die Aufnahme in das Bilinguale Projekt:
Die letzten drei Jahre haben gezeigt, dass das Interesse und die
Nachfrage am Englischprojekt viel größer sind als die vorhandenen
Plätze. Deshalb musste ein Auswahlverfahren gefunden werden.
Erfahrungen aus anderen Grundschulen, die bilingual arbeiten, haben
gezeigt, dass Kinder, die erfolgreich in einem solchen Angebot
mitarbeiten können sollen, bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen.
Hierbei geht es jedoch ausdrücklich nicht um eine Bestenauswahl,
sondern es geht unter anderem um den Entwicklungsstand des Kindes
und seine Interessen. So können wir immer wieder Kinder mit
Migrationshintergrund in das Projekt aufnehmen. In einer
Schulentwicklungskonferenz mit dem Schwerpunktthema „Arbeit im
Englischprojekt“ hat sich die Gesamtkonferenz auf folgende Kriterien
geeinigt:
• Das Kind sollte Freude und Interesse am Erlernen/Üben der
englischen Sprache haben.
• Das Kind muss altersgemäß entwickelt und schulreif sein.
• Das Kind sollte die eigene Muttersprache und gegebenenfalls auch
die deutsche Sprache gut und fehlerfrei beherrschen.
• Es sollte eine Beziehung zu einem englisch-sprachigen Land
bestehen. Dies ist wichtig, damit die erworbenen Kenntnisse
tatsächlich auch im Alltagsleben angewendet werden können.
• Das Kind sollte sich über einen längeren Zeitraum konzentrieren
können.
Zusammenarbeit mit der Schulkinderbetreuung im Kinderhaus:
An der Marxheimer Schule gibt es einen sehr engagierten
Betreuungsverein, der die Kinderbetreuung im benachbarten
Schulkinderhaus organisiert. Die zunehmende Nachfrage nach
Betreuungsplätzen hat zu einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen
Schule und Betreuung geführt. Durch das Sprachenprojekt ist der Bedarf
an Betreuungsplätzen noch weiter gestiegen. Derzeit besuchen von 136
Kindern 82 die Betreuung.
Von beiden Seiten ist die Bereitschaft groß, für die Erweiterung der
Betreuungsplätze gemeinsame Konzepte zu entwickeln. In einem ersten
Schritt hat die Schule der Betreuung angeboten, die Schulküche –
beispielsweise für die Auslagerung einer Essensgruppe – und einen
leerstehenden Klassenraum mitzunutzen. Die Nutzung der
Klassenräume am Nachmittag für Hausaufgaben, Bastel- oder
Spielangebote ermöglicht es dem Betreuungsverein, mehr Kinder als
bisher aufzunehmen. Von der Schule aus gibt es darüber hinaus das
Angebot, bei schlechtem Wetter auch den Mehrzweckraum für
angeleitete Sport- oder Spielphasen zu nutzen.
Finanzieller und personeller Mehrbedarf:
Zur Umsetzung des Projekts wurden zwei Nativespeaker mit jeweils
halber Stundenzahl benötigt. Sie decken neben den Englischstunden
den Frühenglischunterricht ab und können aufgrund ihrer
Lehrerausbildung auch im allgemeinen Unterricht eingesetzt werden.
Daraus ergibt sich folgender Stundenbedarf:
• 1. Klassen 5 Stunden + 1 Koordination
• 2. Klassen 5 Stunden + 1 Koordination
• 3. Klassen 7 Stunden + 1 Koordination
• 4. Klassen 7 Stunden + 1 Koordination
28 Stunden (davon sind 12 Stunden zusätzlich)
Außerdem mussten die Räume eingerichtet und kindgerechtes
Anschauungsmaterial angeschafft werden. Lehrwerke sind nur begrenzt
einsetzbar, weil sie nicht genau auf diese Zielgruppe zugeschnitten sind.
Deshalb wird die Marxheimer Schule künftig mit der Universität Frankfurt
kooperieren.
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