Fortschritt in der zahnärztlichen Praxis: Die dritte

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Autor
Anwender
Status
Fundamental
Kategorie
Grundlagen
Fortschritt in der zahnärztlichen Praxis:
Die dritte Dimension
Anwendererfahrung mit der digitalen Volumentomografie
Dr. Sigmar Schnutenhaus, MSc.
Die digitale Volumentomografie (DVT) hat
den Einzug in die zahnärztliche Praxis gefunden. Seit über zwei Jahren nutzen wir in
unserer hauptsächlich implantologisch und
einer rechtssicheren Einwilligung. Insbesondere aus
forensischer Sicht ist eine optimale Diagnostik und
dadurch beweisbare Operationsplanung bei komplizierten Fällen dringend anzuraten.
pardodontologisch ausgerichteten Praxis
ein DVT-System (Gendex GXCB-500, Gendex /
KaVo Dental, D-Biberach). Anhand einiger
Beispiele aus unserer täglichen Arbeit soll
dargestellt werden, welchen Mehrwert
diese Möglichkeit der Diagnostik unserer
Praxis gebracht und wie sich hierdurch der
Arbeitsablauf positiv verändert hat.
Retinierte Zähne
Die Entfernung von retinierten und impaktierten
Zähnen kann aus verschiedensten Indikationen notwendig sein. In der Praxis vermehrt auftretende
Indikationen sind der erschwerte Durchbruch mit
lokalen Infektionen (Dentitio difficilis), Retentionen
mit Zystenbildungen oder wenn diese Zähne zum
Hindernis beim Durchbruch anderer Zähne werden.
Die Entfernung retinierter Zähne zählt zu den häufigsten oralchirurgischen Eingriffen und gehört zur
Praxisroutine. Intraoperative Schwierigkeiten treten
oftmals durch eine Fehleinschätzung der technischen
Schwierigkeiten auf. Die Beurteilung des Schwierigkeitsgrades und möglicher Komplikationen muss
deshalb zwingend in einem ausreichenden Maß vor
der Operation erfolgen. Die zu erwartenden Schwierigkeiten sind abhängig von der Lage und der Beziehung des Zahnes zu den Nachbarstrukturen. Die
DVT-Aufnahme bietet hier eine deutlich genauere
diagnostische Grundlage als eine zweidimensionale
Röntgenaufnahme. Das operative Vorgehen kann
wesentlich besser geplant werden, sodass der chirurgische Eingriff sicherer und auch schneller im Ablauf
erfolgt. Nicht zu unterschätzen ist die dreidimensionale Diagnostik auch bei der Patientenaufklärung und
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Anhand eines DVT-Bildes lässt sich eine sichere
Einteilung der Retentionstypen bei verlagerten Weisheitszähnen im Unterkiefer vornehmen. Für das
operative Vorgehen spielt die Kippung des Zahnes
in mesio-distaler Direktion, aber auch eine mögliche
Drehung bezüglich des Alveolarfortsatzes eine Rolle. Speziell bei aberrierten Zähnen (Abb. 1) ist eine
genaue röntgenologische Diagnostik zur Lage des
Zahnes, Lagebeziehung zur Umgebung sowie zu gefährdeten Strukturen und Wurzelform notwendig.
Durch eine dreidimensionale Aufnahme werden diese Informationen präoperativ gewonnen (Abb. 2). So
kann die Richtung des Zugangs und der Freilegung
mit möglichst großer Schonung der anatomischen
Strukturen von bukkal oder lingual gewählt werden.
Auch der Verlauf des Nervus alveolaris inferior zum
Weisheitszahn lässt sich mit einer DVT-Aufnahme
radiologisch sicher darstellen (s. Pfeil in Abb. 2).
Abb. 1: OPG mit aberriertem Zahn in regio 48.
Retentionen und Impaktionen von bleibenden
Prämolaren oder Eckzähnen treten relativ häufig auf.
Speziell in diesen Fällen muss eine genaue Diagnostik
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Abb. 2: Lagebeurteilung
zu den knöchernen Nachbarstrukturen und zum
Nervverlauf (Pfeil).
darüber Auskunft geben, ob eine Eingliederung des
Zahnes möglich und sinnvoll oder ob eine operative
Entfernung indiziert ist. Eine Konsultation mit einem
Kieferorthopäden ist in diesen Fällen ratsam. Die Lokalisation und Lagebeziehung solcher impaktierten
Zähne kann mittels DVT genau ermittelt werden. Für
den Kieferorthopäden ist somit eine DVT-Aufnahme
ein hilfreiches Diagnostikum, das oftmals auch sicherere Aussagen als ein OPG-Bild in Kombination
mit einer Fernröntgenseitenaufnahme zulässt. Da unsere Praxis rein chirurgisch und implantologisch ausgelegt ist, erfolgt eine kieferorthopädische Auswertung der DVT-Aufnahmen durch den Fachzahnarzt.
So war in der folgenden Kasuistik von dem Kieferorthopäden die Einordnung des Zahnes in regio 13 nach
operativer Entfernung in regio 12 geplant (Abb. 3).
Die Beziehung des retinierten Zahnes in regio 12 zu
den Wurzeln der Nachbarzähne, zum Nasenboden
und zum Canalis incisivus konnte anhand der DVTAufnahme dargestellt werden (Abb. 4). Nach einem
Gingivalrandschnitt und streng subperiostaler Präparation des Lappens wurde der Zahn ohne Schwierigkeiten freigelegt und entfernt. Ohne eine genaue
Kenntnis der Lage und Lagebeziehung der regiones
12 und 13 hätte diese Operation nicht so sicher ablaufen können.
Abb. 3: Die OPG-Aufnahme zeigt die retinierten Zähne in
regio 12 und 13.
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Abb. 4: Dreidimensionale
Darstellung der Zahnlage.
Zysten
Auch bei der Diagnostik und Therapie von Zys­
ten ist die digitale Volumentomografie eine wertvolle
Hilfe. Die genaue klinische und röntgenologische Diagnostik der Zyste, deren Lage und Lagebeziehung zu
anatomischen Nachbarstrukturen ist zur Vorbereitung der Operation, aber auch für die Aufklärung und
medizinische Dokumentation unerlässlich. Relativ
häufig handelt es sich um radikuläre Zysten, die oft als
Zufallsbefund bei OPG-Röntgenaufnahmen sichtbar
werden (Abb. 5). Im Röntgenbild imponieren diese
Abb. 5: Radikuläre Zyste im Unterkiefer.
radikulären Zysten als kreisrunde, scharf begrenzte
Strukturauflösung in der Apexregion eines Zahnes.
Vor der operativen Entfernung solcher Zys­ten ist
eine umfangreiche Diagnostik erforderlich. So muss
die Lage der Zyste zum Canalis mandibularis und zum
Foramen mentale bewertet werden, ebenso die Beziehung zu den bezahnten und unbezahnten Regionen
sowie zum lateralen Alveolarfortsatz. Zudem sollte
eine Beurteilung und Vermessung der Zys­tengröße
erfolgen: Einerseits um die Gefahr einer Spontanfraktur des Unterkiefers durch den Verlust der Statik
des umgebenden Knochens einzuschätzen, anderseits
um zu beurteilen, ob eine Defektfüllung des Zystenhohlraumes indiziert ist. Bei der in Abbildung 6 zu
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erkennenden radikulären Zyste wurde eine Zystektomie mit gleichzeitiger Entfernung des Zahnes in
regio 36 und Auffüllung des Hohlraumes mit einem
Knochenersatzmaterial durchgeführt.
dieser mit Knochenersatzmaterial augmentiert werden. Die Operation konnte so aufgrund der dreidimensionalen Planung bestens vorbereitet, sicher und
in Ruhe, aber auch zügig durchgeführt werden.
Pathologische Nebenbefunde
Abb. 6: DVT-Kontrolle der Zystendimension und der
Defektauffüllung.
In einem weiteren Patientenfall wurde als Zufallsbefund im Rahmen einer implantatprothetischen
Versorgung die scharfe cortikale Abgrenzung einer
nasopalatinalen Zyste festgestellt (Abb. 7). Zur Vorbereitung der chirurgischen Entfernung wurde eine
DVT-Aufnahme angefertigt (Abb. 8). Präoperativ
wurde nun die Operation exakt geplant, indem die
Schnittführung und der palatinale Zugang zur Zyste
vorab festgelegt wurden. Die Notwendigkeit der
Durchtrennung des feinen Nerven-Gefäß-Strangs aus
dem Foramen incisivum war so bereits präoperativ
abzusehen. Demnach konnte schon bei der Planung
das chirurgische Equipment mit einem Bipolator bereitgehalten werden. Aufgrund einer Größe des Defektes von mehr als 10 mm im Durchmesser musste
In unserer Praxis werden DVT-Aufnahmen zur
präimplantologischen Diagnostik und bei schwierigen
oralchirurgischen Fragestellungen angefertigt. Das
Indikationsspektrum wurde dahingehend erweitert,
dass bei vorliegenden Verdachtsmomenten sowie
vor umfangreichen prothetischen Rehabilitationen
ein Volumentomogramm angefertigt wird. Dies hat
sich aus der Erkenntnis ergeben, dass anhand der
dreidimensionalen Aufnahme bei entsprechend genauer Auswertung zahlreiche pathologische Nebenbefunde erhoben werden können, die bei einer konventionellen OPG-Röntgenaufnahme oft verschleiert
bleiben.
Hauptsächlich ergeben sich durch die DVTDiagnostik Hinweise auf apikale Osteolysen bei devitalen Zähnen. Diese entzündlichen pathologischen
Prozesse können zu odontogenen Infektionen der
Kieferhöhlenschleimhaut führen, was eine völlige
Zerstörung des apikalen Knochens und therapeutisch weitreichende Konsequenzen zur Folge haben
kann (Abb. 9). Bei einer geplanten Extraktion ist mit
einer Mundantrumverbindung zu rechnen. Sollte eine
endodontische Maßnahme geplant sein, so muss mit
einem Einbringen von Spülflüssigkeiten, medikamentösen Einlagen oder Wurzelfüllmaterial gerechnet
werden.
Abb. 7: Nasopalatinale Zyste.
Abb. 9: Apikale Osteolyse
mit dentogener Sinusitis.
Abb. 8: Lagebeziehung der Zyste zu gefährdeten anatomischen Nachbarstrukturen.
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Eine dreidimensionale Analyse kann auch bei
scheinbar erfolgreichen Wurzelkanalbehandlungen
zur Aufdeckung pathologischer Befunde führen, wel-
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che im Verlauf der Auswertung zweidimensionaler
Röntgenaufnahmen aufgrund des Überlagerungseffektes unerkannt geblieben wären. So wurde bei dem
vorliegenden Fall zwar die apikale Osteolyse an der
palatinalen Wurzel diagnostiziert, nicht jedoch die
ebenfalls vorhandene Aufhellung an der mesio-bukkalen Wurzel (Abb. 10).
präimplantologische Planung beeinflussen oder bei
anderen Fragestellungen zumindest eine erweiterte
Aufklärung des Patienten sowie eine konsilarische
Abklärung durch einen Hals-Nasen-Ohren-Facharzt
erforderlich machen.
Abb. 12: Schleimhautzyste
in der Kieferhöhle.
Abb. 10: Restaufhellung
nach Wurzelkanalbehandlung.
Auch die Beurteilung des parodontalen Zustandes einzelner Zähne kann in Ergänzung zu einem
klinischen Befund mit der DVT hervorragend durchgeführt werden. Insbesondere im Seitenzahnbereich
besteht die Möglichkeit, für jede einzelne Wurzel
eine Befundung durchzuführen (Abb. 11). Aussagen
können zirkulär für den Knochenverlauf im Wurzelbereich getroffen werden, ebenso kann eine genaue
Bewertung des Furkationsbereiches abgegeben und
somit eine einzelzahnbezogene Prognose getroffen
werden.
Abb. 11: Parodontale Diagnostik mittels DVT.
Eine weitere Gruppe von häufigen Nebenbefunden sind hyperplastische Prozesse der Kieferhöhlenschleimhaut. Neben der oftmals leicht zu erklärenden Schwellung der Kieferhöhlenschleimhaut bei
Patienten mit einer akuten Sinusitis, finden sich oft
chronische Entzündungen mit dentogener Genese
oder auch häufig solitäre Schleimhautzysten in der
Kieferhöhle (Abb. 12 und 13). Dieser Befund kann die
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Abb. 13: Weitgehende
Ausfüllung des Kieferhöhlenlumens durch die
Zyste.
Sinusbodenaugmentation
Die steigende Nachfrage nach implantatprothetischen Versorgungen auch bei schwierigen anatomischen Verhältnissen bringt die Notwendigkeit von
augmentativen Verfahren mit sich. So hat sich innerhalb von zwei Jahrzehnten die Sinusbodenaugmentation mit lateralem Zugang als praxisreifes Verfahren
etabliert. Dank verfeinerter Techniken und Instrumente, insbesondere dem Einsatz von PiezochirurgieGeräten und der Verbesserung der diagnostischen
Möglichkeiten mittels digitaler Volumentomografie,
konnte die Erfolgsrate kontinuierlich erhöht werden.
Durch die Anwendung dieser Techniken und auch
durch die mögliche minimalinvasive Vorgehensweise
verläuft der Eingriff für den Patienten mit geringeren
Komplikationen und Beschwerden.
Entscheidend für eine sichere und auch schnelle
Operation ist jedoch die genaue Kenntnis der Ausgangssituation. Bei einer geplanten Implantation im
oberen Seitenzahngebiet ist eine exakte Information
über die zu erwartenden Schwierigkeiten notwendig. Mittels einer DVT-Aufnahme werden hervorragende Kenntnisse über die Morphologie und Größe
der Kieferhöhle gewonnen. Eine genaue Vermessung
der Restknochenhöhle zwischen Sinusboden und Alveolarkamm ist ohne Schwierigkeiten möglich. Dies
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erlaubt einerseits eine Abschätzung, ob eine einzeitige Implantation im Zusammenhang mit der Sinusbodenelevation erfolgen kann, andererseits ist die
Lage des lateralen Knochenfensters exakt vorherzubestimmen.
Septen
Eine wichtige diagnostische Hilfe bietet die digitale Volumentomografie ebenfalls beim Erkennen von Septen in der Kieferhöhle. Anhand einer
DVT-Aufnahme lässt sich auch eine Beurteilung der
Schneiderschen Membran vornehmen. Diese ist für
gewöhnlich extrem dünn und weist eine Dicke von
0,3 bis 0,8 mm auf. Häufig ist eine Hypertrophie der
Schleimhaut anzutreffen (Abb. 14). Dies kann eine
Augmentation erschweren oder gar undurchführbar werden lassen. Bei einer chronisch infizierten
Kieferhöhlenschleimhaut ist zudem eine postoperative Infektion des Augmentates wahrscheinlicher,
sodass erst nach einer intraoperativen Inspektion
der Schleimhaut das weitere chirurgische Vorgehen
festgelegt werden kann oder die Operation abgebrochen werden muss. Eine folgenschwere Komplikation kann durch das Verletzen von Blutgefäßen in der
Kieferhöhlenwand auftreten, beispielsweise wenn
die Arteria alveolaris superior posterior im Bereich
des lateralen Fensters liegt. Diese Blutgefäße lassen
sich auf der DVT-Aufnahme häufig identifizieren
(Abb. 14). Mit der Kenntnis solcher Blutgefäße im
Operationsgebiet kann die operative Technik darauf
abgestimmt werden, sodass eine freie Präparation
des Knochendeckels erfolgt, möglichst unter Einsatz eines Piezochirurgie-Gerätes. Eine Technik mit
periost-gestieltem Knochendeckel birgt in solchen
Fällen die Gefahr einer Verletzung der Arterie und
damit verbunden einer nicht leicht zu stillenden Blutung.
Abb. 14: Beurteilung der
Schneiderschen Membran
und Blutgefäße (Pfeil).
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Mit der prächirurgischen DVT-Aufnahme lassen
sich weitere Aufschlüsse über den zu erwartenden
Operationssitus, wie die Dicke der lateralen Kieferhöhlenwand, Breite des Alveolarkammes oder periapikale Pathologien von Nachbarzähnen gewinnen.
Neben diesen Befunden des Hartgewebes, des Knochens und der Zähne kann auch eine orientierende
Beurteilung des Weichgewebes, wie zum Beispiel von
pathologischen Prozessen in der Kieferhöhle, erfolgen[1].
Implantologie
Das Haupteinsatzgebiet unseres DVT-Systems ist
die präimplantologische Diagnostik. Ohne eine Referenzierung mit einer durchmesserkalibrierten Kugel
oder anderen Hilfsmitteln erfolgt eine Zehntel-Millimeter genaue Vermessung des Alveolarknochens. Mit
der dreidimensionalen Darstellung des gewünschten
Implantatlagers kann von Beginn an abgeschätzt werden, ob augmentative Verfahren notwendig sind. Zudem kann auf diese Weise der chirurgische Zugang
vorherbestimmt werden, beziehungsweise ob eine
minimalinvasive Eröffnung mit einer Schnittführung
am marginalen Zahnfleischrand oder eine vertikale
Entlastung indiziert ist.
Die implantologischen Eingriffe sind seit der Nutzung eines DVT-Systems in unserer Praxis weitgehend von Überraschungen verschont geblieben und
die Auswahl des zu inserierenden Implantates erfolgt
sicher im Vorfeld. Als wir unsere Messaufnahmen
mittels Schablonen und OPG-Bildern durchführten,
konnten wir zwar sicher die Implantatlängen bestimmen, oft lagen dann aber Implantate mit verschiedenen Durchmessern zur intraoperativen Auswahl
bereit. Auch wenn dieser Aspekt einen Gewinn für
den Arbeitsablauf einer Implantation darstellt, ist er
angesichts der möglichen Vermeidung unvorhergesehener Komplikationen bei der Implantation von untergeordneter Bedeutung. So lässt sich der Verlauf
des Canalis mandibularis anhand einer DVT-Aufnahme weitaus genauer beurteilen als dies oftmals mit
einem OPG-Bild möglich ist. Insbesondere kann nicht
nur die Lage im Bezug auf den Abstand zum Alveolarkamm bestimmt werden, sondern auch der Verlauf im
Unterkieferkörper in sagittaler Richtung, sodass eine
nervnahe Implantation mit dieser Kenntnis sicherer
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durchführbar ist. Zudem werden Überraschungen
in Form eines mangelnden vertikalen Knochenangebotes vermieden.
Häufig finden sich extrem atrophierte Alveolarkämme in vertikaler Richtung, mit denen prima vista
nicht gerechnet wurde. So verhielt es sich auch im
Fall eines 40-jährigen Patienten. Das OPG (Abb. 15)
zeigte ein scheinbar ausreichendes Knochenangebot
in horizontaler Richtung. Der entsprechende DVTAusschnitt regio 12 (Abb. 16) offenbarte das Ausmaß
des Knochenabbaus. Unter Kenntnis der Situation
war nun der Operateur in der Lage intraoperative
Komplikationen zu vermeiden, indem im Vorfeld darüber entschieden wurde, ob eine Überweisung an
einen augmentativ erfahreneren Kollegen erfolgen
sollte oder das operative Vorgehen entsprechend der
Situation abgestimmt wird, z. B. mit einer vorgeschalteten vertikalen Auflagerungsplastik. In diesem speziellen Fall beschlossen wir, eine Kieferkammspreizung
bei simultaner Implantation durchzuführen.
der Regel, die Erwartungen der Patienten zu erfüllen
beziehungsweise – falls notwendig – noch vor Behandlungsbeginn zu relativieren. Hierzu ist es wichtig,
dass die geplante prothetische Versorgung von Beginn an feststeht und – beispielsweise durch ein im
Dentallabor hergestelltes Wax-Up – dargestellt wird.
Um dies zu ermöglichen, muss der Zahntechniker bereits zu diesem frühen Zeitpunkt in die Planung involviert sein. Die Vorgehensweise ermöglicht die prothetisch orientierte Implantationsplanung und beugt
so ungünstigen Implantatpositionen vor.
Bei der computergestützten Implantationsplanung laufen alle Arbeitsschritte nach einem klar definierten Schema ab und die Planung ist anschließend
exakt umsetzbar. Hieraus resultiert eine Sicherheit,
die für Zahnarzt und Patient gleichermaßen vorteilhaft ist. Der Patient profitiert zudem davon, dass er
das geplante Ergebnis bereits vor dem Eingriff am Bildschirm begutachten kann. Diese Art der Aufklärung
erhöht das Vertrauen des Patienten in den Zahnarzt
und nimmt ihm die Angst vor der bevorstehenden
Implantation (Abb. 17).
Abb. 15: Das OPG lässt ein ausreichendes Knochenangebot vermuten.
Abb. 17: Virtuelle Planung der Implantation.
Abb. 16: Extreme vertikale
Atrophie des Alveolarfortsatzes (Oberkiefer).
Navigierte Implantation
Eine konsequente Weiterführung der Möglichkeiten, die sich mittels der dreidimensionalen Darstellung des Implantatlagers ergeben, ist die navigierte
Implantation. Durch eine exakte Planung gelingt es in
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Die erhöhte Planungssicherheit bezieht sich sowohl auf die Präzision während des chirurgischen
Vorgehens als auch bei der prothetischen Versorgung.
Da bei navigierten Implantationsverfahren nur geringe
Abweichungen der tatsächlichen von der geplanten
Implantatposition entstehen, wird eine exakte Umsetzung der prothetischen Versorgung erzielt. In der Literatur werden die durchschnittlichen Abweichungen
wie folgt angegeben: circa 0,75 mm in horizontaler
Richtung am Eintrittspunkt des Implantates, 0,23 mm
in vertikaler Richtung (Höhe des Implantates) und 4,0
Grad für die Abweichung der Implantatachsen[2].
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Während des chirurgischen Vorgehens wird
Sicherheit erzielt, da der behandelnde Zahnarzt beziehungsweise Kieferchirurg über die Lage der relevanten anatomischen Strukturen, z. B. der Nerven,
der Nachbarzähne oder dem Kieferhöhlenboden
(Abb. 18 und 19) genauestens informiert ist. Da die
geplanten Implantatpositionen exakt eingehalten
werden, wird das Risiko einer Schädigung der umliegenden Strukturen minimiert.
operative Schmerzen sowie minimale Schwellungen
auftreten. Untersuchungen zufolge wird hierdurch
das Wohlbefinden des Patienten gesteigert[3]. Das
minimalinvasive Vorgehen eignet sich insbesondere
für Patienten mit Angst vor chirurgischen Eingriffen.
Abb. 20: Schablonengeführte Implantatbettaufbereitung.
Abb. 18: Dank virtueller Planung kann das Knochenangebot optimal ausgenutzt werden.
Abb. 21: Implantat unmittelbar nach dem chirurgischen
Eingriff.
Abb. 19: Bei der schablonengeführten Implantatinsertion
werden die Nachbarstrukturen geschont.
Ein weiterer Vorteil der computergestützten
Implantationsplanung ist die Möglichkeit eines minimalinvasiven chirurgischen Eingriffs (Abb. 20 bis
22). Ist ausreichend keratinisierte Gingiva vorhanden und eine Augmentation des Hart- beziehungsweise Weichgewebes nicht erforderlich, kann die
Schleimhaut einfach gestanzt und das Implantatbett
anschließend aufbereitet werden. Dieses Vorgehen
ist für den Patienten wesentlich komfortabler als
konventionelle Techniken inklusive der Bildung
eines Mukoperiostlappens, da nur geringe post­
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Abb. 22: Implantate in situ nach schablonengeführter
Implantation.
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Fazit
Die Investition in ein DVT-Gerät hat vielfältige
positive Einflüsse für unseren Behandlungsalltag gebracht. Die oralchirurgischen Eingriffe können weitaus sicherer durchgeführt werden und das Behandlungsspektrum hat sich durch diese auch forensisch
hoch zu bewertende Diagnostik erweitert. Der besondere Vorteil zeigt sich in der Implantologie, unserem Tätigkeitsschwerpunkt. Die Planungssicherheit – sei es mit konventionellen Schablonen oder
bei navigiertem Vorgehen – ist enorm. Die Abschätzung, ob augmentative Verfahren notwendig sind,
und die Operationsvorbereitung derartiger Eingriffe
ist sicher, zuverlässig und mit einer Reduktion der
Operationsdauer einhergegangen.
Die Entscheidung für das DVT-Gerät Gendex
GXCB-500 war für die Anforderungen unserer Praxis optimal. Wichtig war eine ausreichende Feldgröße, ohne überdimensioniert zu sein. Dieser Aspekt
der angepassten Volumengröße ist einerseits aus
strahlenhygienischen Gründen notwendig, andererseits reduziert sich der Aufwand der umfangreichen
Befundung der Aufnahmen auf den erforderlichen
Umfang. Das Gerät weist zudem ein vernünftiges
Verhältnis zwischen Bildqualität und Feldgröße in
Relation zum Preis auf.
Jung, R. E.; Schneider, D.; Ganeles, J.;
Wismeijer, D.; Zwahlen, M.; Hämmerle, C.
H. F.; Tahmaseb, A.: Computer Technology Applications in Surgical Implant Dentistry: A Systematic
Review. In: Int j Oral Maxillofac Implants 24 (Suppl)
(2009), S. 92-109.
[3]
Brodala, N.: Flapless surgery and its effect
on dental implant outcomes. In: Int I Oral Maxillofac
Implants 24 (Suppl.) (2009), S. 118-125.
[2]
Auch online unter: www.ddn-online.net
Dr. med. dent. Sigmar
Schnutenhaus, MSc.
Hilzingen, Deutschland
n 1985-1991 Studium der Zahnmedizin an der Universität Ulm
n 1991 Approbation als Zahnarzt
n 1991-2001 tätig als Sanitätsoffizier an verschiedenen Standorten
Die Auswahl eines für die individuelle Situation
passenden Gerätes hängt von den jeweiligen Anforderungen ab. Eine Praxis mit dem Schwerpunkt Endodontie wird ein Gerät mit eingrenzbaren Volumina
und hoher Auflösung bevorzugen. Die Investition
oder auch die kollegiale Kooperation in der Nutzung
eines solchen Gerätes ist eine Bereicherung für Di­
agnostik und Dokumentation. Es ist zu erwarten, dass
zumindest bei ausgewählten Fragestellungen und Situationen eine klare Forderung – allein schon aus forensischer Indikation – nach einer dreidimensionalen
Befundung kommen wird. n
Literatur
Yamamichi, N.; Itose, M.; Wang, H.-L.:
Sinusbodenaugmentation. Schwierigkeitsgrade, chirurgisches Vorgehen, Komplikationsmanagment.
Quintessenz Verlag (2010).
[1]
DIGITAL_DENTAL.NEWS • 5. Jahrgang • Juni 2011
n seit 1998 niedergelassen in eigener Praxis
mit den Tätigkeitsschwerpunkten Parodontologie und Implantologie
n 2005 postgraduierter Masterstudiengang
Parodontologie
n 2009 postgraduierter Masterstudiengang
Implantologie
n tätig als Autor und Referent
Kontakt: [email protected]
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