Rekursion/Funktionale Programmierung: Einführung und Begriffe 5.1 Einführung und Begriffe 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5.1 Einführung und Begriffe 5-1 Rekursion Kann ein Problem auf gleiche Probleme anderen Umfangs zurückgeführt werden? 5.1 Einführung und Begriffe 5-2 Fakultät Definition: ( 1 n == 0, n == 1 n! = n · (n − 1)! sonst Auswertung: 4! = 4 · 3! = 4 · 3 · 2! = 4 · 3 · 2 · 1! = 4 · 3 · 2 · 1 = 24 5.1 Einführung und Begriffe 5-3 Quersumme Als einführendes Java-Beispiel sehen wir uns zwei statische Methoden zur Berechnung der iterierten Quersumme positiver Zahlen an. 6→6 15 → 1 + 5 = 6 789 → 7 + 8 + 9 = 24 → 2 + 4 = 6 5.1 Einführung und Begriffe 5-4 Quersumme (iterative Methode) static int g(int n) { int s = n; while (s > 9) { int i = s; s = 0; do { s = s + i%10; i = i / 10; } while (i > 0); } return s; } 5.1 Einführung und Begriffe 5-5 Quersumme (rekursive Methode) static int f(int n) { return n <= 9 ? n : f( f(n/10) + n%10 ); } 5.1 Einführung und Begriffe 5-6 Quersumme • Iterative Methode: 10 Zeilen • Rekursive Methode: 1 Zeile (Weniger als 1 Zeile ist nicht möglich.) • Rekursion ist eine mächtige Programmiertechnik. • Wir haben das imperative und das objektorientierte Paradigma kennengelernt. • In diesem Kapitel sehen wir uns die Rekursion als Programmiertechnik sowie das funktionale/deklarative Paradigma an. 5.1 Einführung und Begriffe 5-7 Quersumme Der obige rekursive Algorithmus zur Berechnung der Quersumme lautet als Haskell-Programm: f :: Integer -> Integer f n | n <= 9 = n | otherwise = f(f(n ‘div‘ 10) + (n ‘mod‘ 10)) f 789 6 Die Sprache Haskell bieten wir Ihnen im Modul Programmieren für Forgeschrittene an. 5.1 Einführung und Begriffe 5-8 Partielle und totale Funktionen Eine partielle Funktion f : A −→ B ordnet jedem Element x einer Teilmenge Df ⊆ A genau ein Element f (x ) ∈ B zu. Die Menge Df heißt Definitionsbereich von f . f ist eine totale Funktion, wenn Df = A gilt. Beispiel: f : R −→ R, Df = R \ {0}, 1 f (x ) = x Algorithmen können undefinierte Ausdrücke enthalten und müssen nicht in jedem Fall terminieren, d. h.: Algorithmen berechnen partielle Funktionen! 5.1 Einführung und Begriffe 5-9 Definition von Funktionen • Wenn der Definitionsbereich einer Funktion endlich ist, lässt sie sich durch Angabe aller Funktionswerte in einer Tabelle definieren. • Beispiel: ∧:B×B→B false false true true 5.1 Einführung und Begriffe false true false true false false false true 5-10 Definition von Funktionen • In vielen Fällen wird eine Funktion f : A → B durch einen Ausdruck, der zu jedem Element aus Df genau einen Wert von B liefert, beschrieben. • Beispiel: max : R × R → R ( x max(x , y ) = y x ≥y x <y = if x ≥ y then x else y fi 5.1 Einführung und Begriffe 5-11 Rekursive Definitionen Die Funktion f : N −→ N wird durch 1 1 f (n) = n f 2 f (3n + 1) n = 0, n = 1, n ≥ 2, n gerade, n ≥ 2, n ungerade. rekursiv definiert. 5.1 Einführung und Begriffe 5-12 Auswertung von Funktionen Funktionsdefinitionen können als Ersetzungssysteme gesehen werden. Funktionswerte lassen sich aus dieser Sicht durch wiederholtes Einsetzen berechnen. Die Auswertung von f (3) ergibt f (3) → f (10) → f (5) → f (16) → f (8) → f (4) → f (2) → f (1) → 1. Terminiert der Einsetzungsprozess stets? (Collatz-Problem: Lothar Collatz, 1937) 5.1 Einführung und Begriffe 5-13 Formen der Rekursion • Lineare Rekursion In jedem Zweig einer Fallunterscheidung tritt die Rekursion höchstens einmal auf. Bei der Auswertung ergibt sich eine lineare Folge von rekursiven Aufrufen. • Endrekursion Der Spezialfall einer linearen Rekursion bei dem in jedem Zweig die Rekursion als letzte Operation auftritt. Endrekursionen können sehr effizient implementiert werden. 5.1 Einführung und Begriffe 5-14 Formen der Rekursion • Verzweigende Rekursion oder Baumrekursion 1 k = 0, k = n, n = n − 1 n − 1 k + 0 < k < n. k −1 k • Geschachtelte Rekursion n = 0, m + 1 f (n, m) = f (n − 1, 1) n= 6 0, m = 0, f (n − 1, f (n, m − 1)) n = 6 0, m 6= 0. 5.1 Einführung und Begriffe 5-15 Formen der Rekursion • Verschränkte Rekursion oder wechselseitige Rekursion Der rekursive Aufruf erfolgt indirekt. ( true n = 0, even(n) = odd(n − 1) n > 0. ( false n = 0, odd(n) = even(n − 1) n > 0. 5.1 Einführung und Begriffe 5-16 Fakultät Definition: ( 1 n <= 0 n! = n · (n − 1)! sonst Auswertung: 4! = 4 · 3! = 4 · 3 · 2! = 4 · 3 · 2 · 1! = 4 · 3 · 2 · 1 = 24 5.1 Einführung und Begriffe 5-17 Fakultät class Fakultaet { static long fak(long n) { if (n <= 0) return 1; else return n * fak(n-1); } static long f(long n) { return n <= 0 ? 1 : n * f(n-1); // Dreistelliger Operator. } public static void main(String[] args) { for (int i = 0; i <= 20; i++) { System.out.println(i + "! = " + fak(i)); assert f(i) == fak(i); // Diesen Befehl sehen wir uns demnächst an. } } } 5.1 Einführung und Begriffe 5-18 Fibonacci-Folge Definition: n=0 0 fib(n) = 1 n=1 fib(n − 1) + fib(n − 2) n ≥ 2 Funktionswerte: 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, ... 5.1 Einführung und Begriffe 5-19 Fibonacci-Folge Auswertung: fib 5 fib 4 fib 3 fib 3 fib 2 fib 1 fib 0 1 0 5.1 Einführung und Begriffe fib 2 fib 2 fib 1 fib 1 fib 1 fib 0 fib 1 fib 0 1 1 0 1 0 1 5-20 Fibonacci-Folge class Fibonacci { static long fib(long n) { if ((n == 0) || (n == 1)) return n; else return fib(n-1) + fib(n-2); } public static void main(String[] args) { for (int i = 0; i <= 20; i++) { System.out.println(i + ": " + fib(i)); } } } 5.1 Einführung und Begriffe 5-21 Fibonacci-Folge Die Anzahl der Aufrufe g(n) ist gegeben durch die folgende Rekurrenzgleichung: ( 1 n = 0, n = 1 g(n) = 1 + g(n − 1) + g(n − 2) n ≥ 2 Die Funktion g wächst exponentiell. Beispielsweise ist g(5) = 15, vgl. obiges Aufrufdiagramm: g(0)=1, g(1)=1, g(2)=3, g(3)=5, g(4)=9, g(5)=15, ..... Zur Lösung von Rekurrenzgleichungen s. Abschnitt 4.4 in Struckmann/Wätjen. 5.1 Einführung und Begriffe 5-22 Fibonacci-Folge/Dynamische Algorithmen Am Aufrufdiagramm von fib(5) erkennen wir, dass etliche Funktionswerte mehrfach berechnet werden. Die Idee der dynamischen Algorithmen ist es, Ergebnisse von Berechnungen zu speichern, so dass die Berechnungen nicht mehrfach durchgeführt werden müssen. Die folgende Methode realisiert die Fibonacci-Folge mit einem dynamischen Algorithmus, indem sie bereits berechnete Funktionswerte in einem Array speichert. Die Array-Elemente werden mit dem Wert −1 vorbesetzt. Die Methode verwendet eine Hilfsmethode. Implementieren Sie die beiden Algorithmen und vergleichen Sie die Laufzeiten bei der Berechnung einiger Funktionswerte, zum Beispiel fib(45). 5.1 Einführung und Begriffe 5-23 Fibonacci-Folge static long fib(int n) { if (n==0||n==1) return n; long[] a = new long[n+1]; a[0]= 0; a[1]= 1; for (int i=2; i<=n; i++) a[i]=-1; return f(a, n); } static long f(long[] a, int n) { if (a[n]>=0) return a[n]; return a[n]=f(a,n-1)+f(a,n-2); } 5.1 Einführung und Begriffe 5-24 Algorithmus von Euklid Rekursive Version: ( a, ggT(a, b) = ggT(b, a mod b), falls b = 0, falls b = 6 0. Auswertung: ggT(36, 52) → ggT(52, 36) → ggT(36, 16) → ggT(16, 4) → ggT(4, 0) → 4 ggT(36, 52) = 4 5.1 Einführung und Begriffe 5-25 Algorithmus von Euklid class Euklid { static long ggt(long a, long b) { if (b == 0) return a; else return ggt(b, a % b); } public static void main(String[] args) { System.out.println(ggt(36,52)); } } 5.1 Einführung und Begriffe 5-26 Algorithmus von Euklid class Euklid { static long ggt(long a, long b) { return b == 0 ? a : ggt(b, a % b); // nur 1 Zeile } public static void main(String[] args) { System.out.println(ggt(36,52)); } } 5.1 Einführung und Begriffe 5-27 Exponentiation rekursiv: ( 1 n=0 bn = b · b n−1 n ≥ 1 iterativ: b n = b| · b {z · ... · b} n-mal schnell (rekursiv): n=0 1 2 n n/2 b = b n ≥ 1, n gerade b · b n−1 n ≥ 1, n ungerade 5.1 Einführung und Begriffe 5-28 Schnelle Exponentiation long exp(long b, long n) { if (n == 0) return 1; else if (n % 2 == 0) { long l = exp(b, n / 2); return l * l; } else return b * exp(b, n - 1); } Es kann if (n==1) return b; Evtl. eine Multiplikation weniger. 5.1 Einführung und Begriffe hinzugefügt werden. 5-29 Summe Es soll die Summe der Zahlen von a bis b, d. h. b X i=a+ i=a Pb b X i=a i berechnet werden. Es gilt i. i=a+1 long sum(long a, long b) { if (a == b) return b; else return a + sum(a + 1, b); } 5.1 Einführung und Begriffe 5-30 Skalarprodukt Es soll das Skalarprodukt der Vektoren a und b rekursiv berechnet werden. int skalar(int[] a, int[] b, int n) { if (n < 0) return 0; else { return a[n] * b[n] + skalar(a, b, n - 1); } } 5.1 Einführung und Begriffe 5-31 Skalarprodukt int skalar(int[] a, int[] b) { // eine ineffiziente Lösung int l = a.length; if (l == 0) return 0; else { int[] aa = new int[l - 1]; int[] bb = new int[l - 1]; for (int i = 0; i <= l - 2; i++) { aa[i] = a[i]; bb[i] = b[i]; } return a[l - 1] * b[l - 1] + skalar(aa, bb); } } 5.1 Einführung und Begriffe 5-32 Semantik rekursiv definierter Funktionen 1 (∗) f :N→N ( 0 n = 0, f (n) = f (n + 1) n > 0. • Operationelle (algorithmische) Semantik/Ersetzungssystem: f (0) = 0 f (1) = f (2) = f (3) = ... • Die Auswertung von (∗) terminiert für n > 0 nicht. Daher ist D(f ) = {0} und f (0) = 0. 5.1 Einführung und Begriffe 5-33 Semantik rekursiv definierter Funktionen 2 • Denotationale (mathematische) Semantik/Gleichungssystem: Wir fassen (∗) als Gleichung für eine unbekannte Funktion f auf. • Für eine partielle Funktion f bedeutet f (k) = f (l ), dass die Werte f (k) und f (l ) beide undefiniert oder aber definiert und gleich sind. • Alle Funktionen f : N → N mit D(f ) = {0} und f (0) = 0 oder D(f ) = {0, 1, 2, ...} = N und f (0) = 0, f (1) = f (2) = f (3) = ... = a mit a ∈ N erfüllen die Gleichung (∗). Die operationelle Lösung ist die Lösung mit dem kleinsten Definitionsbereich. Die Lösung von (∗) ist also nicht eindeutig. Mathematisch gibt es also unendlich viele Lösungen. 5.1 Einführung und Begriffe 5-34 Semantik rekursiv definierter Funktionen 3 a :N×N→N Outermost: Innermost: Mixed: m = 0, n + 1 a(m, n) = a(m − 1, 1) m= 6 0, n = 0, a(m − 1, a(m, n − 1)) m = 6 0, n 6= 0. a(1, 1) = a(0, a(1, 0)) = a(1, 0) + 1 = a(0, 1) + 1 = (1 + 1) + 1 = 3 a(1, 1) = a(0, a(1, 0)) = a(0, a(0, 1)) = a(0, 2) = 3 a(1, 1) = a(0, a(1, 0)) = a(0, a(0, 1)) = a(0, 1) + 1 = 3 a ist sog. die Ackermann-Funktion. Es gilt: 216 a(3, 3) = 61, 5.1 Einführung und Begriffe a(4, 4) = 2 22 − 3. 5-35 Semantik rekursiv definierter Funktionen 4 f :N×N→N Outermost: Innermost: ( 1 m = 0, f (m, n) = f (m − 1, f (1, 0)) m = 6 0. f (1, 0) = f (0, f (1, 0)) = 1 f (1, 0) = f (0, f (1, 0)) = f (0, f (0, f (1, 0))) = ... (1, 0) ∈ D(f ) (1, 0) ∈ / D(f ) Welche Semantik nehmen Programmiersprachen? Welche sollten sie nehmen? 5.1 Einführung und Begriffe 5-36 Rekursion/Funktionale Programmierung: Beispiele rekursiver Methoden in Java 5.1 Einführung und Begriffe 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-37 Newton-Verfahren Es soll rekursiv die Nullstelle der Funktion 80 60 f (x ) = x 3 + 3x + 5 y 40 20 mithilfe des Newton-Verfahrens berechnet werden: f 0(x ) = 3x 2 + 3 xn+1 f (xn ) = xn − 0 f (xn ) 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java –4 –3 –2 –1 0 1 2 3 4 x –20 –40 –60 –80 5-38 Newton-Verfahren class Newton { double eps; static double f(double x) { return x*x*x+3*x+5; } static double fs(double x) { return 3*x*x+3; } Newton(double eps) { this.eps = eps; } 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-39 Newton-Verfahren double newton(double x) { System.out.println(x); if (Math.abs(f(x)) <= eps) return x; else return newton(x - f(x) / fs(x)); } public static void main(String[] args) { Newton n = new Newton(0.00001); System.out.println(n.newton(1.0)); } } Alternativ: Newton als abstrakte Klasse: f, fs abstrakt, newton konkret. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-40 Intervallschachtelung Problem: Gegeben seien eine stetige reelle Funktion f und Intervallgrenzen a, b ∈ R, a < b. Wir wollen annehmen, dass f (a) und f (b) unterschiedliches Vorzeichen aufweisen. Nach dem Zwischenwertsatz besitzt f im Intervall a ≤ x ≤ b dann wenigstens eine Nullstelle. Es soll eine Java-Methode double bisek(double a, double b, double eps) programmiert werden, die a und b sowie eine Fehlerschranke eps als Eingaben akzeptiert und eine Nullstelle von f im gegebenen Intervall als Ergebnis liefert. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-41 Intervallschachtelung Lösungsidee: Wir halbieren das Intervall schrittweise, sodass die Bedingung, dass f an den Intervallgrenzen Werte mit unterschiedlichen Vorzeichen annimmt, erhalten bleibt. Damit befindet sich nach jedem Schritt eine Nullstelle von f im aktuellen Intervall. Das Verfahren bricht ab, wenn die Intervallgrenzen nahe genug beieinander liegen. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-42 Intervallschachtelung static double bisek(double a, double b, double eps) { double m = (a + b) * 0.5; if (Math.abs(a - b) < eps) return m; else if (f(a) * f(m) > 0) a = m; else b = m; return bisek(a, b, eps); } 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-43 Rekursionen • Rekursive Problemlösungen dienen in erster Linie der Einsicht in das Problem. Häufig ist jedoch die rekursive Formulierung auch effizient (z. B. Quicksort) oder eine iterative Formulierung nur schwierig zu finden. • Wir geben jetzt drei Beispiele – einen Geldwechselalgorithmus, die „Türme von Hanoi“ sowie das Acht-Damen-Problem – an, für die rekursive Lösungen auf der Hand liegen, iterative aber nur schwer zu finden sind. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-44 Wechseln eines Geldbetrags Es soll die Anzahl der Möglichkeiten, ein 10-Cent-Stück in 1-, 2- oder 5-Cent-Stücke zu wechseln, berechnet werden. Die gesuchte Anzahl beträgt 10: • • • • • • • • • • 5+5 5+2+2+1 5+2+1+1+1 5+1+1+1+1+1 2+2+2+2+2 2+2+2+2+1+1 2+2+2+1+1+1+1 2+2+1+1+1+1+1+1 2+1+1+1+1+1+1+1+1 1+1+1+1+1+1+1+1+1+1 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-45 Wechseln eines Geldbetrags Problem: Es gibt k ≥ 1 verschiedene Münzen mit den Beträgen b0, b1, ... , bk−1 mit 0 < b0 < b1 < ... < bk−1. Auf wie viele Arten kann der Betrag a gewechselt werden? Idee: Wir verwenden einen rekursiven Algorithmus. Wenn die größte Münze nicht verwendet wird, ist die gesuchte Anzahl gleich der Anzahl der Möglichkeiten, den Betrag mit den k − 1 anderen Münzen zu wechseln. Wenn die größte Münze benutzt wird, ist die gesuchte Zahl gleich der Anzahl der Möglichkeiten, a − bk−1 mit allen k Münzen zu wechseln. Beobachtung: Bei jedem Schritt wird entweder die Anzahl der verwendeten Münzsorten oder aber der zu wechselnde Betrag kleiner. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-46 Wechseln eines Geldbetrags Als Funktion erhalten wir: a < 0 oder k = 0, 0, f (a, k) = 1, a = 0, f (a, k − 1) + f (a − bk−1, k), sonst. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-47 Wechseln eines Geldbetrags class Wechsel { static int[] b = {1,2,5,10,20,50,100,200}; static int wechsel(int a, int k) { if ((a < 0) || (k == 0)) return 0; else if (a == 0) return 1; else return wechsel(a, k - 1) + wechsel(a - b[k - 1], k); } public static void main(String[] args) { System.out.println(wechsel(10,3)); } } 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-48 Türme von Hanoi Problem: Gegeben seien n Scheiben unterschiedlichen Durchmessers, die der Größe nach geordnet zu einem Turm geschichtet sind. Die größte Scheibe liegt dabei unten. Der Turm steht auf Platz 1. Unter Verwendung des Hilfsplatzes 3 soll der Turm auf Platz 2 transportiert werden. Beim Transport sind die folgenden Bedingungen einzuhalten: • In jedem Schritt darf nur eine Scheibe – und zwar die oberste eines Turms – bewegt werden. • Zu keinem Zeitpunkt darf eine größere Scheibe auf einer kleineren liegen. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-49 Türme von Hanoi Beispiel: n = 3 Wir führen die folgenden Schritte aus: Von Von Von Von Von Von Von 1 1 2 1 3 3 1 nach nach nach nach nach nach nach 2. 3. 3. 2. 1. 2. 2. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-50 Türme von Hanoi Lösungsidee: Wir benutzen den folgenden rekursiven Algorithmus: • Transportiere n − 1 Scheiben von 1 nach 3. • Transportiere die verbliebene Scheibe von 1 nach 2. • Transportiere n − 1 Scheiben von 3 nach 2. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-51 Türme von Hanoi class Hanoi { static void hanoi(int n, int a, int z) { if (n > 1) hanoi(n - 1, a, 6 - (a + z)); System.out.println("Von " + a + " nach " + z + "."); if (n > 1) hanoi(n - 1, 6 - (a + z), z); } public static void main(String[] args) { hanoi(3,1,2); } } 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-52 Das Acht-Damen-Problem Problemstellung: Es sind acht Damen so auf einem Schachbrett aufzustellen, dass sie sich gegenseitig nicht bedrohen. Beispiel: |D| | | | | | | | | | | | | | |D| | | | | | |D| | | | | | | | | | | |D| | |D| | | | | | | | | | |D| | | | | | | | | | |D| | | | | |D| | | | | | 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-53 Das Acht-Damen-Problem Lösungsidee: • Das Spielfeld wird als eindimensionales Feld der Länge 8 gespeichert. Es gilt brett[j] == i genau dann, wenn sich in Zeile i und Spalte j eine Dame befindet. • Wir schreiben drei Methoden: ◦ ausgabe gibt eine gefundene Lösung auf dem Bildschirm aus. ◦ bedroht überprüft, ob die zuletzt gesetzte Dame von einer bereits vorher platzierten Dame geschlagen werden kann. ◦ setze versucht, eine Dame in die nächste Spalte zu stellen. Diese Methode arbeitet rekursiv von links nach rechts. • Verfahren des Algorithmus: Backtracking 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-54 Das Acht-Damen-Problem /** Gibt das Schachbrett auf dem Bildschirm aus. */ public static void ausgabe(int[] brett) { System.out.println(); // Leerzeile vorher for (int i=0; i < 8; i++) { // Anzahl der Zeilen for (int j=0; j < 8; j++) // Anzahl der Spalten System.out.print("|" + ((i == brett[j]) ? ’D’ : ’ ’)); System.out.println("|"); // Zeilenende } System.out.println(); // Leerzeile hinterher } Die Methode ausgabe verwendet den Fragezeichen-Operator. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-55 Das Acht-Damen-Problem /** Testet, ob die Dame in "spalte" von einer anderen geschlagen werden kann. */ public static boolean bedroht(int[] brett, int spalte) { // Teste zuerst, ob eine Dame in derselben Zeile steht. for (int i=0; i < spalte; i++) if (brett[i] == brett[spalte]) return true; // Teste dann, ob in der oberen Diagonale eine Dame steht. for (int i = spalte-1, j = brett[spalte]-1; i >= 0; i--,j--) if (brett[i] == j) return true; 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-56 Das Acht-Damen-Problem // Teste danach, ob in der unteren Diagonale eine Dame steht. for (int i = spalte-1, j = brett[spalte]+1; i >= 0; i--,j++) if (brett[i] == j) return true; // Wenn das Programm hier ist, steht die Dame "frei". return false; } Die beiden letzten for-Anweisungen besitzen Initialisierungs- und Update-Listen. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-57 Das Acht-Damen-Problem /** Sucht rekursiv eine Lösung des Problems. */ public static boolean setze(int[] brett, int spalte) { // Sind wir fertig? if (spalte == 8) { ausgabe(brett); return true; } 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-58 Das Acht-Damen-Problem // Suche die richtige Position für die neue Dame. for (int i=0; i < 8; i++) { brett[spalte] = i; // Probiere jede Stelle aus. if (bedroht(brett,spalte)) // Falls Dame nicht frei steht, continue; // versuche die nächste Stelle. boolean success = setze(brett,spalte+1); if (success) // <------------return true; // <------------} // Wenn das Programm hier angekommen ist, // stecken wir in einer Sackgasse. return false; } 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-59 Das Acht-Damen-Problem /** Initialisiert das Schachbrett und ruft die Methode "setze" auf. */ public static void main(String[] args) { int[] feld = {0,0,0,0,0,0,0,0}; // Initialisiere Spielfeld. setze(feld,0); // Starte am linken Rand. } 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-60 Das Acht-Damen-Problem • Das obige Programm bricht ab, sobald es eine Lösung gefunden hat. • Wenn alle Lösungen berechnet werden sollen, müssen lediglich die beiden durch <------------gekennzeichneten Zeilen aus der Methode setze entfernt werden. Das Programm gibt dann 92 Stellungen aus, von denen sich aber etliche nur durch Drehungen oder Spiegelungen unterscheiden. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-61 Sortieren • Wir sehen uns jetzt den Algorithmus „Quicksort“ als Beispiel für einen effizienten rekursiven Algorithmus an. • Zur Einführung wiederholen wir zunächst kurz das Bubblesort-Verfahren. • Beide Algorithmen und ihre Eigenschaften werden in der Vorlesung „Algorithmen und Datenstrukturen“ ausführlich besprochen. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-62 Bubblesort Comparable[] bubbleSort(Comparable[] objs) { boolean sorted; do { sorted = true; for (int i = 0; i < objs.length-1; ++i) { if (objs[i].compareTo(objs[i + 1]) > 0) { Comparable tmp = objs[i]; objs[i] = objs[i + 1]; objs[i + 1] = tmp; sorted = false; } } } while (!sorted); return objs; } Wie schon gesehen: Comparable<T> 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-63 Quicksort Problem: Gegeben ist ein Feld objs, dessen Elemente paarweise vergleichbar sind. Das Teilfeld objs[l] .. objs[r] ist zu sortieren. Grundidee des Algorithmus: • Suche ein Pivotelement, z. B. objs[k] mit k = l+r 2 . • Teile das Feld, sodass alle Elemente des linken Felds kleiner als das Pivotelement und alle Elemente des rechten Felds größer oder gleich dem Pivotelement sind. • Wende das Verfahren rekursiv auf die beiden Teilfelder an. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-64 Quicksort static Comparable[] quickSort(Comparable[] objs, int l, int r) { if (l < r) { int i = l, j = r, k = (int) ((l + r) / 2); Comparable pivot = objs[k]; 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-65 Quicksort do { while (objs[i].compareTo(pivot) < 0) i++; while (pivot.compareTo(objs[j]) < 0) j--; if (i <= j) { Comparable t = objs[i]; objs[i] = objs[j]; objs[j] = t; i++; j--; } } while (i < j); objs = quickSort(objs, l, j); objs = quickSort(objs, i, r); } return objs; //Übungsaufgabe: Formulierung ohne Rückgabetyp. } 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-66 Wrapper-Klassen Problem: • Primitive Datentypen sind keine Referenztypen. • Bubblesort und Quicksort können daher in der obigen Form nicht zum Sortieren von Zahlen verwendet werden. Lösung: Man verwende Wrapper-Klassen! Später: Generics 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-67 Wrapper-Klassen • Eine Wrapper-Klasse kapselt einen primitiven Wert in einer objektorientierten Hülle und stellt Methoden zum Zugriff auf diesen zur Verfügung. Der Wert kann nicht verändert werden. • Wrapper-Klassen ermöglichen es, primitive Datentypen und Referenztypen einheitlich zu behandeln. • Zu jedem primitiven Datentyp existiert eine Wrapper-Klasse: Boolean, Character, Byte, Short, Integer, Long, Float, Double, Void. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-68 Wrapper-Klassen • Konstruktor mit dem jeweiligen Typ als Parameter: Integer(int i) Float(float f) ... • Konstruktor mit einer Zeichenkette als Parameter: Integer(String s) Float(String s) ... 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-69 Wrapper-Klassen • Einige Methoden der Klasse Integer: int intValue() int String toString() int compareTo(Integer anotherInteger) static int compareUnsigned(int x, int y) static int parseInt(String s) static int parseInt(String s, int radix) • Einige Konstanten der Klasse Float: MIN_VALUE MAX_VALUE NaN POSITIVE_INFINITY 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-70 Quicksort int n = ...; Integer[] a = new Integer[n]; a[0] a[1] a[2] a[3] ... = = = = new new new new Integer(5); Integer(-5); Integer(0); Integer(1); Sort.quickSort(a,0,a.length-1); 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-71 Eine Schnittstelle zum Sortieren interface Sortieren { Comparable[] sort(Comparable[] objs); } class BubbleSort implements Sortieren { Comparable[] feld; ... } class QuickSort implements Sortieren { Comparable[] feld; ... } 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-72 Autoboxing und Unboxing 1 • Um Werte der primitiven Datentypen als Objekte zu behandeln, müssen sie in Wrapper-Klassen eingewickelt werden. • Um z. B. einen int-Wert als Objekt behandeln zu können, muss ein Integer-Objekt erzeugt werden: Integer iWrapper = new Integer(4500) • Um den eingewickelten Wert auszulesen, muss eine entsprechende Methode der Wrapper-Klasse aufgerufen werden: int iValue = iWrapper.intValue() • Seit der Version 5 von Java gibt es das Autoboxing und das Unboxing. 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-73 Autoboxing und Unboxing 2 • Beispiel: Object obj = 4500; int i = (Integer) obj; // Autoboxing // Unboxing • Autoboxing und Unboxing gibt es für alle Wrapper-Klassen: Object obj = 3.14; double d = (Double) obj; 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java // Autoboxing // Unboxing 5-74 Autoboxing und Unboxing 3 int n = ...; Integer[] a = new Integer[n]; a[0] a[1] a[2] a[3] ... = = = = 5; -5; 0; 1; // // // // Autoboxing Autoboxing Autoboxing Autoboxing Sort.quickSort(a,0,a.length-1); int s = 0; for (int i = 0; i < n; ++i) s += a[i]; // Unboxing 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5-75 Rekursion/Funktionale Programmierung: Ein Blick auf funktionales Programmieren 5.1 Einführung und Begriffe 5.2 Beispiele rekursiver Methoden in Java 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-76 Funktionale Programmierung Turing Award 1977: John Backus: Can Programming Be Liberated from the von Neumann Style? A Functional Style and its Algebra of Programs. 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-77 Funktionale Programmierung Wie schon mehrfach erwähnt, macht Java 8 Schritte in die funktionale Programmierung. Aspekte hierzu sind: • Lambda-Ausdrücke, • Funktionale Interfaces, • Interfaces mit Default-Methoden und statischen Methoden. Ein weiterer wichtiger Aspekt von Java 8 ist: • Streams und Pipeline-Operationen. Ein erstes Beispiel für Java 8 haben wir in der Einführung gesehen. Weitere Beispiele werden wir noch sehen. 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-78 Funktionen höherer Ordnung Funktionen können selbst Argumente oder Werte sein. In diesem Fall spricht man von Funktionen höherer Ordnung oder Funktionalen. f : (A1 → A2) × A3 → B g : A → (B1 → B2) h : (A1 → A2) → (B1 → B2) 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-79 Funktionen höherer Ordnung Beispiele: • Summe: b X f (i) i=a • Komposition von Funktionen: • Auswahl zwischen Funktionen: • Bestimmtes Integral: Z f ◦g if p then f else g fi b f (x ) dx a 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-80 Funktionale Algorithmen Ein Algorithmus heißt funktional, wenn die Berechnungsvorschrift mittels einer Sammlung von Funktionen definiert wird. Die Funktionsdefinitionen dürfen insbesondere Rekursionen und Funktionen höherer Ordnung enthalten. 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-81 Funktionale Algorithmen Beispiel: f (0) = 0 f (1) = 1 f (n) = nf (n − 2) Wenn wir als Datenbereich die Menge der ganzen Zahlen zugrundelegen, berechnet dieser Algorithmus die Funktion f : Z → Z mit Df = N und f (n) = 0 n gerade n−1 2 Y (2i + 1) n ungerade i=0 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-82 Funktionale Programmiersprachen Programmiersprachen, die in erster Linie für die Formulierung funktionaler Algorithmen gedacht sind, heißen funktional. Funktionale Programmiersprachen sind beispielsweise • Lisp, ML, SML, • Scheme, • Scala (Erweiterung von Java) und • Haskell. Wie schon gesehen: Java 8 ging auch etwas in die Richtung Funktionalität. Man kann in vielen imperativen Programmiersprachen funktional programmieren – und umgekehrt! (hybrid) 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-83 Lisp und Scheme • Lisp wurde Ende der 50er Jahre von John McCarthy entwickelt. • Im Laufe der Jahre wurden viele Lisp-Dialekte, u. a. Common Lisp und Scheme definiert. • Die erste Version von Scheme stammt aus dem Jahre 1975. Autoren waren Guy Lewis Steele Jr. und Gerald Jay Sussman. • Lisp und Scheme werden in der Regel interpretiert, nicht compiliert. 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-84 Algorithmus von Euklid Funktional geschrieben hat der Algorithmus von Euklid die Form: ggT(a, 0) = a ggT(a, b) = ggT(b, a mod b) 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-85 Algorithmus von Euklid Auswertung: ggT(36, 52) → ggT(52, 36) → ggT(36, 16) → ggT(16, 4) → ggT(4, 0) → 4 ggT(36, 52) = 4 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-86 Scheme: Algorithmus von Euklid Der funktionale Algorithmus von Euklid lautet als Scheme-Programm: (define (ggT a b) (if (= b 0) a (ggT b (remainder a b)))) (ggT 36 52) 4 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-87 Haskell • Haskell ist eine funktionale Programmiersprache. • Haskell Brooks Curry (1900–1982) war ein amerikanischer Mathematiker und Logiker. • Erste Überlegungen zur Programmiersprache Haskell stammen aus dem Jahr 1987. Die Version Haskell 98 wurde 2003 veröffentlicht. Die aktuelle Version Haskell’ (Haskell Prime, Haskell 2010) stammt vom Dezember 2009. • Für Haskell existieren freie Compiler und Interpreter (s. http://haskell.org). • Es gibt etliche sog. Sprachderivate. Beispiele: Parallel Haskell, Haskell++ (objektorientiert), ... Haskell++ ist eine kleine Erweiterung zur Objektorientierung. 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-88 Haskell: Algorithmus von Euklid Der funktionale Algorithmus von Euklid lautet als Haskell-Programm: ggT :: Integer -> Integer -> Integer ggT a b | b == 0 = a | otherwise = ggT b (a ‘mod‘ b) ggT 36 52 4 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-89 Haskell: Quicksort Der Quicksort-Algorithmus lautet als Haskell-Programm (Version 1): qsort [] = [] qsort (x:xs) = qsort smaller ++ [x] ++ qsort larger where smaller = [a | a<-xs, a<=x] larger = [a | a<-xs, a>x] Nur 5 Zeilen. Geht es noch kürzer? 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-90 Haskell: Quicksort Der Quicksort-Algorithmus lautet als Haskell-Programm (Version 2): qs [] = [] qs (x:xs) = qs (filter (< x) xs) ++ [x] ++ qs (filter (>= x) xs) Im Modul „Programmieren für Fortgeschrittene“ erfahren Sie mehr zu diesem Paradigma und können die Sprache „Haskell“ erlernen. 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-91 Wichtige Aspekte der Rekursion • Begriff der Rekursion • Varianten der Rekursion • Semantik der Rekursion • Funktion höherer Ordnung • Komplexität von rekursiven Algorithmen • Methoden zum Entwurf von Algorithmen • Funktionales Paradigma • Currying, Lambda-Ausdrücke, . . . Es gibt weitere Aspekte (s. Programmieren für Fortgeschrittene). 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-92 Lambda-Ausdrücke und funktionale Interfaces Ein Funktionales Interface ist ein normales Interface, das aber nur eine einzige abstrakte Methode enthält. Grundlage der Lambda-Ausdrücke sind funktionale Interfaces. Lambda-Ausdrücke bestehen aus einer Parameterliste und dem Rumpf einer Methode, die durch -> verbunden sind. So können die Lambda-Ausdrücke aussehen: (Liste der Parameter) -> { Befehl; ...; Befehl; } (Liste der Parameter) -> Ausdruck; Die Liste der Parameter kann evtl. auch leer sein. 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-93 Lambda-Ausdrücke und funktionale Interfaces: Beispiel interface Funktion { double wurzel (double y); } public class Lambda { public static void main(String[] args) { Funktion f = (y) -> Math.sqrt(y); // Lambda-Ausdruck for (double x=0.0; x<=5.0; x++) { double r = f.wurzel(x); System.out.printf("Wurzel von %4.2f: %6.5f%n",x,r); } } } 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-94 Ausgabe: Wurzel Wurzel Wurzel Wurzel Wurzel Wurzel von von von von von von 0.00: 1.00: 2.00: 3.00: 4.00: 5.00: 0.00000 1.00000 1.41421 1.73205 2.00000 2.23607 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-95 Interfaces mit Default- und statischen Methoden Eine Default-Methode ermöglicht es, eine Standardimplementierung in einem Interface zu definieren. Diese Methode muss das Schlüsselwort default bekommen. Eine Standardimplementierung einer Interface-Methode kann auch eine static Methode werden. Diese Methode kann auch schon dann verwendet werden, wenn es noch kein Objekt der Klasse, die das Interface implementiert, gibt. 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-96 Interface mit Default-Methode: Beispiel interface Funktion { double wurzel (double y); default double quadrat (double x) {return x*x;} } public class Formel implements Funktion { public double wurzel (double y) {return Math.sqrt(y);} public static void main(String[] args) { Formel f = new Formel(); for (double x=0.0; x<=5.0; x++) { double r = f.wurzel(x); System.out.printf("Wurzel von %4.2f: %6.5f%n",x,r); r = f.quadrat(x); System.out.printf("Quadrat von %4.2f: %6.5f%n",x,r); } } } 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-97 Interface mit statischer Methode: Beispiel interface Funktion { double wurzel (double y); static double hochdrei (double x) {return x*x*x;} } public class Test implements Funktion { public double wurzel (double y) {return Math.sqrt(y);} public static void main(String[] args) { for (double x=0.0; x<=5.0; x++) { double r = Funktion.hochdrei(x); System.out.printf("Hochdrei von %4.2f: %8.3f%n",x,r); // Für die statische Methode muss es kein Objekt geben! } } } 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-98 Funktionale Programmierung Wie angekündigt haben wir also aus Java 8 Beispiele für • Lambda-Ausdrücke, • Funktionale Interfaces und • Interfaces mit Default-Methoden und statischen Methoden gesehen. Den Aspekt • Streams und Pipeline-Operationen werden wir später sehen. 5.3 Ein Blick auf funktionales Programmieren 5-99