Fotolia FACILITY MANAGEMENT Finanzierung Verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten im Vergleich Bei der Kapitalbeschaffung für Anschaffungen, Renovation sowie Erweiterungsund Neubauten sind Spitäler und Heime stark gefordert. In diesem Fachartikel zeigen wir verschiedene Finanzierungsarten auf und vergleichen die Vorund Nachteile. Dr. iur. Jürg Frick * D ie Folgen, die eine gewählte Finanzierung zeitigt, hängen von der Art des gewählten Finanzierungsinstruments und den Interessen der finanzierenden Kapitalgeber ab. Dies gilt grundsätzlich für jedes kapitalsuchende Unternehmen und so auch für Spitäler oder Heime, die sich bei Dritten finanzieren. Für die finanzverantwortlichen Personen insbesondere eines öffentlichen Spitals oder Heims mag das Bewusstsein jedoch, dass die Art einer gewählten Finanzierung ihren Geschäftsalltag beeinflusst, nach wie vor weniger ausgeprägt sein, als beispielswei- se bei einem privaten Spital, einem herkömmlichen KMU oder einer jungen Wachstumsgesellschaft, die noch keine Gewinne erzielt. Diese letzteren Unternehmen finanzieren ihre Unternehmensschritte seit jeher entweder aus eigenen Mitteln (Innenfinanzierung) oder über Finanzmittel, die sie bei Dritten zu Marktkonditionen aufnehmen (Aussenfinanzierung). Gerade öffentliche Spitäler sehen sich jedoch für die Finanzierung ihrer Investitionsvorhaben erst seit dem 1. Januar 2012, dem Tag als die neue Spitalfinanzierung in Kraft trat und den Übergang zur Leistungsfinanzierung mit sich brachte, dem freien Kredit- oder Kapitalmarkt ausgesetzt. Dieser Artikel soll aufzeigen, welches die Eigenheiten verschiedener Finanzierungsvarianten sind und wie sich diese auf ein finanziertes Unternehmen wie beispielsweise ein öffentliches Spital auswirken. Innenfinanzierung Die naheliegende Finanzierungsform ihrer Investitionsvorhaben ist für viele Unternehmen die Finanzierung aus eigenen Mitteln, das heisst aus dem Eigenkapital beziehungsweise dem selbst erwirtschafteten Betriebsgewinn. Die Vorteile einer Innenfinanzierung sind offensichtlich: (a) Das Unternehmen bleibt unabhängig von Kapitalgebern. (b) Das Konkursrisiko des Unternehmens bleibt gering, weil das Unternehmen seine Investitionen aus Eigenkapital, das heisst, Kapital mit Verlustausgleichsfunktion beziehungsweise Risikokapital finanziert, und mangels Finanzverschuldung keine Verpflichtungen eingeht, aufgenommenes Kapital zu verzinsen und zu gegebener Zeit zurückzuerstatten. Die Nachteile einer reinen Innenfinanzierung liegen ebenfalls auf der Hand: (a) Das Investitionsvolumen ist betragsmässig auf die verfügbaren Eigenmittel des Unternehmens beschränkt. Übersteigt der Kapitalbedarf eines Investitionsvorhabens diese Mittel, so muss die Investition entweder verringert, aufgeschoben oder aufgehoben werden. Können aber Investitionsprojekte nicht zeitgerecht umgesetzt werden, kann das zu einem Wettbewerbsnachteil führen. (b) Die Eigenkapitalrendite der Aktionäre des Unternehmens (Return on Equity, Heime und Spitäler Nr. 4/Oktober 2016 Finanzierung FACILITY MANAGEMENT ROE) bleibt mangels Hebelfinanzierung (Leverage) beschränkt, denn bekanntlich lässt sich die Eigenkapitalrendite vor allem in Zeiten geringer Fremdkapitalzinsen deutlich steigern, indem Investitionen nicht bloss über Eigenkapital finanziert werden, sondern zu einem gewissen Umfang auch mit Fremdkapital, das verzinst und nach gegebener Zeit zurückbezahlt wird. Dieser Hebeleffekt funktioniert so lange, wie der Zinssatz, zu dem das Kapital aufgenommen werden kann, unter der Gesamtkapitalrentabilität des Unternehmens liegt. (c) Die Eigentümer des Unternehmens, beispielsweise die Aktionäre eines Spitals, können sich einen Betriebsüberschuss am Ende eines Geschäftsjahres nicht oder zumindest nicht im vollen Umfang als Dividende ausbezahlen lassen, sondern müssen diese Mittel dem Unternehmen zur Finanzierung des Investitionsvorhabens belassen. Aussenfinanzierung Will ein Unternehmen wie ein Spital eine Investition nicht oder nicht bloss aus eigenen Mitteln über einen Innenfinanzierung finanzieren, so kann es sich über eine sogenannte Aussenfinanzierung Kapital bei Dritten beschaffen. Es sind verschiedene Finanzierungsvarianten denkbar. Eigenkapitalfinanzierung Ein Spital kann Investitionen über Eigenkapital finanzieren. Handelt es sich bei diesem Eigenkapital nicht um Kapital, das dem Unternehmen bereits gehört, sondern muss es bei Dritten aufgenommen werden, so handelt es sich nicht mehr um einen Innenfinanzierung, sondern um eine Aussenfinanzierung. Ist das Spital rechtlich als eine Aktiengesellschaft im Sinne von Artikel 620 ff. des Schweizerischen Obligationenrechts (OR) organisiert, so erfolgt die Aufnahme von Eigenkapital grundsätzlich über eine Erhöhung des Aktienkapitals. Zu diesem Zweck gibt das Spital neue Aktien aus, die entweder im Umfang ihres Bezugsrechts von bestehenden Aktionären oder von neuen Investoren gezeichnet und liberiert werden. Die Liberierung kann in bar, durch Einzahlung von Barmitteln, durch Sacheinlage oder Verrechnung erfolgen. Wenn das Ziel einer Kapitalerhöhung darin besteht, ein Investitionsvorhaben zu finanzieren, so wird das Unternehmen neue Aktien primär gegen Einzahlung von Barmitteln ausgeben. Die Auswirkungen einer Eigenkapitalfinanzierung auf das Spital hängen davon ab, wer die Personen sind, welche die neuen Aktien zeichnen. Handelt es sich bei den Zeichnern um bestehende Aktionäre, die ihr aktienrechtliches Bezugsrecht ausüben, dann werden die Auswirkungen auf die Geschäftsführung des Spitals gering bleiben, insbesondere dann, wenn sämtliche bisherigen Aktionäre ihr Bezugsrecht im Verhältnis zu ihrer bisherigen Beteiligung ausüben und es folglich zu keiner Verschiebung der Stimmrechtsverteilung innerhalb des Aktionariats kommt. Strategische Investoren Verzichten die bisherigen Aktionäre auf die Ausübung ihres Stimmrechts oder beschliesst die Generalversammlung, den Aktionären das Stimmrecht zu entziehen, dann werden die Aktien neuen Investoren zur Zeichnung angeboten. In einem solchen Fall ist es aufschlussreich, gemäss den Interessen dieser Wir wolleen unsere eigene K Küche renta re entabell führe führen – auch in Zukunft. Z Kurse u e, Betrieb Betriebsanalysen bsanalysen und Coachings für Führungsund Fachkräfte in Pflegeheimen und Spitälern. Halle 1, Stand 134 www w..hugenttobler o r.ch . Heime und Spitäler Nr. 4/Oktober 2016 Sonderschau, Halle 6, Stand 104 FACILITY MANAGEMENT Finanzierung neuen Investoren zwischen strategischen Investoren und Finanzinvestoren zu unterscheiden. Diese beiden Investorengruppen unterscheiden sich durch ihr Investitionsmotiv. Strategische Investoren sind primär an der unmittelbaren, operativen Tätigkeit eines Unternehmens beziehungsweise in unserem Fall eines Spitals oder Heims interessiert und nur sekundär am mittelbaren wirtschaftlichen Erfolg dieser Unternehmen. Das Investitionsmotiv eines strategischen Investors besteht beispielsweise darin, sich mit der Investition in ein bestimmtes Spital Zugang zu neuen Technologien oder Märkten zu eröffnen, durch Einfluss auf die Unternehmensführung und eine mögliche Zusammenlegung operativer Bereiche des eigenen Unternehmens mit demjenigen eines Spitals oder Heims Synergieeffekte zu erzielen, oder ein konkurriendes Spitalunternehmen durch eine Beteiligung besser beobachten und kontrollieren zu können. Konkret kann es sich bei Investoren, die aus strategischen Gründen in ein Spital oder Heim investieren etwa um das Gemeinwesen handeln, das an der Aufrechterhalten einer medizinischen Grundversorgung interessiert ist, um Universitäten, die sich Synergien im Bereich medizinischer Forschung erhoffen, oder um Unternehmen aus dem Bereich der Hotellerie, die einen medical Wellness-Bereich aufziehen möchten. Gemeinsam ist diesen Investoren, dass sie sich über eine Investition in ein Spital oder ein Heim Einflussnahme auf die Geschäftsführung dieses Unternehmens erhoffen und sich bei einem genügend grossen Aktienpacket vertraglich Informations- und Kontrollrechte ausbedingen. Solche Rechte werden typischerweise in einem Investitions- und allenfalls Aktionärbindungsvertrag zugesichert. Serie 1. Teil In einer zweiteiligen Serie zeigen wir Finanzierungsarten für Heime und Spitäler auf. In dieser Ausgabe werden die Innenfinanzierung sowie die Eigenkapitalfinanzierung im Bereich der Aussenfinanzierung beleuchtet. In der nächsten Ausgabe von «Heime und Spitäler» fokussiert Rechtsanwalt Jürg Frick im Segment der Aussenfinanzierung auf zwei weitere Finanzierungsmöglichkeiten: die Kreditfinanzierung sowie die Kapitalmarktfinanzierung. Finanzinvestoren Im Gegensatz zu strategischen Investoren investieren Finanzinvestoren nicht aus unternehmensstrategischen Gründen, sondern primär zu Anlagezwecken. Finanzinvestoren sind in erster Linie am mittelbaren, wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens und weniger an der unmittelbaren, operativen Tätigkeit des Unternehmens interessiert. Wichtiger als das eigentliche Geschäft ist für einen Finanzinvestor die Gewinnstrebigkeit und das Wachstums- und Wertsteigerungspotenzial eines Unternehmens. Um die Wertsteigerung eines Unternehmens respektive seiner Investition zu gegebener Zeit zu realisieren, tätigen Finanzinvestoren ihre Investition von vornherein mit einem zeitlich begrenzten Investitionshorizont und mit der festen Absicht, die Investition später wieder zu veräussern und dadurch einen Kapitalgewinn zu realisieren. Der Investitionsentscheid eines Finanzinvestors hängt somit immer auch von seiner sogenannten Exit-Perspektive ab, das heisst von der voraussichtlichen Art und der Dauer bis zu einem Exit. Der durchschnittliche Investitionshorizont eines Finanzinvestors liegt zwischen 3 und 5 Jahren. Grundsätzlich kennen Finanzinvestoren die folgenden fünf Exit-Varianten: den Börsengang (Going Public, Initial Public Offering, IPO), den Verkauf des gesamten Unternehmens an einen Dritten (Trade Sale), den Weiterverkauf der Beteiligung des Investors an einen Dritten (Secondary Sale), den Rückkauf der Beteiligung des Investors durch die Aktionäre oder das Unternehmen selbst (Company Buy-Back) oder bei einem negativen Geschäftsverlauf die Liquidation des Unternehmens (Liquidation, Write off). Mögliche Finanzinvestoren, die in Spitäler oder Heime investieren, sind sogenannte Risikokapital- oder Private-Equity-Investoren. Informations- und Kontrollrechte Selbst wenn ein Finanzinvestor primär an der Erzielung eines Kapitalgewinns interessiert ist, kann er die unmittelbare, operative Tätigkeit eines Unternehmens respektive eines Spitals oder Heims nicht ausser Acht lassen. An der unmittelbaren operativen Geschäftstätigkeit ist er jedoch nur insoweit interessiert, als er, um einen Investitionsentscheid fällen zu können, das Wachstums- oder Wertsteigerungspotenzial eines Spitals oder Heims einschätzen und, falls er investiert, dieses bei der Bewältigung eines Wachstums- oder Entwicklungsschritts unterstützen können muss. Um diese Ziele zu erreichen und insbesondere den späteren Verkauf seiner Beteiligung zeitgerecht zu ermöglichen, wird sich auch ein Finanzinvestor vom finanzierten Unternehmen vertragliche Informationsund Kontrollrechte zusichern lassen. Die Vorteile und Nachteile solcher Eigenkapitalfinanzierungen durch strategische Investoren oder Finanzinvestoren sind von den finanzverantwortlichen Personen eines Spitals oder Heims sorgfältig abzuwägen. Die Vorteile einer Eigenkapitalfinanzierung durch strategische Investoren oder Finanzinvestoren können sein: (a) Die Investoren, die sich über eine Investition am Aktienkapital eines Spitals oder Heims beteiligen, werden zu Trägern des Unternehmensrisikos. Realisiert sich ein Unternehmensrisiko und sinkt dadurch der Wert dieser BeteiliHeime und Spitäler Nr. 4/Oktober 2016 Finanzierung FACILITY MANAGEMENT gungen, so steht den Investoren grundsätzlich kein Recht zu, sich diese Werteinbussen entschädigen zu lassen. Insbesondere haben die Aktionäre kein Recht, dem Unternehmen ihre Aktien zurückzuverkaufen und dadurch das Unternehmen in finanzielle Engpässe bis hin zum Konkurs zu treiben. Die einzige Möglichkeit, seine Beteiligungen zu veräussern, besteht für einen Aktionär grundsätzlich darin, die Aktien auf dem sogenannten Sekundärmarkt einem Dritten zu veräussern, sei dies ein bisheriger Aktionär oder ein bisher unbeteiligter Dritter. (b) Die Investoren, seien es strategische Investoren oder Finanzinvestoren, werden sich aktiv in die Geschäftsbelange eines Spitals einbringen. Dies kann für die Geschäftsleitung eines Spitals nicht nur eine Einschränkung, sondern auch eine Chance sein. Die Chance liegt darin, dass sich sowohl strategische Investoren wie auch Finanzinvestoren nur dann für eine Investition in ein Spital entscheiden werden, wenn sie im Spital ein gewisses Potenzial erkennen, das sie gerne ausschöpfen möchten. Die Investoren werden aktiv auf die Geschäftsführung Einfluss nehmen und versuchen, den Wert ihrer Investition zu sichern, Synergieeffekte zu erzielen, Wachstumspotenzial auszuschöpfen und sie werden dadurch auch das Spital oder ein Heim zu einer Entwicklung zwingen, die für die Zukunft des Unternehmens durchaus positiv sein kann. Die Nachteile von Eigenkapitalfinanzierungen durch Dritte, seien es strategische Investoren oder Finanzinvestoren, können sein: (a) Die bisherigen Aktionäre eines Spitals oder Heims werden durch die Beteiligung Dritter am Aktienkapital verwässert. Im Minimum wird das Stimmrecht der bisherigen Aktionäre im Umfang der Beteiligungsnahme durch den Dritten anteilmässig herabgesetzt. Wurde der Ausgabepreis der neuen Aktien zudem unter dem inneren Wert der bisherigen Aktien festgelegt, so wurde dadurch auch der Wert der Beteiligungen der bisherigen Aktionäre verwässert. (b) Durch die aktive Einflussnahme von Investoren auf die Geschäftsleitung eines Spitals oder Heims kann die Geschäftstätigkeit des Unternehmens in einer Art und Weise beeinflusst werden, die den Interessen der bisherigen Aktionäre, der Arbeitnehmer oder anderen Interessengruppen am Spital, inklusive der Patienten oder dem Gemeinwesen zuwiderlaufen können. Dies kann etwa dann der Fall sein, wenn ein Finanzinvestor den Gewinn eines solchen Unternehmens dadurch zu steigern versucht, indem weniger rentable Bereiche reduziert oder abgestossen werden. (c) Finanzinvestoren investieren in der Absicht, ihre Beteiligung zu gegebener Zeit wieder zu veräussern und dadurch einen Kapitalgewinn zu erzielen. Das dringende Exit-Bedürfnis eines Finanzinvestors bedeutet für die finanzverantwortlichen Personen eines Spitals oder eines Heims, dass sie sich überlegen müssen, ob sie bereit sind, den Anforderungen des Finanzinvestors gerecht zu werden und ihm einen späteren Exit zu ermöglichen. Die bisherigen Geschäftsführer eines Spitals oder eines Heims müssen im äussersten Fall bereit sein, die Kontrolle über das Unternehmen aufzugeben und es unter Umständen im Rahmen eines Exits des Finanzinvestors ganz einem Dritten zu verkaufen. ■ * Partner und Rechtsanwalt, Homburger AG Heime und Spitäler Nr. 4/Oktober 2016 Intelligente Spitalplanung mit Siemens Das umfassende Siemens-Portfolio aus Gebäudeautomation, Brandschutz, Sicherheit, Licht, NiederspannungsEnergieverteilung, Medizintechnik und Telekommunikationslösungen trägt dazu bei, Ihre Risiken zu verringern, Energie- und andere Betriebskosten zu senken und damit die Effizienz Ihrer Anlagen zu steigern. Voll integrierte Gebäudelösungen ermöglichen, dass diese Gewerke reibungslos miteinander kommunizieren. Dadurch wird Zeit gespart, Ihr Gebäude gleichzeitig sicherer und für den Patient im Fokus komfortabler und zuverlässiger gemacht. 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