12 G ö t t e r u n d S y m b o l i k Die Götter des Altertums Teil 9: Mond – die weibliche Seite der Wahrheit V o n G A BY RE H MET Die enge Verwandtschaft von Sonne und Mond spiegelt sich auch in der antiken Götterwelt wider. So wie Helios bzw. Apollo der Sonnengott war, so war seine Schwester Selene bzw. Artemis die Göttin des Mondes. Bei den Römern wurde sie als Luna verehrt. Er verkörperte das männliche, bewusste Prinzip – sie das weibliche, eher unbewusste. Sie waren das mächtige Göttergespann, das im Wechsel von Tag und Nacht über den Himmel fuhr. Ähnlich, wie das bei den Göttern des alten Ägyptens ebenfalls der Fall war. So wird Selenes Wagen von zwei weißen Kühen gezogen. Wobei durch die Symbolik der Kühe auch der nährende Aspekt der Mondgöttin dargestellt wird. Etwas anders tritt dann ihre Nachfolgerin Artemis, die jungfräuliche Göttin der Jagd auf, die durchaus ihre grausamen Seiten hatte. Doch dieses uneinheitliche Bild, das sich in der Mythologie ergibt, kann man ebenfalls symbolhaft betrachten. Schließlich ist der Mond das Gestirn, das sich dem Menschen in immer wieder veränderter Form präsentiert. Die Wandelbarkeit dieses Gestirns spiegelt sich so eben auch in der Unterschiedlichkeit seiner Gottheiten wieder. In ihm zeigen sich die sich ewig verändernden Kreisläufe der Natur. Ebbe und Flut, Geburt, Wachstum und Tod – die immer gleichen und sich doch ständig wandelnden Zyklen. Im Mond und seinen Göttinnen tritt die starke Kraft von Mutter Natur am deutlichsten in Erscheinung. Und als Herrscher über die dunkle Seite des Tages haftet ihm auch heute noch etwas Magisches, Unheimliches und Beängstigendes an. Faszinierende Mondkraft Unübersehbar ist der Einfluss des Mondzyklus auf den Monatszyklus der Frau. Dass Frauen, nicht nur in der Astrologie, mit dem Mond in enger Beziehung stehen, ist wohl verständlich. Daneben gilt Selene aber auch als Schutzgöttin der magischen Künste, der Vorhersagen und der Heilkunst. So sollen gerade in Vollmondnächten mediale Fähigkeiten und Hellsichtigkeit besonders stark ausgeprägt sein. Auch sollen Kräuter, die zu bestimmten Mondzeiten gesammelt werden, ganz spezielle Heilkräfte besitzen. Die enge Verbindung von Natur und Mensch hat sich über lange Zeit in der bäuerlichen Kultur erhalten. Mittlerweile hat das Gärtnern nach dem Mondkalender wieder viele Anhänger gefunden. Und mit dem wachsenden Selbstbewusstsein der Frauen von heute, ist auch eine Rückkehr der Mondgöttinnen zu verzeichnen. Wobei der Verbindung von Weiblichkeit und Magie eine große Bedeutung zukommt. Der Mond – Mutter und Kind in einem Im Horoskop verkörpert der Mond natürlich die Weiblichkeit. In einem männlichen Horoskop seine Anima, seine weibliche, gefühlvolle Seite und die archetypische Vorstellung, die er über eine Frau als Ehefrau in sich trägt. Zudem gibt die Stellung des Mondes auch Auskunft über das mütterliche Prinzip ganz allgemein. Die Mutter als Person, bzw. was der Horoskopeigner als schützend, nährend und Geborgenheit gebend erfährt. Somit symbolisiert er auch die Kindheit und das Kind ganz allgemein. Die Nähe zur Natur lässt es ganz selbstverständlich erscheinen, dass der Mond ebenfalls für die Triebe, die Instinkte und das Unbewusste steht. Unser Seelen- und Triebleben, das sich oft genug der Helligkeit unseres Bewusstseins entzieht und uns aus dem Dunkel des Unbewussten umso mächtiger steuert. Doch wer den Mut hat, sich auf die magische, dunkle Welt der eigenen Seele einzulassen, kann zu erstaunlichen Schätzen vordringen. Der kann Vertrauen in die Weisheit seiner intuitiven Kräfte entwickeln und sich auf seine innere Führung verlassen. Über den Mond öffnen sich die Pforten zum ewig werdenden und vergehenden Kreislauf der Natur. Und dem Wissen, dass wir alle in diesem Kreislauf geborgen sind.