Seite 1 von 4 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 1 9 . 1 1 . 2 0 1 5 Husten, Schnupfen, Erkältungszeit Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken: Im Herbst beginnt die Erkältungszeit. Doch nicht das Wetter ist schuld an Husten und Schnupfen, sondern Erkältungsviren, die jetzt besonders leichtes Spiel haben. Sie übertragen sich meist über Tröpfchen: an Händen, auf Türklinken oder beim Niesen über die Luft im ganzen Raum. Ob wir uns davon anstecken lassen, hängt von der Menge der Viren und von unserem Immunsystem ab. Je stärker es ist, umso größer ist die Chance, einen Infekt zu vermeiden. Grippe Schätzungsweise 10% der krankheitsbedingten Arbeitsausfälle werden durch Grippe verursacht. Im vergangenen Winter 2014/15 mussten in Sachsen und SachsenAnhalt ganze Schulen geschlossen werden, weil mehr als die Hälfte der Lehrer und Schüler krankgeschrieben war. Die Virusgrippe, auch Influenza genannt, ist im Unterschied zu einem eher harmlosen Infekt eine schwere, hochansteckende Erkrankung. Meist tritt sie ohne Vorwarnung ganz plötzlich auf, mit starken Gliederschmerzen, Schüttelfrost und hohem Fieber. Bundesweit erkranken jährlich Tausende Menschen daran. Grippeviren vermehren sich besonders schnell, sie greifen die Schleimhäute der Atemwege an und schwächen die Abwehrkräfte. Die Grippesaison beginnt in Deutschland meist zum Jahreswechsel und hält bis April an. Einen Schutz gegen die Virusinfektion bietet die jährliche Grippeimpfung. Da der Impfschutz erst ca. 14 Tage nach der Impfung gewährleistet ist, sind die Monate Oktober und November der beste Zeitpunkt für die Impfung. Impfen sollten sich vor allem ältere Menschen über 60 Jahre und chronisch Kranke, die besonders anfällig für Infekte sind. Die Kosten für die Impfung werden von der Krankenkasse übernommen. Harmlose Nebenwirkungen der Grippeimpfung können Rötungen oder leichte Schmerzen an der Einstichstelle am Arm sein oder leichte Erkältungssymptome, die meist schon nach wenigen Tagen wieder abklingen. Wird eine Virusgrippe verschleppt und nicht richtig auskuriert, kann sie schwere Komplikationen nach sich ziehen. Über den aktuellen Stand der Ausbreitung der Grippeviren informiert die AG Influenza des Robert-Koch-Instituts auf der Internetseite: www.influenza.rki.de 1 Seite 2 von 4 Der Fall: Herzmuskelentzündung durch Grippeviren Seit 43 Jahren ist Christine Franz Lehrerin aus Leidenschaft. Auch wenn es ihr mal nicht gut geht, krankschreiben lässt sie sich nur selten. Bis es ihr vor einigen Jahren immer schlechter geht. Ihr Herz rast, sie bekommt kaum noch Luft. Obwohl sie sich immer erschöpfter fühlt, arbeitet sie weiter und geht trotzdem in die Schule. Die Katastrophe kommt 2007 im Urlaub in der Türkei. Christine Franz hat endlich einmal Ruhe, ihr Körper streikt, sie bricht zusammen. Die Ärzte raten dringend zu einer gründlichen Herz-Untersuchung. Zurück Zuhause bekommt sie wenige Tage später Atemnot, der Notarzt bringt sie ins Herzzentrum in Chemnitz. Die Diagnose: eine lebensgefährliche Herzmuskelentzündung. Als Ursache dafür vermuten die Herzspezialisten eine verschleppte Grippe. Die Grippe-Viren haben das Herz von Christine Franz angegriffen und so schwer geschädigt, dass sie einen Defibrillator eingesetzt bekommt. Damit geht es ihr schließlich besser. Der schwere Krankheitsverlauf ist kein Einzelfall und trifft nicht selten auch jüngere Menschen. Der Herzmuskel von Christine Franz ist bis heute nicht vollständig genesen. Den Defibrillator wird sie immer tragen müssen, außerdem muss sie Medikamente nehmen. Bei einer weiteren Grippeerkrankung wäre sie heute vorsichtiger und würde mehr auf die Reaktionen ihres Körpers achten. Achtung Ansteckungsgefahr! Um sich nicht unnötig mit Grippe- oder Schnupfenviren anzustecken, können diese kleinen Tipps helfen: 1. Händeschütteln Achten Sie in der Erkältungszeit darauf, nicht jedem die Hand zu geben. Das ist nicht unhöflich, sondern soll Sie und die anderen vor Ansteckung schützen, denn die meisten Viren werden von Hand zu Hand übertragen. 2. Händewaschen Ob Türklinke in der Arztpraxis, Einkaufswagen im Supermarkt oder Haltestange in der Straßenbahn - manchmal lässt es sich nicht vermeiden, Dinge anzufassen, mit denen viele Menschen in Berührung kommen. Fassen wir uns danach ins Gesicht, an Mund oder Nase, können die Erkältungserreger in die Schleimhaut gelangen und uns krank machen. Deshalb: Lieber etwas häufiger als gewöhnlich die Hände waschen, auch wenn sie scheinbar sauber sind. Außerdem ist es wichtig, warmes Wasser und Seife zu benutzen und die Hände lange genug abzuspülen – so haben auch kleinste Erkältungsviren keine Chance! 3. Räume lüften Viren können sich stundenlang in der warmen Raumluft aufhalten. Deshalb sollte man regelmäßig für frische Luft von außen sorgen und die Viren durchs offene Fenster nach draußen befördern. 4. Zuhause bleiben Sie können nicht nur sich selbst schützen, sondern auch Ihre Kollegen oder Freunde. Wenn Sie schon eine Erkältung haben, sollten Sie deshalb am besten ein paar Tage zuhause bleiben, bis die Ansteckungsgefahr vorbei ist. 2 Seite 3 von 4 Erkältungsmythen – wahr oder falsch? Von kalten Füßen bekommt man eine Erkältung? Falsch! Kalte Füße sind in Wirklichkeit meist das erste Krankheitssymptom. Wegen der Infektion werden die Füße weniger durchblutet und sind deshalb kalt. Man ist also schon krank, schon bevor man die kalten Füße bekommt. Nase hochziehen ist ungesund? Auch falsch! Es ist vielleicht nicht gerade ästhetisch, dafür aber durchaus sinnvoll: Zu starkes Nase-Schnäuzen kann durch den hohen Druck die Nasenschleimhaut in den Nasennebenhöhlen schädigen und sogar zu Nasenbluten führen. Dann haben es Schnupfenviren besonders leicht, sich festzusetzen. Hühnersuppe lindert Erkältungssymptome? Stimmt! Forscher der Universität Nebraska kochten Hühnersuppe und zeigten im Laborversuch, wie sie auf den Körper wirkt. Das Ergebnis: Hühnersuppe wirkt entzündungshemmend, denn sie blockiert bestimmte weiße Blutkörperchen, die Entzündungen und Schwellungen der Schleimhäute auslösen können. Darüber hinaus enthält Hühnersuppe viele gesunde Inhaltsstoffe wie Vitamine, Eisen und Zink - das gibt Power fürs geschwächte Immunsystem. Wie alle Suppen, versorgt uns Hühnersuppe außerdem mit Flüssigkeit und wärmt von innen. Vitamin C verkürzt die Erkältungszeit Falsch! Bisher konnte in keiner Studie tatsächlich bewiesen werden, dass Vitamin C den Verlauf einer Erkältung positiv beeinflusst. Zusätzliche Vitamintabletten können dann nur wenig ausrichten. Bei einer ausgewogenen Ernährung ist der Bedarf durch Obst und Gemüse im Normalfall gedeckt. Stärkung des Immunsystems Es klingt banal, doch der wichtigste Tipp lautet: Besonders im Herbst sollte man auf ausreichend Schlaf achten. Menschen, die acht Stunden oder länger schlafen, erkälten sich dreimal weniger als „Kurzschläfer“, die es nur auf sieben oder weniger Stunden bringen. Das konnte sogar in Studien der Universität Pittsburgh bestätigt werden. Außerdem sollte man auch im Winter dafür sorgen, genug Sonnenstrahlen abzubekommen. Die Sonne ist wichtig, damit der Körper genug Vitamin D produzieren kann. Im Sommer wird das Vitamin zwar im Körper gespeichert, gegen Ende des Winters ist der Vorrat aber meist aufgebraucht. Hier können in Absprache mit dem Arzt auch Vitamintabletten helfen. Erkältungsvorbeugung Durch die trockene Luft im Winter können Viren die Schleimhäute besonders leicht angreifen. Ein guter Tipp ist deshalb, die Schleimhäute in Mund oder Nase gut zu befeuchten. Schon ein feuchtes Handtuch auf der Heizung oder dem Wäscheständer kann Wunder bewirken. Wenn das nicht reicht, helfen Nasensprays mit Meersalz oder regelmäßiges Inhalieren. Natürliche Helfer: Erkältungstees Auch heiße Tees können bei einer Erkältung die ersehnte Linderung verschaffen. Sie befeuchten die Schleimhäute und wärmen von innen. Sekundäre Pflanzenstoffe und ätherische Öle bekämpfen wirkungsvoll Symptome und Ursachen. 3 Seite 4 von 4 Holunderblüten Salbei Thymian & Pfefferminze Lindenblüten Eibischwurzel Kamillenblüten Spitzwegerich wirken schweißtreibend, schleimlösend und stärken das Immunsystem wirkt entzündungshemmend und hilft bei Halsentzündungen sind schleimlösend und helfen bei festsitzendem Husten und Bronchitis wirken schweißtreibend und fiebersenkend wirkt reizlösend und bekämpft trockenen Reizhusten wirken antibakteriell, krampflösend und entzündungshemmend wirkt reizlindernd und befeuchtend Der Tipp von Dr. Carsten Lekutat: Selbstgemachter Rettich-Hustensirup natürliches Hausmittel gegen Husten Ähnlich wie die Zwiebel enthält auch der Rettich reichlich Senföle. Diese wirken antibakteriell und helfen bei Entzündungen in Hals und Bronchien. 1 großer, schwarzer Rettich 1 Packung brauner Kandiszucker 1 großes Glas oder Tasse 1 scharfer Spieß Zubereitung: Zuerst beim Rettich oben eine Kappe abschneiden. Danach das Fruchtfleisch in der Mitte des Rettichs etwa zu einem Drittel herausschneiden. Mit einem dicken Fleischspieß oder einer Stricknadel ein Loch bis zur unteren Spitze des Rettichs bohren. An dieser Stelle wird der Hustensaft später ablaufen. Den Rettich auf ein (nicht zu kleines) Gefäß setzen. Die Aushöhlung im Rettich mit dem Zucker auffüllen. Den Deckel wieder aufsetzen und ziehen lassen. Der Zucker wird durch den Saft des Rettichs aufgelöst und schon nach ein paar Stunden ist der Hustensaft fertig. Am nächsten Tag die Mulde im Inneren des Rettichs weiter ausschneiden, ein Loch stechen und wieder mit Zucker auffüllen. Der Vorgang lässt sich je nach Größe des Rettichs wiederholen. Den Hustensaft in ein sauberes Glas mit Schraubdeckel füllen und im Kühlschrank lagern. Anwendung: Dreimal täglich 1 EL zu sich nehmen, um den Hustenschleim zu lösen. Nebenwirkung: Bei Menschen mit einem empfindlichen Magen kann es zu Reizungen der Magenschleimhaut kommen. Auch bei Gallensteinen wird von Rettich eher abgeraten. Buchtipp Gesunde Ernährung bei Hauptsache Gesund. Die 100 besten Rezepte aus den vergangenen Jahren. Von Frühstücksrezepten über herzhafte Gerichte bis hin zu süßen Leckereien. „Hauptsache Gesund. Das Kochbuch. 100 gesunde Rezepte für jeden Tag" ISBN: 978-3-86244-756-5, 19,99 Euro, Christian Verlag, 224 Seiten. Erhältlich im Buchhandel und im MDR-Shop. Gäste im Studio Dr. Brunhilde Schweiger, Virologin am Robert-Koch-Institut, Berlin Anne-Kathrin Habermann, Apothekerin, Leipzig Christian Henze, Hauptsache Gesund-Koch Anschrift MDR FERNSEHEN, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber „Hauptsache Gesund“ Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund; E-Mail: [email protected] Thema der nächsten Sendung am 26.11.2015: „Rheuma“ 4