Warum Latein? Sechs gute Gründe! Soll mein Kind Latein lernen, eine Sprache, die heute fast niemand mehr spricht? Macht Latein auch in einer zukunftsorientierten Gesellschaft Sinn, da Latein doch scheinbar in die andere Richtung blickt - in die Vergangenheit? Latein erlebt seit gut zehn Jahren einen unerwarteten Aufwind. Gegenüber dem Schuljahr 2000/2001 ist die Zahl der Lateinschüler um über 30% gestiegen. Im Schuljahr 2006/07 lernte in Deutschland jeder dritte Gymnasiast Latein (in Baden-Württemberg waren es noch mehr). Die Frage, ob es sich lohnt eine „tote“ Sprache zu lernen, ist die Frage nach dem Sinn und Bildungswert dieser Sprache. Wodurch aber trägt Latein zur Bildung bei? Während bei den modernen Fremdsprachen meist sofort ins Auge springt, wozu sie nützlich sind, muss man bei Latein genauer hinschauen, um seinen Bildungswert zu erkennen. 1. Latein - Trainingsfeld für die Muttersprache Selbst von weniger begeisterten ehemaligen Lateinschülern hört man häufig den Satz, Grammatik habe man erst richtig im Lateinunterricht gelernt. Warum ist das so? Im Lateinunterricht ist die Unterrichtssprache Deutsch; hier sprechen und reflektieren Ihre Kinder über sprachliche Strukturen, benennen diese und lernen grammatische Begrifflichkeiten zu unterscheiden wie z.B. Attribut und Adverbiale oder Konsekutiv- und Finalsatz. Zudem trainiert der Schüler beim Übersetzen das Ausdrucksvermögen in der deutschen Sprache und kann selbst die Bedeutung schwieriger Fremdwörter verstehen und herleiten. 2. Latein - Brücke zu den modernen Fremdsprachen Latein erleichtert den Zugang zu den modernen Fremdsprachen. Neun europäische Sprachen sind aus dem Lateinischen entstanden, darunter Französisch, Italienisch und Spanisch. Die enge Verwandtschaft – die sich sowohl in der Grammatik als auch im Wortschatz zeigt erleichtert es dem Lateiner, diese Sprachen zu lernen. Auch für Englisch, das kein unmittelbarer Abkömmling ist, ist Latein von Nutzen: Der Wortschatz lässt sich zu über 50% aus dem Lateinischen ableiten. 3. Latein – Trimm-dich-Pfad des Geistes Latein gilt schon lange als ein Ort der Geistes – und Denkschulung. Latein fordert und fördert durch seine Eigenart z.B. analytisches und kreatives Denken, ebenso wie Genauigkeit und Konzentrationsfähigkeit. 4. Latein - Vermittlerin der römischen und griechischen Kultur Lateinunterricht ist nicht nur Sprach -, sondern auch Sach- und Kulturunterricht. Er vermittelt sozusagen ein Grundlagenwissen in Sachen Altertum und führt uns damit zu unseren eigenen Wurzeln und denen Europas. Der moderne Lateinunterricht hat sich umorientiert, indem er stärkere Akzente auf Lernfelder setzt wie z.B. das Alltags- und Privatleben der Römer, Religion und Geschichte, Verfassung und Recht, griechische Mythologie und Philosophie. 5. Latein – Begegnungsort mit Texten der Weltliteratur Der Lateinunterricht hat natürlich aber im besonderen Maße die Aufgabe, wichtige Werke der römischen Literatur zu übersetzen und zu interpretieren. Ihre Kinder lesen ab Ende Klasse 9 philosophische, politisch-historische oder poetische Texte im Original. Der Lateinunterricht bleibt dabei aber nicht in der Betrachtung der alten Formen und Inhalte, sondern vergleicht mit modernen Sichtweisen und sucht den Kontakt zur Aktualität des Lebens: So werden hier Fragen behandelt, die bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben wie z. B. - Worin besteht das wahre Glück? - Wozu braucht man ethische Gesetze, wozu Gesetze überhaupt? - Warum sind Staaten nötig? - Was spricht für/was gegen die verschiedenen Staatsformen? 6. Latein und Latinum - Voraussetzung für viele Studiengänge Das Latinum ist an der Universität Voraussetzung für viele Studiengänge. Auch in Fächern, die kein Latinum verlangen, hilft Latein als Wissenschaftssprache. Wer Latein kann, arbeitet sich schnell in die Fachsprache der von ihm studierten Disziplin ein. Die Fächer, für welche das Latinum erforderlich ist, finden Sie www.altphilologenverband.de unter dem Thema „Latein als Studienvoraussetzung“. unter