Informationsblatt des Projekt Erinnerungskultur

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Erinnerungskultur Hannover Stolpersteine
4. Dezember 2012
Kurzinformation
Ida Danziger
Podbielskistr. 92
HIER WOHNTE
IDA DANZIGER
GEB. NEUBERG
JG. 1862
DEPORTIERT 23.7.1942
THERESIENSTADT
TOT 9.10.1942
Gedenken
 Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, Bundesarchiv, Koblenz 2. Auflage 2006
und http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/ [Oktober 2011]
 Gedenkort in Hannover mit dem Namen von Ida Ester Danziger:
Holocaust-Mahnmal an der Oper, Entwurf von Michelangelo Pistoletto, errichtet 1994.
 Grabstein von Ida Danzigers Ehemann Alexander Danziger (19.5.1849 in Hamburg –
9.1.1917 in Hannover) auf dem Friedhof „An der Strangriede“.
Abb. Holocaust-Mahnmal an der Oper (Ausschnitt), 2012. | Todesfallanzeige Ida Danziger, Ghetto Theresienstadt
Ida Danziger - Lebensstationen
Familie Neuberg
Ida Danziger stammte aus der Familie Neuberg in Hannover. Berühmtester Vertreter der
Familie war der in Hannover geborene Biochemiker Carl Neuberg (1877-1956), Sohn des
hannoverschen Kaufmanns Julius Neuberg. Ida war 15 Jahre jünger als Carl Neuberg; ihm
gelang die Auswanderung (1939).
Elternhaus
Ida Neuberg wurde am 03.04.1862 in Hannover geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann
Louis Neuberg und Ehefrau Fanny, geb. Meyerhof. Als Ida geboren wurde, betrieb ihr
Vater eine „Taback- und Cigarrenfabrik, Rohtabackhandlung, Stahlfederndepot“ in der
Osterstraße 33, wie es im hannoverschen Adressbuch 1862 hieß.
Familiengründung 1883
Ida Danziger,
Foto im Familienbesitz
Grabstein für „Alex Danziger“
(19.5.1849 in Hamburg –
9.1.1917 in Hannover)
Auf dem Friedhof an der Strangriede,
© Proj. Erinnerungskultur 2012
Am 10.04.1883 erklärte Idas Vater vor dem Standesbeamten sein Einverständnis zu der
geplanten Eheschließung seiner Tochter mit Alexander Danziger, der seit Februar 1882 in
Hannover wohnte. Wie der in Hamburg am 19.05.1849 geborene Kaufmann Alexander
Danziger und die Hannoveranerin Ida Neuberg als Ehepaar zusammen gefunden haben, ist
nicht bekannt. Es könnte eine Verwandtschaft der Heiratswilligen jeweils mütterlicherseits
vermutet werden. Die Mutter des Bräutigams war eine geborene Meyerhof ebenso wie die
Mutter der Braut. Deshalb hatte der hannoversche Standesbeamte auf dem Formular zur
Bestellung des Aufgebots für die Eheschließung die kritische Frage notiert: „Verwandte?“
Einwände gegen die Eheschließung wurden jedoch nicht aktenkundig.
Beide Ehepartner und ihre Familien gehörten der jüdischen Gemeinde an. Am 19.06.1883
heirateten sie vor dem Standesbeamten in Hannover.
Alexander Danziger war nahezu 13 Jahre älter als seine 21jährige Braut. Das Paar konnte
1908 die Silberne Hochzeit feiern. 27 Jahre lang wohnte es mit der großen Familie in
Hannovers Zentrum in der Georgstraße Nr. 1, Ecke Münzstraße. Dann waren die Kinder
aus dem Haus: Ab 1910 verkleinerten Danzigers den Hausstand und richtete sich für ein
Leben mit weniger Arbeit ein. Sie hatten drei Kinder:
1884 Hedwig (verh. Lippmann)
1885 Elsa
1892 Therese (verh. Falke)
Witwe
Für Ida Danziger war der gemeinsame Lebensabend mit ihrem Mann kurz. Alexander
Danziger starb mit 67 Jahren (gest. 9.1.1917 in Hannover). Er wurde auf dem jüdischen
Friedhof „An der Strangriede“ begraben. [Grabstein, Abb.]
1933
Nach 1933 wurde die über 70jährige Witwe durch antisemitische Ausgrenzungen und
Entrechtungen des NS-Staates isoliert. Immerhin lebte eines ihrer Kinder mit seiner
Familie in der Nähe, Schopenhauerstr. 13 (von der zur Podbi 5 km durch die Eilenriede).
Adolf und Therese Falke, geb. Danziger
In Hannover lebte ihre Tochter Therese (* 1892), die mit Adolf Falke (1888 - 1958), dem
bekannten Architekten der Liststadt (1929-1931), verheiratet war. Falke erhielt
Berufsverbot seit 1937, da er nach den NS-Rassegesetzen mit Therese in unerwünschter
„Mischehe“ lebte.
Ida Danzigers Verfolgungschronik lässt sich aus der Einwohnermeldekarte (links)
nachzeichnen.
Sie muss den zusätzlichen Zwangsnamen „Sara“ annehmen.
Sie bekommt eine „Juden-Kennkarte“ (Stempel „J“).
Sie wird am „4.9.41“ in das „Judenhaus Wunstorferstr. 16A“ eingewiesen.
Sie wird am „1.1.42“ in das „Judenhaus Ellernstr. 16“ eingewiesen.
Sie wird am „23.7.42“ in das Ghetto „Theresienstadt abgeschoben“.
Ghetto Theresienstadt
Einwohnermeldekarte Ausschnitt,
Stadtarchiv Hannover
Am 23. Juli 1942 wurde die 80jährige Dame als Nr. 376 des Transports nach
Theresienstadt deportiert. Sie erhielt unter der Adresse Unterkunft L 120, Zimmer-Nr. 14
eine Behausung. Zweieinhalb Monate später erlag Ida Danziger im Ghetto Theresienstadt
am 9. Oktober 1942 den Strapazen und dem Mangel an allem im Ghetto. Der Arzt
diagnostizierte akutem Darmkatarrh als Todesursache.
Karljosef Kreter, 2012
Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Bildung und Qualifizierung
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