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persönlich
Remo Niess, 39, ist seit zwei Jahren Gemeinderat von Ennetbürgen und als solcher Vorsteher des Baudepartements. Er
Remo Nies s
Eine Vie l f a l t a u f kleinstem Raum
arbeitet als Architekt in Luzern, ist verheiratet und hat zwei
Kinder.
Blick hinunter vom Hotel Honegg: Ist Ennetbürgen schön anzusehen?
Wir haben noch nicht über das
Und was heisst „schön“ genau? Als Vorsteher des Baudepartements stellt
Gewerbe gesprochen.
sich Gemeinderat Remo Niess der Herausforderung, in unserem Dorf
Das macht die Planung nicht einfacher.
die Ha r m o n i e z u b e w a h r e n . U n d d amit meint er nicht nur die Architektur.
Aber ganz klar ist: Wir wollen das heimische
Gewerbe bei uns im Dorf behalten, denn ohne
Gewerbe ist ein Dorf kein Dorf. Das bedeutet,
Herausforderung.
dass auch das Gewerbe Platz beansprucht,
zufällig „über den Weg laufen“. Die Tankstelle
Nidwalden ist seit Anfang dieses
hat also auch eine soziale Funktion. Dasselbe
Ja, sehr. Wir wollen kein Chalet-Dörfli und
wenn es umbaut, expandiert oder neu hinzu-
Jahres in Kraft. Worum geht es?
gilt etwa auch für das Pfarrhaus oder für die
wir wollen kein „Chrüsimüsi“. Deshalb führen
kommt. Aus demselben Grund liegt uns auch
Gebäude am See.
wir in der Baukommission jeweils intensive
das Dorfzentrum sehr am Herzen. Wir wollen
Gespräche mit den Bauherren. Dabei wollen
den Dorfkern aufwerten und ihm die Wichtigkeit im Dorfleben geben, die ihm zusteht.
Remo Niess: Die kantonale Denkmalpflege
nahm jedes Gebäude im Kanton Nidwalden
unter die Lupe und legte zusammen mit den
Im Vergleich zu anderen Dörfern
wir nicht Architekt spielen, sondern im
jeweiligen Gemeinden vier Kategorien fest.
sind in Ennetbürgen verhältnismäs-
Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten
Erstens die unbedingt zu schützenden Objekte
sig viele Chalets erfasst.
versuchen, früh genug die richtigen Weichen
Ihr Wille zur Gestaltung tendiert
Ist Ennetbürgen ein Märklin-Land?
zu stellen.
nach vorwärts – bleiben die alten
(hier bestimmt der Kanton), zweitens die
schützenswerten Objekte und drittens – sagen
Nein. Wir sind ein modernes Dorf, das
wir mal – interessante Gebäude. Bei diesen
bestätigt ein Blick auf den Bürgenberg und
Immerhin: Die Bausünden am
Man kann da nicht einfach rumbefehlen,
beiden Kategorien bestimmt die Gemeinde,
aufs Dorf. Die Chalet-Quartiere haben sich
Bürgenberg sind unübersehbar.
schon von Gesetzes wegen nicht. Aber wenn
welche Eingriffe am Gebäude gemacht wer-
über viele Jahre historisch ergeben, vor allem
Die Entwicklung eines Dorfes ist ein nie
in einem betreffenden Gebäude Umbauten
den dürfen und welche nicht. Und dann (quasi
bei der Besiedelung d es See uf ers. He ute
endender Prozess, dessen Ergebnisse meist
oder Renovationen anstehen, probieren wir,
viertens) die nicht aufgeführten Objekte, bei
macht es Sinn, diese Gebäude und Sied-
nicht sofort zum Ausdruck kommen. Damals
gleichzeitig die alten Bausünden zu korrigie-
denen Denkmalschutz keine Rolle spielt. Letz-
lungszonen besonders im Auge zu behalten
hat man schlicht und einfach verpasst, die
ren. Das ist aber ein langer Prozess, das geht
tere bilden die grosse Mehrheit.
– sie stehen ja in schönen Quartieren. Es sind
Neubauten sanft in die Landschaft einzuset-
nicht von heute auf morgen.
daher auch einige Objekte der Bürgenstock-
zen. Anderseits ist es sehr viel schwieriger,
Jede Gemeinde erhielt ihr eigenes
Hotels im Inventar aufgelistet: Auch diese
ein Gebäude an einem Hang in die Landschaft
Welchen Eindruck soll jemand, der
Bauinventar. Wie sind die Resultate
sind historisch gewachsen und es ist richtig,
einzubetten, als das im Dorf möglich ist.
zum ersten Mal nach Ennetbürgen
für Ennetbürgen ausgefallen?
zu diesen Gebäuden Sorge zu tragen.
Auch das Bauen selbst ist am Hang sehr viel
kommt, von unserem Dorf haben?
Bausünden bestehen?
schwieriger, insbesondere am Bürgenberg,
Unser Dorf soll den Eindruck erwecken, dass
kantonalen Denkmalpflege begleitet und
Ein Blick auf den Bürgenberg und
wo wir grosse Probleme mit dem Bergwasser
hier zufriedene, glückliche Menschen wohnen,
konnten mitreden. Das führte zu durchaus
auf den Dorfrand zeigt tatsächlich,
haben. Wir geben uns heute grosse Mühe,
dass hier Platz für Familien ist und dass die
intensiven Diskussionen. Konkret haben
dass nicht nur modern, sondern
weitere Bausünden zu verhindern, und legen
Natur hier zwar nicht unberührt ist, aber
wir bei zehn Objekten eine Korrektur nach
auch viel gebaut wird. Da kommen
viel Gewicht auf die Einbettung der Häuser in
zumindest eine wichtige Rolle spielt. Das Dorf
unten durchgesetzt, was bedeutet, dass
sich Alt und Neu zuweilen in die
die Landschaft.
soll nicht städtisch wirken. Kurz: Es soll einen
b e i a l l f ä l l i ge n B a u m a s s n a h m e n a n diesen
Quere. Wie soll das Gesicht Ennet-
Gebäuden der Gemeinderat Ennetbürgen die
bürgens aussehen?
Wir vom Gemeinderat haben die Arbeit der
Entscheidungs-Hoheit behält.
einladenden Eindruck machen.
Derweil im Dorf immer mehr
verdichtet gebaut wird.
Das Dorf soll als Ganzes einen harmonischen
Ihr persönliches Idealbild von
Eindruck machen. Das heisst, es braucht eine
Das ist das Ziel, ja. Verdichtet bauen heisst ja
ausgewogene Mischung von alten und neuen
nicht, aus einem Einfamilienhaus ein Zweifami-
Ein Dorf, in dem ich alles in nächster Umge-
Uns geht es bei der Einschätzung eines
Häusern, von Spitz- und Flachdächern, von
lienhaus zu machen, indem man ein neues
bung habe: Post, Schule, Gemeindekanzlei,
Gebäudes nicht bloss um dessen Architektur
grossen und kleinen Hausvolumen, von neuen
Stockwerk draufsetzt. Verdichtung findet da
Einkaufsmöglichkeiten, Gaststätten, Tank -
oder gar um das Erhalten „um des Erhaltens
und traditionellen Architektur-Ideen. Diese
statt, wo noch Platz zum Bauen ist, indem
stelle, Kiosk, See, Skifahren, Spazieren, Sport
Willen“, sondern auch darum, welchen Stel-
Harmonie soll auch innerhalb eines einzelnen
die Ausnützungsziffer erhöht wird – was
und so weiter. Eine Vielfalt auf kleinstem
lenwert ein Gebäude für unser Dorfleben hat.
Hauses möglich sein, indem zum Beispiel
wiederum eine neue Komponente in das „Ge-
Raum.
Zum Beispiel die Tankstelle: Die ist zwar aus
bei einem Umbau ein neues, harmonisches
sicht“ Ennetbürgens bringt. Aber die Schwei-
der Sicht des Denkmalschutzes unbestritten
Ganzes aus verschiedensten Ideen entsteht.
zer Bevölkerung wächst, die Ennetbürger
interessant, aber sie ist auch eine wichtige
Das ist insbesondere bei energietechnischen
Bevölkerung wächst mit, nur der Boden bleibt
Zentrale für Autofahrer, die sich beim Tanken
Umbauten oft sogar notwendig.
gleich gross. Da müssen wir Lösungen finden.
Warum?
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Eine überaus grosse
Das Bauinventar des Kantons
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Ennetbürgen
Christian Hug