BUSINESS EXCELLENCE Wenn es um alles geht Von Max W. Twerenbold Die Privatklinikgruppe Hirslanden setzt sich für eine transparente Qualitätspolitik im Gesundheitswesen ein. Im Oktober 2010 hat sie als erste Akteurin im Bereich der Privatkliniken einen umfassenden Qualitätsbericht präsentiert. tieren sich langfristig am EFQMModell der Business Excellence. Einige haben dies durch das Erreichen von Committed to Excellence (C2E) und Recognized for Excellence (R4E) bereits unter Beweis gestellt. D Q-Management gut eingebettet er Bericht ist eine sorgfältige Auslegeordnung der Leistungs- und Qualitätsstrategie von Hirslanden, belegt durch empirische Erhebungen im internationalen Vergleich. Diese Qualitätsoffensive der HirslandenGruppe kommt nicht von ungefähr. Hirslanden hat die Dringlichkeit der Thematik erkannt und stellt sich mit diesem ersten Papier bewusst der kritischen Auseinandersetzung. Auf welchen Überlegungen basiert der Bericht? Qualität ist die unternehmerische Basis Hirslanden orientiert sich an der Vision, der führende Anbieter von medizinischen Dienstleistungen in der Schweiz zu sein, und sieht im EFQM-Modell die ideale Orientierungshilfe zum Erreichen dieser Vision. Die ISO-Zertifizierung durch die Schweizerische Vereinigung für Qualitäts- und Management-Systeme SQS ist dabei als Zwischenschritt zu ver- Prof. Max W. Twerenbold, Reherstrasse 23, CH-9016 St.Gallen, Tel. +41 (0)71 288 44 30, +41 (0)79 291 55 44, maxw.twerenbold@ bluewin.ch MQ Management und Qualität 3/2011 stehen, der die Prozessperspektive des EFQM-Modells betont. Dieser Zwischenschritt wurde gruppenweit verbindlich mit der Etablierung eines Lenkungsausschusses Qualität auf der Ebene des Head Office. Alle Kliniken der Gruppe (ausser Stephanshorn St.Gallen) und das Head Office verfügen über die Zertifizierung nach ISO 9001:2008. Einige Kliniken blicken bereits auf fünf Jahre externer Aufrechterhaltungs- und Rezertifizierungsaudits zurück. Zentralsterilisationsabteilungen mit externen Leistungsaufträgen sind zusätzlich nach ISO 13485 zertifiziert. Alle Kliniken orien- Hirslanden-Klinik Beau Site Bern Wegbereiterin für das Q-Management war die Überzeugung, dass Hirslanden die Business Excellence erreichen will. Diese Zielsetzung ist ambitiös. Abgeleitet von der Vision und den strategischen Zielen, wurde mit den Kliniken deshalb die Vorgabe abgestimmt, bis zum Ende des Geschäftsjahres 2009/2010 die ISOZertifizierung zu erreichen. Der Prozess startete in einigen Kliniken jedoch bereits im Jahr 2004. So konnten andere Kliniken von den Ausarbeitungen profitieren. Der Weg wurde durch die Einführung eines einheitlichen Pro- Privatklinikgruppe Hirslanden Die Privatklinikgruppe Hirslanden umfasst 14 Kliniken in zehn Kantonen, zählt 1482 Belegärzte und angestellte Ärzte und 5635 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hirslanden ist die führende Privatklinikgruppe der Schweiz und weist im Geschäftsjahr 2009/10 einen Umsatz von 1134 Mio. CHF aus. Per Stichtag 31. März 2010 wurden in den 13 Kliniken 73’582 Patienten an 435’240 Pflegetagen stationär behandelt. Der Patientenmix setzt sich aus 29,3 Prozent grundversicherten Patienten, 38,4 Prozent halbprivat und 32,3 Prozent privat Versicherten zusammen. Hirslanden betreibt insgesamt neun Notfallstationen und Notfallaufnahmen und trägt zur Grundversorgung der Schweizer Bevölkerung bei. Die Privatklinikgruppe Hirslanden formierte sich 1990 aus dem Zusammenschluss mehrerer Privatkliniken und ist seit 2007 Teil der südafrikanischen Spitalgruppe Medi-Clinic Corporation. ___Infos: www.hirslanden.ch zessmanagement- und Dokumentenlenkungssystems unterstützt. Insbesondere kleinere Kliniken fanden hier wesentlichen Support. Das Qualitätsdenken ist in der Hirslanden-Gruppe auf allen Ebenen gut eingebettet. Jede Klinik hat neben dem QM-verantwortlichen Direktor einen QMBeauftragten definiert. Das operative Qualitätsmanagement wird von einem/einer Qualitätsmanager/in übernommen. Die strategischen Inhalte werden in einer klinikeigenen Qualitätskommission definiert. Diese arbeitet interdisziplinär und interprofessionell unter Einbezug der Belegärzte. Auf der Ebene des Head Office werden die Kliniken durch das Hirslanden Clinical Governance Committee in die strategischen Aspekte des Qualitätsmanagements einbezogen. Die Klinischen Bereiche im Head Office koordinieren das Qualitätsmanagement und berichten an Medi-Clinic Corporation. t Hirslanden: Qualität im Fokus 21 Return on Quality Was bringt das konsequente Setzen auf Qualität den verschiedenen Anspruchsgruppen? n Für Patienten und Angehörige bedeutet die Zertifizierung eine hohe Verlässlichkeit in der Leistungserbringung, die Erhöhung der Patientensicherheit und die Garantie einer Orientierung an der kontinuierlichen Verbesserung. n Unternehmerisch zentral ist die klare Ausrichtung der gesamten Gruppe auf die Vision. Wichtige Eckpunkte dazu sind beispielsweise die ausgeprägte Prozessorientierung, eine gute Dokumentenlenkung (Aktualität!), die hervorragende Orientierung neuer Mitarbeiter, die fundierte Implementierung des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses, ein stringenter Strategieprozess sowie erste Schritte einer Standardisierung und Vereinheitlichung aller Prozesse der Kliniken und im Head Office. n Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Nutzniesser. Die Durchführung einer Zertifizierung bedeutet zwar intern einen hohen Aufwand in der Vorbereitung. Ab dem Zeitpunkt der erfolgreichen Zertifizierung profitieren jedoch alle von der klaren Prozessorientierung. Mittelfristig lassen sich Synergien realisieren. Auch Bereiche, welche sich der Kreativität verschrieben haben, wie zum Beispiel das Marketing, sind heute überzeugte Anhänger eines breit etablierten Prozessmanagements, fällt doch beispielsweise die Um- und Durchsetzung von allen Aspekten der Corporate Identity und des Corporate Designs wesentlich leichter. Qualität ist auch ein Beitrag an das gesamte Gesundheitswesen. Qualität lässt sich bekanntlich an den drei Dimensionen Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität festmachen. Hirslanden 22 Radiotherapie Hirslanden legt mit der Zertifizierung der Prozesse den Grundstein für nachhaltige Ergebnisse. Die Bevölkerung erwartet einen transparenten Leistungsausweis der Spitäler, die Zertifizierung leistet einen wesentlichen Beitrag dazu. Die Orientierung an den Prozessen eröffnet Perspektiven zur weiteren Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und Patientensicherheit. Die Qualitätsoffensive von Hirslanden hat mit der ISO-Zertifizierung einen Meilenstein auf dem Weg zur Business Excellence gesetzt. Der Fokus liegt jedoch in der täglichen Nutzung der erarbeiteten Prozesse, im «Leben» der kontinuierlichen Verbesserung. n SQS Die Schweizerische Vereinigung für Qualitäts- und Management-Systeme SQS ist die führende Organisation dieser Art in der Schweiz. Ihr Leistungsausweis ist eindrücklich: Bisher hat sie über 11’000 Zertifikate ausgestellt. In ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit lässt sich die Non-ProfitOrganisation von gelebten Werten leiten, nämlich: Glaubwürdigkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Ehrlichkeit und Unbestechlichkeit. SQS-Geschäftsführer Theo Zahner dazu: «Auf diesem Fundament zertifizieren wir Unter nehmen und unterstützen sie gleichzeitig mit der Aufdeckung von Verbesserungspotenzial.» ___Infos: www.sqs.ch MQ Management und Qualität 3/2011