Vorlesung Rechnernetze 8. Netzwerkperformance Prof. Dr. rer. nat. habil. Dr. h. c. Alexander Schill Fakultät Informatik, Professur Rechnernetze Schichtenübersicht Anwendungsschicht Anwendungsschicht Transportschicht Transportschicht Vermittlungsschicht Vermittlungsschicht Sicherungsschicht Kap. 8 Logical Link Control (LLC) Media Access Control (MAC) Bitübertragungsschicht Bitübertragungsschicht Professur Rechnernetze Sicherungsschicht Vorlesung Rechnernetze 8.2 1. Einführung Netzwerkperformance – Beispiel Switch Sender TCPFlusskontrolle HTTP TCP … Router Router Routing, Queues HeaderOverhead Switch Empf. Empfangspuffer HTTP TCP Fairness IPv4 IPv4 Fast Ethernet Fast Ethernet 10 GBit Ethernet Überlastung Jitter Professur Rechnernetze IPv6 IPv6 GBit Ethernet GBit Ethernet GBit Ethernet minimale/ maximale Paketgrößen Vorlesung Rechnernetze 8.3 Leistungsprobleme in Rechnernetzen § Überlastung von Routern • Datenstau am Router à Pakete verworfen § Ungleichgewicht der strukturellen Ressourcen • z.B. Empfänger zu langsam à Pakete werden verworfen à erneute Übertragung à Reduzierung der Netzwerkleistung § synchrone Überlastung • Beispiel Broadcast-Sturm: fehlerhaftes Paket an BroadcastAdresse à viele Fehlerantworten zurück • Beispiel Stromausfall: zeitgleicher Neustart aller Rechner à Überlast durch DHCP-Server-Abfragen § mangelhafte Systemabstimmung § Beispiel: zu wenig Speicher für Flusskontrollfenster zugewiesen à TCP-Empfang verlangsamt § Beispiel: TCP-Timer für Retransmit falsch gesetzt • zu niedrig: unnötige Neuübertragungen • zu hoch: unnötige Verzögerung bei Verlust des Segments § Jitter • Laufzeitunterschiede von Paketen - vor allem bei Echtzeitanwendungen mit Audio und Video problematisch Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.4 Messung der Netzwerkleistung § Möglichkeiten: Timer setzen (Dauer bis zur Bestätigung eines Segments) oder Zähler für Häufigkeiten (verlorene Segmente, Anzahl der verarbeiteten Bytes) zu beachten: • Samplegröße groß wählen à Durchschnittswert • repräsentative Samples o lokale Abhängigkeiten (drahtlos z.B. Abstand) o zeitliche Abhängigkeiten (Stoßzeiten im Netz) • Caching/Puffer deaktiviert • ohne äußere Einflüsse • Verwendung einer präzisen Computeruhr • vorsichtiges Extrapolieren von Ergebnissen Antwort zeit § tatsächliche Werte Messung Professur Rechnernetze Extrapolation Last Vorlesung Rechnernetze 8.5 Leistungsoptimierung § § § viele verschiedene Mechanismen, Techniken und Konfigurationsmöglichkeiten • Einsatz je nach Anwendungsszenario für Performance-Vergleiche ist Optimierungsziel festzulegen, z.B. • minimale Paketübertragungszeit • maximaler Gesamtnetzdurchsatz • Durchsatz und Übertragungszeit nur für bestimmte Datenklassen und/oder Sender optimieren • minimale Verlustrate • minimaler Jitter • minimale Paketvertauschungen bei Optimierung müssen meist mehrere Schichten gleichzeitig betrachtet werden à Wechselwirkung von Maßnahmen Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.6 Performanceverlust anhand eines Beispiels § gegeben: § Satellitenkanal – Bitrate 50 kBit/s § Round-trip delay = 500ms § Übertragung eines 1000 Bit Rahmens § zeitlicher Ablauf: § t = 0ms, Beginn der Übertragung des Senders § t = 20ms, Beenden der Übertragung des Senders § t = 270ms, vollständiger Rahmen frühestens beim Empfänger § t = 520ms, bei optimalen Bedingungen frühestens Bestätigung beim Sender § Problem: § Sender war 96% der Zeit blockiert à nur 4% der verfügbaren Datenrate wurde genutzt § Lösung: § Sender befüllt Kanal solange bis Bestätigung eintrifft à Pipelining § Protokollbeispiel: Schiebefensterprotokoll Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.7 2. Leistungsaspekte Ethernet § Leistungssteigerung von 10 MBit/s zu 100 GBit/s (Wiederholung) • Verkürzung maximaler Kabellängen • Erhöhen der minimalen Framelänge – Auffüllen kurzer Frames (Padding) • Paketaggregation – mehrere kleine Frames in einem Frame übertragen (Bursting) • 4B/5B-Codierung oder 8B/10B-Codierung statt ManchesterCodierung • höhere Taktrate/Symbolrate • Jumborahmen Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.8 Jumbo-Frames § § § proprietäre Ethernet-Erweiterung • Framegrößen bis zu 9 KB • werden von Routern verworfen, die diese Erweiterung nicht unterstützen • häufig in Forschungsnetzen und anderen kontrollierten Netzen eingesetzt Vorteile • TCP-Lastkontrolle: schnellerer Anstieg der Datenrate nach Paketverlust • weniger Header-Overhead – 5,7% bei 1500 Byte, 1% bei 9000 Byte (bei TCP/IPv4) à 4-5% mehr Datendurchsatz • reduzierte CPU-Last (weniger Pakete zu verarbeiten, weniger Routing-Entscheidungen, etc.) Nachteile • nur effizient einsetzbar, wenn Ende-zu-Ende-Unterstützung • CRC-32 nicht robust genug bei großen Frames (>12 KB) • Delay und Jitter werden leicht erhöht Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.9 Jumbo-Frames und TCP-Lastkontrolle bTCP § § § § § MSS ≤ 0,7 ⋅ RTT ⋅ eFrame durch TCP-Lastkontrolle sinkt TCP-Datenrate (bTCP) mit Round Trip Time und Paketverlustrate MTU..Maximum Transmission Unit MSS..Maximum Segment Size RTT..Round Trip Time eFrame..Paketverlustrate Beispiel: MTU=1500 Byte, TCP/IP-Header=40 Byte, RTT=50 ms, eFrame =0,1% bTCP 1460 ⋅ 8 ≤ 0,7 ⋅ 0,05 ⋅ 0,001 bTCP ≤ 5,174 RTT in ms MSS bTCP in MBit/s 50 1460 5,1 50 8960 31,7 100 1460 2,5 100 8960 15,8 150 1460 1,7 150 8960 10,5 200 1460 1,2 200 8960 7,9 TCP-Datenrate bei 0,1% Paketverlustrate MBit s Professur Rechnernetze MSS = MTU − H TCPIP Vorlesung Rechnernetze 8.10 Padding / Bursting: Motivation Ethernet Maximale Kabellänge d in m Ausbreitungsgeschwindigkeit vphy in m/s Signallaufzeit τ in s minimale Sendezeit ts in s Bitrate b in Bit/s Minimale Framelänge F in Bit Festlegung für Framelänge in Bit Festlegung für Framelänge in Byte F ts = b § § § § d τ= vphy Fast Ethernet Gigabit Ethernet 2.500 200.000.000 200 200.000.000 200 200.000.000 0,0000125 0,000025 10.000.000 250 512 64 0,000001 0,000002 100.000.000 200 512 64 0,000001 0,000002 1.000.000.000 2.000 4.096 512 ts > 2τ d ⇒ F >2 ⋅b vphy für Halbduplex CSMA/CD benötigt Collision Detection funktioniert nur, wenn Sendezeit > 2∙Signallaufzeit bei Fast Ethernet maximale Kabellänge verringert bei Gigabit Ethernet minimale Framelänge vergrößert Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.11 Aufbau eines Ethernet Frames SL: 8 Byte (Preamble, Start of Frame Delimiter) HEthernet: 14 Byte (Dest, Src, Type) PP (Payload): 4646 –– 1500 Byte (Payload): 1500 Byte F (Frame) Minimale Größe: Ethernet 64 Byte GB-Ethernet 512 Byte TEthernet: 4 Byte (CRC) IFG: 5 – 12 Byte Technik IFG Ethernet 47 Bit Fast Ethernet 12 Byte Gigabit Ethernet 8 Byte 10GB Ethernet 5 Byte Professur Rechnernetze SL HEthernet TEthernet IFG Vorlesung Rechnernetze Start Limiter Ethernet Header Ethernet Trailer Inter Frame Gap 8.12 Berechnung Worst-Case-Effizienz: Pakete mit P=64 Byte Größe F..Framegröße, SL..Start Limiter, IFG..Inter Frame Gap (Effizienz der Frameübertragung): Framegröße / genutzte Zeitscheiben (Byte Cycles) Fast Ethernet 8 64 12 η Frame = Gigabit Ethernet 8 64 Mit Padding (auf 512 Byte) 12 8 64 12 … F 64 = = 76,2% SL + F + IFG 8 + 64 + 12 512 448 η Frame = Gigabit Ethernet mit Padding und Bursting 8 64 η Frame = IFG = 8 Byte F 64 = = 12,12% SL + max( F ,512) + IFG 8 + 64 $ !+ #448 ! " +8 =512 IFG = 8 Byte <1518 8 12 IFG = 12 Byte … 8 Erkennung des Burstings über vertauschte Reihenfolge von Padding und IFG. Das Padding enthält beim Bursting einen Extension Header. 8 64 8 64 448 8 64 8 8 64 8 8 64 8 8 64 8 … 8 64 8 n⋅F 13 ⋅ 64 = = 55,9% n ⋅ ( SL + F + IFG ) + 448 13 ⋅ (8 + 64 + 8) + 448 ! %"$"# %""$""# Extension geburstete Frames Professur Rechnernetze Header Vorlesung Rechnernetze =80 8.13 3. Fairness § Trotz hoher Leistungsanforderungen muss Fairness gewährleistet sein • Alle Teilnehmer greifen gleichberechtigt und gleichmäßig auf das Netzwerk zu § Beispiel: Transatlantisches Telefonkabel Nr. 14 (TAT-14) • Finanziert durch Konsortium aus mehreren Providern (z.B. Deutsche Telekom, Concert, France Telecom, Sprint) • Fairer Zugriff auf vorhandene Ressourcen für alle Provider Quelle: https://www.tat-14.com/tat14/stations.jsp Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.14 Fairness - Algorithmen § Netzwerkleistung ist abhängig vom Paket-Scheduling-Algorithmus • FIFO (First-In, First-Out), FCFS (First-Come, First-Served), Taildrop (Pakete am Ende der Warteschlange verwerfen) Warteschlange • Round-RobinFair-Queueing 1 Round Robin 2 3 2 1 3 2 1 Ausgabeleitung 3 Eingabe-Warteschlangen • Gewichtetes Fair Queueing 1 Fair Queueing 2 2 1 3 3 2 1 Ausgabeleitung 3 2x Eingabe-Warteschlangen Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze Warteschlange 3 hat doppeltes Gewicht 8.15 Fairness-Algorithmen (2) • Prioritätsscheduling – Paketen wird Priorität zugewiesen, FIFO innerhalb einer Prioritätsklasse Prioritäten hoch 1 mittel 2 niedrig 3 3 3 3 2 1 1 Ausgabeleitung Eingabe-Warteschlangen • Scheduling anhand von Paketzeitstempel – langsame Pakete (hoher Rückstand) vor schnellen Paketen à gleichmäßige Übertragungszeit im gesamten Netz Langsames Paket (hoher Rückstand) Schnelles Paket (vor Zeitplan) Eingabe-Warteschlangen Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze Ausgabeleitung 8.16 Fairness - Forschung § Vergleichsmessungen verschiedener Algorithmen • First-Come, First-Served (FCFS) • Elastic Round Robin (ERR) Round-Robin-Erweiterung mit besseren Fairness- und Leistungseigenschaften § Offene Forschungsfragen gemäß „The Fairness Challenge in Computer Networks“ • Erweiterungen für Fairness in Multicastund Broadcast-Szenarien • Erweiterung auf andere QoS-Parameter: Faire Verwaltung und Steuerung von Paketverzögerung, Jitter, Verlustrate Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze Quelle: Fair and efficient packet scheduling using Elastic Round Robin (siehe Referenzen) 8.17 4. Überlastungsüberwachung – Gewünschte Bandbreitenzuordnung § Problem: zu viele Pakete werden ins Netz geschickt à Überlastung des Netzes § Vermeidung: Überwachung der Überlastung auf Schichten 3 und 4 § optimiertes Ziel: Bandbreite optimal auf Transportinstanzen im Netz verteilen Verzögerung (s) 1. Effiziente Senderate • falsche Annahme: 100 MBit/s-Verbindung auf 4 Transportinstanzen zu je 25 MBit/s verteilen o knapp unterhalb der Kapazitätsgrenze (<100 MBit/s) treten bei kurzzeitigen Paketschüben Pufferverluste auf o Verzögerung steigt durch Neuübertragung von Paketen à führt zu noch mehr Last à exponentieller Anstieg • Lösung: Bandbreite nur zuordnen bis Verzögerung stark ansteigt Beginn der Überlastung Leistungsvermögen = Last Verzögerung Last (Pakete/s) Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.18 Gewünschte Bandbreitenzuordnung (2) 2. Max-Min-Fairness: Rate steigt für alle Datenflüsse gleichmäßig an. Wenn Engpass erreicht wird, wachsen nur restliche Datenflüsse weiter. (Beispiel für faire Zuteilung: Kanäle mit je 300 MBit/s, 4 Datenflüsse A-D) A B C D 200 R1 R4 200 R2 A B 100 100 je 100 R3 R5 R6 C D je 100 Bandbreitenzuordnung 3. Konvergenz • Problem: stark schwankende Bandbreitennachfrage im Netz • Algorithmus zur Überlastungsüberwachung muss möglichst schnell gegen faire und effiziente Zuordnung konvergieren 1 Datenfluss 1 0,5 0 Datenfluss 3 Datenfluss 2 hört auf Datenfluss 2 beginnt 1 Professur Rechnernetze 4 Zeit (s) Vorlesung Rechnernetze 9 8.19 Regulierung der Senderate § beeinflusst von § 1. Flusskontrolle (Empfänger hat zu wenig Puffer) à Regulierung über Fenster mit variabler Größe § 2. Überlastungsüberwachung (geringe Kapazität des Netzes) à auf Feedback vom Empfänger reagieren § Beispiele Überlastungsüberwachung • TCP klassisch – Paketverlust führt zu „Neustart“ (Slow Start) der Senderate, Verdopplung bis Schwellwert • Erweiterung Fast-Retransmit – bei fehlenden Paketen werden Folgepakete doppelt vom Empfänger bestätigt (Dup-Acks) à Sender erkennt Dup-Acks und sendet fehlendes Paket vor Ablauf des Timers für Paketverlust • Erweiterung TCP-Reno – Fast Recovery: bei Empfang von 3 DupAcks (frühes Zeichen für Paketverlust) wird Congestion Window halbiert (vermeidet Slow Start) • FAST TCP – Übertragungsverzögerung (Ende-zu-Ende) wird gemessen und Datenrate wird angepasst Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.20 FAST TCP § Protokoll mit neuem TCP congestion avoidance Algorithmus für schnelle Netze mit langen Verzögerungen (Long Fat Networks) § Motivation: TCP-Nachteile: • geringe Paketverluste sind Voraussetzung für einen kontinuierlich hohen Datenstrom § Gegenüber TCP verwendet FAST TCP die Verzögerung des Netzwerks als Feedback um die Senderate anzupassen à Datenrate bleibt konstant • RTT (round trip time) – tatsächliche Zeit der Paketübermittlung • base RTT – Zeit der Paketübermittlung ohne Warteschlangen • Unterschied beider Werte gibt angenommene Paketanzahl in der Warteschlange an • viele Pakete in der Warteschlange à Senderate wird reduziert • wenige Pakete in der Warteschlange à Senderate wird erhöht Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.21 TCP-Reno vs. FAST TCP mit 3 Datenströmen § TCP-Reno § FAST TCP Quelle: http://www.cs.rice.edu/~eugeneng/teaching/s04/comp629/papers/JWL04.pdf Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.22 5. Leistungssteigerung - Hostdesign § System kann durch Netzwerkoptimierungen nur bis zu einem gewissen Punkt verbessert werden à zugrunde liegendes Hostdesign optimieren § Hostgeschwindigkeit (CPU + Speicher) wichtiger als Netzgeschwindigkeit (Engpass liegt oft beim Host) weniger Overhead durch groß gewählte Pakete • MTU-Pakete sind maximal so groß wie über den Netzpfad ohne Fragmentierung übertragen werden kann weniger Kopiervorgänge der Daten zwischen den Schichten • Zusammenfassen der Schichten (Integrated Layer Processing), z.B. TCP+IP • parallele Operationen (Prüfsummenberechnung während des Kopiervorgangs, danach Prüfsumme hinten anhängen) weniger Kontextwechsel (zwischen Kern- und Benutzerprozessen) weniger Timeouts, da unnötige Wiederholungen die Hostressourcen belasten grundsätzlich: Überlastung vermeiden ist besser als Überlastung beheben § § § § § Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.23 Kontextwechsel Leistungssteigerung durch Minimierung der Anzahl der Kontextwechsel zwischen Nutzerbereich und Betriebssystem-Kern § optimaler Ablauf: 1. Ankommendes Paket verursacht Kontextwechsel von Nutzerbereich in BS-Kern 2. Wechsel zum Empfangsprozess, um die ankommenden Daten abzugeben § tatsächlich zusätzliche Kontextwechsel im BS, z.B. wenn Netzmanager ein Prozess im Nutzerbereich § laufender Benutzerprozess bei der Ankunft eines Pakets Netzmanager empfangender Prozess Nutzerbereich Betriebssystem -Kern Professur Rechnernetze 1 2 Vorlesung Rechnernetze 3 4 8.24 Protokolle für den Normalfall optimieren § § § Bedingungen für den Normalfall: • kein Fehlerfall, volles Segment nicht außerhalb der Reihenfolge, kein Verbindungsaufbau oder –abbau, Empfänger hat ausreichend Puffer Test in Transportinstanz prüft auf Normalfall • Normalfall eingetreten à Wahl der Fast Path Route Methoden: • Prototyp-Header in der Transportinstanz o Ausnutzung der gleichen Header-Felder von folgenden Segmenten o Kopieren der Felder aus dem Prototyp-Header und Anpassen der sich ändernden Felder im Prototyp-Header • Header-Prediction o zuerst schnelle Prüfung des Headers, ob dieser den Erwartungen entspricht o dadurch bspw. schnelleres Einleiten des Kopiervorgangs • Puffer-Management (Vermeiden unnötiger Kopiervorgänge) • Timer-Management durch verkettete Listen von Timer-Ereignissen o Timer sollen möglichst nicht ablaufen Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.25 Engpass: Beschränkte Bandbreite § vor allem bei mobilen Geräten in drahtlosen Netzen anzutreffen § Lösungen: • Mechanismen zur Zwischenspeicherung: Web-Caches auf Anwendungsebene • Komprimierung der Nutzdaten (JPEG, PDF, …) • Komprimierung der Header (ROHC – Robust Header Compression) o TCP/IP Header von 40 Byte auf 3 Byte o Ausnutzung der gleichen Header-Felder Source Port Len Destination Port Robust Header Sequence Number Checksum Acknowledgement Number Sequence Number Unused Checksum Professur Rechnernetze Window Size Urgent Pointer Vorlesung Rechnernetze ROHC Data 8.26 Long Fat Networks § Long Fat Networks = lange Verzögerung (Distanz) + schnelles Netz § Probleme: • Sender kann alle Sequenznummern zyklisch durchlaufen, während immer noch alte Pakete existieren • kleine Flusskontrollfenster von alten Protokollen à niedrige Effizienz • Verschwendung von Ressourcen bei GoBack-N Protokollen à Protokolle mit selektiven Wiederholungen • Kommunikationsgeschwindigkeit steigt schneller als Rechengeschwindigkeit à weniger Zeit zur Protokollverarbeitung à Protokolle müssen einfacher werden Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze en Dat gen n u g täti Bes 8.27 Bandwidth-Delay-Product § § Multiplikation der Bandbreite mit der Paketumlaufzeit Produkt drückt die Kapazität der Leitung vom Sender zum Empfänger und zurück aus à Schlussfolgerung: Für eine gute Leistung bei Long Fat Networks (LFN) sollte das Empfängerfenster mindestens so groß sein wie das Bandwidth-Delay-Product (BDP) § Ineffiziente TCP Verbindung über ein Long Fat Network § Effiziente TCP Verbindung unter Ausnutzung des BDP über ein LFN Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.28 Lösungen für Long Fat Networks § kleinere Header à Reduzierung der Verarbeitungszeit § Felder im Header sollten groß genug sein à löst Problem der Wiederverwendung von Sequenznummern während alte Pakete unterwegs sind § maximale Datengröße so groß, um Software-Overhead zu reduzieren à Jumboframes bei Gigabit-Ethernet (max. 9KB) à Jumbopakete bei IP (IPv4 bis 64KB, IPv6 > 64KB) § aufgrund hoher Verzögerung Feedbacks vermeiden § Pakete für Verbindungsanforderung mit Nutzdaten versehen Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.29 6. Unterbrechungstolerante Netzwerke (DTN – disruption-tolerant network) § bisherige Annahme: Kommunikationspartner sind immer durch irgendeinen Pfad miteinander verbunden § in der Praxis: Kommunikationspartner sind nicht ständig erreichbar § Praxisbeispiel: Im Jahr 2012 landete der „Curiosity“-Rover auf dem Mars • Kommunikation mit „Mission Control“ ist nicht durchgehend à die Erde und der Mars drehen sich • Daten können nur übertragen werden wenn die Erdbasisstation in Richtung Mars ausgerichtet ist à zu dem Zeitpunkt ist der Rover evtl. auf der erdabgewandten Mars-Seite! à Mars-Rover nutzt Satelliten (z.B. „Mars Express“), die Daten zwischenspeichern (d.h. verzögern) und mit der Erdbasisstation kommunizieren Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.30 DTN – Hauptideen Ende-zu-Ende-Kommunikation ist nicht möglich es dürfen auch unzuverlässige Pfade verwendet werden Standard-Internet-Protokolle vermeiden (diese funktionieren ohne Ende-zu-Ende-Pfad sowieso nicht) è DTN-Protokoll der IETF arbeitet als Brücke zwischen OSI-Schicht 5 und OSI-Schichten 3 und 4 § § § Anwendungsschichten Bundle-Protokoll Konvergenzschicht TCP IP Konvergenzschicht … DTN anderes Internet è realisiert Zwischenspeicherung sowie Nutzung niederer Kommunikationsprotokolle (Store-Carry-Forward) Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.31 DTN – Beispiel Nachricht (Bundle) Nachricht (Bundle) Kontakt Kontakt (nutzbare Verbindung) (nutzbare Verbindung) Bundle wird zwischengespeichert bis Satellit in Reichweite ist; d.h. bisBundle Kontakt (nutzbare Verbindung) wird zwischengespeichert hergestellt ist bis Satellit in Reichweite ist; d.h. bis Kontakt (nutzbare Verbindung) hergestellt ist Relaisstation Relaisstation Zentrale Nachricht (Bundle) Relaisstation Nachricht (Bundle) Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.32 DTN – Erklärungen zum Beispiel § Satellit und Zentrale können nur dann kommunizieren, wenn der Satellit Kontakt mit einer Relaisstation hat à „Kontakt“: nutzbare Verbindung nach RFC 5050 § zwischen Satellit und den Relaisstationen wird ALOHAnet auf Schicht 3 verwendet à Niederes Kommunikationsprotokoll im Sinne des RFC 5050 § zwischen den Relaisstationen und der Zentrale wird TCP/IP auf den Schichten 3 und 4 verwendet à Niederes Kommunikationsprotokoll im Sinne des RFC 5050 § Die Relaisstationen setzen das DTN-Protokoll um • Konversion zwischen ALOHAnet-Frames und TCP/IP-Paketen unter Mithilfe der Konversionsschicht nach RFC 5050 • Einbettung in Bundles Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.33 DTN – Bundle-Header Gültigkeit 8.34 Messung Vorlesung Rechnernetze Zustellung Professur Rechnernetze Steuerung Version Status Report (7 Bit) Class of Service General Flags • Bundles definieren Informationen zu und Zielinformationen (8 Bit)• abstrakte (7 Bit) (7 Bit) Quell(„SRC“ und „DST“) • Bundle-Zustellung Informationen zu Informationen zu (ähnlich URLs auf den OSI-Schichten 5, 6 und 7) • Erfolg eines • Priorität • Fragmentierung • Zustellungsverantwortliche des Bundles („Custodian“) Custodian-Wechsels • Zeiten sind • Blockbildung • Custodian-Wechsel (hier: Satellit, Relaisstation oder Zentrale) • Empfangsgüte • u.s.w. • u.s.w. da von • subjektiv, • wann das Bundle generiert wurde („Creation“) • Löschen des Bundles Station zu Station • bis wann es zugestellt werden soll („Lifetime“) Abweichungen möglich Header-Size * sind Destination (DST) * Source (SRC) * • makroskopisch, da eine Report * Custodian * exakte Synchronisierung Creation Timestamp * unmöglich ist • Custodians Creation Timestamp Sequence Number * • Header-Felder • sind für die Diagnose (Rückmeldung an den „Creation“ und Lifetime * Absender) des Übertragungsfortschritts „Lifetime“ sind somit im Dictionary Length * verantwortlich Dictionary Byte Array Sinne des RFC 5050 (Byte-weise Array) („Report“ und kodiertes „Dictionary“ im RFC nur5050 lose gekoppelt Protokoll-Header) Total Length (Header + Payload + Optional Blocks) * • können die Verantwortung auf eine Folgestation übertragen *: (ASN.1 kodiert; mind. 1 Byte; nur ganze Bytes zulässig) DTN – Erklärungen zum Bundle-Header § Bundles definieren • abstrakte Quell- und Zielinformationen („SRC“ und „DST“) (ähnlich URLs in der Anwendungsschicht) • Zustellungsverantwortliche des Bundles („Custodian“) (hier: Satellit, Relaisstation oder Zentrale) • wann das Bundle generiert wurde („Creation“) • bis wann es zugestellt werden soll („Lifetime“) § Custodians • sind für die Diagnose (Rückmeldung an den Absender) des Übertragungsfortschritts verantwortlich („Report“ und „Dictionary“ im RFC 5050 Protokoll-Header) • können die Verantwortung auf eine Folgestation übertragen § alle Zeiten sind • subjektiv, da von Station zu Station Abweichungen möglich sind • makroskopisch, da eine exakte Synchronisierung unmöglich ist • Header-Felder „Creation“ und „Lifetime“ sind somit im Sinne des RFC 5050 nur lose gekoppelt Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.35 weiterführende Referenzen § § § § § § Tanenbaum, Wetherall: Computernetzwerke, Pearson, 2012. • 5.4.3 Scheduling der Pakete • 6.3 Überlastungsüberwachung • 6.6 Leistungsaspekte • 6.7 Verzögerungstolerante Netzwerke Jumbo-Frames David Murray, Terry Koziniec, Kevin Lee and Michael Dixon (2012). "Large MTUs and internet performance". 13th IEEE Conference on High Performance Switching and Routing (HPSR 2012). Fairness Kanhere, S.S.; Sethu, H.; Parekh, A.B.; "Fair and efficient packet scheduling using Elastic Round Robin," IEEE Transactions on Parallel and Distributed Systems, vol.13, no.3, pp. 324-336, Mar 2002 Denda, R.; Banchs, A., Effelsberg, W.; „The Fairness Challenge in Computer Networks,” Quality of Future Internet Services, Lecture Notes in Computer Science Volume 1922, pp. 208-220, 2000 Frame-Bursting Mart Molle, Mohan Kalkunte, Jayant Kadambi, Frame Bursting: A Technique for Scaling CSMA/CD to Gigabit Speeds, IEEE Network, July/August 1997. FAST TCP im Vergleich Cheng Jin, David X. Wei, Steven H. Low, FAST TCP: Motivation, Architecture, Algorithms, Performance, Engineering & Applied Science, Caltech. http://www.cs.rice.edu/~eugeneng/teaching/s04/comp629/papers/JWL04.pdf Disruption Tolerant Networks • RFC 4838 à Delay-Tolerant Networking Architecture • RFC 5050 à Bundle Protocol Specification Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.36 Gliederung 1. Einführung 2. Bitübertragungsschicht 3. Netztechnologien Teil 1 4. Netztechnologien Teil 2 5. Sicherungsschicht 6. Vermittlungsschicht 7. Transportschicht 8. Netzwerkperformance 9. Internetdienste 10. Multimediakommunikation 11. Verteilte Systeme 12. Mobile Computing Professur Rechnernetze Vorlesung Rechnernetze 8.37