1 STIFTUNG DEUTSCHER POLLENINFORMATIONSDIENST

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STIFTUNG DEUTSCHER POLLENINFORMATIONSDIENST
Klimawandel beeinflusst den Pollenflug
Polleninformationsdienst beobachtet Veränderungen
Berlin, 20. April 2010. Anlässlich der Klimakonferenz „Continents under Climate
Change” weist die Stiftung deutscher Polleninformationsdienst (PID) auf neue
Erkenntnisse zum Pollenflug unter Klimawandel hin. Die von der HumboldtUniversität zu Berlin veranstaltete Konferenz findet vom 21. -23. April 2010 in
Berlin statt. „Wir beobachten Zusammenhänge zwischen Klimawandel,
Pollenflug und dem Auftreten von Allergien“, erklärt Prof. Karl-Christian
Bergmann, Allergologe und Vorsitzender der Stiftung Deutscher
Polleninformationsdienst.
Seit Anfang des Jahrhunderts steigt die Anzahl der Pollenallergiker in ganz Europa.
Unter den Menschen, die zwischen 1920 und 1980 geboren sind, hat die allgemeine
allergische Sensibilisierung um rund fünf Prozent pro Geburtsjahrzehnt
zugenommen. Heute sind junge Erwachsene zu 45 Prozent sensibilisiert. Neben den
veränderten Lebensumständen gilt der Klimawandel als entscheidender Auslöser für
diesen Anstieg. Vieles deutet auf eine Verbindung zwischen globaler
Klimaveränderung und regionaler Pollenproduktion hin. Doch erst seit ein paar
Jahren werden einzelne Klimafaktoren und ihre Auswirkungen auf den Pollenflug
näher erforscht.
Fünf Themen stehen dabei im Fokus der Pollenuntersuchungen: CO2-Konzentration,
UV-B-Strahlung, Temperaturveränderungen, neue Pollenarten und Ferntransport von
Pollen.
So scheint der Anstieg der CO2-Konzentration unmittelbare Auswirkungen auf die
Pollenproduktion zu haben: Im Gewächshaus wurden verschiedene Pflanzenarten
unterschiedlichen CO2-Konzentrationen ausgesetzt. Ergebnis: Eine hohe CO2Konzentration förderte nicht nur das allgemeine Wachstum der Pflanzen und
verschob die Blühzeit nach vorne. Auch die produzierte Pollenmenge stieg erheblich
an. Da die CO2-Belastung der Luft im vergangenen Jahrhundert weltweit stark
gestiegen ist, muss sich das auch auf die Pollenproduktion ausgewirkt haben.
Genau gegenläufig zu der CO2-Konzentration scheint die UV-B-Strahlung zu wirken.
Versuche zeigten: Je höher die UV-B-Strahlung, desto weniger Pollen bildeten die
meisten der untersuchten Pflanzenarten. Normalerweise wird der Großteil der auf die
Erde einfallenden UV-B-Strahlung von der Ozonschicht absorbiert. Je größer jedoch
der Ozonverlust in der Stratosphäre wie zum Beispiel beim Ozonloch über der
Antarktis, desto mehr UV-B-Strahlung gelangt auf die Erde.
In speziellen Klimakammern testeten Wissenschaftler auch die interaktiven Effekte
von CO2-Konzentration, Temperatur und UV-B-Strahlung. Dabei hatte die UV-BStrahlung den stärksten Einfluss auf die Pollenproduktion.
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Die Klimaerwärmung ist ein weiterer entscheidender Faktor. Die Temperatur hat
Einfluss auf die Blühzeiten, die Blühdauer und die Intensität des Pollenfluges. Eine
systematische Auswertung der Pollenflugdaten seit 1974 ergab unterschiedliche
regionale Verschiebungen: So treten in den kalten und kühlen Regionen Europas die
meisten Pollenarten etwas früher auf und fliegen kürzer. In den heißen Regionen
Europas fliegen die Pollen dagegen etwas später, aber dafür länger. Die Intensität
des Pollenflugs verstärkte sich in dieser Zeit in allen untersuchten Regionen, am
meisten jedoch in den so genannten warmgemäßigten Zonen. Als „warmgemäßigte
Klimate“ gelten die Klimazonen, in denen die Temperatur des kältesten Monats noch
zwischen +18 Grad C und – 3 Grad C liegt (siehe auch www.klima-der-erde.de).
Eine weitere wesentliche Auswirkung der Klimaerwärmung: Pflanzen siedeln in ganz
neuen Regionen. Ein beeindruckendes Beispiel in Europa ist Ambrosia. Vereinzelt
existierte die in den USA sehr verbreitete Pflanze schon länger in Europa. In den
letzten 15 Jahren hat sie sich aber massiv vermehrt. Die Folge: In Deutschland sind
bereits rund 15 Prozent aller Personen, die einen Allergietest machen lassen, gegen
Ambrosia sensibilisiert. Ambrosia besitzt eine einheimische Schwesterpflanze, den
Beifuß, dessen Pollen bei rund 20 Prozent der Pollenallergiker Beschwerden
auslösen. Beide Pflanzen haben zu 80 Prozent identische Allergene, so dass
zahlreiche Kreuzallergien auftreten. Neue Pflanzen lösen also nicht nur neue
Allergien aus, sie können auch bestehende verstärken.
Die Klimaerwärmung beeinflusst auch die vertikalen Winde. Als eine Folge davon
werden Pollen über große Entfernungen verbreitet. Dieser Ferntransport von Pollen
hat mehrere Auswirkungen: Er kann Allergiker für Pollenarten sensibilisieren, die in
der betreffenden Region gar nicht vorkommen. Zusätzlich können auch Start, Ende
und Intensität der Pollensaison verschoben werden.
Die Hinweise auf Verbindungen zwischen dem globalen Klimawandel und dem
regionalen Pollenflug sind vielfältig und vermutlich noch längst nicht in allen
Einzelheiten geklärt. Die Auswirkungen werden regional sehr unterschiedlich sein.
Die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst misst und dokumentiert das
Pollenaufkommen bundesweit seit über zwanzig Jahren. Aufgrund dieser Daten
lassen sich sowohl biologische als auch klimatische Veränderungen feststellen. Die
Auswirkungen dokumentiert und berücksichtigt der PID unter anderem in dem jeweils
aktuellen Pollenflugkalender. Mediziner, Meteorologen, Biologen, Klima- und andere
Forscher nutzen die Pollendaten des PID für eigene Untersuchungen in ihren
Fachgebieten.
Nähere Informationen und den aktuellen Pollenflugkalender erhalten Sie unter
www.pollenstiftung.de.
Pressekontakt:
Anja Bode
Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst
Geschäftsstellenleiterin
Charitéplatz 1,
D-10117 Berlin
Tel.: +49 (0)30 450 518 006
E-Mail: [email protected]
www. Pollenstiftung.de
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