35-39_NBM1-10_Richtungsimpulse_1:Layout 1 26.11.2009 13:25 Seite 35 Anlagenelektrik Technik ■ Analoge Schaltungstechnik von Kato-Unitrack-Weichenantrieben Polarisierte Richtungsimpulse (1) Im N-Bahn-Magazin 1/92 und 3/05 wurde das Kato-Unitrack-Gleissystem vorgestellt. Unter der Überschrift „Eigenwillige Elektrik“ sind damals Besonderheiten bei den elektrischen Weichenantrieben kommentiert worden. Werner Kraus erklärt nachfolgend die bei japanischen Gleissystemen angewandte Einspulen-Gleichstrom-Technik und bietet Lösungsvorschläge für analoges und digitales Stellen der Kato-Weichen auch ohne die Verwendung der Kato-Stellpulte an. Zunächst geht es um die Bedienung mit handelsüblichen Tastern. inige herausragende Merkmale des Kato-Unitrack-Gleises (Info: Noch, Postfach 1454, 88230 Wangen im Allgäu, www.noch.de, www.kato-unitrack.de, AMP Modellbahn Handbuch Spur N, 2009) und speziell der Weichen seien einleitend in Erinnerung gerufen: Im Gegensatz zu Fleischmann- oder Tomix-Gleisen weist es eine überzeugend hohe Schotterbettungs-Imitation auf. Die Weichen können von Hand gestellt werden und sind serienmäßig mit elektrischen in die Bettung integrierten Antrieben ausgerüstet. Die elektrisch leitenden Herzstücke sind polarisiert. Bei dieser Konstruktion erspart man sich den kniffligen Montage- und Verdrahtungsaufwand von Unterflur-Antrieben wie auch das zeitaufwendige Einschottern von Gleisen, insbesondere den Weichen. E Die Funktion des KatoGleichstrom-Einspulen-Antriebes Im Unterschied zum hierzulande verbreiteten Doppelspulen-Antrieb arbeitet der Kato-Weichantrieb nur mit Gleichspannung. Er braucht deshalb nur eine Spule. So reichen anstelle der üblichen drei Leitungen schon zwei Anschlüsse pro Weichenantrieb. Die Stellung der Weiche hängt von der Polarität der an der Spule angelegten Gleichspannung ab. § Kato-N-Weichen mit Bettung: oben 15°-Weiche mit R 481 mm, darunter die 15°-Weiche mit R 718 mm und unten die 310 mm lange doppelte Gleisverbindung mit einem Gleisabstand von 33 mm. Selbst ein für den Weichenradius geeigneter Bahnsteig mit der für das Bettungsgleis passenden Bahnsteighöhe ist erhältlich. Um eine versehentliche Änderung der Polarität der Gleichspannung auf dem Leitungsweg zwischen Weichenschalter und Weiche durch falsche Verkabelung zu vermeiden – eventuell würde sonst die Stellungsanzeige auf dem Weichenschalter und die Stellung der Weiche nicht übereinstimmen –, bietet N BAHN MAGAZIN 1/2010 Fotos: Kraus (10) > Kato-N-Weichen mit abgeschraubten Bodenplatten. Gut erkennbar sind der Einspulenantrieb und jeweils links davon die Kontakte zur HerzstückPolarisierung. Die kleinere 15°-Weiche (unten) verfügt zusätzlich über eine aktivierbare Stoppweichen-Funktion. 35 35-39_NBM1-10_Richtungsimpulse_1:Layout 1 26.11.2009 13:26 Seite 36 Technik Anlagenelektrik Kato vertauschsichere Verbindungselemente und konfektionierte Verbindungskabel mit Steckverbindern an. Sie sind recht teuer und ihr Nutzen steht meines Erachtens nicht ganz im Verhältnis zum Preis, denn durch einfaches Vertauschen betreffender Kabelpaare im Störungsfalle könnte die gegebenenfalls nicht übereinstimmende Stellungsanzeige leicht korrigiert werden. Wer also übliche Kabel von der Rolle verlegt, sollte daher mit zweifarbigen Aderpaaren arbeiten, um Verwechselungen zu vermeiden und die Übersicht zu behalten. Wenn man nicht das spezielle Kato-Steckersystem verwenden will, muss man die Stecker allerdings von den Weichenanschlusskabeln abschneiden. § Doppelte-Kato-N-Gleisverbindung in geöffnetem Zustand. Alle vier Einspulenantriebe werden gemeinsam über zwei Leitungen geschaltet. Auch hier sind die Herzstücke polarisiert, und es sind keinerlei Verdrahtungsarbeiten erforderlich. Kato hat zur Steuerung seiner Weichen eigens einen Gleichrichter und spezielle Weichenschalter im Angebot. Im Gleichrichter-Baustein befindet sich ein aus vier Dioden aufgebauter Brückengleichrichter – sonst nichts. Es sind weder eine Spannungsstabilisierung noch eine Glättung der Vollwellenspannung durch einen Kondensator notwendig. In der oberen Stellung des Weichenschalters ist an der Weiche immer die Fahrtrichtung „gerade“ eingestellt, in der unteren stets „abzweigend“. In der Produktbeschreibung heißt es: „Die Endabschaltung der Weichenantriebe erfolgt über den Weichenschalter 78500“. Das funktioniert über eine Art „Wippen-Umpolschalter“, siehe nebenstehende Bilder unten. Der Weichenschalter besteht aus: einem Stellhebel mit Wippe, § > Linkes Bild: Kato-Stellpulte für zwei Weichen in zusammen gestecktem Zustand, links ist die kleine Gleichrichter-Einheit zur Stromversorgung mit Gleichstrom angesteckt. Auf dem Bild rechts sind die getrennten Pulte und der Gleichrichter mit den Druckknopf-ähnlichen Steckern der Sammelleitungen zu sehen. Die Ausgänge zu den Weichen haben verwechslungssichere Spezialstecker. den beiden nach hinten herausgeführten Weichenanschlüssen, die innerhalb des Schaltergehäuses als Federdrähte ausgebildet sind, einem Kunststoff-Kontaktelement und zwei durch alle Weichenschalter geführte Stromversorgungsleitungen. Der linke Pol führt immer +12 Volt, der rechte die Gleichspannungsmasse. § > Kato-Weichenschalter im Querschnitt: Die runden Buchsen im Gehäuse zwischen den unteren Drähten sind die beiden Stromversorgungsleitungen/pole. Die gebogenen Drähte stellen den Weichenanschluss dar. Auf dem linken Bild ist der Hebel in Stellung „gerade“ auf dem rechten in Stellung „abzweigend“. In beiden Stellungen sind die Kontakte geöffnet. 36 Bewegt man den Schalter von oben nach unten, so drückt die Wippe über das untere Kunststoffelement kurz eine Weichenzuleitung an den Pluspol und gleichzeitig die andere an die Masse. Wird der Stellhebel in umgekehrter Richtung von unten nach oben bewegt, so werden die beiden als Federdraht ausgeführten Weichenzuleitungen in umgekehrter Folge wiederum nur kurz an die beiden spannungsführenden Pole gelegt. Diese etwas ungewöhnliche Art der Endlagenabschaltung eines Weichenantriebes funktioniert und schützt so die Spule vor dem Durchbrennen. 1/2010 N BAHN MAGAZIN 35-39_NBM1-10_Richtungsimpulse_1:Layout 1 26.11.2009 13:26 Seite 37 Anlagenelektrik Technik Zeichnungen: Kraus (5) Alternativen für eine analoge Kato-Weichensteuerung Im Folgenden werden vier Schaltungsvarianten zur Steuerung von KatoWeichen mit Gleichstrom-EinspulenAntrieben vorgestellt: Variante 1: Die erste Möglichkeit ist der Ersatz des Kato-Weichenschalters durch einen zweipoligen Hebelschalter mit Mittelstellung und zwei Taststellungen, siehe Seite 38. Im linken Schaltungsteil befindet sich der Anschluss der Wechselspannung, dann folgt ein aus vier einzelnen Dioden aufgebauter Brückengleichrichter. Zwischen den Punkten A und B stehen 12 Volt Gleichspannung zur Versorgung der Schaltung zur Verfügung. Diese Funktionen beinhaltet auch der schon beschriebene „Gleichrichter für Weichen“ von Kato. Rechts daneben folgt ein zweipoliger Hebelschalter mit einer durch Federkraft gesicherten Mittelstellung und zwei Taststellungen. Solche Schalter sind im Elektronik-Versandhandel erhältlich; ein Bezugsquellenbeispiel enthält die Abbildung. Damit lässt sich diese Schaltung nachbauen. Allerdings darf man den Hebel auch nicht § Schaltungsskizze für die Weichensteuerung mit umgepoltem Gleichstrom aus einer Wechselstromquelle unter Verwendung eines Kato-Weichenstellpultes. Durch Betätigen des Wippenschalters mit Momentkontakt wird in diesem der Gleichstrom je nach der zu schaltenden Lage der Weiche umgepolt und kurzzeitig ein Schaltimpuls ausgelöst. ANZEIGE :) 16aW - V\M Z< ?MT W ^M\W ] ur N + H0 Neuheit Sp bar! Jetzt liefer Abb. zeigt Spur N Modell Set 1 enthält drei Liegewagen Bcvmh, davon einen Wagen mit braunem Dach Art. H22050 (Spur N UVP % 115,–) / Art. H42050 (H0 Gleichstrom UVP % 159,–) Art. H42050-1 (AC mit Wechselstromradsätzen UVP % 166,–) Set 2 enthält zwei Liegewagen Bcvmh und einen TUI-Treff Wagen mit braunem Dach Art. H22051 (Spur N UVP % 125,–) / Art. H42051 (H0 Gleichstrom UVP % 166,–) Art. H42051-1 (H0 AC mit Wechselstromradsätzen UVP % 175,–) Das Vorbild: Ende der 70er-Jahre bestellte die TUI bei der Waggon Union in Berlin 30 absolut neuartige Liegewagen und 3 Gesellschaftswagen die als „TUI Treff“ bezeichnet wurden. Diese, durch ihre auffällige Lackierung außergewöhnlichen Züge, fuhren erstmals planmäßig im Sommer 1980 von Hamburg bzw. Dortmund ausgehend in die europäischen Urlaubsgebiete nach Österreich, Ungarn, Jugoslawien, Italien, Frankreich und Spanien. Im Winter wurden Urlaubsregionen in der Schweiz, Österreich und Italien angefahren. Anfangs fuhren die TUI-Ferienexpress-Züge noch artrein mit bis zu 12 Wagen. Später wurden aber auch Wagengruppen oder sogar Einzelwagen den regulären Zügen der DB mitgegeben. Ab 1986 erweiterte die TUI ihr Ferienexpreß Angebot auch auf Autoreisezüge. Die Bespannung der Züge in Deutschland erfolgte überwiegend mit Lokomotiven der Baureihen 110.1, 110.3 und 112. In der Schweiz kamen auch Re 6/6 zum Einsatz. Diese Lokomotiven finden Sie auch in unserem N Spur Programm wieder. Die Hobbytrain/L.S. Models-Modelle (H0 & N) verfügen über: s Hochdetaillierte Inneneinrichtung s Sehr feine und aufwändige Lackierung und Bedruckung s Kurzkupplung nach NEM Betriebsnummern der Wagen: Set 1: s"CVMHBRAUNES$ACH s"CVMHBEIGES$ACH s"CVMHBEIGES$ACH Set 2:s"CVMHBEIGES$ACH s"CVMHBEIGES$ACH s7'TMHBRAUNES$ACH Wolfgang Lemke GmbH Schallbruch 34a · 42781 Haan · Tel. +49 (0) 2129 9369-0 · Fax +49 (0) 2129 52218 · [email protected] · www.lemkecollection.de N BAHN MAGAZIN 1/2010 37 35-39_NBM1-10_Richtungsimpulse_1:Layout 1 26.11.2009 13:26 Seite 38 Technik Anlagenelektrik § Links zweipoliger Hebelschalter mit Mittelstellung „Aus“ und zwei Taststellungen, rechts zweipoliger Momenttaster. dauernd in eine Taststellung drücken – sonst ist die Weichenspule dahin! Der einfache Hebelschalter hat im Vergleich zum Kato-Weichenschalter noch einen Nachteil: Wegen der Mittelstellung des Schalterhebels in Ruhelage erkennt man nicht, ob eine Weiche gerade oder abzweigend steht. Variante 1: Ersatz des Kato-Weichenschalters durch einen zweipoligen Schalter mit Mittelstellung und zwei Taststellungen. An den Anschlusspunkten A und B hinter dem Brückengleichrichter können weitere Schalter angeschlossen werden. Durch die selbsttätige Rückfederung in die neutrale Mittelstellung wird die Weiche gewissermaßen endabgeschaltet. Variante 2: Die nächste Alternative zur Steuerung von Kato-Weichenantrieben ist der Bau einer Schaltung mit zwei zweipoligen Drucktastern. Allerdings sind solche Drucktaster schwieriger zu beschaffen und auch teurer als ein Hebelschalter. Hinsichtlich ihrer Eigenschaften entspricht die Schaltung der bereits beschriebenen. Variante 3: Die dritte Alternative ist der Selbstbau einer kleinen Hilfsschaltung. Sie erlaubt die Verwendung billiger, einpoliger Taster zur Steuerung von Kato-Weichen. Es handelt sich um eine sogenannte Brückenschaltung. Die beiden Darlington-Transistoren Tr1 und Tr2 sowie die beiden Taster T1 und T2 bilden die üblicherweise vier Schalter einer Brücke. Diese Elemente übernehmen die Spannungsumpolung und zwar T1 zusammen mit Tr2 und T2 gemeinsam mit Tr1. Mit den beiden Tastern kann der KatoEinspulenantrieb in gewohnter Weise bedient werden. Aber auch hier gilt, dass die Rückstellfeder jeder Taste die Endabschaltung übernimmt. An den Punkten A und B können weitere Hilfsschaltungen angeschlossen und mit Gleichspannung versorgt werden. Variante 2: Ersatz des Kato-Weichenschalters durch zwei zweipolige Drucktaster. Auch hier wirkt die Rückstellfeder des Tasters durch zwangsweises Öffnen der Kontakte in Ruhelage als Endabschaltungsersatz. Die Taster dürfen im Stellpult versehentlich nicht gleichzeitig gedrückt werden (können). Darauf ist besonders zu achten, wenn man das Schaltungsprinzip auf automatische Steuerungen durch den Zug überträgt, wobei die Schalter durch monostabile Relais zu ersetzen sind, die über einen Gleiskontakt ausgelöst werden. 38 Anstelle der Taster T1 und T2 (oder auch parallel dazu) lässt sich der Stellbefehl für die Weiche ebenso durch einen Transistor auslösen. Realisiert man dies in mehreren Hilfsschaltungen, sind auch komplette Weichenstraßen schaltbar. Diese Entwicklungsmöglichkeit bietet der Kato-Weichenschalter nicht. Variante 4: Die vierte Option besteht in der zweckentfremdeten Verwendung des Adapters LA 010 aus 1/2010 N BAHN MAGAZIN 35-39_NBM1-10_Richtungsimpulse_1:Layout 1 26.11.2009 13:26 Seite 39 Anlagenelektrik Technik > Variante 3: Ersatz des KatoWeichenschalters durch zwei einpolige Momenttaster T1, T2). Hierbei ist eine elektronische Hilfsschaltung mit zwei Transistoren TIP 121 (Tr1, Tr2), zwei Dioden 1 N 4002 (V1, V2) und zwei Widerständen von je 1 kOhm (R1, R2) notwendig. dem Digital plus Angebot. Dieser Adapter dient eigentlich zum Anschluss motorischer Antriebe an normale Schaltdecoder. Der LA 010 enthält eine Schaltung zur Drehrichtungsänderung motorischer Antriebe. Ergänzt man den Adapter um zwei Taster, so lässt sich damit ebenfalls der Kato-Einspulenantrieb schalten. Fazit Alle vier Schaltungsvarianten arbeiten mit Vollwellen-Gleichspannung – genauso wie der Kato-Weichenschalter. Sinnvoll ist es, den Brückengleichrichter nur einmal vorzusehen und an den Punkten A und B gleich mehrere Schaltungen zum Stellen der Weichen anzuschließen – genauso wie es Kato mit seinem Gleichrichter für die eigenen Weichenschalter praktiziert. Statt des Brückengleichrichters nur je eine Diode gegensinnig in die Tasterleitungen einzufügen, ist zwar möglich. Es liegt dann aber nur eine schwächere Halbspannung an. Bei Wechselstrom fangen die Weichenantriebe an, schnarrend zu vibrieren, sodass das Schalten unsicher und für den Antrieb belastend ist. Dieser ist also auf keinen Fall funktionsgerecht. Somit kann man Kato-Weichenanlagen auch mit individuell gebauten Gleisbild-Stellpulten und in analogen Schaltungsketten verwenden. Sind dafür keine passenden zweipoligen Taster erhältlich (z. B Fleischmann-Schalter) und will man nicht die elektronischen Varianten 3 oder 4 anwenden, kann man diese gegebenenfalls durch je zwei nachgeschaltete monostabile Relais erweitern/ersetzen. Für eine ausgeleuchtete Stellungsanzeige muss man sich allerdings eine parallel arbeitende Hilfsschaltung konstruieren. Auch Tomix-Weichen funktionieren nach dem gleichen Antriebsprinzip. Werner Kraus Variante 4: Ersatz des Kato-Weichenschalters durch zwei einpolige Momenttaster (T1, T2) mit nachgeschaltetem Weichenmotor-Baustein LA 010 von Lenz Elektronik. Damit braucht man dann keine eigene Elektronikplatine – wie in der Variante 3 benötigt – anzufertigen. Die zweite Folge zeigt Möglichkeiten der digitalen Weichensteuerung auf. > Komfortabel kann auch der Adapter LA 010 von Lenz Elektronik für Motorantriebe benutzt werden. Er ist eigentlich für SchaltdecoderAusgänge gedacht. N BAHN MAGAZIN 1/2010 § Die auf einer Rasterplatine aufgebaute Hilfsschaltung besteht für jede Weiche nur aus zwei Momenttastern, zwei Dioden, zwei Widerständen und den beiden Transistoren. 39