Dentalforum Diodenlaser-Einsatz als Therapieoption in der täglichen Praxis Die Einsatzmöglichkeiten des Lasers in der zahnärztlichen Praxis sind ebenso vielfältig wie das Angebot der verschiedensten Geräte. In der Praxis hat sich der Diodenlaser etabliert. Eine Kollegin berichtet über ihre Erfahrungen im Umgang mit einem speziellen Diodenlaser und über die nach ihrer Meinung erforderlichen Kriterien bei der Auswahl eines Gerätes. Ihren Ausführungen liegen Produktangaben zugrunde. Die moderne zahnärztliche Praxis ist nicht mehr länger ausschließlich über die – selbstverständlich durchgeführte – Lege artis-Behandlung zu de­ finieren. Vielmehr stehen wir heute wachsenden Ansprüchen vonseiten der Patienten (Komfort, Schmerzfreiheit, kurze Rekonvaleszenz), einem erhöhten Konkurrenzdruck und wachsenden wirtschaftlichen Zwängen gegenüber. Wir brauchen also ein kostengünstiges, zeitsparendes, innovativ wirkendes, vielseitig einsetzbares Instrument, dessen Einsatz uns deutlich von anderen Ordinationen unterscheidet. Auf der Suche nach dem „Ei des Columbus“ habe ich für meine in Wien ansässige Kassenpraxis den Laser als Therapieoption gefunden. Seit 15 Jahren verwende ich verschiedene Laser in fast allen Indikationsbereichen der Zahnmedizin bzw. Kieferchirurgie mit Erfolg. Das „Arbeitspferd“ unter meinen Geräten ist aber zweifelsohne der Diodenlaser. Ich arbeite mit dem GENTLEray 980 (KaVo, Biberach) und möchte einige der Indikationen und Fälle im Weiteren vorstellen. Aspekte für die Gerätewahl | Die chirurgischen Indikationen waren die ersten zahnärztlichen Einsatzgebiete, in denen Laser ihren Einsatz fanden. Mittlerweile ist das Indikationsspektrum im zahnärztlich-kieferchirurgi­ schen Sektor ebenso vielfältig wie die zur Auswahl stehenden Wellenlängen. Unzählige Publikationen haben sich mit verschiedensten Teilaspekten beschäftigt und heute stellt der Laser­ einsatz eine gangbare Alternative zur konventionellen Zahnheilkunde dar. Die größte Verbreitung hat sicher der Diodenlaser gefunden, welcher sich in den Gebieten Endodontologie, Parodontologie, Chirurgie, Bleaching, aber auch Low-Level-Laser-Therapie hervorragend einsetzen lässt. Mit zunehmender Bedeutung der Forensik in unserem Fach ist sicherlich auch auf Belange der Aufklärungspflicht, den Sicherheitsaspekt (Laserschutzbeauftragter) und die nachgewiesene Ausbildung in diesem Bereich Rücksicht zu nehmen. Bleibt die Frage zu klären: Bei dem nahezu grenzenlosen Angebot an Wellenlängen und Herstellern – wie finde ich „mein“ Gerät? Ich persönlich versuche bei der Wahl eines Gerätes, meine „bedarfsorientierte Checkliste“ abzuarbeiten. Sie geht folgenden Aspekten nach: • Geplantes Einsatzgebiet – Weichgewebe, Sterilisation oder Hartgewebe (niemals Diodenlaser!)? • Verfügbarkeit verschiedener Handstücke (Chirurgie, Bleaching) und Faserdurchmesser? • Variabilität aller Parameter (Pulslängen, Pulsformen, Frequenz …), wobei für die zahnärztlichen Indikationen keine 50-W-Laser benötigt werden. Hingegen ist die Möglichkeit, zur feinen chirurgischen Präparation Mikropulse zu verwenden, durchaus ein begrüßenswertes Feature. • Einfache Menüführung, übersichtliches Display – ganz wichtig finde ich die gleichzeitige Angabe von Spitzen- und Durchschnittsenergie. Bei vielen Anbietern erscheint nur eine Angabe, wobei häufig nicht einmal klar ist, welchen Wert man gerade abliest. Das ist aber für eine effiziente und gleichzeitig schonende Präparation unabdingbar zu wissen. 492 • Sterilisierbarkeit der Fasern und Handstücke – in Zeiten verschärfter Hygieneauflagen ein absolutes „must have“. Die Aufbereitung des Gerätes soll dabei einfach und schnell möglich sein. • Nicht zuletzt: Preis-Leistungs-Verhältnis und rasche Verfügbarkeit von Service und Ersatzteilen. Letztendlich wird die Wahl auf jenes Gerät fallen, welches einem persönlich in besonderem Maße gefällt und was den individuellen Präferenzen des Anwenders entspricht. Dies ist genau wie bei Automobilen: Es gibt überzeugte Mercedes-Fahrer einerseits und begeisterte BMW-Fahrer andererseits. Die Spitzenklasse der Lasergeräte bietet einige vergleichbare Geräte. Anwendungsmöglichkeiten und Vorteile eines Diodenlasers | Die Vorteile der Anwendung z. B. eines 980-nm-Diodenlasers in der Zahnheilkunde sind vielfältig: • Bei Verwendung des Lasers lassen sich durch die einfache Veränderung von Pulsdauer, durchschnittlicher Leistung, Spitzenleistung, Repetitionsrate und Puls-Pausen-Relation mit ein und demselben Laser völlig verschiedene Effekte erzielen: Schneiden, Koagulieren, Vaporisieren und Desinfizieren des Gewebes werden mit nur einem Instrument durchgeführt. • Der Diodenlaser garantiert eine perfekte Koagulation des Wundbereiches, kombiniert mit einer präzisen Schnittführung – besonders bei Verwendung eines Mikropuls-Modus. Die kollateralen Nekrosezonen können damit reduziert werden. ZMK | Jg. 27 | Ausgabe 7-8 _ _______ Juli/August 2011 Dentalforum • Meist kann selbst bei großen Wundflächen auf einen chirurgischen Wundverschluss oder eine plas­ti­ sche Schleimhautdeckung verzichtet werden. Ein weiterer Vorteil bei der Anwendung des Lasers als „optisches Skalpell“ ist die Minimierung der Ausdehnung des postoperativen Ödems, die Verringerung der postoperativen Hämatome und damit eine reduzierte Inzidenz von post­operativen Infekten. Dies kann natürlich seinen direkten positiven Niederschlag in der starken Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes und damit in der Vermeidung von Überempfindlichkeitsreaktionen, Kolitiden etc. finden. • S eit langem ist die Bakterizidie des Diodenlasers bereits bei Energiedichten weit unterhalb der operativen Parameter bekannt. Schon bei Energiedichten von 0,3 bis 0,4 J/cm2 fanden sich Hemmzonen des bakteriellen Wachstums. Gerade in der Endo- bzw. Parodontaltherapie ist dies ein unschätzbarer Vorteil gegenüber herkömmlichen Methoden. •D okumentiert sind die Senkung des Schmerzniveaus intra- und post­ operativ, ein nahezu blutungsfreies Operationsfeld sowie eine geringe Inzidenz von Nachblutungen, was sowohl für den Patienten als auch für den Chirurgen die perioperative Belastung deutlich reduziert. •D ie Anwendung des Diodenlasers hat auch Einfluss auf die Wundheilung bzw. Geweberegeneration. Die Stimulation von Fibroblasten und Osteoblasten konnte umfangreich dokumentiert werden. Diodenlaser können einerseits als sogenannte Hardlaser („optische Skalpelle“) verwendet werden, andererseits besteht die Möglichkeit, dieselben Laser mit niedriger Energie im Sinne der „low level laser therapy“ (LLLT) oder auch Softlasertherapie einzusetzen. Letztere hat durch die Stimulation von Stoffwechselvorgängen im Wundbereich einen positiven Einfluss auf die Wundheilung. In Zusammenhang mit meinen bis­ herigen Ausführungen möchte ich ZMK | Jg. 27 | Ausgabe 7-8 _ _______ Juli/August 2011 nachfolgend über meine Erfahrungen mit dem GENTLEray 980 in der täglichen Praxis berichten. Die ausgewählten Fallbeispiele wären nach meinem Dafürhalten – mit konventionellen Methoden deutlich schwieriger oder gar nicht zu einem positiven Abschluss zu bringen gewesen. Klinische Beispiele | Chirurgie: Hä­mangiom-Entfernung | Das Hämangiom an der Unterlippe wurde von der 45-jährigen Patientin als massiv störend empfunden. Schon vor Jahren erlebte sie die konventionelle Exzision eines Hämangioms an der Oberlippe in anderem Hause; gut erkennbar ist die deutliche Narbenbildung. Die Exzision des Hämangioms an der Unterlippe erfolgte mit dem GENTLEray 980-nm-Diodenlaser in topischer Anästhesie (Emla-Creme). Die laut Gerätemenü vorgeschlagene Einstellung „Hämangiom“ wurde akzeptiert und die Koagulation des Zentralgefäßes mit 3 W cw durchgeführt. Die Läsion war nach 6 Tagen bland abgeheilt (Abb. 1–4). An diesem Fall lässt sich die unterschiedliche Narbenbildung (Oberlippe konventionell, Unterlippe laserchirurgisch) sehr anschaulich demonstrieren. Gerade bei chirurgischen Indikationen schätze ich die Möglichkeit, alle Parameter zu variieren, ohne vom Gerät ein Limit gesetzt zu bekommen; die erzielte Wirkung auf das Gewebe ist bekanntlich ganz wesentlich von Flüssigkeitsgehalt, Pigmentierung, Faseranteil und Blutgefäßreichtum abhängig. Ich denke an die so unterschiedlichen Qualitäten von Fibromen oder Frenula, die von derbem, weißlichem, fasrigem Gewebe bis hin zu weichen, gut durchbluteten, rötlichen Qualitäten alle Spielarten bieten. Es ist einsichtig, dass die am Gerät vorgeschlagene Einstellung nur als Richtwert dienen kann und es dem Anwender obliegen muss, diese zu individualisieren. Implantologie: Second-Stage-Chirurgie | Heutzutage ist die Minimierung der notwendigen chirurgischen Eingriffe der Trend der Zeit; Singlestage-Implantation oder transgingivale Implantation sind das Resultat. Ist dennoch ein zweizeitiges Vorgehen notwendig und die gedeckte Einheilung gewünscht, ist es erklärtes Abb. 1: Hämangiom: Ausgangssituation. Abb. 2: Behandlung mit dem Dioden­ laser. Abb. 3: Zustand unmittelbar post OP. Abb. 4: Zustand bei der Abschlusskontrolle. 493 Dentalforum Ziel der Implantologen, den Zweiteingriff so klein wie möglich zu halten. Laserchirurgie stellt hier eine ideale Behandlungsoption dar. Bei der Implantatfreilegung bevorzuge ich den Mikropulsmodus, um die Einheilschraube gezielt umschneiden zu können. Dabei mache ich mir den Vorteil zunutze, 12 W Spitzen­ energie zu verwenden, und halte die Durchschnittsenergie – für den Hitzeeintrag ins Gewebe sehr maßgeblich – in einem Bereich von 2–3 W. Zusätzliche Luftkühlung ist zur Hebung des Patientenkomforts zu empfehlen, da diese Eingriffe in der Regel ohne Anästhesie durchgeführt werden. Nur bei sehr sensiblen Patienten appliziere ich eine Oberflächenanästhesie. Endodontologie: WK-Behandlung | Der elfjährige Patient erlitt 1½ Jahre vor seinem Besuch in meiner Praxis ein Schlagtrauma gegen die UKFront. Die Erstbehandlung erfolgte auswärts; dabei fand sich die Sensibilität positiv, die Schneidekante wurde geglättet, der Patient erhielt Fluoridgel über 6 Monate sowie CHX-Spülungen. Es erfolgten keine weiteren Kontrolluntersuchungen. Meine Erstuntersuchung zeigte einen devitalen Zahn 31 mit Lockerungsgrad 1. Die Röntgenaufnahme zeigte eine enorm große CAP (DD-Zyste). Alle Zähne zeigten massive Verfärbungen und Beläge, aber keine Karies. Der Patient hatte in einer anderen Praxis bereits einen Termin zur WSR erhalten. Ich habe die Eltern des Patienten über den möglichen Therapieversuch mittels laserunterstützter Endodontie aufgeklärt, wobei die Prognose aufgrund der Größe des Herdes als unsicher eingestuft werden musste. Die Eltern stimmten einem Behandlungsversuch zu. Es erfolgte schließlich die Aufbereitung bis ISO 40, dann die Laser-Endo mit dem Diodenlaser, 2,5 W, gepulst, 50/50 on/off. Insgesamt wurden 7 Sitzungen im Abstand von 1 Woche durchgeführt, jeweils 6 Zyklen à 5 Sekunden und intermittierende Calxyleinlagen. Nach einer Beobachtungszeit von 4 Wochen nach der letzten Therapiesitzung wurde der Zahn definitiv verfüllt (Abb. 5–7). Behandlung einer Endo-Paro-Läsion | Eine komplexe Situation bot der folgende Fall: Bei der Erstvisite präsentierte die 52-jährige Patientin eine Fistel regio 46, eine Paro-Läsion interradikulär 46 sowie eine Tasche an 45 und 46. Zahn 46 war devital. Die Röntgenaufnahme zeigte einen nicht Abb. 5: Röntgenmessaufnahme. Abb. 6: Laserbehandlung. 494 ideal platzierten Stift an 45 und eine interradikuläre Aufhellung an 46 (Abb. 8). Nach Kronenabnahme 45 und Entfernung des Stiftes wurde die Wurzelbehandlung 45 revidiert, das Inlay 46 trepaniert und beide Zähne erhielten eine laserunterstützte Endotherapie (Abb. 9/Einstellungen wie oben). Gleichzeitig wurden die Taschen mit dem Diodenlaser behandelt. Die Laserfaser wurde auch in die Fistel eingeführt und der Fistelgang dekontaminiert und „verschweißt“. An die 5 Behandlungssitzungen schloss sich eine Beobachtungszeit von 6 Wochen an. Da die Patientin beschwerdefrei blieb und das Röntgen eine Verbesserung der Situation zeigte, wurden die Wurzelkanäle definitiv verfüllt. Nach weiteren 3 Monaten wurde der Zahn 45 neu mit Stift und Krone versorgt, das Inlay an 46 mit Komposit verschlossen. Frenulotomie und PA-Behandlung | Der Erstkontakt mit der 23-jährigen Patientin erfolgte wegen zunehmender Rezessionen. Diese zeigte zahlreiche tief einstrahlende Bändchen, kaum BOP, Taschentiefen von max. 5 mm. Der Behandlungsplan sah vorerst eine Mundhygiene-Sitzung, anschließend eine multiple Fre- Abb. 7: Röntgenkontrolle nach WF. ZMK | Jg. 27 | Ausgabe 7-8 _ _______ Juli/August 2011 Dentalforum Abb. 8: Röntgen-Ausgangsbefund. Abb. 9: Laserunterstützte Endotherapie am trepanierten Zahn 46. nulotomie und nach Abheilung der Wunden eine Paro-Behandlung vor. Alle Bändchen wurden in einer Sitzung in Oberflächenanästhesie (Xylocain-Spray) entfernt (Mikropuls-Modus; 12 W Spitzenenergie, 3 W Durchschnittsenergie). Die Wundkontrolle nach 2 Tagen zeigte blande Verhältnisse. Tage später wurde mit demSeite GEN­2 6ZMK 93 x 14 210a_Layout 1 30.06.10 10:37 Abb. 10: Bei der Parobehandlung erfolgt die Aktivierung der Tasche. Abb. 11: Abschlusskontrolle der Taschen. TL­­Eray 980 nm die Parodontaltherapie begonnen. Ich verwendete eine 300-µm-Faser mit folgender Geräteeinstellung: 1,6 W 25/25 msek on/ off. Die Faser wurde bis knapp über den Taschenboden eingeführt und anschließend in mäanderförmigen Bewegungen von apikal nach koronal aus der Tasche bewegt. Insgesamt wurden 3 Behandlungssitzungen im Abstand von 1 Woche durchgeführt. Die Abschlusskontrolle erfolgte 6 Wochen nach der letzten Sitzung. Seither kommt die Patientin halbjährlich zum Recall ohne weiteren Behandlungsbedarf (Abb. 10 u. 11). Gerade in Fällen wie diesen schätze ich meinen GENTLEray Diodenlaser. Die einfache Applikation der flexiblen Fasern in wirklich allen Bereichen der Mundhöhle (z. B. distal an den Molaren) gestaltet die Therapie sehr anwenderfreundlich. Die Patienten berichten kaum über unangenehme Sensationen und der Therapieerfolg gibt mir in der Verwendung dieser Wellenlänge Recht. Fazit | Die Verwendung des DiodenLasers im Rahmen der zahnärztlichen Praxis stellt keineswegs eine andere Art der Zahnheilkunde dar, sie gibt uns lediglich ein neues, sehr wertvolles Instrument an die Hand, welches bei sachgerechter Anwendung für mehr Patientenkomfort, raschere Behandlungserfolge und ein ästhetisch sehr anspruchsvolles Ergebnis garantiert. Korrespondenzadresse: DDr. Franziska Beer Firmiangasse 28 A-1130 Wien Österreich [email protected] pay less. get more. Mehr Gewinn durch den “Einsatz” von Semperdent! Wir sichern Ihr Standbein Zahnersatz Patiententeilzahlung Zinslos bis zu 6 Monatsraten Seit 1989 Zahnersatz von Semperdent. www.semperdent.de Semperdent GmbH . Tackenweide 25 . 46446 Emmerich . Tel. 0800. 1 81 71 81 . Fax 0 28 22. 9 92 09 . [email protected]