Fonds und Konto sind Geschwister

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46 | Finanzplanung
HANDELSZEITUNG | Nr. 47 | 24. November 2016
Fonds und
Konto sind
Geschwister
3a-Sparen Man hat nicht nur die Wahl zwischen
einem Konto und einer Fondslösung, man kann
beide Formen auch mischen. Dazu einige Tipps.
Es gibt keinen «richtigen» Zeitpunkt
Wenn es um die Frage geht, ob man im
Rahmen der Säule 3a in Wertschriften
investiert oder nicht, wird gemeinhin
­
­angenommen, es handle sich dabei um
einen Entweder-oder-Entscheid. Will
­
heis­sen: entweder alles auf dem Konto
oder alles in Wertschriften. Das ist falsch.
Bei einer Banklösung können Kunden
­jederzeit flexibel entscheiden, welchen
Teil sie in Fonds investieren und welcher
Teil auf dem Konto bleiben soll. Insbesondere ergibt sich dadurch die Möglichkeit,
die Wertschriftenquote während der Zeit
anzupassen und zum Beispiel Gewinne zu
realisieren.
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Die Erfahrung zeigt, dass
viele Umschichtungen
in aller Regel keinen
Mehrwert bringen.
eine Diversifikation der Timings. Wer gestaffelt in zeitlichen Abständen regelmäs­
sig Wertschriften kauft, hat automatisch
ein gutes Timing. Weil im Rahmen der
Säule 3a regelmässig gespart wird, bietet
sich das gestaffelte Investieren hier perfekt
an. Viele Vorsorgenehmer kaufen mit
­einem Teil des Säule-3a-Sparbeitrags vierteljährlich oder jährlich Vorsorgefonds
dazu und bauen so ein Wertschriftenportefeuille auf, ohne sich über das ­Timing
den Kopf zu zerbrechen.
Die Qual der Wahl
Wenn es um die konkrete Wahl der Vorsorgefonds geht, ist es zunächst wichtig zu
verstehen, dass alle Vorsorgefonds den
Anlagerichtlinien über die berufliche
­Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVG) unterliegen. Ziel dieser
Regulierung ist eine Risikominimierung
für die Anleger oder Vorsorgenehmer.
Deshalb beträgt beispielsweise die maximale Ak­tienquote für Vorsorgefonds generell 50 Prozent, wobei es Ausnahmen mit
einem Aktienanteil bis 75 Prozent und höher gibt. Für die Auswahl der Fonds gilt es
somit als Erstes zu entscheiden, wie hoch
die Aktienquote sein soll. In einem zweiten Schritt wählt man die Anlagepolitik.
Ein aktiver Fonds weicht in seinen Anla-
Um 1920: Der mechanische
Affe aus Blech schluckt
die Münze, wenn man auf
den Schwanz drückt: Dann
gehen die Arme zum
geöffneten Maul und die
Münze verschwindet.
SCHÖNECKEN D
ie Studie der Bank CIC
­(Schweiz) zur privaten Vorsorge Säule 3a in der Schweiz
bestätigt: Mehr als die Hälfte der Schweizer sorgt über
die Säule 3a vor. In der Altersklasse mit
den meisten Erwerbstätigen (35- bis
54-Jäh­rige) sind es gar über 70 Prozent.
Obschon jeder zweite 3a-Bankkunde in
der Deutschschweiz (47 Prozent) weiss,
dass man mit Wertschriften mehr Rendite
erwirtschaften kann als auf dem Konto,
spart nur ­jeder Vierte mit Wertschriften
(25 Prozent).
Fakt ist, dass 43 Prozent der 3a-Banksparer sich noch nie mit dem Thema
­befasst haben, darunter vor allem Frauen.
Die Mehrheit der Männer gibt an, das Risiko nicht eingehen zu wollen. Dies, obwohl
Sparer für Gelder in der Säule 3a immer
weniger Zins erhalten und das Sparen mit
Wertschriften langfristig mehr Ertrag verspricht – insbesondere für jüngere Sparer
mit einem langen Anlagehorizont. 3a-Vorsorgefonds haben über die letzten fünf
Jahre eine deutlich bessere Performance
erzielt, als ein 3a-Sparer in diesem Zeitraum auf dem Vorsorgekonto erwirtschaften konnte.
Es besteht offensichtlich Informationsbedarf. Im Dialog mit Kunden sind es vor
allem die nachfolgenden Themen, die im
Zusammenhang mit Wertschriftensparen
immer wieder auftauchen.
Viele Vorsorgenehmer geben an, sie
seien sich durchaus bewusst, dass es Sinn
ergebe, im Rahmen der langfristigen Vorsorge auch auf Aktien und andere Wertschriften zu setzen, aber sie glauben, das
Timing sei noch nicht gut. Das ist ein allgemeines Phänomen, wenn es um Anlagen
geht. Der richtige Zeitpunkt kann allen
Prognosen zum Trotz nicht vorherge­
sehen werden. Dieses Jahr haben wir mit
Brexit und Trump zwei sehr prominente
Beispiele dafür erlebt. Es hat keinen Sinn
zu versuchen, das richtige Timing zu er­
wischen. Was hingegen sinnvoll ist, ist
LOTHAR GRAFF,
D
STEFAN KRON
gen vom Referenzindex ab mit dem Ziel,
mehr Rendite als der Index zu erwirtschaften. Passive Fonds bilden den Index nach
und sind normalerweise kostengünstiger.
Aktienquote ist entscheidend
Vorsorgesparer haben in der Regel
­einen sehr langfristigen Anlagehorizont.
Wenn man zehn und mehr Jahre bis zur
Pensionierung vor sich hat, empfiehlt sich
die Anlage in Vorsorgefonds mit maximaler Aktienquote, vor allem wenn ein Teil
auf dem Zinskonto bleibt. Immer wieder
stellt sich die Frage, ob man die gewählten
Vorsorgefonds gegen andere tauschen soll
(«Switch»). Diverse Plattformen wie beispielsweise wertschriftensparen.ch oder
Liberty erlauben dies explizit und ohne
Kostenfolge. Die Erfahrung zeigt jedoch,
dass viele Umschichtungen in aller Regel
keinen Mehrwert bringen. Besser ist es,
von Beginn weg unterschiedliche Fonds
zu kombinieren.
Unterschätzt wird hingegen der gestaffelte Ausstieg. Wenn Vorsorgesparer dem
Auszahlungszeitpunkt näher kommen –
sei es, weil sie bald pensioniert werden
oder weil sie das Geld beziehen möchten,
beispielsweise für die Finanzierung eines
Eigenheims –, kann es empfehlenswert
sein, das Schwankungsrisiko zu reduzieren mit einem schrittweisen Verkauf der
Vorsorgefonds. Dies führt zu einer gestaffelten Reduktion des Aktienanteils mit
einer entsprechenden Erhöhung des
­
­Liquiditätsanteils, der auf dem Konto liegt
und keinen Wertschwankungen unterliegt. Ansonsten besteht das Risiko, dass
just zum Auszahlungstermin die Börse
schwach notiert und der ganze Wertschriftenbestand zu schlechten Kursen
verkauft werden muss.
Viele Kunden fragen nach den Details zu
den Kosten. Zu Recht, denn Kosten beeinflussen die Performance massgeblich, vor
allem im Umfeld tiefer Zinsen wie ­heute.
Verschiedene Studien und der 3a-Vorsorgefonds-Vergleich dieser Zeitung («Handelszeitung» Nr. 40 vom 6. Oktober 2016) ­zeigen,
dass diejenigen Fonds, die über einen längeren Zeitraum gut performen, oft tiefere
Kosten aufweisen (siehe Box).
Tiefe Kosten als Erfolgsfaktor
Unter dem Strich müssen die Kosten
als negative Performance betrachtet werden. Wenn also ein Kostenunterschied
von 0,4 Prozent zwischen zwei Angeboten
besteht, bedeutet dies, dass das günstigere
Angebot jedes Jahr um 0,4 Prozent besser
rentiert. Das mag nach wenig erscheinen,
aber langfristig geht es um signifikante Beträge. Wer beispielsweise 100 000 Franken
für 20 Jahre anlegt, hat am Ende mit 0,4
Prozent weniger Kosten, je nach Marktperformance deutlich über 15 000 Franken und mehr auf dem Konto.
Stefan Kron, Geschäftsführer, Stiftung Sparen 3,
Bank CIC (Schweiz) AG, Basel.
GEBÜHREN
Total oder All in?
TER Selbst bei transparenten Produkten muss man sich ein wenig Zeit nehmen, die Kosten zu erfassen. Vorsorgesparer, die sonst nicht viel mit Anlagen
zu tun haben, sind hier oftmals verunsichert und verlieren sich. Zunächst gilt
es zwischen Fonds-, Transaktions- und
Depotkosten zu unterscheiden. Die
Kosten auf Fondsebene lassen sich
über eine einheitliche Kennzahl, die für
alle Fonds nach gleichen Massstäben
gerechnet wird, einfach vergleichen:
Total Expense Ratio (TER). Darin enthalten sind die Kosten für das Fondsmanagement, für die Buchprüfung und
für die Depotbank. Obwohl nicht alle
Kosten vom TER erfasst sind, gibt die
Zahl eine verlässliche Indikation zur
Einschätzung.
Zusatzkosten Bei einem Fondskauf
oder -verkauf können sich zusätzlich
Transaktionskosten in Form von einem
Ausgabeaufschlag oder einer Cour­
tage ergeben. Depotkosten als dritte
Ebene fallen im eigentlichen Sinn für
die Verwahrung der Fondsanteile an.
Viele Anbieter kombinieren die Transaktions- und Depotkosten zu einer
­einfacheren und transparenten All-in-­
Gebühr. So auch die beiden offenen
Plattformen in der Schweiz für
­Vorsorgefonds wertschriftensparen.ch
und Liberty.
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