Spielerische Einführung ins Bewegungstheater Bewegungstheater ist eine Erscheinungsform des Theaters in der sich Darstellung, Musik und Tanz eng miteinander verbinden und gegenseitig durchdringen. So wie die Sprache im Schauspiel Informationen vermittelt, ist im Bewegungstheater die Bewegung das Medium, das Informationen vermittelt und Assoziationen möglich macht. Im Bewegungstheater liegt der Schwerpunkt in der Arbeit mit dem eigenen Körper, der eigenen Körpererfahrung und dessen Ausdrucksvielfalt für sich und in der Gemeinschaft. Die Bewegung als 'Spielzeug', als Darstellung und Ausdruck lässt mit Gestik, Körpersprache und Mimik Bilder und Geschehnisse entstehen, die sich auf nicht mit Worten zu beschreibenden Bedeutungs- und Übertragungsebenen verwirklichen lassen. Einführende Spiele Die beliebten Formen verschiedener Bewegungsspiele können mit Elementen des Darstellenden Spiels und/oder des Bewegungstheaters verbunden werden. Es soll spielerisch eine Brücke gebaut werden zwischen dem sportiven Spiel und dem Spiel mit dem eigenen Körper, der Mimik und der Bewegung. Roboter Zwei Roboter stehen Rücken an Rücken. Ein Mechaniker versetzt die beiden Roboter durch einen leichten Klaps auf den Kopf in Bewegung. Die Roboter bewegen sich immer gerade aus und können durch einen leichten Klaps auf eine Schulter um eine Vierteldrehung um diese Schulter gelenkt werden. Der Mechaniker hat die Aufgabe, seine Roboter so zu lenken, dass sie frontal aufeinandertreffen. Evolution Alle Teilnehmer beginnen die Evolution als Eier. Um sich weiterzuentwickeln, spielen sie gegeneinander Schnick-Schnack-Schnuck (hier gelten Schere, Stein und Papier). Derjenige, der gewinnt, erreicht die nächste Entwicklungsstufe, während der Verlierer wieder eine Evolutionsstufe nach unten fällt, außer man ist auf der untersten. Beide suchen sich einen neuen Schnick-Schnack-Schnuck-Gegner. So versuchen die TN, sich vom Ei über das Huhn, den Dinosaurier, den Affen, den Krieger zum Heiligen zu entwickeln. Die TN können nur mit anderen TN ihrer Entwicklungsstufe Schnick-Schnack-Schnuck spielen, also ein Ei mit einem Ei, ein Huhn mit einem Huhn etc. Das Spiel ist beendet, wenn jeweils auf jeder Evolutionsstufe je ein TN übrig geblieben ist und alle anderen TN Heilige geworden sind. Die Entwicklungsstufen sind folgendermaßen darzustellen: Ei: Die TN sitzen in der Hocke, die Hände über dem Kopf zum Ei geformt und sagen ohne Pause: „Ei, Ei, Ei, ... Huhn: Die TN „flattern“ mit angewinkelten Armen und gackern. Dinosaurier: Die TN heben die Arme und brüllen furchterregend. Affe: Die TN schlenkern mit den Armen und geben Affenlaute von sich. Krieger: Die TN ziehen mit einem lauten „Zing“ das Schwert aus der Scheide. Heiliger: Die TN schauen mit einer Hand kreisend einen Heiligenschein darstellend den anderen vom Spielfeldrand aus zu. Redensarten wörtlich nehmen Die Spielenden bewegen sich zur Musik durch die Halle. Bei Musikstopp finden sich immer zwei zusammen und setzen eine Redensart wörtlich in Bewegung um. Mögliche Redensarten sind: jemanden an der Nase herumführen, jemanden aufs Kreuz legen, jemanden den Buckel runterrutschen, jemanden die Ohren lang ziehen, jemanden das Maul stopfen, schmutzige Wäsche waschen, den Stein der Weisen suchen, jemanden aus dem Sattel werfen, jemandem die Daumenschrauben anlegen usw. Seite 1 Spiegelpantomime Je zwei Kinder stellen sich paarweise gegenüber, eines macht eine ruhige Bewegung vor, das andere macht diese als Spiegelbild genau nach; nach ca. 1 min. wechseln. Marionette Je zwei Kinder gehen paarweise zusammen. Eines ist eine Marionette, das andere der Puppenspieler. Der Spieler zieht an unsichtbaren Fäden an den verschiedenen Gelenken der Marionette und „bewegt“ diese dadurch. Schaufensterpuppe Je zwei Kinder gehen paarweise zusammen. Eines ist eine in den Gelenken bewegliche Schaufensterpuppe, das andere der „Dekorateur“, der die „Puppe“ formt und ggf. auch transportiert. Schaufensterdekoration Mehrere Dekorateure dekorieren mit den Puppen ein ganzes Schaufenster (z.B. Sportgeschäft, Galerie, usw.). Alltagsbewegungen Ausgangspunkt sind meist Alltagsbewegungen und Alltagssituationen, die Anlass für eine Bewegungsspielidee. Daraus können sich dann komplexere Szenen und Formen des Bewegungstheaters entstehen. Gehen Vorübungen: Die Spielenden probieren frei oder angeleitet verschiedene Formen des Gehens aus, z.B. schlaff, angespannt, gerade, rund, eckig, hoch, tief, mit und ohne Armeinsatz Spielmöglichkeiten: Gangart Die Spielenden gehen zunächst (zur Musik) im Raum umher. Dann beginnt die Spielleitung auf ein Zeichen (Klingel) zu erzählen, welche Menschen sie mit welchen Gang-Arten gerade beobachtet (Spielleitung macht vor), z.B.: • Eilige Hausfrauen mit schweren Taschen • Einen Losverkäufer • Eine Inderin mit Wasserkrug • Einen fotografierenden Touristen • Einen Eisverkäufer • Einen alten müden "Penner" • Walkmanhörende Jugendliche • Ein Liebespaar • Einen Kellner mit Tablett • Eine verkehrsregelnde Polizistin • Einen Straßenmusiker • Eine Frau mit vielen Schachteln und Kartons • Einen Schubkarrenfahrer Variante "Zeitlupen-Honigland": Die Spielleitung erklärt nach dem ersten Durchgang, dass sich jetzt alle im "ZeitlupenHonigland" befinden. Die jeweils erneut angegebenen Gang-Arten (s.o.) müssen entsprechend so ausgeführt werden, als wenn sich jeder ganz langsam in einer zähen Honigmasse bewegt. Vormachen! Essen und Trinken In Zweiergruppen spielen sich die Übenden im Wechsel pantomimisch verschiedene Gerichte und Mahlzeiten bzw. Getränke vor. 2 Sportarten Die Spielenden spielen sich verschiedene Bälle zu oder imitieren einen Boxkampf. Es eignen sich besonders Sportarten, die ein Reagieren auf den Partner bedingen. Hinweis: Stilmittel Um bestimmte Bewegungen und Situationen zu verdeutlichen bzw. zu überziehen eignen sich besonders die Stilmittel Einfrieren, Zeitlupe und Zeitraffer. Zum Einfrieren kann der ein Partner das Kommando „freeze“ geben. Der andere Partner versucht sofort zu Eis zu erstarren. Spielszenen Die Spielformen des Bewegungstheaters eignen sich hervorragend, um den normalen Übungsbetrieb aufzulockern. Manchmal empfiehlt sich aber auch die Ergebnisse einer Bewegungstheaterstunde vor Publikum zu zeigen, z.B. auf einer Ferienfreizeit, im Schullandheim oder im Rahmen eines Schulfestes Dazu im folgenden einige Hinweise: • • • • • • Die Spielszenen immer aus der Bewegung heraus entwickeln. Bewegungstheater, das nur im Kopf geplant wird, wirkt verkrampft. Aufgaben klären, d.h. die einzelnen Spieler müssen wissen, warum sie etwas im Rahmen einer Spielhandlung tun. Nur dann kann die Wirkung vom Publikum nachvollzogen werden. Die Spielszenen räumlich so ausrichten, dass die Zuschauer, alles wichtige sehen können. Wesentliche Aktionen sollten im Vordergrund gezeigt werden. Wenn möglich nicht mit dem Rücken zum Publikum spielen. Die Spielszenen sollten auf das Wesentliche reduziert werden. Zuviel Handlung könnte die Zuschauer verwirren. Spieler, die gerade nicht an der Handlung beteiligt sind, können „einfrieren“. Zusätzliche Hilfsmittel und Requisiten sehr sparsam einsetzen. Das Bewegungstheater lebt von der Bewegung. Die Spielszenen brauchen einen deutlichen Anfang und ein klares Ende. Den Schluss nicht zuletzt gestalten. Anfang und Ende sind für die Wirkung bei den Zuschauern besonders wichtig. Themen für kleine Spielszenen • Die Schlacht am kalten Buffet • Kindergeburtstag • Ritteressen • Kochstudio • Ein Ausflug ins Labyrinth • Der etwas andere Theaterbesuch • Ein 100m-Sprint-Finale • Ein Boxkampf Literatur: • „Action im Team – Bewegungstheater“, DTJ-Forum Seite 3