Übungen zur Einführung in die Spieltheorie und experimentelle Ökonomie Prof. Dr. Aleksander Berentsen Tutorium 23.09.2013 – Kapitel 1-3 Kapitel 1-4 im Überblick Die Spieltheorie ist die mathematische Modellierung von Situationen, in welchen rationale Individuen miteinander interagieren. Durch diese Interaktion ist die eigene Auszahlung unter anderem davon abhängig, wie sich die anderen Individuen verhalten. Um eine optimale Handlungsalternative, gegeben seinen Präferenzen, zu wählen, muss diese Wechselwirkung von einem Spieler richtig antizipiert werden. Als Gefangenendilemma, Koordinations- oder Chicken-Spiel werden Spielklassen bezeichnet, welche eine bestimmte Auszahlungs- und Anreizstruktur besitzen. Ein Spielbaum ist die extensive Darstellung eines Spieles und setzt sich aus (Entscheidungs-) Knoten, Handlungsalternativen und Auszahlungen zusammen. Die Strategie eines Spielers ist ein detaillierter Plan welcher für jeden eigenen Entscheidungsknoten die zu wählende Handlungsalternative angibt. Mittels Rückwärtsinduktion werden, von den letzten Entscheidungsknoten ausgehend, all jene Handlungsalternativen eliminiert, die von rationalen Spielern niemals gespielt werden. action node extensive form perfect information asymmetric information first-mover advantage prisoners' dilemma backward induction focal point pure strategy battle of the sexes game rational behavior best response game matrix rollback equilibrium branch game tree second-mover advantage cell-by-cell inspection imperfect information sequential moves chicken incomplete information simultaneous moves cooperative game initial node strategic form coordination game iterated elim. of dom. strat. strategic game decision mixed strategy strategic uncertainty decision node Nash equilibrium strategy dominance solvable never a best response successive elim. dom. strat. dominant strategy node terminal node dominated strategy noncooperative game zero-sum game enumeration normal form equilibrium payoff 1 Übungen zur Einführung in die Spieltheorie und experimentelle Ökonomie Prof. Dr. Aleksander Berentsen Die aufgeführten Aufgaben sollten jeweils im Vorfeld der Veranstaltung bearbeitet werden. Dort werden diese ausführlich besprochen. Aufgabe 1 Nehme an, in einem sequentiellen Spiel existieren zwei Spieler: Spieler A und Spieler B. Spieler A kommt als erster zum Zug, Spieler B als zweiter und jeder Spieler hat nur einen Zug. a) Zeichne einen Spielbaum für ein Spiel in welchem Spieler A an jedem Knoten zwei mögliche Aktionen (U oder D) und Spieler B drei mögliche Aktionen (T, M oder B) hat. Bezeichne den Anfangsknoten mit „I“, die Entscheidungsknoten mit „D“ und die Endknoten mit „X“. Wie viele Knoten existieren jeweils? b) Zeichne einen Spielbaum, für welchen Spieler A und Spieler B jeweils drei mögliche Aktionen (sitzen, stehen oder hochspringen) haben. Bezeichne die Knoten wie in a). Wie viele Knoten existieren jeweils? c) Zeichne einen Spielbaum für welchen Spieler A vier mögliche Aktionen (Norden, Osten, Süden oder Westen) und Spieler B zwei mögliche Aktionen (bleiben oder fortgehen) besitzt. Bezeichne die Knoten wie in a). Wie viele Knoten existieren jeweils? Aufgabe 2 Stelle dir folgende Situation vor: Von einem Kuchen sind noch drei gleich grosse Stücke übrig. Die beiden Brüder John und Paul möchten beide am liebsten zwei Stücke essen. Die Mutter erlaubt John, als Erster zu wählen, ob er ein oder zwei Stücke haben will. Er bekommt diese aber nur, wenn Paul mit der Aufteilung einverstanden ist. Falls nicht, isst die Mutter alle drei Stücke selber und die Brüder kriegen nichts. a) Stelle dieses Szenario mithilfe eines Spielbaumes dar. Die Auszahlungen entsprechen dabei der Anzahl Küchenstücke, die ein Bruder essen kann. b) Finde das Gleichgewicht dieses Spiels mithilfe von Rückwärtsinduktion. c) Erkläre, ob und weshalb John in diesem Spiel einen Vorteil hat. 2 Übungen zur Einführung in die Spieltheorie und experimentelle Ökonomie Prof. Dr. Aleksander Berentsen Aufgabe 3 a) 1 l r 2 l r 2, 1 1, 0 0, 2 Das Gleichgewicht mittels Rückwärtsinduktion dieses Spielbaumes lautet: {(r), (r)} {(r), (l)} {(l), (r)} Es kann nicht eindeutig bestimmt werden. b) 0, 1 O 2, 3 O 1 1 1 o U o 2 U u 4, 5 O o 2 U u 5, 4 2 3, 2 Das Gleichgewicht mittels Rückwärtsinduktion dieses Spielbaumes lautet: {(U, U, O), (o, o, u)} {(O, O, U), (u, u, o)} {(O, U, O), (u, o, u)} {(U, U, O), (u, u, o)} 3 1, 0 u 2, 2 Übungen zur Einführung in die Spieltheorie und experimentelle Ökonomie Prof. Dr. Aleksander Berentsen Aufgabe 4 Schreibe für jeden Spieler alle reinen Strategien auf. Wie viele reine Strategien stehen jedem Spieler zur Verfügung? Bestimme mittels Rückwärtsinduktion das jeweilige Gleichgewicht. a) 0, 2 t B N A b S 2, 1 1, 0 b) 1, 1, 1 t B N N b A A S S 2, 3, 2 0, 0, 2 3, 3, 3 u C N d 1, 2, 4 A S 0, 2, 0 4 Übungen zur Einführung in die Spieltheorie und experimentelle Ökonomie Prof. Dr. Aleksander Berentsen Anmerkung zur Notation von Strategien: Eine Strategie umfasst einen vollständigen Plan, welcher für jeden Entscheidungsknoten die zu spielende Aktion festlegt. Die Notation der zu spielenden Aktionen richtet sich dabei an die Anordnung der Entscheidungsknoten im Spielbaum. Die Notation erfolgt von links nach rechts und von oben nach unten. Beispiele: A 2 A 2 B A 1 1 B B Mögliche Strategie Spieler 2: (B, A) 2 A B 1 Mögliche Strategie Spieler 2: (A, B) 2 A B 2 A B 1 2 1 A A B B 2 A B Mögliche Strategie Spieler 2: (B, A, B) 5