2017-04-07 Mainzer Kultur: Zweite AG "Bildende Kunst"

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Mainzer Kultur
Kulturentwicklung in
der Landeshauptstadt Mainz
Dokumentation
Zweite Sitzung der AG Bildende Kunst
am 07. April 2017, 16.00-19.00 Uhr
in der BBK-Galerie, Mainz
Zweite Sitzung der AG Bildende Kunst
Moderation: Staccato Kulturberatung
Zur zweiten Sitzung der AG Bildende Kunst fanden sich wieder unterschiedliche Akteure der
Mainzer Kunstszene zusammen. 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten an diesem
Nachmittag in den Räumen des Berufsverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler Rheinland-Pfalz (BBK) über eines der Schwerpunkten-Themen aus der vorangegangenen
AG-Sitzung: Bereits im Juni 2016 war deutlich geworden, dass die Akteure sich eine Art
„Kunsthaus“ für Mainz wünschen. Die Moderatoren der Staccato Kulturberatung nahmen
die zweite AG-Sitzung zum Anlass, um gemeinsam mit den Akteuren die Grundlagen eines
Konzepts für ein solches „Kunsthaus“ bzw. für einen solchen Ort künstlerischer Begegnung
herauszuarbeiten. Voraussetzung dafür war zunächst die Auseinandersetzung mit
folgenden Fragen:
•
Was genau wird benötigt?
•
Für wen soll das „Kunsthaus“ da sein? (Zielgruppe und Akteure)
•
Welche Räumlichkeiten werden benötigt?
•
Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es? Wer könnte in ein solches Projekt
investieren? Welche Möglichkeiten der Re-Finanzierung könnte es geben?
•
Wer könnte Kurator des Projekts sein?
In Kleingruppen zu je 4-5 Personen diskutierten die Akteure im Wechsel über jede dieser
Fragen. Im Anschluss wurden die Ergebnisse aus den kleinen Workshop-Runden im Plenum
diskutiert. Es ist selbstverständlich, dass bei einem solchen umfassenden Projekt keine
Übereinstimmung in allen zu diskutierenden Punkten herrscht. Das Ziel ist es, mit dem
Konzept einen Kompromiss zwischen den Akteuren zu finden und allen Bedürfnissen bestmöglich gerecht zu werden.
In der Diskussion kristallisierte sich heraus, dass keineswegs Konsens darüber besteht, was
konkret benötigt wird, für wen ein solcher Ort geschaffen und wie er finanziert werden soll.
Einzig in Bezug auf das Kuratorium schien man sich einig, dass ein nicht-städtischer Trägerverein/ Beirat aus ansässigen Künstlerinnen, Künstlern und Institutionen geschaffen werden
sollte. Dieser wiederum ernennt einen/ eine (möglichst externen/ externe) Kurator/ in, der/
die einen auf vier Jahre befristeten Vertrag erhalten würde. Aufgabe des Kuratoriums würde
die Betreuung der Kunst und der Kunstschaffenden, sowie die Förderung des Austauschs der
Künstlerinnen und Künstler untereinander sein.
Bei der Frage, was konkret benötigt wird und welcher Räumlichkeiten es bedarf, ging es mehrheitlich um einen Ausstellungsraum mit Innen- und Außenbereich. Man wünschte sich keine
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zweite Mainzer Kunsthalle. Stattdessen wurden die ehemalige städtische Galerie im Brückenturm oder das Wiesbadener Kunsthaus als Vorbilder genannt. Gleichermaßen sollte dieser Ort
auch über einen „Kommunikationsraum“ verfügen, in dem Austausch zwischen den Künstlern
stattfinden könnte.
Einige Akteure wünschten sich in diesen Ort integrierte und für alle Künstler zugängliche
Werkstätten mit unterschiedlichen Medien, Werkzeugen, Geräten und Materialien unter der
Verwaltung eines Werkstattmeisters.
Generell wurde viel über Sinn und Zweck eines „Kunsthauses“ diskutiert, wobei zum Ende
der Veranstaltung noch keine Einigkeit darüber herrschte, was man sich konkret wünscht bzw.
woran es nun tatsächlich mangelt: Einige Akteure forderten Ausstellungsflächen für überregionale Künstlerinnen und Künstler, andere Akteure wünschen sich hingegen mehr Raum für
Austausch und Vernetzung der Mainzer Kunstszene. Wiederum anderen war es wichtig, „sozialisierte und gemeinschaftlich genutzte Werkstätten“ mit einer Grundausstattung zum Arbeiten zu schaffen. Uneinig war man sich auch darüber, wie häufig die Ausstellungen an einem
solchen Ort wechseln sollten. Konsens herrschte hingegen darüber, dass man dieses Haus
mit Gastronomie verbinden würde, entweder mit einem Café oder in Kooperation mit Winzern.
Das Thema Wohnraum und in diesem Zusammenhang vor allem der Leerstand von Wohnraum
erhitzte die Gemüter auch in dieser zweiten Sitzung der Arbeitsgruppe. Eine Akteurin forderte,
dass bei der Neuschaffung von Wohnraum in der Stadt Mainz stets eine bestimmte Quote für
neue Ateliers berücksichtigt werden sollte. Zudem wurde erneut darüber diskutiert, ob man
nicht Räume, wie die ehemalige Freiwillige Feuerwehr in der Neubrunnenstraße, den Eltzer
Hof, das Gelände der Waggonfabrik, die Neutorschule, das Allianzhaus oder die Komissbrotbäckerei kulturell und speziell für die Bedarfe der Bildenden Künstler nutzen könnte. Andere
Akteure bemerkten, dass die Nutzung von Leerstand aber auch Planungsunsicherheit und
fehlende Identifizierung mit einem Raum bedeuten könne. Auch in Bezug auf die Frage, ob
ein solches Kunsthaus eher innerstädtisch und damit zentral oder eher außerhalb der Stadt
geplant werden solle, waren sich die Akteure nicht einig, da die Beantwortung dieser Frage
voraussetzt, dass man sich über den Zweck des Hauses einig ist (eine Werkstatt kann außerhalb sein, ein Ausstellungsraum sollte besser innerstädtisch eröffnet werden).
Die Frage nach dem Zweck des Hauses war eng verknüpft mit der Frage danach, an welche
Zielgruppe man sich mit einem solchen Ort richten würde und welche Akteure dieses Haus
bespielen sollten. Auch hier gab es noch einige Unstimmigkeiten. Wie bereits zuvor beschrieben, waren Einige der Ansicht, das Haus solle hauptsächlich überregionale Gäste und Medien
beherbergen, um einen hohen Qualitätsanspruch gewährleisten zu können und möglichst
viele kulturinteressierte Menschen aller Altersgruppen anzusprechen. Wieder andere wünschten sich einen Ort, an dem Hochschulabsolventen gefördert werden, aber auch professionelle
Bildende Künstler genreübergreifend mitwirken könnten. Eine weitere Gruppe wünschte sich
ein Haus für Künstlerinnen und Künstler aus dem Großraum Mainz und KünstlerInnen, die
nicht in Mainz leben, aber dort tätig sind und plädierte für ein „Mischkonzept“:
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Bei diesem würde jeweils ein/ e Mainzer Künstler/ in und ein/ e auswärtige Künstler/ in (sowohl Darstellende als auch Bildende Künstlerinnen und Künstler) zum Zug kommen.
Eine weitere Gruppe wünschte sich eine städtische Galerie, wie sie in der Vergangenheit in
Mainz existiert hat. Hier stellte sich aber die Frage nach der Finanzierung.
Am Beispiel einer solchen Galerie wurde deutlich, dass es schwierig werden würde, die Übernahme überregionaler Künstlerinnen und Künstler in die Galerie zu rechtfertigen, sollte sich
die Stadt an der Finanzierung beteiligen bzw. den Großteil tragen.
Kunst als Marketinginstrument zu sehen wurde ebenfalls durchaus kontrovers angesehen.
Doch welche Finanzierungsmöglichkeiten sahen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer? Neben
der Stadt wurden folgende Träger und Ideen genannt:
•
Die Kulturstiftung des Landes Rheinland-Pfalz
•Sponsoring
•
Spenden, die beispielsweise nach einer Führung durch die Ausstellungen
gesammelt werden könnten – oder auch in Form eines „Kunst-Cents“
(entweder freiwillig oder als Steuer bzw. Pflichtabgabe beim Einkaufen)
•
Stiftungsfinanzierung (als Beispiel wurden die „Schott-Eckes-Stiftung“ und die
„Lotto-Stiftung“ genannt)
•
Der Verkauf von Kunst aus den Ausstellungen – zum Beispiel in Form von
„Jahresgaben“
Eine weitere Idee war die Finanzierung mithilfe von Eintrittsgeldern. Allerdings waren manche
Akteure der Ansicht, dass man für das Haus in der Regel keinen Eintritt verlangen sollte –
höchstens bei außerordentlichen Veranstaltungen. Der Vorschlag, eine Artothek in das Haus
zu integrieren, fiel ebenfalls im Rahmen der Finanzierungsfrage. Es gab allerdings Einwände,
da dies ein großes Archiv und somit sehr viel mehr Raum nötig machen. Auch der Vorschlag,
Teile des Hauses zu vermieten, wurde kontrovers diskutiert. Die Idee, mit Winzern oder einem
Café-Betreiber zu kooperieren, hielten die meisten Akteure für eine gute Möglichkeit, Gelder
für das Haus zu beschaffen. Die Gründung eines genossenschaftlichen Modells fand ebenfalls bei fast allen Akteuren Anklang.
Zum Ende der Veranstaltung hin blieben noch viele Fragen offen – allen voran die Frage nach
dem genauen Zweck eines solchen Hauses, aber auch die Frage danach, wer von den Akteuren bereit dazu wäre, sich um die Ausarbeitung eines Konzeptes zu kümmern. Staccato
Kulturberatung empfahl den Akteuren, die an der Gründung eines solchen Hauses interessiert
sind, sich zusammenzufinden und regelmäßig zu treffen, um einen Trägerverein zu gründen
und gemeinsam ein schriftliches Konzept auszuarbeiten. Leider fanden sich hierfür zunächst
nur wenige Interessenten.
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Schließlich meldeten sich aber doch einige Akteure, die zumindest an der Gründung eines
„Runden Tisches Bildende Kunst“ interessiert sind. Der Künstler Stefan Brand bot an, die
„Walpodenakademie“ (www.kunstzwerg.net) als Veranstaltungsort für ein erstes Treffen zur
Verfügung zu stellen. Die Künstlerin Christiane Schauder, die die Aktion „3 x klingeln“ ausrichtet, (www.dreimalklingeln.de) bot ebenfalls an, Veranstaltungsräume für ein weiteres
Treffen zu organisieren. Im Anschluss an eine Datenschutzabfrage, die die Kulturabteilung
in Kürze per Mail durchführen wird, werden die Gastgeber dann eine Verteilerliste erhalten,
mithilfe derer sie dann Terminvorschläge für die Treffen verschicken können.
Sollte ein solches Konzept erarbeitet werden, bot die Kulturabteilung an, anhand eines von
den Akteuren bereits in Grundzügen ausgearbeiteten Konzeptes Hilfestellung zu leisten, um
den Text gremienfähig zu machen, das heißt: die Akteure formal zu beraten, sodass sie das
Konzept dem Kulturausschuss unterbreiten können.
Impressum:
Landeshauptstadt Mainz | Kulturamt
Staccato Kulturberatung, Köln
Inhalte: Staccato Kulturberatung, Köln
Redaktion: Kulturamt der Landeshautpstadt Mainz
05/2017
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