Mikroökonomie Vorlesung 4 vom 26. März 2015 &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘>ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϭ Inhalt der VWA Vorlesung Mikroökonomie (1): Teil 1 Einstimmung Teil 2 Grundbegriffe: Definitionen, Inhalte, Problematik Teil 3 Chancen und Grenzen des Wirtschaftswachstums: 3.1 Produktionsfaktoren und Produktionselemente 3.2 Die Produktionselemente Arbeit, Natur, Kapital 3.3 Das Ertragsgesetz 3.4 Die Arbeitsteilung und das Lenkungsproblem 3.5 Die Wirtschaftsordnungen &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ Ϯ Teil 4 Grundlagen der Preistheorie Teil 5 Grundlagen der „Monetären Stabilität“: Die Aufgaben des Geldes und der Geldpolitik in der Marktwirtschaft stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdh ĞƌůŝŶWƌŽĨ͘>ĞĐŚŶĞƌ &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ DŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϯ Vorab: Einige Übungs- und Wiederholungsfragen stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘>ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ ϰ 1. Welche Merkmale kennzeichnen einen “vollkommenen Markt“ ? 2. Was versteht man unter der „Lohnquote“ im Rahmen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung einer Volkswirtschaft? Bedeutet eine Verringerung der Lohnquote, dass das Einkommen der Arbeitnehmer a) absolut b) relativ sinkt? 3. Definieren Sie den Begriff „Faktorproduktivität“! Weshalb lässt sie sich nicht berechnen? 4. Der technische Fortschritt ersetzt immer mehr menschliche Arbeitskraft durch Maschinen aller Art (z. B. Roboter). Macht diese Entwicklung das wirtschaftspolitische Ziel „Vollbeschäftigung“ illusorisch? 5. Wirtschaftliches Wachstum hat dazu geführt, dass die wichtigsten Bedürfnisse längst befriedigt sind. Sollte deshalb die Wirtschaftspolitik das Ziel „Nullwachstum“ anstreben? &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘>ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϱ Zweiter Teil der VL: Chancen und Grenzen des Wirtschaftswachstums: 3.1 Produktionsfaktoren und Produktionselemente 3.2 Die Produktionselemente Arbeit, Natur, Kapital 3.3 Das Ertragsgesetz 3.4 Die Arbeitsteilung und das Lenkungsproblem 3.5 Die Wirtschaftsordnungen &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϲ Produktionsfaktoren sind knappe Güter, die zur Herstellung anderer Güter in betrieblichen Leistungserstellungsprozessen verwendet, d. h. gebraucht und verbraucht werden. Produktionselemente sind die Bestandteile , die nicht produziert werden können. Die Grenzen des Wachstums sind einerseits durch die Menge und Qualiltät der Produktionselemente bestimmt. Hinzu kommen als Bestimmungsfaktoren des Wirtschaftswachstums a) Das Ertragsgesetz b) die Arbeitsteilung zwischen Wirtschaftseinheiten und c) die Wirtschaftsordnung &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϳ Das Produktionselement Kapital Die Vieldeutigkeit des Kapitalbegriffs in Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre In der Volkswirtschaftslehre wird der Begriff Kapital meist im Sinne von Kapitalgütern (z. B. Maschinen) verwendet. Der Kapitalmarkt hingegen ist meist der Markt für Beteiligungen und langfristige Kredite. Weder Kapitalgüter noch Kredite noch gar Geld sind Produktionselemente. &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϴ Der Sachverhalt „Produktionselement Kapital“ erschließt sich bei einer realwirtschaftlichen Analyse des Kapitalmarkts. Was heißt „realwirtschaftliche Analyse des Kapitalmarkts“ konkret? &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϵ Als Markt wird der Ort bezeichnet, auf dem ein bestimmtes Gut gegen ein anderes bestimmtes Gut getauscht wird. In modernen Marktwirtschaften wird meist ein bestimmtes Gut gegen Geld getauscht Ware, Dienstleistung Geld &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϭϬ Die realwirtschaftliche Analyse des Kapitalmarkts befasst sich mit dem Güterstrom auf einem Markt, der nicht Geldstrom ist, also hier mit „Ware, Dienstleistung: Ware, Dienstleistung Geld &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϭϭ Bedingung für das Zustandekommen von Markttransaktionen: 1. Verschiedene Güter 2. Übereinstimmung („Koinzidenz“) der Interessen 3. Gleichwertigkeit der Güterströme Angewendet auf den Kapitalmarkt: „Kapital“ Geld &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϭϮ Erste Erkenntnis auf der Grundlage dieses Marktmodells: „Kapital“ ist der eine Teil der Kapitalmarkttransaktionen, „Geld“ der andere Teil der Kapitalmarkttransaktionen Die Geldpolitik hat die Aufgabe, die Nachfrage nach Kapital zu ermöglichen, stellt aber nicht „Kapital“ zur Verfügung. Was also ist dann konkret dieses „Kapital“, das gegen Geld nachgefragt wird? Das ist der Gegenstand der „realwirtschaftlichen Analyse des Kapitalmarkt“! stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘>ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ ϭϯ Der konkrete Inhalt des Begriffs „Produktionselements Kapital“ erschließt sich, wenn der Sachverhalt „Investition“ realwirtschaftlich, also unter Ausschluss der Geldtransaktionen, betrachtet wird. Eine „Investition“ stellt sich in dieser realwirtschaftlichen Betrachtung als ein Vorgang im betrieblichen Leistungserstellungsprozess dar. Dieser Vorgang ist dadurch gekennzeichnet, dass zur Durchführung bestimmter Produktionsvorgänge der Marktwert der Einkäufe („input“) zeitweilig höher ist, als der Marktwert der Verkäufe („output“). &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϭϰ Beispiel: Ein Gebäude soll errichtet werden Bauzeit: 1 Jahr Baukosten: 1 Million $ Gütereinkäufe im ersten Jahr: 1 Million $ Güterverkäufe im ersten Jahr: 0$ Um die realwirtschaftliche Analyse des Kapitalmarkts von den monetären Analysen deutlicher zu unterscheiden, spricht man statt von „Einkäufen“ von „Absorption“ von Gütern von den Märkten. &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϭϱ In der realwirtschaftlichen Analyse des Kapitalmarkts ist deshalb ein Investitionsprozess dadurch gekennzeichnet, dass die Investoren Absorptionsüberschüsse bei der Planung ihrer Investitionen berücksichtigen müssen: Sie müssen also das Problem lösen, dass für das geplante Investitionsvorhaben die Umsätze auf den Beschaffungsmärkten höher sind als die gleichzeitigen Umsätze auf den Absatzmärkten. &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϭϲ A bsorpt ionsD efizit input A bsorpt ionsÜ berschuß output Zeit t0 t1 tn Absorptionsüberschuß und -defizit im Produktionsprozeß &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϭϳ Berechnung des Absorptionsüberschusses: Bauzeit: 1 Jahr Baukosten: 1 Million $ Gütereinkäufe im ersten Jahr: 1 Million $ Güterverkäufe im ersten Jahr: 0$ Absorptionsüberschuss 1 Million $ &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϭϴ Das Alimentierungsproblem bei Investitionen In der Marktwirtschaft erhält die einzelne Wirtschaftseinheit Güter im Tausch gegen andere Güter gleichen Werts. Die Investoren stehen deshalb vor dem Problem, die geplanten Investitionsprozesse mit produzierten Gütern „alimentieren“ zu müssen. In der monetären Betrachtung ist dass ein Finanzierungsproblem. In der realwirtschaftlichen Betrachtung entsteht die Frage, wie ein Unternehmen produzierte Güter erhält, obwohl es keine produzierten Güter anbieten und verkaufen kann. Das Unternehmen hat ein Alimentierungsproblem. &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϭϵ Wie ist das Alimentierungsproblem zu lösen? In volkswirtschaftlicher Sicht: Die zeitweilige Übernachfrage der Investoren nach produzierten Gütern kann befriedigt werden, wenn Wirtschaftseinheiten im Umfang der Übernachfrage der Investoren entsprechend weniger nachfragen. In der Sprache der realwirtschaftlichen Analyse der Kapitalmärkte: Es muss Wirtschaftseinheiten geben, die weniger produzierte Güter nachfragen als sie den Märkten zur Verfügung gestellt haben, die weniger in Anspruch nehmen als sie geleistet haben. &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϮϬ Das Alimentierungsproblem wird also durch Wirtschaftseinheiten gelöst, die mehr leisten als sie gleichzeitig in Anspruch nehmen, die also ein Absorptionsdefizit aufweisen. Diese Wirtschaftseinheiten werden Sparer genannt. &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ Ϯϭ Sind Wirtschaftseinheiten mit Absorptionsdefiziten Konsumenten (Haushalte), dann sprechen wir von Wirtschaftseinheiten, die Konsumverzicht üben. Dabei wird häufig übersehen, dass nicht nur Haushalte, die sparen, Absorptionsdefizite aufweisen, sondern auch Unternehmen. Bei Unternehmen entstehen Absorptionsdefizite, wenn sie z. B Gewinne nicht ausschütten, sondern „anlegen“. Auch Abschreibungsgegenwerte müssen in diesem Sinne „angelegt“ werden. &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϮϮ Einige Folgerungen aus der realwirtschaftlichen Analyse der Kapitalmärkte: 1. Ohne Sparen keine Investition: Die Investoren benötigen produzierte Güter im Wert der geplanten Absorptionsüberschüsse. Daraus folgt der Teufelskreis der Armut: Wer arm ist, kann nicht sparen. Wer nicht sparen kann, kann nicht investieren. Wer nicht investiert, bleibt arm. &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ Ϯϯ 2. Geldschöpfung und Kapitalknappheit Das auf den Kapitalmärkten gehandelte Gut heißt „Absorptionsdefizite“. Geldpolitiker können das Geldangebot erhöhen („Bedienung der Notenpresse“). Sie erbringen aber keine Absorptionsdefizite, sie produzieren keine Ersparnisse. Verwechselt die Zentralbank Geld mit Ersparnissen, erhöht sie die Nachfrage nach produzierten Gütern, ohne dass gleichzeitig das Angebot an produzierten Gütern steigt. Wenn die Geldpolitiker Absorptionsdefizite mit Geld verwechseln und meinen, dadurch den Kapitalmangel verringern zu können, produzieren sie Inflation &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ Ϯϰ 3. Das auf dem Kapitalmarkt gehandelt Gut Auf den Kapitalmärkten werden in realwirtschaftlicher Betrachtung Absorptionsdefizite gehandelt: Ersparnisse (Absorptionsdefizite) Geld Die Geldpolitiker (Zentralbank) ist wie auf anderen Märkten für die Geldversorgung für Umsatzzwecke zuständig. Aber auf dem Markt für Ersparnisse hat sie nichts zu suchen &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ Ϯϱ 4. Kapital als Produktionselement Der Gesamtwert der Absorptionsdefizite, die für produktive Zwecke zur Verfügung gestellt werden können, wird durch die Einkommen der betreffenden Volkswirtschaft begrenzt. Die Sparfähigkeit ist also nicht durch Mehrsparen beliebig erweiterbar. Diese Grenzen des Wachstums werden in der Praxis dadurch eingeengt, dass bei gegebener Sparfähigkeit die Sparwilligkeit eine wichtige Rolle spielt. Die Sparwilligkeit lässt sich politisch sowohl im negativen Sinne als auch im positiven Sinne beeinflussen. &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ Ϯϲ 5. Kapitaldisposition Absorptionsdefizite werden nicht nur für Investitionen verwendet. Da „Kapital“ aber als Produktionselement dient wird im Anschluss an den schwedischen Ökonomen Gust Cassel bei Ersparnissen, über deren Zweckbestimmung noch nicht entschieden ist, von Kapitaldisposition gesprochen. Von besonderer Bedeutung für die Verwendung von Kapitaldisposition produktive Zwecke ist das Investitionsklima, das entscheidend von der Politik beeinflusst wird. &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ Ϯϳ 6. Die Lasten von Investionen in der Gegenwart lassen sich nicht auf „spätere Generationen“ übertragen: Politiker der jeweiligen Opposition oder Kritiker der Verschuldung insbesondere des Fiskus behaupten oft, dass man damit die Interessen „künftiger Generation“ schädige. Eine solche Lastenabwälzung ist nicht möglich: der „Konsumverzicht“, der für die Entstehung von Kapitaldisposition unverzichtbar ist, muss immer von der gegenwärtig wirtschaftenden Generation erbracht werden („mit dem Zement, der morgen produziert wird, kann man heute keinen Beton herstellen“. &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ Ϯϴ 7. Der Kapitalbedarf der Menschheit ist für alle absehbaren Zeiten unbegrenzt. Weder auf kurze noch auf lange Sicht ist zu erwarten, dass zu viel gespart werden könnte, dass also für investitionsbereite Ersparnisse keine produktive Verwendung denkbar wäre. Insbesondere für Investitionen in Forschung und Entwicklung sind Grenzen der Inanspruchnahme von Kapitaldisposition nirgends zu erkennen. &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ Ϯϵ 8. Sparen ist nicht Nachfrageausfall: Die Entdeckung, dass Sparen mit „Konsumverzicht“ zusammenhängen kann, hat immer wieder Konjunkturtheoretiker zu der Annahme verleitet, dass Sparen schädlich ist für Wachstum und Entwicklung „Unterkonsumtiontheorien der Konjunkturentwicklung“). Keynes behauptete sogar, der Entschluss zu sparen sei gleichbedeuten mit der Entscheidung, heute nicht zu Abend zu essen so dass die Spartätigkeit das Gastgewerbe schädige. Diese Annahme ist fehlerhaft: Bei steigenden Einkommen ist Mehrkonsum und steigende Ersparnisbildung selbstverständlich. &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϯϬ Ausgewählte Übungsfragen zu Mikro/Makro 1. Erläutern Sie die Aussage: Man kann die Lasten von kreditfinanzierten Investitionen in der Gegenwart nicht auf spätere Generationen abwälzen! 2. Definieren Sie kurz folgende Begriffe :Bruttowertschöpfung - Wirtschaftswachstum input Strukturkrise - Absorptionsdefizit - Kapitaldisposition – deutsches Wirtschaftswunder 3. Aus welchen Gründen wird am wirtschaftspolitischen Ziel "Wirtschaftswachstum" Kritik geübt? Sind diese Gründe stichhaltig? &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϯϭ Übungs- und Vertiefungsfragen (2) 4. Erläutern Sie die Aussage: Ohne Ersparnisse gibt es keine Investitionen! 5. Ist nach einem Krieg, wenn alles kaputt ist, die Gewinnung von Vollbeschäftigung leicht? 6. Nennen Sie die sog. "natürlichen Bedingungen" des Wirtschaftswachstums! 7. Eine Regierung ergreife energische und erfolgreiche Maßnahmen gegen anhaltende Importüberschüsse. Welche Folgen hat das für die Kapitalknappheit in der betreffenden Volkswirtschaft? &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϯϮ 8. Erläutern Sie die Aussage Die Zentralbank hat auf dem Kapitalmarkt nichts zu suchen!? 9. Was ist in der Volkswirtschaftslehre ein "Modell"? Macht das Arbeiten mit solchen Modellen die VWL wirklichkeitsfremd? 10. Beschreiben sie den Inhalt der Produktivitätstheorie des Lohns! Weshalb ist sie für die Findung des Vollbeschäftigungslohns ungeeignet? &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϯϯ 11. Bedeutet die Spartätigkeit von Wirtschaftseinheiten Nachfrageausfall in der Volkswirtschaft? 12. Was ist eine Zahlungsbilanz? Wodurch unterscheidet sie sich von der Bilanz einer Unternehmung? 13. Beschreiben Sie die Handelsbilanz einer Unternehmung! &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϯϰ 14. Ein Haushalt finanziere eine Urlaubsreise mit Hilfe eines Bankkredits. Wie ist das zu beurteilen? 15. Was ist merkantilistische Wirtschaftspolitik? Weshalb ist sie schädlich a) für die eigene b) für die fremde Volkswirtschaft? 16. Welche Merkmale kennzeichnen ordoliberale Wachstums- und Stabilisierungspolitik? Welche spielen in der Gegenwart noch eine Rolle? 17. Erläutern Sie die Aussage: "Die Leistung des Einen ist die Chance des Anderen"! &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϯϱ Ende des Teils: Kapital als Produktionselement &ƌƺŚũĂŚƌͬ^ŽŵŵĞƌϮϬϭϱ stKƐƚďƌĂŶĚĞŶďƵƌŐͲdhĞƌůŝŶWƌŽĨ͘ >ĞĐŚŶĞƌDŝŬƌŽƂŬŽŶŽŵŝĞ ϯϲ