Brückenkurs Mathematik Teil 2 - Mengen und Funktionen Sigrid Weil Fachbereich Informatik Hochschule Bonn-Rhein-Sieg 1 / 106 Überblick Mengenlehre Grundbegriffe Kreuzprodukt und Relationen Wortmengen und Formale Sprachen Funktionen Funktionen als spezielle Relationen Besonderheiten Mehrstellige und nicht-arithmetische Funktionen Folgen und Reihen Folgen als spezielle Funktionen Summen und Produkte 2 / 106 Überblick Mengenlehre Grundbegriffe Kreuzprodukt und Relationen Wortmengen und Formale Sprachen Funktionen Funktionen als spezielle Relationen Besonderheiten Mehrstellige und nicht-arithmetische Funktionen Folgen und Reihen Folgen als spezielle Funktionen Summen und Produkte 3 / 106 Überblick Mengenlehre Grundbegriffe Kreuzprodukt und Relationen Wortmengen und Formale Sprachen Funktionen Funktionen als spezielle Relationen Besonderheiten Mehrstellige und nicht-arithmetische Funktionen Folgen und Reihen Folgen als spezielle Funktionen Summen und Produkte 4 / 106 Definition Eine Menge ist eine Zusammenfassung bestimmter, ” wohlunterschiedener Dinge unserer Anschauung oder unseres Denkens, welche Elemente der Menge genannt werden.“ Georg Cantor, dt. Mathematiker 1845-1918 5 / 106 Mengen und ihre Elemente I Gehört ein Element x zu einer Menge M, so sagen wir x ist Element von M“ oder x ist in M“ oder x aus M“. ” ” ” In Zeichen: x ∈ M I Gehört ein Element nicht zur Menge M, so schreiben wir In Zeichen: x 6∈ M I Es gibt auch eine Menge ohne Elemente, die leere Menge. In Zeichen: { } oder ∅ I Die Anzahl der Elemente einer Menge M heißt Kardinalität von M. In Zeichen: | M | oder #M 6 / 106 Darstellung von Mengen (1) I Aufzählende Darstellung A = {c, a, k} = {a, c, k} = {k, a, c, a, k, c} enthält die drei Zeichen c, a und k. 7 / 106 Darstellung von Mengen (1) I Aufzählende Darstellung A = {c, a, k} = {a, c, k} = {k, a, c, a, k, c} enthält die drei Zeichen c, a und k. I Pünktchen-Schreibweise“ ” B = {1, 2, 3, . . . , 9} Z = {10, 20, 30, 40, . . .} 7 / 106 Darstellung von Mengen (1) I Aufzählende Darstellung A = {c, a, k} = {a, c, k} = {k, a, c, a, k, c} enthält die drei Zeichen c, a und k. I Pünktchen-Schreibweise“ ” B = {1, 2, 3, . . . , 9} Z = {10, 20, 30, 40, . . .} I Beschreibende Darstellung B = {x ∈ N | 1 ≤ x ≤ 9} (sprich: die Menge aller x, für die gilt: . . .“) ” 7 / 106 Darstellung von Mengen (2) I Zahlenstrahl -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 8 / 106 Darstellung von Mengen (2) I Zahlenstrahl -1 0 1 I 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Venn-Diagramm a k c 8 / 106 Teilmengen I Eine Menge A heißt Teilmenge einer Menge B, in Zeichen: A ⊆ B wenn jedes Element von A auch Element von B ist: für alle x ∈ A ist x ∈ B 9 / 106 Teilmengen I Eine Menge A heißt Teilmenge einer Menge B, in Zeichen: A ⊆ B wenn jedes Element von A auch Element von B ist: für alle x ∈ A ist x ∈ B I Die leere Menge ist Teilmenge einer jeden Menge: für alle A ist ∅ ⊆ A 9 / 106 Teilmengen I Eine Menge A heißt Teilmenge einer Menge B, in Zeichen: A ⊆ B wenn jedes Element von A auch Element von B ist: für alle x ∈ A ist x ∈ B I Die leere Menge ist Teilmenge einer jeden Menge: für alle A ist ∅ ⊆ A I Jede Menge ist Teilmenge von sich selbst: für alle A ist A ⊆ A 9 / 106 Teilmengen I Eine Menge A heißt Teilmenge einer Menge B, in Zeichen: A ⊆ B wenn jedes Element von A auch Element von B ist: für alle x ∈ A ist x ∈ B I Die leere Menge ist Teilmenge einer jeden Menge: für alle A ist ∅ ⊆ A I Jede Menge ist Teilmenge von sich selbst: für alle A ist A ⊆ A I Zwei Mengen A und B sind gleich, wenn A ⊆ B und B ⊆ A 9 / 106 Potenzmenge Die Menge aller Teilmengen einer Menge A nennt man die Potenzmenge von A. P(A) = {B | B ⊆ A} Da für endliche Mengen A mit Kardinalität |A| = n die Kardinalität der Potenzmenge |P(A)| = 2n ist, schreibt man manchmal auch 2A statt P(A). 10 / 106 Operationen auf Mengen Die wichtigsten Operationen auf Mengen sind I Vereinigung zweier Mengen I Schnitt zweier Mengen I Differenz zweier Mengen I Komplement einer Menge 11 / 106 Vereinigung von Mengen Die Vereinigung von A und B ist die Menge aller Elemente, die in A oder in B enthalten sind. A ∪ B = {x | x ∈ A oder x ∈ B} A B 12 / 106 Schnitt von Mengen Der Duchschnitt (Schnittmenge, Schnitt) von A und B ist die Menge aller Elemente, die in A und in B enthalten sind. A ∩ B = {x | x ∈ A und x ∈ B} A B 13 / 106 Differenz von Mengen Die Differenz(-Menge) ist die Menge aller Elemente, die in A, aber nicht in B enthalten sind. A \ B = {x | x ∈ A und x 6∈ B} B A A\B B A B\A 14 / 106 Komplement einer Menge Das Komplement von A ist die Menge aller Elemente (einer gegebenen Grundmenge G ), die nicht in A enthalten sind. A = C(A) = {x ∈ G | x ∈ A und x 6∈ B} G A 15 / 106 Einige wichtige Bezeichnungen N = {1, 2, 3, 4, . . .} natürliche Zahlen N0 = {0, 1, 2, 3, 4, . . .} natürliche Zahlen einschließlich 0 Nn1 = {1, 2, 3, 4, . . . , n} natürliche Zahlen ≤ n Z = {. . . − 2, −1, 0, 1, 2, 3, . . .} ganze Zahlen Q = { qp | p ∈ Z, q ∈ Z \ {0}} rationale Zahlen (Brüche) R reelle Zahlen B = {true, false} boolesche Wahrheitswerte 16 / 106 Ad-Hoc-Aufgabe A = {1, 3, 5, 7} B = {2, 3, 4, 5, 6} Bestimmen Sie C = {3, 4, 5} I Schnitt, Vereinigung, Differenzmengen von A und B I Potenzmenge von C I Komplement von A und B (bzgl. G = {1, 2, . . . , 9}) I Teilmengenbeziehungen 17 / 106 Überblick Mengenlehre Grundbegriffe Kreuzprodukt und Relationen Wortmengen und Formale Sprachen Funktionen Funktionen als spezielle Relationen Besonderheiten Mehrstellige und nicht-arithmetische Funktionen Folgen und Reihen Folgen als spezielle Funktionen Summen und Produkte 18 / 106 Kreuzprodukt Für zwei Mengen A und B heißt A × B = {(a, b) | a ∈ A und b ∈ B} das Kreuzprodukt oder das kartesische Produkt oder die Produktmenge von A und B. (a, b) nennt man geordnetes Paar. Falls A und B endlich sind mit |A| = n und |B| = m, dann ist |A × B| = n · m. 19 / 106 Beispiel Für A = {2, 3, 5} und B = {1, 2, 3, 4, 5} ist A × B = { (2, 1), (2, 2), (2, 3), (2, 4), (2, 5), (3, 1), (3, 2), (3, 3), (3, 4), (3, 5), (5, 1), (5, 2), (5, 3), (5, 4), (5, 5)} Achtung! (2, 3) ist nicht gleich (3, 2)! (Ist das nicht ein Widerspruch zu: {2, 3, 5} = {3, 2, 5}?) 20 / 106 n-faches Kreuzprodukt Für beliebig viele Mengen A1 , A2 , . . . , An (n ≥ 0) heißt A1 × A2 × . . . × An = {(a − 1, a2 , . . . , an ) | ai ∈ Ai } das n-fache Kreuzprodukt der Ai . Die Elemente (a1 , a2 , . . . , an ) nennt man n-Tupel oder I für n = 2: Paare I für n = 3: Tripel I für n = 4: Quadrupel Falls die Ai alle gleich (= M) sind, schreibt man auch M 2 = M × M, M 3 = M × M × M . . . 21 / 106 Relationen Jede Teilmenge R eines kartesischen Produkts R ⊆ A1 × A2 × . . . × An heißt (n-stellige) Relation auf den Ai . Für n = 2 schreibt man statt (a, b) ∈ R auch aRb. Häufig: R ⊆ A × A, also n = 2 und A1 = A2 = A. 22 / 106 Darstellung von Relationen Relationen sind Mengen, lassen sich also durch I Aufzählung I Beschreibung I Zeichnung im n-dimensionalen Koordinatensystem aber auch I in Tabellen oder I mit Zuordnungsgraphen darstellen. 23 / 106 Beispiel Relation Die Kleiner-Relation auf der Menge der natürlichen Zahlen zwischen 1 und 5: Ein Paar (x, y ) von Zahlen x und y aus der Menge {1, . . . 5} soll genau dann zu der Relation K“ gehören, wenn x kleiner y ist. ” Wir suchen also diejenige Teilmenge K von {1, . . . 5} × {1, . . . 5} = { (1, 1), (1, 2), (1, 3), (1, 4), (1, 5), (2, 1), (2, 2), (2, 3), (2, 4), (2, 5), ... (5, 1), (5, 2), (5, 3), (5, 4), (5, 5)} die die Bedingung erfüllt, dass die erste Komponente < als die zweite Komponente ist. 24 / 106 ... als Aufzählung K = { (1, 2), (1, 3), (1, 4), (1, 5), (2, 3), (2, 4), (2, 5), (3, 4), (3, 5), (4, 5) } 25 / 106 ... als Beschreibung K = {(x, y ) ∈ {1, . . . , 5}2 | x < y } 26 / 106 ... im 2-dimensionalen Koordinatensystem y 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 x 27 / 106 ... als Tabelle x y 1 2, 3, 4, 5 2 3, 4, 5 3 4, 5 4 5 5 - 28 / 106 ... als Zuordnungsgraph 1 2 3 1 2 3 4 4 5 5 29 / 106 Ad-Hoc-Aufgabe Seien A = 1, 2, I B = {x, y , z}, und C = {3, 4} drei Mengen. Bestimmen Sie A × B × C . 30 / 106 Überblick Mengenlehre Grundbegriffe Kreuzprodukt und Relationen Wortmengen und Formale Sprachen Funktionen Funktionen als spezielle Relationen Besonderheiten Mehrstellige und nicht-arithmetische Funktionen Folgen und Reihen Folgen als spezielle Funktionen Summen und Produkte 31 / 106 Worte I Eine endliche Menge von Zeichen (Symbolen) wird Alphabet genannt. Bezeichnung: Σ (Sigma) Beispiel: Σ = {a, b, c} 32 / 106 Worte I Eine endliche Menge von Zeichen (Symbolen) wird Alphabet genannt. Bezeichnung: Σ (Sigma) Beispiel: Σ = {a, b, c} I Ein Wort ist eine beliebig lange Aneinanderreihung von Zeichen eines Alphabets. Beispiel: w = abbac 32 / 106 Worte I Eine endliche Menge von Zeichen (Symbolen) wird Alphabet genannt. Bezeichnung: Σ (Sigma) Beispiel: Σ = {a, b, c} I Ein Wort ist eine beliebig lange Aneinanderreihung von Zeichen eines Alphabets. Beispiel: w = abbac I Das leere Wort besteht aus keinem Zeichen Bezeichnung: ε (epsilon) 32 / 106 Die Kleene’sche Hülle Σ∗ I I Die Menge aller Worte über einem Alphabet bezeichnet man mit Σ∗ . Sie wird auch Kleene’sche Hülle“ (von Σ) genannt. ” Beispiel: Σ = {a, b, c} Σ∗ = {ε, a, b, c, aa, ab, ac, ba, bb, bc, ca, cb, cc, aaa, aab, aac, aba, abb, abc, aca, acb, acc, ...} 33 / 106 Konkatenation I Durch Hintereinander-Schreiben“ von Wörtern entsteht ein ” neues Wort. Beispiel: w = aac, v = bbca, wv = aacbbca I Diese Operation heißt Konkatenation (Verkettung). Schreibweise manchmal auch: wv = w ◦ v I Für das leere Wort gilt: w ◦ε=ε◦w =w (für alle w ∈ Σ∗ ). 34 / 106 Bemerkungen (1) I Ist Σ = ∅, so hat Σ∗ = {ε} genau ein Element, nämlich das leere Wort. I In allen anderen Fällen hat Σ∗ unendlich viele Elemente, obwohl Σ selber endlich ist. I In jedem Fall hat jedes einzelne Wort aus Σ∗ nur endliche Länge. 35 / 106 Bemerkungen (2) Die Konkatenation von Wörtern ist I assoziativ Für alle w , v , u ∈ Σ∗ ist (w ◦ v ) ◦ u = w ◦ (v ◦ u) I aber i.A. nicht kommutativ Beispiel: w = aac, v = bbca wv = aacbbca vw = bbcaaac 36 / 106 Mehrfache Konkatenation Kurzschreibweise für die n-fache Verkettung eines Zeichens a mit sich selbst: an also a ◦ a = aa = a2 , a ◦ a ◦ a = aaa = a3 , . . . In dieser Notation ist a0 = ε und a1 = a für alle a ∈ Σ Entsprechend für Wörter w ∈ Σ∗ : w 0 = ε, w1 = w, w 2 = ww = w ◦ w , . . . . 37 / 106 Formale Sprachen Eine Teilmenge L ⊆ Σ∗ heißt formale Sprache (über Σ). Formale Sprachen können (wie Mengen) I leer sein, I endliche viele Elemente I oder unendliche viele Elemente enthalten. Formale Sprachen kann man (wie Mengen) I durch Aufzählung oder I durch Beschreibung angeben. 38 / 106 Beispiel Formale Sprache Σ = {a, b} L = {ba, baa, baaa, baaaa, . . .} = {w | w = ban , n > 0} 39 / 106 Konkatenation von Sprachen Auch formale Sprachen lassen sich verketten. Das Ergebnis ist eine neue formale Sprache. L1 ◦ L2 = {u ◦ v | u ∈ L1 , v ∈ L2 } Beispiel: L1 = {ε, a, ab, ba} und L2 = {b, bb}, dann ist L1 ◦ L2 = {b, bb, ab, abb, abbb, bab, babb} 40 / 106 Unterschied zum Kreuzprodukt! I In L1 ◦ L2 kann nicht mehr zwischen a ◦ bb = abb und ab ◦ b = abb unterschieden werden. I Im Kreuzprodukt L1 × L2 sind aber (a, bb) und (ab, b) zwei verschiedene Elemente! 41 / 106 Weiteres Beispiel L sei die Sprache aller Worte, die mit a oder b beginnen und dann eine gerade Anzahl von c enthalten. L = {a, b, acc, bcc, acccc, bcccc, . . .} = {xc 2n | x = a oder x = b, n ≥ 0} = ({a} ∪ {b}) ◦ ({c} ◦ {c})∗ = {a, b}{cc}∗ 42 / 106 Ad-Hoc-Aufgabe Nehmen wir an, Σ und Γ (Gamma) seien zwei Alphabete. Wie würden Sie die Menge (Γ ∪ Σ)+ \ Σ∗ × Σ ◦ Γ ∪ Σ ∪ {ε} verbal beschreiben? 43 / 106 Überblick Mengenlehre Grundbegriffe Kreuzprodukt und Relationen Wortmengen und Formale Sprachen Funktionen Funktionen als spezielle Relationen Besonderheiten Mehrstellige und nicht-arithmetische Funktionen Folgen und Reihen Folgen als spezielle Funktionen Summen und Produkte 44 / 106 Überblick Mengenlehre Grundbegriffe Kreuzprodukt und Relationen Wortmengen und Formale Sprachen Funktionen Funktionen als spezielle Relationen Besonderheiten Mehrstellige und nicht-arithmetische Funktionen Folgen und Reihen Folgen als spezielle Funktionen Summen und Produkte 45 / 106 Erinnerung: Relationen Jede Teilmenge R eines kartesischen Produkts R ⊆M ×N heißt (2-stellige) Relation. a w x d y b c u z 46 / 106 Eigenschaften von Relationen Relationen können I rechtseindeutig I rechtstotal I linkseindeutig I linkstotal sein. 47 / 106 Rechtseindeutige Relationen Eine Relation R ⊆ M × N heißt rechtseindeutig, wenn es zu jedem x ∈ M höchstens ein y ∈ N gibt mit (x, y ) ∈ R. 48 / 106 Rechtseindeutige Relationen Eine Relation R ⊆ M × N heißt rechtseindeutig, wenn es zu jedem x ∈ M höchstens ein y ∈ N gibt mit (x, y ) ∈ R. a w verboten! x d y b c u z 48 / 106 Rechtstotale Relationen Eine Relation R ⊆ M × N heißt rechtstotal, wenn es zu jedem y ∈ N mindestens ein x ∈ M gibt mit (x, y ) ∈ R. 49 / 106 Rechtstotale Relationen Eine Relation R ⊆ M × N heißt rechtstotal, wenn es zu jedem y ∈ N mindestens ein x ∈ M gibt mit (x, y ) ∈ R. a ? verboten! w x d y b c u z 49 / 106 Linkseindeutige Relationen Eine Relation R ⊆ M × N heißt linkseindeutig, wenn es zu jedem y ∈ N höchstens ein x ∈ M gibt mit (x, y ) ∈ R. 50 / 106 Linkseindeutige Relationen Eine Relation R ⊆ M × N heißt linkseindeutig, wenn es zu jedem y ∈ N höchstens ein x ∈ M gibt mit (x, y ) ∈ R. verboten! a w x d y b c u z 50 / 106 Linkstotale Relationen Eine Relation R ⊆ M × N heißt linkstotal, wenn es zu jedem x ∈ M mindestens ein y ∈ N gibt mit (x, y ) ∈ R. 51 / 106 Linkstotale Relationen Eine Relation R ⊆ M × N heißt linkstotal, wenn es zu jedem x ∈ M mindestens ein y ∈ N gibt mit (x, y ) ∈ R. a w x d y b c u ? z verboten! 51 / 106 Merkregeln I rechtseindeutig Von keinem Element links führt mehr als ein Pfeil nach ” rechts.“ I rechtstotal In jedem Element rechts landet mindestens ein Pfeil von ” links.“ I linkseindeutig In keinem Element rechts landet mehr als ein Pfeil von links.“ ” linkstotal Von jedem Element links führt mindestens ein Pfeil nach ” rechts.“ I 52 / 106 Definition (Informatik) I I I Eine rechtseindeutige Relation heißt Funktion. Eine Funktion, die zudem noch linkstotal ist, heißt totale Funktion. Eine Funktion, die nicht linkstotal ist, heißt auch partielle Funktion. w a x d y b c u z höchstens 1 53 / 106 Definition (Mathematik) I I I Eine rechtseindeutige und linkstotale Relation heißt Funktion. Es gibt (in der Mathematik) keine partiellen Funktionen. Jede (mathematische) Funktion ist total. w a x d y b c u z genau 1 54 / 106 Bezeichnungen Für eine Relation R ⊆ M × N heißt I M der Quell- oder Ausgangsbereich I N der Ziel- oder Wertebereich I D ⊆ M mit D = {x ∈ M | es gibt ein y ∈ N mit (x, y ) ∈ R} der Definitionsbereich I W ⊆ N mit W = {y ∈ N | es gibt ein x ∈ M mit (x, y ) ∈ R} die Bildmenge I Bei (totalen) Funktionen ist der Quellbereich also immer gleich dem Defintionsbereich. I Bezeichnung für den Defintionsbereich einer Funktion f : Def (f ) oder Df I Statt Funktion wird auch der Begriff Abbildung gebraucht. 55 / 106 Schreibweise I Funktionen werden häufig mit f , g , h, . . . bezeichnet. I Für eine totale Funktion schreibt man f :M→N f (x) = y I statt statt f ⊆M ×N (x, y ) ∈ f und Bei partiellen Funktionen schreibt man f : M 99K N f (x) = y f (x) =⊥ statt statt falls f ⊆M ×N (x, y ) ∈ f x 6∈ Df und und 56 / 106 Beispiel M = {7, 8, 9, 10, 11, 12} N = {1, 2, 3, . . . 9} f = {(7, 9), (8, 4), (9, 1), (11, 1), (12, 4)} ist eine Funktion, aber nicht total, sondern nur“ partiell. ” 57 / 106 Darstellung von Funktionen Funktionen können (wie Mengen) als I Aufzählung von Paaren I durch eine beschreibende Eigenschaft I als Tabelle (Wertetabelle) I grafisch im Koordinatensystem dargestellt werden. 58 / 106 Funktionsvorschrift Die (aus der Schule) bekannte Darstellung mittels Funktionsvorschrift ist eine spezielle Form der beschreibenden Darstellung. Wenn alle Paare der Funktion einem einheitlichen Bildungsgesetz gehorchen, gibt man dieses als Formel (Zuordnungsvorschrift) an. f : R→R mit f (x) = 2x + 3 ist eine andere Schreibweise für f = {(x, y ) ∈ R × R | y = 2x + 3} 59 / 106 Ad-Hoc-Aufgabe Sei f die Funktion, die jedem Monat (Januar =1, ˆ Februar =2, ˆ . . . Dezember =12) ˆ die Anzahl der Buchstaben in der Wortdarstellung zuordnet. Stellen Sie diese Funktion auf möglichst viele verschiedene Arten dar. 60 / 106 Überblick Mengenlehre Grundbegriffe Kreuzprodukt und Relationen Wortmengen und Formale Sprachen Funktionen Funktionen als spezielle Relationen Besonderheiten Mehrstellige und nicht-arithmetische Funktionen Folgen und Reihen Folgen als spezielle Funktionen Summen und Produkte 61 / 106 Abschnittsweise definerte Funktionen Man kann nicht immer eine einheitliche Formel für alle Paare einer Funktion finden: f : R 99K R 1 − x f (x) = ⊥ 1 x für x < 0 für x = 0 für x > 0 62 / 106 Komposition von Relationen Wenn f ⊆ A × B und g ⊆ B × C zwei Relationen sind, dann läßt sich die verkettete Relation h ⊆ A × C definieren, indem man vereinbart: Wenn (x, y ) ∈ f und (y , z) ∈ g , dann ist (x, z) ∈ h. Für die Verkettung (oder Komposition) schreibt man h =g ◦f (Achtung, Reihenfolge!) und spricht: g nach f “. ” B A m a c b q n p C u v w 63 / 106 Komposition von Funktionen Handelt es sich speziell um zwei Funktionen f : A → B, g : B → C , dann schreibt man auch g ◦f =h : A→C h(x) = g (f (x)) 64 / 106 Beispiel f : N → N sei definiert durch f (x) = x + 3 g : N → N sei definiert durch g (x) = 2x Dann ist h = g ◦ f : N → N definiert durch h(x) = g (f (x)) = g (x + 3) = 2 · (x + 3) = 2x + 6 Achtung, Klammern können notwendig werden! 65 / 106 g ◦ f versus A ◦ B Sie haben das Symbol ◦ nun in zwei verschiedenen Zusammenhängen kennengelernt: 66 / 106 g ◦ f versus A ◦ B Sie haben das Symbol ◦ nun in zwei verschiedenen Zusammenhängen kennengelernt: I Bei der Komposition von Relationen und Funktionen 66 / 106 g ◦ f versus A ◦ B Sie haben das Symbol ◦ nun in zwei verschiedenen Zusammenhängen kennengelernt: I Bei der Komposition von Relationen und Funktionen I Bei der Konkatenation von Sprachen und Wörtern 66 / 106 g ◦ f versus A ◦ B Sie haben das Symbol ◦ nun in zwei verschiedenen Zusammenhängen kennengelernt: I Bei der Komposition von Relationen und Funktionen I Bei der Konkatenation von Sprachen und Wörtern Nicht verwechseln! 66 / 106 Rekursive Funktionen Eine Funktion heißt rekursiv, wenn zur Bestimmung eines Funktionswertes auf andere, vorher zu bestimmende Werte derselben Funktion zurückgegriffen werden muss. Dieses Zurücklaufen“ muss natürlich einen Anfang haben. Dh. es ” muss Anfangswerte geben, die sich ohne Rückgriff auf andere Werte bestimmen lassen. 67 / 106 Beispiel Fakultätsfunktion Die Funktion fak :N→N fak(n) = 1 · 2 · . . . · n läßt sich rekursiv definieren: 68 / 106 Beispiel Fakultätsfunktion Die Funktion fak :N→N fak(n) = 1 · 2 · . . . · n läßt sich rekursiv definieren: ( 1 fak(n) = n · fak(n − 1) für n = 1 sonst 68 / 106 Beispiel Fakultätsfunktion Die Funktion fak :N→N fak(n) = 1 · 2 · . . . · n läßt sich rekursiv definieren: ( 1 fak(n) = n · fak(n − 1) für n = 1 sonst Übrigens: Für fak(n) schreibt man auch n! Beispiel: 4! = 1 · 2 · 3 · 4 = 24 = 4 · 3! 68 / 106 Überblick Mengenlehre Grundbegriffe Kreuzprodukt und Relationen Wortmengen und Formale Sprachen Funktionen Funktionen als spezielle Relationen Besonderheiten Mehrstellige und nicht-arithmetische Funktionen Folgen und Reihen Folgen als spezielle Funktionen Summen und Produkte 69 / 106 Mehrstellige Funktionen Ist der Ausgangsbereich einer Funktion selbst bereits das Kreuzprodukt mehrerer Mengen, so spricht man von einer mehrstelligen Funktion. Beispiel: sum : R × R → R sum(x, y ) = x + y 70 / 106 Mehrwertige Funktionen Funktionen, deren Wertebereich selbst ein Kreuzprodukt von zwei oder mehr Mengen ist, heißen mehrwertig. Man kann mehrwertige Funktionen immer in ein Bündel“ aus ” entsprechend vielen einwertigen Funktionen zerlegen. Beispiel: Die Funktion, die eine Zeitangabe (in Minuten, auch ≥ 60) zerlegt in Stunden und Minuten (< 60). f :N→N×N f (min) = (std, m) mit std = min60 (ganzzahlige Division!) und m = min % 60 (Rest der Division) 71 / 106 Nicht-arithmetische Funktionen Der Ausgangsbereich und Zielbereich von Funktionen müssen nicht immer Zahlmengen sein. Beispiele: 72 / 106 Nicht-arithmetische Funktionen Der Ausgangsbereich und Zielbereich von Funktionen müssen nicht immer Zahlmengen sein. Beispiele: I Die Zuordnung, die jedem Verkaufsartikel eines Einzelhändlers den Lieferanten zuordnet, ist eine Funktion von der Menge der Artikel in die Menge der Lieferanten. 72 / 106 Nicht-arithmetische Funktionen Der Ausgangsbereich und Zielbereich von Funktionen müssen nicht immer Zahlmengen sein. Beispiele: I Die Zuordnung, die jedem Verkaufsartikel eines Einzelhändlers den Lieferanten zuordnet, ist eine Funktion von der Menge der Artikel in die Menge der Lieferanten. I In der Statistik werden einer Menge von Ereignissen (z.B. Kopf oder Zahl beim Münzwurf) Wahrscheinlichkeiten zugeordnet. 72 / 106 Weitere Beispiele (1) Die Funktion, die ein Wort über einem Alphabet Σ umdreht“, ” also die Zeichen in umgekehrter Reihenfolge aneinanderhängt: spiegel : Σ∗ → Σ∗ mit spiegel(a1 a2 . . . an ) = an an−1 . . . a1 . Diese Funktion läßt sich übrigens auch rekursiv definieren: ( ε spiegel(w ) = spiegel(v ) ◦ a für w = ε für w = av , a ∈ Σ, v ∈ Σ∗ 73 / 106 Weitere Beispiele (2) Zur Defintion einer (deterministischen) Turing-Maschine benötigt man eine Menge von Zuständen S, eine Menge von Band-Symbolen Γ (Gamma) und eine Menge von Steuerzeichen M (alle drei Mengen endlich). Die Zustandsüberführungsfunktion δ ordnet jeder Kombination aus Zustand und Bandsymbol eine Folgekombination von Zustand, Bandsymbol und Steuerzeichen zu. δ :S ×Γ→S ×Γ×M Bei nichtdeterministischen Turingautomaten ist diese Zuordnung nicht rechtseindeutig, also keine Funktion, sondern nur eine Relation: δ ⊆ (S × Γ) × (S × Γ × M) δ wird auch kurz als Turing-Programm bezeichnet. 74 / 106 Boole’sche Funktionen Funktionen, deren Quell- und Zielbereich die Menge der Wahrheitswerte B (oder Kreuzprodukt davon) sind, heißen Bool’sche oder logische Funktionen. Zur Erinnerung: B = {0, 1} = {false, true} Da bei Boole’schen Funktionen die beteiligten Mengen klein sind, lassen sie sich gut durch Tabellen beschreiben. 75 / 106 Die (logische) Negation NOT : B → B definiert durch I NOT (true) = false und I NOT (false) = true. Man schreibt auch ¬a oder a statt NOT (a). 76 / 106 Die logische AND-Funktion AND : B × B → B AND(a, b) = a ∧ b 77 / 106 Die logische AND-Funktion AND : B × B → B AND(a, b) = a ∧ b a false false true true b false true false true AND(a, b) false false false true 77 / 106 Die logische AND-Funktion AND : B × B → B AND(a, b) = a ∧ b a false false true true b false true false true AND(a, b) false false false true AND false true false false false true false true 77 / 106 Die logische OR-Funktion OR : B × B → B OR(a, b) = a ∧ b 78 / 106 Die logische OR-Funktion OR : B × B → B OR(a, b) = a ∧ b a false false true true b false true false true OR(a, b) false true true true 78 / 106 Die logische OR-Funktion OR : B × B → B OR(a, b) = a ∧ b a false false true true b false true false true OR(a, b) false true true true OR false true false false true true true true 78 / 106 Ad-Hoc-Aufgabe Lernen Sie das Kleine 1 × 1“ der Informatik ” (die Wahrheitstabellen für NOT , AND und OR) auswendig! 79 / 106 Überblick Mengenlehre Grundbegriffe Kreuzprodukt und Relationen Wortmengen und Formale Sprachen Funktionen Funktionen als spezielle Relationen Besonderheiten Mehrstellige und nicht-arithmetische Funktionen Folgen und Reihen Folgen als spezielle Funktionen Summen und Produkte 80 / 106 Überblick Mengenlehre Grundbegriffe Kreuzprodukt und Relationen Wortmengen und Formale Sprachen Funktionen Funktionen als spezielle Relationen Besonderheiten Mehrstellige und nicht-arithmetische Funktionen Folgen und Reihen Folgen als spezielle Funktionen Summen und Produkte 81 / 106 Folgen I I Funktionen mit N oder N0 als Ausgangsmenge heißen (unendliche) Folgen. Je nach Zielmenge nennt man die Folge I I I I I I I I natürlich ganzzahlig reell Zeichenfolge Wortfolge Punktfolge ... Folgen werden häufig mit a, b, . . . statt f , g , . . . bezeichnet. 82 / 106 Schreibweisen Statt wie bei Funktionen a(n) = m oder wie bei Relationen (n, m) ∈ a schreibt man bei Folgen an = m In der Aufzählung schreibt man statt a = {(1, a1 ), (2, a2 ), . . .} kurz (ai )i∈N = (a1 , a2 , . . .) oder auch nur (a)i∈N 83 / 106 Bemerkung I ai heißt das i-te Folgenglied 84 / 106 Bemerkung I ai heißt das i-te Folgenglied I Manchmal betrachtet man als Ausgangsmenge N0 statt N. (Man beginnt also mit einem 0-ten“ Folgeglied.) ” 84 / 106 Bemerkung I ai heißt das i-te Folgenglied I Manchmal betrachtet man als Ausgangsmenge N0 statt N. (Man beginnt also mit einem 0-ten“ Folgeglied.) ” Manchmal betrachtet man als Ausgangsmenge Nn1 = {1, 2, 3, . . . , n} oder Nn0 = {0, 1, 2, 3, . . . , n} statt N. Dann spricht man auch von einer endlichen Folge. I 84 / 106 Beispiel (qi )i∈N = (1, 4, 9, 16, 25, . . .) entspricht der Relation q = {(1, 1), (2, 4), (3, 9), (4, 16), . . .} oder der Funktion q:N→N q(n) = n2 85 / 106 Weitere Beispiele I (a)n∈N mit an = 1 ist die konstante 1-Folge (1, 1, 1, . . .) 86 / 106 Weitere Beispiele I (a)n∈N mit an = 1 ist die konstante 1-Folge (1, 1, 1, . . .) I (b)n∈N0 mit bn = (−1)n ist die die alterniernde Folge (1, −1, 1, −1, 1, −1, 1 . . .) Allgemein heißen alle Folgen, deren Folgeglieder jeweils wechselndes Vorzeichen haben, alternierend. 86 / 106 Weitere Beispiele I (a)n∈N mit an = 1 ist die konstante 1-Folge (1, 1, 1, . . .) I (b)n∈N0 mit bn = (−1)n ist die die alterniernde Folge (1, −1, 1, −1, 1, −1, 1 . . .) Allgemein heißen alle Folgen, deren Folgeglieder jeweils wechselndes Vorzeichen haben, alternierend. I (c)n∈N0 mit cn = 1 2n 1 ist gleich (1, 21 , 14 , 81 , 16 . . .) 86 / 106 Weitere Beispiele I (a)n∈N mit an = 1 ist die konstante 1-Folge (1, 1, 1, . . .) I (b)n∈N0 mit bn = (−1)n ist die die alterniernde Folge (1, −1, 1, −1, 1, −1, 1 . . .) Allgemein heißen alle Folgen, deren Folgeglieder jeweils wechselndes Vorzeichen haben, alternierend. I (c)n∈N0 mit cn = I (d)n∈N = (1, 4, 1, 5, 9, 2, 6, 5, . . .) eine Folge ohne erkennbares Bildungsgesetz. 1 2n 1 ist gleich (1, 21 , 14 , 81 , 16 . . .) 86 / 106 Zeichenfolgen Wir können nun (endlich) exakt definieren, was ein Wort w über einem Alphabet Σ ist: 87 / 106 Zeichenfolgen Wir können nun (endlich) exakt definieren, was ein Wort w über einem Alphabet Σ ist: w ∈ Σ∗ ist eine endliche Folge mit Zielmenge Σ: w : Nn1 → Σ Σ∗ ist demnach die Menge aller endlichen Folgen (mit Elementen aus Σ). 87 / 106 Rekursive Folgen Auch Folgen könenn rekursiv definiert werden. Beispiel: Fibonacci-Folge n=0 0 fn = 1 n=1 fn−2 + fn−1 sonst 88 / 106 Ad-Hoc-Aufgabe I Schreiben Sie die konstante 1-Folge a als Relation (mittels Aufzählung). I Definieren Sie die alternierende Folge b als Funktion. I Stellen Sie Folge c graphisch im Koordinatensystem dar. I Bestimmen Sie das fünfte Folgenglied der Fibonacci-Folge. 89 / 106 Überblick Mengenlehre Grundbegriffe Kreuzprodukt und Relationen Wortmengen und Formale Sprachen Funktionen Funktionen als spezielle Relationen Besonderheiten Mehrstellige und nicht-arithmetische Funktionen Folgen und Reihen Folgen als spezielle Funktionen Summen und Produkte 90 / 106 Summen Häufig will man die Summe von (endlichen) Zahlfolgen bilden, also a1 + a2 + a3 + . . . + an Dafür schreibt man auch kurz n X ai i=1 91 / 106 Bezeichnungen Im Ausdruck Pn i=1 ai heißt I i der Laufindex oder Summationsvariable I 1 die untere Grenze I n die obere Grenze. I Obere und untere Grenze können beliebige ganze Zahlen sein. I Der Laufindex kann (bei gleichen Grenzen) durch jedes andere Symbol ersetzt werden: n X i=1 ai = n X j=1 aj = n X ak k=1 92 / 106 Indexmengen I Wenn obere und untere Grenze gleich sind, besteht die Summe nur aus genau diesem einen Summand: 5 X ai = a5 i=5 93 / 106 Indexmengen I Wenn obere und untere Grenze gleich sind, besteht die Summe nur aus genau diesem einen Summand: 5 X ai = a5 i=5 I Wenn der untere Index größer als der obere Index ist, ist der Wert der Summe = 0: 3 X i=5 ai = 0 leere“ Summe ” 93 / 106 Indexmengen I Wenn obere und untere Grenze gleich sind, besteht die Summe nur aus genau diesem einen Summand: 5 X ai = a5 i=5 I Wenn der untere Index größer als der obere Index ist, ist der Wert der Summe = 0: 3 X ai = 0 i=5 I leere“ Summe ” Der Index kann auch eine beliebige Teilmenge (die Indexmenge) der ganzen Zahl durchlaufen: X I = {1, 3, 4, 7} ai = a1 + a3 + a4 + a7 i∈I 93 / 106 Beispiele I 5 X i=1 i = 1 + 2 + 3 + 4 + 5 = 15 (= 5 X ai mit ai = i) i=1 94 / 106 Beispiele I 5 X i = 1 + 2 + 3 + 4 + 5 = 15 i=1 I (= 5 X ai mit ai = i) i=1 n X j 2 = 1 + 4 + 9 + 16 + . . . + n2 j=1 94 / 106 Beispiele I 5 X i = 1 + 2 + 3 + 4 + 5 = 15 i=1 I (= 5 X ai mit ai = i) i=1 n X j 2 = 1 + 4 + 9 + 16 + . . . + n2 j=1 I 4 X 1 k! k=0 = 1 1 1 1 1 + + + + 0! 1 1 · 2 1 · 2 · 3 1 · 2 · 3 · 4 = 1+1+ 1 1 1 65 + + = ≈ 2, 7083 2 6 24 24 94 / 106 Weitere Beispiele I das arithmetische Mittel x der Werte x1 , x2 , . . . xn : n x= 1X xi n i=1 I die Varianz s 2 der Werte x1 , x2 , . . . xn : n s2 = 1X (xi − x)2 n i=1 95 / 106 Rechenregeln (1) I konstanten Faktor ausklammern: n X i=1 c · ai = c · n X ai i=1 96 / 106 Rechenregeln (1) I konstanten Faktor ausklammern: n X c · ai = c · i=1 I n X ai i=1 Summe auseinanderziehen n X i=1 (ai + bi ) = n X i=1 ai + n X bi i=1 96 / 106 Rechenregeln (1) I konstanten Faktor ausklammern: n X c · ai = c · i=1 I ai i=1 Summe auseinanderziehen n X (ai + bi ) = i=1 I n X Index verschieben n X ai + i=1 n X i=0 ai = n+k X n X bi i=1 ai−k i=k 96 / 106 Rechenregeln (2) I Summe zerlegen n X i=m ai = n X i=1 ai − m−1 X ai i=1 97 / 106 Rechenregeln (2) I Summe zerlegen n X ai = i=m I n X ai − i=1 m−1 X ai i=1 Summe umdrehen n X i=1 ai = n X an+1−i i=1 97 / 106 Auswendig lernen! n X i=1 i= n(n + 1) 2 und n X 2i = 2n+1 − 1 i=0 98 / 106 Ad-Hoc-Aufgabe Beweisen Sie mit Hilfe der Rechenregeln (und der Formeln der vorherigen Folie?) n X (2i − 1) = n2 i=1 99 / 106 Produkte Gelegentlich wird auch das Produkt von Folgenelementen betrachtet: n Y ai = a1 · a2 · · · an i=1 Das leere Produkt“ wird als 1 definiert: ” t Y ai = 1 wenn b > t i=b 100 / 106 Beispiel Fakultät fak : N → N läßt sich also kurz auch so schreiben: fak(n) = n! = n Y i i=1 Def.: 0! = 1 101 / 106 Beispiel Binomialkoeffizient Für n, k ∈ N0 mit k ≤ n ist der Binomialkoeffizient definiert: n n! = k k!(n − k)! (sprich: n über k“) ” Mit dem Produktzeichen: Y k n n − (i − 1) = k i i=1 Def.: n 0 =1 n 1 =n n k = 0 wenn n < k 102 / 106 Eigenschaften Für n > k gilt I I n n = k n−k n n n+1 + = k k +1 k +1 103 / 106 Binomische Formeln Die Koeffizienten, die bei den (höheren) binomischen Formeln auftreten, sind Binomialkoeffizienten: I vgl. Pascal’sches Dreieck n (a + b) = n X n i=0 i an−i b i 104 / 106 Ad-Hoc-Aufgabe Überlegen Sie, welche der Rechenregeln für das Summenzeichen sich auf das Produktzeichen übertragen lassen. 105 / 106 Viel Glück, 106 / 106 Viel Glück, viel Erfolg und vor Allem: 106 / 106 Viel Glück, viel Erfolg und vor Allem: Viel Spaß im Studium! 106 / 106