Maria Schindelegger Die Armierung des Blicks. Margaret Bourke-Whites Fotografien aus dem Zweiten Weltkrieg Die U.S.-Amerikanerin Margaret Bourke-White (1904–1971) zählt zu den bekanntesten BildberichterstatterInnen des Zweiten Weltkriegs. Im Auftrag des legendären Bildmagazins LIFE fotografierte sie ab 1942 an Kriegsschauplätzen in Großbritannien, Nordafrika, Italien und Deutschland. Ihre Fotografien werden bis heute als „Zeugen“ dieser historischen Ereignisse verstanden. Das im Fotojournalismus immer noch wirksame dokumentarische Paradigma verstellt dabei den Blick auf die von unterschiedlichen Interessen geleiteten Entstehungskontexte, Bezugsrahmen und Rezeptionsräume innerhalb derer ihre Fotografien entstanden und ihre Wirkung entfalteten. Ziel des Dissertationsprojekts ist es diesen engen Blick auf Margaret Bourke-Whites Fotografien aus dem Zweiten Weltkrieg zu erweitern und einer grundlegenden kulturhistorischen Aufarbeitung zu unterziehen. Zugleich sollen neue Zugänge zur historischen Kriegsfotografie aufgezeigt werden. Grundlage dafür ist die Sichtung des umfangreichen Quellenmaterials und dessen Einbettung in zeitgenössische politische, militärische, soziale und kulturelle Bezugsrahmen, die Entstehung, Gestaltung, Gebrauch und Rezeption der Fotografien maßgeblich mitbestimmten. Die Fotografien werden dabei nicht allein als formal-ästhetische Konstruktionen und passive Träger von Bildinformation verstanden, sondern als Agenten innerhalb einer visuellen Kultur, die Identitäten definieren, Sicherheitsversprechen liefern und das ideologische Gefüge, dem sie entstammen, als Realität bestätigen. Die Untersuchung gliedert sich grob in drei Abschnitte. Der erste widmet sich den visuellen Mitteln mithilfe derer Margaret Bourke-White versucht Akzeptanz für den Krieg zu schaffen und die nationale Identität der USA zu stärken. Im Vordergrund steht dabei die Figur des Soldaten und die Bezugnahme auf positiv besetzte Motive der Populärkultur. Der zweite Teil widmet sich den Visualisierungsmöglichkeiten des Aufeinandertreffens der Kriegsgegner. Neben der Analyse einzelner Motiv- und Themenbereiche wird auch der visuelle Zugriff, den sie dem Betrachter auf das Kriegsereignis ermöglicht, untersucht. Zentral –auch im letzten Abschnitt, der sich auf das Bild des Feindes konzentriert– ist die Frage, wie sie reale und imaginierte Machtverhältnisse des Krieges in ihren Fotografien kommuniziert. Am Beispiel der Aufnahmen aus deutschen Konzentrationslagern aber auch des Lebensalltags der deutschen Zivilbevölkerung sollen Mechanismen aufgezeigt werden militärische, moralische und kulturelle Überlegenheit zu markieren. [email protected]