Marketing-Kongress Degussa direkt 2000 von Dr. Ulrike Oßwald-Dame Ihr Erfolg ist unser Erfolg betonte Gerd Schulte, Chef der weltweiten Aktivitäten der Degussa-Dental-Gruppe und derzeitiger Vorsitzender des VDDI, bei der Eröffnung des Kongresses. Am Abend vorher schritt man zur Preisverleihung des Pfannenstiel-Preises, der im Rahmen der festlichen Abendveranstaltung an ZTM Paul Fiechter überreicht wurde, ebenso wie der Preis der Klaus Kanter Stiftung für die beste Meisterprüfungsarbeit, der an Meike Funk ging. Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Gesundheit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Wolfgang Lohmann referierte über das Thema "Dentale Gesundheitspolitik im neuen Jahrtausend". Eine kritische Bilanz der Bundesregierung und weitere Entwicklungen auf dem Gesundheitsmarkt waren Gegenstand seiner Kernbetrachtungen. Gerd Schulte sieht es als gemeinsame Aufgabe von Industrie, Zahntechnik und Zahnärzten an, das Bewußtsein für Zahngesundheit weiter zu stärken und Patienten-Bedürfnisse zu erwecken, zu befriedigen und zu erfüllen. Den rund 1000 Teilnehmern vermittelten die 7 Referenten des Kongresses wertvolle Tips rund um Steuern, Kommunikation, Persönlichkeitsbildung und Personalmanagement. Schaffung von Liquidität Als erster Referent sprach Prof. Dr. jur. Vlado Bicanski zum Thema "Steuern sparen - Liquidität gewinnen". In seiner humorvollen Vortragsart zeigte er auf, daß die Neuregelungen der anstehenden Unternehmenssteuerreform für den Zahntechniker Belastungen, aber auch interessante Gestaltungsmöglichkeiten bringen. Um diese auszuschöpfen, seien die Tips eines Steuerberaters wichtig, aber auch die Phantasie des Zahntechnikers als Unternehmer sei gefragt. Interessante steuerliche Gestaltungsmodelle für den selbständigen Zahntechniker seien z. B. die Finanzierung mit einer Kapital-Lebensversicherung (die Gewinnanteile bleiben steuerfrei), die Ansparabschreibung (bis Ende 2000 möglich, ist eine Abschreibung ohne Investition, die auf eine mögliche Investition abzielt), das Mehr-Konten-Modell, die Verlagerung von Einkünften im Familienbereich durch Schenkungen, Darlehen, Nießbrauch und Familienholding sowie Arbeits- und Darlehensverträge mit nahen Angehörigen. Für interessant hält er auch eine GmbH mit stiller Beteiligung, um das Verhältnis von einer Gesellschaftsbeteiligung zum ausgeschütteten Gewinnanteil zu verbessern. Der Unternehmer als Pilot "Warum Flugzeuge abstürzen und Unternehmen versagen", mit dieser Frage beschäftigte sich Dr. Bernhard Saneke, Zahnarzt in einer Wiesbadener Gemeinschaftspraxis und Pilot bei der Lufthansa. Mit dieser wohl einmaligen beruflichen Qualifikation sieht er durchaus Ähnlichkeiten bei den Gefahren im Luftverkehr und Dentallabor. Gründe für Abstürze und Konkurse sind aus seiner Sicht zu 75 Prozent menschliches Versagen, das aus Kommunikationsdefiziten resultiere. An Beispielen tragischer Flugzeugabstürze, die durch die Auswertung der Flugschreiberdaten und Cockpitgespräche gnadenlos rekonstruierbar waren und so ursächlich untersucht werden konnten, zeigte er auf, daß Chefgehabe, Voreingenommenheit oder schlechte Koordination ein besseres Wissen verdrängt und zu den Unglücken geführt haben. Lerne man aus diesen Erfahrungen und übertrage sie in das Labor, so zeige es sich, daß es besonders wichtig sei im Team zu arbeiten und der "Kapitän" alle Aktivitäten zu steuern habe. Gegen eine Gefälle in der Kommunikation könne man arbeiten, indem man sich immer wieder bemühen würde, in Diskussionen Sachargumente zu liefern, 1 ruhig zu bleiben, nie mit der Kommunikation aufzuhören, auf seine Chance warten zu können und als Laborinhaber die Mitarbeiter zu motivieren, Verbesserungsvorschläge einzubringen. Der Weg zum zufriedenen Kunden Dr. Andreas Bouveret , Diplom-Kaufmann und Wirtschaftsberater aus Giebelstadt, widmete seine Ausführungen der Kano-Methode, die nach einem Hochschullehrer aus Tokio benannt ist und seit rund 15-20 Jahren stetig weiterentwickelt wurde. Diese Methode messe die Kundenzufriedenheit und sei auch auf das Labor übertragbar. Die Kernfrage, die man sich stellen müsse, sei, "welche Eigenschaften meiner Produktpalette lösen Kundenzufriedenheit aus?" Nach Kano gibt es drei Arten von Produktanforderungen: die Basis-, Leistungs- und Begeisterungsanforderung. Demnach müsse man die grundlegenden Anforderungen unbedingt, die Leistungskriterien möglichst besser als der Konkurrent erfüllen und zusätzlich Produkteinschaften anbieten, die der Kunde gar nicht erwartet, ihn aber in Begeisterung versetzen, um zum unternehmerischen Erfolg zu gelangen. Dieser sei darin begründet, daß zufriedene Kunden häufiger und in größeren Mengen kaufen, und weniger empfindlich auf Preiserhöhungen reagieren würden. Der charismatische Unternehmer Im Mittelpunkt der Ausführungen von Günter F. Gross standen Charisma und Führungskraft. Herr Gross definierte Charisma als die Gnadengabe der Außergewöhnlichkeit. Charismatische Menschen stehen für starke Überzeugungen, verbunden mit ungewöhnlicher Entschlossenheit, die andere Menschen bewegen und vor allem in Bewegung halten können. Diese Führungseigenschaften könne jeder in sich wecken, die Frage, wie man Charisma gewinnen könne, sei dabei allerdings der falsche Ansatz. Vielmehr sollte man sich fragen, wie man sich sein ureigenstes Wissen, seine Vitalität, Kraft, Zeit und Optimismus erhalten könne. Vom Ethos in der Branche Pater Dr. Albert Ziegler , Mitglied der Ethischen Kommission der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften, plädierte in seinem Vortrag für eine kostenbewußte, aber patientenorientierte Grundhaltung. Er stellte die Frage, wie man "im Ethos stehen könne", obwohl man sich als Zahnarzt oder Zahntechniker im Leistungswettbewerb wiederfindet. Ethos definiert er als die kritisch befragte und persönlich verantwortete gängige Moral, Ethik als die gedruckte, aber nicht gelebte Form, beides brauche man nicht nur im unternehmerischen Leben. Entscheidend ist seiner Meinung nach, daß man in seiner Wettbewerbsposition zwar verkauft, selbst jedoch unverkäuflich bleibt. Im Mittelpunkt stehe der leidende Mensch - und er stehe höher als das Geld. Fachliche Kompetenz, Spaß an der menschlichen Begegnung und persönliche Flexibilität zeige Ethos in der Praxis. Als Leitsatz formulierte Dr. Ziegler, daß ein treuer Kunde besser als ein schneller Käufer sei, damit er aber ein treuer Kunde wird, sollte man ihm keine Dienstleistungen und Produkte, sondern Problemlösungen verkaufen. Dazu gehöre auch, den Kunden darauf aufmerksam zu machen, was das Beste für ihn ist, denn es gäbe Kunden, die dies selber noch nicht wissen würden. Standesethos bedeute für den Zahntechniker, der Bevölkerung beizubringen, daß man im Dienst der Gesellschaft steht und dem einzelnen Patienten den Wert seiner zahntechnischen Arbeit aufzeigt. 2 Mit den Augen des Kunden "Der Fehler ist ein wichtiger Hinweis auf Verbesserung", betonte auch Dr. Alexander Leschinsky. Der Wirtschaftswissenschaflter und Seniorberater der Kienbaum Executive Consultans GmbH in Hannover postuliert eine gute Schulung der Mitarbeiter, damit sie lernen, die eigenen Leistungen mit den Augen des Kunden zu erkennen. Sie sollen darüber hinaus verstehen, daß Qualität ist, was die Kunden als Qualität ansehen. Fachspezialisten müssen dabei zu Kundenspezialisten werden. Partner vor Ort Ein einfaches Erfolgsrezept für das Unternehmen Labor versprach Peter Alfons Müller. Seiner Meinung nach gewinnt man neue Kunden am besten, wenn man zu ihnen hinfährt. Vor Ort frage man dann, was denn zu tun sei, um für den Zahnarzt ein interessanter Geschäftspartner zu werden. Der Unternehmenstrainer rät allerdings dazu, diese direkte Methode erst einmal im entfernteren Umkreis des eigenen Labors zu üben. Anschließend lasse sich dadurch ein sinnvolles Konzept ableiten. 3