Suche nach dunkler Materie am LHC 21.05.2007 Jennifer Merz Inhalt Einführung - Wichtige Punkte von SUSY - LHC Experimente: CMS und ATLAS Suche nach Dunkler Materie - Suche nach SUSY - Parameterraum einschränken - Parameter berechnen - Vorhersage der Restdichte (relic density) Zusammenfassung - Komplementarität der Experimente: LHC/direkte Suchen - Ausblick Wichtige Aspekte des SUSY-Modells Einführung der R-Parität Erhaltung plausibel: Nicht-Erhaltung widerspricht – ohne spezielles Tuning – den beobachteten Lebensdauern der Nukleonen; Protonzerfall Erhaltung hat zur Folge: SUSY-Teilchen werden nur paarweise erzeugt leichtestes Teilchen (LSP) ist stabil - LSP trägt keine el. Ladung und ist farbneutral exp. Signaturen: MSSM führt auf 124 freie Parameter - Einschränkung durch mSUGRA auf 5: - im weiteren: Variationen von m0, m1/2 und tan β werden besprochen; µ>0 bevorzugt; A0 nicht wichtig für DM, oft A 0 = 0 Wichtige Aspekte des SUSY-Modells LSP ist ein Kandidat für die kalte dunkle Materie (CDM) Gravitino: wegen sehr schwacher WW führt dies normalerweise zur Ω>1 daher kommt es nur in speziellen Modellen als LSP vor Gluino: große QCD Kopplungsstärke führt zu hoher Masse des Gluinos (Widerspruch zu LSP) große Annihilationsraten im frühen Universum führen zu kleiner Restdichte, d.h. kein signifikanter Beitrag zur Dunklen Materie Sneutrino: nicht favorisiert in den meisten Modellen momentane direkte Suchen schränken möglichen Bereich für Sneutrinos stark ein, bzw. schließen sie eigentlich ganz aus Wichtige Aspekte des SUSY-Modells wahrscheinlichster Kandidat für LSP: leichtestes Neutralino - Mischung aus - diese Mischung bestimmt die Kopplung an andere Teilchen - Massenuntergrenze für 0 1 : ~60GeV (LEP) LHC Experiment - CMS General Purpose Detector (Solenoid Magnetfeld von 4T): u.a. um nach Higgs-Boson und SUSY zu suchen soll Myonen mit hohem pT und isolierte Elektronen, Photonen und Hadron-Jets mit großer Impulsauflösung vermessen gute Spurrekonstruktion durch SilikonStreifen Detektoren und Pixeldetektoren ECAL: Abdeckung bis |η|=3, ca. 5° präzise Messungen von Elektronen und Photonen möglich Kristallkalorimeter für hohe Energieauflösung HCAL: Barrel, Endcap Kalorimeter: |η|<3 Very Forward Kalorimeter: 3<|η|<5, bis ca. 1°, aus besonders strahlenhartem Material stellt Hermitizität des Detektors sicher, keine Energie bleibt ungesehen gute Messung von Multi-Jet Endzuständen LHC Experiment - ATLAS General Purpose Detector, u.a. für Suche nach Higgs-Boson und SUSY Tracker im Solenoid (2T) ECAL: Flüssig-Argon-Kalorimeter für gute Ortsauflösung Hadronen sollen im HCAL vollständig absorbiert werden Myonen in Luft vermessen: torodiales Myon-Spektrometer Kalorimetrie schließt den Detektor hermetisch ab: gute Emiss Messung T beide Experimente ergänzen sich durch ihre verschiedenen Bauarten Entdeckungen können bestätigt/widerlegt werden LHC SUSY/CDM Programm 1. SUSY entdecken 2. Parameterraum einschränken 3. Restdichte Ωχh2 berechnen Suche nach SUSY Inklusive Suchen am LHC werden aus Proton-Proton-Kollisionen viele Squarks und Gluinos erwartet allgemeine SUSY-Eigenschaften ausnutzen: [1] miss - 2 (unsichtbare) LSPs in jedem Ereignis großer Anteil an E T - Zerfälle von Squarks und Gluinos viele Jets [6] Einschränken des Parameterraums tan β = 35 Plots: erlaubte Regionen des Parameterraums tan β = 50 LEP: Ausschluss von kleinen Werten für tan β (Higgs wäre zu leicht) auch kosmologische Experimente favorisieren große Werte von tan β [3] tan β = 35 [3] tan β = 50 Darstellung von experimentellen und theoretischen Einschränkungen in m0m1/2-Ebene Parameterraum des mSUGRA Darstellung des m1/2 - m0 Parameterraums (tan β=51) Einschränkungen durch WMAP Daten für Ωχh2 LSP geladen 1: Bulk-Region 2: Co-Annihilation-Region 3: Focus-Point-Region 4: Annihilation-Funnel 5: EGRET-Region [3] in 1(Bulk-Region) mχ relativ klein 0 in 2,3,4 Anzahl von 1 kleiner, daher kann auch mχ größer sein Higgs zu leicht keine ew -Symmetrie Brechung Mechanismen der Annihilation verschiedene Bereiche stehen für Prozesse, die im frühen Universum dominiert haben Restdichte stark von diesen Annihilations-Prozessen und deren WQ abhängig - hoher WQ: wenige Teilchen überleben, kleinerer Beitrag zur Massendichte - niedriger WQ: viele Teilchen überleben, größerer Beitrag zur Massendichte - DM-Teilchen hat hohe Masse: hoher Beitrag zur Massendichte Teilchen im Gleichgewicht bis Temperatur unter TF fällt, danach Ende der AnnihilationsProzesse heutige Anzahldichte gegeben durch neq(TF) Massen und Kopplungen der SUSY-Teilchen müssen bekannt sein bevor Vorhersage der Restdichte möglich 1. Bulk - Region relativ niedrige Werte für m0 und m1/2 beschränkt durch Massengrenzen aus LEP- und Tevatron-Messungen dominierender Mechanismus: Annihilation zu Quark-Anti-Quark Paar Masse des LSP ergibt sich hier zu < 200 GeV 2. Co-Annihilation-Region m0 relativ klein, m1/2 sehr viel größer verläuft entlang der Grenze, wo das LSP geladen wäre (Stau) und Neutralino und Stau in ihrer Masse fast entartet sind m 0 m 1 Neutralino Inhalt überwiegend Higgsino Anstieg des Co-Annihilations-WQ aufgrund von Entartung dominierender Prozess: Co-Annihilation zu τγ Masse des LSP bis zu 500 GeV 3. Focus-Point-Region m0 hoch, m1/2 bis zu 1TeV entlang der Grenze, an der ew-Symmetrie Brechung nicht auftritt größerer Higgsino-Anteil des 0 1 WQ ist erhöht, wegen Kopplung des Higgsino-Anteils an Eichbosonen (für Bino verboten) das 0 1 hat ähnliche Masse wie leichtes Chargino und 0 2 daher gibt es mehr Co-Annihilationsprozesse in SM-Teilchen z.B. 0 0 1 2 dominierender Prozess ist die Annihilation des 0 1 in ZZ oder W+W- hohe Squark-, Gluino-, Slepton-Massen können auftreten, eventuell nicht detektierbar für LHC 4. Annihilation-Funnel m0 und m1/2 können in der Größenordnung 1TeV liegen erhöhter Higgsino Anteil bei großen Werten für tan β (≥30): m(A) ≈ 2 m 0 1 WQ resonant erhöht durch A Austausch Dominierender Prozess: Paar 0 1 Annihilation in b- oder τ- m(A) muss aus anderen Prozessen berechnet werden (z.B. H/A Æ ττ oder H/A Æ µµ) um das Verhältnis zwischen m(A) und m( 01 ) zu bestätigen in diesem Parameter-Bereich sollte der LHC H/A bis zu einer Masse von 800GeV entdecken können Zusammenfassung der Regionen [7] tan β = 52 Bestimmung der SUSY-Parameter nach Entdeckung (inklusive Suchen), jetzt exklusive Identifikation von Kaskaden mit Zwei-Körper-Zerfällen mindestens drei aufeinander folgende Zerfälle müssen identifiziert werden Schwellen und Endpunkte vermessen und Massen der involvierten SUSY-Teilchen berechnen wenn Massen der leichteren Sparticles ermittelt: über kürzere Zerfalls-Ketten Messung von weiteren Massen weitere Betrachtung basiert auf folgender Zerfallskette: hier wird zwischen l=e,µ und l=τ unterschieden - τ zerfällt innerhalb des Detektors u.a. in Neutrinos, diese sind nicht detektierbar - daher Messung dieser Kette problematischer Bestimmung der SUSY-Parameter im Ruhesystem des ˜q: Zerfallsprodukte, 0 und q, können keine höhere 2 invariante Masse als Ruhemasse des q˜ haben Prinzip: gilt auch im Ruhesystem von 0 2 und für seine Zerfallsprodukte, usw. Beobachtung: ein Jet (Quark) und zwei Leptonen (l+l-) zur Rekonstruktion: am Ende der Kette anfangen Verteilung der invarianten Massen der beiden Leptonen hat scharfen kinematischen Endpunkt Endpunkt ist Massendifferenz m 0 2 m 0 1 [5] [1] Bestimmung der SUSY-Parameter Kombination der Leptonen mit Quark liefert weitere Verteilung Bestimmung der Schwelle und des Endpunkts Zusätzlich Kombination des Quarks mit jeweils einem Lepton Sortieren dieser Größen m ql 1 m ql 2 Nun können die Massen der SUSYTeilchen aus den experimentell bestimmten Größen errechnet werden [1] Bestimmung der SUSY-Parameter Beispiel für „experimentell“ bestimmte Massen [4] für diese Analyse wurde auch die Beispiel für mllmax : 0 4 Zerfallskette untersucht Bestimmung der SUSY-Parameter es werden nun viele „Experimente durchgeführt“ durch Variation der gemessenen Werte innerhalb der abgeschätzten Fehler Beispiel für die Berechnung der LSP-Masse und der Massendifferenz zwischen LSP und nächst leichterem Neutralino [4] Modell-abh. Berechnung der Restdichte wenn Massen der SUSY-Teilchen bekannt: Bestimmung der SUSY-Parameter innerhalb eines Modells (z.B. mSUGRA) und Berechnung der Restdichte zwei Möglichkeiten: 1.Fitte GUT Skala SUSY Parameter an berechnete Massen der SUSY-Teilchen (Massen sind durch Messungen korreliert) [1] 2.Fitte GUT Skala SUSY Parameter direkt an experimentell bestimmte Größen (Schwellen, Endpunkte) [1] Einschränken des Neutralino-Sektors eine vollständige modell-unabhängige Bestimmung der Restdichte ist erst mit weiteren Werten möglich (z.B. Masse des leichten Staus, Masse des schweren Higgs) aus vorangegangenen Messungen sind Massen von 0 1 , 0 2 , 0 4 bekannt die Masseneigenzustände der 0 resultieren aus der schon erwähnten Mischung aus i Gauginos und Higgsinos, die durch Mischungs-Matrix definiert ist Parameter mZ, sin θw, cos θw bekannt ; M1, M2, μ, β sind zu bestimmen nur 3 Inputs gemessenÆ ein Parameter kann nicht eingeschränkt werden tan β, da andere Parameter direkt mit Neutralino-Massen in Verbindung stehen Zusammensetzung des 0 1 ist Einschränken des Neutralino-Sektors LSP ist hauptsächlich Bino, mit kleinem Higgsino-Anteil d.h. Annihilation über Sfermion Austausch dominiert [4] Einschränken des Slepton-Sektors das Verzweigungsverhältnis BR( 0 Æl̃Rl ) / BR( 0 Æτ̃τ) ist von den 2 2 Parametern der Neutralino-Matrix abhängig und dem Mischungswinkel zwischen τ̃R und τ̃L, θτ nimmt man Wert für tan β an, kann θτbestimmt werden [4] einzig fehlender Parameter zur endgültigen Bestimmung des Neutralino-AnnihilationsProzesses: m(τ 2) wichtig z.B. zur Einschätzung wie wichtig CoAnnihilations-Prozesse sind [4] Einschränkungen vom Higgs-Sektor diese Analyse hat bis jetzt keine Einschränkung auf tan β berücksichtigt Einschränkung durch Masse des leichten Higgs h möglich auch Messung der Masse und Produktionsrate eines der schweren Higgs-Bosonen H/A nötig daraus könnte Einschränkung in der m(A)-tan β-Ebene folgen [6] Modell-unabh. Berechnung der Restdichte 0 1 aus Messungen abgeleitete Parameter: Massen von , 0 2 , 0 4 ,l , 1 und θτ daraus: Berechnung der MSSM Parameter, die als Input zur Dichtenberechnung benötigt werden Plot: Ergebnis der Restdichtenberechnung (für Δmττedge=5GeV) Untersuchung der Auswirkungen der Messungenauigkeiten auf Fehler der Restdichte [4] [4] LHC vs. Direkte Suchen LSP am LHC nicht direkt nachweisbar LHC erzielt beste Ergebnisse in Regionen, in denen die leichten Teilchen in großen Mengen produziert werden direkte Suchen sind sensitiv auf Focus-Point-Region, d.h. bei hohen Werten für m0 und m1/2, WQ wächst hier mit steigender Masse das ist allerdings Bereich, in dem LHC-Entdeckung schwierig sein könnte, da Massen sehr hoch und Produktions-WQ von Squarks und Gluinos gering in Co-Annihilation-Region haben direkte Suchen Schwierigkeiten dieser Bereich kann vom LHC genauer vermessen werden Gegenprobe: Bestimmung des WQ am LHC liefert Vorhersage für direkte Suchen und umgekehrt LHC-Messungen und andere Experimente müssen sich ergänzen! Zusammenfassung falls es SUSY gibt, wird der LHC sie sehr wahrscheinlich entdecken das LSP, genauer das 0 1 , ist ein exzellenter Kandidat für CDM durch die Rekonstruktion von Zwei-Körper Kaskaden-Zerfällen kann der SUSY Parameterraum eingeschränkt werden die Restdichte kann berechnet werden Ergänzung und Vergleich mit anderen Messungen (direkte Suchen, astrophysikalische Experimente, ILC, ...) sind nötig Literatur [1] „Cold Dark Matter and the LHC“, M. Battaglia, I. Hinchcliffe, D. Tovey, Juni 2004, http://arxiv.org/abs/hep-ph/0406147 [2] „SUSY and Dark Matter Constraints from the LHC“, M.J. White, May 2006, http://arxiv.org/abs/hep-ph/0605065 [3] „Supersymmetrie and LHC“, A.V. Gladyshev, D.I. Kazakov, Juni 2006, http://arxiv.org/abs/hep-ph/0606288 [4] „Constraining dark matter in the MSSM at the LHC“, M.M. Nojiri, G. Polesello, D. Tovey, März 2006 http://www.iop.org/EJ/abstract/1126-6708/2006/03/063 0 [5] „Search for decays to τ˜τ and SUSY mass spectrum measurement using di-τ 2 final states, D.J. Mangeol, U. Goerlach, Juli 2006 [6] „CMS Physics TDR: Volume II (PTDR2)“, Physics Performance, http://cmsdoc.cern.ch/cms/cpt/tdr/ [7] „Signatures of SUSY Dark Matter at the LHC and in the Spectra of Cosmic Rays“, J. Olzem, April 2007, http://darwin.bth.rwth-aachen.de/opus3/volltexte/2007/1842/