Mathematics. - Ein neues Prin zip für Transzendenzbeweise. Von POPKEN und K. MAHLER. (Communicated by Prof. J. G. VAN DER CORP UT). J. (Communicated at the meeting of September 28. 1935). Der erste Verfasser zeigte in seiner Dissertation u. a. das folgende Ergebnis I) : Satz 12: Stellt die Potenzreihe f(x) = 00 ~ ah Xh h=O mit algebraischen Koeflizienten ah eine im Ursprung reguläre analytische Funktion dar, die einer eigentlichen algebrBischen Differentialgleichung genügt. so ist mit einem geeignet gewählten c 0 für h =- 2 > entweder ah =0 oder I ah I =- e-chl!ogh)'. Dieser Satz kann in manchen Fällen zu Transzendenzbeweisen benutzt werden; denn genügt eine vorgegebene Potenzreihe einer algebraischen Differentialgleichung und streben ihre Koefflzienten ah genügend schnell gegen Nul!. so können diese Koeffizienten. die von nur endlich vielen Zahlen algebraisch abhängen. nicht alle algebraisch sein. Zu besonders bemerkenswerten Anwendungen gelangt man bei man~ chen Funktionen aus der Theorie der elliptischen Funktionen; ein solches Beispie!. das aber durchaus nicht vereinzelt dasteht. wollen wir in dies er Arbeit im Einzelnen behandeIn. Wir werden nämlich zeigen. dass für jedes beliebige q mit mindestens eine der drei Zahlen q2hn 00 ~ n= 1 ( I-q 2 n )2h (h = I. 2. 3) transzendent ist. Die Methode der vorliegenden Note stammt vom ers ten Verfasser. die Durchführung des Beispiels vom zweiten. I) J. POPKEN . Über arithmetische Eigenschaften analytischer Funktionen. Diss. Groningen 1935. S. 88. 865 1. Die WEIERSTRAsSsche _'lU' e 20) <1 (u) 2w = -n <1~Funktion nu sin 2w jj gestattet die Darstellung 2) ( n=' 1- . nu) 2w sm 2 - . 2 n n w' • sm - w Wird q=e gesetzt. 50 dass q der Ungleichung genügt. 50 folgt ·0 u" -- e 20l -inw' w nu <1 (u) = --;- sin 2w "l!., 2w U) 00 ( 1 + A 2 • 2 n "Iq "sm -2 w (1 _ q2 ")2 . Führen wir die neue VeränderIiche nu .. x= 2 l sm 2w und die beiden Funktionen ein. 50 "ti uil -- e 2w wird also W <1(u)= -. xf(x). nr 1J u2 W log <1 (u) - -2 = log -. w nr + log x - F (x). (1) Da die Reihe konvergiert. 50 stellt f (x) eine ganze Funktion von x mit unendlich vielen Nullstellen dar: f(x) ist also eine ganze transzendente Funktion. so dass in der TAYLORreihe 2) HALPHEN, Traité des Fonctions elliptiques 1. S. iOO, zweite Formel von (21). 866 unendlich viele Koeffizienten ah von Null verschieden sind. Diese Koeffizien ten lassen sich explizit darstellen in der Form ah=(-I)h ~ :; .. ao= 1. q2 (n, + n2 + ... + nh ) !(I_ q 2n')(1_q2n') ... (I_ q 2n h)j2 ! (h = 1. 2. 3•... ). wo die Summation über alle Systeme von h natürlichen Zahlen nl' n2 •..• nh mit nl n2 nh erstreckt wird; ihre Absolutbeträge besitzen daher die obere Schranke < < .. < (h = 1. 2. 3 •.. ). so dass für jedes noch so grosse positive c I ah I = 0 (e- ch (logh)2) ist. Wir werden im folgenden Paragraphen zeigen. dass f(x) einer algebraischen Differentialgleichung genügt. Auf Grund von Satz 12 können daher nicht alle Zahlen algebraisch sein. Entsprechenderweise hat F (x) eine TA YLORreihe 00 F(x)= I h=l Ah X2h h - mit den Koeffizienten (h= 1. 2. 3 .... ). Aus f(x) = e-F(x). F(O)=O ist leicht abzuleiten. dass jeder Koeffizient ah ein Polynom in Al' A 2•..• Ah mit rationalen Koeffizienten ist 3). Also folgt .. Nicht alle Zahlen q2hn (1n=l q 2n)2h 00 Ah sind für 0 =I < I q I < 1 algebraisch". 3) Siehe z.B. J. POPKEN. Ioc. cito S. 106. (h = 1.2.3•..•) 867 2. Man gelangt folgendermassen zu der Differentialgleichung für f(x): Es ist bekanntlich _ d 2 log a (u) p (u) - du 2 • . (2) wo g2 und g3 die rationalen Invarianten sind. Ferner ist nach (1) 1'J u :n i . + -2 =log--log x+ F(x) w w 2 -log a (u) und also p (u) + !L __ d w - 2 log x du 2 +d 2 F (x) du 2 ' 0 0 nu 0 W elOt er lst wegen x= 2 I sm 2w: d2x = (~)2 du2 2w X. 3 d x3 = du (~)3VX2+4 2w und daher d~~x) = ~: F' (x) V 2 d F 2(x) = du 3 d F(x) du 3 ferner x2+4. (~)2I(x2 + 4) F" (x) + X F' (xH. 2w = (~)3 I{x2+4)F"'(x) +3xF"(X)+F'(x) I V r-t- 4. 2w 868 so dass sich P(U)=(~:X~4;1] + :2 +(X2+4)F"(x)+xFI(X)~. p' (U) = (~:Y ~- ;+ (x 2+4) F"'(x) + 3xFII(X)+F'(x)~ V x 2+4. und damit wegen (2) die Differentialgleichung r+ r- ~- ~ + (x 2+4) F'" (x) + 3x F" (x) + F ' (x) =4 ~ 4: 1] 2 + :2 + (x +4) F" (x) +xF' (x) - 2 (r 4) = ... (3) (~:yg2t:21] + ~ +(r+4)F"(x)+xF'(x)~-(~:J g3 für F (x) ergibt. Wegen (x) F ' (x ) -- _ f'f(x) folgt hieraus eine algebraische Differentialgleichung für die Funktion f(x). 3. Die vorige Differentialgleichung für F (x) kann dazu dienen. zwi~ schen den Grössen 00 q2h n (h= 1. 2. 3 .... ) Ah n-I ~ (1 _ q 2n)2h = bestehende algebraische Relationen herzuleiten. Man hat so dass. wenn (aO= 2Ad gesetzt wird. (x 2 + 4) F" (x) + X F ' (x) = 00 4 I ah X2h h=O und folglich (x 2+4) F'" (x) + 3 X F" (x) + F' (x) = 8 i h=1 hah X 2h - 1 869 ist. Die Differentialgleichung (3) für F (x) geht also über in Weiter ist bekanntlich i) so dass. wenn noch zur Abkürzung gesetzt wird. die vorige Beziehung die Gleichung ~-I + h!)hahx2h+2r(X2+4)= liefert. Wir entwickeln beide Seiten dieser Gleichung nach Potenzen von x2 und vergleichen die entsprechenden Koeffizienten. Die Koeffizienten von 1 und von x2 stimmen evidenterweise überein; dagegen ergeben die~ jenigen von Xi und x 6 die Re1ationen: so dass sich sowohl G 2 und G 3 durch a) und a1' als auch umgekehrt a) und a2 durch G 2 und G 3 linear mit rationalen Koeffizienten ausdrücken lassen: 1 a) = 20 G 2 - 1 a2= 28 G 3 4) HALPHEN , loc. cito S. 40'1, Formel (33). - 1 240 . 7 60 G 2 31 + 2160' 870 Allgemein ist für h = 3,4,5, ... der Koeffizient :von Seite der vorigen Gleichung gleich - 8h ah XZh+2 auf der linken + Ph (al' a2' ••• , ah-I), und auf der rechten Seite gleich 12ah + Qh (al' a2" ' " ah-I, G 2, G 3): dabei bedeuten Polynome in den Argumenten mit rationalen Koeffizienten . Folglich kann für solche hals Polynom in al' a2' ..• , ah _ I oder auch als Polynom in G 1 , G 2 , a 3, a4 " '" ah-l mit rationalen Koeffizienten ausgedrückt werden. lndem wir diese Darstellung der Reihe nach für alle h = 3, 4, 5, . .. benutzen, folgt, dass sich alle Zahlen ah (h= 1, 2, 3, ... ) als Polynome in oder auch in mit rationalen Koeffizienten ausdrücken lassen. Also lassen sich die Grössen (h= 1,2,3, .. .) auch als Polynome in oder auch in co 1] co 4 g2 co 6 g3 71: 2 ' 71: 4 ' 71: 6 mit rationalen Koeffizienten darstellen. Da aber nach § 1 mindestens eine der Zahlen Ah transzendent ist, so folgt: Satz A: Für jedes q mit 0 Reihen eine transzendente Zahl. < I q I < 1 ist mindestens eine der drei 871 Satz B: Von den drei Grössen die zu einer nicht ausgearteten p~Funktion gehören. ist stets mindestens eine nicht algebraisch. Nachträglich wird uns die Note .. Sur les series entières satisfaisant à une équation différentielle algébrique" van G. PóLYA (C.R. Paris. 19 août 1935. p. 444-445) bekannt. Ohne Beweis wird hierin u.a. erstens ein im Wesentlichen zu Satz 12 der POPKENschen Dillsertation äquivalenter Satz und zweitens der hieraus abgeleitete Transzendenzsatz: .. Ist 0 < Ih 1< 1. co I sa ist mindestens eine der fünf Zahlen (-1)'(2r-l) i h(2r-1)' r=1 fr r=1 (-I)r r 2 hü ' r=1 (l-h 8r ) (I_h Sr- i ? IÏ (l-h Sr ) (l-h Sr - i j2 r=1 transzendent" mitgeteilt; da die drei ers ten van diesen Zahlen im wesentlichen gleich sind. sa ist dieses PóL YAsche Ergebnis in dem unsrigen enthalten. 58 Proceedings Royal Acad. Amsterdam. Vol. XXXVIII. 1935.