Hintergrund-Information FDP beziffert Einsparungspotenzial bei städtischer Straßenreinigung in Potsdam auf bis zu 78% • Die FDP Potsdam hat die Kosten der städtischen Straßenreinigung exemplarisch in der Nauener Vorstadt ausgerechnet und Vergleichsangebote von privaten Dienstleistungsunternehmen eingeholt. • Das Ergebnis ist ernüchternd für die Stadtverwaltung: bei über 170 willkürlich gewählten Grundstücken konnte ein Einsparungspotenzial von bis zu 78% ermittelt werden. Im Durchschnitt liegt das Einsparungspotenzial bei 45%. • Die Studie der FDP belegt, dass die SPD-Stadtregierung nicht in der Lage ist, vertrauensvoll mit den städtischen Finanzen umzugehen. Methodik der Studie Die FDP Potsdam hat die Straßenreinigungsgebühren exemplarisch in einem Potsdamer Stadtteil untersucht. Das untersuchte Gebiet umfasst den Teil der Nauener Vorstadt, der sich entlang des Neuen Gartens erstreckt. Konkret wurden die Grundstücke entlang der Straßen Am Neuen Garten, Große Weinmeisterstraße, Leistikowstraße, Glumestraße, Langhansstraße und Höhenstraße untersucht. Das untersuchte Zielgebiet mit ca. 170 Grundstücken umfasst insgesamt 458.972 m2, oder 7.338 Wurzelmeter. Dies entspricht ca. 1,9% der für die Straßenreinigungsgebühren relevanten Flächen in Potsdam. Anhand der Grundstücksflächen sowie der geltenden Straßenreinigungssatzung und Straßenreinigungsgebührensatzung der Stadt Potsdam wurden die derzeit gültigen Straßenreinigungsgebühren der über 170 betroffenen Grundstücke ermittelt. Parallel dazu wurden Angebote privater Dienstleistungsunternehmen für die gleichen Leistungen eingeholt. Die ermittelten Marktpreise wurden anhand des selben Verteilungsschlüssels auf die einzelnen Grundstücke umgelegt, um Vergleichbarkeit mit dem städtischen System zu gewährleisten. Folglich lässt die Studie keine Rückschlüsse zu auf die Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit der von der Stadt gewählten Verteilungsschlüssel. Vielmehr geht es darum aufzuzeigen, welches Einsparungspotenzial die betroffenen Haushalte und Unternehmen haben, wenn sie die Straßenreinigung nicht mehr durch die Stadt, sondern in eigener Initiative durch private Dienstleistungsunternehmen durchführen ließen. Ergebnisse der Studie In Summe würde die Einsparung für das untersuchte Gebiet bei 45% oder EUR 13.657,-- p.a. liegen. Unter der Annahme, dass das untersuchte Gebiete repräsentativ ist für das gesamte Stadtgebiet, ließen sich somit in Summe bis zu EUR 1 Million p.a. einsparen, wenn die Straßenreinigung zu Marktpreisen durchgeführt würde. Hinzu kämen Einsparungen bei der Stadt in Höhe von mindestens EUR 400.000,- p.a., da nach dem Brandenburgischen Straßengesetz maximal ein Anteil von 75% der tatsächlichen Straßenreinigungskosten auf die Bürger umgelegt werden darf. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Grundstücksgröße einen erheblichen Einfluss auf das Ergebnis hat. Dies wird deutlich am Beispiel der Langhansstraße. Die Grundstücke liegen mit ca. 1.000 m2 deutlich unter dem Durchschnitt von 2.700 m2 für das Untersuchungsgebiet. Das Einsparungspotenzial in der Langhansstraße liegt bei 78% im Vergleich zu 45% im Durchschnitt. Es gilt als Faustregel: je kleiner die Grundstücke, desto größer ist das Einsparungspotenzial, wenn die Bürger die Straßenreinigung im eigenen Auftrag an private Dienstleistungsunternehmen vergeben. Aufschlussreich ist auch die Analyse der Einstufung der einzelnen Straßen in Reinigungsklassen. Denn so stellt man fest, dass Nebenstraßen wie die Langhansstraße oder Höhenstraße im städtischen System mehr als 70% teurer sind als ihre vielbefahrenen und reinigungsintensiveren Nachbarstraßen. Ergebnis: die städtische Straßenreinigung ist mehr als doppelt so teuer als wenn die selben Dienstleistungen direkt von den Bürgern an private Dienstleistungsunternehmen vergeben würden. Ursachen der Misere Die Stadt Potsdam hat den Auftrag für die städtische Straßenreinigung an die Fa. STEP Stadtentsorgung Potsdam GmbH ("STEP") vergeben. Die STEP ist zu 44% eine Tochtergesellschaft der kommunalen Stadtwerke Potsdam GmbH und zu 56% der zum RWE Konzern gehörenden RWE Umwelt Ost GmbH. Auffällig ist, dass der Vertrag ohne Ausschreibung an die STEP vergeben wurde. Unüblich ist auch die außergewöhnlich lange Vertragslaufzeit von 20 Jahren. Hieraus wird deutlich, dass es sich bei der STEP keineswegs um ein selbständiges Unternehmen handelt, sondern vielmehr um einen untransparenten Verschiebebahnhof für kommunale Finanzen. Hinzu kommt, dass die Stadt Potsdam die Bürger der Landeshauptstadt absichtlich im Unklaren lässt über die wahren Kosten der Straßenreinigung. Die Preise der STEP sind nicht transparent und obendrein hat die Stadt sowohl die Gesamtumlage der Straßenreinigungsgebühren erhöht als auch den Verteilungsschlüssel umgestellt. Im Ergebnis haben sich die Straßenreinigungskosten bei einigen Grundstücken um bis zum Fünffachen erhöht. Den Bürgern ist dabei nicht mal klar, welcher Teil der Erhöhung auf den mangelnden Wettbewerb, die Erhöhung der Gesamtumlage oder die Veränderung des Verteilungsschlüssels entfällt. Konsequenzen Die Studie belegt erneut, dass die SPD-geführte Stadtregierung nicht in der Lage ist, vertrauenswürdig mit unseren Finanzen umzugehen. Als Bürger von Potsdam müssen wir feststellen, dass der verschwenderische Umgang mit städtischen Mitteln kein Kavaliersdelikt ist. Denn das Geld fehlt akut an anderen Stellen. Allein in den untersuchten Straßen der Nauener Vorstadt könnten mit den eingesparten Mitteln 3,5 Kindergartenplätze finanziert werden, immerhin ca. 20% des akuten Bedarfs. Es ist den Bürgern von Potsdam nicht weiter vermittelbar, dass akut Geld fehlt für Hunderte guter und wichtiger Projekte, wenn gleichzeitig so sorglos mit der Stadtkasse umgegangen wird. Unter der Annahme, dass sich im gesamten Stadtgebiet bei der Straßenreinigung 45% einsparen ließen, hat die Stadt hier bewusst auf den Gegenwert von 260 Kindergartenplätzen verzichtet. Und wofür? Für den Luxus einer nicht marktgerechten Vergabepolitik öffentlicher Aufträge und ineffizienter Führung der Geschäfte unserer Stadt. Die FDP Potsdam fordert die Offenlegung des Vertrags mit der STEP und den sofortigen Einsatz einer unabhängigen Untersuchungskommission unter Mitwirkung aller in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Parteien, die nicht nur den Vertrag mit der STEP zur Straßenreinigung und dessen Vergabe untersucht, sondern alle gegenwärtigen öffentlichen Aufträge unter die Lupe nimmt. Die FDP Potsdam ermutigt alle Bürger, von ihrem Recht auf Beantragung der Entlassung aus dem Anschluss- und Benutzungszwang für die Straßenreinigung Gebrauch zu machen, um die Straßenreinigung in eigener Initiative für ihre Straßen an private Dienstleistungsunternehmen zu vergeben. Potsdam, den 25. Februar 2005 Marcel Yon FDP Potsdam