D-MATH, D-PHYS Prof. J. Teichmann Funktionentheorie HS 2013 Musterlösung zur Serie 1 1. (a) Wir verwenden die Rechenregeln |a/b| = |a|/|b| sowie arg(a/b) = arga − argb ausgiebig und erhalten so √ √ √ • 2i−12i = 2 2/|i − 1| = 2, arg 2i−12i = π/2 − arg(i − 1) = −π/4, also √ √ √ 2 2i = 2e−iπ/4 = 2 − i 2. i−1 • Wegen |z/z| = 1 und weil arctan ungerade ist, erhalten wir für den Bruch √ √ 1 + 3i √ = e2i arctan( 3) = e2πi/3 . 1 − 3i Potenzieren ist nun kein Problem mehr: √ !2009 √ 1 + 3i 1 3 2009·2πi/3 4πi/3 √ =e =e =− − i. 2 2 1 − 3i • Wir rechnen erst √ die einzelnen Summanden in Polarkoordinaten um: Es gilt 1 ± i = 2e±iπ/2 . Wir potenzieren diese Terme, addieren sie iz −iz und verwenden dann die Exponentialdarstellung cos z = e +e des 2 Cosinus: (1 + i)2n + (1 − i)2n = 2n+1 cos(nπ/2). Dies ist auch bereits die Darstellung in Real- und Imaginärteilen. Für die Polarkoordinaten benötigen wir eine kleine Fallunterscheidung: ( 0, falls n ungerade ist, (1 + i)2n + (1 − i)2n = n+1 inπ/2 2 ·e , sonst. (b) Sowohl der Zähler wie auch der Nenner des Bruchs 6i−10 4+i haben keine einfach ablesbare Polarkoordinatendarstellung. Wir erweitern den Bruch deshalb mit dem komplex Konjugierten des Nenners: √ 6i − 10 6i − 10 4 − i 34i − 34 = · = = 2i − 2 = 8e3πi/4 . 4+i 4+i 4−i 17 Nun können wir leicht die dritte Wurzel ziehen: Für n = 0, 1, 2 erhalten wir die 3 Lösungen √ zn = 2eiπ/4+2inπ/3 . 2. (z 2 + 2iz − 2 + i) : (z + i − 1) = z + i + i, 2 z + (i − 1)z (i + 1)z − 2 + i (i + 1)z − 2 i 1 Rest i (5z 3 + (6 − i)z 2 + (1 − 2i)z + 3 − 2i) : (z + 2iz + i) = (1 − 2i)z 2 − 2iz − 1, Rest 3 − i 5z 3 + (i + 2)z 2 (4 − 2i)z 2 + (1 − 2i)z + 3 − 2i (4 − 2i)z 2 + 2z (−2i − 1)z + 3 − 2i (−2i − 1)z − i 3−i 3. (a) Die Bedingung |z−b| = λ|z−a| lässt sich mit z = z1 +iz2 , a = a1 +ia2 , b = b1 + ib2 umschreiben zu (1−λ2 )z12 −2(b1 −λ2 a1 )z1 +(b21 −λ2 a21 )+(1−λ2 )z22 −2(b2 −λ2 a2 )z2 +(b22 −λ2 a22 ) = 0. Dies ist eine quadratische Gleichung in z1 und z2 . Mit Hilfe von Matrizen können wir diese Gleichung wiefolgt schreiben: T z1 1 − λ2 0 z1 b1 − λ2 a1 z1 −2 +b21 +b22 −λ2 (a21 +a22 ) = 0. z2 0 1 − λ2 z2 b2 − λ2 a2 z2 Gleichungen dieser Art löst die lineare Algebra mit der Hauptachsentransformation, die in diesem Fall genau dem klassischen quadratischen −λ2 ai für i = 1, 2 erhalten wir die Ergänzen entspricht. Mit zi0 := zi − bi1−λ 2 Gleichung 2 2 0 T 0 b2 − λ2 a2 b1 − λ2 a1 1 − λ2 0 z1 z1 − +b21 +b22 −λ2 (a21 +a22 ) = 0. − z20 0 1 − λ2 z20 1 − λ2 1 − λ2 Nach etwas Umformen ergibt sich daraus 0 T 0 λ2 z1 1 − λ2 0 z1 · ((a1 − b1 )2 + (a2 − b2 )2 ). = 0 2 0 z2 0 1−λ z2 (1 − λ2 )2 2 2 Diese Gleichung ist von der Form xc2 + yd2 = e mit c = d und e > 0, stellt also eine Kreisgleichung dar. Der Mittelpunkt befindet sich bei p −λ2 a1 b2 −λ2 a2 λ ( b11−λ , 1−λ2 ), der Radius beträgt 1−λ (a1 − b1 )2 + (a2 − b2 )2 . 2 2 (b) Mit λ = 1 erhalten wir die Gleichung |z − a| = |z − b|, also den geometrischen Ort aller Punkte, die von a den gleichen Abstand haben wie von b. Dies ist genau die Gerade, die senkrecht auf der Mitte der Strecke von a nach b steht. 4. (a) Für die Wohldefiniertheit sei z ∈ D und wir müssen Im f (z) > 0 zeigen. 1+z 1+z 1−z 1 − |z|2 Im f (z) = Im i = Im i · = Im i > 0. 1−z 1−z 1+z |1 − z|2 Für die Injektivität seien z, w ∈ D, so dass f (w) = f (z). Wir folgern i 1+z 1−w =i ⇐⇒ (1 + z)(1 − w) = (1 − z)(1 + w) ⇐⇒ z = w. 1−z 1+w 2 Somit ist f injektiv. Für die Surjektivität beweisen wir in Teil (b), dass die Umkehrfunktion f −1 ebenfalls injektiv it. 1+z (b) Wir lösen w = i 1−z nach z auf und erhalten z = w−i w+i . Wir behaupten, dass g : H → D, g(w) = w−i , die Umkehrfunktion von f ist: Aus der w+i Definition folgt g(f (z)) = z. Ausserdem ist g wohldefiniert, da für jedes w ∈ H die Ungleichung |w − i| < |w + i| gilt, also |g(w)| < 1. Für Teil (a) müssen wir noch zeigen, dass g injektiv ist. Der Beweis dazu ist ähnlich wie bei f : Falls g(w) = g(z), so gilt z−i w−i = ⇐⇒ (w − i)(z + i) = (w + i)(z − i) ⇐⇒ w = z. w+i z+i (c) Offenbar können wir x−i x+i auch für reelle Zahlen x berechnen, da x 6= i. Die Funktion f −1 = g ist also über diese Formel auf die reellen Zahlen fortsetzbar. Im Folgenden sei mit f −1 also die auf R fortgesetzte Funktion gemeint. Weiter gilt für reelle Zahlen x, dass |x + i| = |x − i|, also |f −1 (x)| = 1, somit f −1 (R) ⊂ {z ∈ C | |z| = 1}. Wir können ausserdem noch sagen, dass f −1 (x) 6= 1, da x + i 6= x − i. Wir behaupten nun, damit das ganze Bild beschrieben zu haben und beweisen dies: Sei z 6= 1 mit |z| = 1. Dann 1+z ist x = i 1−z reell, was wir anhand der Rechnung von Teil (a) beweisen können: 1+z 1−z 1 − |z|2 1+z = Im i · = Im i Im i = 0. 1−z 1−z 1+z |1 − z|2 Damit ist also f −1 (R) = {z ∈ C | |z| = 1, z 6= 1}. (d) Folgender Sage-Code überprüft unsere Aussage: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 def g (w) : return (w−I ) / (w+I ) errors = 0 f o r n in r a n g e ( 1 0 0 ) : x = ( random ( ) − 1 / 2 ) ∗20000 # random number i n [ −10ˆ4 , 10ˆ4) z = g(x) a b s v a l = z . abs ( ) i f abs ( a b s v a l − 1 ) > 0 . 0 0 0 1 : e r r o r s += 1 print ” E r r o r : ” , x , ” mapped t o ” , z , ” which has a b s o l u t e v a l u e ” , a b s v a l i f e r r o r s == 0 : print ” S u c c e s s f u l l y checked 100 random numbers ! ” πz 5. Die Funktion z 7→ e 2 =: w ist auf Ω surjektiv, da der Imaginärteil von z hinreichend beschränkt ist. Das Bild dieser Funktion ist der erste offene 3 πz π π Quadrant: In Polarkoordinaten erhalten wir schnell e 2 = e 2 Re(z) · ei 2 Im(z) , wobei wir nun das Argument π2 Imz ∈ (0, π2 ) beschränken können. −1 Die Funktion h(w) = i−w mit f aus Aufgabe 4. Da der i+w ist genau h = −f erste Quadrant in der oberen Halbebene liegt, ist g(Ω) ⊂ D. Die Bedingung, dass w im ersten Quadranten liegt, sagt uns, dass arg(w + i) > arg(w − i), wie man sich an einer Skizze leicht veranschaulicht. Damit ist w−i w+i also in in der oberen Halbebene. der unteren Halbebene, respektive h(w) = i−w i+w Es fehlt noch zu zeigen, dass h surjektiv auf D ∩ H abbildet. Sei dafür z ∈ 1+z D ∩ H. Dann ist f (z) = i 1−z ∈ H. Wir rechnen 1+z z−z z+1 z−1 Re i < 0. = Im · = Im 1−z z−1 z+1 |1 − z|2 Damit ist h = −f −1 surjektiv, also folgt g(Ω) = D ∩ H. 4