Dyadische Datenanalyse: Methodische

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Call for Papers
Dyadische Datenanalyse: Methodische Grundlagen und
empirische Anwendungsfelder
Ad-Hoc-Gruppe auf dem 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft
für Soziologie, 26.– 30. September 2016 in Bamberg
Bernd Weiß, Universität Duisburg-Essen
Andreas Schmitz, Universität Bonn
Oliver Arránz Becker, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Dyaden spielen in klassischen soziologischen Ansätzen, wie Tausch- und Interaktionstheorien, aber auch in moderneren Ansätzen, wie etwa der analytischen Soziologie oder Netzwerktheorien, eine zentrale Rolle. Dyadische Beziehungen sind
häufig durch eine ausgeprägte Interdependenz der beiden Akteure geprägt; im Falle
von romantischen (monogamen) Partnerschaften führt dies zur Ausbildung einer
eigenen interpersonellen Realität sui generis, die in der Regel mit einem qualitativen Exklusivitätsanspruch verbunden ist und sich subjektiv deutlich von anderen
sozialen Beziehungen abhebt. Forschungsfragen betreffen etwa romantische oder
wirtschaftliche Interessenlagen, reziproke Handlungen oder den wechselseitigen
Einfluss zweier Menschen.
Wenngleich aus theoretischer Sicht der Stellenwert einer dyadischen Perspektive seit Langem bekannt ist, hat die empirische sozialwissenschaftliche Forschung
lange gezögert, diese auch umzusetzen. Wechselseitige Sinnbezüge oder materielle und soziale Austauschrelationen sind beispielsweise nicht über Proxyinterviews
rekonstruierbar. So lässt sich die wechselseitige Beeinflussung innerhalb von Dyaden, etwa die kulturelle Annäherung von Paaren im Beziehungsverlauf, kaum über
herkömmliche Individualdaten abbilden.
Neben den frühen Anfängen im Rahmen des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP),
wurden in den letzten Jahren mit der pairfam-Studie (Panel Analysis of Intimate
Relationships and Family Dynamics) und dem Nationalen Bildungspanel (NEPS) zwei
große sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte initiiert, die explizit eine multiactor und damit auch eine dyadische Perspektive einnehmen. Mit den dadurch verfügbaren Datensätzen sind erstmals (Längsschnitt-)Untersuchungen zu Prozessen
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der Paarbildung oder Lehrer-Schüler- und Eltern-Kind-Dyaden möglich. Eine weitere
Datenquelle, die erst im Ansatz genutzt wird, stellen Beobachtungsdaten aus dem
Internet dar. Verhältnisse zwischen Anbieter und Nachfrager auf digitalen Märkten
wie Ebay oder Kontaktbörsen können in Echtzeit erfasst und über eine Vielzahl von
Variablen dyadisch analysiert werden.
Die hierarchische Struktur dyadischer Datensätze stellt jedoch Herausforderungen an die statistische Datenanalyse. Dyadenmitglieder und ihre Merkmale sind
nicht unabhängig voneinander (Nonindependence), bedingt etwa durch ein gemeinsames Schicksal oder die wechselseitige Beeinflussung der Akteure. Verfahren zur
dyadischen Datenanalyse berücksichtigen diese statistische Nonindependence dyadischer Interaktionen und machen sie zum zentralen Gegenstand der Untersuchung.
Als Analyseeinheiten werden hier sowohl die Dyade als auch die sie konstituierenden Akteure betrachtet. Zur Analyse können dann etwa Netzwerk-, Mehrebenenoder Strukturgleichungsmodelle herangezogen werden. Die Abhängigkeitsstruktur
der Dyadenmitglieder wird so zu einer inhaltlich aufschlussreichen Quelle statistischer Variation, die es zu modellieren und zu interpretieren gilt.
In der geplanten Ad-Hoc-Gruppe sollen aktuelle sozialwissenschaftliche Arbeiten
diskutiert werden, die dyadische Fragestellungen mit angemessenen Analysetechniken untersuchen. Neben der Diskussion bereits existierender Analyseverfahren
sollen auch deren Weiterentwicklung und mögliche neue Anwendungsfelder sowie
die Rückbindung an soziologische Theorien thematisiert werden. Ein besonderes
Augenmerk soll dabei auf die Modellierung und Konzeption der sozialen Einbettung
dyadischer Konstellationen und auf die durch Dyaden (re-)produzierten gesellschaftlichen Schließungsprozesse gelegt werden.
Senden Sie Ihren Abstract (maximal 2.400 Zeichen inkl. Leerzeichen) bis spätestens 29. April 2016 an die drei Organisatoren:
• Bernd Weiß
<[email protected]>
• Andreas Schmitz
<[email protected]>
• Oliver Arránz Becker
<[email protected]>
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