unter Mitarbeit von Thorsten Frankenberg Rainer Hausfeld Daniel Klaßen Isabel Lisbach Jörn Peters Martin Ratermann Eckhart Schröder Wolfgang Schulenberg Franz Stoppel Henning Teschner Gymnasium Niedersachsen Aufgabenlösungen Autor Rüdiger Schmalz © 2015 Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH, Braunschweig www.westermann.de Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine ­solche Einwilligung ge­scannt und in ein Netzwerk eingestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen. Auf verschiedenen Seiten dieses Buches befinden sich Verweise (Links) auf Internet-Adressen. Haftungshinweis: Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle wird die Haftung für die Inhalte der externen Seiten ausgeschlossen. 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Redaktion: Dr. Barbara Lübben Grafiken: Julius Ecke, www.naturstudiendesign.de Christine Henkel, Dahmen Satz: Grepect GmbH, Garbsen Umschlaggestaltung und Typographie: Jennifer Kirchhof Druck und Bindung: westermann druck GmbH, Braunschweig ISBN 978-3-14-150634-1 Inhaltsverzeichnis M M Aufgaben richtig verstehen 5 Arbeiten mit Basiskonzepten 5 1 Lebewesen bestehen aus Zellen 1.1 M 1.4 Das Mikroskop als naturwissenschaftliches ­ rbeitsgerät 5 A Pflanzen- und Tierzellen 6 Einzellige Lebewesen – das Pantoffeltierchen 7 Mikroskopieren 8 Zellen, Gewebe, Organ, Organismus 8 2 Fotosynthese und Zellatmung M Naturwissenschaftliche Erkenntnisgewinnung 9 Blätter – Orte der Fotosynthese 10 Fotosynthese 11 Glucose wird in zahlreiche Stoffe ­ umgewandelt 12 Die Bedeutung der Fotosynthese für die Erde 13 Energie 14 Sauerstoff ist lebenswichtig – die Zellatmung 15 Fotosynthese und Zellatmung 16 Wiederholen mit Basiskonzepten 17 1.2 1.3 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 B 4 Ökosystem Wald 4.1 M 4.2 4.3 M 4.4 4.5 Wälder sind verschieden 28 Walderkundung 29 Der Wald ist ein Ökosystem 30 Leben im Waldboden 30 Ein Lernplakat erstellen 31 Lichtverhältnisse im Wald 32 Standortansprüche von Rotbuche und ­Waldkiefer 34 4.6 Spechte vermeiden Konkurrenz 35 4.7 Schnabelformen und Angepasstheiten 37 4.8 Konkurrenz und ökologische Nischen 38 4.9 Vielfalt der Arten 39 4.10 Nahrungsnetze in einem Mischwald 41 4.11 Stoffkreisläufe 42 4.12 In Nahrungsketten fließt Energie 43 5 Ökosystem See 5.1 5.2 5.3 5.4 Lebensraum Süßwasser 45 Nahrungsbeziehungen im See 46 Zonen im See 47 Fressen und gefressen werden – der ­Wasserfloh 49 Stoffkreislauf im See 50 Überdüngung eines Sees 52 5.5 5.6 3Insekten gehören zu den Gliederfüßern 3.1 3.2 3.3 3.4 M 3.5 3.6 B Äußerer und innerer Bau von Insekten 20 Insekten sind Ernährungsspezialisten 21 Ein Jahr im Bienenstaat 23 Verständigung bei Bienen 24 Ordnen mit geeigneten Kriterien 25 Der Stamm der Gliederfüßer 26 Beutefang von Spinnen 26 Wiederholen mit Basiskonzepten 27 3 6Nachhaltigkeit 8Ernährung 6.1 6.2 6.3 6.4 M 8.1 8.2 8.3 M 8.4 8.5 M Ernährung im Wandel 77 Gesunde Ernährung, aber wie? 78 Nahrung versorgt den Körper mit Energie 80 Versuche durchführen 81 Wirkung von Enzymen 82 Verdauung im Überblick 83 Concept-Map 83 9 Herz und Blutkreislauf 9.1 9.2 9.3 Aufgaben des Blutes 84 Blutkreislauf 85 Mit dem Blut werden Atemgase transportiert 86 Bau und Leistung des Herzens 87 Anpassungen an körperliche Anstrengungen 89 Zusammenwirken von Organen bei ­körperlichen Anstrengungen 91 Herz-Kreislauf-Erkrankungen 93 Risiko und Wahrscheinlichkeit 94 Wiederholen mit Basiskonzepten 95 6.5 6.6 6.7 6.8 6.9 M B Wälder verändern sich 53 Nachhaltige Entwicklung 54 Vom natürlichen Wald zur Waldwirtschaft 54 Bedeutung des Waldes für den Menschen 55 Bewerten und entscheiden in ökologischen ­Zusammenhängen 58 Tropischer Regenwald in Gefahr 59 Wälder im Stress 60 Ausbreitung nichtheimischer Pflanzen- und Tierarten 61 Auswirkungen menschlicher Einflüsse auf die Artenvielfalt 63 Bevölkerungsentwicklung, Gesundheit und Nachhaltigkeit 65 Mathematische Verfahren verdeutlichen ­ökologische Zusammenhänge 66 Wiederholen mit Basiskonzepten 68 9.4 9.5 9.6 7Atmung 7.1 7.2 7.3 7.4 M 4 Eigenschaften und Zusammensetzung der ­ Luft 69 Wie wir ein- und ausatmen 70 Gasaustausch in der Lunge 72 Rauchen macht süchtig 74 Modelle: Körpergröße und Wärmehaushalt 75 9.7 M B M Aufgaben richtig verstehen – B Arbeiten mit Basiskonzepten – 1 Lebewesen bestehen aus Zellen 1.1Das Mikroskop als naturwissenschaftliches ­Arbeitsgerät 1. Hooke und die Entdeckung der Zellen Abb. 1, 2, 3 Grundwissen Van Leeuwenhoeks neue Theorie zur Entstehung von Leben 4. Virchow: Die Zelle als Grundeinheit der Organismen Grundwissen Modell der Zelle 3. Grundwissen Abb. 5 Mikroskopieren mit dem ­Lichtmikroskop 1., 2. Abb. 4, 6, 7 Beim Mikroskopieren kann immer nur eine Bildebene scharf gestellt werden. Da das mikroskopierte Präparat aber dreidimensional ist, sind z. T. auch über- und unterhalb der Bildebene liegende Strukturen noch sichtbar, allerdings nur unscharf. In (a) verläuft der Fokus etwa duch die Mitte der gezeigten Zellschicht. In dieser Schärfeebene sind nur in der Nähe der Zellwände deutlich Chloroplasten sichtbar (In der Mitte sind keine Chloroplasten zu sehen, da sich hier die Vakuole befindet). In (b) sind viel mehr Choroplasten sichtbar. Hier liegt die Schärfeebene etwas höher oder tiefer als in (a), in der Nähe der Zellwände und damit über- oder unterhalb der Vakuole. Die Chloroplasten, die in (a) scharf eingestellt waren, sind nun nur noch als verschwommene grüne Flecken zu erahnen. 2. Zellmembran Weiterentwicklung der Mikroskope Grundwissen Cytoplasma Zellkern 5 3. Der Schuhkarton entspricht der Zellwand (nur bei Wasserpest, Pflanzenzellen). Der Gefrierbeutel entspricht der Zellmembran. Die Kastanie entspricht dem Zellkern. Erbsen entsprechen den Chloroplasten (nur bei Wasserpest, Pflanzenzellen). 4. Redi wollte mit dem Experiment die damals noch gängige Meinung zur Entstehung von Leben widerlegen. Wenn Maden von allein in verfaulendem Fleisch entstehen, dann hätten in allen drei Töpfen Maden auftauchen müssen – Redi fand diese aber nur in dem offenen Topf ohne Gaze. Erklärung aus heutiger Sicht: In einem vollständig verschlossenen Topf können sich keine Fliegenmaden befinden, da keine Fliegen an das Fleisch gelangen und dort ihre Eier ablegen können. Da die Maden aus den Eiern von Fliegen schlüpfen, können sich dort keine Maden befinden. Im mit Gaze verschlossenen Topf können ebenfalls keine Fliegenmaden entstehen, da die Fliegen durch die feinen Maschen nicht hindurchpassen und deshalb keine Eier auf das Fleisch ablegen können. Nur im unverschlossenen Topf gelangen Fliegen an das Fleisch und können dort ihre Eier ablegen, aus denen sich die Maden entwickeln. Die frühere Ansicht, dass Fliegen von sich aus allein in verfaulendem Fleisch entstehen, konnte von Redi mit diesem Versuch widerlegt werden. 1.2 Pflanzen- und Tierzellen 2. Pflanzenzelle: Struktur und Funktion der Zellbestandteile Abb. 1 Tierzelle: Strukturelle Unterschiede zur Pflanzenzelle 1., 2. Gemeinsamkeiten von Tier- und Pflanzenzelle Grundwissen Pflanze oder Tier? Euglena Abb. 1, 2, 3, 5 3. Abb. 4 1. Gemeinsamkeiten: Zellmembran, Zellkern, Cytoplasma 6 Unterschiede: Pflanzenzelle: Zellwand, Chloroplasten, große Vakuole a) Individelle Lösung. b) Im linken Bild sind Chloroplasten und eine Zellwand zu erkennen, es handelt sich um eine Pflanzenzelle. Im rechten Bild c fehlen Zellwand und Chloroplasten, deshalb handelt es sich um Tierzellen. Im mittleren Bild sind zwar keine Chloroplasten zu sehen, aber die Zellen sind durch Zellwände begrenzt, deshalb müssen es Pflanzenzellen sein. 3. Euglena kann nicht eindeutig den Pflanzen oder den Tieren zugeordnet werden. Es gibt Merkmale, wie den Augenfleck oder das Fehlen von Vakuole und Zellwand, die für ein Tier sprechen. Es gibt aber auch Merkmale, wie das Vorhandensein von Chloroplasten, die für eine Pflanze sprechen. Mögliche Hypothese: Zahlenmäßig überwiegen zwar die Merkmale, die dafür sprechen, dass Euglena ein Tier ist. Aufgrund der Tatsache, dass Euglena jedoch Fotosynthese wie alle Pflanzen betreiben kann, gehört es eher zu den Pflanzen. Tierische Zellen sind nicht zur Fotosynthese befähigt. 1.3 Einzellige Lebewesen – das Pantoffeltierchen 1. Kennzeichen des Pantoffeltierchens Abb. 2 Einzeller – als einzelne Zelle ­lebensfähig 1. Vergleich von Einzeller und Vielzeller 2. Abb. 2-6 Räuber-Beute-Verhältnis unter ­Wimpertierchen 3. Zu den wichtigsten Kennzeichen der Lebewesen gehören: –selbstständige Bewegung –Reaktion auf Reize –Stoffwechsel –Fortpflanzung Alles trifft auf das Pantoffeltierchen zu. Es kann sich mit Hilfe der Wimpern fortbewegen; es ändert die Richtung, wenn es auf ein Hindernis stößt, es reagiert auf bestimmte Stoffe, auf Temperaturunterschiede im Wasser, auf die Richtung der Schwerkraft; es nimmt Stoffe auf, verdaut sie und scheidet die Reste aus; es pflanzt sich fort. 2. Bewegung Reizbarkeit Pantoffeltierchen (Einzeller) über Wimpern an/in der Zellmembran reagiert auf Berührung, Temperaturunter­ schiede und auf einige chemische Stoffe Hund (Vielzeller) auf vier Beinen Bessere Wahrnehmung, Sinnes­organe, z. B. für ­Berührung, Geruch, Temperatur, Hören, Sehen Mund → Verdauung innerhalb von ­Nahrungsbläschen → Ausscheidung von ­Stoffen über den Zellafter und von ­Wasser über die pulsierenden Bläschen Fortpflanzung ungeschlechtlich durch Teilung, manchmal auch geschlechtlich Kreislauf­ – system Mund → Verdauung in einem aus verschiedenen ­Organen bestehenden Organsystem → Ausscheidung von Stoffen über Kot und Harn 3. Die Nasentierchen vermehren sich auch durch Zweiteilung. Sie ernähren sich von den Pantoffeltierchen. Daher wird sich die Zahl der Pantoffeltierchen verringern und die der Nasentierchen zuerst erhöhen. Je mehr Nasentierchen es gibt, desto ­weniger Pantoffeltierchen wird es geben. Irgendwann sind keine Pantoffeltierchen mehr vorhanden, da sie schneller gefressen werden als sie sich vermehren können. Die Nasentierchen verhungern dann, sodass deren Zahl ebenfalls wieder sinkt. Hinweis: In natürlicher Umgebung führen typische Räuber-Beute-Beziehungen nicht zur vollständigen Dezimierung der Beutepopulation. In der Versuchsumgebung ist dieses Ergebnis allerdings zu erwarten. Stoffwechsel Individuelle Lösung, z. B.: immer geschlechtlich Kreislaufsystem mit Herz und Blutgefäßen, zur ­besseren Verteilung der Stoffe im Körper 7 MMikroskopieren 1. - 3. Individuelle Lösungen. 1.4 Zellen, Gewebe, Organ, Organismus Gemeinsamkeiten und ­Unterschiede in Bezug auf Bau und Funktion ­spezialisierter Zellen. 1. Abb. 1, 3 Der Begriff „System“ 3. Abb. 2 Unterschiede –Bei den roten Blutzellen findet man keinen Zellkern. – Die äußere Form der verschieden spezialisierten Zellen ist sehr unterschiedlich. – Die Aufgaben sind sehr verschieden: Sie reichen von Informationsweiterleitung bei Nervenzellen bzw. Aufnahme von Reizen bei Sinneszellen über Kontraktion bei Muskelzellen und Transport von Sauerstoff bei den roten Blutzellen bis hin zur Fortflanzung und der Abwehr von Fremdkörpern und Krankheitserregern bei ­Geschlechtszellen bzw. weißen Blutzellen. 2. Zelle → Gewebe → Organ → Organsystem → Orga­ nismus Sinneszelle → Netzhaut = Auge → Nervensystem → Mensch Muskelzelle → Muskel → Skelettmuskel → Bewegungssystem → Mensch Weiße Blutzelle → Blut → Immunsystem → Mensch 3. Individuelle Lösung, z. B.: Die Zelle ist ein System. Sie besteht aus verschiedenen Zellorganellen, die sich im Cytoplasma befinden. Jedes Zellorganell hat eine bestimmte Aufgabe. Zwischen den Zellorganellen gibt es auch Beziehungen und Wechselwirkungen. Der Zellkern zum 8 2. Abb. 4 1. Gemeinsamkeiten Aufbau – Alle spezialisierten Zellen besitzen, abgesehen von den roten Blutzellen, einen Zellkern, die Zellmembran und das Zellplasma. Funktion – Alle Zellen haben eine spezielle Aufgabe bzw. Funktion. Hierarchie: von der Zelle zum ­Organismus Beispiel ist von einer Membran umgeben und enthält die Erbinformationen der Zelle. Er steuert alle Lebensvorgänge innerhalb der Zelle. Auch der Organismus ist ein System. Er besteht aus verschiedenen Organen und Organsystemen, die ebenfalls eine bestimmte Aufgabe erfüllen und zwischen denen es auch Wechselwirkungen und Beziehungen gibt. Der Magen als Organ besteht z. B. aus verschiedenen Gewebetypen, die gemeinsam die Aufgabe der Verdauung erfüllen. Bei der Verdauung spielen zudem noch andere Organe eine Rolle, wie zum Beispiel der Mund mit Zähnen und Speicheldrüsen sowie der Dünn- und Dickdarm. Die Verdauungsorgane ergänzen sich mit ihren einzelnen Aufgaben. So wird die Verdauung gewährleistet und der Organismus mit energiereichen Nährstoffen versorgt. 2 Fotosynthese und Zellatmung M Naturwissenschaftliche Erkenntnisgewinnung 1. a) Van Helmont. Beobachtung: Pflanzen wachsen und nehmen dabei an Größe und Masse zu. Hypothese: Pflanzen benötigen für das Wachstum Stoffe aus dem Erdboden und aus dem Wasser. Erkenntnis: Der Massezuwachs beim Pflanzenwachstum ist in erster Linie in der Aufnahme von Wasser und nur zu einem geringen Teil aus der Aufnahme von Stoffen aus dem Boden begründet. Priesley. Hypothese: Für die Lebensvorgänge nehmen Pflanzen und Tiere auch Stoffe aus der Luft auf. Erkenntnis: Tiere überleben in luftdicht abgeschlossenen Räumen sehr viel länger, wenn Pflanzen anwesend sind. Licht beeinflusst die Vorgänge. b) Versuch 2a-c: Lavoisier: Die Verbrennung wird durch das Gas Sauerstoff ermöglicht. Sauerstoff ist ein Bestandteil der Luft und ist darin nur in bestimmter Menge enthalten. Die Versuche 2b und 2c ermöglichen die Hypothese, dass eine Maus für ihre Lebensvorgänge Sauerstoff aus der Luft benötigt. Versuch d: Ingenhousz: Pflanzen stellen im Licht mit ihren grünen Pflanzenteilen Sauerstoff her. Die Maus in Versuch d wurde nicht ohnmächtig, da der benötigte Sauerstoff von den grünen Blättern der im Gefäß vorhandenen Pflanze produziert wurde. Licht war offensichtlich im Versuch vorhanden. Senebier: Der im Versuch 2d von der Pflanze produzierte Sauerstoff konnte von der Pflanze nur unter der Voraussetzung hergestellt werden, dass Licht und das durch die Atmung der Maus freigesetzte Gas Kohlenstoffdioxid in der Luft vorhanden waren. c) Weg der naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung zum Faktor Licht: 1. Beobachtung oder Phänomen: Priestley entdeckte, dass Tiere in luftdicht abgeschlossenen Räu- men sehr viel länger überleben, wenn Pflanzen anwesend sind. Er beobachtete auch, dass seine Versuche abends oder nachts anders abliefen als am Tag. Lavoisier berichtet, dass Lebewesen zum Atmen Sauerstoff brauchen. 2. Formulierung des Phänomens: Licht und Dunkelheit beeinflussen den Gasaustausch von grünen Pflanzen. 3. Aufstellen der Problemfrage: Wie ändert sich die Zusammensetzung der Luft durch die Lebenstätigkeit von grünen Pflanzen mit und ohne Licht? 4. Formulierung von Hypothesen: Hypothese 1: Die grüne Pflanze produziert nur im Licht Sauerstoff. Hypothese 2: Die grüne Pflanze produziert ohne Licht Kohlenstoffdioxid. 5. Entwicklung der Lösungsstrategie: Die Anteile von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid in der Luft werden ermittelt. Zwei Versuche werden durchgeführt. In Versuch 1 wird eine grüne Pflanze in normaler Luft in ein luftdicht abgeschlossenes Glasgefäß gebracht und über einen bestimmten Zeitraum belichtet. Versuch 2 wird unter Lichtabschluss, sonst aber wie Versuch 1 durchgeführt. Die Konzentrationen von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid werden jeweils vor Versuchsbeginn und nach Versuchsende bestimmt. 6. Durchführung der Untersuchungen: Die Durchführung der Versuche erfolgt nach der Beschaffung aller notwendigen Chemikalien, Gerätschaften und Nachweismethoden für Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid. 7. Formulierung eines Ergebnisses unter Rückbezug auf die Hypothesen: Die Versuche zeigen, dass die untersuchten grünen Pflanzen nur im Licht Sauerstoff herstellen, im Dunkeln dagegen laufend Kohlenstoffdioxid abgeben. Die Hypothesen sind bestätigt. 8. Erweiterung der Ergebnisse: Können die Versuche mit gleichen Ergebnissen grundsätzlich wiederholt werden, ist eine Erweiterung der Ergebnisse auf alle grünen Pflanzen möglich. 9 9. Erkenntnisgewinn – Verallgemeinerung: Grüne Pflanzen können nur im Licht Sauerstoff herstellen, im Dunkeln wird dagegen laufend Kohlenstoffdioxid abgeben. Hinweis: Der Erkenntnisgang untersucht ausschließlich den Faktor Licht. Untersuchungen hinsichtlich des Faktors „Grün“ erfordern eine veränderte Planung, die dem grundsätzlichen Erkenntnisgang folgt. 2. Fragestellung: Benötigen Pflanzen zur Herstellung von Sauerstoff einen bestimmten Stoff aus der Luft? Hypothese: Pflanzen benötigen zur Herstellung von Sauerstoff Kohlenstoffdioxid aus der Luft. Versuchsaufbau: Es werden zwei Versuche durchgeführt. In Versuch 1 wird eine grüne Pflanze in ein luftdicht abgeschlossenes Glasgefäß mit normaler Luft gebracht und über einen bestimmten Zeitraum belichtet. In Versuch 2 ist der Aufbau entsprechend, jedoch wird die Luft durch eine Gaswaschflasche mit Kalkwasser in das Versuchsgefäß geleitet. Dadurch wird Kohlenstoffdioxid aus der Luft entfernt. Die Konzentrationen von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid werden jeweils vor Versuchsbeginn und nach Versuchsende bestimmt. 2.1 Blätter – Orte der Fotosynthese Mikroskopieren eines Blattquerschnitts 1. Das Laubblatt als Pflanzenorgan 2. Abb. 3 Abb. 1 Chloroplastenhaltige Zellen des Sternmooses 3. Angepasstheiten beim Teichfaden 4. Abb. 2 Abb. 4 1. Individuelle Lösung. 2. Laubblätter sind aus Zellen aufgebaut, die mehrere unterschiedliche Gewebe bilden. Durch die besondere Struktur dieser Gewebe ist das Blatt ein leistungsfähiges Organ, das hervorragend an seine Funktion bei der Fotosynthese angepasst ist. Durch Kompartimentierung erfolgt eine räumliche Aufteilung, so dass verschiedene Vorgänge gleichzeitig ablaufen können, ohne sich gegenseitig zu stören. 10 Auch die einzelnen Zellen sind in verschiedene Teilräume, die Zellorganellen, gegliedert. Die Oberfläche des Blattes wird von der Kutikula umgeben. Sie wird von den Zellen des Abschlussgewebes, der Epidermis, gebildet. Die Epidermis begrenzt das Blatt an der Ober- und Unterseite. In der unteren Epidermis befinden sich viele Spaltöffnungen mit Schließzellen. Das Palisadengewebe mit gestreckten, regelmäßig angeordneten chloroplastenhaltigen Zellen befindet sich unterhalb der oberen Epidermis. Das Schwammgewebe mit unregelmäßigen chloroplastenhaltigen Zellen befindet sich unterhalb des Palisadengewebes. Es ist mit großen luftgefüllten Interzellularen durchsetzt, die in Verbindung mit den Spaltöffnungen stehen. Über die Spaltöffnungen wird der Gasaustausch zwischen dem „Blattinnenraum“ und der Umgebung kon­trolliert. 3. Individuelle Lösung. 4. Gemeinsamkeiten: Epidermis, Leitbündel, chloroplastenhaltiges Gewebe unterhalb der Epidermis, Interzellularen im chloroplastenhaltigen Gewebe. Unterschiede: In der Epidermis des Teichfadenblattes befinden sich keine Spaltöffnungen. Es gibt keine Kutikula. Es wird nicht in Palisaden- und Schwammgewebe unterschieden. Die Zellen ent- halten nicht so viele Chloroplasten. Im Gegensatz zum typischen Laubblatt befinden sich im Blatt des Teichfadens zwei sehr große, mit Luft gefüllte Interzellularen. Das Blatt des Teichfadens ist viel dünner als das typische Laubblatt. Angepasstheiten beim Blatt des Teichfadens: In den beiden großen Interzellularen kann Luft gespeichert werden, was zu einem Auftrieb der Blätter führt, sodass diese aufrecht im Wasser stehen. Kutikula und Spaltöffnungen fehlen. Das zur Fotosynthese notwendige Kohlenstoffdioxid ist im Wasser gelöst und wird von dem Teichfaden über die gesamte Blattfläche aufgenommen. Sauerstoff wird über die gesamte Blattfläche abgegeben. In das Wasser gelangt nur wenig Licht. Das Blatt ist recht dünn und es gibt keine Unterscheidung im Fotosynthesegewebe. So kann das wenige Licht von allen chloroplastenhaltigen Zellen zur Fotosynthese genutzt werden, da es zu allen Zellen gelangen kann. Dies wäre bei einem dicken Blatt nicht der Fall. 2.2Fotosynthese Licht und Pflanzenwachstum am Beispiel der Deer-Höhle Abb. 1, 2 Fotosynthese – Ort, Ausgangsstoffe und Endprodukte Abb. 3 Einfluss der Lichtstärke auf die ­Fotosynthese 1. Bedingungen der Fotosynthese ­(Experiment) Abb. 4 1. Abb. 5 Mit zunehmender Beleuchtungsstärke nimmt auch die Fotosyntheseleistung zunächst zu. Wenn die Beleuchtungsstärke ungefähr 10 000 lux überschreitet, wird die Zunahme der Fotosyntheseleistung aber immer geringer und bleibt ab ca. 20 000 lux gleich. Offenbar kann die Pflanze dann auch bei zunehmender Beleuchtung nicht mehr Fotosynthese betreiben, das Maximum ist erreicht. Experiment in Abbildung 4: a) Im Gemisch aus Leitungswasser und sprudelndem Mineralwasser ist die Bläschenzahl pro Minute größer als in reinem Leitungswasser. Das zeigt, dass die Fotosyntheseleistung hier größer ist. Deutung: sprudelndes Mineralwasser enthält Kohlenstoffdioxid. Die Pflanze hat damit hier mehr Ausgangsstoff für die Fotosynthese zur Verfügung. b) Die Fotosyntheseleistung ist bei 30 °C am größten. Bei 15 °C ist sie geringer und bei 45 °C findet keine Fotosynthese statt. Deutung: Bei 15 °C ist es noch zu kalt für den optimalen Ablauf der Fotosynthese und bei 45 °C ist es schon viel zu warm. Da die Fotosynthese bei 45 °C ganz zum Erliegen kommt, liegt die Vermutung nahe, dass Schäden aufgetreten sind. 11 2.3 Glucose wird in zahlreiche Stoffe umgewandelt Wie wird die Stärke innerhalb der Kartoffel gespeichert (Experiment) Abb. 4 Pflanzen stellen aus Glucose Stärke und andere Stoffe her Abb. 1 Die Weizenfrucht ist ein Speicherorgan 1. Ist die weißbeerige Mistel ein ­Halbparasit? 2. Abb. 2 Abb. 3 Experiment: Individuelle Lösung. 1. Eine Weizenpflanze produziert mithilfe der Energie des Sonnenlichts durch die Fotosynthese Glucose. Glucose dient als Ausgangsstoff für viele andere Stoffe, die von der Pflanze gebildet werden. Dazu gehören die Kohlenhydrate Stärke und Cellulose sowie Proteine und Fette. Alle Stoffe, die von der Pflanze nicht direkt für ihre Lebensvorgänge genutzt werden, können in der Pflanze als Reservestoffe gespeichert werden. Die Weizenpflanze speichert Stärke in der Weizen- 12 frucht. Als Samen enthält die Weizenfrucht neben weiteren Reservestoffen bereits eine neue winzige Pflanze, den Embryo. In der ersten Wachstumszeit ist der Embryo auf die gespeicherten Stoffe, vor allem auf die Stärke, angewiesen, da er zunächst noch keine Fotosynthese betreiben kann. In der Landwirtschaft erfolgt der Anbau von Weizenpflanzen zur Gewinnung von Weizenmehl. Das Mehl besteht hauptsächlich aus Stärke und wird z. B. zur Herstellung von Brot verwendet. 2. Die Mistel ist eine immergrüne Pflanze. Das bedeutet, dass sie selbst Fotosynthese betreiben kann. Das Wasser hierfür kann sie über den Saugfortsatz aus den Leitungsbahnen des Baums aufnehmen. Da die Mistel aber erst wächst, wenn die Leitungsbahnen durch den Saugfortsatz angezapft werden, kann man schließen, dass die Mistel auch Glucose aus den Leitungsbahnen des Baumes aufnimmt und diese als Energieträger für ihr eigenes Wachstum nutzt. Der Begriff „Halbparasit“ bedeutet, dass sich ein Lebewesen nur teilweise parasitisch ernährt. Dies trifft auf die Mistel zu, denn sie kann einerseits Fotosynthese betreiben, andererseits benötigt sie die Glucose ihres Wirts, dem Baum, auf dem sie wächst, um sich zu entwickeln. Die Mistel kann daher zu Recht als Halbparasit bezeichnet werden. 2.4 Die Bedeutung der Fotosynthese für die Erde Überblick: Verschiedene Aspekte der Bedeutung der Fotosynthese Bedeutung der Fotosynthese global 1., 2. Abb. 2-6 Fotosynthese eines Laubbaumes Abb. 2 Globale Verteilung des Chlorophylls 3. Abb. 1 1. Beispiele für Bildunterschriften: Bild 3) Pflanzen produzieren durch Fotosynthese Nahrung für Tiere (und Menschen). Bild 4) Fotosynthese treibende Lebewesen schufen in der Erdgeschichte die sauerstoffhaltige Atmosphäre und die lebenswichtige Ozonschicht. Bild 5) Fossile Energieträger und nachwachsende Rohstoffe gründen auf der Fotosynthese der Pflanzen. Bild 6) Kohle geht auf die Fotosynthese in längst vergangenen Zeiten zurück. 2. Individuelle Lösung. 3. Auf der Satellitenaufnahme der Erde sind deutlich die mit Pflanzenwuchs bedeckten Bereiche der Erdoberfläche zu erkennen. Direkt am Äquator, z. B. in Zentralafrika, in großen Teilen Südamerikas und in Indonesien ist der Chlorophyllgehalt sehr hoch (dun- kelgrüne Gebiete) Der hohe Chorophyllgehalt lässt sich dadurch erklären, dass hier dichter tropischer Regenwald mit einer hohen Pflanzendichte wächst. Die Temperatur ist immer hoch und genügend Wasser ist vorhanden, sodass hier viele Pflanzen wachsen können, die intensiv Fotosynthese betreiben. In den Wüsten (hellbraune Farbe) ist dagegen kaum Chlorophyll vorhanden. Dazu gehören die Sahara in Afrika, die Atacama-Wüste in Peru und Chile, sowie Wüstengebiete in Arabien, im Iran, in Zentralasien (z. B. Turan, Hochland von Tibet, Gobi) und in Australien. Hier herrscht ein absoluter Wassermangel. Pflanzen können in den Trockenzeiten daher dort kaum gedeihen. So lässt sich der geringe Chlorophyllgehalt erklären. Nordamerika, Europa und der Norden Asiens sind durch ihre dichten Laub- und Nadelwälder chlorophyllreich. Hier herrschen im Sommer auf der Nordhalbkugel gute Bedingungen für die Fotosynthese. In der Arktis und der Antarktis ist aufgrund der Kälte und der langen winterlichen Dunkelperiode kaum pflanzliches Leben möglich und der Chlorophyllgehalt ist entsprechend gering. In den tropischen Meeren in der Nähe des Äquators ist der Chlorophyllgehalt sehr gering. Einer der Gründe hierfür ist der geringe Mineralsalzgehalt. Im Nordatlantik, im Nordpazifik und an vielen Küsten ist die Dichte des pflanzlichen Planktons im Meer dagegen höher, da hier mehr Mineralsalze im Wasser gelöst sind, die für die Bildung von pflanzlichen Baustoffen benötigt werden. Im warmen Wasser ist zudem weniger Kohlenstoffdioxid gelöst als in kaltem Wasser, sodass hier weniger Fotosynthese betrieben werden kann. Die Satellitenaufnahme wurde vermutlich im europäischen Sommer gemacht, da auf der Nordhalbkugel relativ wenige verschneite Gebiete zu sehen sind und die Vegetation zum Beispiel in Mitteleuropa voll entwickelt ist. 13 2.5Energie Wichtige Energie-Begriffe Energieformen, Energiewandlungen 2. Abb. 2 (1) Energiefluss 1. Abb. 1 Energiewandlungen und ­Energiefluss 3. Abb. 1, 2 1. Im Laufe des Energieflusses folgen verschiedene Energieumwandlungen aufeinander. Energiewandler wandeln eine Energieform in andere Energieformen um. Die Lichtenergie der Sonne wird in den grünen Blättern der Pflanzen in chemische Energie (Nährstoffe) und Wärme umgewandelt. Biomasse zählt zu den erneuerbaren Energien. Der Mensch isst die Pflanze und kann die darin gespeicherte Energie durch Zellatmung nutzbar machen. Beim Fahrrad fahren wird die chemische Energie der Nährstoffe der Pflanze in Bewegungsenergie und in Wärme gewandelt. Wenn der Dynamo am Fahrrad eingeschaltet ist, wandelt dieser einen Teil der Bewegungsenergie in elektrische Energie um, mit der eine Lampe betrieben werden kann, die die elektrische Energie wiederum in Strahlungsenergie (Licht) und Wärme umwandelt. Bei jeder Energiewandlung wird Wärme abgegeben, die nicht weiter genutzt werden kann (Energieentwertung). Dadurch wird der Wirkungsgrad gemindert. 2. a) Der Ventilator wandelt elektrische Energie in ­Bewegungsenergie / Ein Gasbrenner wandelt chemische Energie in Wärmeenergie / In einer Leuchtdiode wird elektrische Energie in Lichtenergie gewandelt / Beim Reiben der Hände wird Bewegungsenergie in Wärmeenergie gewandelt / Solarzellen wandeln Lichtenergie in elektrische Energie. 14 b) Beispiele für Energiewandlungen des Menschen: Verdauung (Zellatmung): chemische Energie in chemische Energie und Wärme Muskelbewegung: chemische Energie in Bewegungsenergie und Wärme Hände reiben: Bewegungsenergie in Wärmeenergie c) Lichtenergie wird von der Sonne in das System der Erde von außen zugeführt. Pflanzen können in der Fotosynthese Lichtenergie in chemische Energie umwandeln, die so für alle Lebewesen auf der Erde nutzbar wird, für die Pflanzen selbst und für Tiere und Menschen, deren Nahrungsgrundlage Pflanzen sind (für Pflanzenfresser direkt, für Fleischfresser indirekt). Die meisten Energieträger beruhen auf der durch Fotosynthese genutzten Energiezufuhr durch die Sonne, z. B. nachwachsende Energieträger wie Brennholz und Pflanzenöle, aber auch fossile Energieträger wie z. B. Erdöl und Kohle, die aus organischen Substanzen früherer Lebewesen entstanden sind. Wichtig für das Leben auf der Erde ist auch der Umstand, dass Sonnenlicht an der Erdoberfläche zum Teil in Wärme gewandelt wird. 3. Beispiele für Energieflussdiagramme: Sonne (Lichtenergie) → Pflanze (chemische Energie) → Mensch (chemische Energie) Sonne (Lichtenergie) → Pflanze (chemische Energie) → Holzverbrennung (Wärme) Sonne (Lichtenergie) → Pflanze (chemische Energie) → Kuh (chemische Energie) → Mensch (chemische Energie) → Mensch (Bewegungsenergie) 4. Bei jeder Energiewandlung wird Wärme abgegeben, die nicht weiter genutzt werden kann. Diese Energieentwertung führt dazu, dass immer weniger Energie nutzbar bleibt. Die horizontalen Pfeile sind jedoch von Schritt zu Schritt gleich groß gezeichnet. Die Energieentwertung wäre im Diagramm darstellbar, indem man die horizontalen Pfeile mit jedem Schritt kleiner werden ließe. 2.6 Sauerstoff ist lebenswichtig – die Zellatmung 3. 1. Zellatmung und Stofftransport –Körperliche Anstrengung → hoher Energiebedarf, da Muskeln zur Bewegung Energie brauchen. –Es muss viel Zellatmung in den Muskelzellen betrieben werden, um diese Energie bereitzustellen. –Aus dem Blut wird viel Glucose und Sauerstoff aufgenommen. –Die Durchblutung wird erhöht. –Die Atemfrequenz steigt. Abb. 1 2. Diagramm zur Zellatmung Abb. 2 3. Zellatmung bei körperlichen ­Anstrengungen Auswirkungen von Sauerstoff­ mangel im Gehirn 4. Vergleich: Zellatmung und Kerzenflamme 5. 4. Abb. 4 Abb. 3 1. Luft gelangt beim Einatmen in die Bronchien. Sauerstoff wird in den Lungenbläschen ins Blut aufgenommen. Der Sauerstoff wird durch das Blut zu allen Körperzellen transportiert und in die Zellen aufgenommen. In der Zelle wird mithilfe des Sauerstoffs Glucose zu CO2 und Wasser abgebaut. Dabei wird die chemische Energie der Glucose in Energie umgewandelt, die die Zelle nutzen kann, und Wärme wird frei. 2. Zelle Kohlenstoffdioxid Sauerstoff + + Wasser Glucose 5. + Energie z. B. für Muskel­ bewegung a) Schon nach 5 Sek. Sauerstoffmangel treten im Gehirn erste Störungen auf. Nach 15 Sek. ohne Sauerstoff wird man bewusstlos. Nach 3 Min. Sauerstoffmangel treten Teilstörungen auf, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Bekommt das Gehirn 5 Min. lang keinen Sauerstoff, stirbt es. b) Die Gehirnzellen brauchen viel Sauerstoff, um Zellatmung betreiben zu können und aus dieser Energie zu erhalten. Ohne diese Energie kann das Gehirn seine Funktionen, Informationen zu verarbeiten, zu denken und zu erinnern, nicht leisten. Daher treten schon bei kurzem Sauerstoffmangel erste Störungen auf. Auch das Bewusstsein ist eine Leistung des Gehirns. Wenn die Zellen des Gehirns durch Sauerstoffmangel keine Energie haben, wird man bewusstlos. Bei längerem Sauerstoffmangel (3 Min) sterben die Zellen, denn sie brauchen die Energie aus der Zellatmung zum Leben. Wenn Zellen des Gehirns absterben, kommt es zu Störungen, die auch bei anschließender Sauerstoffzufuhr nicht rückgängig zu machen sind. Sind zu viele Zellen des Gehirns abgestorben, was passiert, wenn 5 Minuten lang kein Sauerstoff zur Verfügung ist, funktioniert das Gehirn als ganzes nicht mehr und man spricht vom Gehirntod. Wärme Gemeinsamkeiten: Es wird Sauerstoff benötigt. Chemische Energie wird umgewandelt, der Ausgangsstoff enthält Kohlenstoff. Es wird Kohlenstoffdioxid frei. Es wird Wasser frei. Es wird Wärme frei. Unterschiede: Bei der brennenden Kerze wird die Energie fast vollständig als Wärme und Licht frei, bei der Zellatmung wird keine Lichtenergie frei. Die 15 Temperaturen in der Kerzenflamme sind sehr viel höher als in der Zelle. Die Zellatmung kann nicht „leicht ausgepustet werden“, sie findet durchgehend in allen Zellen statt. Bei der Zellatmung entsteht Energie, die weiter für verschiedene Körpervorgänge genutzt werden kann; bei der Kerze ist die freiwerdende Wär- me- und Strahlungsenergie für die Kerze verloren. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass bei der Kerzenflamme die Energie auf einmal frei wird, während bei der Zellatmung die chemische Energie der Glucose schrittweise in nutzbare chemische Energie und Wärme gewandelt wird. 2.7 Fotosynthese und Zellatmung Fotosynthese und Atmung, Wechselwirkungen 1. Auch Pflanzen atmen 2. Abb. 1-3 Abb. 4 (1, 3) Wechselwirkungen von Foto­ synthese und Atmung in einem ­Modellgewässer 3. Abb. 5, 3 1. Alle Lebewesen, die Zellatmung betreiben, benötigen Sauerstoff. Pflanzen, die Fotosynthese betreiben, nutzen einen Teil des frei werdenden Sauerstoffs für die eigene Zellatmung, ein anderer Teil steht anderen atmenden Lebewesen, z. B. Tieren, zur Verfügung. Zur Fotosynthese benötigen Pflanzen neben Licht und Wasser auch Kohlenstoffdioxid, das von atmenden Lebewesen als Produkt der Zellatmung in die Luft abgegeben wird. Zellatmung und Fotosynthese der Pflanzen sind daher zwei Vorgänge, die in Wechselwirkung stehen. Gleichzeitig wird durch die Fotosynthese Sonnenenergie zur Umwandlung von energiearmen Stoffen in energiereiche Glucose genutzt. Von dieser in der Pflanze gespeicherten Energie hängen direkt oder indirekt alle Tiere ab. 2. a) Beobachtung: Mit der Zeit nimmt die CO2-Konzentration im Gefäß ab, von 630 ppm CO2 sind nach 15 Min. nur etwa 430 ppm übrig (ppm = parts per 16 million). Deutung: Im beleuchteten Glas betreiben die Efeublätter Fotosynthese und entziehen dem Wasser und in der Folge der über dem Wasser stehenden Luft CO2. b) Wenn die Blätter im Dunkeln stehen, können sie keine Fotosynthese betreiben. Demnach werden sie der Luft im Gefäß kein CO2 entziehen. Im Gegenteil: durch die auch bei Pflanzen immer ablaufende Zellatmung wird im Dunklen die Kohlenstoffdioxidkonzentration zunehmen. 3. 1) keine Änderung (weder Fotosynthese noch Zellatmung laufen ab); Kontrollversuch für alle beleuchteten Gefäße 2) keine Änderung (weder Fotosynthese, noch Zellatmung laufen ab); Kontrollversuch für alle unbeleuchteten Gefäße 3) Die Sauerstoffkonzentration wird zunehmen, da Pflanzen im Licht durch die Fotosynthese mehr Sauerstoff produzieren, als sie in der Zellatmung verbrauchen. Gleichzeitig wird der CO2-Gehalt leicht abnehmen, da dem Wasser mehr CO2 für die Fotosynthese entzogen wird, als durch Zellatmung der Pflanze hinzukommt. 4) Der Sauerstoffgehalt des Wassers wird abnehmen und der CO2-Gehalt ansteigen, da die Pflanzen Zellatmung betreiben und im Dunkeln keine Fotosynthese möglich ist. 5) Der Sauerstoffgehalt wird abnehmen und der CO2-Gehalt zunehmen, da die Fische dem Wasser Sauerstoff für die Zellatmung entziehen und gleichzeitig CO2 bilden und ins Wasser abgeben. 6) Genauso wie in 5); die Zellatmung ist unabhängig vom Licht. 7) Sauerstoff- und CO2-Gehalt des Wassers werden etwa konstant bleiben. Der von den Pflanzen produzierte Sauerstoff wird von den Fischen veratmet, das dabei frei werdende CO2 von den Pflanzen in der Fotosynthese umgesetzt. Bei geringer Pflanzendichte oder vielen Fischen werden sich die Verhältnisse verschieben, da mehr Sauerstoff verbraucht wird als B durch Fotosynthese frei wird und mehr CO2 produziert wird als durch die Fotosynthese umgesetzt wird. 8) Der Sauerstoffgehalt wird stark abnehmen und der CO2-Gehalt stark zunehmen. Sowohl Pflanzen als auch Fische brauchen Sauerstoff zur Zellatmung und geben CO2 an das Wasser ab; Fotosynthese kann im Dunkeln nicht stattfinden. Wiederholen mit Basiskonzepten 1. Struktur und Funktion. Lebewesen sind aus Zellen aufgebaut. Mit ihrem Bau sind Lebewesen und ihre Teile, an bestimmte Funktionen angepasst. Die kleinste Einheit mit Lebensfunktionen ist die Zelle. Alle Zellen haben folgende Strukturen und Funktionen: –Zellen gehen durch Teilung aus anderen Zellen hervor. –Im Zellkern befindet sich die Erbinformation. –Zellen sind von einer Membran umgeben, durch die Stoffe aufgenommen und abgegeben werden. Der Stoffaustausch erfolgt über die ganze Zell– oberfläche. –Zellen benötigen Energie und wandeln Stoffe um. Sie verwerten Nährstoffe zum Aufbau eigener Stoffe und zur Bereitstellung von Energie. 2. Kompartimentierung. Unter Kompartimentierung versteht man eine räumliche Aufteilung, zum Beispiel verschiedener Funktionen. Auch eine einzelne Zelle ist durch Membranen, die Zellorganellen und das Cytoplasma in verschiedene Teilräume gegliedert. Durch diese Kompartimentierung können viele verschiedene Vorgänge gleichzeitig ablaufen, ohne sich gegenseitig zu stören. 3. Struktur und Funktion, Stoff- und Energieumwandlung. Die Umwandlung von Stoffen nennt man Stoffwechsel. Energie ist für diese Lebensvorgänge notwendig, Lebewesen sind Energiewandler. Die Aufnahme und Abgabe von Stoffen ist eine Funktion der Zellmembran. 4. Struktur und Funktion. Eine Pflanzenzelle besitzt außerhalb der Zellmembran eine Zellwand, die der Zelle Stabilität gibt. Die Funktion Stabilität wird durch die Struktur der Zellwand (den Aufbau aus Cellulose) erreicht. Die Stabilisierung der Zelle wird von der Vakuole unterstützt. Sie kann Wasser aufnehmen und abgeben und so einen Druck von innen aufbauen. 5.Information und Kommunikation, Kompartimentierung. Der Zellkern ist von einer Membran umgeben und enthält die Erbinformationen. Er steuert die Lebensvorgänge der Zelle. Die Informationen der Erbanlagen sind von großer Bedeutung für die Zelle. Ihr Austausch kann durch die Kompartimentierung gleichzeitig und ungestört mit anderen Vorgängen ablaufen. 6. Stoff- und Energieumwandlung, Kompartimentierung. Mitochondrien und Chloroplasten bilden die Kompartimente in denen die Stoff- und Energieumwandlungen der Zellatmung bzw. der Fotosynthese ungestört von anderen Vorgängen und voneinander stattfinden. Bei der Fotosynthese erzeugen grüne Pflanzen mithilfe des Chlorophylls in den Chloroplasten aus Kohlenstoffdioxid und Wasser Glucose und Sauerstoff. Bei der Zellatmung wird die chemische Energie der Glucose in einer Kette von Reaktionen unter Beteiligung von Sauerstoff in den Mitochondrien nutzbar gemacht. Die Produkte der Zellatmung sind Kohlenstoffdioxid und Wasser. 17 7. Struktur und Funktion, Fortpflanzung und Entwicklung, Information und Kommunikation. Im Gegensatz zu Einzellern bestehen Menschen, die meisten Tiere und Pflanzen aus Milliarden von Zellen. Jeder Zelltyp erfüllt eine bestimmte Funktion, sodass eine Arbeitsteilung stattfindet. Alle unterschiedlichen Zelltypen sind durch Teilungen aus der befruchteten Eizelle hervorgegangen. Die Informationen in den Erbanlagen werden im Laufe der Entwicklung derart realisiert, dass sich spezialisierte und differenzierte Zellen mit spezifischen Funktionen bilden. ­ Daraus entstehende Gewebe und Organe ergänzen sich in ihren Funktionen und bilden den Organismus. 8.Struktur und Funktion, Kompartimentierung, Steuerung und Regelung. Unter Struktur versteht man in der Biologie den Bau von Lebewesen und ihrer Teile (Moleküle, Zellen, Gewebe und Organe). Mit ihrem Bau sind Lebewesen an bestimmte Funktionen angepasst. Liegt den verschiedenen Aufgaben eine räumliche Aufteilung zugrunde, spricht man von Kompartimentierung. Das Zusammenwirken der unterschiedlichen Strukturen erfolgt häufig durch Steuerung und Regelung, wodurch die Bedingungen im Organismus stabil gehalten werden. 9. Stoff- und Energieumwandlung. Die Aufnahme, Umwandlung und Abgabe von Stoffen nennt man Stoffwechsel. Bei der Fotosynthese werden die Stoffe Wasser und Kohlenstoffdioxid aufgenommen. Energie ist für alle Lebensvorgänge notwendig und tritt in verschiedenen Formen auf. Grüne Pflanzen nutzen in ihren Chloroplasten mithilfe von Chlorophyll einen Teil der Lichtenergie der Sonne zum Aufbau des energiereichen Stoffes Glucose. Lichtenergie wird in chemische Energie gewandelt. Sauerstoff wird ebenfalls produziert und von der Pflanze abgegeben. 10.Stoff- und Energieumwandlung. Grüne Pflanzenzellen betreiben im Licht Fotosynthese, bei der Sauerstoff frei wird, und zugleich Zellatmung. Im Tageslicht überwiegt allerdings bei den meisten Pflanzen die Sauerstoff-Freisetzung durch Fotosynthese gegenüber dem Sauerstoff-Bedarf für 18 die Zellatmung. Der überschüssige Sauerstoff wird von den Pflanzen abgegeben und steht atmenden Lebewesen zur Verfügung. Durch die Fotosynthese wird energiereiche Biomasse hergestellt. Grüne Pflanzen werden daher als Produzenten bezeichnet. Menschen, Tiere und Pflanzen sind auf die Zufuhr energiereicher Nährstoffe angewiesen, da sie diese nicht selbst herstellen können. Sie werden als Konsumenten bezeichnet. 11.Stoff- und Energieumwandlung, Kompartimentierung. Die Zellorganellen bilden verschiedene Teilräume in einer Zelle. Durch diese Kompartimentierung können verschiedene Vorgänge gleichzeitig stattfinden, ohne sich gegenseitig zu stören. In den Chloroplasten von Pflanzenzellen können z. B. die Fotosynthesevorgänge ablaufen, während in den Mitochondrien dieser Zellen gleichzeitig viele Teilschritte der Zellatmung stattfinden. In der Zellatmung wird die chemische Energie von Glucose durch Energieumwandlungen in Teilschritten für die Zelle nutzbar gemacht. 12.Stoff- und Energieumwandlung. Lebewesen sind Energiewandler, sie können bestimmte Formen von Energie in andere Formen von Energie umwandeln. Energie kann weder vernichtet noch neu geschaffen werden. Die Weitergabe von Energie über eine Kette von Energiewandlern erfolgt als Energiefluss. Bei jedem Energieumwandlungsprozess wird Wärmeenergie abgegeben. Wärmeenergie ist für Lebewesen nicht für Lebensprozesse nutzbar. Im Energiefluss erfolgt durch die Wärmeabgabe eine Energieentwertung. Die nutzbare Energie nimmt im Energiefluss bei jeder Umwandlung ab. 13.Geschichte und Verwandtschaft, Stoff- und Energieumwandlung. Jedes heutige Lebewesen lässt sich durch eine ununterbrochene Kette von Fortpflanzungen bis zu den Ursprüngen des Lebens zurückführen. Die vielfältigen Arten von Lebewesen sind im Laufe langer Zeiträume aus anderen Formen hervorgegangen. Zellen, die Sonnenenergie nutzen konnten, Fotosynthese betrieben und dabei Sauerstoff produzierten, sind früher entstanden als atmende Organis- men, die auf energiereiche Nahrung und Sauerstoff angewiesen waren. Die heutigen Lebewesen, die Fotosynthese betreiben, stehen mit atmenden Lebewesen in einer Wechselbeziehung: Die Pflanzen produzieren mehr Sauerstoff als sie selbst benötigen und nehmen mehr Kohlenstoffdioxid aus der Luft auf als sie abgeben. Die Tiere nutzen den Sauerstoff der Luft für ihre Atmung und geben Kohlenstoffdioxid ab. Mit der richtigen Argumentation lassen sich eventuell weitere Basiskonzepte zuordnen. 19 3 Insekten gehören zu den Gliederfüßern 3.1 Äußerer und innerer Bau von Insekten 2. Bau der Wespe - Grundbauplan der Insekten Abb. 1 Atmung und Blutkreislauf der ­Insekten 2. Merkmale der Insekten im Vergleich zum Wirbeltier 1. Wärmeregulation 3. Abb. 5-7 Abb. 2, 3 Abb. 7 1. Wespe Tracheen (mit Chitin ausgekleidete Röhren, leiten Luft ins Körperinnere) Verdauungs- Magen, Dünndarm, Darm, durchzieht organe Dickdarm schlauchförmig den ganzen Körper Nerven­ Gehirn, RückenGehirn, Bauchsystem mark, Nervenfasern Nervenstrang Blutkreis­lauf geschlossener offener BlutkreisBlutkreislauf lauf Herz Herz mit zwei schlauchförmiges Kammern Herz, offen Skelett Innenskelett aus Außenskelett aus Knochen Chitin Fortbewevier Beine sechs Beine, zwei gung Flügelpaare (bei der Wespe) AusscheiNiere, Blase, Harn- Ausscheidungsordung röhre getrennt gane im Hinterleib, vom Darm, After münden gemeinsam mit dem Darm Geschlechts­ Geschlechtsorgane Keimdrüsen im organe im Hinterleib ­Hinterleib Atmungs­ organe 20 Hund Lunge (Luftröhre, Bronchien) a) Die Tracheen beginnen außen seitlich am Körper in den Stigmen. Im Körperinneren verzweigen sie sich baumartig in immer kleiner werdende Röhren und leiten Luft zu allen Organen des Insektenkörpers, die so mit Sauerstoff versorgt werden. Durch die feine Verzweigung der Tracheen gelangen die Sauerstoffmoleküle zu den Geweben und den Organen. b) Die Tracheen beginnen in kleinen Öffnungen im Chitinpanzer, den Stigmen, als große Röhren und verzweigen sich dann in immer kleinere Äste, die dann an den Muskeln und anderen Organen offen enden. Sie sind ringartig verstärkt und ähneln in ihrer Gestalt der Luftröhre und den Bronchien des Menschen. Auch die Luftröhre des Menschen ist ein durch Knorpelringe gefestigter Schlauch, der sich dann in die kleineren Äste der Bronchien verzweigt. In der menschlichen Lunge gelangt so die Luft bis zum Lungengewebe, wo der Sauerstoff der Luft in das Blut aufgenommen und dann im Blutkreislauf im ganzen Körper verteilt wird. Die Tracheen durchziehen im Gegenteil dazu den ganzen Körper und versorgen das Gewebe direkt. Die ringförmigen Verstärkungen der Luftröhre und auch der Tracheen verhindern ein Zusammenfallen durch den beim Atmen entstehenden Unterdruck, bzw. bei Insekten während der Luftbewegung durch das Bewegen des Körpers. c) Beim Staubsaugen wird ein starker Unterdruck aufgebaut, um den Schmutz einzusaugen. Wäre der Staubsaugerschlauch nicht durch Verstärkungsringe verhärtet, so würden seine Wände durch den Unterdruck zusammengedrückt werden und der Schlauch würde sich verschließen. Die gleiche Funktion haben die Verstärkungsringe der Tracheen und der Luftröhre: Auch hier wirkt ein Unterdruck (z. B. wenn beim Einatmen Luft wie bei einem Staubsauger eingesaugt wird) und die Knorpelringe verhindern das Verschließen der Luftröhre bzw. die ringförmige Verstärkung das Verengen der Tracheen. Im Gegensatz zu einem starren Rohr mit gleichförmig dicken Wänden bleibt ein Schlauch mit Verdickungsringen trotz seiner Stabilität gegenüber Druck flexibel und beweglich. 3. Bei Insekten kommt es durch den intensiven Stoffwechsel in den Flugmuskeln während des Fliegens oder auch bereits beim Zittern der Flugmuskulatur zu einer Temperaturerhöhung im Brustraum. Diese liegt oberhalb von 30 °C. Wenn das kalte Blut aus dem Hinterleib durch das röhrenförmige Herz in den Brustraum gepumpt wird, erwärmt sich das Blut dort und der Brustraum wird dadurch etwas abgekühlt. Das warme Blut fließt dann weiter in den gesamten Insektenkörper und erwärmt ihn, denn Wärme aus dem Blut wird an die Umgebung abgegeben. Das warme Blut fließt unterhalb der dünnen Haut durch die Taille in den Hinterleib. Dabei fließt es sehr nah am Herz vorbei und erwärmt wiederum das kältere Blut darin, während es selbst abkühlt. So kann mit dem offenen Blutkreislauf auch bei kalten Außentemperaturen der Brustbereich mit der Flugmuskulatur auf konstant auf 30 °C gehalten werden, während der Hinterleib kälter bleiben kann. 3.2 Insekten sind Ernährungsspezialisten Grundbauplan der Mundwerk­ zeuge Abb. 1, 2 Veränderung der Mundwerkzeuge in der Individualentwicklung Abb. 4, 5 Spezialisierung der Mundwerkzeuge 1., 2., 3. Blüte und Saugrüssel passen ­zusammen 4. Abb. 3, 6, 7 Abb. 6 1. Unterkiefer Unterlippe Oberkiefer Oberlippe leckend zweigeteilt, ­seitlich der Unterlippe, gerade bildet Saugrüssel, hat am Ende ein Löffelchen, das Nahrung aufleckt stechend tastend sehr lang und sehr kurz, s­ eitlich spitz, zweigeteilt abstehend, ­zweigeteilt sehr lang und breit, bildet Platte, spitz, zweigeteilt die auf den Untergrund aufgesetzt wird, um ihn nach Nahrung abzutasten zweigeteilt seitlich sehr lang und zurückgebildet der Oberlippe, über spitz, zweigeteilt (nicht zu sehen) dem Unterkiefer breit, oberhalb der sehr lang und klein, oberhalb der Unterlippe spitz, zweigeteilt Unterlippe Tier-Beispiel Biene Stechmücke Fliege beißend zwei fühlerartig ausgebildete Teile saugend sehr lang, ­aufgerollt kurz und an den Enden spitz, ­zerschneidet ­Nahrung fühlerartig zu ­beiden Seiten nach oben ­stehend kurz und dick, zweigeteilt, seitlich der Oberlippe groß, zwischen den beiden Teilen des Oberkiefers Schabe, Raupe, Ameise sehr klein, zwei­ geteilt, seitlich der Oberlippe sehr klein, über dem Unterkiefer (Saugrüssel) Schmetterling 21 2. –Leckende Mundwerkzeuge: Nektar – Stechende Mundwerkzeuge: Blut, Insekten, Pflanzensaft –Tastende Mundwerkzeuge: Milch, Saft –Beißende Mundwerkzeuge: Blätter, Blüten, Stängel, Samen, Haut, Wurzeln, Insekten, Holz –Saugende Mundwerkzeuge: Nektar 3. Das Basiskonzept „Struktur und Funktion“ lässt sich hier auf den Saugrüssel des Insekts anwenden. Die Mundwerkzeuge des vorhergesagten Insekts bilden einen Saugrüssel, mit dem es den Nektar, der am Boden der Blüten des Sterns von Madagaskar ausgeschieden wird, aufnimmt. Wenn das vorhergesagte Insekt in der Blüte Nektar aufnehmen will, wird der lange Saugrüssel mithilfe von Muskeln ausgestreckt und ist dann so lang wie der lange Blütensporn. Auch das Basiskonzept „Variabilität und Angepasstheit“ lässt sich hier anwenden: Vermutlich hatten die Vorfahren des Sterns von Madagaskar einen kürzeren Blütensporn und die Vorfahren des Insekts einen kürzeren Saugrüssel. Wenn nun durch genetische Veränderung der Blütensporn etwas 22 länger geworden ist, so hatten Insekten mit einem längeren Saugrüssel Vorteile, da sie besser an den Nektar gelangen konnten. Auch die Pflanze hatte vermutlich einen Vorteil dadurch, denn so wurde gewährleistet, dass sie weiterhin durch das Insekt bestäubt werden konnte. Daher ist auch das dritte Basiskonzept „Geschichte und Verwandtschaft“ hier anwendbar: Die Angepasstheiten sind genetisch festgelegt und konnten auf die Nachfahren vererbt werden. So entstanden mit der Zeit immer längere Blütensporne und immer längere Saugrüssel. Darwin wusste um die Veränderlichkeit der Organismen. Ihm war klar, dass es ein Insekt mit einem langen Saugrüssel geben musste, durch das der Stern von Madagaskar einen Vorteil hat. Der Weiße Stern von Madagaskar hat einen 40 Zentimeter tiefen Sporn. Nur eine einzige Insektenart, ein Falter mit einer 40 Zentimeter langen Zunge, kann aus diesem tiefen Kelch Nektar saugen. Die Pflanze konnte weiterhin durch den Falter bestäubt werden. Diese gegenseitige Angepasstheit ist auf beiden Seiten beeindruckend, weil beide Organismen perfekt in Struktur und Funktion aufeinander abgestimmt sind. 3.3 Ein Jahr im Bienenstaat Bienenwaben als Wohnort, ­Brutstätte und Vorratskammer Abb. 1 Königin, Arbeiterin und Drohn 1. Ein Jahr im Bienenstaat Abb. 4 Temperatur im Bienenstock Abb. 2 Arbeitsteilung bei den Bienen 3. 4. Abb. 3 2. 1. Arbeiterin Aussehen Facettenaugen klein, Hinterleib kurz Entwicklung – Entwicklung über ein ­Larvenstadium aus befruchteten Eizellen der Königin – 21 Tage Brutzeit Königin Facettenaugen klein, Hinterleib lang – Entwicklung über ein Larvenstadium aus befruchteten Eizellen der Königin in becherförmigen Weiselzellen – spezielle Fütterung mit Gelee Royale (→ Jungköniginnen) – 1 6 Tage Brutzeit Drohn Facettenaugen groß, Hinterleib kurz, kompakt – Entwicklung über ein Larvenstadium aus ­unbefruchteten ­Eizellen der Königin – 24 Tage Brutzeit Königin Frühling: Ablage befruchteter Eizellen in leere Wabenzellen (→ Arbeiterinnen), späterer Frühling: Ablage befruchteter Eizellen in becherförmige Weiselzellen (spezielle Fütterung mit Gelee Royale → Jungköniginnen), zeitgleich: Ablage unbefruchteter Eier (→ Drohnen) Frühsommer: Ausschwärmen der alten Königin mit Tausenden von Arbeiterinnen, Gründung eines neuen Stocks; Schlüpfen der neuen Königin, Hochzeitsflug der Jungkönigin und Paarung mit herangereiften Drohnen, Bildung eines neuen Staates mit verbliebenen Bienen im Stock Drohn Nach dem Schlüpfen im späteren Frühling: Paarung mit der Jungkönigin 2. Funktionen (Aufgaben) Arbeiterin Nach dem Schlüpfen im Frühling: Reinigung der ­Waben, ab 4. Tag: Fütterung der ­Larven, Brutpflege, ab 10. Tag: Arbeit als Baubiene, ab 14. Tag: B ­ ewachen des Stocks, ab 3. Woche: Sammeln von Nektar und Pollen außerhalb des Stocks (Sammelbiene), Versorgung des Bienenstaates mit Nahrung Frühsommer: Ausschwärmen mit der Königin 23 3. 7 6 1 9 2 8 3 4 10 11 5 Zeit 4. Beschreibung: Die Temperatur im Stock beträgt Ende Januar 4,9 °C. Sie liegt also deutlich über dem Gefrierpunkt, obwohl es draußen friert. Von März bis Juli bleibt die Temperatur im Stock konstant bei etwa 33-35 °C und ist damit höher als die Außentemperatur. Erst im Herbst sinkt die Temperatur im Stock wieder. Sie liegt dabei aber immer einige °C oberhalb der Außentemperatur. Deutung: Im Winter sitzen die Bienen in einer Traube. Es sind viel weniger Bienen als im Sommer. Die Bienen erzeugen in dieser Kugelform die zum Überleben notwendige Wärme durch Muskeltätigkeit. Selbst bei Minusgraden liegt die Temperatur im Stock noch im positiven Bereich. Die erforderliche Energie bezieht das Bienenvolk aus dem im Frühling und Sommer gesammelten Honig. Im Frühjahr und im Sommer ist die Brutzeit. In dieser Zeit regeln die Bienen die Temperatur im Bienenstock sehr genau zwischen 33 und 35 °C. In kühlen Nächten oder kalten Gegenden hat es einen großen Vorteil, die Bruttemperatur auf einem konstant hohen Niveau zu halten. Auf diese Weise ist die Zeit bis zum Schlüpfen der Jungbienen nicht nur kurz, sondern auch genau festgelegt. Die Temperatur wird von den Bienen durch Muskelzittern erhöht und durch Wassereintrag gesenkt. Im Herbst sinkt die Zahl der Bienen im Stock wieder stark ab. Im September geht die Larvenaufzucht stark zurück. Die Bienen halten die Temperatur im Stock nicht mehr auf einem konstant hohen Niveau. Sie ist aber dennoch höher als außerhalb des Stocks, was wiederum an der durch die Stoffwechselaktivität der Bienen freigesetzten Wärme liegt. 3.4 Verständigung bei Bienen 1. Kommunikation durch Schwänzelund Rundtanz Abb. 1, 2, 3 Codierung der Informationen über Nahrungsquellen 1. Erstellen von Tanzanweisungen 2. Abb. 4 Abb. 4 Ermittlung der Entfernung zu den Futterquellen 24 3. Abb. 5a, b Futterquelle a: Die Futterquelle a befindet sich in > 200 m Entfernung in genau entgegengesetzter Richtung zur Sonne. Der Schwänzeltanz zeigt an, dass die Entfernung zur Futterquelle mehr als 100 m beträgt. Die Länge der Schwänzelphase in der Abbildung codiert die Entfernung von > 200 m. Die Biene tanzt die Schwänzelphase auf der Wabe senkrecht nach unten. Dies zeigt an, dass sich die Futterquelle in entgegengesetzter Richtung zur Sonne befindet. Futterquelle b: Die Futterquelle b befindet sich in > 200 m Entfernung 80 ° links von der Sonne. Der Schwänzeltanz zeigt an, dass die Entfernung zur Futterquelle mehr als 100 m beträgt. Die Länge der Schwänzelphase in der Abbildung codiert die Entfernung von > 200 m. Die Biene tanzt die Schwänzelphase auf der Wabe in einem Winkel von 80 ° nach links. Dies zeigt an, dass sich die Futterquelle in einem Winkel von 80 ° links von der Sonne befindet. 2. a) Die Futterquelle c befindet sich in 200 m Entfernung genau in Richtung zur Sonne. Es muss wie bei Futterquelle a ein Schwänzeltanz gezeichnet werden, da die Entfernung zur Futterquelle mehr als 100 m beträgt. Die Länge der Schwänzelphase in der Abbildung codiert die Entfernung von > 200 m wie in Abb. 4a und 4b. Die Zeichnung muss berücksichtigen, dass die Biene die Schwänzelphase auf der Wabe senkrecht nach oben tanzt. Dies zeigt an, dass sich die Futterquelle in Richtung Sonne befindet. M Die Entfernung zur Futterquelle d beträgt > 100 m. Die Kommunikation erfolgt durch einen Schwänzeltanz mit einer Schwänzelphase, die etwa mit der Hälfte der Frequenz der Vergleichsbilder zu den Futterstellen a, b und c in einem Winkel von 30 ° rechts zur Sonne dargestellt werden muss. b) Individuelle Lösungen. 3. Befindet sich Nahrung in größerer Entfernung, tanzt die Biene einen Schwänzeltanz. Je länger die Schwänzelphase dauert, desto größer ist die Entfernung zur Futterquelle. In a) ist die Schwänzelphase deutlich kürzer als in b). Die Futterquelle ist allerdings in beiden Fällen gleich weit von dem Bienenstock entfernt, wenn man die Strecke als „Luftlinie“ betrachtet. Im oberen Foto müssen die Bienen über eine Wiese fliegen, die keine Hindernisse aufweist. Im unteren Foto ist die Landschaft stark strukturiert. Die Bienen müssen über Bäume und Häuser hinweg fliegen und dabei Umwege machen. Damit ist die reale Gesamtflugstrecke länger als die über eine Wiese ohne Hindernisse. Daher ist auch die Schwänzelstrecke im unteren Bild länger. Ordnen mit geeigneten Kriterien 1. Gefährdungsklassen der Roten Liste für Deutschland 0 ausgestorben oder verschollen 1 vom Aussterben bedroht 2 stark gefährdet 3 G R V D * In Deutschland vorkommende Arten – – Hochmoorbläuling, Gelbrandkäfer, Spitzenfleck, Hirschkäfer gefährdet – Gefährdung unbekannten Ausmaßes – extrem selten Große Zangenlibelle Vorwarnliste (noch ungefährdet, verschiedene Faktoren ­könnten Schwalbenschwanz eine Gefährdung in den nächsten zehn Jahren ­herbeiführen) Daten unzureichend – ungefährdet Plattbauch, Kohlweißling-Raupe, Kartoffelkäfer 2. Individuelle Lösung. Als Ordnungskriterien können z. B. Nahrung, Lebensraum und Größe verwendet werden. 25 3.5 Der Stamm der Gliederfüßer – 3.6 Beutefang von Spinnen Spinnen haben unterschiedliche Fangstrategien. 1. Unterschiedliche Fangstrategien vermeiden Konkurrenz um die Nahrung Abb. 4 Verdauung bei Spinnen Abb. 1-5 2. Abb. 6 1. Eine Wolfsspinne, eine Kreuzspinne, eine Haubennetzspinne, eine Baldachinspinne, eine Krabbenspinne und eine Springspinne sind in Abbildung 4 dargestellt. Welche Spinnen sind in Abb. 4? Wo gehen sie auf Wie fangen sie ihre Beute? Beutejagd? Wolfsspinne auf dem Boden Die Wolfsspinne schleicht sich von hinten an die Beute heran und fängt das Tier im Sprung. Kreuzspinne in der Luft Die Kreuzspinne legt ein vertikales Netz an. Wenn fliegende Insekten gegen das Netz stoßen, berühren sie die Fäden und bleiben an ihnen kleben. Haubennetzspinne auf dem Boden Die Haubennetzspinne baut ein Netz mit stark klebenden Fäden, die auf dem Boden befestigt sind. Berührt ein Tier den Faden, so bleibt es daran hängen und es wird mit dem Faden nach oben ins Netz katapultiert. Baldachinspinne in der Luft Die Baldachinspinne baut ein kuppelförmiges, gewölbtes Netz. Über dem Netz ist ein Fadengewirr gespannt. Wenn ein fliegendes Insekt sich darin verfängt, stürzt es auf das Netz und wird zur Beute. Krabbenspinne in Blüten Die Krabbenspinne streckt ihre langen, vorderen Beinpaare zum Fangen der Beute aus und verharrt so regungslos in ihrem Versteck, z. B. einer Blüte. Wenn dann eine Biene auf der Blüte landet, wird sie von den kräftigen Vorderbeinen gepackt. Springspinne auf dem Boden Die Springspinne kann sehr gut sehen. Wenn sie ihre Beute entdeckt hat, schleicht sie sich von hinten langsam an ihr Beutetier heran. Während des Anschleichens heftet sie einen Sicherheitsfaden am Untergrund fest und springt dann das Insekt zielsicher an. 26 2. Spinnen Menschen kleine Mundöffnung große Mundöffnung Spinnen können ihre Nahrung nicht zerkleinern. Menschen zerkleinern ihre Nahrung mit den Zähnen. Verdauungssaft wirkt a­ ußerhalb des Körpers. Verdauungssaft wirkt in Magen und Darm. Nahrungsbrei wird in den Körper gesaugt. Nahrungsbrei ist bereits im Inneren des Körpers. Saugmagen kein Saugmagen B Wiederholen mit Basiskonzepten 1. Geschichte und Verwandtschaft. Die vielfältigen Arten von Lebewesen sind im Laufe langer Zeiträume aus anderen Formen hervorgegangen. Diesen Vorgang bezeichnet man als Evolution. Die abgestuften Ähnlichkeiten zwischen Lebewesen sind ein Beleg für den Grad der Verwandtschaft. 2. Geschichte und Verwandtschaft, Variabilität und Angepasstheit. Die vielfältigen Arten von Lebewesen sind im Laufe langer Zeiträume aus anderen Formen hervorgegangen. Diesen Vorgang bezeichnet man als Evolution. Unter Variabilität versteht man die Veränderlichkeit von Merkmalen, die zur Vielfalt führt. Alle Lebewesen besitzen Merkmale, die durch natürliche Auslese entstanden und genetisch festgelegt sind. 3. Struktur und Funktion, Variabilität und Angepasstheit. Unter Struktur versteht man in der Biologie den Bau von Lebewesen. Mit ihren Strukturen sind Lebewesen an bestimmte Funktionen angepasst. 4. Struktur und Funktion, Variabilität und Angepasstheit, Geschichte und Verwandtschaft. Unter Struktur versteht man in der Biologie den Bau von Lebewesen. Mit ihren Strukturen sind Lebewesen an bestimmte Funktionen, z. B. durch Spezialisierung an die jeweilige Nahrung und den Lebensraum, angepasst. Die vielfältigen Strukturen sind im Laufe langer Zeiträume durch natürliche Auslese entstanden und genetisch festgelegt. 5.Steuerung und Regelung, Fortpflanzung und Entwicklung. Viele Zustände im Körper eines Lebewesens werden gesteuert oder geregelt. Dadurch reagiert der Organismus auf Veränderungen. Insekten können ihre Körpertemperatur im Gegensatz zu z. B. Säugetieren nur durch ihr Verhalten regeln. Die Dauer der Entwicklung vom Ei zum erwachsenen Tier ist bei den wechselwarmen Insekten von der Umgebungstemperatur abhängig. Jahreszeiten und klimatische Bedingungen haben daher einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Insekten. 6. Fortpflanzung und Entwicklung, Steuerung und Regelung, Information und Verständigung. Mit der Eiablage beginnt die genetisch festgelegt Entwicklung. Die Arbeiterinnen entwickeln sich aus befruchteten Eiern. In deren erblichen festgelegten und regulierten Entwicklungsschritten haben sie unterschiedliche Funktionen im Bienenstaat. Die Verständigung mit anderen Bienen erfolgt über bestimmte Signale. 7. Information und Verständigung. Lebewesen nehmen Informationen aus ihrem Körper und aus der Umwelt auf. Das Ergebnis der Informationsverarbeitung kann Einfluss auf das Verhalten haben. Die Sammlerbienen nehmen Informationen z. B. über die Lage von Nahrungsquellen auf. Die Kommunikation mit anderen Bienen erfolgt über Berührungssignale, Duftsignale und bestimmte Tanzformen. Die Empfänger dieser Signale nehmen diese auf, wandeln sie und setzen sie in bestimmte Verhaltensreaktionen um. 27 4 Ökosystem Wald 4.1 Wälder sind verschieden Wälder sind unterschiedlich 1. Abb. 1, 2 Biodiversität im Wald 4. Abb. 3 Waldzusammensetzung in Gegenwart und Zukunft 2., 3. Lebensräume vergleichen 5. Abb. 4 1. a) Abbildung 1 zeigt das Innere eines Mischwaldes in Bodennähe. Der Boden ist uneben. An vielen Stellen gelangt Licht auf den Boden. Es gibt Kräuter und Sträucher. Verschiedene Baumarten sind vorhanden, darunter sowohl Laub- als auch Nadelbäume. Es handelt sich um einen naturnahen Mischwald. Abbildung 2 zeigt den Übergang von einer Rodung zu einer Fichtenmonokultur. Im Vordergrund liegen gefällte, zum Teil geschälte Stämme. Die Nadelbäume dahinter sind offenbar Fichten, die gleich alt sind. Sie stehen eng, sind hochwüchsig und tragen nur in der Krone Äste und Nadeln. Unterwuchs ist nicht vorhanden. Es ist ein Wald, der vor allem der Holzproduktion dient. b) Der menschliche Einfluss ist in der Fichtenmonokultur sehr groß. Es ist ein künstlich angelegter Wald, der vor allem der Holzproduktion dient. Für andere Pflanzen ist weder Platz noch Licht vorhanden. Der Mischwald macht dagegen einen naturnahen Eindruck. Der Einfluss des Menschen ist hier gering. Wenn überhaupt, wurden nur einzelne Bäume aus dem Bestand gefällt (möglicherweise sind einige Baumstümpfe in der Bildmitte zu sehen). c) Im Mischwald ist die Tier- und Pflanzenwelt vermutlich am artenreichsten. Hier gibt es viele unter- 28 schiedliche Lebensräume. Das ermöglicht eine hohe Biodiversität. 2. a) Vermutlich wurde mit den Monokulturen der Versuch gemacht, eine industrielle Forstwirtschaft ähnlich der Landwirtschaft aufzubauen: Große Flächen werden mit der „Nutzpflanze" bepflanzt und später „geerntet“. Die frei gewordene Fläche wird wiederum bepflanzt. b) Die künstlich bepflanzten Monokulturen sind anfälliger für Sturmschäden und Schädlinge als naturnahe Wälder. Die frisch gerodeten Flächen sind anfälliger für Erosion. Die Monokulturen werden wieder durch naturnahe Wälder ersetzt, da diese weniger anfällig sind und eine größere biologische Vielfalt bieten. So helfen sie den Artenreichtum zu bewahren. 3. Die Abbildung verdeutlicht die prozentuale Zu- und Abnahme verschiedener Baumarten in Deutschland zwischen 1987 und 2005. Das Diagramm zeigt den deutlichen Rückgang von Nadelbäumen und einen Zuwachs an Laubbäumen. Damit spiegelt es den Trend wieder, dass von Nadelwald-Monokulturen Abstand genommen wird und vermehrt naturnahe Wälder angelegt werden. 4. a) Das Diagramm zeigt die Anzahl von seltenen und häufigen Vogelarten des Bayerischen Waldes in Abhängigkeit von dem Alter der Bäume. Man erkennt, dass bei älteren Bäumen die Anzahl der selteneren Vogelarten deutlich höher ist. Auch die Anzahl der häufigen Vogelarten steigt an, jedoch nicht so stark. Bei einem Alter der Bäume von 5-10 Jahren sind keine seltenen Vogelarten vorhanden. Je älter die Bäume werden, desto vielfältiger werden offensichtlich die Lebensräume, die der Wald bietet. b) Im Zuge des Naturschutzes sollten mehr naturnahe Wälder angelegt werden, in denen auch alte Bäume wachsen, um die biologische Vielfalt zu fördern und zu erhalten. 5. Maisacker und Rasen sind offene Lebensräume mit stark wechselnden Lebensbedingungen. Die Lebensbedingungen in Wäldern sind in der Regel ausgeglichener. Anders als in den Wäldern können sich kaum vollständige Stoffkreisläufe ausbilden, da durch Ernte oder das regelmäßige Mähen ständig Stoffe entzogen werden. In einem natürlichen Mischwald beobachtet man im Gegensatz z. B. zur Fichtenmonokultur einen typischen Stockwerkbau mit vielfältigen Nahrungsbeziehungen und einer großen Artenvielfalt. Durch die einseitige Nutzung in schnell wachsenden Nadelwaldmonokulturen verarmt der Boden ebenfalls an Mineralstoffen. Umweltfaktoren, wie z. B. Licht, Temperatur oder die Bodenverhältnisse bestimmen vor allem, welche Tiere und Pflanzen in dem jeweiligen Wald vorkommen. MWalderkundung 1. Individuelle Lösung. 2. a) Individuelle Lösung. b) Da die Länge des Stocks genau der Armlänge entspricht, bildet sich ein gleichschenkliges, rechtwinkliges Dreieck zwischen Auge, Hand und Stockspitze. Bei der gewählten Position entsteht zwischen Auge, Baumstamm und Baumspitze ein Dreieck, das die gleichen Winkel hat und daher ebenfalls gleichschenklig ist. Die Seitenverhältnisse der beiden Dreiecke entsprechen sich, somit entspricht der Abstand zum Baum plus die Körpergröße der Baumhöhe. 3. Im Inneren des Waldes gelangt wenig Licht an den Waldboden. Weiter oben ist die Lichtintensität höher. Am Waldrand ist die Lichtintensität höher als im Waldesinneren. 4. Experiment in Abb. 3: Waldboden bindet die Farbstoffe. Das Wasser, das in das Auffanggefäß gelangt, ist deshalb nur noch schwach oder überhaupt nicht mehr gefärbt. Kies hat keine Filterwirkung. Offensichtlich sind es die organischen Bestandteile des Bodens, die die Farbstoffe binden. Experiment in Abb. 4: a) Individuelle Lösung. Formel: Versickerungsrate = Füllhöhe/Versickerungsdauer b) Versickerungsraten in der vorgegebenen Tabelle: Sand: 1320 mm/h, Waldboden: 360 mm/h, Gartenerde: 420 mm/h c) Durch Sand versickert das Wasser schnell. Sand­ boden hat viele große, offene Poren. Entscheidend für die Versickerungsdauer ist unter anderem die Korngröße und der Gehalt an organischen Bestandteilen. Je größer die Korngröße und je geringer der Humusgehalt, desto schneller versickert das Wasser. Auf Freiflächen sind die Temperaturschwankungen am größten, im Waldesinneren am geringsten. Besonders am Waldboden schwankt die Temperatur nur wenig. 29 4.2 Der Wald ist ein Ökosystem 1. Ökologische Nischen im Wald 1. Abb. 1 Biozönose des Waldes 1. Abb. 1 Umweltfaktoren des Eichhörnchens 2. Feinde z. B. Baummarder Temperatur Eichhörnchen 2. Buchdrucker (1), Buntspecht (2), Reh (3), Rotbuche (4), Bergahorn (5), Haselnuss (6), Habicht (7), Baummarder (8), Eiche (9), Holunder (10), Fuchs (11), Adlerfarn (12), Blaubeere (13), Rote Waldameise (14), Waldmaus (15), Schattenblume (16), Haarmoos (17), Eichhörnchen (18), Große Sternmiere (19), Eichelhäher (20) Abb. 1 Tageslänge Nahrung z. B. Eicheln Grundwissen wichtige Fachbegriffe der Ökologie Art des Waldes (z.B. Laub-, Nadeloder Mischwald) Grauhörnchen, aus Amerika eingeschleppt Wetterereignisse, z. B. Regen oder Schnee ( )biotische Faktoren ( )abiotische Faktoren 4.3 Leben im Waldboden Lebewesen in der Laubstreu 1. Abb. 1 Experiment: Lebewesen als ­Zersetzer im Waldboden Abb. 2 Asseln - Struktur und Funktion 2., 3. Abb. 3 Experiment zum Verhalten von ­Asseln entwerfen 30 4. Experiment in Abb. 2: Je nach Wärme und Feuchtigkeit und nach Anzahl der mit der Bodenprobe eingebrachten Mikroorganismen sind mehr oder weniger große Teile der Cellulose nach ungefähr vier bis 8 Wochen zersetzt. An der Zersetzung sind vor allem Mikroorganismen, insbesondere Bakterien und Pilze, beteiligt. Abwandlung, um den Einfluss niedriger und hoher Temperaturen zu untersuchen: Zusätzlich werden Schalen in gleicher Weise vorbereitet, eine wird an einen kühlen Ort (z. B. in einen Kühlschrank), die andere an einen sehr warmen Ort (z. B. in einen Wärmeschrank) gestellt. Über den Versuchszeitraum wird in den drei Versuchsansätzen der Grad der Zersetzung verglichen und so der Einfluss der Temperatur ermittelt. 1. 4. aufsteigend nach der Masse geordnet: Wirbeltiere Spinnen Asseln Schnecken, Algen Springschwänze Milben Fliegenlarven Käfer Tausendfüßler Einzeller Fadenwürmer Bakterien, Pilze, Regenwürmer Die Aussage 0,1 g Wirbeltiere zeigt die durchschnittliche Masse an Wirbeltieren für Laubstreu in 1 m2 an. Natürlich ist ein Wirbeltier viel schwerer, allerdings finden sich in den meisten Proben überhaupt keine Wirbeltiere (pro m2 nur 0,001 Tiere, d. h. in 1000 m2 durchschnittlich ein Wirbeltier). mögliches Experiment: Man klebt mit schwarzem Tonpapier den halben Deckel einer Petrischale ab. Der Innenrand der Petrischale wird ebenfalls mit einem eingelegten Streifen Tonpapier abgedunkelt. Nun setzt man 10 Asseln in die Petrischale und stellt den Deckel auf die untere Hälfte der Petrischale. Man beobachtet genau, wie sich die Asseln verhalten, und notiert die Beobachtungen. Dann dreht man den Deckel etwa eine Vierteldrehung. Man beobachtet wiederum genau, wie sich die Asseln verhalten. Es folgt die nächste Vierteldrehung. Wenn die Hypothese zutrifft, dass Asseln Licht meiden, dann werden sich die Asseln jeweils nach einiger Zeit in dem Bereich sammeln, der von dem zugeklebten Deckel verdeckt wird. Nach dem Drehen des Deckels werden sich die Asseln wieder nach einiger Zeit in dem Bereich sammeln, der von dem zugeklebten Deckel verdeckt wird. Falls die Hypothese nicht zutrifft, werden im abgedunkelten Bereich nicht mehr Asseln zu finden sein als in den beleuchteten Bereichen. 2. Individuelle Lösungen, z. B. in Form von Skizzen oder Fotos. 3. Asseln haben einen flachen Körper, mit dem sie sich geschickt durch das Falllaub bewegen können. Sie ernähren sich unter anderem von abgefallenem Laub. (Durch Versuchsbeobachtungen, besonders das Verhalten betreffend, ergänzen.) M Ein Lernplakat erstellen – 31 4.4 Lichtverhältnisse im Wald Lichtverhältnisse im Wald Anfang April Abb. 1 Angepasstheiten an die Lichtverhältnisse im Wald beim Buschwindröschen und beim Efeu 1. Abb. 1, 2, 3 Der Waldrand – zwischen zwei ­Lebensräumen 2. Stoffaufbau durch Fotosynthese – Stoffabbau durch Zellatmung 3. Lichtverhältnisse und Fotosynthese in unterschiedlicher Höhe 4. Abb. 1, 3 Abb. 4 1. Im zeitigen Frühling gelangt noch viel Licht bis zum Waldboden, da die meisten Laubbäume noch keine Blätter ausgebildet haben. Buschwindröschen sind als Frühblüher an diese Lichtverhältnisse im Wald angepasst. Mit ihren grünen Blättern nutzen sie das Licht. Durch Fotosynthese wird Glucose und daraus der Reservestoff Stärke gebildet. In den unterirdischen Erdsprossen wird Stärke gespeichert, mit deren Hilfe Buschwindröschen im folgenden Frühjahr wieder austreiben können. Wenn die Bäume Ende des Frühlings ihr Laub entwickelt haben, sterben die oberirdischen Teile des Buschwindröschens ab. Diese Angepasstheiten gewährleisten den Lebenszyklus des Buschwindröschens. Das Sonnenlicht wird schon früh im Jahresrhythmus genutzt. Dadurch wird die Konkurrenz mit den Laubbäumen um die Energiequelle Licht stark vermindert. Der Efeu ist eine immergrüne Pflanze, die auch in schattigen Wäldern wächst. Mit Haftwurzeln hält er sich am Untergrund fest. Auch Baumstämme können großflächig bis in die Höhe bewachsen sein. Die Blätter sind dem Licht zugewandt und so ange- 32 ordnet, dass sie sich nicht gegenseitig beschatten. Durch die Angepasstheiten in der Anordnung der Blätter erhält die Efeupflanze auch in schattigen Bereichen noch Licht und erreicht in der Höhe zusätzlich mehr sonnige Bereiche. 2. Wälder sind Biotope für vielfältige Lebensgemeinschaften. In dieser Biozönose ergänzen sich die Lebewesen in ihren Umweltansprüchen, Konkurrenz wird weitgehend vermindert. Am Waldrand ändern sich biotische und abiotische Bedingungen oft auf wenigen Metern. Lebewesen weiterer Arten, die an diese „neuen“ Bedingungen angepasst sind, finden hier ihre optimalen Bedingungen vor. 3. a) In den Chloroplasten der Pflanzen entsteht durch Fotosynthese aus den energiearmen Stoffen Kohlenstoffdioxid und Wasser in mehreren Teilschritten der energiereichen Stoff Glucose. Ein Teil der produzierten Glucose wird für die Lebensvorgänge der Pflanzen für die gleichzeitig ablaufende Zellatmung benötigt. Es entstehen dabei die energiearmen Stoffe Kohlenstoffdioxid und Wasser. Die Energie stammt ursprünglich aus dem Licht. Damit die Pflanze Baustoffe für das Wachstum bilden kann, ist Glucose als Energie liefernder Stoff notwendig. Pflanzen können nur dort dauerhaft vorkommen und wachsen, wo der Stoffaufbau durch Fotosynthese größer ist als der Stoffabbau durch Zellatmung, weil ohne genügend energiereiche Fotosyntheseprodukte die Zellatmung schließlich zum Erliegen käme. b) Im Sommer „hungert“ der Efeu dann, wenn die Lichtintensität in seinem schattigen Lebensraum so gering ist, dass die Fotosyntheseleistung geringer ist als die Intensität der Zellatmung. Zu dieser Zeit werden im Efeu gespeicherte Reservestoffe abgebaut. Als immergrüne Pflanze kann Efeu das ganze Jahr über Fotosynthese betreiben. Dadurch kann das Licht über das gesamte Jahr zum Aufbau von energiereichen Reservestoffen genutzt werden. In der Bilanz ist die Fotosyntheseintensität dabei größer als die Intensität der Zellatmung. 4. a) Fotosyntheseleistung in verschiedenen Höhen des Baumes in Abhängigkeit von der Lichtintensität Höhe (m) Fläche (m2) Licht (in % des vollen Sonnen­ lichtes) Fotosynthese Auswertung rel. Werte (pro m2 und Min.) 24-26 70 100 15 Maximale Fotosyntheseleistung bei maximaler Belichtung 22-24 67 60 13 Belichtung um 40 % geringer, Fotosyntheseleistung etwas geringer, Blattfläche lediglich um 3 m2 geringer; Ursache: Beschattung der Blätter durch die darüber befindlichen Blätter 20-22 65 40 10 Belichtung um 60 % geringer, Fotosyntheseleistung nur ca. 2/3 im Vergleich zu den oberen Blättern, Blattfläche um 15 m2 geringer; Ursache: Zunehmende Beschattung durch die darüber befindlichen Blätter 18-20 45 20 5 Belichtung um 80 % geringer, Blattfläche um 25 m2 geringer; Ursache: Weiter zunehmende Beschattung durch die darüber befindlichen Blätter. 16-18 25 – – 14-16 15 – – 12-14 10 10 2 Belichtung um 90 % geringer, Fotosyntheseleistung weniger als ein Fünftel im Vergleich mit den oberen Blättern, Blattfläche um 60 m2 geringer; Ursache: Extreme Beschattung durch die darüber befindlichen Blätter 10-12 5 – – – b) Die Anzahl der Blätter in verschieden Höhen eines Baumes ist eine Angepasstheit an die Lichtbedingungen. Mit abnehmender Lichtintensität in den zunehmend schattigeren Bereichen des Baumes nimmt die Summe der Fläche aller Blätter ab. Die optimale Nutzung der Lichtenergie ist gewährleistet und der Stoff- und Energieaufwand der Fotosyntheseleistung zur Ausbildung der Blätter und ihrer Bestandteile sind ebenfalls optimiert. 33 4.5 Standortansprüche von Rotbuche und Waldkiefer 2. Rotbuche und Waldkiefer im ­Vergleich Abb. 1, 2 Angepasstheiten von Rotbuche und Waldkiefer 1. Der Klimawandel und der Wald 2. Abb. 4, 5 Konkurrenz zwischen Rotbuche und Waldkiefer 3. Abb. 3 1. Hinweis: Zur Ermittlung von Details sind zusätzliche Recherchen erforderlich. Mikroskopische Untersuchungen können ebenfalls hilfreich sein. a) Aufbau: Das Rotbuchenblatt zeigt den typischen geschichteten Aufbau eines Blattes mit den verschiedenen Geweben, einer dünnen Cuticula und teils sehr großen Zellen. Es enthält außerdem mehrere Leitbündel. Die Fichtennadel hat nur kleine Zellen, ein Leitbündel in der Mitte und eine dicke Wachsschicht um die Nadel herum. Blattoberfläche: Rotbuche: groß → kann viel Licht auffangen und viel Wasser verdunsten Waldkiefer: klein → Schutz vor zu großer Wasserverdunstung, nutzt das Licht nicht so effektiv wie die Buche, aber dafür ganzjährig Ausnutzung des Sonnenlichts: Rotbuche: sehr gut → große Blätter, die versetzt zueinander stehen, Rotbuche wächst bei wenig Licht Waldkiefer: braucht sehr viel Licht, kann das Licht nicht so gut ausnutzen, da die Blattoberfläche klein ist Wasserabgabe über die Blätter: Rotbuche: viel, wegen großer Blattoberfläche Waldkiefer: wenig, wegen kleiner Blattoberfläche b) Individuelle Lösung. 34 a) Die Wohlfühlbereiche der beiden Baumarten unterscheiden sich. Die Waldkiefer gedeiht im Vergleich zu Rotbuche gut unter trockeneren und kälteren Bedingungen. Die Klimahüllen deuten an, dass in Zukunft die Jahresdurchschnittstemperaturen höher sein werden, während sich die Jahresniederschlagssumme kaum ändern wird. Die Klimahülle der Gegenwart deckt sich nur etwa zur Hälfte mit dem Wohlfühlbereich der Waldkiefer, während der Wohlfühlbereich der Rotbuche fast zu 100 % mit der Klimahülle der Gegenwart deckungsgleich ist. Die Klimahülle der Zukunft deckt sich noch weniger mit dem Wohlfühlbereich der Waldkiefer, während der Wohlfühlbereich der Rotbuche noch zu etwa 90 % mit der Klimahülle der Gegenwart deckungsgleich ist. b) Für die im Diagramm angedeuteten erwarteten Klimaveränderungen in den kommenden Jahrzehnten zeigt die Rotbuche offenbar deutlich bessere Angepasstheiten als die Waldkiefer. Für die Forstwirtschaft bedeutet dies, dass das Wachstum der Rotbuche kaum negativ beeinträchtigt werden wird, während die Waldkiefer in Bereichen mit niedrigeren Jahresdurchschnittstemperaturen und geringeren Jahresniederschlagssummen angepflanzt werden sollte. Solche Bedingungen sind möglicherweise in höher gelegenen Waldgebieten zu erwarten. Die Aussagekraft der Klimahüllen ist allerdings begrenzt. Es ist nicht berücksichtigt, dass im Sommer längere Trockenperioden zu erwarten sind (s. Aufgabentext). Extreme Trockenperioden im Sommer könnten gerade für die Rotbuche ein Problem werden, denn sie ist nur im Sommer belaubt und braucht dann eine ausreichende Wasserversorgung. 3. Mögliche begründete Vermutungen: 1. Die Waldkiefer ist bei häufiger Trockenheit in der Konkurrenz im Vorteil, ebenso bei (häufigen) Spätfrösten. Unter diesen extremen Bedingungen setzt sich die Waldkiefer durch. 2. Sind diese (-extremen-) Bedingungen nicht gegeben, sollte sich die Rotbuche gegenüber der Waldkiefer durchsetzen. Die Rotbuche kann als heranwachsende Pflanze in sehr ausgeprägtem Maße Schatten vertragen, also auch im Schatten anderer Bäume heranwachsen. 3. Da die Buche einen ausgeprägten Höhenwuchs hat, dürfte sie Waldkiefern im Laufe der Jahre an Höhe nicht nachstehen, sie sogar übertreffen und nun selbst viel Schatten erzeugen. 4. Weil Licht für die Biomasseproduktion per Fotosynthese unbedingt notwendig ist, schwächt ein Buchenbestand durch Schattenwurf die Konkurrenten zumal die Schattentoleranz des Jungwuchses der Waldkiefer nur gering ausgeprägt ist. (Die Toleranz gegenüber einem Mineralsalzmangel ist nicht relevant, weil in dem Aufgabentext dargelegt wird, dass der Boden der Versuchsfläche ausreichend Mineralsalze enthält.) 4.6 Spechte vermeiden Konkurrenz Weitere Merkmale: Angepasstheit des Körperbaus beim Buntspecht Abb. 1, 2 Nahrungserwerb des Buntspechtes 4. Abb. 3, 4 Trommeln zur Arterkennung, ­Paarbildung und Reviermarkierung Grundwissen Weitere Spechtarten 1., 3. Abb. 4-8 Konkurrenzvermeidung 2. Abb. 9 1. Art A – Schwarzspecht Art B – Grünspecht Art C – Buntspecht Schwarzspecht Grünspecht Buntspecht langer, kräftiger und heller Schnabel; lang gestreckter schlanker Körper mit erhältis­ mäßig großem Kopf kräftiger, langer Schnabel; Kopfpartie um die Augen herum schwarz, nach hinten auf zwei Seiten keilförmig auslaufend; Unterseite hell; Schwanz mit zwei Spitzen und oben mit bräunlichem Ring Federkleid im Schwanzbereich schwarz-weiß gesprenkelt, ansonsten schwarz; breiter weißer Streifen auf dem Flügel; Kopf mit schwarzer Haube, die bis in den Brustbereich ausläuft; Bereich der Augen und Stirnpartie hell gefärbt Der Wendehals ist nicht beschrieben. Steckbrief des Wendehalses: kurzer Schnabel; braun-weiß gesprenkelte dunkle Flügel; Rücken und Oberseite des Kopfes grau mit hellen Tupfen; braun gesprenkelte Unterseite und Kehle; weißer Streifen unter den Augen; lange Schwanzfedern 35 2. Spechtart 3. Ernährung Schwarzspecht schlägt das ganze Jahr über die Borke von Bäumen auf und stochert nach Borkenkäfern und Larven Grünspecht hackt Löcher in den Boden und holt mit der Zunge Ameisen aus ihren Gängen Buntspecht schlägt die Borke von Bäumen auf und sucht nach Larven des Borkenkäfers, sammelt in den Baumkronen Insekten von Ästen und Blättern ab; im Herbst sucht er Nüsse, ­Eicheln, Obst und Knospen; im Winter ­ernährt er sich von fetthaltigen ­Samen der Fichten- und Kiefernzapfen Grünspechte ernähren sich, anders als die anderen Spechtarten, von Ameisen, die sie im Boden finden. Sie stehen daher nicht mit Bunt- und Schwarzspecht in Konkurrenz um Nahrung. Schwarzspechte ernähren sich von Borkenkäfern und ihren Larven. Auch Buntspechte fressen Borkenkäferlarven, allerdings wird die direkte Konkurrenz dadurch vermieden, dass der Buntspecht auch andere Nahrungsquellen hat: Er sammelt Insekten von Ästen und Blättern ab, im Herbst sucht er außerdem nach Nüssen, Eicheln, Obst und Knospen und im Winter, wenn das Nahrungsangebot sowieso knapper ist, ernährt er sich von Samen der Fichten- und Kiefernzapfen. Durch die unterschiedliche Ernährungsweise stehen die Spechtarten kaum miteinander in Konkurrenz um Nahrung und können zusammen in einem Lebensraum leben. 36 a) Schwarzspecht – Baumspecht (sucht seine Nahrung auf Bäumen) Buntspecht – Baumspecht (sucht seine Nahrung auf Bäumen) Grünspecht – Bodenspecht (ernährt sich von Ameisen am Boden) b) Abb. 8a – Harpunenzunge Abb. 8b – Leimzunge Die Harpunenzunge der Baumspechte dient dem Aufspießen der Beute. Mit ihrer Hilfe kann die Beute durch die Öffnung aus dem Baum herausgezogen werden. Die Widerhaken verhindern ein Entkommen. Die sehr lange Leimzunge der Bodenspechte kann den engen Gängen der Bodenameisen folgen und die Ameisen durch das Klebesekret erbeuten. 4. Ameisen überwintern in tief im Boden gelegenen Wohnbauten (50 cm tief). Der Wendehals, der sich von Ameisen ernährt, erreicht mit seinem kurzen Schnabel die Wohnbauten der Ameisen nicht, er findet bei uns daher im Winter kaum Nahrung. Deshalb verbringt er als Zugvogel den Winter in wärmeren Gebieten, in denen er ausreichend Nahrung findet. 4.7 Schnabelformen und Angepasstheiten Schnäbel sind unterschiedlich ­gebaut Abb. 1 Grundwissen Vergleich der Bauformen mit ­Werkzeug und Funktion 1. Der Flamingoschnabel 2. Abb. 1, 2, 3 Abb. 5 Konkurrenzvermeidung 3. Abb. 4 b) Individuelle Lösung, z. B.: Nektarfresser: Der Schnabel ist dünn und lang. Zudem ist er leicht gekrümmt, damit der Vogel mit der Schnabelspitze besser bis zum Blütenboden kommt, wo der Nektar gebildet wird. Samenfresser: Der Schnabel ist kurz und sehr kräftig. Damit kann der Vogel harte Samenschalen öffnen um den Samen fressen zu können. Stoßtaucher: Der Schnabel ist wie ein Dolch, spitz und kräftig. Damit kann der Vogel bei der Jagd ­Fische aufspießen. Fangsack-Fischfresser: Der untere Teil des Schnabels ist sackartig ausgestülpt. Wenn der Vogel mit geöffnetem Schnabel durch das Wasser fährt, bleiben die Fische in dem Sack hängen und können anschließend geschluckt werden. 1. 2. a) Schnabelform unspezialisiert Nektarfresser Struktur und Funktion des Flamingoschnabels kann man gut mit Hilfe einer Tabelle erläutern: Struktur Funktion besondere Schnabelform funktioniert wie ein Sieb feine, haarige Lamellen darin verfangen sich Algen an den Rändern von und Kleinstlebewesen Ober- und Unterschnabel Zunge drückt das Wasser durch die Lamellen aus dem Schnabel mit Luft gefüllte Struktur ermöglicht das Halten des im Unterschnabel Schnabels ohne Kraftaufwand genau in der in der Wassertiefe, in der die meisten Kleinlebewesen vorkommen Samenfresser Samen aus ­Zapfen-Fresser Insektenfresser Stoßtaucher Schlamm­ stocherer Fleischfresser FangsackFischfresser Meißeler Filtrierer Frucht- und ­Samenfresser Aasfresser Werkzeug 3. Die beiden Bäcker müssen sich auf unterschiedliche Weise spezialisieren, damit sie dauerhaft nebeneinander existieren können. Auf diese Weise gehen Kunden in beide Geschäfte, je nachdem wann der Laden geöffnet ist oder was gerade vom Kunden gewünscht wird. Einige Möglichkeiten sind: unterschiedliche Öffnungszeiten; unterschiedliches Sortiment an Broten, Plätzchen, Kuchen und Torten; unterschiedliches Sortiment an weiteren Produkten. 37 4.8 Konkurrenz und ökologische Nischen Wintergoldhähnchen und Sommer1. goldhähnchen vermeiden Konkurrenz Abb. 1-3 Das Konzept der ökologischen ­Nische Wachstum von Gräsern mit und ­ohne Konkurrenz 2., 3. Abb. 4 Grundwissen 3. a) Gemeinsamkeiten Unterschiede Winter- und Sommergoldhähnchen Wintergoldhähnchen Sommergoldhähnchen Leben in ähnlichen Revieren (Mischund Nadelwälder), die gegenüber „Artgenossen“ v­ erteidigt werden. Die Reviere können sich überlappen, ohne dass es zwischen den Arten zu Streitigkeiten kommt. Singvögel Gesang: längere und variablere Gesang: kürzere und weniger v­ ariable ­Phrasen Phrasen Ernährung: jagen häufig an densel- Ernährung: winzige Beutetiere, Ernährung: größere Beutetiere, ben Bäumen Jagdstrategie: suchen ihre Bereiche ­Jagdstrategie: wechseln schnell gründlich nach Beute ab ­zwischen den Zweigen hin und her Aussehen: Sommergoldhähnchen Aussehen: Der Körper der Vögel Aussehen: Durch einen weißen Überund Wintergoldhähnchen ähneln ­erscheint durch das etwas verlän­ augenstreif, erscheint die Art etwas sich. Sie wiegen durchschnittlich gerte Nackengefieder rundlich. Der bunter als das Wintergoldhähnchen. nur etwa fünf Gramm, haben einen Kopf ist dadurch nicht klar vom Der schwarze Streifen über dem gelbgrünen Rücken, der Bauch ist Körper abgehoben. Das Gefieder des Überaugenstreif ist ebenfalls etwas weißlich grau, die Flügel sind dunk- Gesichts ist hell und über das Auge ausgeprägter. ler und haben zwei weiße Flügelverläuft kein dunkler Strich. binden. Überwinterung: ganzjährig im Überwinterung: ziehen im Herbst in ­eigenen Revier klimatisch günstigere Gebiete nach Südeuropa mit guten Nahrungs­ bedingungen. b) In Abbildung 2 ist die Fortbewegung von Winterund Sommergoldhähnchen während der Nahrungssuche in Abhängigkeit von der Zeit dargestellt. Man erkennt, dass Wintergoldhähnchen über einen Zeitraum von circa 20 Minuten nur etwa 100 Meter entfernt suchen, im Gegensatz zu den Sommergoldhähnchen, die in der gleichen Zeit teilweise über 500 Meter zurücklegen. Daraus lässt sich ableiten, 38 dass Wintergoldhähnchen relativ kleine Bereiche gründlich und Sommergoldhähnchen größere Bereiche eher „oberflächlich“ nach Beute absuchen. Abbildung 3 zeigt die Zusammensetzung der Beute der beiden Goldhähnchen. Man erkennt, dass die Art der Nahrung ähnlich ist: Beide fressen Raupen (linkes Diagramm), Spinnen (mittleres Diagramm) und Falter (rechtes Diagramm). Sie unterscheiden sich jedoch in der Größe der Beute. Wintergold- hähnchen bevorzugen eher kleine Beutetiere, Sommergoldhähnchen dagegen deutlich größere. 2. Dort, wo alle drei Grasarten ausgesät wurden (Abbildung 4d), wächst die Trespe im trockenen Bereich des Beetes. Dort, wo sie allein steht (Abbildung 4a), ist ihr Wuchs allerdings im mittleren bis feuchten Bereich besonders üppig, im trockenen Teil des Beetes ist ihr Wuchs deutlich schwächer. Sie wächst also am besten auf mittelfeuchten Böden, zumindest solange sie keine Konkurrenz durch andere Arten hat. Die Aussage ist daher falsch. 3. Alle drei Grasarten haben einen ähnlichen Wuchsbereich. Ohne Konkurrenz wachsen alle drei Grasarten optimal bei einer mittleren Bodenfeuchtigkeit. Werden die drei Grasarten zusammen in einem Beet ausgesät, so herrscht Konkurrenz. In diesem Fall setzt sich Gras c im feuchten Bereich, das Gras b im mittleren und das Gras a im trockenen Bereich durch. Dadurch, dass die drei Grasarten unterschiedliche ökologische Nischen besetzen können, ist ein Nebeneinander der drei Grasarten im selben Lebensraum möglich. 4.9 Vielfalt der Arten Was ist eine biologische Art? Grundwissen Evolution der Artenvielfalt Grundwissen Ordnung in der Artenvielfalt – Das hierarchische System von Linné 1. Jede Art hat eine eigene ökologische Nische 2. Jede Art hat vielfältige Angepasstheiten 3., 4. Abb. 1 Abb. 2, 3 1. a) Das hierarchische System von Linné ist ein Ordnungssystem von Über- und untergeordneten Einheiten. Die Gliederungsstufen sind: Reich, Stamm, Klasse, Ordnung, Familie, Gattung und Art. Jedes Lebewesen kann so auf verschiedenen Gliederungsstufen einer Gruppe zugeordnet werden (hier am Beispiel der Amsel gezeigt): Das Reich der Animalia beinhaltet alle Tiere. Sie lassen sich unterschiedlichen Stämmen zuordnen (z. B. Wirbeltiere, Gliederfüßer). Zum Stamm der Wirbeltiere gehören verschiedene Klassen: Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische. Innerhalb der Klasse der Vögel werden verschiedene Ordnungen verwandter Vogelarten unterschieden, u. a. gibt es die Ordnung der Sperlingsvögel. In dieser Ordnung ist eine Untergruppe, eine Familie, die der Drosseln. Zu den Drosseln gehören neben anderen Gattungen alle Arten der Gattung „echte Drossel“ (lat. Turdus). Ein Vertreter dieser Gattung ist die Art Amsel. Der lateinische Artname der Amsel setzt sich aus zwei Worten zusammen, wobei der erste Name gleichzeitig die Gattung angibt: Turdus merula. b) (zu dieser Aufgabe sind hier nur die wichtigsten Merkmale genannt) Gemeinsame Merkmale der Klasse „Vögel“: Federn, Vorderextremitäten zu Flügeln umgewandelt, beschalte Eier, Lungen, innere Befruchtung, gleichwarm Gemeinsame Merkmale des Stamms „Wirbeltiere“: Wirbelsäule, Innenskelett, Kopf, Rumpf, zwei Extremitätenpaare, komplexes Nervensystem mit Gehirn Gemeinsame Merkmale des Reichs „Tiere“: hetero- 39 troph (müssen energiereiche organische Verbindungen mit der Nahrung aufnehmen), Aufbau aus charakteristischen tierischen Zellen (ohne Zellwand). 2. Wenn zwei Arten dieselbe ökologische Nische haben, treten sie in direkte Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum. Mit der Zeit wird die Art mit den besseren Angepasstheiten sich gegenüber der anderen Art durchsetzen (erhöhter Fortpflanzungserfolg, natürliche Selektion) und die unterlegene Art stirbt aus. 3. a) Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel, Säugetiere. b) Die Arten A – G besitzen jeweils eine Wirbelsäule. Der geschlossene Blutkreislauf ist ein weiteres Merkmal, das bei allen genannten Arten vorkommt. Alle Arten gehören demnach zum Stamm der Wirbeltiere. Art A: Das Merkmal „Eiablage an Land“ kann zunächst für Reptilien und für Vögel zutreffen. Die Eigenschaft „gleichwarm“ schließt die Klasse der Reptilien aus. Die Art A gehört zur Klasse der Vögel. Dazu passen auch die Merkmale „vier Extremitäten vorhanden“ (Vorderextremitäten zu Flügeln umgewandelt) und „Lungenatmung“. Art B: Die Merkmalskombination „Eiablage im Wasser“ und „wechselwarm“ gilt für die Klasse der Fische und die der Amphibien. Da die Merkmale „Metamorphose“ und „zumindest teilweise Lungenatmung“ nicht zutreffen, scheidet die Klasse der Amphibien aus. Die Art A gehört zur Klasse der Fische. 40 Art C, E und F: Die Merkmalskombinationen der drei Arten sind identisch. Das Merkmal „Junge werden gesäugt“ trifft ausschließlich für die Klasse der Säugetiere zu. Dazu passen die weiteren Merkmalskombinationen „gleichwarm“, „Junge werden lebend geboren“, „vier Extremitäten vorhanden“ und „Lungenatmung“. Die Arten C, E und F gehören zur Klasse der Säugetiere. Art D: Das Merkmal „Metamorphose“ tritt im Stamm der Wirbeltiere ausschließlich bei Amphibien auf. Dazu passen die weiteren Merkmalskombinationen „Eiablage im Wasser“, „wechselwarm“, „zumindest teilweise Lungenatmung“ und „vier Extremitäten vorhanden“. Die Art D gehört zur Klasse der Amphibien. Art G: Die Merkmalskombination „­ wechselwarm“ und „Eiablage an Land“ trifft für die Klasse der Reptilien zu. Dazu passen auch die weitere Merkmalskombination„vier Extremitäten vorhanden“ und „zumindest teilweise Lungenatmung“. Die Art G gehört zur Klasse der Reptilien. 4. Individuelle Lösungen, z. B. Vergleich von Blütendiagrammen. Die Rosengewächse sind eine Pflanzenfamilie mit krautigen Pflanzen, Sträuchern oder Bäumen. Sie haben meist Blüten mit doppelter Blütenhülle und einem deutlich ausgeprägten Blütenbecher. Zur Familie gehören neben den Rosen auch Apfel und Birne. Die Korbblütler sind eine Pflanzenfamilie mit typischen Blütenständen in Form eines Körbchens. Die Blütenkörbe sehen wie Blumen aus, in denen viele kleine Einzelblüten zusammengefasst sind. 4.10 Nahrungsnetze in einem Mischwald Nahrungsketten und Nahrungsnetze 1. a, b Abb. 1, 2 Totholz und Artenvielfalt 1. c Anreicherung von Schadstoffen in Nahrungsketten 2. Artenreicher Waldrand 3. Abb. 3 1. a) Laub und Früchte → Springschwänze → Meisen → Raubvogel Laub und Früchte → Springschwänze → Meisen → Marder Laub und Früchte → Mäuse → Raubvogel Laub und Früchte → Regenwürmer Blätter → Springschwänze → Meisen → Raubvogel Blätter → Springschwänze → Meisen → Marder Blätter → Raupen → Ameisen → Buntspecht → Raubvogel Blätter → Raupen → Ameisen → Buntspecht → Marder Totholz → Springschwänze → Meisen → Raubvogel Totholz → Springschwänze → Meisen → Marder Totholz → Käfer/Käferlarven → Buntspecht → Raubvogel Totholz → Käfer/Käferlarven → Buntspecht → Marder Totholz → Pilze b) Individuelle Lösung. c) Die Formulierung „Auf natürliche Weise sterbende Bäume sind aus wirtschaftlicher Sicht nicht erwünscht“ bedeutet für die Waldwirtschaft, dass solche Bäume frühzeitig aus dem Wald entfernt werden sollten. Stellungnahme: Individuelle Lösungen, z. B.: Die Aussage ist nicht sinnvoll. Totholz bietet die Nahrungsgrundlage für viele Organismen, insbesondere Pilze und Lebewesen des Walbodens. Da- durch wird die Artenvielfalt im Lebensraum Wald gefördert. Die Biomasse des Totholzes steht auch am Anfang eines Stoffkreislaufs, in dem Mineralsalze im Boden z. B. jungen Bäumen wieder als Pflanzennährstoffe zur Verfügung stehen. 2. Die Nahrungskette beginnt mit Eichenblättern. In einer großen Menge an Biomasse dieser Blätter finden sich 10 rote Punkte, welche die Schadstoffkonzentration von PCB in relativen Einheiten darstellen. Käfer bilden das nächste Glied in der Nahrungskette. Die Käfer nehmen im Laufe der Zeit eine größere Menge Eichenblätter als Nahrung auf. Daraus folgt eine Zunahme der Schadstoffkonzentration, da dieser kaum ausgeschieden wird und sich in bestimmten Geweben anreichert. In der Biomasse der Käfer sind jetzt 11 relative Einheiten PCB vorhanden. Größere Mengen dieser Käfer dienen einem Buntspecht als drittem Glied dieser Nahrungskette als Nahrung. Es erfolgt eine weitere Schadstoffanreicherung. In der Biomasse dieser Buntspechte findet sich eine Konzentration von 30 relativen Einheiten PCB. In der Biomasse eines Raubvogels als letztem Glied dieser Nahrungskette beträgt die PCB-Konzentration etwa 45 relative Einheiten. 3. Mögliche Hypothese: Die günstigen Lichtverhältnisse an den Waldrändern bieten ideale Bedingungen für sehr viele Tier- und Pflanzenarten. Hier kann sich daher ein strukturreicher Waldrand entwickeln. Der Strukturreichtum wird z. B. noch erhöht durch vorhandenes Totholz, durch Steinhaufen, Brennnessel- und Brombeerdickichte, vegetationsfreie Stellen oder angrenzende Wasserflächen. Die blühenden und fruchtenden Kräuter, Sträucher und Bäume spenden Nahrung und Deckung für eine Vielzahl von Lebewesen. Natürliche Feinde von Schadinsekten finden Unterschlupf. Da am Waldrand Wald und offene Landschaft zusammentreffen, leben hier auch Vertreter beider Lebensräume gemeinsam. Zudem finden auch Arten einen Lebensraum, die nur in derartigen Grenzbiotopen leben. Der Waldrand bietet daher die Voraussetzungen für ein sehr komplexes Nahrungsnetz. 41 4.11Stoffkreisläufe Die Stoffe durchlaufen in einem Ökosystem einen Kreislauf 1., 3. Fotosynthese und Zellatmung 4. Abb. 1 Abb. 2 Produktivität von Ökosystemen im Vergleich 5. Nutzung nachwachsender Rohstoffe 2. Abb. 4 Abb. 3 1. a) Pflanzen nehmen Wasser, Mineralsalze und Kohlenstoffdioxid auf. Sie produzieren Biomasse und bilden die Nahrung für Konsumenten 1. Ordnung. Diese können wiederum von Konsumenten zweiter Ordnung gefressen werden. Überreste von Produzenten und Konsumenten werden durch Pilze und Bakterien wieder zu Mineralien und Kohlenstoffdioxid umgewandelt, die erneut von Pflanzen aufgenommen werden können. Der Stoffkreislauf ist geschlossen. b) Der Energiefluss ist zu ergänzen: Einspeisung durch die Sonne an die Produzenten, Wärmeverluste auf jeder Ernährungsebene, bei Produzenten und Konsumenten, aber auch bei der Mineralisierung (unterer Kasten). c) Energie wird von einer Quelle (der Sonne) gespeist und fließt nur in eine Richtung, von den Produzenten zu den Konsumenten und letztlich zu den Destruenten (Zersetzern). Die nutzbare Energiemenge nimmt bei jedem Umwandlungsschritt durch die Abgabe von Wärme ab. Die Energie wird kontinuierlich entwertet. Die Stoffe folgen einem durch die Sonnenenergie betriebenen Kreislauf aus Aufbau von Biomasse, Zerlegung in Kohlenstoffdioxid, Wasser und Mineralsalzen und einem erneuten Aufbau von ­ Bio­masse. 42 2. a) Individuelle Lösung, z. B.: Pro-Argumente: Erneuerbare Energien erschöpfen sich nicht in absehbarem Zeitraum. Sie stehen auch in Zukunft zur Verfügung. Im Gegensatz dazu erneuern sich fossile Brennstoffe zwar ebenfalls, allerdings dauert dies einige Millionen Jahre. Es gibt viele Gründe, Energie effizient einzusetzen: Kostensenkung, Einsparung von Ressourcen und Schonung des Klimas durch Nutzung von Sonnenenergie, Windenergie, Wasserkraft und Bioenergie. Contra-Argumente: Für die Nutzbarmachung der Energie von Wind, Wasser und Co. sind meist Eingriffe in die Landschaft nötig. Windräder z. B. stören manche Menschen optisch und akustisch. Die Anlagen können Vögel beim Brüten und dem Vogelzug stören. Der Bau von Stauseen vernichtet bestehende Biotope. Außerdem verlieren teilweise Menschen ihr Land und ihr Zuhause. Die Energien von Wind und Sonne sind nicht stetig vorhanden. Ihre Speicherung ist schwierig. b) Individuelle Lösung, z. B.: Der Nutzungskonflikt um Anbauflächen für nachwachsende Rohstoffe einerseits und Pflanzen, die der Ernährung dienen andererseits, wirft ethische und kulturelle Fragen auf. Diese müssen jeweils differenziert und global, aber auch für jede jeweilig betrachtete Region erörtert werden. c) Individuelle Lösung, z. B.: Die Abbildung zeigt den Idealfall der Nutzung nachwachsender Rohstoffe: Die organischen Rohstoffe werden aus Pflanzenmaterial gewonnen (Extraktion). Aus den Rohstoffen werden verschiedenste Materialien und Produkte hergestellt. Nach Ablauf ihrer Nutzungsdauer werden die Produkte kompostiert und von den Destruenten im Kompost in ihre Bestandteile zerlegt. Der Kompost enthält die freigesetzten Mineralsalze und wird als Dünger auf den Boden aufgebracht. Dort wachsen mit Hilfe Sonnenenergie und der Fotosynthese neue Pflanzen, die wiederum als Rohstoffquelle verwendet werden. In der Realität ist der dargestellte kurze Kreislauf nicht so einfach zu erreichen. Beispielsweise sind einige Kunststoffe, auch wenn sie aus nachwachsenden Rohstoffen entstanden sind, nur schwer zu zersetzen. Außerdem enthalten die Materialien oft auch weitere Substanzen, z. B. Farben oder andere Chemikalien, die im natürlichen Kreislauf nicht zu finden wären. 3. Eine Unterscheidung von Konsumenten 2. und 3. Ordnung hängt von der Nahrung ab. Frisst die Eule einen Pflanzenfresser (Konsument 1. Ordnung), kann man sie als Konsumenten 2. Ordnung ansehen. Frisst sie ein Tier, das sich von anderen Tieren ernährt, wird sie eher als Konsument 3. Ordnung angesehen, da ihre Nahrung aus Konsumenten 2. Ordnung besteht. 4. Bei der Fotosynthese werden die energiearmen anorganischen Stoffe Kohlenstoffdioxid und Wasser unter Energieaufwand zu dem energiereichen organischen Stoff Glucose umgewandelt. Sauerstoff entsteht ebenfalls. Bei der Zellatmung sind im Vergleich zur Fotosynthese die gleichen Stoffe in gleicher Menge beteiligt. Energie wird ebenfalls umgesetzt. Sie wird aber nicht für die Reaktion der Ausgangsstoffe benötigt, sondern auf der Seite der Produkte freigesetzt. 5. Während der tropische Regenwald bei Jahresdurchschnittstemperaturen von 25 bis 27 Grad Celsius wächst, betragen die Durchschnittstemperaturen im mitteleuropäischen Wald etwa 7 Grad Celsius. Auch die Niederschläge und die Luftfeuchtigkeit sind im mitteleuropäischen Wald bei weitem nicht so hoch wie im tropischen Regenwald. Der Einfluss der Jahreszeiten auf unsere Wälder macht sich unter anderem beim Blattaustrieb, beim Blühen, bei der Fruchtbildung und beim Blattfall bemerkbar. Mitteleuropäische Wälder sind nicht so artenreich wie tropische Regenwälder. Mögliche Gründe für die unterschiedliche Produktivität der Ökosysteme: Im tropischen Regenwald gibt es viele Niederschläge, hohe Lichtintensität und ganzjährig hohe Temperaturen. Durch sehr dichten Bewuchs und Stockwerkaufbau kann das einfallende Licht sehr effektiv genutzt werden. Laub- und Nadelwälder kommen in Gebieten vor, in denen die Vegetationsperiode nur ein halbes Jahr andauert. Die Temperaturen sind geringer als im tropischen Regenwald. Trotz des dichten Baumbewuchses erreichen Wälder wegen der verkürzten Vegetationsperiode nicht die Produktivität des tropischen Regenwaldes. In der Savanne sind die Temperaturen und die Niederschläge niedriger als im Regenwald. Der Bewuchs aus Gräsern und vereinzelten Bäumen kann das Sonnenlicht nicht effektiv nutzen. Beim Weizenfeld liegt ebenfalls eine verkürzte Vegetationsperiode vor, da es abgeerntet wird. Der einheitliche Grasbewuchs kann das Licht nicht so effektiv nutzen wie ein Wald. Die Biomasseproduktion von Halbwüsten und Wüsten wird vor allem durch Wassermangel begrenzt. 4.12 In Nahrungsketten fließt Energie Energiefluss in Ökosystemen 1. Abb. 1, 2 Energie aus der Nahrung 2. Abb. 3 Verkürzung der Nahrungskette 3. Abb. 4 1. a) Abbildung 2 zeigt vier Ernährungsstufen mit dem jeweiligen Energiegehalt der einzelnen Stufen. Man erkennt, dass von der ersten Ernährungsstufe (Pflanzen) bis hin zur vierten Ernährungsstufe (Tertiärkonsument) der weitergegebene Energiegehalt zehn Prozent der vorherigen Ernährungsstufe ist. Auch in Abbildung 1 ist die Energieentwertung deutlich. Die Abbildung zeigt, dass auf jeder Stufe ein großer Teil der Energieentwertung auf die Abgabe von Wärme zurückgeht (kenntlich gemacht durch die Wärme-Pfeile) und ein kleinerer Teil auf 43 den Verlust chemischer Energie in Form von Ausscheidungen und totem organischen Material. b) Die Sonne liefert die Energie für alle Lebewesen. Die Pflanzen wandeln diese Energie durch die Fotosynthese in chemische Energie um, die andere Konsumenten dann nutzen. Ein Großteil der Energie wird pro Ernährungsstufe in Form von Wärme für das System entwertet. c) Die Nahrungsmenge (Energiegehalt) würde für mehr Stufen nicht reichen. 2. a) Abbildung 3 zeigt die prozentualen Anteile der Energieumwandlung. Der Salamander gibt 32 Prozent der in der Nahrung enthaltenen Energie als Wärme und 19 Prozent über den Kot ab; 49 Prozent nutzt er zum Aufbau seiner Körpersubstanzen. Im Gegensatz dazu verliert die Maus 81 Prozent über die Wärmeabgabe und 17 Prozent durch den Kot. Lediglich zwei Prozent können zum Aufbau der Körpersubstanzen genutzt werden. Die Ursache liegt darin, dass die Maus ein gleichwarmes Tier ist und zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur sehr viel Stoffwechselenergie investieren muss. Der Salamander ist ein wechselwarmes Tier, seine Körpertemperatur hängt von der Umgebung ab. b) Lachse sind Fische und damit wechselwarme Tiere. In den Aquafarmen sind ihre Lebensfunktionen in ihrer Intensität den relativ niedrigen Wassertemperaturen angepasst. Der Energiegehalt der Nahrung wird nicht zur Aufrechterhaltung einer höheren Körpertemperatur genutzt. Dadurch wird entsprechend mehr Energie der Nahrung in den Aufbau von Körpersubstanzen investiert als dies bei Schweinen als gleichwarme Organismen möglich ist. Bei gleichwarmen Tieren ist die Energieentwer- 44 tung der Nahrung durch die höhere Wärmeabgabe größer als bei wechselwarmen Tieren. 3. Gezeigt sind vier Nahrungspyramiden. Die Basis jeder Pyramide stellt die Organismen des pflanzlichen Planktons als Produzenten dar. Darüber sind die Primär-, Sekundär- und Tertiärkonsumenten und zuletzt der Konsument „Mensch“ angeordnet. Links: Ein Mensch ernährt sich von 360 Dorschen, die wiederum von 90 000 Sandaalen usw. Der stufenweise Abbau von Biomasse und die fortschreitende Entwertung der Energie in Nahrungsketten zu Wärme haben zur Folge, dass für den Menschen als Endverbraucher und letztes Glied der Nahrungskette nur wenig der ursprünglich im pflanzlichen Plankton gebundenen Energie zur Verfügung steht. Von links nach rechts wird immer die Stufe unterhalb des Menschen weggelassen. Die Nahrungskette wird also verkürzt. Fehlen die Dorsche, können statt eines Menschen jetzt 30 Menschen leben, da nicht mehr so viel der ursprünglich im pflanzlichen Planktongebundenen Energie entwertet wird. Fehlen als Konsumenten auch die Sandaale und das pflanzliche Plankton (rechte Pyramide), können daher von der in 1000 Tonnen pflanzlichem Plankton enthaltenen Energie nun 2000 Menschen leben. Mögliche Aussage: Durch die lange Nahrungskette wird sehr viel pflanzliches Plankton benötigt, um einen Menschen als Endverbraucher zu ernähren. Das bedeutet: eine Verkürzung der Nahrungskette erhöht die Energieausnutzung. Menschen, die sich überwiegend von Pflanzen ernähren, nutzen die durch Pflanzen gebundene Energie daher effektiver als hauptsächlich Fleisch verzehrende Menschen. 5 Ökosystem See 5.1 Lebensraum Süßwasser Lebensraum Süßwasser Abb. 1 Abiotische Faktoren und Angepasstheiten Abb. 1, 2 Einteilung von Gewässern – Steckbriefe 1., 2. Ein Fluss 3. Abb. 1, 2, 3 1. a) Gewässer a Gebirgsbach b Talsperre (künstlich angelegter See) c Teich d schiffbarer Kanal e überschwemmte Wiese f Baggersee/Badesee g Tümpel im Wald b) Steckbrief 4 5 Steckbrief 2 – 1 3 7 6 8 Gewässer Kleinstgewässer Teich c) Steckbrief zur Talsperre: große Wasserfläche, in Bergregion gelegen, sehr tief, Strömung gering bis fehlend, Wasserstand kann im Laufe eines Jahres über mehrere Meter schwanken, daher kein deutlicher Uferbewuchs, Wasser meist klar und kalt d) Einteilung von Gewässern Kleinstgewässer Tümpel Weiher Teich See Bach Fluss Steckbrief 4 7 – 5 6 1 3 (hier kanalisiert) 2. Individuelle Lösung, z. B.: Ein Fluss im Tiefland hat oft ein Flussbett aus feinem Material z. B. aus Sand. Der Flusssaum wird von natürlichen Wällen oder Abbruchkanten gebildet, die bei Hochwasser überflutet werden können. So ist auch die Umgebung des Flusses durch ihn geprägt, sofern nicht Deiche verhindern, dass er über die Ufer tritt. Der Flusslauf verläuft häufig bogen- oder schlängelförmig (Mäander) durch Wiesen, Auen und sumpfiges Land. Der Fluss erwärmt sich als tiefes Fließgewässer nur langsam, Der Sauerstoffgehalt kann an der Oberfläche durch Strömungen, Wellenbildung und Regen hoch sein. In größeren Tiefen fehlen diese Einflüsse, sodass dort der Sauerstoffgehalt niedriger sein müsste. 45 5.2 Nahrungsbeziehungen im See Was lebt in einem See? Abb. 1 Beziehungen zwischen den ­Organismen Abb. 1, 2 2. Basiskonzepte 3. Abb. 1 1. Mückenlarve Stockente Stichling Haubentaucher c) Zum Nahrungsspektrum der Spitzschlammschnecke zählen neben Algen weiche und verrottende Teile anderer Wasserpflanzen. Die Schnecke selbst zählt zum Nahrungsspektrum der Stockente. Rohrkolben Schilf Seerose Froschlöffel Stockente Wasserpest Wasserlilie Spitzschlamm schnecke a) Gemeinsamkeiten: gehören zu einer Biozönose, Mitglieder einer oder mehrerer Nahrungsketten Unterschiede: Produzenten produzieren Biomasse, Konsumenten ernähren sich von der Biomasse anderer Lebewesen und Destruenten nutzen die Biomasse toter Lebewesen als Nahrung und bauen diese dabei ab. b) Biozönose: Ein See ist ein abgrenzbarer Lebensraum mit den verschiedensten Organismen. Diese stehen untereinander in Beziehung, sie bilden eine Lebensgemeinschaft. Die Gesamtheit einer solchen Lebensgemeinschaft wird als Biozönose bezeichnet. Die Wechselwirkung besteht über Nahrungsbeziehungen zwischen Produzenten, Konsumenten und Destruenten. Biotop: Der Lebensraum mit den dort herrschenden abiotischen Faktoren wird als Biotop bezeichnet. Zu den abiotischen Faktoren zählen die Sonneneinstrahlung, die Wassertemperatur und die Wassertiefe. Auch der Gehalt an Mineralsalzen nimmt Einfluss auf das Wachstum der Produzenten. Eine besondere Bedeutung hat der Sauerstoffgehalt des Gewässers. Ökosystem: Es besteht aus dem Biotop und der zugehörigen Biozönose. Man kann den See als ein gro- 1. b Einflüsse auf Lebewesen → Biotop, Biozönose, Ökosystem Abb. 2 1. a, 2. a) 1-12: Produzenten: Pflanzen, die Fotosynthese betreiben. Sie stellen mit Hilfe des Sonnenlichts aus den energiearmen Stoffen Wasser und Kohlenstoffdioxid energiereiche Glucose her. Sauerstoff wird abgegeben. 13-25: Konsumenten: Tiere, die energiereiche pflanz­ liche oder tierische Biomasse als Nahrung aufnehmen. Kohlenstoffdioxid und Wasser werden abgegeben. 26, 27: Destruenten: Kleinlebewesen, die totes organisches Material als Nahrung aufnehmen und zu anorganischen Stoffen abbauen. b) Gelbrandkäfer Produzenten, Konsumenten, ­Destruenten 46 ßes Ökosystem mit vielen kleineren Lebensräumen ansehen. Diese Lebensräume wie der Uferbereich, die Wasseroberfläche, das tiefere Wasser und der Untergrund stehen über Vernetzungen miteinander in Verbindung. Wasserlinse Hornblatt Tausendblatt d) Teichmuscheln filtrieren Schwebstoffe aus dem Angelgewässer. Diese bestehen aus abgestorbenen Pflanzenteilen, zersetzten Tierteilen und Plankton. Dadurch tragen sie dazu bei, dass das Gewässer klar bleibt. 3. Beispiele für Zuordnungen: Struktur und Funktion: Mückenlarven hängen an der Wasseroberfläche und atmen durch ein Rohr am Hinterleib. Erwachsene Mücken saugen Pflanzensäfte oder sind Blutsauger. Diese Angaben verdeutlichen auch den Bau der Organismen, mit dem sie an eine bestimmte Aufgabe, hier die Atmung und die Ernährung, besonders angepasst sind. Viele Informationen zu Struktur und Funktion erkennt man auch in Abbildung 1, z. B. bei den Flügeln der Stockenten. Variabilität und Angepasstheit: Die jeweiligen Bereiche des abgebildeten Sees sind von Lebewesen besiedelt, die an die jeweiligen Bedingungen angepasst sind. So ist z. B. der Stichling durch seine Kiemen an die Sauerstoffaufnahme im Wasser angepasst. Stoff- und Energieumwandlung: Produzenten, z. B. Wasserlinsen oder Algen, bauen durch die Fotosynthese aus Kohlenstoffdioxid und Wasser mit Hilfe der Energie des Sonnenlichts energiereiches organisches Material auf, das den Konsumenten, z. B. den Stockenten, und Destruenten, z. B. der Spitzschlammschnecke, als Nahrung dient. Dabei finden sowohl eine Stoffumwandlung als auch eine Energieumwandlung statt. 6.3 Zonen im See Fachbegriffe der Ökologie 1. Grundwissen Lebewesen in und an einem See 2. a Abb. 1 Beziehungen im See 2. b-d Abb. 1, 2 Angepasstheiten von Schilf und ­Gelber Teichrose 3. Abb. 2, 3 1. Zonen des Sees Abiotische Faktoren Bruchwaldzone unterschiedliche Wasserstände, hoher Grundwasserspiegel, manchmal starker Wind Röhrichtzone flaches Wasser, Schlamm als Untergrund, Sauerstoffarmut im Schlammbereich, geringere Wassertiefe, ggf. Wellengang Schwimmblattzone flaches Wasser, Schlamm als Untergrund, Sauerstoffarmut im Schlammbereich, w ­ eniger geringe Wassertiefe, ggf. ­Wellengang Tauchblattzone tieferes Wasser, geringe Lichtstärke in der Tiefe, Boden häufig dick mit Schlamm bedeckt, Schlammschicht ohne Sauerstoff, Faulgase bei anaeroben Bedingungen 47 2. Strukturen Buchenblatt Blatt der Gelben Teichrose Angepasstheiten der Gelben Teichrose Kutikula bedeckt die obere ­Epidermis nicht vorhanden Die Funktion der Kutikula ist bei den Laubblättern der Verdunstungsschutz. Erbliche Merkmale unterliegen der natürlichen Selektion Die Schwimmblätter der Gelben Teichrose befinden auf und unter der Wasseroberfläche, sodass eine Kutikula kein vorteilhaftes Merkmal darstellt. Obere größere Zellen ohne Chloro- kleinere, grün gefärbte Über die Spaltöffnungen erfolgt ein Gas­Epidermis plasten ­Zellen in lockerer Anordaustausch. Durch Lufträume im Blattge­ nung, Spaltöffnungen webe gelangt Luft bis in den Wurzelbereich im anaeroben Schlamm. Dieser erhält dadurch auch den Sauerstoff der Luft. Palisaden- dichte Schicht aus langgelockere Schicht aus lang­ In den Chloroplasten findet Fotosynthese gewebe streckten Zellen mit vielen gestreckten Zellen mit statt. Die lockere Anordnung gewährleistet Chloroplasten ­Chloroplasten eine Durchlüftung. Schwamm- Unregelmäßig geformte, Mehr rund geformte, Neben der Funktion der Durchlüftung begewebe chloroplastenhaltige Zellen, chloro­plastenhaltige kommen die Schwimmblätter durch Luftzwischen denen sich mit Luft Zellen, die Luftkammern kammern Auftrieb. gefüllte Hohlräume befinden umschließen Festigungs­ fehlen Regelmäßig z­ wischen den Festigungselemente stabilisieren die Luftelemente Zellen des Schwamm­ kammern und fördern die Durchlüftung. gewebes verteilt Untere größere Zellen ohne Chloro- kleinere, grün gefärbte Licht gelangt durch das lockere Blattgewe­Epidermis plasten, die mit Spaltöffnun- ­Zellen, ohne Spaltöffnun- be bis in den Bereich der unteren Epidergen in Kontakt sind gen mis und wird absorbiert. Spalt­ in die untere Epidermis ein- in der oberen Epidermis Ein Gasaustausch mit der Luft ist in der öffnungen gelagert unteren Epidermis nicht möglich, da das Blatt der Gelben Teichrose auf dem Wasser liegt. Die Spaltöffnungen befinden sich als Angepasstheit in der oberen Epidermis. 3. Die Standorte für Schilfrohr und Gelbe Teichrose sind sehr ähnlich (schlammiger Uferbereich), sie überlappen sich zum Teil. Die Wurzeln dieser Pflanzen benötigen Sauerstoff, den sie nicht aus der direkten Umgebung beziehen können (anaerobe Umgebung). Beide Pflanzen haben im Innern jedoch miteinander verbundene Hohlräume, die ein System zur inneren Belüftung bilden. Mit den vielen Wurzeln und den verzweigten Wurzelsprossen sind beide Pflanzen fest im Boden verankert. Beide Arten vermehren sich durch Ausläufer und Früchte, die allerdings auf unterschiedliche Art verbreitet werden. Schilf ist auf flaches Wasser spezialisiert. Die starre Sprossachse ermöglicht ein 48 dichtes Zusammenstehen der Pflanzen. So benötigen die Fotosynthese betreibenden Blätter ebenfalls wenig Platz. Zwischen den Schilfpflanzen bleibt für andere Pflanzenarten wenig Platz und Licht. Im tieferen Wasser ist eine starre Sprossachse ungünstig, weil sie Wellen und Strömungen mehr Widerstand bietet. Die Gelbe Teichrose besitzt eine flexible Sprossachse, die aber nicht starr genug ist, um Blätter außerhalb des Wassers zu tragen. Sie besitzt Schwimmblätter, die vom Wasser getragen werden. Im Überlappungsbereich der Standorte beider Pflanzen konkurrieren die beiden Arten hauptsächlich im Wurzelbereich um den Platz durch die Bildung von Ausläufern. 5.4 Fressen und gefressen werden – der Wasserfloh Mikroskopieren von Wasserflöhen 1. Männchen, Dauereier und Jahreszeit Abb.1, 2 Fortpflanzung bei Wasserflöhen 2. Grundwissen 1. a) Individuelle Lösung. b) Individuelle Lösung. 2. a) Schlüpfen von Weibchen im Frühjahr → nach Geschlechtsreife (6 Tage): Legen von bis zu 20 unbefruchteten Eiern alle drei Tage, den ganzen Sommer über → Daraus schlüpfen Weibchen, un- 3. a) Wasserflöhe besitzen als Angepasstheit das erbliche Merkmal, Helm und Stachel ausbilden zu können, wenn Kairomone als Signalstoffe vorhanden sind. Diese Stoffe werden von Räubern freigesetzt, wenn sie Wasserflöhe fressen. Sind nur wenige Räuber vorhanden, gelangen Kairomone in sehr geringer Konzentration in das Gewässer. Offenbar genügt 4. Abb.5 Feindabwehr 3. Abb.3, 4 ter bestimmten Bedingungen entstehen aus einigen Eiern auch Männchen → Herbst: Weibchen und Männchen → Befruchtung von zwei Eiern in den Weibchen → Aufbewahrung im Brutraum → Hülle um die Eier bei der nächsten Häutung → Dauereier → Überwinterung → Im Frühjahr Schlüpfen von Weibchen b) Ein Weibchen kann in 18 Tagen bis zu 246 140 Nachkommen haben (siehe Skizze). die freigesetzte Menge nicht, das Wachstum von Helm und Stachel zu veranlassen. Wasserflöhe mit Helm und Stachel kommen in einer Umgebung mit vielen Räubern als natürliche Feinde vor. Die Nachkommen besitzen diese vorteilhaften Merkmale nicht erst nach einigen Tagen sondern schon zu Beginn ihres Lebens. Sie sind dadurch in dieser Umgebung sofort geschützt. 49 b) 4. In der Nacht halten sich Wasserflöhe in den oberen Gewässerschichten auf, egal ob Fressfeinde im Gewässer vorhanden sind oder nicht. Am Tag bleiben sie in diesen Schichten, wenn keine Fressfeinde da sind. In einem Gewässer mit Fressfeinden suchen die Wasserflöhe dagegen am Tag tiefere Gewässerschichten auf. Das hat vermutlich den Vorteil, dass sie von den Fressfeinden nicht so leicht gesehen und erbeutet werden können. Es handelt sich um eine Angepasstheit durch erblich bedingte vorteilhafte Verhaltensweisen. Bei Nahrungsmangel werden Männchen und Dauereier gebildet, Das kann zu Beginn von Hitze- oder Trockenperioden sein, oder im Herbst. Die Bildung von Dauereiern wird noch verstärkt durch eine kürzere Tageslänge, wie sie im Herbst auftritt. Im Herbst kommt es durch zurückgehendes Algenwachstum ebenfalls zu Nahrungsmangel. Durch die Kombination von Nahrungsmangel und kurzer Tageslänge ist gewährleistet, dass im Herbst viele Dauereier entstehen, die den Winter überdauern können. 5.5 Stoffkreislauf im See Stoffkreislauf und Energiefluss 1., 3. Abb. 1 Nahrungspyramide 2., 4. Abb. 2, 3 Eine neue Art verändert den ­Lebensraum 5. Abb. 4 1. a) Pflanzen (Produzenten) wandeln die Energie der Sonne in organische Substanzen um (a). Diese Substanzen enthalten chemische Energie. Die Pflanzen werden von den Konsumenten 1. Ordnung gefressen(b); diese wiederum von Konsumenten 2. Ordnung usw. (c, d). Am Schluss dieses Kreislaufs stehen die Destruenten (e); sie bauen die abgestorbene Biomasse in Kohlenstoffdioxid, Mineralsalze und Wasser ab und machen sie so wieder zugänglich für die Pflanzen. 50 Bei jedem „Schritt“ wird ein Teil der Energie für den eigenen Körperaufbau verwendet (10 %); der Rest wird für Lebensvorgänge genutzt beziehungsweise geht als Wärme verloren (90 %). Wenn man den Weg über alle dargestellten Stufen betrachtet, sind in der Stufe e noch 0,01 % der Energie der Stufe a enthalten (a: 100 % → b: 10 % → c: 1 % → d: 0,1 % → e: 0,01 %). b) Die „Stoffe“ durchlaufen einen Kreislauf: Angefangen von den Produzenten über die Konsumenten und Destruenten wieder zu den Produzenten. Die Energie kommt von der Sonne. Sie wird im Laufe der Nahrungskette entwertet und geht als Wärme verloren. Daher spricht man nicht von einem Kreislauf, sondern von einem Energiefluss. 2. 100 g Kleinfische → 1 kg Büschelmückenlarven → 10 kg Wasserflöhe → 100 kg Plankton. Die ursprüngliche Energie für das Wachstum des pflanzlichen Planktons kommt über die Fotosynthese aus der Energie der Sonne. 3. Wärme Sonne A uss che id fdiox stof lsalze n e hl era r Ko MinWasse ng Tier e Wärme ere e en idung Ti he ssc du ng en Au re Tie t to e tot Wärme en tote zen lan f P tote i he c s Aus idu Wärme Wärme Begründung: Die Ausscheidungen der Tiere enthalten organische Stoffe, die von den Destruenten in anorganische Stoffe umgewandelt werden. Die Produkte, Mineralsalze, Kohlenstoffdioxid und Wasser, werden von den Produzenten aufgenommen. 4. 5. a) Die Nahrungspyramide stellt eine Nahrungskette grafisch dar. Die „Basis“ stellen die Pflanzen als Produzenten dar, darauf aufbauend folgen die Konsumenten, die von ihnen leben. Das Schema hat die Form einer Pyramide, da die Anzahl der Konsumenten, die von den Lebewesen der darunter liegenden Stufe leben, immer geringer ist, als die Anzahl der Lebewesen der unteren Schicht. b) Beide Modelle stellen die Nahrungskette Produzent → Konsument dar. Der Unterschied besteht in der Art und Weise der Darstellung. Anhand des Pyramidenmodells lassen sich keine quantitativen Rückschlüsse ziehen. Im Gegensatz dazu ist dies bei dem Stufenmodell möglich: Es wird deutlich, dass von Stufe zu Stufe etwa 90 Prozent der Energie entwertet werden. Mögliche Hypothese: Die Grünfärbung wurde durch die vielen Algen verursacht. Vor dem Einsetzen der großen Raubfische hatten vielerlei kleine Raubfische die Wasserflöhe und das übrige tierische Plankton dezimiert. So konnten sich die Algen stark vermehren, da sie von den wenigen Wasserflöhen nicht in genügend großer Menge gefressen werden konnten. Aber die kleinen Raubfische, die noch vor Kurzem die Nahrungskette im Peter Lake dominiert hatten, standen nach dem Einsetzen der großen Raubfische nicht mehr länger an der Spitze der Nahrungskette. Die eingesetzten Raubfische hatten die Anzahl der kleinen Raubfische deutlich verringert. In der Folge wurde nicht mehr so viel tierisches Plankton gefressen. Die Zahl der Wasserflöhe und anderen Kleinstlebewesen nahm wieder zu. So wurden durch sie nun viel mehr Algen gefressen und das Wasser im Peter Lake wurde klar. 51 5.6 Überdüngung eines Sees 2. Zeitungsartikel „Blaualgen töten Tausende Fische im Dümmer“ Abb. 1 Eutrophierung eines Sees 1. 3. Abb. 2 Versuche zum Pflanzenwachstum 2. Die Dümmerproblematik 3. Abb. 4 Sichttiefen im Plöner See 4. Abb. 3 1. Mineralsalzarmer See mit 5 mg Phosphat pro m3, nur wenig Algen (5 g/m3), daher hohe Sichttiefe → Zufuhr von Mineralsalzen (Dünger, Gülle, Abwasser, ...) → Mineralsalzgehalt steigt bis 1990 auf 80 mg Phosphat pro m3 → Algenwachstum steigt (85 g/m3) → die Sichttiefe nimmt ab → mehr Nahrung für Konsumenten → mehr pflanzenfressende Fische (z. B. Karpfen 20 % → 35 %) und weniger räuberische Fische, da geringere Sichttiefe (Werte 80 % → 65 %) → mehr tote Tiere und Pflanzen → Abbau durch Zersetzer (Bakterienanzahl/ml: 10-100 → 100 000-1 000 000) → erhöhter Sauerstoffbedarf → Sauerstoffmangel (10 mg/l → 3 mg/l) → Sauerstoff reicht nicht → ggf. Massensterben (z. B. der Fische) 52 Individuelle Lösung. Individuelle Lösung. 4. Mögliche Begründung: Im Winter ist die Sichttiefe aufgrund des geringen Algenwachstums im kalten Wasser relativ hoch. Wenn das Wasser im Frühjahr wärmer wird, vermehren sich das pflanzliche Plankton und anderen Algen rasch. Aufgrund der Vermehrung wird das Wasser trübe und erscheint meist grün oder braun. Dadurch sinkt die Sichttiefe ab. Zur Zeit des Anstiegs der Algendichte ist die Zahl des tierischen Planktons noch gering, sodass der Abfall der Sichttiefe relativ steil ist. Die Algen bieten Nahrung für tierisches Plankton, das sich nun schnell vermehrt. Da die Algen die Nahrungsgrundlage des tierischen Planktons sind, nimmt die Menge der Algen ab. In der Folge steigt die Sichttiefe im Mai bzw. Juni wieder an. Sind weniger Algen vorhanden, sinkt zeitversetzt auch die Zahl des tierischen Planktons. Kurz darauf steigt wiederum die Algendichte, da die Algen nicht mehr so stark gefressen werden und die Wassertemperatur und die Sonneneinstrahlung noch hoch sind. So erklärt sich die geringe Sichttiefe im Sommer und Spätsommer. Wenn im Herbst die Tageslänge abnimmt, sterben viele Algen durch Lichtmangel ab und sinken zu Boden. Daher steigt in diesem Zeitraum die Sichttiefe wieder an. Das Wasser ist im Winter, wenn alle Algen abgestorben sind, wieder klar. 6Nachhaltigkeit 6.1 Wälder verändern sich Von der Tundra zum Wald, ­Sukzession Abb. 1 Waldzusammensetzung und Klima 1. Abb. 3, 4 Eigenschaften von Pionier- und Schlussbaumarten 3. Jahresringe und Baumgeschichte 3. Abb. 1, 2, 4 Abb. 5 b) In Abbildung 3 erkennt man, dass sich die Temperatur zwischen 8000 und 6000 Jahren vor heute erhöht hat. Parallel dazu hat sich die Zusammensetzung der Bäume verändert: Es kam zum Rückgang von Birke und Kiefer und zur Zunahme von Hasel, Ulme und Eiche. Auch in den weiteren Jahren zeigt sich, dass sich mit veränderter Temperatur die Zusammensetzung der Bäume verändert. Die bekannten Ansprüche der Bäume lassen Rückschlüsse auf das damalige Klima zu. Vor 10 000 Jahren wuchsen zunächst Arten, die Kälte gut vertragen haben. Diese Pionierbaumarten waren auch in Bezug auf andere Ökofaktoren anspruchslos. Mit höheren Temperaturen wurden diese Arten teilweise durch andere Arten verdrängt, die an höhere Temperaturen besser angepasst waren. 1. 2. a) a) Der Baum ist circa 36 Jahre alt. b) Die Breite der Jahresringe ist abhängig von den Vegetationsbedingungen, die im Jahr vorgelegen haben. Dicke Jahresringe zeigen einen feuchten und warmen Sommer an. Zeit vor heute in Jahren Anteile der Baumarten 10 000 hauptsächlich Birke und Kiefer 18 000 weniger Birke und hauptsächlich Kiefer 16 000 wenig Birke, wenig Kiefer, etwas Hasel, hauptsächlich Ulme, etwas Eiche, wenig Erle 14 000 wenig Birke und Kiefer, mehr Hasel, weniger Ulme, mehr Eiche, etwas mehr ­Erle, vereinzelt Fichte 12 000 wenig Birke, Kiefer, Hasel, Ulme, weniger Eiche, mehr Erle, etwas mehr Rotbuche, wenig Fichte heute wenig Birke, Kiefer, Hasel, Ulme, Eiche, Erle, viel Rot­ buche, wenig Fichte 3. Die Eigenschaften der Bäume, die in Abbildung 2 dargestellt sind, passen zu den Bedingungen, die zu den entsprechenden Zeiten in den jeweiligen Lebensräumen vorgeherrscht haben. Zur Zeit der Pionierbäume waren die Flächen noch nicht voll bewachsen, es gab wenig Konkurrenz, viel Licht und extreme Klimabedingungen. Die „Schlussbäume“ zeichnet aus, dass sie unter Konkurrenz bei weniger extremen Klimabedingungen wachsen können. Typische Pionierarten sind konkurrenzschwach und werden im Verlauf der biologischen Sukzession durch andere Arten verdrängt. Dies ist dadurch zu erklären, dass Vorteile in einem Bereich, wie besonders hohe oder schnelle Samenproduktion, bei limitierten Ressourcen durch Nachteile in anderen Bereichen, z. B. bei der Wuchshöhe, „erkauft“ wer- 53 den müssen. Durch die von den Pionierbaumarten veränderten Standortbedingungen können sich nun andere Arten ansiedeln. Sie sind anspruchsvoller als die Pionierarten und besitzen eine höhere Produktivität. Sie sind durchsetzungsfähiger als die Pionierarten, weil sie über andere ökologische Stra- tegien (zum Beispiel bei der Vermehrung) verfügen, und verdrängen daher die Pionierarten. Auch sie verändern die Standortfaktoren und ermöglichen so noch anspruchsvolleren und produktiveren Pflanzen die Ansiedlung, bis die sehr konkurrenzstarken Schlussbaumarten vorherrschen. 6.2 Nachhaltige Entwicklung 1. Die Heidelandschaft um 1850 – eine Umweltkatastrophe Abb. 1 Nachhaltige Entwicklung – drei ­Säulen der Nachhaltigkeit Grundwissen Kurzreferat: Carlowitz und die „nachhaltende“ Nutzung des Waldes 1. Mehr „nehmen als nachwachsen kann“ 2. Individuelle Lösung. 2. Abb. 2 Individuelle Lösung, z. B. Erläuterungen zu folgenden Themen: – Nutzung fossiler Energieträger (Kohle, Erdöl, Erdgas) –Wasserqualität –globale Ernährungsproblematik –Überfischung der Meere –Regenwaldproblematik –… 6.3 Vom natürlichen Wald zur Waldwirtschaft Waldgeschichte in Mitteleuropa 4. Abb. 1-4 Grundwissen Bevölkerungsentwicklung und Waldnutzung im Mittelalter 2., 3. Heute: Prinzipien naturnaher ­Waldwirtschaft 4. 54 Abb. 5 Abb. 6 1. Stichworte aus dem Grundwissentext: –Rodung für Ackerbau –Rodung zur Gewinnung von Brennholz für verschiedene Zwecke (vor allem bis zum Aufkommen der Kohle im 19. Jh., siehe Abb. 1 und 4) –Wald als Weidefläche für Schweine, Rinder, Pferde und Ziegen (z. B. im Mittelalter, siehe Abb. 2) –Entnahme von Laub als Stalleinstreu und von Eicheln und Bucheckern als Tierfutter – Aufforstung mit Nadelbäumen (nach der „Waldverwüstung“ im 18. Jh., führte zu Waldbeständen mit art- und altersgleichen Nadelbäumen, siehe Abb. 3) –Überführung von Nadelwaldmonokulturen in Mischwälder mit heimischen Gehölzen (naturnahe Waldwirtschaft, ab dem 20. Jahrhundert mit dem Anspruch der Nachhaltigkeit) 2. Bis 700 n. Chr. war die Bevölkerungszahl in Mittel­ europa klein, das überwiegend bewaldete Land wurde nur relativ kleinflächig für den Ackerbau gerodet. Da die Bevölkerungsdichte gering war, konnte sich der Wald vom Eingriff des Menschen erholen. In den folgenden Jahrhunderten nahm die Bevölkerung stark zu, von unter 500 000 im Jahr 700 auf ca. 9 Mio. um 1300. Immer mehr Menschen nutzten den Wald zur Gewinnung von Brennmaterial (z. B. zum Kochen und Heizen), als Weidefläche für die Nutztiere und zur Entnahme von Laub, Eicheln und Bucheckern. Bis ins 13. Jh. nahm so die Waldfläche durch Rodung, Viehverbiss und Entzug von Mineralsalzen dramatisch ab, das Verhältnis von Wald zu offener Fläche kehrte sich von 70:30 (600 n. Chr.) auf 30:70 (13. Jh.) um. In den Jahren nach 1300 nahm die Bevölkerungsdichte durch Kriege und Seuchen (z. B. Pest) wieder ab und der Waldbestand nahm geringfügig zu. (Die Entwicklung einer stark steigenden Bevölkerungszahl und in deren Folge einer starken Abnahme der Waldflächen in Mitteleuropa setzte sich auch in den dann folgenden Jahrhunderten bis ins 18. Jh. fort. Der Wald wurde derart übernutzt, verwüstet und zurückgedrängt, dass man von einer großen Umweltkatastrophe, der Waldverwüstung, sprechen kann.) 3. Z. B. Göttingen, Reutlingen, Hildesheim, Mannheim, Recklinghausen, Oberhausen, Bayreuth Orte mit diesen Endungen treten fast in ganz Deutschland auf, besonders aber im Bereich der Mittelgebirge, im Ruhrgebiet und in Südwestdeutschland, also in eher bewaldeten Gebieten. Manche Endungen sind in bestimmten Regionen besonders häufig, z. B. „-ingen“ in Baden-Württemberg: Reutlingen, Tübingen, Böblingen, Tuttlingen, Donaueschingen etc. 4. Einsatz von heimischen Laubbaumarten zum Beispiel dort, wo Nadelbäume geerntet wurden. Man überlässt den Wald der natürlichen Verjüngung und greift nur pflegend ein (z. B. hinsichtlich der Erhöhung des Anteils der Laubbaumarten und der Altersstufen). Mit der Zeit entwickelt sich Mischwald mit verschiedenen Höhenstufen und Alterstufen (strukturreicher Mischwald); dort keine Kahlschläge; Totholz wird nicht entfernt. Allmählich findet so die Umwandlung von Nadelbaummonokulturen in naturnahen Wald statt. Im naturnahen Mischwald ist die Artenvielfalt gegenüber der Monokultur stark erhöht. 6.4 Bedeutung des Waldes für den Menschen Bedeutung von Natur und Umwelt für den Menschen 1. Bewuchs und Bodenerosion 2. Abb. 1, 2 Abb. 3 Wälder, Kohlenstoffdioxid und ­Sauerstoff 3. Oberflächentemperaturen im ­Vergleich 4. Abb. 4 Abb. 5 55 1. a) Wirtschaftlicher Wert/Organische Stoffe: Nachwachsende Rohstoffe, Arzneimittel aus Pflanzen Gesundheitlicher Wert/Gesundheit und Wohlbefinden: Erholung, Sport, Freizeitgestaltung Ökologischer Wert/Luft, Klima, Boden: CO2-Speicher (Fotosynthese), O2-Freisetzung (Atmung), Temperaturausgleich, Windhemmung, Filter für Schadstoffe in der Luft, Bodenaufbau, Humusbildung, Schutz vor Bodenabtragung (Erosion), Kreislauf von Stoffen (z. B. Stickstoff, Kohlenstoff), Zersetzung toter b) 56 Pflanzen und Tiere, Mineralsalze für Pflanzen, Abbau bestimmter Schadstoffe, Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen mit ­jeweils ganz bestimmter Bedeutung im Wald, Lebensraum Kultureller Wert/Heimische Landschaft, Heimat: Typische Landschaft und ihre Menschen, die in Geschichten, Erzählungen, Liedern und Gemälden dargestellt werden, Heimatkunde, Brauchtum, Heimatkultur 2. Landschaft Bodenverluste Wasserver­luste durch Erosion durch Abfluss (t pro ha) (% des Nieder­ schlags) Baum- und Strauch- 0 landschaft 0,4 Grasbewuchs 0 1,9 Getreidefeld 78 26 Brachland ohne ­Bewuchs 146 50 In natürlich bewachsenen Landschaften (Baumund Strauchlandschaft und Grasbewuchs) gibt es keine Bodenverluste durch Erosion. Auch die Wasserverluste durch Abfluss sind sehr gering, in Baum- und Strauchlandschaften sogar nur 0,4 % des Niederschlags. Im Getreidefeld findet bereits eine deutliche Bodenerosion statt und der Boden kann Wasser schlecht speichern, sodass 26 % des Niederschlags abfließen. Besonders gravierend sind die Zustände im Brachland ohne Bewuchs: hier gibt es eine sehr starke Erosion und die Hälfte des Niederschlags geht durch Abfluss verloren. Je schwächer der Bewuchs des Bodens ist, umso größer sind Bodenverluste durch Erosion und Wasserverluste durch Abfluss. 3. a) Der zeitliche Verlauf der Kohlenstoffdioxid-Fixierung in einem Fichtenwald zeigt deutlich Unterschiede je nach Tageszeit und Jahreszeit: Im Sommer überwiegt tagsüber ganz deutlich die CO2-Aufnahme (gelb-grüne Farbe) durch Fotosynthese. Nachts, im Dunkeln, ist keine Fotosynthese möglich und die Zellatmung, in der CO2 gebildet wird, überwiegt leicht, sodass es zu einer schwachen CO2-Abgabe kommt. Je kürzer die Tage im Jahresverlauf werden, umso kürzer ist tagsüber der Zeitraum, in dem die Fotosyntheseintensität hoch ist und somit viel CO2 aus der Luft gebunden wird. Im Winter kommt es auch tagsüber kaum noch zu einem Fotosynthese-Überschuss gegenüber der immer stattfindenden Zellatmung, sodass die meiste Zeit CO2-Aufnahme und -Abgabe fast im Gleichgewicht sind (rote Farbe). Auch nachts ist im Winter der Stoffwechsel der Fichten so reduziert, dass es durch Zellatmung nicht zu einer deutlich messbaren CO2-Abgabe kommt (keine lila Farbe). b) Individuelle Lösung. 4. Früh morgens sind die Oberflächentemperaturen aller Böden sehr niedrig. Nach Sonnenaufgang steigen sie an und erreichen um die späte Mittagszeit, wenn die Sonne hoch am Himmel steht, ihr Maximum. Am späten Nachmittag, wenn der Einfallswinkel der Sonnenstrahlen flacher ist, nimmt die Oberflächentemperatur wieder ab. Schwarzer Asphalt wird von der Strahlung besonders erhitzt; heller Beton etwas weniger und helles Gras, das reflektiert und bei dem die einzelnen Halme Schatten werfen, noch weniger. Im Wald ist die Oberflächenerwärmung am geringsten, da die Sonnenstrahlen durch das Laubdach nicht bis an den Waldboden gelangen und durch Verdunstung der Blätter die Umgebungsluft gekühlt wird (Verdunstungskälte). Am späten Abend und nachts speichert der Wald dagegen die Wärme des Tages und kühlt nicht so schnell aus wie Gras, Beton oder Asphalt. 57 MBewerten und entscheiden in ökologischen ­Zusammenhängen 1. Individuelle Lösung. 2. Individuelle Lösung, z. B.: Bewertungskriterium Rasen Blumenwiese ökologisch ergänzt eine neue Struktur sofern der restliche Garten vielfältig ist, Nahrungsquelle für einige Vögel (die obere Bodenschicht ist beim Picken erreichbar) Vielfalt der Pflanzenarten, gibt vielen verschiedenen Insekten Nahrung, Lebensraum und Nahrungsquelle für viele Tierarten wirtschaftlich einfach zu pflegen, Mähroboter möglich nur 1-2-mal jährlich zu mähen, einfach ­anzulegen, kann teure und aufwendig zu pflegende Blumenbeete ersetzen gesundheitlich einfach zu pflegen, keine Entwicklung von Pollen (Allergiepotenzial), nur wenig ­Insekten (z. B. keine Bienen, die unachtsame Kinder stechen könnten), gefahrlos barfuß zu betreten liefert Heilpflanzen, ist schön anzusehen, interessante Entdeckungen in der Tier- und Pflanzenwelt möglich, Naturerlebnis vor der Haustür Entscheidung? 58 6.5 Tropischer Regenwald in Gefahr Vergleich: tropischer Regenwald – mitteleuropäischer Wald 1. Stoffkreislauf im tropischen ­Regenwald und nach Umwandlung in Nutzfläche 2. Abb. 2, 3 Abb. 4 Brandrodung und Wanderfeldbau – früher und heute 3. Zusammenfassung: Gefährdungen des tropischen Regenwaldes 1. Alter tropischer Regenwald mitteleuropäischer Wald hat sich in Millionen Jahren entwickelt nach der letzten Eiszeit (ca. vor 10 000 Jahren) entstanden Klima und Jahreszeiten ganzjährig hohe Temperaturen (25-27 °C) und Niederschläge, keine Jahreszeiten Durchschnittstemperatur 7 °C, geringe Luftfeuchte und Niederschläge, große ­jahreszeitliche Schwankungen Boden dünne Humusschicht, wenig Mineralsalze, feucht, sauerstoffarm dicke Humusschicht, gut durchlüftet, reich an Mineralsalzen Artenreichtum sehr hoch geringer typisches Erscheinungsbild immergrün, Stockwerkaufbau mit Baum­ riesen, Kletterpflanzen, Aufsitzerpflanzen, am Boden dämmrig sommergrün, Stockwerkaufbau, jedoch nicht so ausgeprägt wie im tropischen Regenwald, Lichtverhältnisse am Boden je nach Jahreszeit dämmrig bis hell Stoffkreislauf schnell langsam Einfluss des Menschen Gefährdung durch Brandrodung, Plantagen, seit langem Nutzung durch den Menschen, Straßenbau, Abholzung und anschließender kein Naturwald, sondern Kulturwald Bodenerosion 2. Stoffkreislauf im tropischen Regenwald: –Pflanzen wachsen mithilfe von Wasser, Licht und Mineralsalzen aus dem Boden. –Abgestorbene Pflanzenteile fallen auf den Boden und werden in der feuchten und warmen Umgebung sehr rasch abgebaut und zersetzt. –Die dabei freigesetzten Mineralsalze werden sofort von den flach wurzelnden Pflanzen wieder aufgenommen. –Der Boden ist arm an Mineralsalzen und die Humusschicht dünn. – Die dichte Vegetation schützt den Boden vor übermäßiger Bodenerosion. Der Stoffkreislauf ist nach Umwandlung des Regenwaldes in landwirtschaftliche Nutzfläche gestört: –Nutzpflanzen entziehen dem Boden Mineralsalze, um zu wachsen und Früchte zu bilden. –Die Mineralsalze werden mit den Früchten abtransportiert und gelangen nicht durch Zersetzung abgestorbener Pflanzenteile zurück in den Boden. – Der Boden verarmt mehr und mehr an Mineralsalzen. – Die dünne Humusschicht ist den täglichen Regengüssen fast schutzlos ausgesetzt und wird weggespült (Erosion). 59 3. a) Bei der Brandrodung für Wanderfeldbau wird ein Regenwaldstück abgebrannt, die Mineralsalze der abgebrannten Biomasse düngen den Boden und es werden Felder angelegt. Durch den Entzug von Mineralsalzen und durch Erosion wird der Boden zunehmend nährstoffärmer und nach wenigen Jahren kann er nicht mehr bepflanzt werden. Dann wird das Gebiet verlassen und ein neues Stück Regenwald brandgerodet. b) Wenn nur kleine Flächen des Regenwaldes durch Brandrodung für den Wanderfeldbau genutzt werden und das in langen zeitlichen Abständen, kann der umgebende Wald nach vielen Jahren das zer- störte Stück wieder besiedeln und der Schaden bleibt relativ gering. Heute ist die Gefährdung des tropischen Regenwaldes durch Brandrodung sehr groß, weil mithilfe von Maschinen sehr große Flächen gerodet werden und durch eine intensive und räumlich ausgedehnte landwirtschaftliche Nutzung dem Boden alle Nährstoffe entzogen werden. Die starke Zunahme der Bevölkerung ist dafür maßgebliche Ursache. Je größer der Schaden im Regenwald wird, umso mehr nimmt auch die Erosion zu und die Zerstörung beschleunigt sich. Die zerstörten Gebiete können sich nicht mehr vom Eingriff des Menschen erholen und verwüsten. 6.6 Wälder im Stress Physikalische, chemische und ­biologische Stressoren 1. pH-Wert-Messungen: Regenwasser 2. Abb. 1 Abb. 2 Wälder und Artenvielfalt 3. Abb. 3 1. Physikalische Stressoren: –Lichtmangel –Wassermangel, Trockenheit –UV-Strahlung –Feuer –Wind –hohe Temperaturen –niedrige Temperaturen –Bodenbewegung, Bodenerosion Chemische Stressoren: –Schwermetalle –Überschuss an Mineralsalzen –Mangel an Mineralsalzen 60 –Sauerstoffmangel bei Überflutung –hoher Säuregehalt –gasförmige Schadstoffe in der Luft Biologische Stressoren: –Bakterien- und Virenbefall –Konkurrenz mit anderen Pflanzen –Verbiss durch Tiere –Insektenbefall –Pilzbefall –Tritt durch Weidetiere Davon vorwiegend vom Menschen verursacht: –Überschuss an Mineralsalzen (Überdüngung) –hoher Säuregehalt („saurer Regen“) –Schwermetalle –Gasförmige Schadstoffe in der Luft –Tritt durch Weidetiere Weitere der oben genannten Stressoren können durch Einwirkung des Menschen hervorgerufen werden, z. B.: Feuer durch Brandstiftung, Bodenerosion nach Abholzung, Mangel an Mineralsalzen nach intensiver Bewirtschaftung etc., aber auch natürlichen Ursprungs sein. 2. Individuelle Ergebnisse (vgl. pH-Wert-Skala, Abbildung 2). 3. artenarm (< 500 Arten pro 10 000 km2): –Polare Kältewüsten: Polargebiete am Nord- und Südpol, Tundra: Norden der USA und Kanada, Nordskandinavien, Nordasien; – Wüsten: Sahara, Namib, Arabische Wüste, Turan, Gobi, Große Sandwüste in Australien, AtacamaWüste wenig artenreich (500–1500 Arten pro 10 000 km2) –Gebiete mit sommergrünem Laubwald, Teile der USA, Mittel- und Osteuropa, Ostasien, Steppengebiete: Prärien der USA, große Teile Asien (z. B. Kasachensteppe); –tropische Trockenwälder in Südafrika, Südamerika und Australien artenreich (1500–3000 Arten pro 10 000 km2) –Feuchtsavanne, subtropischer und tropischer Feuchtwald, Regenwald: Süden der USA, Mittelamerika, Teile Südamerikas, Südeuropa, Zentralafrika, Südostasien besonders artenreich (> 3000 Arten pro 10 000 km2) –Teile des tropischen Regenwaldes: kleine Gebiete in Mittel- und Südamerika, Zentralafrika, Südostasien, Indonesien, Australien In unbewaldeten Gebieten mit geringer Vegetation ist der Artenreichtum sehr gering. In den sommergrünen Laubwäldern der gemäßigten Zone ist die Artenvielfalt größer. Ausgesprochen artenreich sind Gebiete mit tropischem Regenwald. Die zunehmende Verringerung der Waldflächen könnte eine starke Abnahme der Artenvielfalt auf der Erde zur Folge haben. 6.7Ausbreitung nichtheimischer Pflanzen- und ­Tierarten 2. Weltweiter Güter- und Personen­ verkehr Abb. 1 Neophyten und Neozoen Abb. 2, 3 Recherche und Kurzreferat ­„Neobiota“ 1. Der leer gefressene Wald 2. a) Lage und Größe von Guam: Abb. 2, 3 Abb. 5 Wettbewerb unter Pflanzen 3. Abb. 4a, 4b 1. Individuelle Lösung. Die Insel liegt im Westpazifik, ca. 2000 km östlich der Philippinen (Insel Mindanao) und 2400 km südlich von Japan (Insel Honshu). die Koordinaten sind 61 13° 24´ N, 144° 43´ O. Guam ist ungefähr 48 km lang und 18,5 km breit und der höchste Berg ist ca. 406 m hoch. b) Guam, weltabgeschiedene Hauptinsel der Marianen ↓ Einsetzender reger Flugverkehr (ca. um 1945) ↓ Ungeplanter Import: Braune Nachtbaumnatter als „blinder Passagier“ ↓ Unbemerkte Vermehrung und Ausbreitung über die ganze Insel ↓ Weitere zahlreiche Nachkommen mit großem ­Appetit ↓ Fast vollständige Dezimierung der Vogelwelt (ca. 1985) ↓ Erweiterung des Nahrungsspektrums der Braunen Nachtbaumnatter ↓ Dezimierung der Populationen von Mäusen, ­Fledermäusen, Geckos und Eidechsen ↓ Allmählicher Rückgang der Population der Braunen Nachtbaumnatter ↓ Zunehmender Nahrungsmangel ↓ Weitere Abnahme der Population der Braunen Nachtbaumnatter c) Die wichtigste Nahrungsgrundlage für Spinnen sind Insekten. Die Braune Nachtbaumnatter dezimierte den Bestand von Fledermäusen, Geckos und Eidechsen, den natürlichen Nahrungskonkurrenten der Spinnen. Durch das größere Nahrungsangebot konnte die Zahl der Spinnen erheblich zunehmen. 3. Das Diagramm 4a beschreibt die Entwicklung der Höhe der Pflanzen des Drüsigen Springkrautes und der Großen Brennnessel im Laufe der Vege- 62 tationsperiode. Die Große Brennnessel wächst bis Anfang Juni kontinuierlich etwa gleich stark, bis sie eine Höhe von etwa 150 Zentimetern erreicht. Danach stellt sie das Wachstum ein. Das Drüsige Springkraut wächst zunächst etwas langsamer als die Brennnessel. Ab Mitte Mai setzt ein sehr starkes Wachstum ein, das erst im August beendet ist. Das Springkraut erreicht dann eine Höhe von etwa 2,10 Metern. Das Diagramm 4b beschreibt die Entwicklung der gesamten Blattfläche pro Pflanze des Drüsigen Springkrautes, wenn es alleine in einem Bestand wächst (innerartliche Konkurrenz) und wenn es in Konkurrenz mit der Großen Brennnessel steht. Steht das Springkraut alleine im Bestand, so beginnt die Blattflächenzunahme mit Beginn des Monats Mai. Dann nimmt die Blattfläche stark zu und erreicht Ende Juli ein Maximum von etwa 1100 Quadratzentimetern. Steht das Springkraut zusammen mit der Großen Brennnessel im Bestand, so beginnt die Blattflächenzunahme ebenfalls mit Beginn des Monats Mai. Dann nimmt die Blattfläche sehr stark zu und erreicht bereits im Juli ein Maximum von etwa 1700 Quadratzentimetern. Konkurrenz nennt man den Wettbewerb von Lebewesen um eine begrenzte Ressource. Der zeitliche Verlauf des Höhenwachstums und die Größe der Blattoberfläche verdeutlichen die Stärken bzw. die Schwächen der beiden Konkurrenten um den Faktor Licht. Während die Brennnessel im Frühjahr bereits stark austreibt, ist das Springkraut noch schwach entwickelt. Anfang Juni sind die Höhenunterschiede zwischen beiden Arten am größten. Hier ist die Brennnessel noch im Vorteil. Ihr Blätterdach kann das Licht noch optimal nutzen. Das Springkraut erhält unter dem geschlossenen Blätterdach der Brennnessel nur wenig Licht. Anfang Juli überholt das Springkraut die Brennnesselpflanzen. Dann wächst es nur langsam weiter. Jetzt ist das Springkraut im Vorteil, denn es kann das Licht nun optimal nutzen. Seine Blattoberfläche ist unter Konkurrenz auch viel größer, sodass es besonders viel Licht einfangen und dadurch viel Fotosynthese betreiben kann. Unter den großen Blättern erhält die Brennnessel sehr wenig Licht. Sie kann daher nur wenig Fotosynthese betreiben. 6.8Auswirkungen menschlicher Einflüsse auf die Artenvielfalt Die Streuobstwiese als Lebensraum 1. Abb. 1 Mindmap zum „Bundesnaturschutzgesetz“ 2. a Nachhaltigkeit und Artenvielfalt im Bundesnaturschutzgesetz 2. b Biologische Schädlingsbekämpfung 3. Abb. 2 Abb. 2 Abb. 3, 4 Ackerrandstreifen 4. Abb. 5 1. Auf einer Streuobstwiese wachsen alte Obstbäume mit hohen Stämmen. Meistens befinden sich in diesen Bäumen natürliche Höhlen. Diese bieten Schutz und Nistmöglichkeiten für Höhlenbrüter wie z. B. den Gartenrotschwanz und den Steinkauz, der nur noch selten vorkommt und in seinem Bestand in diesen Lebensraum geschützt ist. Da die Streuobstwiese in der Regel nur zweimal im Jahr schonend gemäht wird, ist sie reich an Blütenpflanzen, die zahlreichen Insekten Nahrung bieten. Auch Spinnen leben in großer Zahl in einer Streuobstwiese. Insektenvernichtungsmittel werden nicht eingesetzt, sodass vielfältige Nahrungsbeziehungen bestehen. Steinhaufen und Hecken bieten Unterschlupf für viele Tiere. Tote Äste, Baumstämme und von Menschen angelegte Totholzhaufen sind häufig. Die Stoffkreisläufe werden begünstigt, Destruenten versorgen den Lebensraum mit Mineralsalzen, die den Produzenten zur Verfügung stehen. Streuobstwiesen sind ein artenreicher, abwechslungsreicher Lebensraum. 2. a) Individuelle Mindmap mit individueller Anordnung der Stichpunkte: –Hintergrund von Naturschutz und Landschaftspflege –Eigener Wert –Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen –Verantwortung für zukünftige Generationen –Schutzziele: –Biologische Vielfalt –Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts –Nachhaltige Nutzungsfähigkeit der Naturgüter –Dauerhafte Sicherung von Vielfalt, Eigenart, Schönheit und Erholungswert von Natur und Landschaft –Pflege, Entwicklung, Wiederherstellung von Natur und Landschaft –Besondere Ziele zur dauerhaften Sicherung der biologischen Vielfalt –Erhalt von lebensfähigen Populationen wild lebender Tiere und Pflanzen und deren Lebensstätten –Austausch zwischen Populationen für Wanderung und Wiederbesiedlung –Entgegenwirkung bei Gefährdungen von natürlichen Ökosystemen, Biotopen und Arten –Erhalt von Lebensgemeinschaften und Biotopen b) Nachhaltigkeit und Artenvielfalt sind zentrale Ziele im Bundesnaturschutzgesetz. Alles, was in Paragraf 1 steht, kann man als besonders wichtig ansehen. 3. Individuelle Recherche. Das Prinzip der biologischen Schädlingsbekämpfung basiert auf der Beobachtung, dass in ungestörten Ökosystemen das Verhältnis zwischen Räubern und Beute (hier den Schädlingen) ausgewogen ist und normalerweise keine übermäßige Vermehrung bestimmter Arten auftritt. Bei Störungen in Öko- 63 systemen kann es sein, dass Arten, die die Schäden an den Nutzpflanzen verursachen, begünstigt werden und sich stark vermehren. Bei der Biologischen Schädlingsbekämpfung werden dann regulierend wirkende Arten angesiedelt, um die Einstellung eines Gleichgewichts zu unterstützten. Beispiele für natürlich regulierende Arten sind: Florfliege: Die Florfliege legt in Gebieten mit wenigen Blattläusen 100-900 Eier ab. Nach einer Entwicklungsdauer von 4-15 Tagen vertilgen erwachsene Tiere ca. 7 Blattläuse pro Tag. Es ist davon auszugehen, dass nicht alle Nachkommen überleben, aber in einem größeren Bereich Blattlauspopulationen klein bleiben. Sind Blätter bereits von Blattläusen befallen, legt die Florfliege lediglich 6-30 Eier auf diesen Blättern ab. Das Verhältnis von Räuber (Florfliege) und Beute (Blattlaus) ist dadurch verändert. Nach der normalen Entwicklungszeit ist die Zahl der Florfliegen direkt im Bereich der Beute gerade so groß, dass jedes entwickelte Tier ausreichend Nahrung findet und der Bestand der Blattläuse dadurch dezimiert wird. Schwebfliege: Die Schwebfliege entwickelt sich auch nach diesem Prinzip. Die Eiablage erfolgt an verlausten Blättern. Nach einer Entwicklungszeit von 8-14 Tagen frisst jede Larve 80-100 Blattläuse pro Tag. Marienkäfer: Bei Marienkäfern erfolgt die Eiablage wie bei der Florfliege nicht ausschließlich an verlausten Blättern in großer Zahl (700-800). Die Entwicklungsdauer beträgt 28-60 Tage. Sowohl Larven und erwachsene Tiere fressen Blattläuse. Deren Anzahl wird dadurch über einen längeren Zeitraum kontinuierlich dezimiert. Gemeiner Ohrwurm: Die Weibchen des Gemeinen Ohrwurms betreiben Brutpflege. Die Anzahl der abgelegten und beschützten Eier ist klein (21-90). Nach einer Entwicklungszeit von 30-50 Tagen fres- 64 sen erwachsene Tiere jeweils etwa 10 Blattläuse pro Tag. Das Nahrungsspektrum ist auf Aas und Pflanzenteile erweitert. Blattlaus: Blattläuse sind nur wenige Millimeter groß. Mit Hilfe ihres Stechrüssels ernähren sie sich von kohlenhydratreichem Pflanzensaft. Diese Saugtätigkeit schädigt die Wirtspflanze. In landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Kulturen können Blattläuse, die sich sehr stark vermehren, wirtschaftliche Schäden verursachen. Blattläuse sind auch Überträger von Pflanzenviren. Bei guten Nahrungsbedingungen scheiden Blattläuse eine zuckerhaltige Lösung aus. Diese dient anderen Insekten als Nahrung. 4. Das Einrichten von Ackerrandstreifen ist im Sinne der Nachhaltigkeit eine sinnvolle Maßnahme, damit sich dort heimische Ackerwildkräuter und die an sie angepasste Tierwelt ausbreiten und überleben können. In den Ackerrandstreifen wachsen Pflanzenarten, die in unserer intensiv genutzten Ackerflur selten geworden sind. Die Kombination von Randstreifen und kleineren Feldern schafft einen günstigen Lebensraum für Insekten und viele Vögel. Aus tierökologischer Sicht kommt der Einrichtung von Ackerrandstreifen deshalb eine hohe Bedeutung zu. Weiterhin tragen sie zum Schutz der Böden und Gewässer durch Rückhalt von Erde und Wasser im Feld bei. Ackerrandstreifen schaffen mit ihrer netzartigen Verteilung ein ansprechendes, abwechslungsreiches Landschaftsbild mit erhöhtem Erholungswert für den Menschen. Das positive Landschaftserlebnis steigert die Kenntnis und Wertschätzung der heimischen Kulturlandschaft und dient so dem Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Nutzungsinteressen von Landwirtschaft, Naturschutz und Erholung. 6.9Bevölkerungsentwicklung, Gesundheit und Nachhaltigkeit Globale Bevölkerungsentwicklung – Rückblick und Prognose 1. Nachhaltige Entwicklung (Drei-Säulen-Modell) Grundwissen Gesundheit als Säule der ­Nachhaltigkeit Grundwissen Todesursachen weltweit 2. Abb. 1 Abb. 2 1. unten und rechts: Dargestellt ist die Bevölkerungsentwicklung von 6000 v. Chr. bis zum Jahr 2000. Über sieben Jahrtausende hat sich die Bevölkerungszahl der Erde von 0,25 auf 0,5 Mrd. lediglich verdoppelt. Seit ca. 1750 ist ein drastischer Anstieg der Bevölkerungsdichte zu sehen. 2000 waren es bereits 6000 Milliarden Menschen. Diagramms links oben: Dargestellt ist die Bevölkerungszahl (Mrd.) von 2000 bis 2050 in drei Kurven (niedrige, mittlere und hohe Entwicklungsprognose). Zusätzlich ist als Säulendiagramm die durchschnittliche Wachstumsrate der Weltbevölkerung in % angegeben. Die drei Kurven verlaufen von ca. 6 Milliarden im Jahr 2000 bis zu einem Wert von etwa 7 Milliarden bis zum Jahr 2015 deckungsgleich, denn hier gibt es bereits genaue Zahlen. Danach beginnt der Zeitraum für den die Prognosen gemacht werden. Die Kurve der niedrigen Entwicklungsprognose steigt bis etwa 2040 gleichmäßig und bleibt bis 2050 bei einem Wert von 7,96 Milliarden Menschen. Bei der mittleren Entwicklungsprognose steigt die Kurve fast gleichmäßig bis auf einen Wert von 9,15 Milliarden Menschen 2050. Die Kurve der hohen Entwicklungsprognose erreicht bereits ab etwa 2020 kontinuierlich höhere Werte, bis 2050 die Bevölkerungszahl von 10,46 Milliarden Menschen erreicht wird. Im Gegensatz zu den beiden anderen Prognosen verlangsamt sich das Bevölkerungswachstum ab dann nicht, es wird weiter ansteigen. Mögliche Gründe für den Anstieg der Bevölkerung im letzten Jahrhundert: –medizinischer Fortschritt –geringere Kindersterblichkeit – mehr Menschen erreichen das fortpflanzungsfähige Alter → mehr Kinder –mehr Nahrung durch Ackerbau, Viehzucht und Fischerei → weltweiter Handel –Erschließung neuer Lebensgebiete –Bevölkerungswachstum nicht linear sondern ­exponentiell 2. In der Grafik sind die weltweiten Todesfälle im Jahr 2010 mit 52,77 Millionen Menschen, aufgeschlüsselt nach 20 unterschiedlichen Todesursachen genannt. Diese Zahlen werden mit den jeweiligen Todesfällen im Jahr 1992 als Zu- oder Abnahme mit Prozentangaben verglichen. Die weltweiten Todesursachen sind grafisch strahlenförmig um einen zentralen Kreis mit der Angabe der Summe aller Todesursachen angeordnet. Unterschiedlich große Kreise und unterschiedliche Entfernungen vom zentralen Kreis symbolisieren die unterschiedlichen Häufigkeiten der einzelnen Todesursachen. 65 Angaben aus der Grafik, sortiert nach der Veränderung (Zunahme/Abnahme) in Prozent: Todesursache Summe 2010 Veränderung von in Mio. 1992 bis 2010 Naturkatastrophen, Krieg 00,21 +125,2% Muskel-/Skeletterkrankungen 00,15 +121,0% Neurologische Störungen 01,27 +114,3% Diabetes, Harnwegs-/Hormon­erkrankungen 02,73 +076,5% Psychische Erkrankungen 00,23 +068,0% Aids und Tuberkulose 02,66 +050,3% Verkehrsunfälle 01,33 +046,3% Krebs 07,98 +038,0% Tötungen/Selbsttötungen 01,34 +032,9% Leberzirrhose 01,03 +032,5% Herz-Kreislauf-Erkrankungen 15,62 +031,2% Krankheiten des Verdauungssystems (außer Zirrhose) 01,11 +014,2% Tropenkrankheiten und M ­ alaria 01,32 +009,2% Andere Infektionen von ­Mutter und Neugeborenem 00,72 +004,6% Unfälle ohne Verkehrsunfälle 02,12 +004,6% Chronische Atemwegserkrankungen 03,78 -00 5,3% Neugeborenenerkrankungen 02,23 -0 27,4% Schwangerschaftskompli­kationen 00,25 -0 29,0% Unterernährung 00,68 -0 30,0% Durchfall-/Atemwegs­erkrankungen, Meningitis und andere verbreitete 05,28 -0 32,1% ­Infektionskrankheiten MMathematische Verfahren verdeutlichen ­ökologische Zusammenhänge 1. 2. Die Aussage „… als hätten wir vier Erden“ ist eine Anspielung auf den enormen Verbrauch an Ressourcen (Naturmasse, Platz, Energieträgern), der durch unsere Lebensweise entsteht. Unser „ökologischer Fußabdruck“ nimmt aufgrund unseres hohen Energie- und Materialbedarfs eine unverhältnismäßig große Fläche ein, wir verhalten uns also so, als seien Platz und Ressourcen unserer Lebensgrundlage, der Erde, unbegrenzt, oder „vierfach“ vorhanden. Der Faktor für den Ökologischen Rucksack je kg Material wird aus Abb. 3 entnommen. Holzstuhl: 5 kg Masse multipliziert mit 5,5 ergibt 27,5 kg, d. h. 1,375 kg/Jahr bei einer „Lebensdauer“ von 20 Jahren. Stahlstuhl: 7 kg Masse multipliziert mit 8,1 ergibt 56,7 kg, d. h. 2,835 kg/Jahr bei einer „Lebensdauer“ von 20 Jahren. Aluminiumstuhl: 4 kg Masse multipliziert mit 19,0 ergibt 76 kg, d. h. 7,6 kg/Jahr bei einer Lebensdauer von 10 Jahren. 66 Plastikstuhl: 5 kg Masse multipliziert mit 2,5 ergibt 27,5 kg, d. h. 1,375 kg/Jahr bei einer Lebensdauer von 20 Jahren. Die Lebensdauer der vier Stühle muss in die Bewertung einbezogen werden, wenn davon ausgegangen wird, dass ein defekter, unbrauchbarer Stuhl durch einen neuen ersetzt wird. Die Betrachtung des ökologischen Rucksacks der Stühle unter Berücksichtigung ihrer Lebensdauer zeigt, dass Holz- und Plastikstuhl den geringsten Bedarf an Naturmasse mit sich bringen. Für Herstellung, Transport etc. des Stahlstuhls braucht man gut doppelt so viel Naturmasse und für den Aluminiumstuhl mehr als fünfmal so viel wie für einen Holz- oder Plastikstuhl. 3. In Indien wird sehr viel weniger Fleisch gegessen, das bedeutet weniger Flächenverbrauch für die Futtermittelproduktion. Pflanzliche Nahrung bringt einen sehr viel kleineren ökologischen Fußabdruck mit sich. Die Wohnungen und Häuser sind in Indien meist sehr viel einfacher, kleiner und weniger mate- rialaufwendig und auch ihr Betrieb (Heizung etc.) benötigt aufgrund der wärmeren Temperaturen weniger Energie. Auch der Gebrauch von Möbeln und Holzprodukten, Kleidung, Papier und Verpackungen ist in Indien aufgrund weit verbreiteter Armut im Durchschnitt sehr viel geringer als in Deutschland. Dies alles bewirkt, dass der ökologische Fußabdruck eines Inders im Durchschnitt so viel kleiner ist als der eines Deutschen. 4. Dargestellt sind für die Jahre 1961 und 2005 der Pro-Kopf-Fußabdruck nach Regionen und die Bevölkerung in Millionen je Region. Nordamerika hat in beiden Fällen den höchsten Pro-Kopf-Fußabdruck. Er ist dort von 1961 bis 2005 von 5,5 auf 9 ha/Person gestiegen. Auch in Europa EU ist er deutlich gestiegen. Gesunken ist er nur ein wenig in den Regionen Lateinamerika/Karibik, Mittlerer Osten/ Zentralasien und in Afrika. Die Bevölkerung ist in allen Regionen angestiegen, besonders stark aber in den Regionen Ostasien/Pazifik und Afrika. Multipliziert man die aus der Grafik abgelesenen Pro-Kopf-Werte mit der Bevölkerungszahl, so wird deutlich, dass in fast allen Regionen 2005 mehr Fläche für das Leben der Menschen „verbraucht“ wird: 1961 2005 Pro-KopfBevölkerung Fußabdruck in Mio. in Hektar pro/ Person Summe aller Fußabdrücke der Region Pro-KopfBevölkerung Fußabdruck in Mio. in Hektar pro/ Person Summe aller Fußabdrücke der Region Nordamerika 5,5 1207 1138,5 9 4330 12 970 Europa EU 5 1392 1960 4,7 4487 12 288,9 Europa Nicht-EU 5,7 1202 1151,4 3,5 4240 11 840 Lateinamerika und Karibik 4,7 1220 1034 2,5 4553 11 382,5 Mittlerer Osten 4,6 und Zentralasien 1140 1644 2,4 4366 11 878,4 Ostasien und Pazifik 1,4 1623 2272,2 1,6 3562 15 699,2 Afrika 1,9 1287 1545,3 1,5 4902 11 353 Alle Regionen 8745,4 15 412 67 B Wiederholen mit Basiskonzepten 1. Fortpflanzung und Entwicklung, Variabilität und Angepasstheit Bei der Fortpflanzung von Lebewesen werden Erbanlagen mit Informationen weitergegeben, die die Entwicklung und die Ausbildung von Merkmalen beeinflussen. Die Veränderlichkeit von Merkmalen führt durch Variabilität zu einer Vielfalt, z. B. der Artenvielfalt. Alle Lebewesen besitzen genetisch festgelegte Merkmale, die als Angepasstheiten durch natürliche Auslese entstanden sind. 2. Variabilität und Angepasstheit Alle Lebewesen besitzen genetisch festgelegte Merkmale, die als Angepasstheiten durch natürliche Auslese entstanden sind. Jeweils unterschiedliche Ansprüche an die Umwelt sind als ökologische Nischen Angepasstheiten, die gewährleisten, dass verschiedene Arten dauerhaft nebeneinander leben können. 3. Variabilität und Angepasstheit, Stoff- und Energieumwandlung Alle Organismen sind Mitglieder mehrerer Nahrungsketten, aus denen sich ein Nahrungsnetz ergibt. Jeweils unterschiedliche Ansprüche an die Umwelt sind als ökologische Nischen Angepasstheiten, die gewährleisten, dass verschiedene Arten dauerhaft nebeneinander leben können. Die Artenvielfalt sorgt für ein System im ökologischen Gleichgewicht. Die Aufnahme, Umwandlung und Abgabe von Stoffen durch Lebewesen nennt man Stoffwechsel. Energie ist für alle Lebensvorgänge notwendig. 4. Stoff- und Energieumwandlung Die Aufnahme, Umwandlung und Abgabe von Stoffen durch Lebewesen nennt man Stoffwechsel. Energie ist für alle Lebensvorgänge notwendig. Produzenten wandeln durch Fotosynthese Sonnenenergie in chemische Energie der Biomasse um. In Wechselbeziehungen mit Konsumenten und Destruenten wird diese chemische Energie über Nahrungsbeziehungen weiter umgewandelt. 68 5. Stoff- und Energieumwandlung Produzenten wandeln durch Fotosynthese Sonnenenergie in chemische Energie der Biomasse um. In Wechselbeziehungen mit Konsumenten und Destruenten wird diese chemische Energie über Nahrungsbeziehungen weiter umgewandelt. Es bestehen ein Stoffkreislauf und ein Energiefluss. Da bei jedem Umwandlungsschritt Energie in Form von Wärme abgegeben wird, spricht man von einer „Einbahnstraße der Energie“, während der Stoffkreislauf die Produzenten mit Pflanzennährstoffen versorgt. 6. Stoff- und Energieumwandlung Die Aufnahme, Umwandlung und Abgabe von Stoffen durch Lebewesen nennt man Stoffwechsel. Energie ist für alle Lebensvorgänge notwendig. Da bei jedem Umwandlungsschritt Energie in Form von Wärme abgegeben wird, spricht man von einer „Energieentwertung“. 7. Stoff- und Energieumwandlung Lebewesen können bestimmte Formen von Energie in andere Formen von Energie umwandeln. Auch Stoffe werden umgewandelt. Dies geschieht im Körper aller Lebewesen, aber auch in der Umwelt. Der Mensch hat großen Einfluss auf die Umwandlungsprozesse in seiner Umgebung und auf der gesamten Erde. Nachhaltige Entwicklung versucht, diese Prozesse so zu steuern, dass Ressourcen geschont und natürliche Kreisläufe nicht gefährdet werden, sodass künftige Generationen weiterhin gute Lebensund Wirtschaftsbedingungen auf der Erde haben. 8. Variabilität und Angepasstheit Über lange Zeit hat sich eine Vielfalt von Arten gebildet, die sich in ihren Merkmalen unterscheiden. Alle Lebewesen besitzen genetisch festgelegte Merkmale, die durch natürliche Auslese entstanden sind. Diese Angepasstheiten führen dazu, dass viele Arten auf bestimmte Lebensräume mit den für sie vorteilhaften Umweltbedingungen angewiesen sind. Werden diese Lebensräume verkleinert, stark verändert oder immer mehr vereinheitlicht, so finden nur noch wenige Arten gute Lebensbedingungen vor. Die Artenvielfalt geht zurück. 7Atmung 7.1 Eigenschaften und Zusammensetzung der Luft Die Atmosphäre, real und im Modell 1. Abb. 1, 2 Zusammensetzung der Luft Atom, Element, Molekül Abb. 2 Grundwissen 2. Abb. 2 Luftvolumen ermitteln 3. Abb. 4, 6 Luftdruck in großer Höhe 4. Abb. 5 Kohlenstoffdioxid nachweisen 5. Abb. 7 1. In der Realität beträgt der Erddurchmesser etwa 12 700 km. Die Höhe der unteren Atmosphären­ schicht beträgt 8 km. In einem ersten Modell hat die Erde einen Durchmesser von 100 m. Das heißt, 12 700 km in der ­Realität entsprechen 100 m im Modell. 1 km in der ­Realität entspricht dann 100 m : 12 700 ≈ 0,007 874 m im Modell. 8 km in der Realität entsprechen dann (100 m : 12 700) ∙ 8 ≈ 0,063 m im Modell. Die Höhe der unteren Atmosphärenschicht beträgt im ersten Modell etwa 6,3 cm. In einem zweiten Modell hat die Erde einen Durchmesser von 1 m. Er ist also 100-mal kleiner als im ersten Modell. Die Höhe der unteren Atmosphärenschicht im Modell ist dann auch 100-mal kleiner, also 63 mm : 100 = 0,63 mm, das heißt weniger als 1 mm hoch. Die ausführliche Dreisatzrechnung: 12 700 km in der Realität entsprechen 1 m im Modell. 1 km in der ­Realität entspricht dann 1 m : 12 700 ≈ 0,000 078 74 m im Modell. 8 km in der Realität entsprechen dann (1 m : 12 700) ∙ 8 ≈ 0,000 63 m im Modell. Die Höhe der unteren Atmosphärenschicht beträgt im zweiten Modell etwa 0,63 mm. 2. individuelle Lösung, z. B.: Luft: Luft ist ein Gasgemisch aus den Gasen Stickstoff, Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid und wenigen anderen Gasen. Atom: Atome sind chemisch nicht weiter teilbare Bausteine der Natur. Element: Atome mit gleichen Eigenschaften gehören zu einem chemischen Element. Molekül: Mehrere Atome schließen sich oft zu einem Molekül zusammen. 3. a) Man sieht folgende Geräte: Glockenförmiges Glasoder Kunststoffgefäß mit Maßeinteilung, Stopfen und Luftventil, Kunststoffwanne, Gummischlauch. Ein komplett mit Wasser gefülltes glockenförmiges Glas- oder Kunststoffgefäß wurde offenbar zu Versuchsbeginn in eine mit Wasser gefüllte Kunststoffwanne gestellt. Diese Versuchsanordnung ist dazu geeignet, von außen zugeführte Luft aufzufangen. Diese Luft wird von einem Mädchen (Versuchsperson) aus der Lunge in das Gefäß gepustet. Das Wasser im Gefäß wird dabei verdrängt und durch das Volumen der zugeführten Luft ersetzt. Dieses Volumen kann durch eine Maßeinteilung ermittelt werden. b) Mögliche Fragestellung des Experiments: Welches Luftvolumen ist in der Lunge der Versuchsperson enthalten? Um diese Frage zu klären, sollte die Versuchsperson zu Versuchsbeginn möglichst viel Luft einatmen und dann die Ausatmungsluft vollständig in das Gefäß pusten. 69 c) Individuelle Lösung. Die geläufigsten Volumenangaben erfolgen in Liter- oder Millilitereinheiten. 4. Der Luftdruck nimmt mit zunehmender Höhe ab. Der Luftdruck auf dem Gipfel des Mount Everest in 8848 m Höhe ist sehr gering. Bei geringem Luftdruck ist die Luft weniger komprimiert. Deshalb sind weniger Sauerstoffmoleküle pro Volumeneinheit vorhanden und damit kommen pro Atemzug weniger Sauerstoffmoleküle in die Lunge und von dort ins Blut. 5. Materialien: Zwei große Reagenzgläser, zwei Glasrohre, zwei Gummischläuche, Luftpumpe (Blasebalg), Kalkwasser, Uhr. Mögliches Experiment: Die beiden R ­ eagenzgläser werden gleich hoch mit Kalkwasser gefüllt. In das eine Reagenzglas wird über den Schlauch und das Glasrohr ausgeatmete Luft eingeblasen. In das zweite Reagenzglas wird mit Hilfe der Luftpumpe Luft in das Reagenzglas eingeblasen. Man muss d ­ arauf achten, dass die beiden Luftströme etwa gleich stark sind. Die Trübung in den Reagenzgläsern wird alle 20 Sekunden lang miteinander verglichen. Erwartete Beobachtungen: In dem Reagenzglas, in das die atmosphärische Luft mit der Pumpe oder dem Blasebalg geblasen wird, tritt nur langsam eine geringe Trübung auf. In dem Reagenzglas, in das ausgeatmete Luft eingeblasen wird, tritt die Trübung sehr viel schneller auf. Außerdem ist hier die Trübung viel stärker. Schlussfolgerung: Die ausgeatmete Luft enthält im Vergleich mehr Kohlenstoffdioxid als die Luft, die wir einatmen. 7.2Wie wir ein- und ausatmen Der Weg der Einatmungsluft 1. Abb. 1, 2 Muskulatur für Brust- und ­Bauchatmung 4., 5. Abb. 2 Atemvolumen bei Ruhe und ­Belastung 2. Vortrag zur Atmung 3. Grundwissen Abb. 2 Modelle analysieren und bewerten 6. Abb. 2, 3, 4 70 1. Einatmungsluft → Mund oder Nase und Nasennebenhöhle → Rachen → Kehlkopf → Luftröhre → Bronchien beider Lungenflügel → Lungenbläschen → Blutgefäße 2. In Ruhe atmet ein Erwachsener bei jedem Atemzug etwa einen halben Liter Luft ein. Bei intensiver Belastung werden pro Atemzug ca. drei Liter ein- und ausgeatmet. 14 Atemzüge pro Minute in Ruhe: 14 ∙ 0,5 Liter = 7 Liter. Bei Ruhe atmet ein Erwachsener bei 14 Atemzügen pro Minute 7 Liter Luft ein. 30 Atemzüge pro Minute bei intensiver Belastung: 30 ∙ 3 Liter = 90 Liter. Bei intensiver Belastung atmet ein Erwachsener bei 30 Atemzügen pro ­ ­Minute 90 Liter Luft ein. Allgemeine Formel: Atemzüge pro Minute ∙ Luftvolumen pro Atemzug. Individuelle Lösung, z. B.: Das Zwerchfell kontrahiert, zieht den Lungenrand nach unten und drückt dabei den Bauch nach außen. Gleichzeitig weiten die Muskeln der Zwischenrippen den Brustkorb, Unterdruck entsteht, Luft strömt ein. Beim Ausatmen läuft der ganze Vorgang durch das Entspannen der Atemmuskulatur umgekehrt ab. 4. Unterschiede: Das Zwerchfell zieht den Lungenrand nach unten und drückt dabei den Bauch nach ­außen. Die Zwischenrippenmuskulatur hebt die Rippen an und der Brustkorb öffnet sich nach ­vorne. Gemeinsamkeiten: Zwerchfell und Zwischenrippenmuskulatur ziehen sich beide beim Einatmen zusammen. Der Brustkorb weitet sich dabei und die Luft strömt ein. Beim Ausatmen entspannen sich Zwerchfell und Zwischenrippenmuskulatur. Luft strömt aus. 5. Individuelle Lösung. 6. Modell 3a: Die beweglich verbundenen Stäbe veranschaulichen zwei Zustände der Rippen. –Bewegen sich die Stäbe in die entspannte Lage, liegen sie schräg parallel zueinander. Die Ausatmungsluft kann ohne Einwirkung einer Muskelanspannung entweichen (der Pfeil zeigt die Richtung der Luftströmung, die fehlende Hand zeigt, dass keine Muskelkraft aufgewendet wird). –Im zweiten Bild symbolisiert die Hand, dass für die Einatmung Muskelkraft nötig ist. Die Luft kann durch die Anspannung der Rippenmuskulatur einströmen, das zeigt die Pfeilrichtung. Im Zustand der Anspannung liegen die Rippen in gerader Ausrichtung parallel zueinander, der Brustkorb ist geweitet. Die Funktion des Zwerchfells kann dieses Modell nicht zeigen. Sie fehlt. Modell 3b: Der Blasebalg kann beim Ansaugen der Luft annähernd die Funktion des Zwerchfells und den nötigen Kraftaufwand veranschaulichen. Für den Ausatmungsvorgang ist dieses Modell nicht geeignet, da die Luft beim Blasebalg mit Kraftaufwand herausgedrückt wird. Der Vorgang der natürlichen Entspannung fehlt. Modell 3c: Das Modell der Glasglocke mit Gummimembran veranschaulicht gut, dass die Erweiterung der Lungenflügel (hier der Luftballons) beim Einatmen passiv dem Unterdruck im Brustkorb folgt. Beim Ausatmen wird der normale Druck wieder hergestellt, die Lungenflügel erschlaffen. Dieses Modell veranschaulicht gut die Bauchatmung mithilfe des Zwerchfells, es berücksichtigt aber nicht die Brustatmung mit der Zwischenrippenmuskulatur. Modell 3d: Der Torso kann nur die Lage der verschiedenen Organe und Strukturen im Körper veranschaulichen. Funktionsabläufe werden nicht dargestellt. 71 7.3Gasaustausch in der Lunge Lungenbläschen ermöglichen den Gasaustausch 1. Unterschiede im Luftbedarf 2. c Atmung verändert die Luftqualität. Abb. 2 2. a, b, 3. Abb. 3, 5 Atmungsoberfläche ist Austausch­ fläche. 4. Abb. 6, 2 1. a) Die Abbildung 2 zeigt den Gasaustausch in einem Lungenbläschen. Dargestellte Strukturen Kapillaren und Lungenbläschen im Anschnitt Vorgänge /Funktionen Ein dichtes Geflecht feinster Blutgefäße umgibt das Lungenbläschen. Solche dünnen Blutgefäße heißen Kapillaren. Beim Gasaustausch gelangen bestimmte Moleküle der Luft in die Blutgefäße, umgekehrt gelangen andere Moleküle aus den Blutgefäßen in den Luftstrom im Inneren des Lungenbläschens. Sehr dünne Schichten­ Der Luftstrom in den Kapillaren ist nur durch wenige Zellschichten von der Luft in ­zwischen Blut und Luft dem Lungenbläschen getrennt. Das erleichtert den Übertritt der Moleküle von einer Seite auf die andere. Lungenkapillare, Das Blut, das zu dem Lungenbläschen hinfließt, enthält sehr viel mehr Kohlenstoff­ blau gezeichnet dioxidmoleküle als die Luft in dem Lungenbläschen. Die Anzahl der Sauerstoffmoleküle ist sehr gering. Solche Blutgefäße werden allgemein blau dargestellt. Die jeweiligen Unterschiede der Molekülanzahl bewirken in der „blauen“ Kapillare einen Eintritt von Sauerstoffmolekülen und einen Austritt von Kohlenstoffdioxidmolekülen. Dieser Vorgang wird als Gasaustausch bezeichnet. Lungenkapillare, Der Gasaustausch führt schließlich dazu, dass die Zahl der Sauerstoffmoleküle in rot gezeichnet der Lungenkapillare sehr viel höher ist, als die Zahl der Kohlenstoffdioxidmoleküle. ­Solche Blutgefäße werden allgemein rot dargestellt. Sauerstoffmoleküle Sauerstoff kommt in der Natur als Molekül aus zwei Atomen Sauerstoff vor (O2). Kohlenstoffdioxidmoleküle Kohlenstoffdioxid ist ein Molekül aus einem Atom Kohlenstoff und zwei A ­ tomen ­Sauerstoff (CO2). b) Die Struktur des Lungenbläschens ist angepasst an die Funktion des Gasaustausches. Beispiele: Sehr dünne Schichten zwischen Blut und Luft: Der Luftstrom in den Kapillaren ist nur durch wenige Zellschichten von der Luft in dem Lungenbläschen getrennt. Das erleichtert den Übertritt der Moleküle von einer Seite auf die andere. Form des Lungenbläschens: So kann es wir ein Mikroluftballon immer mit neuer Luft aufgeblasen werden und diese wieder abgeben. Außerdem sorgt die Kolbenform für eine große Fläche, an der Gase ausgetauscht werden können. 72 2. a) In der Einatmungsluft sind 78% Stickstoff, 21 % Sauerstoff, 0,04 % Kohlenstoffdioxid und etwa 1 % andere Gase enthalten. In der Ausatmungsluft beträgt der Anteil von Sauerstoff 17 % und der Anteil von Kohlenstoffdioxid 4 %. Die Anteile von Stickstoff und die der anderen Gase haben sich nicht merklich verändert, sie sind gleich geblieben. b) Gase in der Atem­ Anteil in der luft Einatmungsluft in % Sauerstoff 21 Kohlenstoffdioxid 0,04 Stickstoff 78 Andere Gase 1 Anteil in der Ausatmungsluft in % 17 4 78 1 Begründung der Unterschiede: Beim Gasaustausch in den Lungenbläschen gelangen mehr Sauerstoffmoleküle aus der Einatmungsluft in das Blut in den Blutkapillaren als aus dem Blut in die Ausatmungsluft. Sie werden also der Luft entzogen. Gleichzeitig gelangen mehr Kohlenstoffdioxidmoleküle aus dem Blut in die Atemluft als umgekehrt in das Blut hinein. Die Zahl der Stickstoffmoleküle und der Moleküle oder Atome der anderen Gase bleibt innerhalb und außerhalb der Blutgefäße gleich. Offenbar bewegen sich diese Teilchen in gleichem Maße in beide Richtungen. c) Liegen: Der gesamte Körper befindet sich in einem Zustand der Ruhe. Der Körper benötigt wenig Sauerstoff. Der Luftbedarf ist deshalb gering. Gehen: Die Muskelaktivität nimmt zu. Bei der erhöhten Anstrengung des Körpers entsteht auch ein größerer Bedarf an Sauerstoff aus der Luft: der Luftbedarf steigt von 7 Liter pro Minute auf 17 Liter pro Minute. Der Gasaustausch in der Lunge nimmt durch häufigeres Ein- und Ausatmen pro Minute zu. Radfahren: Der Luftbedarf steigt auf 24 Liter pro ­Minute. Die Anstrengung steigt, mehr Muskeln werden aktiv und benötigen damit mehr Sauerstoff. Schwimmen: Jetzt beträgt der Luftbedarf 43 Liter pro Minute. Der Sauerstoffbedarf aus der Luft steigt durch eine noch höhere Aktivität des Körpers weiter an. Rudern: In dieser Tabelle wird für das Rudern wahrscheinlich die meiste Muskelkraft gebraucht. Der Luftbedarf erreicht den bislang höchsten Wert von 60 Liter pro Minute. 3. Um 8:00 Uhr morgens liegt der CO2-Gehalt im Klassenzimmer bei einem Wert von etwa 0,8 relativen Einheiten. Nach Unterrichtsbeginn steigt der CO2Gehalt im Klassenraum auf 3 relative Einheiten deutlich an. Bei offenbar geschlossenen Türen und Fenstern befindet sich jetzt mehr ausgeatmete Luft mit vielen Kohlenstoffdioxidmolekülen im Klassenzimmer. Während der ersten großen Pause ist der Raum leer und frische, CO2-arme Luft kommt hinein. Der CO2-Gehalt sinkt bis auf 2 relative Einheiten. Dieser Wert liegt um 10:00 Uhr deutlich über dem Ausgangswert von 0,8. Bis zur zweiten großen Pause nimmt der Anteil der Ausatmungsluft wieder zu. Es gelangen noch mehr Kohlenstoffdioxidmoleküle in die Luft im Klassenraum. Die Kohlenstoffdioxidkonzentration erreicht einen neuen Höchstwert von etwa 5,5 relativen Einheiten. Durch einen geringen Luftaustausch während der zweiten großen Pause sinkt der CO2-Gehalt um kurz vor 12:00 Uhr auf 4 relative Einheiten. Bis zum Schulschluss um 13:00 Uhr steigt dieser dann auf den Höchstwert von 7. Insgesamt ist während der Schulzeit der CO2-Gehalt von 0,8 auf 7 relative Einheiten gestiegen. Empfehlung: Durch gründliches Lüften müsste im Verlauf der Schulzeit mehrfach für einen möglichst vollständigen Luftaustausch gesorgt werden. Dies könnte durch das Öffnen aller Fenster während der gesamten Pausenzeiten erfolgen. Auch zwischen den großen Pausen ist regelmäßiges Lüften sinnvoll. 4. Gemeinsamkeiten: Die Übernahme von Sauerstoff und Abgabe von Kohlenstoffdioxid muss in den wenigen Sekunden zwischen Ein- und Ausatmen erfolgen. Dies ist mit den Ladungen auf den Schiffen und auf den Kaianlagen vergleichbar. Hierfür muss ­eine große Fläche vorhanden sein, damit die Gase ebenso wie die Schiffsladungen auch schnell genug ausgetauscht werden können. 73 Unterschiede: Der Hamburger Hafen besteht aus komplett anderen Materialien als die wirkliche ­Lunge. Die Wasserstraßen sind vergleichbar mit dem Blut in den Adern, die Schiffe vergleichbar mit den Roten Blutzellen und der Kai mit dem Innen- raum der Lungenbläschen, der die Luft enthält. Die Kaimauern sind vergleichbar mit der Oberfläche der Lungenbläschenwand. Die Ladungen entsprechen den Sauerstoff- bzw. den Kohlenstoffdioxidteilchen. 7.4Rauchen macht süchtig Einstieg in das Rauchen? 3. a Rauchen und Durchblutung 1. Abb. 2 Rauchen schädigt die Bronchialschleimhaut. 2. Rauchbeginn und Rauchstopp 3. b, 4. Abb. 3, 4, 5, Grundwissen Grundwissen 1. a) Die Abbildung zeigt Wärmebilder zweier Hände und Unterarme vor und nach dem Rauchen einer Zigarette. Die Temperaturen werden durch unterschiedliche Farben und einer Farbskala angezeigt. Vor dem Rauchen zeigt das Wärmebild eine Temperatur von etwa 32-33 °C. Der Bereich in der Nähe des Daumens ist mit 33 °C etwas wärmer. Im Bereich der Fingernägel wird eine Temperatur von 34 °C angezeigt. Nach dem Rauchen zeigt das Wärmebild in den Fingern eine Temperatur von 28-29 °C und im Bereich der Handflächen und Fingernägel 32 °C. Die Hauttemperaturen sind in dem abgebildeten ­ Bereich nach dem Rauchen einer Zigarette allgemein niedriger als vor dem Rauchen. b) Durch Nikotin steigen die Herzfrequenz und der Blutdruck an. Die Blutgefäße verengen sich und bewirken besonders in der Haut eine verringerte Durchblutung. Das Wärmebild zeigt, dass die geringere Hautdurchblutung die Hauttemperatur verringert. 74 2. a) Die Luftröhre und die Bronchien besitzen im intakten Zustand als besondere Struktur eine Bronchialschleimhaut. Viele Zellen der Bronchialschleimhaut tragen zahlreiche feine Flimmerhärchen. In diese Zellschicht sind auch Zellen eingelagert, die den Bronchialschleim produzieren, der die gesamte Zellschicht überzieht. In den Abbildungen ist zu erkennen, dass die Flimmerhärchen inselartig die Schleimschicht an vielen Stellen durchdringen. Die Anordnung der Flimmerhärchen lässt vermuten, dass diese sich wellenartig bewegen. Dadurch transportiert die Bronchialschleimhaut festgesetzte kleine Fremdkörper Richtung Rachen, wo sie abgehustet oder verschluckt werden können. b) Der Teer im Zigarettenrauch ist nicht nur krebserregend. Er verklebt auch die Flimmerhärchen der Bronchialschleimhaut und schädigt dadurch dieses Selbstreinigungssystem der Atemwege. Nicht abtransportierter Schleim und verklebte Fremdkörper verengen die Atemwege. Verbleibende Bakterien finden im nicht abtransportierten Schleim einen guten Nährboden und können Infektionen der Lunge verursachen. 3. a) Individuelle Lösung, z. B.: Gründe, um mit dem Rauchen zu beginnen: Zigarettenkonsum im Elternhaus; durch Freunde zum Rauchen verleitet; Vorbilder, die rauchen Gründe, um beim Rauchen zu bleiben: Jugendliche werden in der Gruppe rauchender Freunde besser akzeptiert, wenn sie mitmachen; Jugendliche halten das Rauchen nicht selten für „cool“; Langeweile; Abhängigkeit b) Individuelle Lösung. 4. Individuelle Lösung, z. B. mit folgenden Argumenten: Pro: –Die Bilder sind teilweise schockierend und ekelerregend. Aber genau das sollen sie ja auch sein, damit (potenzielle) Raucher abgeschreckt werden oder zumindest ins Nachdenken geraten. –Es gehört zu den Aufgaben des Staates, darauf zu achten, dass gesundheitliche Risiken durch Tabakhersteller (aus Profitgründen) nicht ver­ schleiert werden. –Bildliche Warnhinweise wirken, denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte. –Es besteht eine hohe Akzeptanz für bildliche Warnhinweise in Deutschland, denn Piktogramme etc. gehören zum alltäglichen Leben (Verkehrsschilder, Apps …). M Kontra: – Bei jungen Leuten sind die Glimmstängel sowieso „out“. –Dass Rauchen die Gesundheit schädigt, weiß inzwischen jeder. –Arbeitsplätze in der Tabakindustrie und den ­Tabak erzeugenden Ländern sind bedroht. –Boom im illegalen Tabakhandel – weniger Steuereinnahmen durch das Land ­(Tabaksteuer) Modelle: Körpergröße und Wärmehaushalt 1. a) A0 (cm) A0 (cm2) 10 V (cm ) 600 1000 A0 : V 0,6 : 1 3 9 486 8 384 7 294 6 216 5 150 4 96 3 54 2 24 1 729 512 343 216 125 64 27 1 0.67 : 1 0,75 : 1 0,86: 1 1:1 1.2: 1 1.5 : 1 2:1 8 3:1 b) Im Modell zum Wärmehaushalt entspricht der Elefant einem Würfel mit großer Kantenlänge, die Maus einem Würfel mit kleiner Kantenlänge. Der Wärme abgebenden Körperoberfläche entspricht im Modell die Oberfläche A0, dem Wärme bildenden Körpervolumen entspricht das Würfelvolumen V. Setzt man diese beiden Größen zueinander in Beziehung (A0:V), so zeigt sich in der Tabelle, dass ein großer Würfel relativ zum Volumen eine geringe Oberfläche hat, ein kleiner Würfel dagegen relativ zum Volumen eine große Oberfläche. Übertragen auf den Wärmehaushalt von Maus und Elefant bedeutet dies, dass der Elefant zwar viel mehr Wärme verliert, die er unter Sauerstoffbedarf durch die Zellatmung ersetzen muss, seine Wärme bildende Kör- 6 6:1 permasse (Volumen) aber auch viel größer ist und relativ hierzu der Wärmeverlust über die Oberfläche gering ist. Die Maus dagegen verliert relativ zur Körpermasse (Volumen) sehr viel Wärme über ihre Oberfläche und hat daher, um durch Zellatmung Wärmeverluste zu ersetzen, einen hohen relativen Sauerstoffbedarf. c) Der Elefant hat relativ zu seinem großen Körpervolumen, das Wärme bildet, eine kleine Körperoberfläche, über die Wärme abgegeben wird. Sein relativer Sauerstoffbedarf ist daher klein. Die Maus hat relativ zu ihrem kleinen Körpervolumen, das Wärme bildet, eine große Körperoberfläche, über die Wärme abgegeben wird. Ihr relativer Sauerstoffbedarf ist daher groß. 75 2. Ein Modell stellt die Wirklichkeit in vereinfachter Form dar. Von den vielen Merkmalen des Originals werden nur einige wenige herausgefiltert und betrachtet. Meistens sind es die, die in Bezug auf eine Fragestellung besonders interessant sind. Ein Modell hat also nur wenige Eigenschaften des Originals und ist dadurch besonders anschaulich. Es ermöglicht anschauliche Vergleiche, z. B. zum Verhältnis zwischen Oberfläche und Volumen bei Maus und Elefant. 3. Säugetier Maus Meerschwein Zwergziege Orang-Utan Mensch Löwe Pferd Elefant Masse in g O2-Bedarf in ml O2 pro Stunde 22 900 7 000 54 000 76 000 155 000 500 000 3 833 000 36 605 2 710 12 105 15 980 26 490 65 100 268 000 Je größer die Masse eines Säugetiers ist, umso größer ist sein absoluter Sauerstoffbedarf (in ml pro Stunde), da viele Körperzellen versorgt werden müssen und viel Wärme über die Haut verloren geht. Um einen für alle Tiere vergleichbare Werte zu erhalten, wird der Bedarf auf ein Gramm Körpermasse umgerechnet. Dazu wird der gemessene O2-Bedarf pro Stunde durch die Körpermasse geteilt. Folgende Aussagen sind damit möglich: Relativ zur Körpermasse nimmt der Sauerstoffbedarf aber mit zunehmender Größe des Tieres ab, da das Verhältnis von 76 O2-Bedarf in ml O2 pro g Körpermasse und Stunde 1,64 0,67 0,39 0,22 0,21 0,17 0,13 0,07 Herzfrequenz 600 280 158 106 72 50 44 26 Körperoberfläche (Wärme abgebend, entspricht im Modell aus Abb. 2 der Oberfläche A0) zu Körpervolumen (Wärme bildend, entspricht im Modell aus Abb. 2 dem Volumen V) immer kleiner wird (Verhältnis in Abb. 2: A0:V). Verbunden mit dem relativen Sauerstoffbedarf pro g Körpermasse ist auch die Herzfrequenz bei großen Tieren niedrig und bei kleinen Tieren hoch. Eine hohe Herzfrequenz ist dann notwendig, wenn Sauerstoff und Nährstoffe sehr schnell über das Blut zu den Körperzellen, in denen die Zellatmung stattfindet, transportiert werden müssen. 8Kapitel 8.1 Ernährung im Wandel Nahrungsbestandteile und ihre Funktion 1. Faktoren, die unser Essverhalten beeinflussen 2., 4. Ernährung früher und heute 3., 5. Abb. 2 Abb. 1, 4 Abb. 3 1. Der Mensch benötigt verschiedene Stoffe, um seine Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Hierbei handelt es sich um die Nährstoffe Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße sowie um Mineralsalze, Spurenelemente, Vitamine und Wasser. Die Stoffe haben verschiedene Bedeutungen im Körper: Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße dienen als Energiequellen; Eiweiße, Mineralsalze, Spurenelemente und Vitamine benötigt der Mensch für Wachstum und Entwicklung von Geweben. Für die Regulation von Stoffwechselvorgängen werden Eiweiße, Vitamine und Wasser benötigt. 2. Individuelle Lösung, z. B.: Die Abbildung zeigt eine Familie bei einer Mahlzeit im Grünen, vielleicht im eigenen Garten. Sie essen gemeinsam, und reden und lachen miteinander. In der dargestellten Situation wird deutlich, dass Essen nicht nur Nahrungsaufnahme ist, sondern auch soziale Aspekte hat, zum Beispiel Menschen gesellig verbindet. 3. Ernährungsregeln bei Früh­ menschen – Iss möglichst viel. – Bewege dich nur, wenn es sein muss. – Iss, wann immer du die Möglichkeit dazu hast. – Vermeide Nahrungsmittel mit geringem E ­ nergiegehalt. – Iss möglichst viel Fett. und bei heute ­lebende Menschen – Iss nicht zu viel. – Bewege dich ­möglichst viel. – Iss nicht dauernd ­zwischendurch. – Vermeide energie­ reiche Lebensmittel. – Iss wenig Fett. Begründung: Die Ernährungsregeln heute sind das Gegenteil der Ernährungsregeln zur Zeit der Frühmenschen. Früher stand Nahrung nicht in der Menge zur Verfügung, wie es heute der Fall ist. Die Frühmenschen mussten daher, wenn sie Nahrung fanden, möglichst viel und fettreich essen, um ihren Energiebedarf zu decken. Heute hat sich das Tätigkeitsfeld der meisten Menschen sehr verändert. Durch viele „geistige“ und weniger „körperliche“ Beanspruchung des Körpers braucht man nicht so viel und nicht so fettreiches Essen. Außerdem muss der „Energieüberschuss“ durch viel energiereiche Nahrung durch Bewegung wieder ausgeglichen werden. 4. Umwelt: Je nach den klimatischen Bedingungen isst man wenig und trinkt zum Beispiel mehr (z. B. an heißen Tagen im Sommer). Geographie, soziale Herkunft: An unterschiedlichen Orten oder in unterschiedlichen Bevölkerungsschichten hat das Essen unterschiedliche Bedeutungen. Klasse, Schicht-, Bezugsgruppe: Man lässt sich durch Mitschüler und Werbung beeinflussen. Familie: Bei vielen Familien wird nicht immer zusammen gegessen; das ist zeitlich nicht immer möglich. Gesellschaft: Dinge, die „in“ sind, werden häufig gegessen, weil man „dazu gehören“ möchte. Kultur: Die Erziehung prägt das Essverhalten. Schule: Nur wer genügend Wissen über Ernährung hat kann eine „gesunde“ Auswahl treffen. 77 Religion: Nicht alle Speisen (zum Beispiel bestimmte Fleischsorten) sind in allen Religionen erlaubt. Technologie: Mit technischer Hilfe (z. B. Küchengeräte) können Speisen zubereitet werden, die ohne nicht oder nur schwer zuzubereiten wären. Nahrungsmittel: Speisen, die einem schmecken, nimmt man öfter und in größerer Menge zu sich. Beruf: Menschen, die viel „geistig“ arbeiten, benötigen weniger energiereiche Nahrung als Menschen mit „körperlicher“ Arbeit. Status: Ein Säugling benötigt andere Nahrung als ein Erwachsener. Stoffwechsel: Wenn man Hunger hat, isst man etwas. Vererbung: Es gibt Menschen, die vererbungsbedingt einen höheren Nährstoffbedarf haben. Seele, Körper: Psychische Probleme können eine Störung im Essverhalten hervorrufen (z. B. Magersucht). Ein an Diabetes erkrankter Mensch muss/ sollte eine bestimmte Diät einhalten. 5. Mögliche Beispiele zur Erläuterung: Hochleistungssportler haben einen erhöhten Energiebedarf. Sie müssen daher möglichst viel und kohlenhydratreich essen, um ihren Energiebedarf zu decken. Wenn sich ihre Lebensweise ändert, z. B. weil Sie nicht trainieren können, müssen sie auch die Ernährung anpassen und weniger energiereiche Nahrung zu sich nehmen. Sonst würden sie wohl schnell zunehmen. Umgekehrt benötigt jemand, der bisher viel im Büro am Schreibtisch gesessen hat und auch sonst ein Sportmuffel war, auf einmal viel mehr energiereiche Nahrung, wenn er beginnt regelmäßig Sport zu treiben, indem er z. B. für einen Marathon trainiert. Sehr alte Menschen, die sich nicht mehr viel bewegen können, brauchen insgesamt weniger energiereiche Nahrung und kohlenhydratreiches Essen. 8.2Gesunde Ernährung, aber wie? Was ist gesunde Ernährung? Abb. 1 body-mass-index 2. Lässt sich gesunde Ernährung im Alltag realisieren? 1. Kennzeichnung von Lebensmitteln 3., 4. Abb. 1, 3 Abb. 4, 5 1. a) Nahrung Wasser Milchprodukte Fisch/ Fleisch/Eier Nüsse/Hülsenfrüchte Gemüse/Obst Pflanzenöle Vollkorn­produkte Bewegung Deutsche Gesellschaft für Ernährung relativ viel wenig wenig, keine Unter­scheidung der Sorten Ernährungspyramide keine Aussage wenig wenig; wenig rotes Fleisch, mehr Geflügel, Eier und Fisch keine Aussage recht viel reichlich Gemüse und Obst, mehr Gemüse reichlich Gemüse und Obst zu gleichen Teilen keine Aussage über pflanzliche Öle; nur zu den meisten Mahlzeiten Pflanzenöle wenig ungesättigte Fette relativ viel viel keine Aussage sehr viel b) Individuelle Antwort. 78 2. Person Angelina Jolie Mario Götze Lena Gercke Ralf Möller BMI 19,7 20,7 17,8 33,5 Anhand der Tabelle erkennt man, dass Lena Gercke Untergewicht und Ralf Möller Übergewicht hat. Angelina Jolie und Mario Götze liegen im Normbereich. Der BMI spiegelt ihren Tätigkeitsbereich wieder. Obwohl diese Schönheitsideale zunehmend in Frage gestellt werden, sind Models oft immer noch sehr schlank und untergewichtig und ein „Mister Universum“ hat deutlich mehr Körper- bzw. Muskelmasse als andere Männer seiner Größe im Durchschnitt haben. Gleichzeitig zeigen diese Ergebnisse, dass ein muskulöser Mensch einen hohen BMI erreichen kann, ohne Fett anzusetzen. Der BMI-Wert muss also individuell beurteilt werden. 3. a) Die Ampelkennzeichnung auf Lebensmittelver­ packungen nennt den Gehalt an Fetten, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz. Die Kennzeichnung erfolgt in den Farben einer Verkehrsampel. Rot symbolisiert einen hohen, Gelb einen mittleren und Grün einen niedrigen Gehalt. Zusätzlich werden die Werte in Gramm pro 100 Gramm oder 100 ml angegeben. GDA ist eine Abkürzung von „Guideline Daily Amount“, eine Richtlinie für die tägliche Menge von Zucker, Fett, gesättigten Fettsäuren und Salz in der aufgenommenen Nahrung. Die angegebenen Werte beziehen sich auf eine ebenfalls angegebene Portion in Gramm. Die Angaben der GDA-Kennzeichnung werden in kleinen Feldern dargestellt. b) Individuelle Lösung. 4. Mögliche Argumente für die GDA-Kennzeichnung: •Die GDA-Angaben informieren über den Energiegehalt des Lebensmittels und über enthaltene Stoffe wie Zucker, Fett, gesättigte Fettsäuren und Salz (Natrium). •Die GDA-Angaben geben die jeweiligen Mengen auch in Prozent der empfohlenen Tageszufuhr für einen Erwachsenen. Mögliche Argumente gegen die GDA-Kennzeichnung: •Die GDA-Angaben beziehen sich auf eine Portion, deren Größe der Hersteller selbst wählt. Je kleiner die Portion, desto kleiner wird natürlich die Prozentangabe und damit der Anteil an der empfohlenen Verzehrsmenge pro Tag. Menschen essen aber durchschnittlich größere Portionen, als die Hersteller angeben. Unterschiedlich große Portionen machen es zudem sehr schwer, Produkte miteinander zu vergleichen. •Der Richtwert, auf dem die GDA-Angaben fußen, ist vom Europäischen Verband der Lebensmittelindustrie selbst festgesetzt worden. •Auch bei den speziell für Kinder beworbenen Produkten wird der Kalorienbedarf einer erwachsenen Frau angesetzt. Bezogen auf den täglichen Kalorienbedarf von Kleinkindern wären die Prozentangaben viel höher. Mögliche Argumente für die Ampel-Kennzeichnung: •Auf einen Blick wird der Verbraucher durch eine Grafik auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen über die wichtigsten Nährwerte informiert und kann Produkte schnell vergleichen. •Zur Orientierung wird jeder Wert mit einer der bekannten Signalfarben Rot, Gelb und Grün hinterlegt, je nach dem, ob es sich um einen hohen, mittleren oder niedrigen Gehalt handelt. Das ist so einfach wie möglich und so komplex wie nötig. •Die Angaben beziehen sich genormt auf 100 Gramm und nicht auf eine Portion. Mögliche Argumente gegen die Ampel-Kennzeichnung: •Ein rotes Ampelsignal auf Lebensmitteln bedeutet „Stopp, nicht essen!“ Mit auch nur einer roten von vier Ampeln wird ein Produkt zum Laden­hüter. •Kalorienwerte und die Anteile der empfohlenen Tagesmenge werden nicht angegeben. •Ernährung ist komplex, die Kennzeichnung mit den Ampelfarben dagegen ist zu vereinfachend. Dadurch werden Lebensmittel in „gute“ und „schlechte“ Produkte eingeteilt und Lebensmittel mit einem roten Punkt diskriminiert. •Die Beschränkung auf Produkte mit wenig Fett, Zucker oder Salz stellten keine ausgewogene Ernährung dar. Die Ampel ist damit sogar gesundheitsschädlich, weil sich ältere Menschen, Untergewichtige oder Magersüchtige dadurch möglicherweise falsch ernähren. 79 8.3Nahrung versorgt den Körper mit Energie Tätigkeiten und Energiebedarf Abb. 1 Grundumsatz, Leistungsumsatz, ­Gesamtumsatz 1. Energiegehalt von Nahrungsmitteln berechnen 2. a Energiebedarf 2., 3. Abb. 1, 3 Abb. 3, 4 Abb. 1-5 Ursachen von Übergewicht 4. Abb. 6 1. a) mögliche Definition: Unter Energie versteht man die Fähigkeit, Arbeit zu leisten. Die Bewegung unserer Muskeln, die Aufnahme und Verarbeitung von Sinnesreizen und die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur sind Leistungen des Körpers, die Energie benötigen. 2. a) Nahrungsmittel (100 g) Joghurt Käse 1 Ei Butter Schweinefleisch Mettwurst Huhn Fischstäbchen Haferflocken Reis Nudeln Roggenbrot, 2 Scheiben Kartoffeln 80 Energiegehalt aus Kohlen­ hydraten in kJ 78,2 – 6,8 11,9 – – – 170,0 1128,8 1281,8 1222,3 875,5 147,9 b) Grundumsatz: die Energie, die bei völliger Ruhe des Körpers benötigt wird. Leistungsumsatz: den bei Tätigkeiten über den Grundumsatz hinausgehenden Energiebedarf. Das ergibt die Formel: Leistungsumsatz = Gesamtumsatz – Grundumsatz. Als Grundumsatz kann der Gesamtumsatz für ruhiges Liegen verwendet werden, das sind hier 350 Kilojoule pro Stunde. Es ergeben sich folgende Werte für den Leistungsumsatz: ruhiges Liegen 0 ruhiges Stehen 70 Gehen, 3 km/h 650 Gehen, 8 km/h 1750 Schwimmen, 0,6 km/h 530 Schwimmen, 4,2 km/h 2150 Radfahren, 9 km/h 530 Radfahren, 30 km/h 2750 Laufen, 11 km/h 1850 Laufen, 19 km/h 3750 Büroarbeit 30-70 Die Unterschiede kommen durch die verschiedenen Tätigkeiten zustande. Schnelleres Radfahren, Laufen, … benötigt mehr Energie als bei geringerem Tempo. Der Leistungsumsatz der Bürotätigkeit ist vergleichsweise niedrig; Ursache ist, dass es sich hierbei um eine eher „geistige“ Arbeit handelt, die einen geringen Energieverbrauch mit sich bringt. Energiegehalt aus Fett in kJ Energiegehalt, gesamt in kJ 144,3 1158,3 241,8 3244,8 741,0 1755,0 35,1 136,0 288,6 85,8 108,42 39,0 7,8 222,50 1158,30 248,60 3256,70 741,00 1755,00 35,10 326,00 417,40 1367,60 1330,72 914,50 155,70 b) Nein, er kann seinen täglichen Energiebedarf nicht decken. Der Energiegehalt beträgt insgesamt 6551,7 Kilojoule; es entsteht ein Defizit von 5998,3 Kilojoule. 4 Scheiben Roggenbrot → 1829 kJ 50 Gramm Käse → 579,15 kJ 50 Gramm Mettwurst → 877,5 kJ 50 Gramm Butter → 1628,35 kJ 100 Gramm Kartoffeln → 155,7 kJ 200 Gramm Schweinefleisch → 1482 kJ c) 300 Gramm Nudeln ergeben einen Energiegehalt von 3992,16 Kilojoule. Damit könnte die Person ungefähr vier (3 km/h) beziehungsweise ungefähr zwei Stunden (8 km/h) gehen oder ungefähr zwei (11 km/h) beziehungsweise ungefähr eine Stunde (19 km/h) laufen. 4. Bei Modell 1 wird nur der Gesamtenergiegehalt, der dem Körper zugeführt wird, betrachtet. Eine eventuelle Diät bezöge sich daher darauf, die Gesamtenergiemenge, die dem Körper zugeführt wird, zu verringern, indem man z. B. insgesamt weniger isst und damit auch weniger in den Nahrungsmitteln gespeicherte Energie zu sich nimmt. Bei Modell 2 wird der Überschuss an Blutzucker für das Entstehen von Übergewicht verantwortlich gemacht. Hier böte sich daher eine Diät an, die darauf abzielt, den Kohlenhydratanteil der Nahrung zu verringern, indem man z. B. weniger Brot, Zucker oder Nudeln zu sich nimmt, da so die Bildung des Blutzuckers reduziert würde. 3. 35 g Kohlenhydrate ∙ 17 kJ/g = 595 kJ 27 g Fett ∙ 39 kJ/g = 1053 kJ Gesamtsumme = 1648 kJ Energiegehalt des Hamburgers: 1648 Kilojoule (595 Kilojoule aus den Kohlenhydraten und 1053 Kilojoule aus dem Fett) Ein 15-jähriges Mädchen hat einen Energiebedarf von 9620 Kilojoule. Der Hamburger deckt ungefähr 17 Prozent ihres täglichen Energiebedarfs. + MVersuche durchführen 1. + 2. Individuelle Lösungen. 81 8.4 Wirkung von Enzymen 2. Funktion der Enzyme als Biokatalysatoren Amylase spaltet Stärke Abb. 1 Ablauf einer enzymkatalysierten Reaktion – das Schlüssel-SchlossPrinzip 1. Substratspezifität von Enzymen 2. Abb. 2 Abb. 3 Resistenzen gegen Medikamente 3. Abb. 4 1. a) Herstellung eines Pappmodells mit geeigneten Formen, siehe Abb. 2. b) Veranschaulicht werden können –Die Substratspezifität des Enzyms durch entsprechende Formen von Substrat und Enzym –Die Bildung des Enzym-Substrat-Komplexes durch Verknüpfung von Enzym und Substrat 82 a) Beobachtung: Der Agar in den Petrischalen 2, 4, 6 ist trübe. In der Mitte der Petrischale 4 ist ein klarer Bereich entstanden. Der Agar in den Petrischalen 1, 3, 5 ist dunkel gefärbt. In der Mitte der Petrischale 1 ist ein heller Fleck entstanden. Deutung: Pepsin ist ein Enzym, das Eiweiße wie Albumin spalten kann. Dadurch entsteht in Petrischale 4 ein klarer Bereich. Speichel enthält keine Enzyme, die Eiweiße spalten. Deshalb tritt bei Petrischale 3 keine Veränderung ein. Speichel enthält Amylase. Das Enzym spaltet Stärke. An den Stellen, an denen Amylase in Petrischale 1 wirkt, kann sich der blaue Iod-Stärke-Komplex nicht bilden. Der Agar wird farblos. Amylase kann aber Albumin nicht spalten. Deshalb tritt in Petrischale 2 keine Veränderung auf. b) Die Petrischalen 5 und 6 dienen der Kontrolle. Dadurch wird bewiesen, dass die in den anderen Petrischalen beobachteten Veränderungen tatsächlich auf die zugesetzten Stoffe zurückzuführen sind. 3. Manche Bakterien sind resistent gegen einige der Wirkstoffe in den Medikamenten. Sie verfügen über Enzyme, die die Wirkstoffe spalten und so unwirksam machen. Deshalb werden Wirkstoffe leicht in ihrer Zusammensetzung verändert. Häufig sind sie dann wieder wirksam. Das liegt daran, dass sich durch die leichte Veränderung des Wirkstoffes kein Enzym-Substrat-Komplex mehr zwischen dem Wirkstoff und dem abbauenden Enzym ausbilden kann. „Schlüssel“ und „Schloss“ passen nicht mehr zueinander. Die Veränderung in der Molekülstruktur des Wirkstoffes ist aber nicht so groß, dass er nicht mehr gegen die Bakterien wirken kann. 4. Versuch a): In Wasser befindet sich Stärke. Diese Mischung wird durch einen Filter gegossen. Stärke bleibt im Filter zurück, das Wasser passiert den Filter. Versuch b): Eine Maltoselösung wird durch den Filter gegossen. Maltose gelangt mit dem Wasser durch den Filter. Versuch c): In Wasser befindet sich Stärke und Speichel. Die Lösung wird durch einen Filter gegossen. Es ist zu erwarten, dass die Stärke durch die im Speichel enthaltene Amylase in Maltosemoleküle gespalten wird, diese gelangen dann durch den Filter und befinden sich in der filtrierten Lösung. Ein experimenteller Nachweis sollte zeigen, dass in Versuch c) keine Stärke mehr enthalten ist, sondern Maltose. Dies erfordert eine Recherche zum Thema Nachweismethoden für Stärke und Maltose. Mög- liche experimentelle Untersuchung: Wenn man der Lösung aus Versuch c Iodkaliumiodidlösung zugibt, darf keine Verfärbung auftreten. Das beweist, dass keine Stärke enthalten ist. Gibt man Fehling-Lösung zu und erwärmt, erwartet man einen roten Niederschlag. Der Niederschlag zeigt an, dass die Stärke zu Maltose abgebaut wurde. (Anmerkung: FehlingLösung ist kein spezifischer Maltose-Nachweis. Da Amylase als Enzym mit Stärke Substrat- und wirkungsspezifisch reagiert, lässt die Rotfärbung auf Maltose als Reaktionsprodukt schließen.) 8.5 Verdauung im Überblick – MConcept-Map 1. + 2. Individuelle Lösungen. 83 9 Herz und Blutkreislauf 9.1 Aufgaben des Blutes Blutbestandteile Blutspuren deuten Anzahl der Roten Blutzellen 1., 2. Abb. 1, 2, 3, 6 Das Becherglas enthält 100 ml Blut. Der abgesetzte Teil sind etwa 55 ml, das rötlichklare Blutplasma darüber macht also etwa 45 ml aus. 3. 3. Abb. 5 Abbildung 5a: Die Blutspur besteht aus einem relativ großen Blutfleck am Boden mit vielen kleineren Spritzern. Diese Spur lässt sich einem der größeren lang gestreckten Tropfen zuordnen (Teilabbildung oben links). Beim Aufprall bildet der vordere große Teil des Tropfens den Fleck. Der gestreckte Bereich des Tropfens besitzt ein geringeres Blutvolumen und trifft etwas später auf. Dadurch bilden sich die Spritzer. Abbildung 5b: Die Blutspur besteht aus sieben unterschiedlich großen runden Flecken am Boden ohne Spritzer. Alle Flecken sind kleiner als der Fleck in Abbildung 5a. Diese Spur kann den kleineren runden Tropfen in der mittleren Teilabbildung zugeordnet werden. Das jeweilige Volumen dieser Tropfen ist zwar unterschiedlich, innerhalb der einzelnen Blutstropfen aber gleichmäßig verteilt. Dadurch bleiben Spritzer aus. Abbildung 5c: Die drei Blutspuren an der Wand zeigen keine Tropfenform. Sie zeigen unterschiedliche gestreckte, geschlängelte Formen mit unterschiedlichen Längen. Spritzer fehlen. Man kann daraus schließen, dass, wie in 1b, zunächst kleinere Blutstropfen mit jeweils unterschiedlichem Volumen auf die Wandfläche gelangt sind. Danach folgen sie der Schwerkraft, sie verlaufen nach unten. Im Vergleich zeigen sie dann unterschiedliche Größen. Vermutlich war der aufgetroffene Blutstropfen in Abbildung 5c links größer als der mittlere. Der rechte Blutstropfen war dann der kleinste. Außerdem könnten die drei Tropfen von links nach rechts zeitlich nacheinander versetzt an die Wand gelangt sein. 4. Grundwissen 1. a) Blutbestandteile Aufgaben der Blutbestandteile Rote Blutzellen – Transport von Sauerstoff zu allen Teilen des Körpers – Transport von Kohlenstoffdioxid aus allen Teilen des Körpers zur Lunge Weiße Blutzellen – gehören zu den wichtigsten Zellen des Immunsystems zur Abwehr von mikroskopisch kleinen Krankheitserregern wie Bakterien und Viren Blutplättchen – stoppen zusammen mit dem im Blut gelösten Fibrin Blutungen. Über die Blutplättchen legt sich ein dichtes Fibrinnetz, das die Blutplättchen miteinander verklebt. Die Blutung wird beendet. b) Die Abbildung zeigt: sauerstoffreiches Blut ist hellrot und kohlenstoffdioxidreiches Blut ist dunkelrot. Sauerstoffreiches (hellrotes Blut) befindet sich in den Blutgefäßen, die von der Lunge über das Herz in den Körper zu den Zellen führen. Dort wird Sauerstoff in die Zellen aufgenommen und Kohlenstoffdioxid in das Blut abgegeben. Kohlenstoffdioxidreiches (dunkelrotes Blut) befindet sich in den Blutgefäßen, die aus dem Körper über das Herz wieder zur Lunge führen. 84 2. 4. Bei den gleichwarmen Tieren, z. B. einer Maus, sorgen Regelungsmechanismen im Körper für e­ine gleich bleibende Temperatur: Bei absinkenden Außentemperaturen erhöht sich die Stoffwechsel­ ­ aktivität in den Zellen, wodurch Wärme entsteht. Dafür wird allerdings Sauerstoff benötigt. Über die große Zahl an Roten Blutzellen (9,5 Millionen pro mm3 bei der Maus) können entsprechend viele Sauerstoffmoleküle in kurzer Zeit zu den Zellen transportiert werden. Bei wechselwarmen Tieren, z. B. der Erdkröte, ist die Körpertemperatur etwa so hoch wie die Umgebungstemperatur. Die Erdkröte beeinflusst ihre Körpertemperatur durch ihr Verhalten. Zum Wärmen legt sie sich in die Sonne, zur Abkühlung sucht sie den Schatten auf. Bei wechselwarmen Tieren gibt es jedoch keinen Regelungsmechanismus, der bei Kälte die Stoffwechselaktivität erhöht. Die Anzahl Roter Blutzellen (0,4 Millionen pro mm mm3 bei der Erdkröte) kann deutlich geringer sein als bei gleich großen gleichwarmen Tieren, da für die Temperaturregelung kein Sauerstoff benötigt wird. 9.2Blutkreislauf Gesamtlänge der Blutgefäße Abb. 1 Grundwissen Körper- und Lungenkreislauf 1. Abb. 2, 4 Venenklappen 2. Abb. 5 Blutzusammensetzung 3. Abb. 2, 3 langt mit dem Blutkreislauf in die rechte Herzhälfte. Das Herz pumpt dieses Blut zur Lunge. Lungenkapillaren: In den Lungenbläschen gelangen Sauerstoffmoleküle aus der Einatmungsluft in ein feines Netz von Blutgefäßen. Gleichzeitig bewegen sich Kohlenstoffdioxidmoleküle aus diesen Kapillaren in die Ausatmungsluft. Das jetzt sauerstoffreiche Blut (rot) gelangt durch die Lungenvene zur linken Herzkammer. Der Blutkreislauf setzt sich fort. Herz: Es ist in zwei Hälften geteilt. Auf der linken Seite pumpt es sauerstoffreiches und auf der rechten Seite sauerstoffarmes Blut. Damit verbindet es den Körperkreislauf und den Lungenkreislauf. b) Der Lungenkreislauf ermöglicht die schnelle Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff. Gleichzeitig wird Kohlenstoffdioxid aus dem Blut entfernt. 1. 2. a) linke Herzhälfte: Die linke Herzhälfte enthält mit Sauerstoff angereichertes Blut, das aus der Lunge kommt. Körperkapillaren: Über ein System weit verzweigter Arterien gelangt sauerstoffreiches Blut (rot) aus der linken Herzhälfte in die Körperkapillaren und damit in die Nähe aller Zellen des Körpers. Sauerstoffmoleküle gelangen aus dem Blut in die Zellen, Kohlenstoffdioxidmoleküle aus den Zellen in das Blut. Das Blut ist jetzt sauerstoffarm und kohlenstoffdioxidreich (blau). rechte Herzhälfte: Das jetzt sauerstoffarme und gleichzeitig kohlenstoffdioxidreiche Blut (blau) ge- Hypothese: Bei defekten Venenklappen staut sich das Blut in den Beinvenen immer dann, wenn die Beine sich längere Zeit unterhalb des Herzens befinden, und die Beinmuskeln kaum aktiv sind, z. B. beim Stehen oder Sitzen. Das kann dazu führen, dass die Gefäße ausleiern und sich „Krampfadern“ bilden. Begründung: Der Blutdruck in den Venen ist nicht so hoch, wie in den Arterien. Er allein reicht nicht, um das Blut gegen die Schwerkraft zum Herzen zu transportieren. Der Blutfluss in den Venen wird durch Muskelarbeit unterstützt und außerdem wirken die Venenklappen als Ventile, die das Blut nur in Richtung Herz durchlassen. Das ist vor allem 85 wichtig, wenn die Muskeln nicht aktiv sind. Bei defekten Venenklappen sinkt das Blut bei zu geringer Muskelaktivität immer wieder ganz nach unten und staut sich dort. Die Blutgefäße erweitern sich unter dem ständigen Druck. Sie verlieren ihre Elastizität und nehmen dauerhaft Schaden. 3. Aufenthaltsort 1 befindet sich nach der Anreicherung des Blutes mit Sauerstoffs, also hinter der Lunge, da der Sauerstoffgehalt groß und der Kohlenstoffdioxidgehalt klein ist. Er liegt auch vor dem Punkt, an dem die Kapillaren des Darmes in die Kör- pervene einmünden, da der Gehalt an Nährstoffen gering ist und das Blut erst im Bereich des Darmes mit Nährstoffen angereichert wird. Aufenthaltsort 2 liegt vor der Lunge, da der Sauerstoffgehalt klein und der Kohlenstoffdioxidgehalt groß ist. Er liegt jedoch nach dem Punkt, an dem die Kapillaren des Darmes in die Körpervene einmünden, da der Gehalt an Nährstoffen hoch ist. Aufenthaltsort 3 liegt vor der Lunge, da der Sauerstoffgehalt klein und der Kohlenstoffdioxidgehalt groß ist. Er liegt auch vor dem Punkt, an dem die Kapillaren des Darmes in die Körpervene einmünden, da der Gehalt an Nährstoffen gering ist. 9.3Mit dem Blut werden Atemgase transportiert Weg der Atemgase zwischen ­Atemluft und Zelle 1. Blut transportiert nicht nur ­Atemgase 2. Abb. 2 3. Abb. 1, 4 Abb. 3 1. Weg des Sauerstoffmoleküls: 1: Nasenrachenraum ↓ 2: Luftröhre ↓ 3: Bronchien ↓ 4: Bronchiolen ↓ 5: Lungenbläschen mit Kapillaren ↓ 6: Blutgefäß, das zum Herzen führt ↓ 7: linke Herzkammer ↓ 8: Aorta ↓ 9: Arterie ↓ 10: Kapillarmembran an einer Zelle 86 Verteilung des Blutvolumens im Blutgefäßsystem Weg des Kohlenstoffdioxidmoleküls: 10: Kapillarmembran an einer Zelle ↓ 11: Vene ↓ 12: Stammvene ↓ 13: rechte Herzkammer ↓ 14: Lungenarterie ↓ 15: Blutgefäß, das zu den Lungenbläschen führt ↓ 5: Lungenbläschen mit Kapillaren ↓ 4: Bronchiolen ↓ 2: Luftröhre ↓ 3: Bronchien ↓ 1: Nasenrachenraum 2. Das Blut transportiert den Sauerstoff aus der Lunge in das Gewebe und transportiert das Kohlenstoffdioxid aus dem Gewebe in die Lunge. Das Blut transportiert die aufgenommenen Nährstoffe (Traubenzucker, Fette, Aminosäuren), Wasser, Vitamine und Salze aus dem Darm zu den Zellen im Gewebe. Gleichzeitig werden mit dem Blut auch Botenstoffe (Hormone) aus den Hormondrüsen an ihre Wirkorte transportiert. 3. Die Hauptmenge des Blutes (4,2 l) befindet sich in den Kapillaren, Arterien und Venen. Der größte Teil davon (2,4 l) befindet sich in den Kapillaren. Nur ein geringer Anteil des Blutes befindet sich im Herzen (0,36 l) und im Lungenkreislauf (0,44 l). Die kleinsten Blutgefäße sind die Kapillaren. Zehn Kapillaren zusammen sind in etwa so dick wie ein menschliches Haar. Sie haben daher insgesamt eine sehr große Oberfläche. Über die feinen Kapillaren wird jede einzelne Körperzelle mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Nicht mehr benötigte Stoffe werden ins Blut abgegeben und abtransportiert. Die Kapillaren versorgen alle Organe und haben damit eine sehr große Oberfläche, sodass sich hier die Hauptmenge des Blutes befinden muss. Die Wände der Kapillaren sind sehr dünn. Die Atemgase Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid können ungehindert durch die Kapillarwand gelangen. Eine große Oberfläche sichert pro Zeiteinheit einen sehr schnellen Gasaustausch. Das Herz dient nur zum Antrieb des Blutes. In den Lungenbläschen wird über die Lungenkapillaren kontinuierlich Sauerstoff in das Blut aufgenommen und Kohlenstoffdioxid abgegeben. 9.4Bau und Leistung des Herzens Aufbau des Herzens Abb. 1, 2 4. Blutfluss und Blutdruck Abb. 5 1. Herzzyklus Abb. 3 Vergleich mit einer technischen Pumpe Pulswellengeschwindigkeit des ­Blutflusses 3. Abb. 6 2. Abb. 4 1. Diastole Kontraktion der Vorkammern Systole Vorkammer Füllphase kontrahiert entspannt Herzkammern entspannt entspannt, Füllphase kontrahiert Segelklappen geschlossen geöffnet geschlossen Taschenklappen geschlossen geschlossen geöffnet 2. a) Hohlraum A wird kleiner, hier entsteht ein Überdruck. Hohlraum B wird größer, hier entsteht ein Unterdruck. Ventile 1 und 3 sind geöffnet, Ventil 2 ist geschlossen. Aus Hohlraum A wird Flüssigkeit herausgedrückt. In Hohlraum B strömt Flüssigkeit ein. 87 b) Hohlraum A wird größer, hier entsteht ein Unterdruck. Hohlraum B wird kleiner, hier entsteht ein Überdruck. Ventile 1 und 3 sind geschlossen, Ventil 2 ist geöffnet. Flüssigkeit fließt aus Hohlraum B in Hohlraum A. c) Folgende Strukturen entsprechen sich: Ablauf Arterie Ventil l Taschenklappe Hohlraum A Herzkammer Ventil 2 Segelklappe Hohlraum B Vorhof Zulauf Vene Ventil 3 Venenklappe (nicht abgebildet) d) Undichtes Ventil 1: Beim Vergrößern von Hohlraum A fließt Flüssigkeit aus dem Ablauf zurück in die Pumpe, es wird weniger aus Hohlraum B angesaugt. Undichtes Ventil 2: Beim Vergrößern von Hohlraum B wird Flüssigkeit aus Hohlraum A zurückgesaugt, die angesaugte Menge aus dem Zulauf wird geringer. Undichtes Ventil 3: Beim Verkleinern von Hohlraum B wird Flüssigkeit in den Zulauf zurück gedrückt. Der Zufluss in Hohlraum A wird reduziert. e) Wenn ein bestimmtes Volumen Blut aus der Herzkammer gepumpt wird, muss gleichzeitig das gleiche Volumen in den Vorhof fließen, sonst würde der Druck in den Blutgefäßen zu groß werden. 3. a) Messung oben: Im angezeigten Messzeitraum von etwa 2,5 Sekunden zeigen sich drei gleichmäßige Pulswellen. Der erste Pulsschlag wird nach etwa 0,2 Sekunden gemessen und jeder Ausschlag zeigt eine Dauer von etwa 0,2 Sekunden. Die Zeitspanne zwischen den höchsten Ausschlägen beträgt etwa 1 Sekunde. 88 Messung unten: Im angezeigten Messzeitraum von etwa 2,5 Sekunden zeigen sich zwei gleichmäßige Pulswellen. Der erste Pulsschlag wird nach etwa 0,7 Sekunden gemessen und jeder Ausschlag zeigt eine Dauer von etwa 0,3 Sekunden. Die Zeitspanne zwischen den höchsten Ausschlägen beträgt ebenfalls etwa 1 Sekunde. Die Zeitdifferenz zwischen Halspuls und Handgelenkpuls beträgt 0,5 Sekunden. Die Zeitdifferenz der Pulse zwischen beiden Messungen beträgt 0,5 Sekunden. Die Streckendifferenz beträgt 45 cm. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Pulswelle durch die Arterie bewegt, beträgt also 90 cm/Sek. 4. Die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes nimmt in den Kapillaren stark ab (mittlere Abbildung), dies beruht auf der in der oberen Grafik dargestellten Zunahme des Gesamtquerschnittes aller Gefäße. Diese geringe Strömungsgeschwindigkeit ermöglicht einen optimalen Stoffaustausch. Das Herz treibt mit jedem Herzschlag das Blut in den Körper und der Blutdruck ist daher in den direkt am Herzen liegenden Gefäßen (z. B. Aorta) am höchsten und nimmt aufgrund der Reibung an den Kapillarwänden im weiteren Verlauf ab. Der Blutdruck in den Venen ist vergleichsweise gering. Das Blut wird hier nur mit Hilfe der Venenklappen und der Saugfunktion des Herzens transportiert. In den Venen nimmt die Strömungsgeschwindigkeit mit Abnahme der Entfernung zum Herzen leicht zu. Das Blut fließt in der Hohlvene langsamer als in der Aorta. 9.5Anpassungen an körperliche Anstrengungen Herzleistung in Ruhe und beim Sport 3. Abb. 1, 4 Grundwissen Durchblutung der Organe beim Sport 1. Ausdauertraining wirkt auf das Herz 2. blutung in den Organen mit gesteigerter Aktivität zunehmen. Der Sauerstoffbedarf des Gehirns ist in Ruhe und bei Belastung etwa gleich, es ist immer aktiv. 2. a) Abb. 2 Abb. 3 Erholungsfähigkeit verschiedener Personen 5. Abb. 4 1. a) Die Abbildung zeigt im Vergleich, wie stark ausgewählte Organe bei Ruhe und bei körperlicher Belastung durchblutet werden. In beiden Fällen ist die Lunge sehr stark durchblutet. In Ruhe sind Skelettmuskel, Niere und Darm alle etwa gleich stark durchblutet, das Gehirn etwas weniger und Herz und Haut noch weniger. Bei körperlicher Arbeit sind die Skelettmuskeln extrem stark durchblutet, Herz und Haut sind stärker durchblutet als bei Ruhe, Darm und Niere sind weniger durchblutet als im Ruhezustand. Beim Gehirn ist kaum ein Unterschied zu erkennen. b) Bei körperlicher Belastung benötigen einige Organe mehr Sauerstoff. Der Körper passt sich dem erhöhten Sauerstoffbedarf der Skelettmuskeln an, indem er schneller und tiefer atmet. Die Stärke der Durchblutung der Lunge bleibt bei jedem Atemzug gleich. Die Durchblutung des Herzens nimmt zu. Es schlägt bis zu dreimal häufiger als im Ruhezustand und pumpt das Blut schneller durch den Körper. Die Durchblutung der Haut steigt. So kann die Wärme, die durch die hohe Stoffwechselintensität in den Skelettmuskeln entsteht, nach außen abgegeben werden. Es gibt auch Bereiche des Körpers, in denen die Durchblutung bei Belastung abnimmt. Die Aktivität von Darm und Niere sinkt. So kann die Durch- b) Beschreibung: Der Ruhepuls sinkt von 78 bei Trainingsbeginn auf 69 bei Trainingsende. Der Belastungspuls beginnt bei 154, erreicht am zweiten Trainingstag 157 und sinkt dann nach und nach auf 134 bei Trainingsende. Der Erholungspuls liegt anfangs bei 90–92 und reduziert sich im Laufe des Trainings bis auf 75 bei Trainingsende. Bewertung: Der Trainingseffekt fördert die Leistungskraft des Herzmuskels. Es genügen weniger Herzschläge pro Minute, um den Körper mit dem benötigten Sauerstoff zu versorgen. Der Erholungspuls sinkt im Laufe des Trainings deutlich ab, fast bis auf das Niveau des Ruhepulses. Durch das Training wird die Erholungsfähigkeit verbessert. 3. Individuelle Lösung. 4. Je stärker die körperliche Belastung wird, desto mehr Sauerstoff wird für die Skelettmuskulatur benötigt. Der Herzschlag steigt bei allen vier Personen pro Minute an. Dennis ist der am besten trainierte 89 Sportler. Seine Pulsfrequenz ist in Ruhe und bei mittlerer Belastung viel geringer als die der anderen drei Personen, da bei ihm pro Herzschlag ein größeres Volumen Blut und damit mehr Sauerstoff transportiert wird. Bei den anderen drei Personen muss das Herz für das gleiche Blutvolumen im gleichen Zeitraum häufiger schlagen. Daher ist Julia die am wenigsten trainierte Person. Patrick und Nadja sind etwa gleich gut trainiert. Beim Sitzen erholt sich der Körper. Es wird nicht mehr so viel Sauer- 90 stoff benötigt, da die Skelettmuskulatur nun nicht mehr stark beansprucht wird. Bei allen vier Personen sinkt der Herzschlag pro Minute. Dass Dennis als gut trainierte Person schnell wieder eine sehr geringe Pulsfrequenz aufweist, liegt an der guten Sauerstoffversorgung durch die hohe Blutmenge, die das größere und kräftigere Herz pumpt. Dennis erholt sich deshalb am schnellsten von körperlicher Anstrengung. 9.6Zusammenwirken von Organen bei körperlicher Anstrengung Wirkungen von regelmäßigem ­Training Abb. 1 Atmung und Herztätigkeit bei ­körperlicher Anstrengung 2. Durchblutung der Organe in Ruhe und bei körperlicher Anstrengung 1. Veränderungen der Arbeitsschwere und der Nährstoffaufnahme 3. 1. Abb. 1, 3, 4 Abb. 2 Abb. 5 Bei körperlicher Anstrengung nimmt die Durchblutung des Herzens und der Herzkranzgefäße sehr stark zu: im Vergleich zur Ruhe steigt sie auf das Vierfache an (Herz: von 6 auf 24 l/min, Herzkranzgefäße: von 250 auf 1000 ml/min). Auch die Durchblutung der Muskeln nimmt deutlich zu. Dagegen sinkt bei körperlicher Anstrengung die Durchblutung der inneren Organe deutlich ab: von 3100 ml/min auf 600 ml/ min. Die Durchblutung des Gehirns, der Haut und der Skelettknochen ändert sich nicht, sondern bleibt unabhängig von Ruhe oder Anstrengung konstant. Die Veränderungen der Durchblutung der Körperorgane sind eine kurzfristige Anpassung an den bei Anstrengung erhöhten Energiebedarf. Um Energie aus der Zellatmung zu gewinnen, benötigen die Zellen Nährstoffe und Sauerstoff. Durch die erhöhte Durchblutung werden der Sauerstoff und die Nährstoffe über das Blut schnell zu den Körperteilen transportiert, deren Stoffwechselintensität stark zunimmt: das Herz schlägt stark und schnell, die Frequenz der Muskelkontraktionen steigt pro Zeiteinheit. Die Stoffwechselintensität der inneren Organe wie z. B. der Verdauungsorgane sinkt während der körperlichen Anstrengung. Bei einer langfristigen Belastung muss eine ausreichende Versorgung auch der inneren Organe gewährleistet sein, da diese z. B. die benötigten Stoffe herstellen und bereitstellen. 2. a) –Herzgewicht (g): Absolutes Gewicht des Herzens –Herzgewicht (g/kg Körpergewicht): Gewicht des Herzens im Verhältnis zum Körpergewicht –Blutvolumen (l): Volumen des gesamten Blutes im Körper –Herzfrequenz (1/min): Anzahl der Herzschläge pro Minute –Schlagvolumen des Herzens (ml): Volumen des Blutes, das bei einem Herzschlag gepumpt wird –Herzzeitvolumen (l/min): Volumen des Blutes, das pro Minute durch das Herz gepumpt wird –Atemzeitvolumen (l/min): Volumen der Luft, die pro Minute eingeatmet wird 91 b) Das Herzgewicht ist beim Ausdauersportler wesentlich größer als beim Nichtsportler, und zwar sowohl bezüglich der absoluten Werte als auch bezogen auf das Körpergewicht. Das Blutvolumen des Körpers ist bei Nichtsportler und Ausdauersportler relativ ähnlich. Große Unterschiede zeigen sich in der Herzfrequenz: Die Ruhe-Herzfrequenz liegt beim Nichtsportler bei 80, beim Ausdauersportler ist sie nur halb so hoch bei 40/min. Die maximale Herzfrequenz ist bei beiden 180/Minute. Die niedrige Ruhe-Herzfrequenz beim Ausdauersportler ist verbunden mit einer starken Erhöhung des Schlagvolumens, das doppelt so groß ist wie beim Nichtsportler. Das Herz des Ausdauersportlers schlägt also in Ruhe halb so oft, pumpt bei jedem Schlag aber doppelt so viel Blut wie das des Nichtsportlers. Bezogen auf das Herzzeitvolumen haben beide daher dieselben Werte (5,6 l/min). Da das SportlerHerz aber auch bei maximaler Frequenz mehr Blut pumpt, ist dann das Herzzeitvolumen sehr hoch (35 l/min beim Sportler gegenüber 18 l/min beim Nichtsportler). Das Atemzeitvolumen beider liegt in Ruhe bei 8 l/min, kann beim Sportler aber einen doppelt so hohen Maximalwert erreichen wie beim Nichtsportler. Die Veränderungen beim Ausdauersportler gegenüber dem Nichtsportler stellen langfristige Anpassungen an die Erfordernisse bei körperlicher ­Anstrengung dar: Das Herz ist durch seine Größe und sein Schlagvolumen sehr effektiv und schlägt in Ruhe viel weniger oft. Bei Anstrengung kann es durch seine Effizienz bei hoher Schlagfrequenz eine sehr große Menge Blut pumpen, das Sauerstoff und Nährstoffe zu den Muskelzellen transportiert, die in der Zellatmung diese Stoffe zur Energiegewinnung nutzen. Für die schnelle Sauerstoffzufuhr kann auch die Atmung bei Bedarf gesteigert werden. 92 3. Abbildung 5a zeigt die Veränderung der Arbeitsschwere von 1982 bis heute. Bis ca. 1925 war die Arbeit meistens schwer oder mittelschwer, an dritter Stelle kam die Leichtarbeit und die wenigsten Menschen hatten Schwerstarbeit. Im Laufe der dann folgenden Jahrzehnte sank die Häufigkeit der Mittel- bis Schwerstarbeit immer mehr, dagegen nahm der Anteil der Leichtarbeit enorm zu. Heute haben die allermeisten Menschen Leichtarbeit und einige Schwer- oder Mittelschwerarbeit, aber Schwerstarbeit kommt fast gar nicht mehr vor. Abbildung 5b zeigt den Verlauf des Nährstoffbedarfs und der Nährstoffaufnahme im selben Zeitraum (1882 bis heute). Lagen 1882 Nährstoffbedarf und -aufnahme auf dem gleichen, sehr hohen Niveau (ca. 14 000 kJ pro Person und Tag), so nahm der Nährstoffbedarf von da an stark ab. Die Nährstoffaufnahme sank parallel dazu aber nicht in gleicher Weise, sondern viel weniger. Heute liegt beispielsweise der Nährstoffbedarf bei nur knapp über 10 000 kJ, die Nährstoffaufnahme dagegen bei ca. knapp 13 000 kJ pro Person und Tag. Die Abnahme des Nährstoffbedarfs ist mit bedingt durch die Zunahme an Leichtarbeit: Bei nur leichter körperlicher Arbeit ist der Energie- und damit der Nährstoffbedarf weit geringer als bei schwerer Arbeit. Im Essverhalten hat man sich daran aber kaum angepasst, sodass heute bei vielen Menschen die Nährstoffaufnahme weit über ihrem Nährstoffbedarf liegt. Dies führt dazu, dass überschüssige Nährstoffe als Fett gespeichert werden, was auf Dauer nicht gesund ist. Durch körperliche Anstrengung wird der Energiebedarf des Körpers erhöht, sodass die Diskrepanz zwischen Nährstoffaufnahme und -bedarf kleiner wird und es nicht zu übermäßiger Fetteinlagerung kommt. Zudem wirkt regelmäßiges Training u. a. auch positiv auf das Herz-Kreislaufsystem, und die meisten Menschen fühlen sich besser. 9.7Herz-Kreislauf-Erkrankungen Risikofaktoren Beispiel Schlaganfall (Herzinfarkt) 1. Entstehung von Arteriosklerose 2. Abb. 1, 2 Abb. 1, 2, 3 Todesursachen: früher und heute 3. Abb. 4 1. Durchblutung, Sauerstoffverbrauch und Glucoseumsatz im Gehirn hängen eng zusammen: Wie in Abb. 1 zu sehen, bewirkt die ausbleibende Durchblutung eines Hirnbereiches bei einem Schlaganfall, dass in diesem Bereich auch kein Sauerstoff verbraucht werden kann, der ja mit dem Blut zu den Gehirnzellen transportiert wird und auch kaum Glucose umgesetzt wird. Die Folge der Durchblutungsstörung ist also letztlich ein Mangel an nutzbarer Energie für die Zellen, was bis zu ihrem Absterben führen kann. Im Fall des in Abb. 1 dargestellten Gehirns ist ein sehr großer Bereich der linken, vorderen Hirnhälfte, vom Schlaganfall betroffen, wie an der sehr niedrigen Durchblutung zu erkennen ist. Ursache ist wahrscheinlich die Verstopfung eines wichtigen Blutge­ fäßes, das diesen großen Teil des Gehirns versorgt. 2. a) Schädigung der Gefäßwand (z. B. durch Rauchen, hohen Blutdruck und LDL) ↓ Einlagerung von Blutfetten ↓ Entzündung der Gefäßwand, weiße Blutzellen dringen ein ↓ Verengung des Gefäßes durch Plaque-Bildung ↓ Entstehung von Blutgerinnseln nach plötzlichem Aufreißen der Plaques b) Bluthochdruck bewirkt eine Vorschädigung der Gefäßwand, die die Einlagerung von Blutfetten, Entzündungen und Plaque-Bildung begünstigt. Auch das Aufreißen der Plaques könnte bei hohem Blutdruck schneller stattfinden und dann eventuell zur Bildung eines großen, lebensgefährlichen Blutgerinnsels führen. Rauchen ist neben hohem Blutdruck an der Schädigung der Gefäßwand direkt beteiligt. Außerdem führt es zur Verengung der Gefäße, in der Folge zu Bluthochdruck und damit zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, dass Plaques aufreißen und sich ein Blutgerinnsel bildet. 3. Todesfälle durch Krankheiten des Kreislaufsystems: 393779/841560 = 0,4679, also 46,79 % Todesfälle durch Krebs: 210043/841560 = 0,2496, also 24,96 % 4. Im Jahr 1900 waren die hygienischen Bedingungen und die medizinische Versorgung wesentlich schlechter als heute. Vor allem kannte man noch keine wirksamen Antibiotika (Entdeckung des Penicillins 1928), um schwere bakterielle Infekte wie die Lungenentzündung zu bekämpfen. Weiterhin begünstigten die Lebensbedingungen vieler Menschen (z. B. mangelhafte Heizung, Kleidung und vitaminarme Ernährung im Winter) Krankheiten wie die Lungenentzündung. Auch Tuberkulose wird durch Bakterien hervorgerufen und kann daher heute mithilfe von Antibiotika besser behandelt werden. Entscheidend ist auch, dass heute in Deutschland die Tuberkulose schon früh erkannt und behandelt werden kann und sich daher weniger schnell verbreiten kann. Früher gab es große Tuberkulose-Epidemien, vor allem in Städten, da sich diese Krankheit sehr schnell über Tröpfcheninfektion verbreitete. 93 M Risiko und Wahrscheinlichkeit 1. – Absolute Häufigkeit: Häufigkeit, mit der ein Ereignis eintritt –Relative Häufigkeit: Häufigkeit, mit der ein bestimmtes Ereignis eintritt, bezogen auf die Gesamtzahl der Ereignisse –Wahrscheinlichkeit: möglichst gute Vorhersage der relativen Häufigkeit –Risiko: Wahrscheinlichkeit, mit der ein negativ bewertetes Ereignis eintritt –subjektive Risikowahrnehmung: subjektive, von persönlichen Erfahrungen und Gefühlen getragene Einschätzung der Wahrscheinlichkeit, mit der ein negatives Ereignis eintritt 2. 100 % bezeichnen die Gesamtheit aller (registrierten) Verletzungen. Verschiedene Verletzungen treten mit unterschiedlicher relativer Häufigkeit auf, sodass es unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten für Verletzungen an verschiedenen Körperteilen gibt: Kopf, Hals: 16 % → Wahrscheinlichkeit von 0,16 Hand, Unterarm, Ellenbogen: 32 % → Wahrscheinlichkeit von 0,32 Knie, Fuß, Unterschenkel: 26 % → Wahrscheinlichkeit von 0,26 Rumpf, Becken: 11 % → Wahrscheinlichkeit von 0,11 Sonstige: 15 % → Wahrscheinlichkeit von 0,15 3. Beispiele: 1) Risiko des Zigaretten-Rauchens (wenn man selbst Raucher ist); Risiko, bei Tätigkeiten im Haushalt einen Unfall zu erleiden. Risiko, im Straßenverkehr einen Unfall zu erleiden. 2) Risiko, durch ein Naturereignis (z. B. Blitz, Gewitter, Sturm) körperlich zu Schaden zu kommen 3) Wer sich informiert hat, weiß, dass das Risiko, im Laufe eines Jahres vom Blitz erschlagen zu werden, über 100-fach kleiner ist, als das Risiko, im Laufe eines Jahres an einer Fischgräte zu ersticken. (Nach Krämer, 2001, sterben etwa 800 Personen jährlich an Fischgräten). 4) Wenn bei einem Nachbarn eingebrochen wurde, steigt die Angst vor einem Einbruch im eigenen Haus. 94 Wenn in der Nähe ein Zug entgleist ist und in der Presse mit Text und Bild über schreckliche Verletzungen berichtet wurde, wird das Risiko des Bahnfahrens danach überschätzt. 5) Nach einem selbst erlittenen Autounfall wird das Risiko des Autofahrens höher eingeschätzt als zuvor. Nachdem das Fahrrad gestohlen wurde, wird von dem Betroffenen das Risiko eines Fahrraddiebstahls höher eingeschätzt. 4. a) Beispiele: –Für rauchende Männer im Alter von 60 Jahren, die einen (systolischen) Blutdruck von 140 mmHg haben und 270 mg Cholesterin im Blut, ist die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten 10 Jahren einen Herzinfarkt zu bekommen, 10-14 %. –Für nicht rauchende Frauen im Alter von 40 Jahren, die einen Blutdruck von 120 mmHg haben und 190 mg Cholesterin im Blut, ist die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten 10 Jahren einen Herzinfarkt zu bekommen, kleiner als 1 %. –Für rauchende Frauen im Alter von 55 Jahren, die einen Blutdruck von 180 mmHg haben und 150 mg Cholesterin im Blut, ist die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten 10 Jahren einen Herzinfarkt zu bekommen, 3-4 %. b) Die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu erleiden, steigt bei hohem Blutdruck, hohen Cholesterinwerten, durch Rauchen und mit zunehmendem Alter. Generell treten bei Männern häufiger Herzinfarkte auf als bei Frauen. Kommen alle Risikofaktoren zusammen, ist das Risiko besonders hoch (extrem: Kästchen ganz rechts oben, rauchender 65 jähriger Mann mit hohen Blutruck- und Cholesterinwerten). Aber auch schon die Kombination zweier Risikofaktoren, z. B. hoher Blutdruck und hohe Cholesterinwerte erhöhen das Risiko eines Herzinfarktes deutlich, unabhängig von Alter und Rauchverhalten (in jedem Kasten nimmt das Risiko von unten links nach oben rechts zu). Auch nur ein Faktor, z. B. ob man raucht oder nicht, verändert das Herzinfarktrisiko: Die Spalten für Raucher zeigen insgesamt ein größeres Risiko als die Spalten für Nichtraucher. Ein sehr geringes Herzinfarktrisiko besteht für jüngere Menschen, vor allem Frauen, die nicht rauchen und normal bis mittlere Blutdruck- und Cholesterinwerte haben. B c) Die Tabelle verdeutlicht: Zur Vorbeugung eines Herzinfarktes ist es wichtig, nicht zu rauchen und regelmäßig die Blutdruck und Cholesterinwerte zu kontrollieren, um hohe Werte zu erkennen und eventuell medikamentös behandeln zu können. Wiederholen mit Basiskonzepten 1. Struktur und Funktion Mit ihrem Bau sind Lebewesen an bestimmte Funktionen angepasst. Die Aufnahme von Sauerstoff aus der Lunge in das Blut und die Abgabe von Kohlenstoffdioxid aus dem Blut in die Lunge kann durch die Oberflächenvergrößerung wirkungsvoll in den wenigen Sekunden zwischen Ein- und Ausatmen erfolgen. 2. Stoff- und Energieumwandlung Lebewesen bestehen aus Stoffen, vor allem aus Wasser und Kohlenstoffverbindungen. Die Aufnahme, Umwandlung und Abgabe von Stoffen nennt man Stoffwechsel. An der Umwandlung von Stoffen im Körper sind Enzyme beteiligt. Für alle Lebensvorgänge ist Energie notwendig. Lebewesen können bestimmte Formen von Energie in andere Formen umwandeln. 3. Stoff- und Energieumwandlung Lebewesen sind Energiewandler. Sie können bestimmte Formen von Energie in andere Formen umwandeln. 4. Stoff- und Energieumwandlung Für die meisten Lebewesen ist die Energie aus der Zellatmung die Grundlage aller Lebensvorgänge. Die Aufnahme, Umwandlung und Abgabe von Stoffen nennt man Stoffwechsel. An der Umwandlung von Stoffen im Körper sind Enzyme beteiligt. Beim enzymatischen Abbau von Kohlenhydraten entsteht Glucose als Ausgangsstoff für die Zellatmung. 5.Stoff- und Energieumwandlung, Struktur und Funktion Die Aufnahme, Umwandlung und Abgabe von Stoffen nennt man Stoffwechsel. An der Umwandlung von Stoffen im Körper sind Enzyme beteiligt. Enzymmoleküle funktionieren nach dem SchlüsselSchloss-Prinzip. Sie beschleunigen Reaktionen, ­ohne sich selbst dadurch zu verändern und sind an ganz bestimmte Funktionen im Körper angepasst. 6. Kompartimentierung, Struktur und Funktion Unter Kompartimentierung versteht man eine räumliche Aufteilung, zum Beispiel verschiedener Aufgaben in einem Organismus. Die Struktur des Dünndarms erhält durch Falten, Zotten und Zellausstülpungen eine riesige Oberfläche. Die Vorgänge der Resorption der verdauten Nährstoffe ins Blut und in die Lymphe können gleichzeitig ablaufen ohne sich gegenseitig zu stören. 7.Variabilität und Angepasstheit, Struktur und Funktion Alle Lebewesen besitzen Merkmale, die durch natürliche Auslese entstanden und genetisch festgelegt sind. Man nennt sie Angepasstheiten. Das Blut enthält spezialisierte Zellen mit bestimmten Funktionen beim Sauerstofftransport, der Immunabwehr und der Blutgerinnung. 8. Struktur und Funktion Rote Blutzellen enthalten viele Hämoglobinmoleküle. Diese haben eine Struktur, die es begünstigt, in den Lungenkapillaren Sauerstoff zu binden und in den Körperkapillaren abzugeben. Durch Hämoglobin in den Roten Blutzellen kann das Blut viel Sauerstoff transportieren. Kohlenstoffmonooxid verhindert schon in geringen Konzentrationen, dass 95 Hämoglobin in der Lunge vollständig mit Sauerstoff beladen wird. Dadurch wird der Sauerstofftransport zu den Zellen beeinträchtigt. 9. Stoff- und Energieumwandlung, Information und Verständigung, Steuerung und Regelung Muskelaktivität erfordert Energie. Diese wird durch die Umwandlungsprozesse der Zellatmung bereitgestellt. Gesteigerte Muskelaktivität erfordert mehr Energie und damit eine höhere Umwandlungsrate. Die Zellen benötigen mehr Nährstoffe und die Mitochondrien mehr Sauerstoff. Innerhalb des Organismus wird diese Information weitergegeben. Steuerungs- und Regelungsprozesse sorgen dafür dass sich der Körper anpasst, indem die Häufigkeit von Atmung und Herzschlag steigt. So wird mehr Sauerstoff pro Zeiteinheit in das Blut aufgenommen und mehr Blut und damit Sauerstoff in die Gewebe transportiert. 10.Steuerung und Regelung, Struktur und F ­ unktion, Kompartimentierung Viele Zustände im Körper eines Lebewesens werden gesteuert oder geregelt. Dadurch reagiert der Körper auf Veränderungen und kann Bedingungen im Körper stabil halten. Die erhöhte Häufigkeit des Herzschlages bei körperlichen Anstrengungen eines Menschen ist ein Beispiel für Regulation. Die Kompartimentierung ermöglicht die räumliche Aufteilung verschiedener Funktionen im Organismus. Die unterschiedlichsten Funktionen sind miteinander verknüpft und können gleichzeitig ablaufen ohne sich gegenseitig zu stören. 96