Fortgeschrittenenpraktikum für Lehramt Optische Signalübertragung KIT - Karlsruher Institut für Technologie 1 Einleitung Heutzutage werden Daten sehr häug optisch übertragen. Die Übertragung per Glasfaser quer durch die Ozeane wird schon länger praktiziert, doch mittlerweile haben optische Technologien auch schon Einzug in die Haushalte im Konsumgüterbereich gefunden (z.B. Toslink). Das einfachste und bekannteste optische Übertragungsgerät ist sicherlich die Fernbedienung auf Infrarot-Basis für alle möglichen Unterhaltungselektronikgeräte oder Gerätesteuerungen. Dieses Versuchspaket besteht aus zwei verschiedenen Versuchsteilen. Im ersten Teil können Sie ausprobieren, was man mit Nah-Infrarot-Leuchtdioden machen kann. Sie werden erfahren, wie eine IR-Überwachungskamera funktioniert und welche Signale eigentlich von einer gewöhnlichen Fernbedienung ausgesendet werden. Im zweiten Versuchsteil werden Sie zunächst einfache und schultaugliche Versuche zur Datenübertragung mit Licht mit Hilfe von Leuchtdioden durchführen. Sie verwenden dazu einfache Kunststo-Lichtwellenleiter. Schlieÿlich werden Sie sich noch mit der Einkopplung von Laserlicht in hochwertige optische Glasfasern beschäftigen, wie es in der Technik angewendet wird. Auch darüber können Sie wieder Daten, in diesem Fall Musiksignale, übertragen. Auÿerdem können Sie die Absorptionseigenschaften von Kunststo- und Glasfasern vergleichen. Hinweis: Die Aufgaben, die Sie im Text verteilt nden, dienen als Vorbereitung zum Versuch. Aufgaben sollten Sie VOR Versuchsbeginn bearbeitet haben. 1 Überwachungskamera und Fernbedienung: Anwendungen von InfrarotLEDs 1.1 Überwachungskamera Um nachts sehen zu können, bedient man sich verschiedener Techniken. Die meisten Überwachungskameras für den nächtlichen Einsatz arbeiten nicht, wie oft vermutet wird, wie Nachtsichtgeräte oder Wärmebildkameras. Nachtsichtgeräte (wie z.B. vom Militär verwendete) arbeiten mit Restlichtverstärkern. Wärmebildkameras sind sehr teuer und detektieren IR-Wärmestrahlung. Für die billigste und einfachste Methode in der Überwachungstechnik verwendet man jedoch ganz gewöhnliche Kameras, da deren Chips auch sensitiv für den nahen IR-Bereich sind und leuchtet die Umgebung einfach mit Infrarotlicht aus. Aufgabe 1a: Wie arbeiten Restlichtverstärker? Welche Wellenlängen sind hier relevant? Aufgabe 1b: Wie und bei welchen Wellenlängen arbeiten im Unterschied dazu Wärmebildkameras? Aufgabe 1c: Wie arbeiten Nah-IR Kameras und welche Vor- und Nachteile sehen Sie beim Vergleich mit Restlichtverstärkern und Wärmebildkameras? In diesem Versuchsteil sollen Sie dieses Prinzip kennenlernen, indem Sie mit einer ganz einfachen Digitalkamera Gegenstände in der Dunkelheit aufnehmen, die Sie mit einem Array von IR-Hochleistungsleuchtdioden beleuchten. Versuch 1a: Setzen Sie den IR-LED-Kranz (Achtung: Nicht mehr als 12 V an die LEDs anlegen!) an die Önung der dunklen Kiste, in der sich Objekte benden und sehen Sie hindurch. Setzen Sie dann die Digitalkamera ein und beobachten sie, wo und wie das IR-Licht reektiert wird. Versuch 1b: Besorgen Sie sich frisches Panzenmaterial (grüne Blätter etc.) und legen es in die Kiste. Was beobachten Sie und warum? 1.2 Fernbedienung Infrarotfernbedienungen enthalten eine IR-LED, die im Bereich von ca. 900nm arbeitet. Die Signalübertragung funktioniert nach einem einfachen Prinzip. Ist die LED eingeschaltet, ist sie auf eine Trägerfrequenz im kHz-Bereich (typischerweise 36 kHz - 42 kHz) moduliert. Aufgabe 1d: Können Sie sich vorstellen, welchen Zweck diese Trägerfrequenz erfüllt? 2 Nun muss natürlich noch die eigentliche Information auf dieser Trägerwelle übermittelt werden. Dies geschieht meist durch Pulsbreitenmodulation, d.h. es werden Pulse (Diode an) verschiedener Länge mit Pausen (Diode aus) in entsprechenden Sequenzen ausgesendet. Jede Taste der Fernbedienung sendet also eine bestimmte Pulssequenz aus, die der Empfänger dekodiert und die entsprechende Funktion ausführt. Im Grunde wird also ein Binärcode (Diode aus bzw. Diode an) übermittelt. Das Signal eines Tastendrucks sieht dann so aus: Zunächst leitet ein Startimpuls die Übertragung ein. Er signalisiert dem Empfänger, dass nun eine Information folgt. Dann folgt das Signal aus binären Bits, sie bestehen aus sog. Bursts und Pausen. Ein Burst ist eine Phase, in der die Diode für eine denierte Anzahl an Wellenzügen der Trägerfrequenz an ist. Ein Burst und eine darauolgende Pause gleicher Länge deniert eine 1, ein Burst und eine doppelt so lange Pause eine 0. Schlieÿlich folgt noch ein Endpuls, der den Schluss der Übertragung angibt. Aufbau: Der Aufbau ist denkbar einfach: An das Digitaloszilloskop wird ein handelsüblicher Receiver direkt an Kanal 1 angeschlossen, wie in Abb. 1 gezeigt. Hat man keinen zur Verfügung, so ist die einfachste Methode, eine Photodiode direkt an d as Oszilloskop anzuschlieÿen (hier Kanal 2). Wir verwenden hier sogar eine einfache LED, die wir als Photodiode betreiben. Zur Verfügung stehen die Fernbedienung eines DVD-Players und die zum Receiver gehörige Fernbedienung. Abb. 1: Versuchsaufbau Fernbedienung Bauen Sie obige Versuchsanordnung auf und führen Sie folgende Messungen durch: Versuch 1c: Verwenden Sie zunächst nur die Photodiode. Ermitteln Sie die Trägerfrequenz der LED der DVD- Fernbedienung. Denken Sie daran, die Zeitachse sinnvoll einzustellen. Übermitteln Sie nun das Signal der Taste 1 der Fernbedienung Start-/Endpuls: Erkennen Sie den Start- und den Endpuls? Wenn Sie nicht sicher sind, können Sie mit einer anderen Taste vergleichen, Start- und Endpuls sollten immer gleich sein. Wie sehen diese beiden Pulse konkret aus? Information: Wie ist die binäre Pulsfolge für die Taste 1? Versuch 1d: Schlieÿen Sie dann den Receiver an und vergleichen Sie zunächst das Signal der ersten Fernbedienung, testen Sie dann noch die zweite Fernbedienung. 3 2 Datenübertragung mit Licht Nie zuvor wurden weltweit so groÿe Datenmengen in immer kürzeren Übertragungszeiten übertragen wie heute. Der Datenverkehr von Telefonie, Fernsehen und Internet wächst stetig an und die Anforderungen an die Datenleitungen werden immer gröÿer. Eine rein elektronische Übertragung käme hier an die Grenzen. Optische Übertragung gewährleistet eine deutlich höhere Bandbreite, ist über groÿe Entfernungen einsetzbar und Signale müssen kaum verstärkt werden. Die groÿen weltumspannenden Backbones, die die Kontinente verbinden, sowie viele lokale Kommunikationsleitungen sind im Wesentlichen Glasfasernetzwerke. Der kritischste Punkt bei der Datenübertragung mit Licht ist das Einkoppeln der Signale in die Faser. Auÿerderm ist die Wellenlänge des Lichts entscheidend, mit der übertragen wird. Optische Fasern zeigen charakteristische Dämpfungseigenschaften und man möchte ja mit möglichst wenigen Verlusten auskommen. Im Versuch Lichtwellenleiter werden Sie sich mit solchen optischen Fasern und der optischen Übertragung durch Fasern beschäftigen. 2.1 2.1.1 Lichtwellenleiter Musikübertragung mit LEDs (Schulniveau) Im Folgenden werden Sie einfache Versuche zur Musikübertragung mit Lichtwellenleitern aufbauen und testen. Zunächst können Sie ein paar Varianten ausprobieren, wie sie sogar im Schulunterricht gemacht werden können. Im zweiten Teil beschäftigen Sie sich dann mit weiterführenden Aspekten, die auch in der realen Umsetzung im Telekommunikationsbereich relevant sind. Materialien: Lichtwellenleiter (transparent und ummantelt) verschiedenfarbige LEDs Fototransistor - Widerstände 470Ω, 1 kΩ Netzgerät zur Spannungsversorgung für Filter: Kondensator 4,7µF, 0,1µF, 10nF; Widerstand 10kΩ Handy/mp3-Player (falls nicht vorhanden, Funktionsgenerator) Multimeter Aktivlautsprecher Achtung: Achten Sie darauf, dass die Schaltung korrekt ist (Polung!), bevor Sie die Spannungsversorgung einschalten und behandeln Sie die Bauteile vorsichtig es gab schon zu viele Opfer! Achten Sie darauf, dass Sie die Lichtwellenleiter nicht zu extrem biegen oder brechen Risse verursachen Lichtaustritt und somit Dämpfung und Qualitätsverlust. Aufgabe 2a: Was sind Vor- und Nachteile der Datenübertragung mit Licht gegenüber elektronischer Übertragung? Aufgabe 2b: Wie funktioniert die Datenübertragung mit Licht? Erklären Sie, welche optischen Phänomene eine Rolle spielen und wie die Vorgänge im Wellenleiter aussehen. Aufgabe 2c: Was ist ein Hoch- bzw. ein Tiefpasslter und wie berechnet man jeweils deren Grenzfrequenz ? Wie müssen Sie die Schaltungen in den Versuchen anpassen, wenn Sie hohe bzw. niedrige Frequenzen herausltern möchten? Skizzieren Sie diese. Hinweis: Verwenden Sie einen einfachen, passiven, RC-Hochpass bzw. -Tiefpass. Aufgabe 2d: Für die Filter in der vorherige Aufgabe haben Sie einen 10k Ω-Widerstand sowie einen Kondensator mit 0,1µF und mit 10nF zur Verfügung. Berechnen Sie die jeweilige Grenzfrequenz, die Sie damit erreichen können. Welchen Kondensator nehmen Sie also für welchen Filter? Versuch 2a: Bauen Sie Schaltung 1 auf, wie in Abb. 2a abgebildet: 4 Messen Sie die Spannung am Transistor und variieren Sie die Sendedioden bzw. die Wellenleiter. Welche Unterschiede stellen Sie fest? Abb. 2a: Schaltung 1 Versuch 2b: Sie sollen jetzt mit dem System Tonsignale übertragen. Schalten Sie dazu gemäÿ Schaltung 2 in die Sendeseite ein Musik- oder Tonsignal aus dem mp3-Player oder dem Funktionsgenerator zu (in Abb. 2b durch die 1 symbolisiert). Abb. 2b: Schaltung 2 (dies ist eine Erweiterung zu Schaltung 1 und stellt nur die Sendeseite dar) Bei der Verwendung von Aktivlautsprechern ist eine extra Verstärkung in der Regel nicht mehr nötig. Wechseln Sie wieder die Dioden bzw. die Wellenleiter und vergleichen Sie. Versuch 2c: Bauen Sie jetzt einmal einen Hochpasslter und einmal einen Tiefpasslter in die Empfangsseite mit ein und hören Sie sich das Ergebnis an. 2.1.2 Technische Anwendung In diesem Versuchsteil verwenden Sie einen diodengepumpten Festkörperlaser (DPSS). Das Lasermedium ist ein Kristall, wie er auch in grünen Laserpointern verwendet wird. Er emittiert zwei Wellenlängen: 532nm und 1064nm. Dem Aufbau liegen zwei Filter bei, mit denen Sie jeweils eine Wellenlänge herausltern können. Für die ersten Versuche sollten Sie nur den sichtbaren 532nm Strahl benutzen. Der Lasertreiber hat auÿerdem einen Modulationseingang, an den Sie ein Handy oder einen mp3-Player anschlieÿen können (für Versuch 3d). Es wird dabei ein einfache Amplituden- bzw. Intensitätsmodulation verwendet. einzukoppeln. Zunächst müssen Sie versuchen, möglichst viel Licht in die vorhandenen Glasfasern Wenn Sie das erledigt haben, können Sie mit dem Laser mit zwei verschiedenen Wellenlängen Musik übertragen. Aufgabe 3a: Aufgabe 3b: Im Anhang A1 nden Sie einige Informationen zu optischen Fasern, lesen Sie diese zunächst durch. Für das Praktikum stehen zwei Glas-Fasern mit den Kern-Durchmessern 50µm und 550µm zur Verfügung. Deren numerische Apertur beträgt jeweils 0,22. Ist mit diesen Fasern ein Single-Mode-Betrieb möglich, wenn wir Laserlicht der Wellenlänge 532nm darin übertragen wollen? 5 Aufgabe 3c: Welche Verluste/Probleme gibt es bei der Übertragung von Daten durch Glasfasern? Nennen Sie mindestens 3 Beispiele. In diesem Praktikum koppeln wir Licht nur in Multimode-Fasern ein. Durch den extrem kleinen Kerndurchmesser der Singlemode-Fasern ist es nur mit fein einstellbaren Einkoppelmechaniken möglich, überhaupt Licht durch die Faser zu bringen. Sie werden schon einen deutlichen Unterschied zwischen der 50µm und der 550µm Multimode-Faser bemerken. Versuch 3a: Versuchen Sie nun, den Laserstrahl so gut wie möglich in die zur Verfügung stehenden Glasfasern einzukoppeln. Verwenden Sie zuerst die 550µm Faser. Bewerkstelligen Sie das über zwei Spiegel und eine Blende mit Hilfe eines Beam Walks. Eine Anleitung dazu nden Sie im Anhang A2. Prüfen Sie die Ausgangsintensität mit dem Power Meter und justieren Sie solange, bis Sie nicht mehr Intensität durch die Faser bekommen (Messen Sie auch die Intensität des Lasers VOR der Faser, damit Sie wissen, wieviel Prozent davon Sie durch die Faser bekommen). Setzen Sie dann das Objektiv vor die Fassung und justieren Sie es so, dass der Fasereingang im Objektivfokus liegt. Wieviel Intensität messen Sie nun am Detektor? Versuch 3b: Machen Sie nun dasselbe für die 50µm Faser. Welche Unterschiede stellen Sie fest? Versuch 3c: Bestimmen Sie die numerische Apertur der 550µm Faser. Versuch 3d: Übertragen Sie nun ein Musiksignal über die 550µm Faser, sodass es möglichst laut wieder ausgegeben wird. Verwenden Sie die beiden Filter, um jeweils mit einer anderen Wellenlänge zu übertragen. Was fällt Ihnen beim Anhören der Musik auf ? 2.1.3 Absorption in optischen Fasern Wie in Aufgabe 3c bereits angesprochen, besteht bei der Lichtübertragung in optischen Fasern eine starke Dämpfung in bestimmten Frequenzbändern, die u.a. aus der Anregung molekularer Schwingungen in bestimmten Frequenzbändern resultiert. Daher wählt man gezielt Frequenzbereiche aus, in denen möglichst wenig Dämpfung beobachtbar ist. Telekommunikationsbereich werden vor allem Single-mode-Glasfasern verwendet, die bei λ = 1310 nm bzw. λ Im = 1550 nm ihr Dämpfungsminimum haben, also im Nah-Infrarotbereich. Versuch 4a: Untersuchen Sie die in den vorherigen Versuchen verwendete Kunststofaser sowie die Glasfaser auf ihre Dämpfungseigenschaften im sichtbaren Spektralbereich. Nehmen Sie dazu mit dem USB-Spektrometer jeweils ein Referenzspektrum ohne Faser auf (beleuchten Sie direkt den Spektrometereingang) und eines nach Durchgang durch die jeweilige Faser. Wählen Sie eine geeignete Lichtquelle dafür aus. Was beobachten Sie? Hinweis: Sie können zur Messung der Glasfaser die kurze Faser verwenden, die dem Spektrometer beiliegt. Sie ist vom selben Typ wie die Faser aus dem vorherigen Versuch. 6 Anhang A1: Lichtausbreitung in optischen Fasern Meist werden mit Lichtwellenleiter Glas- oder Kunststofasern, die eine optische Signalübertragung ermöglichen bezeichnet. Dies wird durch eine Variation des Brechungsindex innerhalb des Leiters realisiert. Hier wird unterschieden in Stufenfasern, die aus einem Mantel mit Brechungsindex n2 und einem Kern mit Index n1 > n 2 bestehen, was zu einem Stufenprol des Brechungsindex führt und Gradientenfasern, deren Brechungsindex im Kern kontinuierlich zur Achse hin gröÿer wird. Eine weitere Kategorisierung von Lichtwellenleitern bietet die Unterscheidu ng nach im Leiter ausbreitungsfähigen Wellenformen. Man unterscheidet hier die Single-Mode- von der Multi-Mode Faser. Das bedeutet einfach, welche Schwingungsmoden des durchgeleiteten Lichts ausbreitungsfähig sind. In Single-Mode Fasern kann sich nur die Grundmode ausbreiten, die in der Regel eine gauÿförmige transversale Intensitätsverteilung aufweist (s. Abb. A1, < 10µm), wie man auch unten noch sehen > 100µm vielen Moden übertragen (s. Abb. rechts)). Der Kerndurchmesser dieser Fasern ist sehr klein (Gröÿenordnung wird. Multi-Mode Fasern können aufgrund Ihres groÿen Kerndurchmessers A1, links)) und physikalisch mit Hilfe der Strahlenoptik beschrieben werden: Abb. A1, links: Strahlquerschnitt eines aus einer Multi-Mode Faser austretenden Lasers - man sieht im Wesentlichen eine Überlagerung vieler Moden (lila/blau bedeutet: niedrige Intensität, rot: hohe Intensität); rechts: Gauÿ-Prol nach einer Single-Mode Faser Das Phänomen der Totalreexion an der Grenzäche zweier Medien mit den Brechungsindizes Grundlage dafür. Die Ausbreitung des Lichts in einer Stufenfaser (s. werden: Trit ein Lichtstrahl unter dem Winkel θA Abb. n1 > n2 ist die A2a) kann auf diese Weise beschrieben zum Einfallslot auf den Kern der Glasfaser, wird er unter θ1 zum Lot hin gebrochen (s. Abb. A2b). Es gilt nach Snellius: 1 · sin(θA ) = n1 · sin(θ1 ) Verfolgt man den Strahl weiter, so trit er unter dem Winkel θC (1) auf die Grenzäche der beiden Medien der Faser. Ist der Grenzwinkel der Totalreexion (oder gröÿer), so kann der Strahl die Faser nicht mehr verlassen. θA ist dann der Önungswinkel des Akzeptanzkegels (oder kurz Akzeptanzwinkel), also der maximale Winkel, unter dem ein Lichtstrahl auf den Lichtwellenleiter treen darf, um nicht wieder auszutreten. 7 a) b) Abb. A2a): Single-Mode (=Monomode) und Multi-Mode Stufenindexfasern in simpler Skizze (beachte: Single-Mode Fasern sind nicht geometrisch optisch beschreibbar). Der Brechungsindex ändert sich sprungartig zwischen Kern und Mantel der Faser Abb. A2b): Strahlenoptische Betrachtung in der Stufenfaser Der Sinus des Önungswinkels trägt die Bezeichnung numerische Apertur , die meist als charakteristisches Maÿ für Glasfasern angegeben ist und auch bei der Beschreibung von optischen Geräten im Allgemeinen eine wichtige Rolle spielt. Beim Einkoppeln von Licht in eine Glasfaser ist es optimal, wenn die einkoppelnde Optik (z.B. ein Objektiv), dieselbe numerische Apertur besitzt wie die Faser - nur dann ist der Eintrittswinkel ideal und die eingekoppelte Lichtintensität am gröÿten. Die numerische Apertur lässt sich hier, wie im Folgenden beschrieben wird, aus den Brechungsindizes berechnen. Wiederum nach Snellius folgt für θC = sin−1 ( Da, wie man in Abb. A1 erkennen kann n1 und n2 θC : θ1 = 90o − θC n2 ) n1 (2) gilt, folgt mit Gleichung (1): N A = sin(θA ) = n1 sin(90o − θC ) = n1 cos(θC ) (3) Man kann die numerische Apertur jedoch auch auf einfache Weise bestimmen, indem man den Strahldurchmesser nach dem Austritt aus der Faser in einem bestimmten Abstand misst, daraus den Önungswinkel numerische Apertur über N A = sin(θA ) θA und damit die ermittelt Für eine genaue Beschreibung der Lichtausbreitung in Fasern muss die Wellengleichung aufgestellt und gelöst werden. Insbesondere bei den Single-Mode Fasern ist aufgrund Ihrer kleinen Kerndurchmesser eine strahlenoptische Betrachtung gar nicht mehr möglich. Da diese Herleitung sehr komplex ist, soll hier darauf verzichtet werden. Ein wichtiges Ergebnis aus der Lösung der Wellengleichung ist jedoch die sog. V = Wobei dcore der Kerndurchmesser der Faser ist, numerische Apertur der Faser. V-Zahl oder auch normierte Frequenz: dcore · π · NA λ0 λ0 (4) die Wellenlänge des sich ausbreitenden Lichts und NA die Dieses Ergebnis gilt für die hier betrachteten Stufenindexfasern und die Gröÿe des Paramters V gibt an, ob sich in der Faser nur eine oder mehrere Moden ausbreiten können. Nur für V < 2, 4 ist eine einmodige Übertragung, also Single-Mode Betrieb möglich. Single-Mode Fasern sind in der Datenübertragung besonders für die Übertragung über groÿe Entfernungen geeignet, da sie ein sehr geringe Dämpfung (und damit Intensitätsverluste) aufweisen. Multi-Mode Fasern nimmt man häug für kürzere Entferungen. Die hier beschriebenen Studenindexfasern werden z.B. für kurze Datenleitungen (Computer etc.) verwendet. 8 Anhang A2: Einkoppeln des Lasers in die Faser Soll ein Laserstrahl in eine Glasfaser eingebracht werden, so muss er möglichst senkrecht beziehungsweise mit einem kleinen Einfallswinkel auf die Stirnäche der Faser gerichtet sein und ein groÿer Teil des Laserlichts sollte auf den Kern der Faser und nicht auf den Mantel oder die Fassung treen. Dies wird durch zwei justierbare Spiegel realisiert, über die der Laserstrahl umgelenkt wird, bevor er auf die Faser trit, wie man in Abb. A3 erkennen kann. Zusätzlich ist eine Blende, die mit der Önung der Faser in einer Linie ausgerichtet ist, notwendig, um den Strahl genau einzustellen. Mit diesen Hilfsmitteln wird nun ein Beamwalk durchgeführt. Abb. A3: Strahlengang zur Einkopplung eines Laserstrahls in eine Glasfaser Durch die beiden Spiegel zwischen Laserdiode und Blenden ist eine genaue Einstellung des Strahls möglich. Der Laserstrahl wird dabei über zwei Spiegel gelenkt, trit dann durch eine Blende und weiter hinten auf den Fasereingang. Da der erste Spiegel einen gröÿeren Abstand zu Blende und Fassung hat, verändert er die Position des Strahls bei der Blende bei einer Drehung um einen bestimmten Winkel stärker als der zweite Spiegel. Der erste Spiegel ist also dafür geeignet die Position des Strahls einzustellen, ohne stark auf den Einfallswinkel einzuwirken. Verwendet man zu dieser Einstellung die Blende, so ist die Genauigkeit wegen des geringeren Abstands kleiner als am Fasereingang. Trotzdem ergibt sich daraus ein praktischer Vorteil: Ist der Strahl durch Einstellen des ersten Spiegels auf die Önung der Blende gerichtet, so ist am Fasereingang direkt ersichtlich, ob der Einfallswinkel korrigiert werden muss. Nur wenn Position und Einfallswinkel stimmen, trit der Strahl genau durch die Blendenönung bzw. auf den Fasereingang. Entsprechend wird er nach der ersten Einstellung der Position nicht auf die Önung des Fasereingangs treen, sondern daneben auf der Fassung zu sehen sein. Da es nun möglich ist, den Einfallswinkel durch den zweiten Spiegel zu ändern, ohne an der ersten Blendenönung eine groÿe Änderung der Position zu verursachen, kann der Winkel direkt eingestellt werden, indem der Strahl mit Hilfe des zweiten Spiegels auf den Fasereingang gerichtet wird. Dafür ist es notwendig, die Önung der Blende zu vergröÿern. Durch mehrfaches, abwechselndes Durchführen dieser beiden Schritte, kann der Laserstrahl sehr genau ausgerichtet werden. Betrachtet man die Intensität am Faserausgang mit einem Power Meter, so kann man überprüfen, ob das Einkoppeln des Lichtes in die Faser funktioniert. Zur besseren Einkopplung kann dann ein Objektiv mit geeigneter numerischer Apertur vor den Fasereingang gesetzt werden. 9 Anhang A3: USB-Spektrometer Abb. A4 zeigt das USB-Spektrometer, das Sie für die Absorptionsmessung mit den optische Fasern verwenden können. Sie müssen es einfach nur an einen USB-Port des Computers anschlieÿen, zur Messung verwenden Sie die Thorlabs OSA Software. Der Eingang des Spektrometers ist mit Fiber in (SMA) gekennzeichnet. Hier können Sie direkt Licht einstrahlen bzw. eine Faser ankoppeln. Bitte behandeln Sie das Gerät vorsichtig, es ist hochempndlich! Die Glasfaser können Sie direkt mit Hilfe des Gewindes aufschrauben, die Kunststofaser können Sie vorsichtig ein ganz kleines Stück in den Eingang schieben und dann festhalten. Abb. A4: USB-Spektrometer 10