HVB Trends & Märkte Spezial 7. Januar 2016 Panik an Chinas Börsen – Schockwellen weltweit Dem versöhnlichen Jahresausklang 2015 folgte ein Jahresauftakt, der schlechter hätte kaum sein können. In den ersten Handelstagen mussten die Börsen weltweit herbe Verluste hinnehmen. Der deutsche Aktienindex DAX gab bis zum 7.1. fast seinen ganzen Jahresgewinn 2015 (+9,6%) ab und sackte unter die Marke von 10.000. Wie schon im vergangenen Herbst lag das Epizentrum des globalen Börsenbebens in China. Konjunkturängste gepaart mit der Abwertung der Landeswährung führten dort zu einem regelrechten Ausverkauf an den Aktienmärkten. Nach Anfangsverlusten von 7% musste der Handel nun schon zum zweiten Mal in diesem Jahr für den Rest des Tages gestoppt werden. Dieser „Sell-off“, so nicht wenige Beobachter, könnte noch weitergehen und hätte das Potenzial, Chinas Finanzsektor in eine systemische Krise abrutschen zu lassen. Die ohnehin angeschlagene Konjunktur würde dann „hart landen“ (Wachstumseinbruch). Zudem könnten davon erhebliche Ansteckungsgefahren für die Märkte weltweit ausgehen – vor allem für die Börsen der Region („Emerging Asia“), aber auch für die der „Entwickelten Welt“. Wir halten wie schon im Herbst 2015 dieses Schreckensszenario trotz aller Risiken für überzogen und sehen in der jüngsten Bewegung vielmehr eine notwendige Korrektur. Kurzfristig dürfte vor allem aber die Schwankungsbreite (Volatilität) der chinesischen Aktienmärkte hoch bleiben, die Indizes möglicherweise noch weiter nachgeben und auch auf die Aktienmärkte weltweit ausstrahlen. Jenseits der kurzfristigen Belastungen aber sehen wir gute Chance auf eine Stabilisierung der chinesischen Märkte – nicht zuletzt weil die chinesische Regierung im Verbund mit der Notenbank den Willen, die Fähigkeit und auch die finanziellen Ressourcen dazu hat. Auf längere Sicht bleibt der Trend indes nach oben gerichtet. Die bereits angelaufenen Strukturreformen, die Modernisierung der Finanzmärkte und nicht zuletzt die anlaufende Öffnung der Börsen für Auslandskapital sprechen dafür. Chinas Wirtschaftsstruktur muss (und wird) sich weg von der Industrie und den Investi- tionen hin zu Dienstleistungen und dem Konsum entwickeln. Das bietet Chancen für langfristig orientierte Investoren. Dabei gilt es allerdings, sektoral (und auch regional) stark zu diversifizieren. Unsere konstruktive strategische China-Ausrichtung sehen wir also nicht in Gefahr. Taktisch, d.h. in den kommenden Wochen und wohl auch Monaten ist es dagegen ratsam, vorsichtig zu agieren und die Entwicklungen bzw. Risiken noch genauer zu analysieren. Das gilt auch für die von uns präferierten Börsen in Kontinentaleuropa und Japan. ERNEUTE TALFAHRT AN CHINAS BÖRSEN Am heutigen Donnerstag (7.1.) hat China seine Landeswährung Yuan weiter abgewertet und damit an den Finanzmärkten die Sorge um die chinesische Konjunktur bzw. vor einen Abwertungswettlauf der asiatischen Schwellenländer neu entfacht. Wie schon am Montag (4.1.) sackte der chinesische Leitindex CSI300 (China ­Securities Index 3001) um sieben Prozent ab. Die Börsenaufsicht beendete nach nur rund einer halben Stunde den Handel. Der Stopp-Mechanismus soll eine Abwärtsspirale verhindern und war erst zu Jahresbeginn in Kraft getreten. Die beiden Verkaufswellen in China bescherten damit auch den Börsen weltweit eine rabenschwarze Woche. Der deutsche Aktienindex Dax sackte im frühen Donnerstag erstmals seit Anfang Oktober unter die Marke von 10.000. Die Verluste der ersten Handelstage summieren sich bereits auf 8%. So schlecht war die erste Börsenwoche seit Beginn der DAX-Aufzeichnungen noch 1 Der CSI300 ist ein dem Free-Float (Streubesitz) entsprechender, kapitalgewichteter Aktienindex. Er umfasst die 300 größten festlandchinesischen Aktien, also Unternehmen die in Shanghai oder Shenzhen gelistet sind (so genannte A-Shares). Der CSI300 wird seit dem 4. August 2008 von der China Securities Index Company berechnet (31.12.2004=1000). Für die Indexaufnahme müssen gewisse Anforderungen erfüllt sein. Hierzu zählen ein Listing von mindestens drei Monaten an der Börse Shanghai oder Börse Shenzhen, eine relativ moderate Schwankungsbreite oder auch die Zugehörigkeit zu den liquidesten 50 Prozent aller A-Shares. Werbemitteilung nie. Bislang war allenfalls die zweite Woche so schlecht (z.B. 2009: -8,73%, 1999: -8,02%; beides waren übrigens gute Börsenjahre). Der DAX hat damit schon fast den gesamten Jahresgewinn 2015 (+9,6%) verloren. Beim EuroStoxx 50 liegen die Auftaktverluste kaum niedriger. Das gilt auch für unseren zweiten präferierten Aktienmarkt, der japanische Nikkei. Das Börsenbeben in China versetzte auch den Rohstoffen einen weiteren Schlag. Der Ölpreis (Nordseeöl Brent) brach erneut ein und notiert mit rund 33 Dollar je Fass so niedrig wie zuletzt vor knapp zwölf Jahren. Auch das wichtige Industriemetall Kupfer ging in die Knie. 2016 scheint damit die ausgeprägte Achterbahnfahrt an Chinas Börsen nahtlos weiterzugehen. Konnte der Index in der ersten Jahreshälfte 2015 rund 50% zulegen (auf Jahressicht hatte er sich sogar mehr als verdoppelt), brach er danach in zwei Wellen um 40% ein, schloss aber, dank der staatlichen Eingriffe bzw. Stimulierungsmaßnahmen, das Gesamtjahr 2015 mit einem leichten Plus von 5,6%. Dabei erinnert die jüngste Talfahrt in Sachen Auslöser und Reaktion stark an die beiden Verkaufswellen im Sommer/Herbst letzten Jahres. Auch damals waren es schlechte Konjunkturzahlen gepaart mit der Yuan-Abwertung, die die Investoren zum Abzug von Kapital aus den chinesischen Märkten veranlassten. Heftige Korrekturen am Chinesischen Aktienmarkt 5700 5300 4900 4500 4100 3700 3300 2900 2500 2100 700 +50% -40% 2015 Jan-10 Jan-11 Jan-12 Jan-13 Jan-14 Jan-15 Jan-16 Shanghai Shenzen CSI 300 Quelle: Thomson Reuters, eigene Darstellung. Bitte beachten Sie: Vergangenheitswerte und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für eine zukünftige Entwicklung. Die Indizes können nicht erworben werden und beinhalten daher keine Kosten. Bei einer Anlage in Wertpapieren fallen Kosten an, welche die Wertentwicklung reduzieren. Stand: 07.01.2016 FRAGILES KONJUNKTURELLES UMFELD Schwache chinesische Konjunkturzahlen begleiten uns nun schon seit geraumer Zeit. Nach drei Dekaden zweistelliger BIP-Zuwächse ist das Wachstumstempo 2015 auf 7% zurückgefallen – eine Wachstumsziffer, die China auch braucht, um die aus der Landwirtschaft freigesetzten Arbeitskräfte zu absorbieren, einen soliden Anstieg des Pro-Kopf-Einkommens zu generieren und damit sozialen Unruhen vorzubeugen. Dabei war die Wachstumsabschwächung bereits vorprogrammiert. Überinvestition und exzessive Kreditvergabe der Vergangenheit fordern zunehmend ihren Tribut. Die unumgängliche Deflationierung der Immobilienblase und der Rückführung der überbordenden Verschuldung (Firmen und Provinz-/Lokalregierungen) bzw. des Schattenbankensystems bremst das gesamtwirtschaftliche Wachstum. Konjunktureller Gegenwind kommt aber auch vom notwendigen Umbau des chinesischen Entwicklungsmodells. Jahrzehntelang setzte die Regierung auf Industrialisierung, Investitionen und Exporte. Dieses unausgewogene Modell ist aber nicht mehr zukunftsfähig. Der Fokus muss auf Dienstleistungen und den Konsum verlagert werden. Die Regierung hat dies erkannt und forciert den Umbau. Erste Erfolge gibt es bereits. Gesamtwirtschaftlich aber kostet die Restrukturierung vorübergehend genauso Wachstumspunkte wie die unumgängliche Entschuldung und das Zurückstutzen des Bau- und Immobiliensektors. Eine schwächere Konjunktur aber ist nicht gerade die beste Voraussetzung für sich bessernde Gewinnperspektiven der Unternehmen. Die Gewinnerwartungen wurden dann auch nach unten angepasst. Die Gewinnperspektiven wiederum sind der eigentliche fundamentale Unterbau für die Aktienmärkte. FEHLENTWICKLUNGEN AN DEN AKTIENMÄRKTEN Mit der – überschaubaren und stetigen – Konjunkturabschwächung allein lassen sich die jüngsten massiven Korrekturen (und der Höhenflug davor) nicht erklären. Es waren auch Fehlentwicklungen und fehlgeleitete Hoffnungen, die die Märkte sich von den realwirtschaftlichen Entwicklungen hat abkoppeln lassen und zu den Überreaktionen getrieben haben. Welche waren das? 1. Regierung förderte Aktienkultur: Das erklärte Ziel der chinesischen Wirtschaftspolitik ist es, das Finanzwesen zu modernisieren. Das gilt auch für die Aktienmärkte – nicht zuletzt um die Finanzierungsstruktur der Firmen weg von Fremd- und hin zu Eigenkapital zu verlagern. Die Aktienfinanzierung zog rasant nach oben. Die Zahl der Börsengänge („Initial Public Offering“, IPO) nahm stark zu; bei Staatsfirmen waren sie zum Teil deutlich untergepreist. Die Marktkapitalisierung hat sich nach Angaben des internationalen Bankeninstituts (Institute of Internati- 2 | Trends & Märkte Spezial onal Finance, IIF) seit 2011 auf 90% des BIP mehr als verdoppelt. Dazu beigetragen hat auch das „delisting“ chinesischer Firmen im Ausland, die sich dann im heimischen Markt neu „listen“ ließen. 2. Umschichtungen: Prosperierende Aktienmärkte waren für die Regierung in der jüngeren Vergangenheit ein Vehikel, das Vermögen der Haushalte trotz Wachstumsabschwächung und Deflationieren der Immobilienblase („die Luft kontrolliert raus lassen“) zu schonen oder gar steigen zu lassen – und so den privaten Konsum anzuregen. Die Zahl der Depotkonten schoss regelrecht in die Höhe. Restriktive Maßnahmen im Immobiliensektor trieben die Anleger in Aktien. 3. Große Hebel: Die chinesischen Aktienmärkte werden nicht von professionellen institutionellen Investoren, sondern von Privatanlegern dominiert. Diesen wird eine gewisse Zockermentalität nachgesagt. Hinzu kam, dass sie mit geringem Kapitaleinsatz relativ große (kreditfinanzierte) Käufe tätigen konnten (großer Hebel bzw. „Leverage“). So hat sich das sogenannte „Margin Trading“ laut IIF an den Börsen Shanghai und Shenzhen seit Mai 2014 mehr als vervierfacht. Mit einem Volumen von 3% der Börsenkapitalisierung (sogar 8,5% beim Streubesitz) ist das mehr als in den USA (unter 3%). In Zeiten steigender Kurse kann die Rechnung aufgehen, in Zeiten fallender Kurse wird ein hoher „Leverage“ zum Bumerang und kann nur allzu leicht zu Panik führen. 4. Die geld- und fiskalpolitischen Stimuli: Chinas Regierung und Notenbank haben bereits auf die Wachstumsschwäche reagiert und expansive Maßnahmen verabschiedet. Leitzinsen und Mindestreserveerfordernisse für die Banken wurden mehrmals gesenkt und selektive Infrastrukturprojekte angestoßen. Nicht zuletzt die Quantitative Easing-Maßnahmen (Anleihenkaufprogramme) der vier großen Notenbanken zeigen, dass billiges Geld und (über)reichliche Liquiditätsversorgung für Rückenwind an den Börsen sorgen können. Die Maßnahmen der Regierung in Peking haben wohl Hoffnungen bei den Anlegern auf eine rasche Stabilisierung bzw. Belebung der Konjunktur geführt – Hoffnungen, die schlichtweg überzogen waren und nun korrigiert werden (müssen). KURZFRISTIG KANN DER AUSVERKAUF NOCH WEITERGEHEN … Korrekturen an den chinesischen Börsen waren also angelegt. Und genauso wie Marktpsychologie, Markttechnik und ein hoher Leverage-Grad die Märkte nach oben überschießen lassen, tragen sie nun dazu bei, die Abwärtsbewegung zu verstärken. Dabei hatten wir schon im Sommer 2015 geschrieben, dass diese Korrekturen wohl in Wellen ablaufen dürften. „Nach dem spektakulären Kursrutsch könnten spekulativ ausgerichtete Investoren nun in den überverkauften Markt einsteigen und die Kurse wieder nach oben treiben (technische Gegenbewegung) – dann allerdings Kurzfristgewinne realisieren. Ein neuerlicher Kursrutsch wäre die Folge. Nach einem starken Beben ist in der Regel mit kleineren Nachbeben zu rechnen. Der Markt wird Zeit benötigen, die Konsolidierung, die durchaus gesund ist, auszubilden.“ Und so kann die Korrektur an den chinesischen Aktienmärkten durchaus noch weitergehen. MITTELFRISTIGE STABILISIERUNG WAHRSCHEINLICH; ABWÄRTSRISIKEN ABER DEUTLICH GESTIEGEN Kein Mensch kann derzeit seriös sagen, wo und wann die chinesischen Börsen einen Boden ausbilden. Wenn wir trotzdem dazu tendieren, mittelfristig eine Stabilisierung und längerfristig Aufwärtsbewegung zu erwarten, hat dies folgende Gründe: 1. Das fundamentale Umfeld stabilisiert sich: Die bisherigen Stimulierungsmaßnahmen dürften ihre Wirkung entfalten. Zudem sind weitere Zinssenkungen, Liquiditätsmaßnahmen und Fiskalprogramme (vor allem Infrastrukturprojekte) zu erwarten. Sie sollten helfen, die Konjunktur zu stabilisieren. Das kommt den nach unten gezogenen Gewinnperspektiven zugute (auch über einen niedrigeren Diskontierungsfaktor für künftige Unternehmensgewinne). Zudem gibt es erste Anzeichen, dass der Umbau des chinesischen Wachstumsmodells vorankommt. Konsum und Dienstleistungen performen relativ besser als die Investitionen und die Industrie. 2. Umfangreiche Marktstabilisierungsmaßnahmen der Regierung: Erste Reaktionen der Aufsichtsbehörden gibt es bereits. Zu den starken Verlusten hatte zuletzt auch die Sorge beigetragen, dass Großaktionäre sich im großen Stil von ihren Papieren trennen könnten. Am heutigen Donnerstag erklärten sie, dass künftig Großaktionäre nur alle drei Monate maximal ein Prozent der Anteile eines Unternehmens verkaufen dürfen. Zudem müsse der Verkauf 15 Handelstage vorher angekündigt werden. Das solle zur Stabili- 3 | Trends & Märkte Spezial sierung der Märkte beitragen. Weitere Maßnahmen dürften folgen. So könnten etwa die Schwellenwerte für die Unterbrechung (5%) bzw. die Einstellung des Handels (7%) angepasst werden. Höhere Aktienquoten nationaler Pensionsfonds wären ebenfalls ein Ansatzpunkte. Notfalls könnte die Regierung noch stärker eingreifen und die (mehrheitlich) staatlichen Firmen dazu „veranlassen“, ihre eigenen Aktien im großen Stil zurückzukaufen. Und auch das Kapital für Aufkauf- bzw. Stabilisierungsfonds könnte, wenn nötig, massiv aufgestockt werden. Die finanziellen Ressourcen und die Durchgriffsmöglichkeiten hat die chinesische Regierung. Währungsreserven in Höhe von 3,3 Billionen USD sprechen für sich. Das ist gut das 2-fache der kompletten Marktkapitalisierung des CSI300. Allerdings sind die Währungsreserven deutlich rückläufig, was zeigt, dass die (vorsichtige) Liberalisierung der Wechselkurspolitik „Geld kostet“ (Kapitalabflüsse). Möglicherweise rudert die Regierung hier etwas zurück und greift wieder stärker zu Interventionen und Marktregulierung. Ob diese Maßnahmen Wirkung zeigen, muss abgewartet werden. Schließlich will wohl kein (Privat) Investor in ein fallendes Messer greifen. Und auch die Erfahrungen vom Sommer und Herbst letzten Jahres stimmen nicht unbedingt hoffnungsfroh. Die damaligen Maßnahmen waren nicht ein Meisterwerk eines guten Krisen- und Kommunikations­ management. 3. Mit der jüngsten Korrektur wird die zwischenzeitlich erhöhte Bewertung wieder interessanter werden. AUSWIRKUNGEN AUF UNSERE ANLAGESTRATEGIE 1. Kurzfristig Vorsicht walten lassen: Vorerst kann der Ausverkauf an Chinas Börsen durchaus noch weitergehen, womöglich nochmals in Wellen. Daher gilt es, in den kommenden Wochen auf Sicht zu fahren und die Entwicklungen noch genauer zu analysieren. Schließlich haben die Abwärtsrisiken und damit auch die internationalen Ansteckungsgefahren deutlich zugenommen – vor allem dann wenn die Konjunktur sich wider Erwarten nicht fängt und die Stabilisierungsmaßnahmen nicht greifen sollten. Die aktuelle Entwicklung zeigt erneut, dass die Aktienmärkte in den Schwellenländern nichts für schwache Nerven sind. Die Schwankungsbreite ist hoch und wird es wohl auch bleiben. Dennoch bieten sich auch hier immer wieder Gelegenheiten für Beimischungen in ein international diversifiziertes Portfolio für Anleger, die mit diesen Risiken umgehen können. 2. Jenseits der kurzen Sicht sollten sich Chinas Aktienmärkte jedoch stabilisieren (Basisszenario). Ein sich besserndes konjunkturelles Umfeld, eine wieder günstigere Bewertung und vor allem aber der Wille, die Fähigkeit und die finanziellen Ressourcen der chinesischen Regierung sprechen dafür. 3. Langfristig ist der Primärtrend in China nach oben gerichtet. Dann dürften die chinesischen Märkte trotz aller Risiken für Investoren interessant sein. Die Kombination von Strukturreformen, Abbau von Ungleichgewichten (Immobilienblase, Entschuldung) sowie der Modernisierung des Finanzwesens (inklusive der Aktienmärkte), die Verbreiterung der Investorenbasis sowie eine stärkere Öffnung (auch der Börsen) für Auslandskapital stellt die Wirtschaft Chinas auf eine solidere Basis. Das impliziert eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung, auch wenn die Wachstumsraten sich längerfristig bei „nur“ 5%-6% stabilisieren sollten. Niedrigere Wachstumsraten aber sind die zwangsläufige Folge eines wirtschaftlichen Entwicklungsprozesses. Insbesondere ein stärkeres Auslandsengagement dürfte für Impulse an den Börsen sorgen. Die Marktkapitalisierung der chinesischen Börsen macht etwa 11% der Weltkapitalisierung aus. Der Anteil Chinas an den Portfolios global orientierter Anleger liegt Schätzungen zufolge jedoch bei nur rund 4%. 4. Wir präferieren ohnedies Kerneuropa. Aktien bleiben auch 2016 nicht zuletzt mangels Ertrag versprechender Alternativen zunächst unsere präferierte Anlageklasse. Stark steigende Kurse sind allerdings eher unwahrscheinlich. Zudem bleibt die Schwankungsbreite vermutlich hoch. Eine bessere Konjunktur, vermehrte EZB-Wertpapierkäufe und fehlende Alternativen sprechen, insbesondere im ersten Halbjahr, für Euro-Aktien. Ähnliches gilt für die japanischen Börsen, auch wenn hier der Yen als wesentlicher Einflussfaktor genau beobachtet werden sollte. Beide Märkte sollten ihre angelsächsischen Pendants ausstechen können. Höhere Leitzinsen, eine recht angespannte Bewertung sowie konjunkturelle „Konditionsprobleme“ sorgen dort für zunehmenden Gegenwind. SchwellenländerAktien standen wir ohnehin schon sehr reserviert gegenüber. Das gilt nach dem chinesischen Beben erst recht. Schwellenländerengagements sind sehr selektiv zu bewerten und bleiben generell anfällig (drohende Kapitalabflüsse). 4 | Trends & Märkte Spezial IMPRESSUM Herausgeber: UniCredit Bank AG, HypoVereinsbank Private Banking Kardinal-Faulhaber-Straße 14, 80333 München Fachredaktion: Oliver Postler, Adrian Becker, Nikolaus Keis, Christina Steinhoff Erscheinungsweise: nach Bedarf abgeschlossen am 07.01.2016 DISCLAIMER Unsere Darstellungen basieren auf öffentlichen Informationen, die wir als zuverlässig erachten, für die wir aber keine Gewähr übernehmen, genauso wie wir für Vollständigkeit und Genauigkeit nicht garantieren können. Wir behalten uns vor, unsere hier geäußerte Meinung jederzeit und ohne Vorankündigung zu ändern. Die in diesem Report diskutierten Anlagemöglichkeiten könnten – je nach speziellen Anlagezielen, Zeithorizonten oder bezüglich des Gesamtkontextes der Finanzposition – für bestimmte Investoren nicht anwendbar sein. 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