dd S P E C I A L D I G I TA L E Z A H N T E C H N I K Voll analog oder voll digital? – Standortbestimmung zweier Workflowszenarien Praxisnahe Gegenüberstellung Der digitale Workflow provoziert seit Anbeginn die Frage, ob dieser über den analogen Triumphiert. Denn egal wo man hinhört, die Antworten sind einfach nicht konsistent; für den einen gibt es nichts effizienteres und präziseres als konsequent genutztes CAD/CAM und für den anderen gilt genau das Gegenteil. Was aber nun soll man glauben? Um heraus zu finden, wo die Stärken und Schwächen der einen oder anderen Technik liegen, hat der ZAD (Zahntechnische Arbeitskreis Düsseldorf) die beiden Herstellungstechniken in einem praxisnahen Vergleich einander gegenüber gestellt. Im nachfolgenden Artikel wird eine Standortbestimmung „voll digital oder voll analog“ vorgenommen und ein Ergebnis präsentiert. Einleitung Der ZAD (Zahntechnische Arbeitskreis Düsseldorf) veranstaltet praxisnahe Gegenüberstellungen von Techniken und/ oder Arbeitsweisen. Anfang des Jahres wurde anhand der prothetischen Versorgung eines echten Patientenfalls ein volldigitaler mit einem rein manuellen Workflow verglichen. Im Mittelpunkt dieser vergleichenden Betrachtung stehen dabei immer die für die tägliche Arbeit relevanten Informationen. Da die Gegenüberstellungen immer live, und unter realen Bedingungen stattfinden, müssen sich die Teilnehmer intensiv mit der jeweiligen Thematik auseinander setzen, um zu einer eigenen Einschätzung zu gelangen (Abb. 1). Beim diesmaligen Vergleich lag der Focus allerdings nicht auf der Gegenüberstellung einzelner Produkte, sondern zweier Arbeitsweisen: der rein digitalen und der manuell-/digital gestützten. Es wurden also nicht die unterschiedlichen Intraoralscanner hinsichtlich ihrer Technologie und Anwendung miteinander verglichen, sondern die Möglichkeit eines rein digitalen Prozesse dem der analogen Fertigung gegenübergestellt. Ziel sollte nicht die Verteufelung der einen oder andern Vorgehensweise sein, son- dern eine Standortbestimmung um eventuelle Unstimmigkeiten oder Vorteile erkennen und aufzeigen zu können. In der täglichen Praxis existieren bereits sehr viele Kombinationen aus analogen und digitalen sowie digital gestützten Arbeitsschritten, die erfolgreich zur Herstellung von Zahnersatz und halbzeigen zum Einsatz kommen. Doch es werden auch rein digitale Arbeitsabläufe proklamiert. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, wie gut dieser Workflow im Vergleich zu den rein manuellen oder analog/digitalen Herstellungswegen funktioniert, wenn die Patientenarbeit derart komplex ist, dass eine Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Labor nicht nur wünschenswert, sondern sogar Pflicht ist? Und schließlich zählen die Ergebnisse, die anhand bestehender Kriterien mit einander verglichen und ganz klar mit einem „besser als…“ bewertet werden können. 1 Abb. 1 Anfang des Jahres verglich der Zahntechnische Arbeitskreis Düsseldorf anhand eines echten Patientenfalls einen volldigitalen mit einem rein manuellen Workflow. Die Teilnehmer dieses Live-Gegenüberstellung – alles ZAD-Mitglieder – waren von Anfang an hautnah dabei 2 dental dialogue 15. JAHRGANG 06/2014 © Kontaktadresse ZAD Zahntechniker Arbeitskreis Düsseldorf e.V. Herbert Fischer Silcherstraße 8 40593 Düsseldorf D I G I TA L E Z A H N T E C H N I K S P E C I A L dd 2 Abb. 2 Die Initiatoren des Workflow-Vergleichs, Dr. Herbert Schorn (re.) und Ztm. Thomas Hahne, stellten den Teilnehmern den Patientenfall vor Patientenfall Der Patientenfall wurde von den ZADMitgliedern Dr. Herbert Schorn und Ztm. Thomas Hahne ausgesucht (Abb. 2). Dieser sollte eine gewisse Komplexität bieten, vor allem aber sollte die Patientin/ der Patient geduldig und motiviert sein, um die besondere Vergleichssituation gut bewältigen zu können. Schließlich sollten alle relevanten Arbeitsschritte live – sowohl für den analogen als auch digitalen Arbeitsablauf – demonstriert werden. Die Versorgung der Patientin umfasste Restaurationen im Ober- und im Unterkiefer (Abb. 3 bis 5). Die allgemeine Anamnese war insbesondere im Hinblick auf PA-relevante Risikofaktoren (Rauchen, Stress und so weiter) unauffällig. 3 Im Oberkiefer sollte eine 4-gliedrige Vollkeramikbrücke auf den vitalen Brückenpfeilern 24 und 27 verankert werden. Im Unterkiefer wurden in regio 45 und 46 zwei Implantate (Non Platform Wallet Implantat 4 x 8,5 mm, Biomet 3i) inseriert (Abb. 6). Zur Versorgung der Abutments sollten individuelle Abutments angefertigt werden, die mit Vollkeramikeinzelkronen überkront werden sollten. Das Live-Seminar wurde in drei Kursteile gegliedert: Der erste Teil fand in der Zahnarztpraxis von Dr. Herbert Schorn statt und umfasste die analoge und digitale Abformung. Die Präparation inklusive provisorischer Versorgung sowie die Implantation und Einheilphase waren zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen. Eigens für diesen Seminarteil stellte 3M Espe den 4 Lava C.O.S intraoral Scanner sowie eine geschulte Anwendungstechnikerin zur Verfügung, die bei Fragen rund um die Bedienung zur Verfügung stand (Abb. 7). Der zweite Seminarteil fand vier Wochen später, wieder in der Zahnarztpraxis statt. Hier erfolgte die Einprobe der analog und rein digital gestützt gefertigten Restaurationen. Vor der Einprobe wurden die Restaurationen von den Teilnehmern separat beurteilt. Hierzu wurde ein Fragebogen entwickelt, mit dem die Passung, Kontaktpunkte (approximal/okklusal) und so weiter detailliert abgefragt wurden. Dieser Fragebogen lag auch der anschließenden Beurteilung der Restaurationen im Patientenmund durch den Zahnarzt zugrunde. 5 Abb. 3 bis 5 Die orale Situation der Patientin zum Behandlungsbeginn; die Versorgung der Patientin sollte Restaurationen im Ober- und im Unterkiefer umfassen 15. JAHRGANG 06/2014 © dental dialogue 3 dd S P E C I A L D I G I TA L E Z A H N T E C H N I K 6 7 Abb. 6 Im Unterkiefer sollte die Lücke zwischen 44 und 47 mit implantatgetragenen Einzelzahnkronen in regio 45 und 46 geschlossen werden. Hier ist die Situation nach dem Einheilen der Implantate dargestellt 8 9 Abb. 8 Die analoge Abformung der Unterkiefersituation erfolgte geschlossen mit Polyäther Der dritte Seminarteil galt der Präsentation der Ergebnisse. Dies erfolgte Anfang April 2014 im Rahmen eines öffentlichen Kongresses, der in Bonn stattfand und viel Raum zur Diskussion ermöglichte. Ablauf Seminarteil 1 Analoge Abformung Die analoge Abformung erfolgte im Oberkiefer mit einem Hydrokoloid. Entsprechend dem routinemäßigen Vorgehen wurde die Situation zweimal abgeformt. Der Zeitaufwand hierfür betrug – inklusive Anmischen der Abformmasse – etwa 20 min pro Abformung. Die Abformung des Unterkiefers inklusive Abformpfosten erfolgte mittels geschlossener Abformung und Polyäther (Abb. 8). Der zeitliche Aufwand betrug hierfür in Summe etwa 15 min. Im Ober- sowie im Unterkiefer wurde jeweils der komplette Kiefer abgeformt. Wiederholungen der Abformungen, aufgrund von sichtbaren Abb. 7 Die digitale Abformung sollte mit dem Lava C.O.S. System von der 3M Espe Systemexpertin Maria-Elisabeth Hahn vorgenommen werden Abb. 9 Um die fehlende Erfahrung des Behandlers mit dem Intraoralscanner auszugleichen, führte eine 3M Espe Systemexpertin die digitale Abformung am Patienten durch Abformfehlern, waren nicht nötig. Die Bissnahme erfolgte Quadranten-weise sowie einmalig komplett verschlüsselt. Der gesamte Prozess dauerte etwa 12 min. Digitale Abformung Für die digitale intraorale digitale Abformung stand der Lava Chairside Oral Scanner (Lava C.O.S) zur Verfügung. Um eine Fehlbedienung und ein Verzerren der gewonnenen Zeitangaben aufgrund der fehlenden Routine des ausführenden Zahnarztes zu vermeiden, wurden die Kiefer von der 3M Espe Systemexpertin Maria-Elisabeth Hahn eingescannt (Abb. 9). Aufgrund der schwierigen Mundsituation, mit starken Divergenzen, die zu Abschattungen führten, sowie einem flachen Mundboden und einem starken Speichelfluss, brachte die digitale Komplettvermessung des Obersowie Unterkiefers keinen zeitlichen Vorteil. Die Präparationsgrenzen wurden vom Zahnarzt direkt auf den digitalen 4 dental dialogue 15. JAHRGANG 06/2014 © Daten bestimmt. Eine 3D-Darstellung die das räumliche Empfinden unterstützt, vereinfacht diesen Prozess. Der Oberkieferkomplettscan inklusive den zwei präparierten Stümpfen dauerte in etwa 30 min. Für den Unterkieferkomplettscan mit den beiden Scanpfosten nahm circa 25 min in Anspruch (Abb. 10). Der Biss wurde durch Scannen der Schlussbisssituation von vestibulär über den gesamten Zahnbogen „genommen“ (Abb. 11). Der zeitliche Aufwand betrug hierfür zusammen mit der Beurteilung der virtuellen Zuordnung durch den Zahnarzt 10 min. Die für die digitale Erfassung benötigten Zeiten mögen bei entsprechenden (einfacheren) Mundsituationen anders ausfallen. Die analoge Abformung nimmt hingegen immer gleich viel Zeit in Anspruch, sodass der intraorale Scan bei einer einfacheren Mundsituation im Vergleich schneller wäre. D I G I TA L E Z A H N T E C H N I K 10 11 Abb. 10 Die mittels Intraoralscan generierten digitalen Daten wurden gemeinsam am Monitor kontrolliert Beurteilung Seminarteil 1 Die analoge Abformung stellt einen Routineprozess in der Zahnarztpraxis dar. Dieser ist zwar ungeliebt, wurde jedoch für die tägliche Verwendung optimiert und in Punkto Zeitaufwand weitestgehend ausgereizt. Anwender der digitalen Abformung können noch gar keine derartige Routine besitzen, da der Prozess noch nicht so lange zur Anwendung kommt, wie die herkömmliche Abformung. Fest steht, dass die Mundsituation und die Präparationsart den für die intraorale Abformung benötigten Zeitaufwand beeinflussen. Zudem ist die digitale Bissregistrierung bei einem Patienten ohne eindeutige Schlussbissposition ebenso schwierig wie bei der analogen Bissregistrierung. Zudem gestaltet sich die rein digitale Überprüfung der zugeordneten Kiefer trotz digitalem Okklusionscheck für den digital nicht versierten Zahnarzt als fehleranfällig (nähere Informationen hierzu im Abschnitt „Beurteilung Seminarteil 2“). Hier scheint zum momentanen Zeitpunkt die gewohnte Überprüfung der Bissnahme anhand von einartikulierten Gipsmodellen eindeutiger. Weiterverarbeitung der Modelldaten Nach den analogen und digitalen Arbeitsschritten wurden die Abformungen zur Weiterverarbeitung versandt. Im analogen Prozess bedeutet dies, dass die Abformungen via Botenfahrer zum Labor transportiert wurden. Im digitalen Prozess erfolgte nach Freigabe der Daten durch den Zahnarzt der Daten-Upload S P E C I A L dd Abb. 11 Zur Kieferrelationsbestimmung wurde ein VestibulärScan durchgeführt an den 3M Espe eigenen Server (Portal), wo die Daten nochmals überarbeitet wurden. Im Anschluss standen diese dann zur weiteren digitalen Versendung an das Labor zur Verfügung. Seminarteil 2 Bevor sich die Teilnehmer am zweiten Seminartag trafen, wurden die Restaurationen angefertigt. Für den analogen Prozess bedeutete dies, dass die Meistermodelle erstellt (Abb. 12 und 13) und anhand der Bissnahme mittelwertig einartikuliert wurden. Für den Unterkiefer wurde eine zweiteilige Versorgung der Implantate in Form von Hybridabutments und Einzelkronen geplant, die später miteinander verklebt werden sollten. Die individuellen Abutments im Unterkiefer wurden in Wachs modelliert, angestiftet und aus Silikatkeramik gepresst (Abb.14). Titanklebebasen bildeten die Schnittstelle zwischen den Implantaten und den individuellen Silikatkeramik-Aufbauten. Zur Überkronung der individuellen Abutments wurden ebenfalls Kronen modelliert, und presstechnisch in Silikatkeramik überführt (Abb. 15). Zur Versorgung der Zähne 24 und 27 wurde ein Zirkonoxid-Gerüst CAD/CAM-gestützt hergestellt und auf das Meistermodell aufgepasst (Abb. 16). Die Anatomie und Funktion wurde auch hier in Wachs auf dem Gerüst erarbeitet und durch Überpressen in Silikatkeramik überführt (Abb. 17). Auf den einartikulierten Modellen wurden die Restaurationen ausgearbeitet und okklusal aufgepasst (Abb. 18 und 19). Beim digitalen „Workflow“ wurden die individuellen Abutments bei Biomed 3i in Abstimmung mit dem für den restlichen Fertigungsprozess zuständigen Fräszentrum (Curadent) konstruiert und anschließend im Fertigungszentrum von Biomed 3i aus Titan gefräst. Die stereolithografische Modellherstellung, die auf den digitalen Daten des Intraoralscans basieren, übernahm Dreve (Abb. 20 und 21). Die Konstruktion der vollanatomischen Zirkonoxid-Kronen, mit denen die individuellen Abutments überkront werden sollten, erfolgte im selben Arbeitsschritt. Die Fertigung oblag dem für die Konstruktion zuständigen Fertigungszentrum (Abb. 22). Das Design und die Fertigung der monolithischen OK-Zirkonoxid-Brücke erfolgten ebenfalls in diesem Fertigungszentrum (Abb. 23 und 24). Ablauf Seminarteil 2 Nach der Fertigstellung aller Restaurationen war die Grundlage für den zweiten Seminartag gelegt. An diesem Tag sollten die auf analogem als auch digitalem Weg gefertigten Versorgungen im Patientenmund einprobiert werden. Doch noch vor diesem Live-Test am Patienten wurden die Restaurationen von den Seminarteilnehmern analysiert. Um definierte Aussagen zu erhalten erfolgte die Analyse anhand eines Fragebogens, der folgende Kriterien umfasste: optischer Eindruck, Kontaktbeziehungen okklusal/approximal, Passung Präparationslinie/Stumpf und Reinigbarkeit. Die Auswertung erfolgte in kleinen Gruppen, die sich auf eine gemeinsame Einschätzung festlegen mussten (Abb. 25). Die Bewertung ließ sich grundsätzlich in zwei Bereiche unterteilen. Zum einen Bewertungskrite- 15. JAHRGANG 06/2014 © dental dialogue 5 dd S P E C I A L D I G I TA L E Z A H N T E C H N I K 12 13 Abb. 12 und 13 Die Modelle für den analogen Workflow wurden wie gewohnt aus Gips hergestellt , gesockelt, gesägt und einartikuliert 15 14 Abb. 14 Die individuellen Abutments wurden in Wachs erarbeitet und in Presskeramik umgesetzt. Nach der Kontrolle wurden sie mit Titanbasen verklebt (Hybridabutments) Abb. 15 Die Implantatkronen wurden – ebenfalls in Wachs – als Einzelkronen modelliert und in Presskeramik umgesetzt 17 16 Abb. 16 Als Gerüstmaterial für die Oberkieferbrücke von 24 auf 27 wurde aus Stabilitätsgründen Zirkonoxid gewählt Abb. 17 Die Anatomie der Brücke wurde in Wachs erarbeitet und mittels Überpresstechnik in Silikatkeramik auf das Gerüst übertragen 18 19 Abb. 18 und 19 Die im analogen Prozess, CAD/CAM-unterstütz fertiggestellte Press-over-Zircon Oberkieferbrücke von okklusal und bukkal 6 dental dialogue 15. JAHRGANG 06/2014 © D I G I TA L E Z A H N T E C H N I K 20 S P E C I A L dd 21 Abb. 20 und 21 Da beim digitalen Workflow keine Abformung im klassischen Sinn vorgenommen wird, müssen die Modelle auf Basis der CAD/CAM-daten gefertigt werden. In diesem fall stereolithografisch bei Dreve 22 Abb. 22 Beim rein digitalen Workflow wurde ohne Modelle gearbeitet, das heißt die Abutments und Kronen wurden hier für den Unterkiefer virtuell modelliert und in einem Fertigungszentrum hergestellt 23 24 Abb. 23 und 24 Die Oberkieferbrücke wurde beim digitalen Workflow von einem Dienstleister vollanatomisch aus Zirkonoxid gefräst 15. JAHRGANG 06/2014 © dental dialogue 7 dd S P E C I A L D I G I TA L E Z A H N T E C H N I K Abb. 25 Die Teilnehmer des WorkflowVergleichs analysierten die Restaurations-Varianten anhand eines Bewertungsbogens. Da ästhetische Parameter subjektiver Natur sind, lag der Fokus auf der Einsetzbarkeit der Restauration rien, die maßgeblich durch den Techniker beeinflusst wurden, der den Zahnersatz konstruiert und hergestellt hat. Hierzu zählen zum Beispiel der optische Eindruck, die Reinigbarkeit und Randgestaltung, das Emergenzprofil. Zum anderen waren es Kriterien, die die Fertigung betreffen. Dies wären zum Beispiel die Passung auf dem Stumpf/der Präparation sowie die okklusalen/approximalen Kontaktbeziehungen. Die Qualitätskriterien, die maßgeblich vom Techniker beeinflusst werden, sollen in diesem Bericht keine Beachtung finden, da hier zu viele „weiche“ Faktoren eine Rolle spielen. Diese können objektiv nicht mittels Worten und Bildern veranschaulicht werden (Abb. 26). Generell gilt: je qualifizierter der ausführende Techniker, desto hochwertiger die erstellte Restauration. Dies gilt für den analogen als auch digitalen Prozess. Die Qualität der Passung, Kontaktbeziehungen et cetera ist allerdings weitestgehend abhängig von der Fertigung, weshalb diese Kriterien, wenn auf keiner der beiden Seiten (analog/digital) grundlegende Fehler begangen wurden, gegenübergestellt werden können. Natürlich ist das daraus resultierende Ergebnis immer nur eine Momentaufnahme. Abb. 26 Faktoren, die vom Zahntechniker bei der Herstellung beeinflusst werden können, wurden von der Betrachtung ausgeschlossen – wie etwa der Hochglanz der Pontics et cetera Auswertung Analog Die vorwiegend analog gefertigten Restaurationen wurden auf ihren Meistermodellen sowie im Artikulator analysiert (Abb. 27 und 28). Die Passung und die okklusalen Kontaktbeziehungen wurden durchweg als „gut“ beurteilt. Ebenso die Genauigkeit der dargestellten Präparationsgrenzen sowie die Approximalkontakte. 8 dental dialogue 15. JAHRGANG 06/2014 © Digital Die Analyse der auf rein digitalem Weg gefertigten Versorgungen sollte auf den CAD/CAM-gestützt gefertigten Modellen erfolgen (Abb. 29 und 30). Hier deutete sich eine grundsätzliche Schwierigkeit an, denn die auf Basis der CAD/ CAM-Daten hergestellten Modelle eignen sich aufgrund ihrer Bisslage nicht, um die für das Labor üblichen Funktionssowie Qualitätsüberprüfungen durchzuführen (Abb. 31). Weder die okklusalen D I G I TA L E Z A H N T E C H N I K 27 S P E C I A L dd 28 Abb. 27 und 28 Überprüfung der okklusalen Kontaktbeziehungen der im klasssichen Workflow hergestellten OK- und UKVersorgung auf dem Modell 29 30 31 Abb. 29 bis 31 Bei der auf rein digitalem Weg hergestellten Restaurationen konnte die Kontaktbeziehung auf den stereolithografisch angefertigten Modellen nicht überprüft werden 15. JAHRGANG 06/2014 © dental dialogue 9 dd S P E C I A L D I G I TA L E Z A H N T E C H N I K Abb. 32 Dem behandelnden Zahnarzt lag bei der Einprobe der im analogen und digitalen Prozess hergestellten Restaurationen derselbe Bewertungsbogen vor, wie den Zahntechnikern 34 33 Abb. 33 und 34 Die „auf herkömmlichen Weg angefertigten Versorgungen in Situ: Zirkonoxid-basierte Presskeramikbrücke auf den Pfeilerzähnen 24 und 27, zwei implantatgetragene Presskeramikkronen in regio 45 und 46, die auf Hybridabutments befestigt wurden Kontaktbeziehungen, bei der Prüfung verwindet sich der Okkludator, noch die approximalen Kontaktpunkte oder Gerüstverzüge (die Eigenbeweglichkeit der Stümpfe im Modell war zu hoch) konnten beurteilt werden. Die Passung auf den einzelnen Stümpfen sowie die Passung an den Präparationsgrenzen wurden durchweg als „schlecht“ beurteilt. Dieses Ergebnis sagt aber nichts über die Passung der gefertigten Restaurationen im Patientenmund aus, sondern führt lediglich zu dem Schluss, dass die gefertigten Modelle nicht zu einer Funktionsüberprüfung im herkömmlichen Sinn verwendet werden können. Um die Qualität der digitalen Arbeitsschritte überprüfen zu können, bedarf es zukünftig eben auch einer digitalen Prüfmethode. Ein Umsetzen der im rein digitalen Workflow gefertigten Restaurationen auf die im analogen Prozess hergestellten Modelle war aufgrund der zu engen Passung der Restaurationen nicht möglich. Analyse im Patientenmund Im zweiten Teil der Beurteilung folgte die Qualitätskontrolle der Restaurationen im Patientenmund durch den behandelnden Zahnarzt. Hierbei kam der gleiche Fragebogen zum Einsatz. Daher können die Ergebnisse des Behandlers mit denen auf den Modellen verglichen werden. Die Passungen sowie die okklusalen und approximalen Kontaktpunkte der analog gefertigten Arbeit wurden vom Zahnarzt als gut beurteilt (Abb. 33 und 34). Es musste nur sehr wenig okklusal adaptiert werden. Die Pontics der Oberkieferbrücke lagen unter leichtem Druck auf der Gingiva auf (Abb. 35). Um dies zu erreichen hatte der Zahntechniker das 10 dental dialogue 15. JAHRGANG 06/2014 © Gipsmodell nach Absprache mit dem Behandler an diesen Stellen leicht radiert. Bei der auf rein digitalem Weg erstellten Restauration wurde die Passung ebenso als gut beurteilt, wobei die Oberkieferbrücke sogar als „gefühlsmäßig“ präziser, denn die im analogen Prozess gefertigte deklariert wurde (Abb. 36). Die approximalen Kontaktpunkte der Brücke waren ebenso gut. Bei den Einzelkronen waren diese zu stramm. Weitaus größere Probleme zeigten sich bei den okklusalen Kontaktpunkten. Hier wurde eine NonOkklusion festgestellt. Auch im Bereich der Brückenglieder zur Schleimhaut zeigte sich ein Spalt (Abb. 37). Keines der Brückenglieder lag auf der Gingiva auf. Beurteilung Seminartag 2 Überraschend ist, dass, obwohl die im digitalen Prozess erstellte Arbeit nicht auf D I G I TA L E Z A H N T E C H N I K S P E C I A L dd 35 36 Abb. 35 Okklusionskontrolle der im analogen Prozess gefertigten Oberkieferbrücke Abb. 36 Die im digitalen Workflow erstellte Oberkieferbrücke in Situ 37 38 Abb. 37 Bei der Okklusionskontrolle der im digitalen Prozess hergestellten Brücke zeigte sich, dass eine Non-Okklusion vorlag das im analogen Prozess hergestellte Modell umgesetzt werden konnte, diese Restauration im Mund als präziser beurteilt wurde. Eine Fit-Checker-Probe zeigte bei beiden Arbeiten die entsprechende Passung (Abb. 38). Dies mag darauf hinweisen, dass die analoge Abformmethode mit anschließender Modellherstellung immer noch eine nicht zu unterschätzende Fehlerquelle in der Dimensionsstabilität aufweist. Bei der digitalen Vorgehensweise zeigt sich die eigentliche Aufnahmetechnik (Abformtechnik) als dimensionsstabil. Allerdings bleiben hier noch einige Fragestellungen im Arbeitsablauf. Wie können fehlerhafte digitale Bissregistrierungen erkannt und korrigiert werden, wenn keine physische Gegenprobe möglich ist? Wie lässt es sich vermeiden, dass bei Aufnahme von flachen Mundböden die Schleimhaut am Kieferkamm nicht deformiert aufgenommen wird? Welche Möglichkeiten der Qualitätskontrolle geben Sicherheit um Abb. 38 Die Passung der Brücken (oben klassisch, unten digital) wurde mit einem Fit-Checker überprüft und kann bei beiden Herstellungsweisen als gleich gut erachtet werden Fehler im Vorprozessschritt zu erkennen und zu korrigieren? Zahnarzt und Zahntechniker müssen sich diesen besonderen Fragestellungen gemeinsam annehmen, um für ihren Arbeitsablauf Grundregeln im Umgang mit den digitalen Prozessen aufzustellen. Zusammenfassung Natürlich sind Gegenüberstellungen wie diese immer Momentaufnahmen und von verschiedenen Einflussfaktoren, die nicht immer objektiv zu beurteilen sind, abhängig. Trotzdem können sie zu einer allgemeinen Standortbestimmung dienen. Der analoge als auch der digitale Workflow leben vom Einsatz und Verstehen von Techniken und von der Kommunikation aller an der prothetischen Versorgung Beteiligten. Dies sollte vor allem beim digitalen Workflow nicht vergessen werden. Die Abstimmungen, die im analogen Bereich über Jahre gemein- sam erarbeitet wurden, müssen sich auch im digitalen Workflow wiederfinden und fortführen. Die digitale Abformung ist grundsätzlich nichts neues, sondern lediglich mit einer technischen Veränderung verbunden. Das Wissen über die Weiterverarbeitung der so erhobenen Daten bleibt hingegen der Schlüssel des Erfolgs, hin zu einer aus funktioneller wie auch ästhetischer Sicht hochwertigen Rekonstruktion. Danksagung Besonderer Dank gilt der geduldigen Patientin sowie den Firmen 3M Espe sowie Biomed 3i, die durch ihre Unterstützung eine Veranstaltung wie diese erst ermöglicht haben. Ztm. Ralph Riquier Freier Fachjournalist, Remchingen 15. JAHRGANG 06/2014 © dental dialogue 11